CuuMs Grab. strzShlung von 2ph v. 3 Helling 4 Qi war Frühling. Auf dem kleinen Torfsrikdhofk jubelten und schluchzten dir Nachiigallen. alZ wollten sie all baS Leid und all' die Lust, die seit Menschengcdknken die Welt erfüllen. in den milden Lenzadend hlnausstngen. und Flieder und Maidlumendust zog mit ihren Liedern von einem stillen Grabe zum andern. Sein iZnkeltöchterchen an der Hand ging der alte Jrttdhofaufseher lang sam die schattigen Gänge entlang. i r hatte die Stelle erst seit kurzem ange treten und außer der alten Magd war noch die kleine Gertraud, seiner Zoch ter Kind, mit ihm hergezogen: denn er war Wittwer und in der Tochter kinderreichem Bauernhofe wimmelte es von kleinem Zeug. Traudl aber ging gern mit dem alten Großvater; wußte er doch so hübsch zu erzählen. Sie war ein nachdenksameö Mägdelein, und so lieb sie auch ihre Eltern daheim gehabt und die Geschwister alle, so war sie doch am allerliebsten bei dem alten Manne: mit dem ließen sich so der nünstige Gespräche führen und er ging auf alle? ein. waS sie beschästigte Auch gefiel ihr daS einsame Friedhof Häuschen gar gut. das zwischen blühen den Fliedersträußen drin steckte, wie ein Bogelnest, und wo unter den Wohnstuben die kleine Kapelle lag, mit den vielen verwelkten Kränzen, den rothen Herzlampen und dem hohen V Katafalk. Auf diesem stand bisweilen ein Sarg; in dem Sarge aber lag eine unbewegliche Gestalt mit wachsbleichem Gesicht und auf der Brust gefalteten Händen. Die blieb so lange dort, bis der Großvater mit Hülfe des langen Jakob und des Balthes das Grab ge schaufelt hatte: dahinein wurde sie dann unter Trauergeleite, Sang und Gebet hinabgelassen. DaS war alleS sehr merkwürdig für die Kleine und sie sah sich eine jede Leiche ernst und genau an, wenn sie in der Kapelle auf gcbahrt lag. Aber Furcht kannte sie keine: wovor hätte sie sich denn furch teil sollen? Sie war ja beim lieben Großvater, wo ihr nichts geschehen konnte, und die Todten waren stille. friedliche Leute, die thaten Niemandem etwas zu leide. Gelt. Großvater!, sagte sie, wäh rend sie jetzt neben dem Alten Hertrip pelte: In jedem Grab schlaft einer, der auf den lieben Gott wartet, bis er ihn ru t? Der Alte nickte, sprechen konnte er nicht, denn mit den Zähnen hielt er ein Büschel Baft, das er immer in der Tasche trug, um einen langen Rosen zweig festzubinden, der sich auf ein Nachbargrab verirrt und liebevoll um dessen Kreuz geschlungen hatte. - Können denn die Leut da drunten schlafen, wenn man hier oben spricht, und die Bögel so laut singen? fragte die Kleine. v Der Alte nahm den Bast aus dem Munde: Die schlafen fest, sagte er, so fest, daß sie nix wecken kann. Aber schau nur, wie viele Leute mit Krön zen! Du mein! fast ein jedes Grab kriegt seine Blumen! Die Kleine sah eine Weile den ver schiedenen Gestalten zu, die sich zwischen den Gräbern hin und herbewegten. Dann sagte sie: Weißt, Großvater!, ich möcht auch ein Grab haben. WaS sagst denn da, Kind? Ein Grab? ja, zu was denn, um's Him melswillcn? bist doch noch klein und lustig und g'sund, zu was denn ein Grab, um'S HimmelSwillcn? wieder holte er, sie besorgt anschauend, ob ihr nichts fehle. Blos zum Liebhaben, Großvater!, erwiderte die Kleine zutraulich; schau, alle Leut' haben ihr Grab, wo sie hin gehen und Blümerl hinpflanzen und Kränz' drauflegen, und ich hab gar kcins. Meine Gräber sind auch nicht hier, Traudl. Du hast aber alle die vielen, vielen Gräber z'samm, Großvater!, gelt? denn die gehören doch dir, weil du sie b'sorgen mußt. Und ich möcht' auch eins haben, gar so gern, für mich allein. Geh. Großvater!, schenk mir j ein?, gelt? drängte sie ihn. Du narret'S Ding! ich kann dir doch kcins schenken. Ach geh. Großvater!, thu's doch! ich bitt dich halt gar so schön! Ich will's ja gewiß gut Pflegen und gar so liebe Blümerln drauf pflanzen, sollst sehen. Dort drüben ist ein Grab, das schaut ganz nacket aus und so allein. Das schenk mir, Großvater!! Bist ein recht's Dschapci du! Einem so kleinen Dirndl, wie du, ein Grab schenken! Die Gräber g'hören ja gar nit mein. Aber er ließ sich doch willig von der ungeduldigen kleinen Hand dorthin ziehen, wo ein morsches Holz kreuz stand, an dem Regen, und Sonne . die schwarze Farbe abgewaschen und verblaßt hatten. Kopfschüttelnd be trachtete er die vernachlässigte Stätte, auf der nur Vogelkraut wucherte und Löwenzahn seine kleinen gelben San nen ausbreitete. Haft recht, sagte er dann, das sieht bös auS. Da ruht ein altes Weib, der ihr einziger Sohn weit fort ist, und für der ihr Grab Niemand mehr sorgt. Marianne Attenkofer hat sie ge heißen. Morgen komme ich so wie so daran. Großvater!! die Kleine sah ihn mit x Jahrgang 20. flehenden Augen an und legte die Hände zusammen. Na. meinetwegen, sagte der Alte, daS Grad soll dein sein, zum Pflegen und Hüten. Aber schau, Traudl, mußt dann auch dabei bleiben, hörst? G'wiß, Großvater!, g'wiß! bis daß der liebe Gott die Marianne Attenkoker ruft, soll sie ein Grab haben, so schön wie alle anderen Jahre sind seitdem vergangen, aber Traudl hat Wort gehalten. Auch als sie ansing, in die Schule zu gehen, und nachher, als sie dieselbe wieder verließ, hat sie nicht aufgehört ihr Grab" zu pflegen. Tag morsche Kreuz ist auS gebessert und frisch angestrichen worden, der Name der stillen Schlüferin darun ter mit frischen deutlichen weißen Buch ftaben zu lesen. Auf dem Grabe aber blüht eS wie in einem Gärtlein. und wenn eS auch meist nur wilde Blumen sind, sie duften doch füß. Die Nach. tigall ruft , und lockt und flötet heute wieder einmal so frühlingssclig vom nahen Busch herüber. Der greise Fried Hofaufseher geht wie damals in den Gängen auf und ab: nur ein wenig ge bückter ist er seither, die Gänge nvch schattiger. Von Zeit zu Zeit schaut er nach dem Gittcrthürchen, wo seine En kclin herkommen muß, die gegangen ist. einer kranken Nachbarin Suppe zu bringen. Es ist still im klarten. Die Leute haben heutzutage auch auf dem Lande nicht mehr so viel Zeit wie früher, um die Ruhestätten ihrer Lieben zu be suchen, daS Leben eilt und drängt, und haftet zu sehr. Da kommt ein Mann zur neohosspsorte herein: aus dem Rücken trägt er ein Ränzl, das Gesicht haben Wind und Wetter gebräunt. Bon fern her, denkt der Alte und beob achtet den Fremden, wie er einen Au genblick unschlüssig im Mittelweg stehen bleibt und dann mit lang amen Echnt ten der Nordseite zugeht, wo die beschei denen armen Gräber liegen. Er kennt seinen Weg. denkt der Alte. Aber, wenn er mich brauchen sollt', ich bin ia so weit nit weg. Wo nur die Traudl bleiben mag? Mittlerweile werden des Fremden Schritte immer langsamer. Er nimmt den Hut ab und wischt sich über die Stirn. Dann sieht er sich wehmüthig um. So allein, so ganz allein in die Heimath zurückzukehren, eS ist hart. Er ist jetzt ein geinachter Mann, ehrlich und redlich hat er seine Zukunft ge sichert, das Leben liegt offen vor ihm, aber er steht einsam in der Welt. Die alte Heimath und daS Grab der Mutter sah er beide so oft im Traume, bis er aufgebrochen war, die weite llcberfahrt von Amerika gemacht hatte und nun klopfenden Herzens wieder da stand, grade am Todestage seiner Mut ter, wo er einst so heiße Thränen ge weint, als er von seinem Glück und sei ner Jugend Abschied genommen. Wie würde er das Lrab wiederfinden? Würde er es gleich erkennen? Würden nicht Wind und Wetter. Sturm und Winterschnee die Inschrift auf dem alten Holzkreuz verwischt haben? Ja, stand dieses überhaupt noch da? Eine ganze Weile zögerte er noch, dann bog er in den schmalen Seiten gang ein, der zum Grabe der Mutter füqrte, und stand gleich daraus vor dem niederen Hügel. Zwei und dreimal mußte er sich über die Augen fahren: War das ein Traum, war es Wirklich keit, was da so lieblich und duftend vor ihm lag. ein sorgsam gepflegtes Gärt lein, aus dem das Krenz hervorragte? An seinem Stamme aber hing eine mattschimmernde Herzlampe, die einen rosigen Schein über das schwarze Holz und die hellen Buchstaben verbreitete, die ihm schon von weitem entgegenleuch tcten: Maria Attenkofer, geb. 1830, gest. 18?. O Mutter!, Mutiert : Es hielt ihn nicht länger; laut aufschluchzend kniete er am Grabe nieder und schlang beide Arme um das Kreuz. So ein liebliches Willkommen! es dünkte ihm fast wie ein Gruß aus himmlischen Höhen, als preche die Todte zu ihm aus all dieser duftenden Blüthenpracht, als wolle sie hn an ihr Herz ziehen. Lange lag er so da, in sich versunken, voll Rührung und Wehmuth. Wer, wer in aller saeii mochte 10 sur das Grab feines Mütterleins gesorgt haben, während er draußen in weiter Fremde den Kampf um'S Dasein kämpfte? AIS er sich endlich langsam aufnch tete, und die Augen erhob, begegnete er dem Blick zweier anderen Augen, und vor ihm stand ein Mädchen in der heimathlichen Tracht, die ihn voll Theil nähme betrachtete. Unwillkürlich redete er eS mit dem trauten Du" an, das er in der Fremde mühsam verlernt hatte. Hast etwa du mein liebes Grab so geschmückt, Deandl? Sie stutzte. DaS Grad da ist mein. ägte es. Dein? Söintf(M$ö(t Beilage zum Nebraska Ztaats-Anzeiger. Ja. daS ist mein, schon viele, viele Jahre. Betroffen schaute er sie an. die zier liche und doch kräftige Gestalt, den schweren flechtumwundenen Kopf mit den treuherzigen Augen. Tein k wieder holte er langsam. Ihm war wunder sam zu Muthe: reisemüde wie er war. betäubt und ergriffen, meinte er jeden Augenblick, es könne das alle? vor sei nen Blicken wieder spurlos verrinnen. das blumengeschmückte Grab, die fremde liebliche Gestalt deZ Mädchens, der ganze ftille Gottesgarten mit feinen Herden und doch süßen Erinnerungen Seit ich denken kann, hab' ich eS lieb und versorg eS mit Blumen, nahm sie wieder das Wort. Mußt wissen, wie ich noch ein ganz kleines Deandl war. hat mich daS Grab da erbarmt, weil eS aar fo verlassen und vergessen war. Kein Mensch hat danach geschaut, denn der einzige ohn der Frau, die darin liegt, ist fortgezogen, weit fort, ich mein gar. nach Amerika. Und weil ich halt auch gern ein Grab gewollt hab', das mir allein g'hören sollt, wie jch's bei andern Leuten g sehen hab . du mein! ich hab' dazumal freilich noch nix gewußt von Tod und Sterben! so hab ich mein Großvater! so lang bitt , bis er mir das Grab da geschenkt hat, So, jetzt weißt alles. Maria Attenkofer hat s g heißen, die Frau, und heut ist grad' ihr Todestag, siehst? Damit bog sie die Zweige der beiden Büsche zu Seiten des Kreuzes auseinander, damit er die Inschrift noch besser lesen könne Und darum brennt auch heute ein rothes Herzlamperl auf dem Grab. Gelt, gar lieb und schön steht aus? Aber wer bist du denn eigentlich? fragte sie etwas schüchtern. Er deutete nach dem Namen auf dem Kreuze. So heiß auch ich, sagte er: Attenkofer, Anton Attenko er. Sie trat einen Schritt zurück. In ihrem Gesicht malte sich ein freudiger Schreck. Mana und Joseph! So bist du am End gar Ich bin der Sohn. Mehr brachte er nicht heraus. Sie schlug die Hände zusammen, in ihre freundlichen Augen traten Thra nen. Jetzt so was, nein, so was! wie derholte sie einmal über das andere. Aber der ist ja drüben in Amerika! setzte sie naiv hinzu. Es giebt Schiffe zum 'rüberfahren, meinte er lächelnd. Sie sah ihn an, dann streckte sie ihm treuherzig die Hand hin. So grüß dich Gott, sagte sie warm. Weil du doch gar niemand hast, hier, in deiner alten Heimath, der dich begrüßen könnt, so muß halt ich cZ thun. Er ergriff ihre Rechte, er drückte sie in feinen beiden Händen und sah ihr dabei tief m die Auqen. Deandl, was du da mir und meinem Muttcrl gethan hast, da? soll dir unser Herrgott dergel ten, sagte er mit bebenden Lippen. Ich kannS nie und nimmer. Hätt'ft du nur mein Mutter! gekannt, so wüßtest du, was mir an dem Grabe da liegt. Aber da zog sie plötzlich ihre Hand aus der seinen. Du mein! Da hab ich nit gleich darauf gedenkt ! Das Grab, das gehört ja jetzt dein, weil es dein Mutter! is das darin schläft. Weißt, darfst mir's nit übe! nehmen, wenn mir's ein bisserl schwer wird, z' denken, daß es nimmer mein ist. Wenn man so ein Fleckerl Erd' lieb g'habt hat, wie sein Gärtl, fast ein halbes Leben lang. natürlich, 's g'hört jetzt dein, aber es bisserl leid thut mir's halt doch, es abz'gebcn. Vergeblich suchte sie ihr Ge ficht vor ihm zu verbergen, die Augen standen ihr voll Wasser. Deandl, sagte er nach einer Weile, während welcher er sie schweigend beob achtet hatte, schön reden kann ich nit, 's ist nit meine Art. Aber sagen muß ich dir, wie mir's um's Herz ist. Schau. du haft jahrelang das Grab da, das dir fremd war, g'pflegt und g'hütct und lieb g'habt, dieweil ich, der Sohn, in der weiten Ferne war, und nix für das Grab hab thun können. So wollen wir uns halt jetzt, wo ich wieder daheim bin, in das Grab theilen. Wie eine liebe Tochter bist du gewesen, alle die Zeit, für mein Mutter!, und so soll's auch jetzt bleiben, wo der Sohn wieder da ist, gelt? Dann wären wir ja zwei beid' Ge schwifter, sagte sie schüchtern und sah ihn dabei tächelnd an. Ja, Geschwister, sagte er warm. Aber da fällt mir doch was ein; er sah sie unschlüssig an, das geht doch nit so recht. Weißt, eine rechte Tochter kannst du doch eigentlich nit sein, weil du nit Attenkofer heißt. Ja, waS sollen wir nachher thun, fragte sie, wenn wir doch das Grab zu sammen Pflegen sollen? WaS meinst, er fuhr sich durch das lockige Haar und fein ernster Mund wurde schalkhaft: Ich will dir einen Vorschlag machen. ES müßt halt ein anderer Titel sein, als Tochter, aber eben so schön. So zum Beispiel, was meinst du zu Schwiegertochter? Weißt, dazu braucht man ja nicht denselben Namen auf d' Welt bracht zu haben. Ihr war plötzlich eine heiße Nöthe in die Wangen gestiegen. Da kommt mein Großvater! rief sie hastig und im nächsten Augenblick war sie feinen Blicken verschwunden. Wieder ist eS ein schöner klarer Früh lingSabend. Die Nachtigall flötet in den Büschen, aber heute sind eS lauter selige, jauchzende Liebeslieder. Auf der FriedhofSdank sitzen zwei, die sich an der Hand halten, und gar nicht wieder loS lassen können, so viel haben sie sich zu sagen, in Worten oder auch in süßem Schweigen. Jetzt weiß ich doch, auf wen ich drüben immer gewartet hab', sagt er und schaut ihr dabei in's Auge. Und ich weiß, für wen ich mein liebes Grab so schön gepflegt habe: schau, wie daS Herzlamperl hjrüberleuchtet I Wieder schweigen sie eine ganze Weile. Das ist unsere Lieb', die so hell brennt, Traudl, sagt er bewegt. Die Lieb' die über den Tod hinaus reicht, sagt sie leise, Toni! ist'S auch recht, auf dem Friedhof von Lieb' zu reden? Er sieht sie an und zieht sie fest an sich. Von, unserer Lieb' schon, die darf der Herrgott sehen, und waS der sehen darf, das können auch die stillen Todten da drunten bören, gelt Traudl? O, was hätt' sich mein Mutterl über uns zwei beide g'freut ! Der Milderer. Eine Thüringer beschichte von i i s k t t k iroenropp. In einem kleinen Dorfe Thüringens wurde Kirchfest gefeiert. Es war ein warmer milder Sommerabend, die Sonne verschwand hinter dem hohen Buchenwald und der Schleier der Nacht senkte sich allmählich herab. DaS störte aber die Dörfler nicht im geringsten, jetzt wurde es ja erst recht schön. Vom Wirthshaus her schallte lustige Musik, die das junge Volk zum Tanz lud; aber auch mancher Alte ließ sich noch verleiten und tanzte, als wenn er die jüngsten Beine hätte. Eben hatte der Tanz aufgehört. Die Burschen eilten auf den Schanktisch zu und wischten sich mit ihren Rockärmeln die dicken Schweißtropfen ab. Denn es war keine Kleinigkeit, die dicken Torfschönen im Tanze herumzuschwen ken. Die Mädchen drängten sich unter Lachen und Kichern dicht zusammen, manchmal war auch einer der Burschen so galant und bot feiner Liebsten ein Glas von dem edlen Naß, was dann unter Kichern von den Mädchen herum gereicht wurde. Die Alten i saßen auf den Bänken, welche ringsum im Saal aufgestellt waren, und sahen ihren hoft nunqsvollen Sprößlingen zu. Nur ein Paar zeichnete sich vor allen übrigen aus. es war ein hoher schlanker junger Mann mit einem keck aufgewir beltcn schnurrbart, die arune Jäaev kleidunq stand ihm vortrefflich zu seinem frischen rothen Gesicht. Ein hübsches Acadchen stand neben ihm und legte vertraulich die Hände auf seine Schul ter. Fred," flüsterten jetzt die kernrothen Lippen des Mädchens, kommst mit raus? Ich ersticke hier." Fred strich ihr zärtlich über das glü- hcnde Gesicht, und reichte ihr galant den Arm, denn er war lange in der Stadt gewesen, und wußte, was sich schickte. Die Mädchen lachten und machten hämische Bemerkungen hinter den bei den, denn keine gönnte des Müllers Nanni den schmucken Jägersmann und jede hätte ihn am liebsten für sich selbst gehabt. Im Seitengang vor der Thür standen zwei junge Leute. Um von den Ein und Ausgehenden nicht gesehen zu wer den, hatten sie sich hinter die aufgesta pelten leeren Fässer gestellt. Was meinst du, Karl." begann der Größere, jetzt wäre es doch just die rechte Zeit, um dem Grünrock eine Nase zu drehen : Mensch ich sag' dir, den müssen wir haben. Ich habe selten ei nen solchen Sechzehnender gesehen, ein Kapitalbock; ich war heut' Vormittag noch 'mal draußen auf dem Schlag, es steht alles gut, die Büchsen sind wohl verwahrt. Zwei geschlagene Stunden gebrauchen wir, bis wir oben find." Rob, ich möchte heute nicht mit gehen," begann der andere mit zaghaf ter Stimme. Es war ein schmaler blas ser Mensch und niemand hätte wohl in ihm den Bruder der gesunden frischen Nanni vermuthet. Du weißt, wenn's der Vater erführe, ich dürfte nicht wieder in sein HauS kommen." Zt No. 2.!. Na, nu geh' mir aber heim, du wirft ja der reinste Jammerlappen, erst bist du Feuer und Flamme, und nun läßt du die Flügel hangen wie 'ne lahme GanS." Aber Rob. du hast freilich gut schwätzen. Tu stehst ganz allein, aber ich habe einen Vater, auf den ich Rück sicht nehmen muß." Tonner und Doria. jetzt hör' aber mit dem dämlichen Geschwätz auf." brauste Rob auf und fuhr sich mit der großen schmieligen Hand ungeduldig durch sein brennend rotheS Haar. Meinst, dein Alter wäre ein Heiliger gewesen wie er noch jung war? Willst du nun oder willst du nicht, zwingen thue ich Keinen. ES ist heute noch keine Gefahr, der Förster kommt vor morgen früh nicht auf den Stand und der Laff, der Jäger, denkt hier nimmer ans Fort gehen, so lange er um die Nanni her umschmänzeln kann." Karl kämpfte lange mit sich, denn er wollte es mit seinem Vater nicht verder den. Aber er hatte einen zu schwachen Charakter, um den Verführungen des andern zu widerstehen. Na, ich werd' mithalten." Siehst .du, so bist du ein richtiger Kerl." Rob, ich komme gleich wieder, ich will nur noch ein Matz frisches Bier trinken, man weiß nimmer, ob's nicht das letzte ist." Mit höhnischem Lächeln schaute Ro bcrt ihm nach. Na, den hätten wir ia sicher. Ja, trink dir nur Muth Heut schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe. Den Fred knall ich nieder wie einen tollen Hund, und dem Mül ler. dem Geldprotz, geschied ganz recht. wenn er seinen Einzigen als Wilddieb sieht." Rob rieb sich vergnügt die Hände, Warum hat er mich selbiges Mal von seinem Hof heruntergejagt, als ich die Nanni wollt'. Eher wollte er sie todt seyen. AIs ob ich nicht ein ganz xtwl tabler Kerl bin. Aber wartet nur, euch zabi' ich s allen heun!" Die Paare im Saale schwangen sich wieder im Tanz. Fred und Nanni schauten zu. Komm Nann," sagte endlich Fred, ich muß fort, ich habe noch einen ton ten Weg und diesmal möcht ich sie mir doch nicht entwischen lassen." Nanni schmiegte sich fester an Fred. während sie eilig die dunkle Torfstraße entlang schritten. Ich weiß nicht. Fred, mir ist so wun derlich. so Angst, als wenn ein großes Unglück pa sirte." Das liegt fo in der Luft, es wird leicht noch ein Wetter geben." Sie hielten an einer großen Mühle. Nanni schlang beide Arme nm Fred's Hals. Mir ist, als ich dich nimmer lassen möchte, so Angst hab ich." Ach geh' du Angsthase! Gute Nacht!" Das große Thor fiel hinter Nanni zu. Fred schritt rüstig dem Walde zu. Ein leichter Wind hatte -sich erhoben. Fred hielt tut Gehen inne. Alsgwenn ihn die Waldsee mit ihren Zauber armen umspannt hielte, so kam ihm letzt alles o groß und erhaben vor. Was er alle Tage sah. erschien ihm jetzt in ganz anderer Gestalt. Alles so nissig, fo still. Nur die Bäume rausch ten und flüsterten in ihrer acheimniß- vollen Sprache von vergangenen und kommenden Tagen. Was war der Mensch mit seinem kleinlichen Denken und Fühlen gegen dk große, weite Natur! Fred kam sich auf einmal so klein, so erbärmlich vor. War er denn jetzt nicht auf der Jagd nach Menschen, die sich nur bei Nacht holten, was andere des Tages im Ueberfluß hatten? Ein (Schuß siel vom Anstande her. Im Nu war der ganze nächtliche Zau- oer oes 'aiocs oayin. Ter Selbst- erhaltungstricb trat wieder in den Vor dergrund. Denn mit dem Fang der Wilderer war für Fred auch die Zu billigung eines höheren Gehaltes der bunden. Bald war er oben. Vorstck- tig und leise schritt er vorwärts, ab und zu huschte ein Häschen scheu über den Weg, welches aus seiner Ruhe aufge uon worocn war. Der Wind war stärker geworden. Fred lauschte. Ein Rascheln und Flüstern war dicht neben ihm hörbar. Leise schlich er näher. Aber es war zu pat. Robert hatte ihn schon bemerkt. die Büchse aufheben und Zielen war eins. Der Schuß krachte und ftreh fühlte einen stechenden Schmerz in den Schultern. Er legte seine Büchse an, aber der Arm that nur schwer den Dienst. Trotzdem stürzte gleich darnach Robert von einem wohlgezielten Schusse getroffen. Zum Glück für Karl. Nan. nis Bruder, hatte Fred einen Ohn machtsanfall zu überwinden, während dessen Karl das Weite gewinnen konnte. Mit Mühe schleppte sich Fred nach Hause. ! Wie ein Lauffeuer ging es am näch ften Morgen durch das Torf, als die Holzknechte am nächsten Morgen den ledlosen Körper aus dem Walde brach ten. Ter Arzt wurde geholt, aber für den rotyhaariacn Robert war freilich lein Kraut mehr gewachsen. Fred war nacd einiaen 9Wvn nnn seiner schweren Verwundung genesen. AIS schon längst Gras über die Ge. schichte aewacdsen war und um Tirtb und seine runde Nanni sich blondlockige Kinder berumtummelten, da erst ver traute Karl in einer fn.ian Phinh seinem Schwager an, daß er eines Wil dererZ Schwester dazumal gcheirathet hatte, dazu eines der's gar nicht nöthig hatte. H ugeheux, W,lt. Im Laufe der lebten ahrt K,,k, die Astronomen vieles zur Erforschung .;. on.iis.a....i t . iiiiio jiincii ctiiyuems oeigeiragen, dcZ sogenannten Procyon. des hellsten rernes im viide deS kleinen HundeS. Seit langem war bekannt, daß dieser gewaltige Fixstern einen Begleiter be säße, aber erst vor einem Jahre wurde noch ein zweiter entdeckt. Der erstere ist ein Stern zwölfter größe und fast eine Bogenminute von dem Hauptftern ent fernt. der andere ist von der dreizehnten virosze uno yat einen Abstand von nicht ganz o eiunoen von seiner Riesen sonne. Trotz der unvorstellbar großen Entfernung dieser Himmelskörper von der Erde und von ihrem Sonnensystem überhaupt, das bekanntlich im Ver gleiche zu den Abständen der Fixsterne als ein Punkt im Weltenraume zu be trachten ist. sind die Astronomen nicht davor zurückgeschreckt, die Beziehungen zwischen dem Procyon und seinem Be gleiter zu messen und zu berechnen. Die Ergebnisse zeigen uns ein System, gegen das unser Sonnensystem sich wie ein Zwerg ausnimmt. Der Hauptstem selbst bewegt sich in einer elliptischen Bahn, deren halbgroße Achse 3.534 mal länger ist. als die mittlere Entfer nung von der Erde nach der Sonne, also 3,534 mal 150,000,000 Kilo meter. Die halbgroße Achse des dem Hauptsterne nächsten Begleiters ist noch sechs mal größer, betrügt also 21,2 jener astronomischen Einheiten. Da die halbgroße Achse der Bahn des Pla neten Uranus um die Km,n mir ia Einzelheiten umfaßt, so würde also die ganze ayn dieses Planeten um die Sonne innerhalb derjenigen da li. nen Procyon Begleiters liegen. Die gesammte Masse des Systems ist 5955 mal größer als die der Erde und Sonne zusammengenommen, und der Rnitr ist der Masse nach der Sonne beinahe gielchwerlyig. Wie klein erscheint da gegen unser Sonnensvltem. hn mi6r dem Centralkörper kein einziges selbst 1 ... j i w m r. t . 1 leucyienoes Gestirn mehr besitzt, und wieviel dunkle Nlaneten rnWn n jenen fernen Fixstern umkreisen. Schweizerische oldatenlebe. Von einem bekannten MimitimMin Waffenvlak wird olauides aemrfb,- Kürzlich ist hier einem . ihnsHMif-ti" Zustand ein plötzliches, trauriges Ende oereliei morden. Der Herr Oberst N. N. hatte schon Jahrelang die Pacht der' Militär-Kantine inne, und in dieser Wirths Eigenschaft bediente er höchst eigenhändig im Verein mit seiner wackeren Frau sowohl Offiziere als auch oioaien. die lyre leiblichen Bedürf nisse in seiner Wirthschaft ,u stillen kamen. Da konnte man meUen hon Hohen Herrn in ebrfurcktaebiend? militärischer Haltung am Büffet han tiren oder von Tisch zu Tisch eilen sehen, um Hunger und Durst ganz ge wöhnlicher Rekruten zu stillen, die (O Widerspruch der Widersprüche!)' unab lässig kommandirten: ..frerr Oberst, ein Glas Bier! Herr Oberst. tmei ir- ren! Herr Oberst, eine Suppe, Herr uoeru, eine Wurst ! Herr Oberst, eine Portion Käse!" Sie schienen es förm lich darauf abgesehen ,u hahen hi Dienste des Herrn Obersten" recht viel in An,pruch zu nehmen; die respektvolle Bezeichnung frerr Oberst" bei ibrpn Bestellungen ließen sie schon gar nicht weg. -o ging es Jahr für Jahr, bis lchließlich Jemand daran Aeraernik nahm. Plötzlich erhielt nun der USerr Oberst" eine Verfügung der Militär behörde, wonach es ihm untersagt wurde, in Zukunft die" Gäste der Kan tine selber zu bedienen. Damit hatte das Idyll" ein Ende, und die armen Soldaten müssen sich seither zu ihrem größten Leidwesen ibre Bedürfniss- nnn ganz gewöhnlichen Sterblichen befrie digen lassen. Rindermnnd. Der kleine Erni bittet Mama um Geld zum Ankauf eines Ansichtskarten Albums. Die Mama bat es ibm sckon ein paarmal abgeschlagen und entschei- oei nun enoglliig: ,.va,s' mich in Ruh ', ich hab' kein Geld!" ..Erni nimmt eine vorwurssnnN Miene an und erwidert: Das kommt von den Licbcsheirathen!" Drei kleine Mädchen viscken nier und sechs Jahreil spielen im Freien sie stehen eben beieinander und kritisiren die vierjährige Ellen, die abseits mit dem Sande spielt. Ich bitt' Euch, seht Euch nur das unschuldige Gesicht an!" spottet eine der kritisirenden klei nen Damen. Wenn es in einem Hause am Nöthig, ften fehlt, ist daran oft der Luxus chuld.