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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 2, 1899)
Mutterliebe. Erzählung von Heinrich Wellt. Längst war ttx flammende Schein des Abendroths am Himmel verblaßt. Die finsteren Schatten krochen zu den niederen Fenstern herein und nur die großen Augen einer schnurrenden stutze, die behaglich auf der breiten Ofendank neben einer strickenden alten Frau saß, leuchteten durch das Tunkel. Still war eZ in dem kleinen Zimmer. Die Uhr hob zum Schlagen aus und acht belle Töne durchzogen den finsteren Raum. .Acht Uhr! Nun ist eS Nacht. Nun wird er bald kommen. Wie ein Seufzer der Erleichterung entrang eS sich der Brust der alten Frau. Sie legte den Strickftrumpf beiseite, stand auf und zündete eine trüb bren nende, rauchige Oellampe an. Tann setzte sie sich wieder auf die Ofenbank. Weiter klapperten die Nadeln, der run zelige, von weißen Haaren umgebene Kopf sank auf die Brust herab. Zwei und ein halb Jahr! Herbst war eS. Sie faß auch auf der Ofen bank, auf derselben Stelle, und war tete. daß ihr Einziger, der dom Militär entlassen worden war. heimkehre. Doch er kam nicht. Die Nacht verging, eS wurde Tag und wieder Nacht er kam nicht. So verschwand Tag für Tag, eine Woche. Da kam der alte Briefträger an ihrem Häuschen vor über. Ein Brief, Mutterchen, vom Einzigen," rief er. Er kannte fchon tzdie steile, unbeholfene Handschrift. Dann war er weiter geeilt, und das Mütterchen" hatte die vererbte Horn drille mit den großen, runden Gläsern aufgesetzt, war ans Fenster in das volle Licht des TageS getreten und hatte mit zitternden Händen den Brief erbrochen. Was mag er schreiben? Dann las sie. ES ging langsam. Wort für Wort mußte sie mühsam buchstabiren. Und gerade heute. Die Buchstaben tanzten wie wirr auf dem weißen Papier umher, und die Augen wurden ihr feucht und lachten die Brillengläser blind. Kommt er? Nein, er kommt nicht! Die alte Frau saß auf der Ofen bank. hielt den Brief krampfhaft fest in den gefalteten Händen und die Thränen rollten über die runzeligen Wangen, fielen auf daS zerknitterte Pa Pier hinab. Nein, er kommt nicht! O, er wird wohl überhaupt nicht mehr kommen! , In einer dumpfen, dunklen Zelle sitzt er. Schwere, klirrende Ketten schmieden ihn an die Wand. Ein Mörder! Ein Todtschläger! Einen Menschen hat er erschlagen im Raufhandel nun kann er nicht kommen. Nein, er kann nicht heim. Zwei und ein halbe Jahr Zuchthaus! Die alte Frau faß stumm da. Kein Wort der Klage kam über ihre Lippen, keine Thräne kam in ihre Augen. Und plötz lich erhob sie sich, fetzte eine freundliche Miene auf, zwang ein Lächeln um die Melken Lippen und ging zu ihrer Ver wandtfchaft. Dort erzählte sie. erst stockend, dann geläufig, daß ihr Jano, ihr Einziger, nicht heimkomme, sondern daß er als Matrose auf ein Kriegsschiff gegangen sei und eine Reise um die Welt mache. Die Verwandtschaft hörte ganz erstaunt zu, lobte dann den muthigen Jungen und glaubte es. Die alte Frau hatte gemeint sie würde ersticken müssen an dieser Lüge deS Lebens. Eine Sorge quälte sie. Ihr Jano muß doch sauber gekleidet wiederkom men, muß doch auch etwas Geld mit bringen von der großen Reise in dieser langen Zeit. Und so fing sie an zu spa ren, legte Groschen zu Groschen! Dann strickte sie für ein großes Geschäft drin nen in der Stadt die halbe Nacht durch. Doch das durfte kein Mensch im Dorfe wissen, am wenigsten Katha. seine Braut. Dabei ging die Zeit dahin. Zwei und ein halbes Jahr! Nun muß er wiederkommen. Heute! Die alte Frau erhob sich, ging nach dem Schrank und entnahm ihm ein Pack warmer, wollener Strümpfe, eine gestrickte Jacke, ein Paar neue Stiefel und ein seidenes Halstüchlein. Das hatte sie alles zusammengespart. Nun breitete sie die Sachen auf dem weiß- gescheuerten Tische auö. Dann trat sie ans Bett und holte unser dem Kopf kissen einen kleinen, grobleinenen Beutel hervor. Es klimperte hell darinnen. Die Alte lächelte glückselig. Dreißig blanke Thaler! Ja, es hatte sich ge mehrt mit der Zeit. Groschen zu Gro schen! Nun stellte sie noch Brot. Schin ken. Wurst und Butter auf den Tisch und übersah noch einmal Alles mit liebevollem Blick. Wieder setzte sie sich auf die Ofen bank, doch strickte sie nicht, sie lauschte. Kam da nicht ein bekannter Schritt von fern her? Sie war aufgesprungen, doch wie gebannt blieb sie stehen, sah zit ternd und zagend nach der Thür. Jetzt öffnete diese sich leise, eine hohe, kräftige Gestalt schob sich herein und zwei dunkle Augen blickten sie auö einem bleichen Gesicht scheu, fragend an. Aber da breitete sie schon die Arme auS. Jano!" klang eS zitternd von den welken Lip Hen. und er lag an ihrer Brust und hielt sie fest umschlungen. Er war heimgekehrt, ihr Jano, ihr Zinziger! Ja er war wieder daheim, und er blieb auch daheim. DaS drohende Ge fpenft der Zuchthausstrafe lag dank der Du Jahrgang 20. Mutterliebe hinter ihm. Die Leute im Dorfe grüßten ihn freundlich, gaben ihm die Hand und freuten sich, daß er wieder da war. Dann fing er an zu arbeiten, im Hof, im Feld, auf der Wiese; Tag für Tag und unermüdlich. Nach Feierabend, wenn die herein brechende Dunkelheit der Arbeit Halt gebot, kam seine Katha, und sie saßen dann alle Drei hinten im Garten und plauderten von der Zukunft. So wurde :S allmählich ruhig in Jano's Brust, und er ward wie früher. . . . Auf einem schmalen Rain, der zwi schen Wirthschaftsgebüuden und Gürten hinführte, kam Jano daher. Doch jetzt stutzte er plötzlich. Ihm entgegen kam ein gebeugt und langsam dahinschlei chender Mann. Er ging barfuß, trug zerriffene leinene Hosen und eine wol lene, oft geflickte und schmierige Jacke. Auch der Bummler stutzte, als er Jano erblickte. Er legte die Hand, um besser sehen zu können, über die Augen, ließ einen pfeifenden Ton hören und war mit wenigen Schritten neben Jano. Ei, sieh' da," stieß er mit heiserer Stimme hervor, sein Gesicht zu einem widerlichen Grinsen verziehend, .ist daS nicht mein Kollege auS Nummero 7?" Jano erbleichte, trat einen Schritt zurück und sah den Stromer entsetzt an. Doch der fuhr ruhig fort, einen stechen den Blick auf Jano werfend: Na, Du kennst mich wohl nicht mehr? Will Deinem Gedächtniß zu Hilfe kommen. Der lange Jakob bin ich, alter Stubengenoffe und Haus freund." Und was willst Du hier? stotterte Jano vermint. , Wieder lachte der Bettler rauh und kichernd vor sich hin. Was soll ich hier wollen? Betteln will ich, weiter nichts." Jano fuhr in die Tasche, holte einen Thaler hervor und sagte haftig: Da, nimm, aber bitte, geh' fort ! Bettele hier im Dorfe nicht. Laß Dich gar nicht hier sehen. Sage auch Nie mand, daß Du mich kennst." Der Zuchthäusler hatte das Geldstück schnell ergriffen: nun meinte er lauernd: Du schämst Dich wohl meiner?" Jano schüttelte mit dem Kopfe, sah sich scheu um und flüsterte ihm dann bebend in'S Ohr. Nein, nein, aber die Leute hier im Dorfe wiffen eS nicht, daß daß ich im Zuchthause war, und sie sollen eS auch nicht wiffen. Ich bin wieder ordentlich geworden." Wieder ordentlich geworden." Der Bettler nickte ganz ernsthaft mit dem Kopfe. Na. ich verrathe nichts, Jano. I, wo werd' ich denn! Du warst ja immer ein guter Kerl zu mir. Habe nur keine Angst." Wieder lachte er so laut und höhnisch auf; dann nickte er Jano grinsend zu und schleppte sich langsam weiter. Erleichtert athmete Jano auf und ging mit hastigen Schritten seinem Häuschen zu. Doch kaum hatte er sich entfernt, da tauchte hinter einem dichten Gebüsch im benachbarten Garten ein junger Bauer auf, schwang sich mit Leichtigkeit über den niederen Zaun und lief mit schnei len Schritten nach jener Gegend, wo der Bettler verschwunden war. Der alte Zuchthäusler hatte wirklich die feste Absicht, daö Dorf zu verlassen, doch als er nun auf der Straße dahin schritt und am Wirthshaus vorüber kam, blieb er plötzlich wie unschlüssig stehen. Dann schüttelte er mit dem Kopfe und ging zögernd weiter. Nun blieb er wieder stehen, wandte sich um und kam langsam zurück, indem er vor sich hinbrummte: Na. ein kleines Schnüpschen werde ich schon trinken können, ich brauche ja deshalb immer noch nichts zu sagen' Nun saß er drinnen in der niedrigen Gaststube in einer dämmernden Ecke und hatte schon daS dritte Glas Schnaps vor sich stehen. Ei, aber das fchmekte! Herr Wirth, noch einen Schnaps." Eilfertig kam der Wirth gesprungen, griff nach dem Thaler, den der Gast vor sich gelegt, und holte dann Schnaps und kleines Geld. In demselben Au genblick kam noch ein Gast zur Thür herein. Es war der junge Bauernsohn. Als er den Bummler in der Ecke er blickte, trat er auf ihn zu, schlug ihm mit der Hand auf die Schulter und rief: Na. wohl Verwandtschaft mit dem Jano?" ' Der Bettler sah verdutzt auf und brummte, indem er den schon schweren Kopf hin und herwiegte. Nicht daß ich wüßte. Hi, hi, Ver wandtfchaft!" Er kicherte vor sich hin, ergriff daS volle GlaS und trank eS in einem Zuge leer. Der junge Bauer winkte dem Wirth, und dann fuhr er gelassen fort: Na, denn nicht. Aber trinkt nur; ich zahl'S, und da" er hielt ihm zwei SiTi "tKtrtrtr iTr sr ulr d' v 4t(t ItltiJ- WJ- U-A -jl Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. blanke Thaler hin die sollen Euch gehören, wenn Ihr mir sagt. waS Ihr vom Jano wißt." Der Trunkenbold schüttelte ver neinend mit dem Kopf, griff aber doch schon wieder nach dem gefüllten GlaS. I. wo werd' ich denn, wo werd' ich denn!" kicherte er vor sich hin. .Werd' ich den Jano verrathen! So'n guten Kerl! Ne, ne, thue ich nicht. Habe auch noch Ehre im Leibe." Der Bauer zuckte verächtlich mit den Schultern, holte noch einen Thaler vor und schob sie dann alle drei dem Zucht Häusler dicht zu. Da, die sind Dein, und nun sage mir schnell, was Du weißt; ich habe keine Zeit." Der Trunkene stierte mit blöden Augen darauf nieder. Drei Thaler," murmelte er, drei Thaler! Ich habe mein Wort gegeben aber drei Thaler!" Mlt hastigem Griff hatte er die Geldstücke gefaßt und stieß hervor: Gerauft hat er, der Jano, semen Gegner zu Boden geschla gen hat er, und da hat er eben ein paar Monate im Zuchthause fitzen müffen Weiter ist's nichts, nein, weiter nichts Und er brummte noch etwas Unver stündliches vor sich hin, doch der junge Bauer hatte längst die Gaststube ver lassen. Draußen auf der Straße stand er. ballte die Fäuste zusammen und zischte zwischen den Zähnen hindurch: Endlich, Jano, endlich: nun wird die Katha mein!" Abend war es geworden. Fern im Westen neigte sich die Sonne dem Hori zont zu und ging in einem Flammen meer unter. Auf einem grasigen Feldrain, der hinter Scheunen und Gärten hinführte, schritt Jano. Er sah recht schmuck und sauber auö. Und dort drüben auf ei ner hölzernen Bank unter den Bäumen faß ja auch sie, die ersuchte. Sie drehte ihm den Rücken zu. Als er nun hinter ihr stand, sie anrief, wandte sie sich er schrecken um, und Jano blickte erstaunt in ein bleiches und verweintes Gesicht. Katha!" Er beugte sich zu ihr hinab und ergriff ihre Hände. Du haft ge weint? Warum? WaS ist passirt ?" Da zog sie die Hände vom Gesicht fort, sah ihn fest an, und wenn auch stotternd, so doch ohne Zagen kam eS über ihre Lippen: Jano. bei unserer Liebe beschwöre ich Dich, sage mir die Wahrheit: ist eS wahr, daß Du keine Reife um die Welt gemacht, sondern im Zuchthaus ge fessen hast ?" Da senkte er den Kopf, und ton los. kaum hörbar, klang es zu ihr hin über: Ja. Sie erwiderte nichts. Stumm wandte sie sich ab. zog den kleinen, schmalen Goldreif vom Finger, legte ihn auf die Bank und schritt dann lang sam dem Hause zu. Katha!" Weh zu Herzen dringend klang es ihr nach, doch sie verschwand nun im Dunkel des Hausflurs. Nacht ist es geworden. Silberne Sterne funkeln am Himmel; im Korn felde zirpt ein Heimchen; drüben auf der sumpfigen Wiese lärmen die Frösche. Nun ein gellender Schrei! Aus weiter Ferne dringt er herüber. Irgend ein Thier ? Im dämmernden Schein des begin nenden Morgens bewegt sich ein kleiner Zug die Dorfstraße entlang. Zwei Männer tragen eine mit einer Decke verhüllten Bahre, und hinterher gehen der alte Dorfmüller und der Orts richter. Ja, so ist es gewesen, Gevatter," schloß eben der Dorfmüller eine längere Rede. Als die Leute mich riefen und ich hinzukam, da hatten sie den Jano bereits oberhalb des Wehres herausgezogen. Wie er in den Fluß hineingekommen ist. daS weiß ich auch nicht." Ja. die arme alte Frau!" meinte auch der Ortsrichter. Eben ging draußen die Sonne auf. färbte den Himmel feurig, und der rothe Wiederschein huschte über den weißgcschcuerten Pisch. auf dem eine aufgeschlagene Bibel lag, und huschte über die alte Frau, die mit gefalteten Händen auf einem Stuhl saß. Der weißhaarige Kopf war leicht nach vorn geneigt, das Gesicht bleich, ein fried liches, stilles Lächeln spielte um die weißen Lippen, und die weitaufge rissenen Aug:n blickten gläsern und starr. Nur einen Blick warfen die beiden Männer auf die wie im Schlafe dasitzende Frau; dann zogen sie ihre Mützen, fal teten die Hände und murmelten ein Vaterunser für die Todte. Ja. Gott hatte ihr daS Schwerste er spart und sie zu sich genommen. Line wette. Humoreskk von O. Wittich. Nun, mein Herr Hauptmann." schmunzelte der joviale Forstmeister v. St.. .sind sich Euer Gnaden schlüssig geworden?" Ein leises Kichern der Tafelrunde folgte diesen Worten, endlich knurrte St.: .Man noch 'mal her mit den bei den Schüsseln!" Geschäftig prüsentirte ein Diener die gewünschten zwei Bra tenteller. auf jedem lagen Stücke eines gewissen Etwas. daS einem Rehrücken auffallend ähnlich sah. St. spülte sich zunächst mit einem GlaS herben Mosel jeglichen Nachge schmack hinunter, dann entnahm er dem ersten Taklet eine Scheibe. Sorgfül tig wird diese gekostet. Hm, hm! 's ist doch eine ganz verwünschte Ge schichte welches war da eigentlich der Schöp enrücken'.?" Die Heiterkeit an der Tafel steigerte sich immer mehr. St. galt nicht nur für den angenehmsten Schwerenöther, sondern auch für den gewiegtesten Gourmand deS xkn Jägerbatallions, für den letzteren wollte er jedenfalls ge halten werden, und an der Unfehlbar keit seiner Zunge zweifeln, hieß ihm eine tödtllche Beleldlgung zufügen Und heute? Na, Capitano, welches ist nun eigentlich Rehrücken, heraus endlich einmal mit der Sprache!" rief da schon wiederum der entsetzliche Grünrock. Nochmals kostete St., zu fatal, und dabei stehen zwei Körbe Sect auf dem Spiel! An den Knöpfen abzählen!" rieth bereits ein naseweiser Leutnant, da raffte sich der in die Enge getriebene Gourmand gewaltsam auf. Zum drit ten Male wird ein Glas Mosel hinun tergestürzt, dann erklangen die inhalts schweren Worte: Der Rehbraten liegt auf der grünen Schüssel !" Sofort fuhren sämmtliche Gabeln nach gewissen Bratenstückchen und gleich darauf lief ein beifälliges Gemurmel die Tafel entlang. Dieser St. war doch auch ein zu gewiegter Feinschmecker, natürlich die grüne Schüssel enthielt Reh, wie hatte das nur so lange zwei felhaft scheinen können. Doch da rief auch schon der Forst meister: Verloren, Capitänchen, die beiden Körbe sind perdu", das Wildpret liegt auf der blauen Schüs sel !" Wiederum ein allgemeines Kosten. War man noch soeben seiner Sache un bedingt sicher gewesen, so wurde man jetzt abermals schwankend, und das zwar um so mehr, als der Hausherr zu erläutern begann: Aber meine verehrtesten Herrschaf ten. bitte nehmen Sie doch mal unmit telbar hinter einander zwei ganz kleine Bissen von den beiden Schüsseln und zerdrücken Sie dieselben nur mit der Zunge, dann wird Ihnen der Wildqe schmack bei dem Stückchen von der blauen Schüssel schon kommen!" Man folgte diesem Rath und Recht hat er!" hieß es gleich darauf. Nur St. schwieg ingrimmig, während der Forstmeister fortfuhr: ..Ja, wie gesagt, schwer ist es aller dings, einen Rehrücken von einem ge schickt zubereiteten Schöpsenrücken zu unterscheiden, dazu gehört eben eine so alte Jägerzunge, wie die meine, unser charmanter St. ist zwar gar kein so übler Schütze und Durchschnittsgour mand. aber das genügt hier bei weitem nicht r na dafür zahlt eben Capitän chen seine beiden Körbe!" Nein, so rasch zahlt er die nicht, erst einmal Beweise!" rief jener. Beweise?" schallte es zurück, nun, ich dächte, wenn ich sage, auf der grünen Schüssel ist Schöps, auf der blauen Reh. so genügt das wohl hoffentlich!" Nur nicht beleidigt sich fühlen, Forstmeisterchen, Ihr Wort in Ehren, aber ich dächte, schaden kann es auf keinen Fall, wenn wir zuvörderst ein mal Ihre Küchenfee, die Trine, ver hören, kann die sich nicht in der Schüssel geirrt haben?" Ja. die Trine muß unbedingt ver nommen werden!" echote der Chorus. Dem Forstmeister blieb nichts anderes übrig als ein verdrießliches na, dann meinetwegen" zu brummen. Mamsell Trine kam. .Trine," nahm ihr Herr das Wort, lag auf der grünen Schüssel nicht Schöpscnrücken?" Gewiß, Herr Forstmeister." Können Sie das auch guten Gewif sens beschwören, liebes Kind?" warf der skeptisch veranlagte St. ein. Gewiß. Herr Hauptmann, das kann ich ruhig beschwören." Sie können also eidlich erhärten." examinirte jener weiter, die grüne Schüssel enthielt Schöps, die blaue aber Reh?" No. 24. Tünchen zupfte verlegen an ihrer blitzsauberen Schürze. Nanu, Trine," donnerte ärgerlich werdend der Forstmeister, .was soll denn das heißen, warum wollen Sie nicht beschwören, daß auf der grünen Schüssel Schöps lag?" DaS will ich ja ganz gerne." klang eS weinerlich zurück, .aber " .Aber!" St. rief dies mit lauter Eommandofllmme. .Aber der Herr Hauptmann will ja. daß ich auch beeidigen soll, auf der blauen Schüssel habe Rehrücken ge legen." Na, und warum wollen Sie denn das nicht thun, daran ist doch nichts Unrechtes r redete der Hausherr be gütigend zu. Trine war roth wie ein gekochter rebS geworden und als nun der Forst meister sie anschrie: Na, wirdS bald?' da war eS mit der Aermsten Fassung vorbei, ein lautes Schluchzen blieb ihr alS einzige Antwort. Alles blickte sich verwundert an, hier war entschieden irgend etwas Nicht in Ordnung und merklich unsicher forschte v. S.: Aber Trine, so beruhigen Sie sich doch, eS thut Ihnen ja keiner von uns etwas zu Leide, frisch heraus damit. waS Sie auf dem Herzen haben!" Ach, Herr Forstmeister." ging eS da stotternd .feien Sie mir nicht böse, aber daS Diner war einmal angesagt, der Rehrücken aber schon zu haut gout" geworden und in der kurzen Zeit kein frischer zu beschaffen und da aber Sie dürfen mir nicht böse deshalb sein wußte ich mir keinen anderen AuS weg als zwei Schöpscnrücken herzu richten." Zwei Schöpsenrllcken!" klang es enttäuscht von allen Seiten aber da bleibt ja die schöne Sectwette unent schieden!" Nein, daS bleibt sie nicht" nahm da aber Major W. das Wort St. hatte gewettet, er könne bestimmt ange ben. was Schöps und waS Reh fei nun diese Wette hat er doch ja wohl ganz entschieden verloren, denn er sprach den Inhalt der grünen Schüssel für Reb an. Der Herr Hauptmann stiftet also die bewußten zwei Körbe. Da nun aber unser liebwerther Freund und Gastgeber sich gleichfalls trotz seiner be rühmten Jäaenunae bttüalick des 5n- halts der blauen Schüssel irrte, stelle ich seiner allbekannten Generosität anheim, das hierfür füllige Reugeld selber zu bestimmen!" Und so geschah eS denn auch. Mit einem Frühstück gelegentlich der nächsten Treibjagd quittirte der Forstmeister leinen eigenartigen Reinfall. Humboldt als Mordbrenner. Vor 70 ?iabren. im "lahre 1829 reiste Alexander v. Humboldt durch s?lvlrlen, verieyen mit besonderen Ge leitsbriefen von den böcbsten Peters burger Regierungsgewalten, was aber nickt binderte, dak er von hprfrtiehnin übereifrigen russischen Beamten mit ciVirauen oelracylel wurde. So kam er auch in die Stadt Jschin im Eou vernement Tobolsk. um dort nstrnnn. mische Beobachtungen anzustellen. Hier erschien er dem damaligen Polizeimei fter und Oberhaupt der Stadt so der dächtia. daß derselbe seinem (T.&et d?m Generalgouverneur von Sibirien, eiligst svigenoen ien,amen Bericht einsandte: Vor einigen Tagen ist ein Deutscher hier eingetroffen Namens Humboldt, schmächtick. nicht arok von Mucks, wn Ansehen unbedeutend, aber dabei sehr wichtigthuend und mit einem Brief von Eurer hoben Ercellen, verseilen in wa chem Sie mir vorschreiben, gegen ihn mlcv yvsUch zu verhauen. Ich bin ihm auch mit gebührender Achtung entgegen gekommen. MUß iedock berncrfpn nh mir feine Persönlichkeit verdächtig und sehr gefährlich erscheint. Er .hat mir von vornherein mißfallen. Er spricht zu viel und mißachtet meine Kgftsrpnk. schaft. wobei er. die höchsten offiziellen On F "j ! üf ' l t . . - . u Per,onucyreiien ver istaot seiner Auf merksamkeit nicht würdigend, mit Po len und anderen volitiscken NerKrck?rn die hier unter meiner Aufsicht sich be- nnoen, ,n unleryaltungen sich einläßt. Ich erlaube mir Eurer boben ßrcettem zu vermelden, daß dergleichen Unterhal tungen mit den politischen Verbrechern meiner Aufmerksamkeit nicht entgehen, namentlich seit er nach langen Ver Handlungen mit ihnen Nachts in ihrer Begleitung nach einem die Stadt be yerriqenoen yugel gegangen ist. Dort haben sie einen Kasten hinaufgeschleppt, und aus diesem holten sie ein nR. ment hervor, das die Form eines lan gen loyres yane. Nachdem sie dieses Rohr auf drei Füßen befestigt, richtete er eS direkt auf die Stadt, und einer nach oem andern trat heran und fah ob es gut gerichtet fei. Hierin eine große Gefahr für die Stadt erblickend, da sie ganz aus Hol, ist. habe ich einen aus einem Untersahnrich und sechs Mann bestehenden Wachtposten mit ge ladenem Gewehr nach dem Hügel ge schickt, um den Teutschen nicht auS dem Auge zu lassen und alles. waS er thut, zu beobachten. Eurer Excellenz dies mit besonderem Eourier vermeldend, erbitte ich weitere Verhaltungsmaßre geln und benutze die Gelegenheit. Sie meiner Bereitwilligkeit, meines Gehör famS und meiner Ergebenheit gegen Zar und Vaterland als ehrlicher rufst scher, schon über 20 Jahre im Dienst befindlicher Offizier tu versickern " Dieser charakteristische Brief blieb na tUrllch unbeantwortet, und der ver dächtige gefahrliche Humboldt zündete auch mit feinem Teleskop die Stadt nicht an. eine Wiener Dtebskomsdie. Zwei Wiener Wachleute erzählten dieser Tage als Zeugen vor dem Er kenntniß Gericht folgendes Erlebniß: In der Nacht vom 15. auf den 16. August, gegen 2 Uhr. kamen sie auf ih rem Patrouillengang zum Gasthaus des Johann Putz in der Friedrich Kaiser Straße und bemerkten, daß dies Lokal finster, die Thür jedoch nicht ganz ge schlössen fei. Sie öffneten sie und nah men einen großen Mann wahr, der ih nen zurief: .WaS woll'n S' denn?" Auf die Frage: .WaS machen denn Sie d?" antwortete der Mann: I bin ja der Hausknecht!" Da erscholl auS dem Innern deS finstern Raumes daS Ge räusch zerbrechenden GlafeS und die Wachleute bemerkten jetzt einen zweiten Mann, der sich bemühte, ein Fenster aufzustoßen. Auf die Frage: .WaS machen denn Sie?" erwiderte der Zweite: .I bin der Wirth!" Die Wachleute verlangten, daß Licht ge macht werde. Da rief der Wirth: Geh' her, Franz, mach Licht!" Der Franz stieg auf einen Stuhl und machte sich mit dem Lufter zu schaffen, ohne jedoch anzuzünden. Der Wirth wurde wüthend und versetzte dem Hausknecht eine Ohrfeige. Dieser weinte vor Zorn und schrie: DaS laff' i mir net g'fall'n! Ich mach' ka Licht und geh' heut' noch fort!" Damit näherte er sich der Thüre. Der Wirth wollte ihn beim Ohr neh men und schrie: Wirst hergeh'n und Licht machen!" Der Hausknecht weigerte sich und immer streitend waren Wirth und Hausknecht auf die Straße gelangt. Plötzlich begannen sie Beide zu laufen und jetzt erst stieg in den Wachleuten der Verdacht auf, daß eS da nicht mit rechten Dingen zugegangen fei. Sie fetzten den Männern nach und es ge lang auch, einen der Flüchtigen feftzu nehmen, der andere entkam. Der zweite Wachmann kehrte zu dem offenen Raum zurück und fand hier wieder einen Mann. Er faßte ihn sofort am Ära gen; daS war aber der wirkliche Wirth, Herr Putz, der geholt worden war, und nun feststellte, daß ein Ein bruch in fein Lokal ftattgefundeu habe. Gestohlen wurden ihm 5 Kilo Schweine fleisch, eine Torte, ein Hase und vier Gulden Kleingeld. Die beiden Männer aber, die Wirth und Hausknecht gespielt hatten, waren die Einbrecher. Neulich standen sie vor Gericht und wurden für ihren Scherz entsprechend bestraft. , in ergötzliches Stückchen passirte jüngst in Mühlhausen im Elsaß. Ein Stromer, Namens Frank, von Ulm, drang in das Haus des Schreiners Kunz dort ein, stahl verschiedene Kleidungs stücke und machte sich auf dem Heuboden ein Lager, das er nach Einbruch des Dunkelheit mit seinem Raub zu verlas sen gedachte. Doch der Mensch denkt, Gott lenkt. Kunz kam um 6 Uhr vom Felde heim, mußte noch Kurzes" für seine Kühe haben, stieg daher auf den Heuboden und traf bort den Eindring ling. Kurz besonnen stieg er wieder herab, verriegelte von außen alle Thü ren und rief die Nachbarn zu Hilfe. Zum Glück kam auch der Landjäger noch dazu und eingedenk des Sprich Wortes: Viele Hunde sind des Hasen Tod", schickte sich der Dieb in das Un vermeidliche. Im Triumph wurde er auf's RathhauS geführt, wo man bei seiner Durchsuchung außer den geftohle nen Kleidern eine Menge werthvoller Gegenstände (Uhren. Ringe. Reißzeug, Messer u. s. w.) vorfand welche sämmtlich notirt und schön zusammen gepackt wurden. Der Dieb kam in'S Loch, und der Herr Schultheiß ver faßte noch am gleichen Abend ein ein gehendes Potokoll über die Art der Fest nähme des gefährlichen Einbrechers usw. Doch dieser verstand sich nicht bloß auf'S Ein fondern auch auf'S Ans brechen: denn als der Herr Schultheiß am an dem Morgen auf's Rathhaus kam, war das Fenster offen und auf seinem Pulte lag ein Zettel folgenden Inhalts: &evr ichiccht genel mir s im Arrest. D'rum flog der Vogel auö dem Nest. Ade!" Der Dieb war im Arrest aus und im Schultheißenzimmer eingedro chen und hatte dort die ihm a b g e nommenen Gegenstände wieder mitgenommen, ohne Andeutungen über sein Reiseziel zu hinterlassen. vor der Schaubude. Hier ist zu sehen der allerarökte Mensch der Welt! Allerletzte Vorfiel lung heute! (DaS Publikum schickt sich an hineinzugehen.) Schusterjunge: lnoer. ,eld voch nicht so dämlich und bezahlt det Entree: um bne iebt ia der Riese nach Hause, da könnt Ihn' ja alle jratiS bekieken!"