LL Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht, sie liebt ihn. Fritz Reuter, dkr humoriftisch. plattdeutsche Tichter. vkrdrachte dir letzte .'Zeit seiner Hause als Staats gefangener auf der kleinen mecklen burgischen Festung Tömitz. Auf per sönliche Verwenduna, seines Landes Herrn, des ttroßhcrzogs Paul Friedrich, beim König Friedrich Wilhelm III. gestaltete sich feine Lage daselbst sehr erträglich. (Sr führte ein fast idyllisches Leben. Namentlich in der Familie des FkstuiigSlommandantcn, Oberftleut nants Karl von Bülow (1707 1850). fühlte er sich von Anfang an heimisch und gestand selbst: Ick hadd dat so gaud as Kind in den ftus." Bei dem Oberstleutnant v. Bülow, einem schon bejahrten, schneeweißen, etwas schwer hörigen Herrn, der voller Eigenheiten war. hatte er bald einen Stein im Brett durch sein Schachspiel; er lieh ihn mei flenS gewinnen. Auch sein dichterisches und zeichnerisches Talent sand bei dem Bülow'schen Ehepaar besondere Auf munterung. Die langen Winterabende verkürzte und verschönte der damals 2ijährige junge Mann durch Porlesen und Tetlamiren. worin er Meister war. Im Sommer fehlt es in der reizvollen Gegend nicht an den verschiedensten Be lustigungen. Fritz Reuter hätte es auch während seines sünf Vierteljahre dauernden Aufenthaltes in Tömitz im mcr recht gut gehabt, Hütte ihm nicht sein Herz einen thörichten Streich ge ., spielt. Er hatte nämlich, wie im Leipziger Tageblatt" erzählt wird, zu der dritten der fünf Töchter des Kom Mandanten eine schwärmerische Neigung gefaßt. Es war dies die siebzehnjährige Frieda (18221894). ein sanftes, stil les Mädchen mit großen, kornblumen blauen Augen, dem wegen ihrer selte nen Anmuth alle Herzen zuflogen. Des Gefangenen stille Leidenschaft zu Frieda wuchs von Tag zu Zag, und die Ge legenheit, oft mit ihr zusammenzukom mcn, bot sich bald. Ta die Geliebte und ihr einziger Bruder August Talent zum Zeichnen verriethen, bat Reuter um die Erlaubniß, ihnen Unterricht er theilen zu dürfen. Er erhielt sie. Einst schickte er nun den Bruder weg, damit er draußen etwas fkizzire. Mit der An gebeteten allein, erklärte er ihr knieend feine Gefühle, als unerwartet der Oberstleutnant ins Zimmer trat. Nach einer heftigen Scene und Auseinander setzung mußte der Unglückliche zur Wache und durfte sich nicht mehr in dem Bülow'schen Hause blicken lassen. Wochen vergingen, bis er der Frau Oberstleutnant auf dem Wall begeg iicte und sie um gütige Vermittlung anflehte. Eines Abends war das Schloß mit Rauch erfüllt. Aber nie mand konnte das Feuer finden. Ta stürmte Reuter hervor, schnüffelte schnell umher und hieß mehrere hinzu geeilte Leute den Pfeifenschrank des Herrn Kommandanten fortrücken. Ter alte Herr wollte von dem Eingriff Nichts wissen. Jedoch mit Energie schob Reuter selbst den Schrank von der Wand, und er hatte sich nicht geirrt, denn gerade an der Stelle schlug das schmälende Feuer jetzt in hellen Flam men aus dem Fußboden hervor. Der Herd des Feuers war entdeckt und es konnte schnell gelöscht werden, Ter Groll des Gestrengen wich einer ver söhnlichen Stimmung, die Fürsprache seiner Gemahlin that das Ihre. Na. höre Sie mal, Herr Reuter! Sie sind unser Retter," wandte sich der Oberst leutnant in seiner originellen Weise zu ihm, dafür danke ich Ihnen; aber nu will ich Ihnen noch was sagen, Sie sind nicht der Ritter meiner Töchter, denn dafür danke ich auch. Nu ja, will das vergeffen; aber nun schreiben Sie man mal das ein bißchen auf. was ich Ihnen nun diktire: Ich, Endesunterzeichneter, erkläre hiermit, daß die Töchter des Herrn Kommandanten, Oberstleutnant v. Bülow, mir von jetzt an Alle gleich gültig sind. Friedrich Reuter, stud. jur., Staatsgefangener auf der Festung - Tömitz." Was? Ja wohl, ich glaube, das ist gut so. Nun gehen Sie man wieder hinüber, und dann kommen Sie man . heute Abend wieder her zu 'ner Partie Schach!" Von jenem Augenblicke ab ließ Fritz Reuter die zarteste Rücksicht gegen die Familie v. Bülow walten und sprach nicht wieder persönlich zu Fräulein Frieda von Minne und Liede, wohl aber gab er seinen unveränderten Empfindungen für sie in Gedichten Ausdruck, die er seiner Auserkorenen durch ihren Bruder zusandte. Wenn August der Schwester die süßen Billets und Lieder von Reuter überbrachte, zerriß Frieda sie stets vor seinen Augen mit den Worten: Sage dies Herrn Reuter! Ich darf dergleichen nicht an nehmen. Tu weißt, Vater's Augen sind überall." steckte aber die Fetzen in die Tasche und klebte sie o uner forschliche Liebe auf ihrein Zimmer unter tausend Mühen heimlich wieder zusammen. Fritz Reuter und Frida v. Bülow. der er so tief in die schönen Augen geschaut, und einen Himmel dann erblickte, fanden sich nicht sür's Leben. Aber deS Anbeters Poesie hat Frieda, die unvermählt blieb, im stillen Schranke sorgsam gehütet. Noch nach des Sängers Tode holte sie die vergilb ten Papiere wieder hervor und las sie mit wehmüthig.süßer Erinnerung. Nachdem Reuter die Freiheit , wieder erlangt und Tömitz verlaffen hatte, schrieb er noch einigemal an die Familie v. Bülow. Später, als der Tichter schon längst mit Lulle, geb. Kuntze. in glücklichster Ehe lebte, hat er von Eisenach aus die Bülow'schen Schwe stern mehrmals in Schwerin besucht. aber seltsamerweise gerade Frieda, seine blaue Blume , hat er nie wieder ae, sehen. Sie war. so oft er in Schwerin weilte, verreift. Tas letztem! schweifte Reuter'S Blick fortwährend sehnsüchtig umher, dann spate er, ihr Eintreten er wartend, nach der Thür, endlich fragte er fast wehmüthig: Kommt Fräulein Frieda denn gar nicht?" Frieda kam nicht, und wenn Reuter geschrieben hatte und ihre jüngste Schwester Anna ihr sagte: Frieda, dein alter Verehrer bittet um deinen Besuch." zeigte sie sich erzürnt. Aber wieder seltsam, schließ lich ist sie die einzige der fünf Schwe stern gewesen, die ihn doch aufsuchte ganz allein, an seiner Gruft auf dem Friedhof zu Eisenach. Tort hat sie ei nen Kranz niedergelegt als einzige und letzte Liebesgabe au? ihrer Hand, die er einft so leidenschaftlich geliebt. llnser fjans. Sine Ihierftubie von John Ritsch, ESq. Jhst Neu York. Aktober de neinte ds. Mts ttaatSzeitungs'Nuhspaper, Neu U. S. äkroß die Britsch. York Mister Editer! vor desmal wär die Angst Uwwer ftanne. Ich hen de narrowste Esküp vun meim Lewe gehatt, unnerererAttäckvun der Alti ihrer Mud znani wssern ze müsse. Sie Hot ab loiui nimmer m Jhst Neu York bleiwe wolle, trotzdem mer da alle modern Im pruvments un espe schelli beim Tschalli all the comsorts of a Home so nah beisamme Hot. Awwer nrnne Se. was die Alti vun der Muv- Kränk gekjurt Hot? E schwarzer Kater coer, wann mer s genauer nemme will, so war es eigentlich Superstischen, was mich gesaft Hot. Zur Genesung! Ich muß nämlich in Elinsort niese. Es is an alle mög liche Plütz im Haus gemahlener Pfef fer gestreut, weil der Kater dadorch zur Reinlichkeit erzöge wern soll. Es Hot awwer bis ,etz noch nix geholfe. Am mer oes yoi ni? mir der Aailroad ze thun. Ich hen Ihn? ia verzähle wolle. wie daß der Kater in's Haus gekimme ls. Tie Alt, Hot en nämlich geftohle. Der schwarze Kater is nebe ihr uff der Gaß yergeloffe. Wann er ,hr n Weg gekreuzt hatt, da hätt es Unglück be deut'. Tie Alti Hot sich also gebückt. yoi oe cyivarze warer ungeyove, un unner ihr m Käp heimaeschleppt. Da dorch Hot se net nor Unglück verhüt', fonnern deirekt Glück in s Haus ge bracht, dann, wann e schwarzer Kater in's Haus kimmt, des bedeut' Glück fegt mei Alti. Mer hen unser neue Aequisischen den Namen Hans" ge geben zu Ehren vun eme verstorbene Onkel vun der Alti. Es sein jetz schun verschiedene Woche, daß der Hans in's Haus gekimme is. Die Alti Hot zwar ihr MÜv-Eidie uff gegewwe, weil als e Mütter of Fakt, Katze sich net an e neues Haus gewöhne, sonnern gewöhnlich im alte Haus bleiwe. Un die Alti gebt de Hans nimmer her, dann sie stickt derzu, daß er Glück bringt. Ter Hans nimmt inzwische an Kör perfülle vun Tag ze Tag ganz munner bar zu, leider awwer net an Weisheit un Tugend. Wann Ich so viel Ms chicf anstelle thät, Mister Editer, wie der Hans, da thät Ich nix wie Hail Columbia vun der Alti kütsche. awwer dem Hans werd Alles nachgesehe, weil er Glück bringe sollt. Uewwrigens is der Hans e Kürükter. For Jnstcnz, wann er emol e Gewohnheit ange nomme Hot. da stickt er derzu un da nützt kee Pfeffer un kce Prügel un kee gar nix und sunst aach nix. So thut er z. B. sei Kralle erst an die Läskor täns un dann an dem SammetSofä schärfe. Tie Konsequenz dervon is. daß die Vorhäng immer länger wern un des drcihunnertsiwwezich-Doller Sofä ausguckt wie dreißig EentS. E anncre liebenswürdige Gewöhn heit vun dem liebe Thierche is daß es sein tägliche VerdauungsSpaziergang nct im Freie, sonncrn im Parlor zmi sche die Nippsache un die theuerste Brickabräcks macht. Nach ame konsör fetiv Eftimüt, Hot der glückbringende Hans bis jetz for zweihunnert Tollers Brickabräcks un zwei vun die theuerste Lampe im ganze Haus biseits zwei kostbare Statüs vun der Vinus un; vum Apollo vum Belviderc-Haus, wo 1 die Alti in Päris gekauft un hier eige! schmuggelt Hot, erunnergcschmisse. Tamage $700. No Jnfur'änce. Um gerecht ze fei. muß Ich awwer zugcwwe, daß der Hans aach sei Vor zug Hot. So is er z. B. gar net scheu un sehr zutraulich. Zum Pruv dervon will Ich Jhne erzähle, daß er neilich vum Tisch, wo mir drangefetze hen. vor unsere Aage e gebratenes Spring Ehicken gepackt un dermit dorch des offene Fenster in die Yard geflieht is. Außerdem Hot der Hans bis jetz noch des folgende Glück" in's Haus ge fe bracht: Er Hot sämmtliche Stimme! vun mir. vun der Alti un der Maud angeknabbert un verbine, er Hot des Tintczeug üwwer de helle Karpct im Front-Parlor gcspillt. er Hot meim tfchinuein Neufundländcr-Hund, wo mcr schun dreihunnert Tollers derfor verweigert worn sein, die Aage auZge kratzt, er Hot uns drei Tümät'sch-SuitZ vun Nachbarn eigcbracht un werd's wahrscheinlich noch dahi bringe, daß mei Haus als e poblit Nuiscnz diklärt werd un noch ungefähr zweihunnert annere Sache, die mer grad nct eifalle. Awwer des macht nix. So lang der HanZ im Haus iZ, da muß die Alti ihre Edie, sich in e fenzi Jlüt in Neu Z)ork kizckaafe, uffgewwe. Jhne des selbe wünschend, sein Ich mit Rigards so lang Yours John Ritsch. Eq. Es is der Alti e kleener Mistük mit dem Hans passirt. Es is nämlich heint die Tiskoveri gemacht worn, daß der Hans mit neun kleine Kützche glücklich iwwerrascht" worn is. Tie Sere monni Hot uf der Alti ihrem neue SiclskinTschäcket, wo uff dem ganz neue SammetSofä im Parlor gclege Hot. stattgefunne. Mister Editer, da druff hin muß Ich jetz beim Tschalli Eins ausgcwwe. I. R., Esq. Ru mokt Mi de ganze Hochtied kern Spaß mehr." Zum Kapitel der Tienftbotenfrage dürfte nachstehende Darstellung einen nicht uninteressanten Beitrag liefern. Ter Vorfall hat sich genau in der ge schilderten Weise in Butjadingen in Oldenburg unlängst abgespielt. Zu einem dortigen Landwirthe kommt ein junger Mann mit dem Ersuchen, ihn als ständigen Arbeiter engagiren zu wollen. Nach kurzer Besprechung wird man einig, daß der Tag des Dienst antrittes etwas hinausgeschoben werden solle, weil der neuangcstellte Arbeiter vorerst ein wichtiges Ereigniß. nämlich feine Hochzeit, festlich begehen wolle. Am Tage vor dem Dienstantritte er scheint bei dem fraglichen Landwirthe ein schmuck gekleidetes Pärchen. Er im schwarzen Gchrockanzuge, den unver meidlichcn Cylinder auf dem Haupte, sie im hellen Staubmantcl. mit far bigen Glacehandschuhen, hochmodernem Hütchen :c. Es bedarf für den Land mirth wirklich einiger Uederlegung, um in dem heiter lächelnden, glückstrahlen den Ehemann feinen kürzlich neu engngirten Arbeiter wiederzuerkennen. Es entspinnt sich nun etwa folgendes Gespräch: Sün Ji all mit Jo' Woh nung in Reege?" Nee." Hat Je denn all mieth't?" Nee." Is de Utftür denn klar?" Nee." Jo. Minschenkinners. hat Ji denn gor nix?" ..Nee." Tas jung vermählte Paar wird nun zu einem nahewohnenden Möbelhändler geschickt, in dem Glauben, daß ihm für einige Zeit Kredit gewährt werde. Der Möbclhändler ist zur Lieferung unter der Bedingung bereit, daß der Dienst Herr die Bürgschaft übernehme. Ter junge Ehemann erklärt, sein Dienstherr werde zweifellos die Bedingung erful len. In dieser Hinsicht hatte Jean aber die Rechnung ohne den Wirth ge macht. Als Nachmittags die Möbel ladung vor des Dienstherrn Hause steht auf dem Wege zu der frisch aemie- thetcn Wohnung hatte der Verkäufer der Einfachheit halber" es vorgezogen. sich beim Dienstherr seines Käufers persönlich hinsichtlich der Bürgschafts Übernahme zu erkundigen erklärt der Landwirth kurz und bündig, mit der Angelegenheit absolut nichts zu thun haben zu wollen. Nun war Holland in Noth. Die hübschen Möbel wurden wieder heimgefahren; das neu gemie thete Häuschen blieb leer, so daß Jean in die denkwürdigen Worte ausbrach: Nu mokt mi de ganze Hochtied kien Spaß mehr". Im letzten Moment fand der mit leidige Dienstherr Rath. Er überließ dem jungen Paar einige Gartenstiihle, ein Gartentischen und zwei Bund Stroh als anfängliche Ruhestätte. In dieser doch wirklich anspruchslosen Einrichtung verlebte das Pärchen seine Flitter Wochen. Man wird beim Lesen dieser Zeilen sich eines Lächelns kaum erwehren können, und doch zeigt die Sache zur Evidenz, wie ungemein leicht ein großer Theil von Dienstboten in Teutschland sich heutzutage das Heirathen vorstellt. Tes deutschen Kaisers Marftall. Der kaiserliche Pferdebcftand ist in der Hauptsache in einem einfachen Ge bäude der Breitenftraße, ganz in der Nähe des Schlosses, untergebracht. Aber auch in Potsdam befindet sich stets ein vollzähliger Wagenpark nebst Bespannung, selbst wenn der Kaiser oder die Kaiserin dort nicht anwesend sein sollten. Tie Durchschnittszahl an Pferden ist 340, von denen die Mehr zahl Rappen sind. Besonders bekannt sind die sechs prächtigen Trakehner. deren sich der Kaiser ausschließlich bei großen Galafahrten bedient. Sie sind von reinster Raffe und stehen im Alter von 68 Jahren. Ihr prächtiges schwarzes, seidenglänzendes Fell ünd das ihnen innewohnende Feuer müssen sofort Jedermann's Aufmerksamkeit er regen. Aber trotz dieser überschäumen den Kraftentfaltung war die Schule, die sie durchgemacht haben, eine sehr strenge. Handelt es sich doch darum, daß der Kutscher der kaiserlichen Equi Page seine Rosse so vollständig in der Hand hat, daß sie der kleinsten Zügel Nachhilfe Pariren und sich durch nichts aus der Fassung bringen lassen. Auch die sonstigen kaiserlichen Gespanne ha den diese Erziehung genossen; denn der Kaiser läßt den Kutscher auf seinen Spazierfahrten nur selten im Voraus benachrichtigen, wohin es gehen soll. Er giebt vielmehr während der Fahrt seinem Leidjägcr mit der Hand ein Zeichen, sobald eine bestimmte Rich tung eingeschlagen werden soll, und dieser übermittelt es dem Kutscher. Oftmals heißt eZ dann ganz plötzlich eine scharfe Biegung im Straßenzuge zu überwinden, so daß, wie man sieht, hohe Anforderungen an die Geistes gcgenwart des Rosselcnkcrs gestellt wer den. Dem speziellen Gebrauch der Kai serin dient ein prächtiges Gespann von sechs Füchsen, wie denn überhaupt die hohe Frau die braune Farbe bei den Pferden in allen Schattirungcn bevor zugt. Für Paraden, Manöver und sonstige Ceremonien stehen . ferner in den kaiserlichen Stallungcn V.0 weitere Reitpferde von ausgesuchter Schönheit, die thcilweise fremden Fürstlichkeiten, Gästen des Kaiser? oder den Attachees der Gesandtschaften bei besonderen Au lassen zur Verfügung gestellt werden. Alle diese Thiere haben ein Alter von sechs bis zehn Jahren. Im Oktober und April jeden Jahres werden die neuerwor denen Fünfjährigen in Training" ge nommen und dann nach sechs Monaten definitiv in, den kaiserlichen Marstall eingereiht, dessen Unterhaltungskosten, Reparaturen und Neuerwerbungen jähr lich zwei Millionen Mark betragen. Tas Thermometer in der Küche. Ein bewährter Arzt schreibt: Noch nöthiger als Salz- und Pfefferbüchse gehört ein Thermometer auf jeden Tisch, in jedes Büffet, sonst heißt es schließ lich: wer nicht auf das Thermometer hört und sieht, der muß es einmal bitter fühlen!" Und er hat recht. Zu den unentbehrlichsten Tingen in der Küche gehört das Thermometer, um den Grad der Speisen beim Auftragen bestimmen zu können; denn gewöhnlich genießen wir die Speisen viel zu heiß, was oft schwere Schäden für Gesundheit und Leben nach sich zieht. Zunge und Gau men werden mit der Zeit abgehärtet und verlieren die richtige Empfindung, aber am Magen rächt sich eine derartige Überschreitung der Gesundheitsregeln oft schwer. Besonders in einem Hause, wo kleine Kinder sind, ist das Thermo meter unentbehrlich. Es kommt hier nicht nur auf die richtige Beschaffen heit der Nahrung allein an, fondern daß dieselbe den richtigen Wärmegrad befitzt und ihn nicht überschreitet. Bei einem ganz jungen Kinde soll die Milch nur 28 Grad R. haben. Für etwas weiter vorgeschrittene Kinder darf die- selbe schon 30 Grad messen. Nach unserem Gefühl können wir dies nie so sicher feststellen, und doch ist es von der größten Wichtigkeit. Für Erwachsene soll die Suppe 'höchstens 3038 Grad haben, Kaffee, Thee und Chokolade höchstens 28, Bier nicht unter 9 und Wasser 810 Grad R. Wie oft wird aber gegen diese Gesundheitsregeln ge fehlt. Dampfend kommt das Essen auf den Tisch, die Kinder stürzen hung rig darüber her und haben den Schaden davon; Zjihne und Magen leiden Noth, und die fürsorgliche Mutter trägt die Schuld. Wer nämlich sehr hastig ißt, giebt nicht auf den Wärmegrad der Speisen Acht. Die vielen Speiseröhren Verengungen.Magenerschlaffungenund schlechte Zähne sind meist auf das Ge- nießen zu heißer Speisen zurückzu führen. Auch Dr. Wiel, die bekannte Autorität für Magenleidcn. räth, mehr Sorgfalt auf die Temperatur der Speisen und Getränke zu legen, er möchte sogar ein Thermometer auf jedem Tisch wissen. Scheuen wir Hausfrauen deshalb die kleine Aus gäbe für ein solches nicht, regeln wir danach die Wärmegrade der verschiede nen Speisen, und die geringe Ausgabe wird sich reichlich lohnen. Hans Tachs ei KönigömörderZ König Gustav der Dritte von Schwe den wurde am 16. März 1792 müh rmd eines Maskenballes infolge einer Adelsverschwörung von dem schwedi schen Junker Ankarström durch einen Schuß tödtlich verwundet. Am 29. März starb der König an den Folgen desselben. Der Königsmördcr erlitt eine grausame Strafe: an drei verschie denen Plätzen (Ritterhaus-, Heu- und Neumarkt) mußte er drei Tage hin durch, jedesmal zwei Stunden, am Pranger stehen. Nach jedesmaliger Ausstellung erhielt er fünfzehn Ruthen hiebe. Am dritten Tage hieb ihm der Henker am Galgenplatze den rechten Arm ab, dann kam er auf den Schand Pfahl, wurde schließlich geköpft, gcvier theilt und auf vier Rädern aufgesteckt. An einer Ecke des Marktplatzes in Stock Holm befestigte man eine Tafel, welche die That und Strafe Ankarströms der Nachwelt aufbewahren sollte. Für die Mitwelt wurde in aller Eile eine amt liche Flugschrift in mehreren tausend Exemplaren gedruckt, welche auch das Bildniß des Verbrechers mit der Auf schrift: Ter Königsmörder Jakob Jo hann Ankarström" enthielt. Ta wollte es das Mißgeschick, daß die Platte, welche diesen Holzschnitt darstellte, zersprang, nachdem kaum einige hundert Exemplare des sehr be gehrten Bilde? gedruckt waren. Tie Verlegenheit des Truckers war groß und nicht minder jene des Gerichte?. Aber man wußte sich zu helfen. Unter den alten Holzplatten fand sich auch eine, welche im Formate wenigstens der gesprungenen ähnelte; freilich war e? das Bildniß des Hans Sachs doch waS schadete dicS! Ter findige Xylo graph schnitzelte etwa? daran herum, und dann wurde frisch darauf losge druckt und losverkauft: der berühmte Meistersinger mit der belastenden In schrift des verurteilten Königsmör derS. In der königlichen Bibliothek in Stockholm kann man noch heute diese Flugschrift (in beiden Ausgaben) schen. Vine japanische Heirathsannonce. Auch im Lande des Mikado streben die jungen Tamen darnach, sobald als möglich unter die Haube zu kommen. Wenn ihnen dies auf die herkömmliche Art und Weise nicht gelingen will, scheuen sie sich durchaus nicht, ihre ge Heimen Herzenswünsche öffentlich be tannt werden zu lassen, indem sie ihre Zuflucht zur Hciraths-Annonce neh men. Ein vor Kurzem aus Tokio hcimgekchrtcr Sohn ÄlbionS bchaup tct, daß es keineswegs zu den Selten heiten gehört, in den Anzeigespaltcn japanischer Blätter eine Annonce zu finden, die ungefähr folgenden poeti schen Inhalt hat: Ich gebe hiermit zu wissen, daß ich ein hübsches Mädchen bin. ein blumengleichcs Gesicht mein eigen nenne, reiches schwarzes Haar, perfekte Augenbrauen und eine gute Figur habe. Ich habe Geld genug, um mir das Leben angenehm zu machen und meine Jahre mit einem ge liebten Manne zu verbringen, der stets mein Gefährte bleiben darf. Sollte irgend ein schöner, talentvoller und ge bildete? Mann genetzt sein, meine Hand anzunehmen, um bei Tage die lieblichen Blumen und bei Nacht den Mond und die silbernen Sterne mit mir zu bewundern, dann will ich ihm gern mein Leben lang die Treue be wahren. Und wenn das Leben vorüber ist, bin ich bereit, in einem Grabe mit ihm zu schlummern." Ter Torgauer Marsch. Ein Lieblingsmarsch Kaiser Wil Helms des Ersten war der Torgauer Marsch", als dessen Komponist lange Zeit Friedrich der Große betrachtet wurde. Nun war es kein Geringerer als Kaiser Wilhelm selbst, der die Autorschaft des genannten Musikstückes richtig stellte. Als nämlich der Kapelle meister des König Wilhclm-Grenadier Regiments No. 7, Musikdirektor olb. schmidt, im Jahre 1871 vor dem Kaiser kornerhrte, bemerkte letzterer beim Turchlesen des Programms die land läufige Bezeichnung Torgauer Marsch. Komposition Friedrichs des Großen.' Kaum war die Konzertnummer been digt. so schritt Kaiser Wilhelm auf den Musikdirektor zu und sagte, ihm freund lich auf die Schulter klopfend: Mein lieber Goldschmidt, das ist ein Jrv thum. Friedrich der Große ist nicht der Komponist des Torgauer Marsches, sondern ein Lehrer aus Torqau, der wenn ich nicht irre Scholz geheißen hat. Weiß das von meinem gottseligen Vater, der einmal die Noten diese Marsches von Torgau mitbrachte, weil er ihm so gut gefiel." Ein Künstlerroman. Peter v. Stiegcland (geboren 16-10, gestorben 1691), ein Maler von Leyden, säumte außerordentlich lange, das Por trait einer jungen, schönen und reichen Wittwe zu vollenden, so daß sie ihm darüber Vorwürfe machte. Sie zu lieben, bedürfte ich nicht so viel Zeit." entgegnete der Künstler, und ich finde so viel bezaubernde Reize, daß ich nur zu gern mit dem Pinsel innehalte. Ich liebe Sie hoffnungs los. und um Sie länger zu sehen, male ich langsam. Welches Glück, wenn es mir gelänge, in Ihren himmlischen Blicken Gegenliebe zu lesen!" Keine Schmeicheleien!" erwiderte die Dame dem schönen Maler mit freund lichem Blick und harrte geduldig, bis ihr Bild fertig war. Tann fragte sie mit bewegter Stimme: Würden Sie das Original als Bezahlung sür die Kopie annehmen?" Seine sofortige Antwort läßt sich denken. Sie vermählten sich bald und lebten sehr glücklich miteinander. Aus der Kaserne. Unteroffizier: Ich habe Euch un längst gesagt, warum man unmittelbar nach dem Essen nicht baden geh'n soll. Nun, Rekrut Jatzke, warum dürfen S' nicht baden, wenn Sie den Magen mit Knödeln vollgepfropft haben?" Jantzke: Weil ich leicht untersinken könnte!" Schneidig. Sie: O, lieber Kurt, wie glücklich machen Sie mich aber ich kann's immer noch nicht glauben, daß Sie mich so innig lieben!" Er: Lächerlich! Jnädiges Fräulein, trauen mir doch hoffentlich nicht zu, daß ich solcher Lappalie wegen Unwahr heit sage?" Der Sonntagsreiter. Was, schon zurück vom Spazier ritt?" Ja, mein Gaul hat ein Eisen ver loren und das sucht er jetzt?" llmgefehrt. Sieseben doch, daß Sie Pech im Spiele haben, warum spielen Sie also?" Sie täuschen sich, mein Partner hat Pech, denn ich bezahle nicht!" prompt befolgt. Ein Fremder nimmt im Wirthshausc an dem großen Stammtische Platz und erzählt seine Erlebnisse, innern er dabei seine Person hübsch hcrcluSzustrcichcn versteht und mit Vorliebe davon spricht, was er Alles zu leisten und zu ersinnen vermag. Endlich sagt ein beherzter Stammgast, dem das Rcnommiren deS Fremden schon zu viel wird: Nun haben Sie unS erzählt. waS Sie fön nen. folglich werden Sie uns aber auch sagen. waS Sie nicht können!" Sehr gerne," erwiderte der Fremde. Ich kann nämlich meine Zeche nicht bezahlen!" EigeMdiiniliche Anschauung. Aber wie kannst Tu nur so viele Schulden machen!?" Ich bitte Tich. ich habe lauter durchaus zahlungsfähige Gläubiger!" Auf der kaiidpartie Professor: Hier sind wir in der Formation deS Jura." Kommerzieiiräthin: Nicht wahr, Jura ist doch das, was gegenwärtig unser Moritz ftudirt?" Leicht begreiflich. Erste Wäscherin: Tös ist aber schon der Weis, was dö Bisgurn vo aner Gnädigen mit ihren Alten allcwcil z'keppeln hat, bei uns giebt's dös nöt!" Zweite Wäscherin: Jessas. daß i nöt lach. Tu Haft's freili leicht mit Tein Mann Frieden z'halten. Du stehst den g'schlagcncn Tag über aus'm Haus beim Waschtrog und Tein Mann ist Nachtwächter!" Unbewußte Bildung, Einjähriger: Wissen Sie, Herr Un teroffizier, daß Rhinoceros ein griechi sches Wort ist?" Unteroffizier: Hm! Ich hätte nicht gedacht, daß ich auch griechisch sprechen kann." Im Gespräch. A: Hören Sie nur, der Bankkafsi rer Meier, der das Vertrauen seines Chefs in hohem Maße genoß, ist durch gebrannt, was sagen Sie dazu?" B: Nun, wahrscheinlich will er das genossene Vertrauen genießen!" von der Schmiere. Der Schmieren Theater Direktor Pumpski ist nach Wacklesdorf gekom men und giebt daselbst eine Vorfiel lung. zu welcher er sich u. A. auch ein Sopha von seinem Logiswirth geborgt hat. In einem Aktschluß ruft er nun des Abends aus: So will ich denn mit dieser elenden Welt abschließen." (Er nimmt eine Flasche mit der Auf schrift Gift" und wirft sich aufs Sopha.) Stimme aus dem Publikum: Aber erscht nehmen Sie Ihre schmieri gen Stiefeln von meinem guten Sopha herunter, Sie." Betheuemng. Offengestanden, glaube ich, Herr Leutnant, Sie sind zu flatterhaft für einen Ehemann." Na, das Bischen Treue werde ich Ihrer Fräulein Tochter schon halten können!" Ein .Gemüthsmensch. Sie: Tu. in vier Wochen ist unser Silberhochzeit. Wollen wir da nicht das Schwein schlachten?" Er: Was kann das arme Thier dafür, daß wir vor fünfundzwanua Jahren geheirathet haben." Der Zhauptreiz. Zwei Backfische, die ein und denscl- den Klavier-Lebrer haben, unterhalten sich über diesen. Er ist doch ein süßer Mensch," meint der eine. Das wobl." erwidert der andere. er versteht nur nickt viel, man lernt bei ihm gar nicht aus." Das ist ja gerade das Schöne." Motivirt. Herr: ..So iuna und kräktia nock und schon betteln! Erröthen Sie denn nicht bei dem Gefühl, daß Sie um ein Almosen ansprechen?" Bettler: Ja. lieber Herr, ich bin so arm, dB ich nichts mehr wechseln kann, nicht 'mal die Farbe." Altklug. Mutter: Sieh' 'mal. reichen. welche schöne Sparbüchse Dir die Tante geschenkt hat. Nun mußt Du aber auch jeden Pfennig, den Du erhältst, hineinlegen." Gleichen: Ach nein, das thue ick nicht. Ich will nicht meines Geldes wegen geheirathet werden." Die siebe. Beim Einiäbriafreiwilliaen-Eramen stellte der Examinator folgende Frage: Was in oie vieoec Das Band, welches zwei Herzen auf ewig verbindet," antwortet der Ge- fragte. Nicht richtig; der Folgende." Zwei Seelen und ein Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag." Auch nicht richtig. Ich will es Ihnen sagen, meine Herren: Tie Liebe ist ein kleiner Nebenfluß der Oder." '1