Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 26, 1899, Image 12

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    Scbncslicbc.
Nsvkllcttt von Pa'.diau. leuiich von
ii.'ithtlm Ial.
1.
Ti ihrtfcnftafl der Comvaanie
hat
t,n s hiftiö flffunbfn. idn das Fräu
l,in I nennen, und tkine Neckerei
tnitrhf ihm ersnart.
ti war mit einem Tetachement aus
randais zu oem Negimeni gr,v,i,,rn
tnnr her tfiniiae aus keinem Dorfe: t
füllte sich verloreil in dieser Menge
und hatte sich isolirt. denn eZ gelang
ihm nickt sich einen einiiaen freund
unter den jungen Leuten seines AlterS
m schaffen, unter denen er lange l'io
mit Uhen füllt.
Tadel hatte er aber ein gutmüthiges
Gesicht. vieler Oelestin ixaimac, um
konnte gewiß kein böser Bursche sein
denn er befaß einen sanften Blick
und
eine traurige reftgnirte Miene, die
nie verließ.
Bei seiner Ankunft im Depot,
die Rekruten eingekleidet werden.
ihn
wo
um
irrn hnrt ofltn ttomvaanien deS Reai
menii laetbeilt tu werden, batik kr sich
gleich am ersten Tage in Folge feines
scheuen Benehmens, den epon oer un
teroffiziere zugezogen. Mit der Zeit
hatte sich dies ein wenig gebessert, doch
er war stets linkisch geblieben und trug
eine Schüchternheit zur Schau, welche
die Kameraden ermutyigle. lyn zu ver
spotten und sich unausyorticy uoer it)
luitia u machen.
Er konnte aeläufia lesen und schrei
den und bätte erst auf den Grad des
CorporalS und dann auf den des Un
terosmierS Anwruch erheben können
doch man konnte meinen, er verberge
absichtlich, was er wisse, und so dachten
seine Borgefetzten nie daran, lyn zu Be
förderungen vorzuschlagen.
Einmal im Monat, fast immer am
selben Taae. empfing er einen Brief
den er. so schnell wie möglich, in der
Tasche verbarg und nie vor seinen Ka
meradcn öffnete.
Wenn er an Urlaubstagen die Ka
ferne verlassen durfte, so ging er fort
und las den theuren Brief in einem
einsamen Winkel, wo er sicher war, daß
kein indiskreter Blick ihm folgte.
Ost hatten seine Kameraden ver
sucht, ihn wegen seiner geheimnißvollen
Eorrespondenz zu hänseln, doch Mau
riac, der so sanft und furchtsam war,
hatte sich vlöklich von einer so unerwar
teten Seite gezeigt, daß man es für gut
eracylet halte, lyn aus Diese Welie nicyi
weiter zu necken.
Eines Taaes. als er eben aus den
Händen des Wachtmeisters seinen monat
kicken Briet erkalten batte. Hatte ein
junger Pariser, der gern seinen Witz
an dem armen Celestm übte. Miene ge
macht, ihm das Schreiben zu entreißen
Mauriac wurde entsetzlich bleich, seine
Auaen glühten, er steckte zuerst den
Brief in die Tasche, knöpfte sorgfältig
- den Rock zu, dann stürzte er sich auf
den Pariser, der noch immer hohnlachte,
und versekte ibm einen so bestiaen
Schlag vor die Brust, daß er zur Erde
nei.
Als er fiA dann in liernliA iämmer-
lichcn Zustande wieder erhob,' nannten
die Kameraden ivcaunac ein Thier,
einen Wilden, und einige schickten sich
sogar an, ihn zu schlagen; doch die
Haltung des Fräuleins" hatte in die
sem Augenblick etwas so wenig Be
ruhigcndcs, daß man sich damit be
gnügte, ihn aus der Ferne zu beschim
pfen, ohne ihm zu nahe zu kommen.
Seit dieser Zeit fiel es Niemanden
mehr ein, ihn in dem Augenblick zu
hänseln, da der erwartete Brief ihm
übergeben wurde, denn man wußte,
daß er an diesem Tage in schlimmer
Verfassung war und die Hänseleien nur
schlecht ertrug, die er sonst so gutmüthig
über sich ergchen ließ.
2.
Er befand sich bereits 13 Monate im
Regiment, als eines Tages der Ser
geant-Major beim Verlesen des Rap
Ports mittheilte, daß in Folge einer
Bestimmung des Ministers, von der der
Oberst eben durch eine Depesche unter
richtet worden sei, ein Soldat jeder
Compagnie sich bereit halten müßte,
noch an demselben Abend nach Toulon
abzureisen, wo er sich 48 Stunden fpä
ter nach Tonkin einschiffen sollte. Wenn
sich Niemand freiwillig stellte, so würde
der Capitän um 1 Uhr in die Kaserne
kommen, und man würde den Betreffen
den sodann ausloosen.
Zur bestimmten Stunde, trat Celestin
Mauriac aus den Reihen, ging auf den
Capitän zu und bat ihn mit leiser, aber
fester Stimme um die Erlaubniß, fort
ziehen zu dürfen.
Man ist in der Armee nicht zarter,
wie es nöthig ist, und doch fühlten sich
Offiziere wie Soldaten bewegt.
Der Capitän beglückwünschte den
jungen Soldaten zu seinem muthigen
Entschluß und versprach ihm, er werde
ihm im Augenblick der Reise noch die
Hand schütteln.
Es standen zwei Jnfanterie-Regimen-ter
in der Stadt, und die Gruppe der
Abreisenden betrug Alles in Allem 26
Mann, die von einer Militärmusik zum
Bahnhof geleitet wurden.
In einer Provinzftadt wird eine
Thatsache von solcher Wichtigkeit sehr
schnell bekannt. Es hatte sich eine zahl
reiche Menschenmenge versammelt, und
man bejubelte die jungen Leute, die sich
entschlossen hatten, ihr Leben für's 33a
terland zu wagen. ES wurde eine
Sammlung veranstaltet, zu der ein
Jeder w der Compagnie, vom Offizier
bis zum letzten Soldaten, beitragen
wollte und das Elgebniß wurdk Mau
riac übergeben.
Ter Oberst und eine große Anzahl
von Offiiieren batten sich nach dem
Bahnhof begeben, und zwei dicke Thrä
neu standen in den Augen des armen
Celestin. als sein Hauptmann ihn im
Augenblick der Abreise gerührt um
armte.
Seine Lippen öffneten sich, um sei
nem Vorgesetzten, seinen Kameraden
zu danken, doch es gelang ihm nicht.
ein Wort zu sprechen, so groß war seine
Bewegung.
3.
Tie Colonne hat eben, nach langem,
mühsamem Marsche Halt gemacht. Tie
Schwarzflaggen und Chinesen, die sich
in großen Mengen angefunden haben,
machen unaufhörlich Angriffe auf die
Brigade, die dem Commandanten
Tiudinet zu Hilfe eilt, und morgen
wird vielleicht zu derselben Stunde eine
regelrechte Schlacht stattfinden. Alle
Mannschaften, die nicht zur Feldwache
bestimmt sind, ruhen und erneuern ihre
von den Entbehrungen und An
ftrengungen erschöpften Kräfte.
Allein in einem Winkel, am Rande
eine? Fußpfades sitzt ein Soldat und
liest einen Brief, den die letzte Post ihm
auS Frankreich gebracht.
In seinen Augen schwimmen Thrä
nen und von Zeit zu Zeit küßt er daS
Blatt Papier, bevor er es umwendet,
welches er lieft.
Es ist Celestin Mauriac. genannt
das Fräulein", denn der Spitzname
ist ihm auch hierher gefolgt.
Lange Zeit bleibt er so sitzen, lange
in eine Träumerei vertieft, die ihn ganz
und gar in Anspruch zu nehmen scheint.
Plötzlich durchdringt Trompeten
geschmctter die Luft: mit einem Satz
springt Celestin auf.
Noch einmal drückt er den Brief
lange Zeit an seine Lippen, um ihn
darauf wie einen kostbaren Schatz zu
verbergen; dann suchte er seinen, Platz
in den Reihen der Colonne wieder auf.
die ihren Weg weiter fortsetzt.
4.
Ter Kampf ist zu Ende. Auf das
Gewehrknattern, das noch soeben ae
herrscht hatte, ist die Stille des Todes
gefolgt. Ter Feind ist geflohen, der
Weg ist frei, und morgen wird man
mit einer letzten Anstrenaung wieder
weiter marschiren können.
Auch auf Seite der Franzosen ist die
Zahl der Todten und Verwundeten
zahlreich, denn der Kampf ist hart
gewesen, und die Colonne hat emen
muthigen Feind zu bekämpfen gehabt.
der ihr an Zahl zehnmal überlegen
war.
In aller Eile hat man, so gut man
onnte, ein Lazareth hergestellt, und in
einem Winkel aus einem Feldbett,
mehrere Personen umstehen, liegt
Celestin Mauriac. Er hat eine Kugel
mitten in die Brust bekommen. Der
Arzt hat eS versucht, die Kugel heraus
zuziehen, doch die Operation ist nicht
gelungen, und der arme Celestin wird
sterben.
Man hat den General benachrichtigt.
der die Colonne befehligte und er selbst
neigt sich in diesem Augenblick über das
Bett des Soldaten.
Celestin hatte sich während des Kam-
pfes ausgezeichnet, so lange die Schlacht
gedauert, hatte er durch seinen Muth
und seine Unerschrockenheit die Bewun
derung seiner Vorgesetzten und Kamera
den erregt, und die Kugel, die ihn ge
troffen, hat seinen Hauptmann befreit
und ihn einem gewissen und schrecklichen
Tode entrissen.
Eine tiefe Stille war eingetreten.
Das Gesicht Mauriac's hatte sich bereits
mit einer tödtllchen Bläffe bedeckt.
Trotzdem standen seine Augen weit
offen, ein trauriges Lächeln verlieh sei
ner Physiognomie , einen schmerzlichen
Ausdruck.
Im Namen des Präsidenten der
Republik und in Anbetracht der mir
verliehenen Rechte, ernenne ich Sie,
Celestin Mauriac, zum Ritter der
Ehrenlegion."
Gleichzeitig legte der General, der
diese Worte gesprochen hatte, dem Ster-
benden das Kreuz auf die Brust.
Ein electn cher Schlag schien den
Verwundeten zu durchzucken. Mit
einer zähen Bewegung, deren ihn Nie-
mand mehr für fähig gehalten, richtete
er sich auf seinem Lager auf, während
ein Blitz der Freude und des Stolzes
aus seinen Augen schoß. Doch ach, es
war nur ein Blitz! Plötzlich fiel er leb-
os zurück, als hätte ihn diese An-
strengung vollständig zerschmettert.
Zwei große Thränen liefen aus sei-
nen Augen, die sich flehend zum Gene
ral wandten.
Er hatte noch die Kraft nach der
Tasche zu faffen, zog einen Brief her
vor, den er seinem Vorgesetzten hinhielt,
und Jeder konnte das Wort vernehmen,
da? leise aber dringend von feinen Lip
pen drang: Gnade!"
Eine tiefe Bewegung hatte sich aller
Anwesenden bemächtigt, die dieser stum
men Scene beiwohnten.
Was hatte dieser Brief zu bedeuten.
den der arme Soldat mit flehender
Hand hinhielt, indem er diesen Schrei
höchster Bitte ausftieß? Diesen Brief
hatte sein Vater geschrieben, und. wenn
er sich immer versteckt hielt, um ihn zu
lesen, so that er das, weil das Schrei
den den Stempel deS GefängniffeS trug
n oem oer Alte eine Strafe von zedn
Jahren verbüßte.
Der Vater Celestin Mauriac'S war
ein Mörder.
Ein unverbefferlicher Wilddieb, der
stets von den Feldhütern und GenS
barmen gehetzt wurde, war er ihnen
lange Zeit entroischt; doch eineS Tages
soll! er verhaftet werden. Ta hatte
sich die Wuth seiner bemächtigt: in-
ftinctiv hatte er das Gewehr an die
Backe geriffen. und. als der Rauch sei
ncs Schusses sich zerstreute, lag an der
Erde ein todter Mann.
Ohne den geringsten Widerstand ließ
er sich dann verhaften, und er wurde
verhaftet, ohne daß es möglich war,
ihm auch nur ein Wort zu entreißen.
Tie Justiz hatte den Perbrecher erreicht
und sich sogar noch milde gegen lhn ge
zeigt, da sie weder für das Schaffst.
noch für daS Bagno stimmte.
Tie Menschen haben ihn verurtheilt.
doch der Sohn der Sohn hat ihm
verziehen!
Er hat nicht nur verziehen, sondern
ein mächtigeres, stärkeres Gefühl ist in
sein Herz eingedrungen. Seine Liebe
für seinen Vater war ein Cultus, eine
Leidenschaft geworden, seit er so un
glücklich ist und die Richter ihm den
Stempel der Schmach auf die Stirne
gedrückt haben.
Wenn der arme Soldat weinte und
sich verstickte, um den Brief zu lesen,
den der Gefangene jeden Monat an ihn
schrieb, so geschah das, weil die Zeilen
des alten Mauriac gar zu hcrzzer
reißend waren, und weil die Kamera
den Mauriac's das traurige Loos seines
Vaters nicht erfahren sollten.
In dem letzten Brief, den er erhalten
hatte, hat der Gefangene seinem Kinde
noch einmal die Geschichte des Per-
brechens erzählt. Wieder nennt er ihn
seinen Richter und bittet ihn. wie stets
um Verzeihung.
Tiefbewegt hat der General den Brief
ergriffen, den er schnell durchstiegt: in
einer Secunde begreift er Alles und sagt
mit einer Stimme, die er nicht zu be
herrschen vermag:
Vor Allen, die uns hören, schwöre
ich Ihnen, die Begnadigung für Ihren
Vater nachzusuchen, und segne Sie,
mein armes Kind, in diesem Moment
in seinem Namen!"
Der iunge Soldat hat diese Worte
noch gehört; sein Gesicht strahlt in un
endlicher Freude, und, während er mit
der einen Hand das Kreuz ergreift, das
seine Brust schmückt, faßt er mit der
anderen die des Generals, um sie an
seine Lippen zu führen.
Eine kleine Verwechslung.
Herr Sinnbald hatte auf feine Mit
ren Tage noch ein junges frisches Weib
chen sich heimgeführt. Das war die
klügste That seines ganzen Lebens ge
wesen denn alle die schlimmen Prophe
zeiungen, die bei altersungleichen Ehen
so gerne verlautbar werden, trafen dies
mal nicht zu. rau sinnbald war
ebenso gut wie klug und resolut, sehr
zum Aerger der Tante Hulda, die in
der Verwandtschaft allgemein nur den
Titel Tante Maus" führte, ein Spitze
name, den sie ihrer Passion, überall in
den Familien herumzustöbern nach klei
nen Fatalitäten, verdankte. Tante
Hulda konnte infolgedeffen auch nicht
die leiseste Anspielung auf das kleine
graue Nagethier vertragen.
Tante Maus" hatte natürlich Herrn
Sinnbald die fürchterlichsten Dinge
vorausgesagt, wenn er feine Eheplüne
verwirklichen würde. Und wie das
Alles nicht eintraf, als die Ehe so har
monisch sich gestaltete wie Niemand at
dacht, da stöberte die Maus" nur noch
begieriger in dein venn des Ehepaare
herum und machte sich von Tag zu Tag
Uveria Niger.
Aber Sinnbald war kein Freund von
irenigieiien in oer erwanoiicvast
und von Streitigkeiten überhaupt. Er
war eine Seele von einem Manne, der
nur einen einzigen Fehler hatte, den.
über alle Maßen, zerstreut zu sein. Aber
aus dieser Schwäche erwuchs ihm jetzt
weniger Schaden denn je. denn seine
kluge Frau nahm ihm fast alle Besov
gungen ab und die kleinen Unfälle, die
seine Zerstreutheit in den heimischen
vier Pfählen dann und wann anrich-
tete. waren nicht der Rede werth.
Da machte eines Tages eine kleine
Erbschaftsangelegenheit, die Frau
Sinnbald betraf, eine Reise derselben
nach der nahen Kreisstadt nöthig, die
zwar nur einen Tag umfallen sollte,
aber doch in dem ruhigen Leben, das
Mann und Frau führten, von Beiden
als etwas Störendes empfunden wurde.
Indessen es mußte sein und da Sinn
bald ein abgesagter Feind alles Reifens
war, so war's mit einem Worte abqe-
macht und beschlossen: Frau Meta reiste
allein.
Und das kam auch so. Aber noch
auf dem Bahnhof kam der Frau die
Erinnerung an zwei Dinge, die sie zu
besorgen unterlassen hatte. Das eine
war ein Geschenk für die Tante
Maus", deren Geburtstag beute war.
und das andere bestand in einer im
Sinndald'schen Hause höchst nöthig ae-
wordenen Mausefalle.
Gelt. Friedrich sprach deshalb
Frau Sinnbald, noch in der Coupsthür
stehend, zu ihrem ihr sehr aufmerksam
zuhorchenden Gatten: Du nimmst mir
einmal heute diese meine Besorgungen
ab. Für die Tante habe ich ein passen
des Geschenk bereits ausgewählt und
eingepackt es steht in der guten
Stube. Das muß das Mädchen noch
Vormittags zur Tante tragen mit
unseren besten Grüßen und Glückwün
chen. Und die Mausefalle die
kannst Du ja gleich auf dem Rückweg
vom Bahnhof besorgen und mitneb .
inen. Also, Friedrich ich kann mich
doch darauf verlassen, daß Tu Beides
besorgst?'
.Natürlich! Natürlich!"
.Und keine Zerstreutheit dabei?
.Wo denkst Tu hin!"
.Tann gieb mir einen Kuß zum Ab
schied, Alter!"
Auch das that Friedrich Sinnbald
mit Freuden und gleich darauf rollte
der Zug von bannen.
.Die beiden kleinen Besorgungen
werde ich doch nicht vergeben!" sagt,
Herr Sinnbald selbstgefällig, als er sich
auf den Weg nach Hause machte.
TaZ wäre ja noch schöner die Mause
falle und das Geschenk für .Tante
Maus" haha, wie das seltsam zusam
menklingt!" Und die neue Jdeenassocia
tion nahm den guten Sinnbald so ge
fangen, daß er sich mit ihr ganz 6e
schäftigte und schließlich zu Hause an
kam, ohne auch nur mit einem Gedan
ken an die beiden Besorgungen zu den.
ken. die er doch übernommen hatte.
Der Mittag kam und verlief für ihn
sehr langwellig. Das gute Gesicht fet
ner Frau fehlte ihm zwischen den Ge
richten. Plötzlich fuhr er auf und lic
die Gabeln klirrend auf den Teller f al
len.
Meine Frau Himmel! Jetzt erst
denke ich la wieder dran hab s als
doch richtig vergessen mit den beiden
Besorgungen! Was war'S doch nur
haha, richtig! Tante Maus" und
Mausefalle". Wie konnt' ich's nur
vergessen! Na, nun aber schnell: Lene,
Lene. Lene!"
Las Mädchen kam eilfertig in S
Zimmer. Lene, da liegt irgendwo ein
Packet, das meine Frau zufammenge
packt hat das muß zur Tante Mau
hm! zur Tante Hulda, wollt ich
sagen. Doch, halt erst geh zum
Kaufmann Niebuhr hinüber, und hol
'ne Mausefalle, hörst Du?"
Schön, Herr Sinnbald!
Und Lene trollte ton. nach einer
Viertelstunde stand sie wieder im Zim
mer.
Ter Kaufmann hat mir em ganz
Packet verschiedener Mausefallen müge
geben. Ob Sie sich eine aussuchen
wollten? Das Packet ist m der Küche
Nem. das üoerla len wir meiner
Frau, wenn sie heute Abend zurück
kommt, trag das Packet Mausefallen
nur in's Zimmer hinüber," sagte Sinn
bald, sich fröhlich die Hände reibend
So, nun koch' mir 'ne Tasse Kaffee,
Lene, und dann spring hinüber zur
Tante Hulda!"
Wo ist denn das Packet, das ich
mitnehmen soll?" fragte Lene.
Das Packet geb' ich Dir dann, erst
den Kaffee," entschied Sinnbald.
Und während er den würzigen Trank
der gebrannten Bohne des Kafteestrau
ches erwartete, setzte er sich an den
Schreibtisch und warf einige Zeilen
auf einen Bogen:
Liebe Tante! Beifolgendes kleines
Geschenk, das Dir hoffentlich viel
Freude machen wird, mit unseren
herzlichsten Glückwünschen zum Na
menstage.
Friedrich Sinnbald und Frau.
So. nun werd' ich das Packet holen,
das drüben im guten Zimmer liegen
soll, und dann kann Lene lostrollen.
Und so that der Herr Sinnbald.
Richtig auf dem Tische lag ein in
Papier gepacktes und niit Bindfaden
wohl verschnürtes Packet. Und da kam
auch Lene.
Hier ist ein Brief und Packet
nun vorwarkö, cyneu zur Tante
H'llda."
Aber Herr Sinnbald " warf
Lene ganz perplex ein das ist ja "
Ptt! Keine Widerrede! Vor
wärts!"
Lene zuckte die Achseln, was gings
sie an. Es konnte ja ein Scherz sein!
ie nahm das Packet und den Brief
und ging ab.
Ter Abend kam und brachte die
junge Frau sinnbald yeu und gesuno
wieder zurück.
Aber Friedrich," sagte sie mit
freundlichem Vorwurf, als sie nach der
ersten Begrüßung wieder in's Zimmer
trat nun hast Tu's doch vergessen
das Packet für die Tante ist nicht
besorgt!"
Toch. mein Schatz," sagte der Gatte
eitrig. Lene ist gleich nach Tisch da
mit hingegangen!"
Um Gotteswillen dann ist wieder
ein erleyen passin, oenn oas Paaer
liegt ja noch im Wohnzimmer."
,.Nicht möglich!"
Ein Klingeln an der Vorsaalthür
hinderte vorläufig die weitere Ausein
andersetzung. Lene kam herein, mit
einem Packei, oas rieoricy innoaio
ziemlich bekannt vorkam, und einem
Briete.
Hastig öffnet Frau Meta das Packet.
Acht Mausefallen fielen ihr ent-
gegen.
Um Gotteswlllen, Friedrich, was
ist das?"
Niebuhr hat sie geschickt, Tu solltest
eine aussuchen!"
Unglücklicher, diese acht Mäuse
fallen hast Tu der Tante Maus" ge
schickt!" W-a a-s?"
Höre nur, was sie schreibt: Euer
Geschenk" sende ich Euch zurück. Euer
Haus werde ich nicht wieder betreten.
Hulda.
Eine Weile standen Beide sprachlos.
Tann trat ein leises Lächeln auf
Meta'S Züge und nun lachte auch ihr
Mann.
Sie kommt nicht wieder zu uns
dann, hätte ja "
Und Meta vollendete den Satz:
.Deine Zerstreutheit zum ersten Mal
Gutes gestiftet!"
) ich di na und weise."
In Lübeck lebte in den 50er Jahren
am Markte ein Kaufmann B.. welcher
zu den Stammgästen des Rathskellers
gehörte. Er war außerden ein deson
ders guter Freund des alten Pächters
E. Eines schönen TageS nun gerieth
das Gespräch auf das Thema Betrug.
Tiebstahl. Hochstapelei. Viele Beispiele
aus der letzteren Art des Gaunerthuins
wurden erzahlt. Ta meinte der alte E
Na. mi sölt se nich bedregen, datt
bringt so ligat kener farig!" Tas
ärgerte denn den Kaufmann B. und
sofort bot er dem Pächter eine Wette an
darüber, daß er ihm daS Gegentheil
beweisen wolle. E. schlug ein. Ter
Preis der Wette ist dem Berichterstatter
nicht mehr bekannt und im Allgemeinen
auch gleichgültig. Genug, der alte
Pächter E. erwartete in den ersten
Wochen, selbst Monaten, alle möglichen
Betrugs-Attentate und wappnete sich
dagegen, allein keinerlei Versuch wurde
gemacht, der diese Aufmerksamkeit loh
gen konnte, und so kam ihm denn bei
dem täglichen starken Verkehr die Sache
ganz aus dem Sinn, lhm sowohl, wie
seinen sämmtlichen Bediensteten. Un
gefähr ein halbes Jahr nach dieser Ge
schichte fuhr vor dem Rathskeller eine
prächtige Karosse vor: ein Ereianiß in
der damaligen geschäftslosen Zeit
Kellner und Wirth gingen dem aus
steigenden distinguirten Fremden, dem
ein Lakai in einfacher, aber vornehm
wirkender Livree folgte, höflich und
achtungsvoll entgegen. Lord Ehester
field, oder wie er sich sonst nannte,
geruhte, sich bei dem Pachter für den
aufmerksamen Empfang zu bedanken
und ihm zu bemerken, daß er von
Freunden gehört, Speisen und Weine
im Rathskeller sollten vortrefflich sein.
Seine Lordschaft bestellte nun ein aus
gezeichnetes Diner und überließ die
Wahl der Weine dem Ermessen des
Herrn Besitzers. Nachdem das Kosten
zur Zufriedenheit seines englischen
Gastes ausgefallen, lud Hochderselbe
dann den Pächter ein, ihm bei einer
Flasche seines Besten Gesellschaft zu
leisten. Als nun Alles verzehrt war
und es an das Bezahlen gehen sollte,
vermißte zum Schluß der edle Lord seine
Brieftasche. Er theilte das dem Päch.
ter unter der Bemerkung, daß er in
Tüffke's Hotel logire und sofort seinen
John, der ja bei ihm war, hinsenden
wolle, die nöthigen Goldfüchse zu holen.
Einem so seltenen, illustren Gaste gegew
über sich vorsichtig zu zeigen, fiel dem
guten E. gar nicht ein; er versicherte
unter vielen Verbeugungen, feine
Lordschaft könnten das ja vom Hotel
aus berichtigen lassen, und begleitete
den edlen Herrn selbst die Treppe hin
auf. Auf der obersten Stufe aber dreht
sich der Lord plötzlich um, reißt den
alichen Bart und die Perrücke ab und
ragt ,m echten TramenwasserDialekt
via, egg mal. E, Yen ick nu mm
Wett wunnen oder nich? Du heft Di
doch mächtig ansmeern laten!" Tableau
Wahre Freundschaft.
Wahre Freundschaft, die ist selten.
Wie ein schwarzer Diamant,
Vieles mag als Freundschaft gelten,
Und ist nichts, wie eitler Tand.
Nichts als Talmi Tingeltangel,
Oben nur ist s blink und blank.
Gier und Habsucht wirft die Angel,
lnd der Köder: Schmeichelklang".
Wahre Freundschaft giebt ihr Leben,
Bricht das letzte Stücklein Brot.
Gern und freudig, ohne Beben
Theilt sie mit dem Freund die Noth.
Im den theuren Freund zu schützen.
Breitet sie die Arme weit.
Bleibt trotz Sturm und Wetterblitzen
Treulich an des Freundes Seit .
Aus sich selber, immer wieder
Schöpft sie Kraft und treuen Sinn,
Wahre Freundschaft beugt sich nieder
Selbst zu dem Gesunk'nen hin!
Wahre Freundschaft kann nicht schelten,
Lächelt ob des losen Wichts,
Wahre Freundschaft, die ist selten,
Ist ein Strahl des Himmelslichts!
atl,cder-Bliitl?e.
Professor: Goethe und Schiller las
sen sich natürlich nicht über einen Leisten
chlagen."
Lin Aufsitzer.
Wissen Sie, was Xerres zu seinem
Hofphotographen sagte?"
Nein!"
Ich auch nicht, denn damals gab es
noch keine Photographen."
Schreckliche Aussichten.
Erster Stromer: Du. i' hab' g'hört.
wenn mer an Menschen hibnartisirt, no
kann er ean alles thun machen, was
mer will, dös kann nett werd'n."
Zweiter Stromer: ..Warum denn?"
Erster Stromer: No, na könnt mer
oin ja au arbeiten machen."
Satzbildung.
Fremder: Es heißt immer, ihr Ber
liner könnt Alles fertig bekommen.
Nun bitte, bilden Sie mir mal schnell
einen Satz, in welchem das Wort Rad
fahrermütze" vorkommt.
Berliner: Sofort! Mir hat se be
trogen und verlassen und jetzt jeht een
Radfahrer mit se."
Schonend Urtheil.
.Wie weit ist Fräulein Anna
schon im Klavierfpiel?"
jetzt
O, recht gutmüthigen Menschen
darf sie schon vorspielen!"
Tdelmuth.
Sie: .Ach, Adolf. Schreckliches ist
geschehen Papa hat falsch spekulirt
und Alles verloren!"
Bräutigam: Dann, liebe Anna,
will ich Dich nicht auch noch ihm
rauben!"
Bei der IPahrfagerin.
Also Ihr zukünftiger Mann
heißt
Friedrich.
Und können Sie mir vielleicht auch
sagen, wie mein zweitrr Mann heißen
wird?"
Selbstgefühl.
Richter (zum Gauner): Bisher ftan
den Sie stets nur wegen Tafchendieb
stahl vor Gericht heute wegen Ein
bruch!"
Gauner: .Ja. ick hab' mir ver
größert!"
Unverbesserlich.
Der Herr Amtmann: Aber Hiesl!
Mußt Du denn alle Tag' Dein' Rausch
hab'n! Schau', das liebe Vieh weiß,
Wenn's genug hat!"
Der Hiesl: .Beim Wasser wußt' i'
aa', wenn i' g'nua' hab!"
Das Corpus delkti.
Freund: Willst Tu Dir denn das
Ohr nicht wieder anheilen lassen, das
Dir Sonntag bei der Rauferei ab
geschlagen worden ist?"
Bauer: Ja, ich möcht' schon.. ..
aber des ist halt noch bei den Akten!"
Schlimmer ab.
Student A: Du. ich bin in einer
unangenehmen Lage. Meine Wirtbin
hat mir heute Morgen gesagt, wenn ich
vis morgen nicht bezahle, muß ich aus
ziehen!"
Student B: Du. da bist Tu noch
gut ab; mir hat die Wirthin gesagt,
ich müsse erst bezahlen, eh' ich überhaupt
ausziehen darf!"
Alles vergeblich.
Amtsrichter (zum Vorsteher eines
Marktfleckens, der als Zeuge vorgeladen
ist): Es ist aber doch horrend, daß am
Markttage bei Euch stets so viele Dieb
Itähle, insbesondere Taschendiebstühle.
vorkommen. Es wäre doch gut, wenn,
wie an anderen Plätzen, Warnungs
tafeln angebracht würden mit der Auf
schrlsl: Bor Taschendieben wird ge
warnt!"
Ortsvorsteher: Dös ham ma a scho
probirt, aba nach hams uns d' War
nungstafeln aa noch g'stohl'n."
Au, der Rinderstube,.
Onkel: Also, Ihr spielt Men
schenfresser"; thust Du denn nicht mit,
Hans?"
Hans: O ja, aber ich bin schon
gefressen worden!"
Beim j?ferdeverleik,er.
Sonntagsreiter: Haben Sie denn
den Gaul auch gut gefüttert, daß er die
weite Tour aushült?"
Pferdeverleiher: Ach. der läuft
schon, wenn er Hunger bekommt, nach
Hause!"
Aus der guten alten Seit.
Der Rekrut Schmirle, welcher auf
Urlaub war. bringt seinem Feldwebel
einen riesigen Blumenstrauß aus der
Heimath mit.
Feldwebel: Kerl, deine Eltern glau
ben wohl, ich sei ein Ochs!"
Kleines Mißverständniß.
Herr Huber: Also. Sie wollen
meine Tochter? Sagen Sie 'mal, jun
ger Mann, was haben Sie denn die
letzten Jahre zurückgelegt? Ich meine
im Durchschnitt!"
Ter iunge Mann (leidenschaftlicher
Radfahrer): ..Siebentausendachthun
dertundfünfzig Kilometer, HerrHuber!"
Unbequeme Eltern.
Mama (die soeben ihr Kind gestraft):
:o, mein Kind, geht Tir's jedes
Mal, wenn Du unartig bist, ich will
mich nicht mein ganzes Leben mit Dir
ärgern fondern will einmal Freude
und Vergnügen an Dir erleben!
Kind: Also muß ich leiden weil
Du so vergnügungssüchtig bist!"
in Gewissenhafter.
Der Herr Lehrer Klexelberger benützt
die Blätter alter Ertemvoralienbefte
einer Schüler als Fidibusse. Neulich
will er sich eben mit einem solchen seine
Pfeife anstecken, überliest aber noch
chnell die Seite und bemerkt zu seinem
Entsetzen, daß er einen Fehler über
ehen hat. Gewissenhaft greift er zur
rothen Tinte, korriqirt die Fehler und
steckt sich dann erst mit dem Blatte
feine Pfeife an.
Unnötbig.
Großvater; ..Sag'. Morikche. mein
Kind, was wünfcht'st Te Ter zu Dein'
Geburtstag?"
Moriz: ,,E' Zahnberscht könnt'st De
mer schenken, Großpapa!"
Großvater: Nü. hat das Kind Pos
sen: gor was denn e Zahnberscht?
Wann De mal bist so alt wie ich. hast
De doch kaa' Zähn' mehr!"
Weltklug" nennt man jemand, der
klug ist für sich.