Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 26, 1899, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    4
mein Pascha und die parolc-ausaabe.
fii:t aul listn 5ini,n!kd. f 'f
kin'ior" Jtoiixtimfapuan a. i.
.Morgen Mittag? jrrölf Uhr Parole
ausgabt im TchloKhos! Cfnjicr du jour
und der onde Unterleutnant zur
See Graf Bernftorff!" 2o hatte der
Kommandanturdefehl am Freitag gc
lautet, und mir lag nun am Sonn
abend früh das Einüben der Wrifik bei
den Wachmannschaften ob. damit alles
ordentlich klappte, wenn der gestrenge
Stadtkommandant um Zwölf in Et
schcinung trat. Wie oft die Leute
prafkntiren rußten, weiß ich nicht
mehr. Ein paar hundert Mal war's
sicher.
Mein Hund. Pascha geheißen, eine
riesige Togge, ainllsirtc sich derweilen
auf dem weite Platz vor der Kaserne:
aber schließlich mußte ihm das ewige
Prascntiren doch wohl langweilig ge
worden sein, denn als die Leute um
halb Zwölf abrückten, und mein Bur
sche mir Hclm und Tchärpe brachte, um
mich für den feierlichen Augenblick ent
sprechend auszurüsten, war der Röter
verschwunden.
Wo ist Pascha?
Ich weih nicht, Herr Graf! In der
Wohnung ist er nicht!"
.Such' ihn und sperr' ihn ein!"
Tamit eilte ich den Mannschaften nach.
Schon war ich unten am Tchloß
garten angekommen, da sprang mir zu
k meinem Entsetzen, freudig bellend.
mein Kalb" entgegen. Mit diesem
wenig schmeichelhaften Beinamen hat
ten die Kameraden ihn verunziert.
Miserabler Racker, wo kommst Tu
her?" schalt ich. Ader Pascha nahm
meine Zorn nickt für Ernst, sondern
versuchte auf's Neue, mit Freuden
gchcul an mir hochzuspringen, bis ich
ihm einen Schlag mit der Säbel
scheide versetzte und energisch Hinter!"
zudonncrte. Ta schlich er hinter mir
her.
In der Durchfahrt zum Schloßhof
zog ich rasch meinen Paletot aus. denn
obwohl es Februar und bitter kalt war,
muszte doch der Rondeoffizier, des
größeren Glanzes wegen, im Waffenrock
antreten. Einein Secsoldaten übergab
ich den Mantel und rief dann den Hund
heran.
Hier halten Sie ihn ordentlich fest
und lassen ihn um keinen Preis los!
Sonst giebt's ein Unglück!"
Zu Befehl. Herr Leutnant!" ant.
wortete der Maim, und ich ging ichleu
nia auf den rechten Flügel der Wache.
ES fehlten nur noch zwei Minuten bis
Zwölf.
Stillgestanden!" kommandirte der
Pladmaior. Ich stand wie ein Eich
bauin und starrte geradeaus. Ta zuckte
ick vor Schreck zusammen.
Schockschwerenoth!" entfloh es leise
dein Gehege meiner Zähne, denn mit
Ricsensätzen kam Pascha angelpcungen,
stürmte durch die versammelten Offi
vjk hindurch und dann auf mich zu.
Hinter!" hatte ich gerade noch Zeit,
ihm zuzuzischen. da hub die Schloßuhr
zum Schlage aus.
Achtung, präsentirt das Gewehr!"
Und unter Trommellchlag und Musik-
gctöse erschien der Stadtkommandant,
schritt grüßend an uns vorbei und nahm
gegenüber Aufstellung. Tann wurde
geschultert und Ober und Unteroffi
ziere vorwärts marsch!"
Wir marschirten los. und zwei
Schritt hinter mir Pascha, stolz er
hobcncn Hauptes, als ob er dazu ge.
hörte.
Etwas stotternd machte ich meine
Meldung, deren Entgegennahme mir
seitens des Gestrengen durch Handan
legen an den Helm bescheinigt wurde.
Ta dachte mein Pascha wohl, der Gruß
gälte ihm. denn freundlich schweif
wedelnd trat er vor und benascn
schcinigte nach Hundeart die Beinkleider
des hohen Herrn.
Ein Zornesblitz aus den Augen des
Kommandanten traf mich.
Ist das Ihr Hund?"
Zu Befehl!"
"Wissen Sie nicht, daß es verboten
ist"
Zu Befehl!" antwortete ich vor.
schriftswidrig, ehe die Frage noch be
endet war. Er ist mir weggelaufen."
j Das Weitere wird sich finden."
A. Zu Befehl!" Geknickt schlich ich da
von. um mich bei den übrigen Porge
setzten zu melden. Bon Jedem erhielt
ich einige mehr oder weniger unlieben,
würdige Worte, wie man so sagt, auf
den Kasten." Ja. mein Divisions,
kommandeur verlangte sogar energisch,
ich sollte das Vieh" vergiften oder
todtschicßen; und mein Kompagniefüh.
rer verbat sich ein für alle Mal das
Mitbringen auf ,den Exerzirplatz. Ich
war wüthend, sagte aber natürlich zu
allem immer nur Zu Befehl!" und
rannte dann, den Hund am Halsband!
festhaltend, in den Thorweg, um mei.
ncn Grimm an der Ordonnanz auszu
lassen. Aber diese hatte sich wohlweis
lich aus dem Staube gemacht.
Nun schrie ich nach meinem Ueber,
ziehet und hatte ihn auch endlich bei.
nahe an; da kam der, Platzmajor ange
setzt.
Bcrnstorff, Mensch, was machen
Sie beim? Es ist doch Paroleausgabc
Alles wartet nur noch auf Sie! Kom.
wen Sie schnell, schnell!" -
Wahrhaftig, das hatte ich über den
vertrackten Hund total vergcffcn! Rasch
riß ich mir den Mantel wieder von den
Schultern und stürmte in den Schloß.
Hof zurück. Ta beugten sich schon die
Köpe der Herren Adjutanten unter gc
heimnißvoUcm Flüstern gegen einander,
als wenn der Wind über ein Kornfeld
streicht. Ich kam im letzten Augenblick
noch zurecht. um das Zauberwort ,u er
wischen und es dann ebenso geheimniß,
voll dem Stadtkommandanten wieder
zuzuraunen. Gott sei Tank, das war
vorüber! Bon dem Segen, der bei der
nunmehrigen Meldung auf meine
Haupt herniederträuselte. schweige ich
lieber. Tazu kam noch der Hohn der
Kameraden, die mir alle zu drei
Tagen" gratulirten. Schön war's
nickit.
Toch das Ungcwitier zog noch glück
lich an mir vorüber, und eS erging mir
nicht wie dem Schüler in .Törchläuch
ting." un denn flög't in!"
Tie drei Tage" blieben mir erspart,
nur eine niederträchtig schlechte Ronde
war meine Strafe. Sämmtliche
Wachen mit sämmtlichen Posten!" Tas
bedeutete die halbe Nacht unterwegs.
Als ich aber mit Pascha in meiner
Wohnung ankam, da slög't in! und
zwar gründlich. Ich glaube aber noch
heute nicht, daß er damals gewußt hat.
weshalb er solche Prügel bekam. Eine
Paroleausgabe hat er aber nicht wieder
mitgemacht.
Pc gece Täbnarzt."
Bon Zocke K n 0 a k.
All de ganze Woch harr Fritz Brüm
mcr de insahmtigstcn Tähnwehdag hatt
TeZ Tags künn he nich schaffen un des
Nachts künn he nich slapen un wat he
för luter Wcihdag anfangen füll, dat
wußt he sülwstcn nich mihr. Fritz iZ
so'n drögcn Farmer un mahnt in de
Nahwerschaft von en lütte Billage, wo
de Bläcksmith ook Tähnen uttrecken
deiht, wer he künn nich recht dagegen
kamen, sick von den Smith von sien
Pien befrien to laten. denn so säd he
to sien Cllsch dat letzte Mal. aS ick
mi en Tähn von den Kirl uttrecken
laten dcd. dunn het he mit mi de Stum
utfegt. un as he den Tähn nah'n Halme
Stund harte Arbeit wurklich rut harr,
dunn was dat de salsche Tähn; ne.
nah den Kirl gah ick nich weddcr hen."
Awer de Pien würd schließlich to
slimm för Fritzen un so seggt he denn
eines Morgens to siene Fru: Ollsch
seggt he wenn ick disse Pien noch län
ger uthollcn mütt. denn war ick verrückt
dabi; ick denk, ick sühr hüt to Stadt un
gah nah'n richtigen Tähndokter. de
ward mi wol den Tähn in vernünftiger
Wies utricten!"
Ja. Budding. dat doh ook man"
fegt sien Fru. de froh was. dat he
endlich to den grooten Entschluß kamen
was, un se hclpt Fritzen sick farig
maken un bald dorup dunn güng de
Reis los.
Ten ganzen Weg lang het Fritz
jammert as so'n lüttes Kind; sien
Ollsch harr em en grootes Took üm
den Kopp bunden, damit oe Tähn ook
nich iolt kriegen süll, awer de Weihdag
dcd dat doch nich stoppen un de arme
Kirl was würklich sroh. as he endlich
in de Stadt ankamen dcd un sien Pierd
m n tau yarr.
He höll sick ook gor nicht lang up.
sonnern söcht sick glick einen Tähndokter
un kum is he in so'n Osfice. dunn fett
he sick glick in den Stohl un fegt:
Tokter, üm deS Himmels Willen,
trecken Se mi den Tähn ut. sünst war
ick noch verrückt vör luter Wcihdag!"
Well, de Tokter ströpt sick de Hems
ärmcl up. kriegt Fritzen bi't Muhl to
fatcn, langt nah sien Tang, fött damit
den Ouäl'gcist an un indcm he de
Tang mit aller Gewalt cnen Ruck giwt,
het he den Tähn rut.
Herrgott noch'n Mal. wo bölkte Fritz
up dat was noch slimmer. as wenn
so'n Löw an to brüllen fangt awcr
bald löten de Weihdag nah, de Tokter
steckt em noch so'n lütten Tutten von
Watten in dat Lock, wo de Tähn west
was. un dunn segt he. so. nu künn
Fritz gähn.
Allriqht, Tokter segt Fritz
wat kost dat nu?" C, wiel Tu
dat büst. en Halmen Tahlcr." segt de
Tokter.
Tunncrwcdder noch'n Mal segt
Fritz dass awer en ganz gefährlichen
Pries wenn ick en Halmen Tahler
kriegen dcd för fiew Minuten Arbeit,
denn würd ick in en Johr en rieten
Mann. Wenn ick dat müßt harr, denn
wär ick nah unsern Bläcksmith gähn,
de harr mi de Tühn sör nicks uttrocken.
den harr ick blos to trieten brunkt!"
Tot güng ein nicks nich an, meinte de
Toktcr sien Pries wär en halwer Tah
ler un wenn de Bläcksmith dat ümsonst
dohn dcd, denn war dat nich siene An
gclegcnheit. Na, Fritz betahlte den sienen Halmen
Tahler un wull gähn, awer dat Lock,
wat de Toktcr ein rütcn harr, füng ganz
gehörig an to blöden un de Tokter wull
em dat upfixcn, awer he verlangte ertra
Betahlung dafür un Fritz wull kein
Geld mehr rutrücken. Well meint
denn de Toktcr dcnn gah man grad
öwer de Straat bi Hamann in'n Sa
luhn un lat Ti en gooden Snaps ge
wen, de stoppt Ti dat Bloot!"
Tat löt Fritz sick nicht tweimal seggen
un he schüwt denn los in den Salühn
un segt. de Tokter harr em schickt, he
süll sick en gooden Snaps un ook'n
Glas Bier un'n Eigar gewen laten
un wiel der Toktcr good bekannt war
in den Saluhn un wiel Hamann
dacht. Fritz harr wol en Besorgung
malt för den Toktor, fo lct he Fritzen
hcbbe.n. wat he hebben wull. wat all för
den Tokter anschrewen würd.
Fritz fcp sick enen schönen Aapen an
un ganz glückselig köm he gegen Abend
bi sien Culi) an. de em glick fragen
dcd. od he sick den Tähn harr utricten
laten.
Schur doch segt Fritz man bloZ
de Toilrr is genhrlich düer en Holmen
Tahler wull he für de sicm Minuten
Arbeit hebben !"
Wat segt de O lisch en Halmen
Tadlcr k Xe Kirl iS wol verrückt!"
C, well fegt Fritz ick bün awer
doch um miene Kosten kamen, dcnn aS
de Zahn rut was. dunn het he mi in'n
Saluhn schickt un da hcw ick denn genog
sapen. dat von den Halmen Tahler nich
veel äwrig blcwen is!"
As de Tokter an n Abend ,n den
Saluhn kamen iS un Hamann em
Fritzen siene Rcknuna vörleqgen ded.
dunn het he toirft nich wüßt. wat he
seggen füll; toirst het he sick ftriiwt un
wull de Geschickt nich bctahlen. awer aS
Hamann em fragen ded. ob he Fritzen
nich röwer schickt haar un he dat toge-
stahn müßt, dann müßt he doch lachen
un fegt: Nu seg mi blos noch Einer,
dat die Buern dumm sünd!" un he het
die Geschicht bctahlt, awer he het swo
ren. he will keinen Patfchenten wedder
nah Hamann schickcnr
Heldenthat eines naben.
Während der Schulfcrien ereignete
sich in einem ungarischen Torfe eine
aufregende Scene. Ein 17jühriger
junger Mann war beim Baden vor den
Augen seines Batcrs in einem tückischen
Gewäijer verschwunden. Rasch ent
schlössen sprang der Bater des Jüng
lings nach, um den Sohn zu retten.
Aber krampfhaft umklammerte der Per
finkende den Pater; dieser fühlte die
eigene Kraft schwinden und suchte, um
seinen anderen vier Kindern den Er
naurcr zu eryailcn. cm vcvcn zu
retten, sei es auch mit Preisgebung des
dem Untergange nahen Sohnes. Ent
setzt sahen die Anwesenden diese unheil
volle Wendung der Szene. Ta sprang
ein blutjunger, militärisch-uniformirtcr
Knabe, der dreizehnjährige Zögling der
Eisenstädtcr Militürrealschule Emil
Gaudernak, in die Fluth, tauchte unter
und nahm den Kampf mit dem Sieb
zehnjährigen auf, d. h. er wußte sich
seiner verzweifelten Anklammerung zu
entziehen, ergriff ihn aber selbst mit
übermenschlicher Kraft, tauchte empor
und schwamm, den Geretteten im Arm.
an's Ufer. Das war das Werk kurzer
Minuten, allgemein war die Spannung
und Bewunderung der Augenzeugen
dieser Heldenthat eines Knaben. In
besonderer und außergewöhnlicher Wür
digung dieser Mannesthat eines Kna
den. der Tollkühnheit mit Umsicht und
ausdauernder Kraft gepaart hatte, be
antragte da? Kriegsministerium, ob
wohl es der erste Fall dieser Art war,
für den Knaben eine kaiserliche Aus
Zeichnung; der Monarch verlieh dem
kleinen Helden das silberne Verdienst
kreuz, das noch nie auf der Brust eines
so jungen Unterrealschülers geprangt
hat. Neulich Sonntags wurde dem
Zögling Gaudernak, dessen Bater Gene
ral ist, das kaiserliche Ehrenzeichen mit
besonderer Feierlichkeit überreicht. Tas
ganze Eisenstädter Zöglings-Bataillon
rückte auf der herrlichen Anstaltsterrasse
aus; auch der geiammtr Lehrkörper.
alle Unteroffiziere und Soldaten waren
"en paracle" anwesend. Ter Schul
kommandant, Oberstleutnant Hand
schuh, heftete nach einer erhebenden An
spräche und nach einer ergreifenden
Schilderung der wackeren That dem
Zögling vor der Front das Ehrenzeichen
an die Brust, forderte ihn auf, es alle-
zeit in Ehren zu halten und zu tragen
und schloß seine kernige Ansprache, die
auch des Kaiicrintages wehmüthig at
dachte, mit einem stürmisch aufgenom
menen Hoch auf den Kaiser. Tas Ba-
taillon defilirte vor dem Anstaltskom
Mandanten und dem Tekorirten, der
den Platz neben dem Oberleutnant ein
nahm und von allen Offizieren beglück-
wüntcht wurde. Bei dem Festeren hielt
der ranghöchste Zögling eine Ansprache
an den Tekorirten, der hierauf nebst
zwei Kameraden als Gast des Komman-
danten einen Ausflug nach Neustadt
unternehmen durfte. In der Neustäd
ter Akademie soll ja der junge Held
nach vier Jahren seine letzte Äusbil
dung erhalten. DcrMilitärrcalschüler
mit dem Berdienstkreuz macht nicht
wenig Aufsehen in der Stadt und rasch
verbreitete sich die Kunde von seiner
seltenm That und ihrem seltenen
Lohne.
Ter Tod unter Rosen.
In Bombay trat in einem Cirkus
seit einiacr Zeit eine Scklanaenbändiae
rin auf, ciue junge Jndierin von her-
vorragender Schönheit, die wie eine
klassische Statue aus Bronze hcrausge
arbeitet schien. Ihre Produktionen mit
den Schlangen waren ebenso eigenartig
und bewunderungswürdig wie gcfähr
lich, da keinem der Thiere die Giftzähne
aasgebrochen waren. An dem Abend,
an dem sie vom Schicksal ereilt wurde,
sollte sie zum letzten Male auftreten,
um sodann eine Tournee durch Amerika
zu machen. Ter Cirkus war bis auf
das letzte Plätzchen gefüllt, und laute
Bravos begrüßten das Erickeinen der
Jndierin auf der Scene. In einem
großen sack aus Thiersell befanden sich
die Schlangen. Tann fehle die Scklan-
genbändigcrin eine Flöte aus Rosen
Holz an die Lippen und entlockte ihr
seltsame Töne, bald schwermüthjg
klagend, bald wilde leidenschaftliche
Melodien und Rhythmen. Alsbald
bewegten sich die Schlangen aus dem
Sacke, ringelten sich auf die Erde.
krümmten sich und streckten ihren Kör
der wieder aus, hoben zischend die Köpf?
und Halden Leder in die Höhe und fan
ken wieder in den Staub, fodaß es auZ
sah. alZ od sich ihre beweglichen ner
vö'en Leider im Takte der Mufit de
mezten. Ein geller Pfiff von den Lip
pen ihrer Herrin, und all die giftge
schwollencn Schlangen. Bipern von
Java. Klapperschlangen und Nattern
ringelten sich an ihrem Körper hoch.
umwanden ihr Handgelenk wie ein
strahlender Gürtel und umgaben ihr
Haupt wie mit einer Märtyrertrone.
In dieser schrecklichen Umftrlckung blieb
sie einige Minuten regungslos, ohne
mit einer Wimper zu zucken. Tann
ließ wieder die Flöte ihre seltsamen
Töne erschallen, dumpf und schauerlich,
und gehorsam kehrten die Schlangen in
den cai zurück. Nur eine -chlange
blieb, von dem Blicke ihrer Herrin wie
gebannt, zusammengerollt zu ihren
yiifjcn liegen, sobald sie Miene
machte, zischend auf die Bändigerin zu
zuschnellen, faßte sie diese mit der Hand.
und das Thier sank n sich zusammen
wie leblos. Rasender Applaus des
Publikums belohnte die muthige Schön
heit. man winkte mit Tüchern, und die
Bühne verwandelte sich in einen Blu
mengarten. Tie Schlangcndändigcrin
bückte sich, um ciue Rose aufzuheben
und an ihren Busen zu stecken. In
demselben Augenblick schoß die giftge-I
schwollen? Bestie auf sie zu, biß sich im
Finger fest und umgab das Glied wie
mit einem Todesringe. Tie Jndicrin
schrie laut auf, das Personal des Cirkus
eilte sofort hinzu, doch vergeblich. Man
bettete die Sterbende auf die Blumen
und Rosen. Mit einem Lächeln auf
den Lippen und einer letzten grüßenden
Handbcwegung an das vor Schreck er
starrte Publikum verschied sie inmitten
von Blumen wie einst Klcopatra. die
durch den Biß einer Schlange Trost
fand über den Berlust ihres Antonius
und ihres Reiches.
Wozu der Telegraph dient.
Man denkt gemeiniglich, daß dcr Ze-
legraph nur den Zweck hat, Tepeschen
zu übermitteln. Tie Revue des Rcvucs
lehrt uns abcr, daß die Trähte und
Stangen den Thieren und den Menschen
t - - V . - T ' . . . f . st,3
nua uuiiz unucre -iini ie imien. üii
man in Norwegen die ersten Teleqra
phenleitungen einrichtete, hielten die
Bären, wenn fie fie im Winde rauschen
hörten, die Pfosten mit dcn Trähten
für Bienenkörbe und bemühten sich, sie
aus der Erde zu reißen; die Spechte da
gegen glaubten, daß die Stangen voll
Infekten seien, und bohrten mit ihren
Schnäbeln Löcher hinein. Nach und nach
schwanden diese Illusionen, die Thiere
wurden klüger und gaben sich Mühe,
die Telegraphenleitungen für ihre per
fönlichen Zwecke nutzbar zu machen.
Ein kleiner Bogel in Natal. der früher
sein einer Wiege gleichendes Nest an
Baumzweigen befestigte, vertraute es von
nun an dcn Telegraphendrahten an, wo
die Schlangen es nicht erreichen können.
und er fand dort oben soviel Sicher
heit, daß er das Nest mit einem beque-
men Seitenthürchen versah, anstatt es
nur nach unten hin ein wenig zu öffnen,
wie er es srüher gethan hatte. Ein in
Brasilien vorkommender Bogel baut
sein schweres Erdnest gleichfalls auf den
Telegraphendrähten. ' Tie boshaften
und arglistigen Papageien knüpfen die
Verbindungen der Trähte auf und zer
brechen die Porzellanköpfe, die Arbeits
dienen polstern dieselben Köpfe mit
Koth aus und leiten den Strom ab.
Tie Spinnen bedecken die Trähte mit
ihren Netzen, und diese unvorherge
schcne Verbindung zwischen den einzel
nen Trähten ruft oft große Verwirrung
hervor. Kein Thier aber verstand es
fo gut, von dem Telegraphen Nutzen zu
ziehen, wie der Melanerpes m Mexiko.
An, Fuße des Pfostens macht dieser
Vogel ein großes Loch, wo er seine
Familie unterbringt; etwas weiter oben
höhlt er sich ein Observatorium aus, wo
nach mehreren Richtungen hin gebohrte
Löcher ihm gestatten, alle Punkte des
Horizonts zu betrachten; noch höher
hinauf richtet er seine Magazine ein, so
dient ihm die Telegraphcnstange als
Haus, als Festung und als Speicher.
Tie Wilden wußten sich den Telegra
phen nicht in so sinnreicher Weise nutzbar
zu machen. Aber auch sie suchen Vor
theile daraus zu ziehen. Bei einigen
algerischen Stämmen dienen die Por
zellanköpfe als Kaffeetassen. Tie
Trähte werden zu Zäunen geflochten,
wenn sie aus Eisen sind; sind sie jedoch
aus Kupfer, so benutzt man sie als Na
senringe. Tie Holzstangen kann man
im Hause sehr gut gebrauchen. Tie
hohlen Eisenstangen sind vortreffliche
Wafferleitungsröhrcn. Man darf sich
also nicht darüber wundern, daß
auch die Naturvölker die Einführung
des Telegraphen mit Freude begrüßen.
Sie finden in und an ihm einen großen
Theil ihres Mobiliars.
m
Ter spaßhafte Marquis.
In ausländischen Blättern cursirt
gegenwärtig eine ergötzliche Anekdote
aus dem Leben des jetzigen französischen
Kriegsministers Generals Marquis de
Gallifet. Vor einer Reihe von Jahren
war der Marquis ein schneidiger, bei
dem schönen Geschlecht sehr beliebter
Kavallcrie-Ofnzier. In dem Kriege,
der wegen des unglücklichen Kaifers
Maximilian von Mexico geführt wurde,
hatte er sich durch seltene Tapferkeit
ausgezeichnet. Zum ältesten Adel ge
hörig und mit einer berühmten pariser
Schönheit verbciraibct. dunteer sich als
eine der begunstigften Persönlichkeiten
am Ho'e Napoleons III. betrachten. 1
Eines Tages aber fiel er in Ungnade.
Tie Ursache war ein etwas starker
Scherz, den der übermüthige junge
Mann sich der Kaiserin Eugenik gegen
über erlaubt hatte. Man erwartete in
Paris einige Abgesandte aus Siam.
welche? Reich zu jener Zeit fast unbe
kannt war. Alle möglichen sonderbaren
Geschichten, die man in Bezug aus die
außergewöhnlichen Sitten und Ma
niercn dieser neuentdeckten Orientalen
erfahren haben wollte, machten in den
Ho'krciscn die Runde. Zur bestimmten
Zeit wurde angekündigt, daß die S iamc
sen eingetroffen waren und sich um eine
Audienz bei der schönen Kaiserin der
Franzosen bemühten. Eugenik willigte
ein. die Abgesandten auS dem fernen
Osten zu empfangen, und zu dieser
Gelegenheit umgab sich die prachtlie
bende Fürstin mit einem glänzenden Ge
folge. Als die 'Kaiserin in großem
Staat in ihrem Galasaal in dcn Tui
lerien Platz genommen hatte, wurden
die Flügelthüren weit geöffnet, und
herein traten zwölf dunkclhautige Man
ner in phataftischcn Kostümen. Auf
ein Zeichen ihre? Anführers warfen fie
sich zu Boden und begannen kriechend
und dcn Körper in merkwürdiger Weise
windend, sich dem Thronsesiel zu nähern.
Es gewährte einen höchst komischen
Anblick. Am sonderbarsten aber waren
die grotesken Bewegungen des Häupt
lings". der so ungeheuerliche Ber
drehungcn ausführte, daß die Hofdamen
trotz der strengen Blicke EugenicS ein
leiies Kichern nicht unterdrückten konn
ten. In dem Moment, als die sich auf
dem Parquct entlang schlängelnden
Gäste aus dem Morgenlande am Fvße
des Thrones angelangt waren, sprang
der vermeintliche Anführer der Slame
sen plötzlich auf und gab sich der ent
rüsteten Fürstin als Marquis de
Gallifet zu erkennen. Ticscn Scherz
hat die stolze Kaiserin dem lustigen Ea
valier nie verzeihen können.
Hl
Gestempelte Zuschauer.
Ein französisches Blatt schreibt: Tie
Verkäufer von Gegcnzcichcn (Contre
marques find allczeit die grönte Sorge
der Theatcrunternehmer gewesen. Tie
Camelos, die vor den Theatern die Zu
schauer abfangen, welche vor Schluß
der Vorstellung weggehen, und die Em
trittskarten erbetteln oder aufkaufen
um sie dann zu niedrigen Preisen an
andere Kunstfreunde noch einmal zu
verkaufen, diese Camclots machen dem
regelmäßigen Thcatcrkartenverkauf eine
fühlbare Konkurrenz und verursachen
der Tirektion empfindlichen schaden
Tie Direktoren haben schon oft diesen
unerlaubten Handel zu verhindern ge
jucht; aber bis jetzt ist es ihnen m Eu
ropa wenigstens noch nicht gelungen
Den Japanern, die immer erfinderisch
find, blieb es vorbehalten, die Industrie
der bösen Camelots zu ruiniren. Tas
Mittel, das sie zur Anwendung brin
gen, ist sehr einfach, ebenso einfach wie
originell. Man zeichnet den Zuschauer
selbst wie einen Hammel. Wenn
Jemand vor Schluß der Vorstellung
das Theater verlassen will, giebt ihm
der Controleur nicht eme Papier, Holz
oder Blechmarke, sondern drückt ihm mit
einem Kautschukstempel ein ganz kleines
Zeichen auf die Hand, das jeden Abend
eine andere Form und Farbe hat
Wenn der Zuschauer wieder hineingehen
will, wirft der Controleur nur einen
Blick auf die Hand, stellt fest, daß der
Stempel da ist, und länt pasfiren
Dieses System ist für die Direktion und
für das Publikum von großem Vor
theil; der Zuschauer kann zwar nicht
mehr aus einem Geqenzeichen einen un
erlaubten Nutzen ziehen, dafür hat er
aber die Gewißheit, daß er es auch nicht
verlieren kann. Vielleicht würde stch
auch das Theaterpublikum in Europa
mit diesem finnreichen Stempelsystem
befreunden!"
T' Frau Nachtigall hat g'sunga,
D' Frau Nachtigall hat g'sunga
Im Wald mit süßem Schall.'
Des hat in uns're Herzla
Laut g'funda Wiederhall.
Und eh' mer uns hant b'sonna.
Bist Tü mei' Schätzte g'wea:
O Sommer, lieber Sommer,
Wie du ist net fo schöa !
Der Sommer ist vcrganga,
Ter Winter ist im Land.
Und hinter'm Ofa sitzet
Wir Boide Hand in Hand.
Tu bist mei' licab's. liab'se Weibl
Und i'. i' bi' Tei' Ma';
O Winter, liaber Winter.
An di' ka' gar nex na!
Sie bat Recht.
Hertha: ,Tu, Hilde, ich bin dahin
tergckommen, daß Tu mich belogen
hast."
Hilde: Womit?"
Hertha: Mir hast Du gesagt, daß
Tu nie radeln gelernt haft, und jetzt
erfahre ich, daß Tu seit mehreren Iah
ren und auf mehreren Lchrbahnen die
krampfhaftesten Versuche machst."
Hilde: Und was weiter?"
Hertha: Wie kannst Tu da bchaup
ten, Tu hattest nie radeln gelernt?"
Hilde: Na, habe ich etwa ge
lernt?"
höchste Einbildung.
Graf: Sag' Ihnen, ohne die
Thaten meiner Ahnen würde die Welt
geschichte nur aus Lücken bestehen."
LnnZuschiing.
Denken Sie. so 'ne Bosheit von
einem Weid; ich telegraphire qcftern:
Komme mit Stahlroß, sorge für daß
paffende Futter!" Natürlich erwarte ich
ein opulentes lMUm: Was finde ick
aber? Auf meinem Tisch ein Fläschchcn
Maschinenöl und eine Luftpumpe!"
Rezept gegen Fliegen.
Man soll den Teufel nicht an die
Wand malen, weil er sonst kommt.
Da er aber bekanntlich in der Noth
Fliegen frißt, so braucht man nur einen
nöthigen Teufel an die Zaand zu
malen, um in kurzer Zeit von den läfti
gen Fliegen befreit zu sein.
Vtr gutmülbi Knabe.
Onkel hat dem kleinen Fritz eine
Schachtel mit Soldaten gebracht, die er
ihm in Parade aufstellen hilft, wobei
er. aus den Aeutzersten m der Reihe
deutend, bemerkt: TaS ist der Kor
poral!"
Tars ich den der Marianka schen
ken?" fragt der gutherzige Junae.
Wozu?" meint der Onkel.
Weil sie gestern gar so geweint hat.
und wie die Pepi sie gefragt hat.
warum sie weint, hat sie aesaat:
Mcin'n Korporal hab' ich verlor'n . . "
Neckerei.
Er:
Ich habe Tich zum Freffcn
habe Tich
lieb."
Sie:
Warum ißt Tu mich dcnn
nicht?"
Er: Ter Arzt hat mir
Süßigkeiten
verboten."
Zarte Andeutung.
Soldat: Tu schreibst: Alte Liebe
rostet nicht! Ich sage Tir, wenn das
wirklich der Fall sein soll muß sie der-
stlbert oder zum mindestens vernickelt
werden.
Boshafi.
Zum Kuckuck! bin doch sonst guter
Schütze, und treffe heute fortwährend
in'S Blaue!"
Wenn Sie in's Schwarze treffen
wollen, müffen's halt warten, bis Nacht
wird!"
Schwieriger Fall.
Er: Unser Karl muß schwimmen
lernen "
Sie: Aber nicht im Wasser, das
wäre zu gefährlich!"
diese Fremdwörter.
Huber: Und ich sage Ihnen, meine
Herren, meine Ansicht geht nun einmal
dahin: Jeder treibe sein Meteor!"
Richtig ausgedrückt.
Herr (in einer Sommerfrische, in der
es nichts mehr zum Esse giebt): Nun.
kräht denn gar kein Hahn mehr nach
mir?" '
Der Optimist.
Richter: Wie. nachdem ich Ihnen
acht Jahre Zuchthaus diktirte, können
Sie auch noch lachen?"
Angeklagter: Ja! bin Optimist!"
Folgerung.
Der Baron soll gestern von der
reichen Miß einen Korb bekommen
haben!"
Daher sieht er auch heute jedenfalls
so mißvergnügt aus!"
Stoßseufzer.
Angeklagter (welcher den Gerichts
Saal betritt und schon wieder einen
neuen Bertheidiger sieht): Na, ich bin
doch das reinste Versuchskaninchen!"
Bestätigt.
Tante: Wißt Ihr noch, wie ich zu
letzt bei Euch war, hat's an einem
Stück geregnet, nur als ich abreiste,
war's ein schöner Tag!"
Hausherr (in Gedanken): Ein schö
ner Tag!"
Kindermund.
Mama (auf der Straße): Sieh,
Lieschen, dort geht Onkel Staats
anmalt gerade in eine Buchhandlung
hinein."
Lieschen: Ter will sich wohl einen
Steckbriefsteller kaufen?"
Andere Auffassung. ,
Vater (auf eine Rüstung zeigend):
Siehst Tu, Fritzl, solche Rüstungen
trugen die Ritter, wenn sie in den
Kampf zogen."
Fritzl: Die müssen aber furchtsam
gewesen sein."
Burschenwitz.
1. Handwerksburfche: Bist 'Tu a
guter Tänzer?"
2. Handwerksbursche: G'witz! Bin,
i doch schon von New ?)ork nach, Chicago
g'walzt."
Aus der Kaserne.
Unteroffizier: Na, das ist ja eine
saubere Geschichte! Essen willst Tu jetzt
und hast keinen Löffel? Wie heißt Tu
wohl, mein Mosjöh?"
Rekrut: Hasö!"
Unteroffizier: Was Hase? Ach so
haha! ich verstehe ein Hase
ohne Löffel! Du willst mit naturwidri
ger Seltenheit imponiren!"
Fatal.
A: Mensch. , wie sehen Sie denn so
zugerichtet und zerschunden aus?" . '
B: Ich bin gestern nach dem Thea
ter mit dem Autor verwechselt worden."