Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 19, 1899, Image 9
I Ein frichwelkcs Vlatt. Novkllttie v,n Als, be Reskt. 43 hatte mich fortgetrieben, mit Ge walt! Hinaus auS dem Überlauten Getriebe der Weltstadt, hinweg von dem Flitterstaat und der Schminkeschdnheit ihrer Vergnügungen. in die Ein samkeit, in die Wahrheit! TaZ war seit langer Zeit mein heiße Verlangen. und nun hatte ich endlich den Muth gesunden, mich loszureißen. Im Osten droben wußte ich ein stilles, schönes Fleckchen (irde und Menschen, die mich gerne kommen und ungern scheiden sahen. Torthin war mein Weg. zu dem alten, biederen Oberst von Bankow und seiner mir mütterlich zugeneigten Gattin! Himmel. war eS schön in dem stillen Nest, dem Bankow. mit sei. nen unvergleichlichen Wäldern, feinen prächtigen Aeckern und Wiesen! Ach. solche Luft habt Ihr denn doch nicht, in Eurer Riesenstadt! Hier athmet man KotteSodem. bei Euch dagegen Pou. dre und Patchouli. Und die liebevolle Behandlung! Tie Alten hatten nie daS Glück gehabt, einen Buben oder über Haupt ein Kind zu besitzen. waS Wun der, wenn sie sich danach sehnten, daS große Maß von Liebe auszutheilen, für das ihnen daS Schicksal so wenig Ver. Wendung gegeben. Nur eine Nichte war da. eine Nichte der Frau von Bankow. Man hatte sie an Kindesstatt angenom wen und ihr im Hause diejenige Stel. lung eingeräumt, die ihr als einzige Erbin des Ganzen zukam. Annchen Aeßel war längst ein sogenanntes altes Mädchen" geworden, aber trotz der ver einzelten Fältchen auf dem Antlitz hatte sie sich eine solche Fülle von Anmuth, ein so liebes, anziehendes Wesen be wahrt, daß ich mich oft im Stillen wun derte. weshalb sich wohl Niemand gefun ' den hatte, diese Blume zu pflücken, in ihrer Blüthezcit. Wir wurden gute Freunde. Annchen und ich, aber auch nur daS. denn zu anderem waren wir Beide viel zu alt. und zu vernünftig geworden. Annchen hatt' sehr strenge Anschauungen und Grundsätze. wirk lich Grundsätze! Als sich einmal flüchtig unser Gespräch darauf lenkte, natür. lich in aller Harmlosigkeit, erklärte sie mit einer Energie, die ich nie bei ihr vermuthet hätte, sie würde niemals. niemals heirathen und wenn eS unter den glänzendsten Verhältnissen geschehen könnte. Da hatte ich die Erklärung dafür, weshalb sie eine alte Jungfer geworden war. Wir waren eben auS der Kirche ge kommen. Während der Mitinek den alten Kutschwagen in die Remise bug. strte, und wir noch auf der Hofveranda verweilten, kam der Postbote auf den Hof. Bankow nahm ihm die Sachen ab und bedeutete ihm durch einen Wink, sich in der Küche zu erfrischen. Wäh rend er dann die einzelnen Sendungen durchblätterte, bemerkte ich, daß er zu sammenzuckte und haftig nach seinem Augenglas tastete. Die Damen wur den ebenfalls aufmerksam. Er riß ein Ködert auf und überflog flüchtig den Inhalt. Erich kommt!" sagte er dann eigen thllmlich gepreßt. Erich? Wer war Erich? Nicht Neugierde, nein theilnehmendes In tereffe drängte mir die Frage auf, als ich die beklommenen Mienen der Damen sah. Man hatte mich im Moment der gesscn. Gerade dachte ich daran, mich unbemerkt zu entfernen, als sich der Oberst meiner erinnerte. Das ist mein lieber Bruder," wen dcte er sich erklärend an mich. Ein verabschiedeter Premicrleutnant. viel jünger als ich. O. Sie Beide werden prächtig stimmen!" Ich wußte , nichts anderes, als mich verbindlich lächelnd zu verneigen. Es sah wohl etwas gezwungen aus. In den drei Tagen bis zur Ankunft des Besuch? stieg mein Interesse, meine Erwartung immer mehr. Das mußte ja ein höchst merkwürdiger Mensch fein, dieser Herr Erich, von dem Bankow stets so pietätvoll, als von seinem lie. den" Bruder sprach, dessen Name in der Minute wohl zehnmal von den Lippen der Damen kam! Man schien sich auf seine Ankunft zu freuen und schlich doch mit einem eigenthümlich gedrückten Wesen umher, ja, bei Ännchen glaubte ich sogar rothgcweinte klugen zu bemerken. In diesen drei Tagen lernte ich so recht die Großher. zigkeit und Güte dieser Leute kennen, und zwar an der liebevollen Fürsorg, lichkeit, mit der sie den Empfang des GastcS vorbereiteten. Und da war er endlich. Sein Anblick machte mich starr. Ich hatte geglaubt, einen gebrechlichen Invaliden zu erbli cken, und nun stieg da aus der Jagd britschle leichtfüßig und frohmüthig ein kraftstrotzender forscher Mann, von imponirendem Aeußern und hübschen Gesichtszügen. Sein blondgewelltes Haar war leicht ergraut und auch der starke, fchöngeschwungene Schnurrbart zeigte einige Silberfäden. So viel war mir klar: als Invalide hatte der nicht seinen Abschied genommen oder be kommen. Wie er sich jetzt unS lachend zuwendete und Annchen in die Arme schloß, bemerkte ich an seiner linken Stirnseite einen rothen Streifen, ine Narbe. Aha. also wahrfchein. lich ein Duell! Grüß Gott, HerzenSannchen! Guten Tag, mein guter Adolph meine lieb werthe Schwägerin!" Wie herzlich diese Begrüßung war, mir wurde ordentlich weh dabei. Der Jahrgang 20. .Ah, ein Besuch! Bankow ist mein Name!" .Maßmann!" Ich wollte mich der neiaen. aber da batte er sckion meine Hand erfaßt und schüttelte sie in traf. tigern drucke. - Wir gingen hinein und alsbald zu Tilcke. Da harrte meiner eine neue Uederraschung. Annchen saß zur Rech. ten Erich s und hatte einen diesen Reis auf dem Ringfinger der linken Hand, und ihr Aug' und Ohr gehörten nur .Erichchen", von dessen Seite sie nicht mich. Mir war die Situation recht peinlich, ich wußte mich nicht zu ver halten. Es fiel daS endlich auf. .Ach so, Herr Maßmann weiß ja garnicht," lächelte die glückliche Braut, wir sind nämlich verlobt, Erich und ich!" Ich stotterte etwas von gratuliren und so. Ob. daS würde aber scbr txst festum kommen, Herr Maßmann, wir sind eS schon, fünfzehn Jahre!" .ffünnevn saurer Jcy lay ganz ve troffen zu ihnen hin. Erich nickte weh. müthlg und der Oberst gab dem le svräck, mit auffallender Geflissentlichkeit eine andere Wendung. Bankow hatte wirklich nicht zu viel gesagt, wir stimmten prächtig zu ein ander. Erick und ick. Er war ein sebr belesener, wissenschaftlich durch und durch gebildeter Mann, mit oem es vann uno wann schon einen Disput verlohnte, dabei von der freimüthigsten Offenheit und den Umgangsformen. Es war mir stets ein besonderer Genuß, mit lym pürschend durch die Wälder und an den Seen entlang zu streifen, oder in die reifen Aehrenfelder zu reiten, wo die Sense klang und daS Juchzen der lyniiicr eiioiuc. Wissen Sie Makmann. daß die Tage kürzer werden?" sagte er mir ei nes TageS, als das letzte Fuder reife Aehrenpracht längst über die Tennen gegangen war und der Wind schon über kahle Stoppelfelder fegte. O ja, man merit esr .eben Sie. daS stimmt mich immer traurig, wenn ich so daS Werden miede): gehen sehe." vml" Aber Anncben läßt mich garnicht ausdenken, wenn ich darauf komme. Annchen ist überhaupt ist über. Haupt " Ich sah ihm vcrständnißlos in daS merkwürdig erregte Gesicht. Seit einigen Taaen kckon batte icb an ilim eine' gewisse Unruhe und nervöse Hast bemerkt. Was mochte lyn veoruaenk Jetzt starrte er ohne auszureden regungslos zur Erde, eine ganze Weile. ..Wahrhaftig, da sehen Sie, schon ein todtes Blatt!" Wir standen nicht weit von einer alten Ulme. Der Wind hatte uns wirklich ein welkes Blättchen zu Füßen geweht, das erste, das ich in diesem Sommer sah. Kommen Sie, wir wollen es ihnen ;ciaen drinnen." rief er. und ich batte Mühe, ihm nachzukommen. Schon stahl sich die Tammerung durch das Lau 3 in das Zimmer, als wir eintraten. Seht Ihr," rief Erich eifrig, und hielt Annchen auf der flachen Hand das Ulmenblatt hin, es geht schon an's Sterben!" Aber Erich, was willst Tu denn! Die Hitze ist eben in den letzten Taacn etwas stark gewesen, und da bat da und dort ein Blättchen nicht Stand halten können. Bis zum Herbst lst s noch weit." So? Meinst Du. Annchen?" Er warf sich auf einen Sessel und ver sank in Nachdenken. Annchen fetzte sich an den Flügel und spielte eine lustige Weise, offenbar um ihn aufzu heitern. . Da fuhr er plötzlich in die Höhe. .Annchen, sei lieb! Singe es mir doch noch einmal, das liebe, alte Lied!" .Erich ich bitte Dich!" Nein, nein." Er wehrte Alle ab. Annchen. ich habe es Dir doch so oft gesungen, als als mir noch die Welt gehörte." Das klang so ernst, und ob sie wollte oder nicht, sie mutzte beginnen: Annchen von Tharau ist's, die mir gefällt. Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld." Erst war er still, dann aber fing er leise, ganz leise an mitzusingen, immer lauter werdend, immer lauter, bis ihm plötzlich.die Stimme versagte und ein weheS, thränenloses Schluchzen durch den Raum drang. Der Oberst eilte auf ihn zu. um ihn zu beruhigen, aber er riß sich los und stürmte hinaus. Und während sie stumm verharrten, ein Jedes mit sich selbst beschäftigt, ?MlM,flTlKmTlf Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. schlich auch ich mich davon. auf mein Zimmer. Tie ganze Nacht fast hörte ich ihn oben ruhelos auf und niedergehen. Am Morgen erschien er bleich und abge spannt zum Kaffee. Man empfing ihn mit rührender Liebe. Stumm nahm er, waS man ihm reichte. Tann streckte er plötzlich dem Oberst die Hand über den Tisch hin. Mein lieber Bruder! Nicht wahr. Tu bist doch einverstanden, daß ich heute heimfahre? Ich habe schon alle? gepackt." Ter Oberst nickte. .Mußt Tu?" .Ja, Adolph, Tu weißt doch!" Hm!!" Mir fiel die Hast auf, mit der man feine Abreise betrieb. Mittags schon brachte ihn der Mitinek zur Bahn. Da saßen wir nun allein beim Mor. genkaffee auf der Veranda. Es wollte keine rechte Stimmung mehr aufkam, men, seit Erich fort war. Der Briefträger." rief ich plötzlich, erstaunt, den Mann so früh in Bankow zu sehen. ES erklärte sich bald, er brachte eine Depesche. Bankow erbrach sie mit zitternden Händen und wurde bleich bis auf die Lippen. Stumm reichte er mir, als dem Nächsten das Papier. Leutnant von Bankow heute Nacht am Gehirnschlag verstorben. Erwarten Ihre Dispositionen. Provinzial-Jrrenanstalt Schewitz. Dr. Thiel." las ich entsetzt. .Ich reise natürlich sofort!" .Und ich begleite Sie, Herr Oberst!" Ja, kommen Sie mein lieber Maß. mann, wir wollen ihn heimholen, heim!" Ein tiefer Seufzer hob feine Brust. Im Eisenbahn-oupee erfuhr ich von Bankow dann noch den Rest dieser trau rigen Lebensgeschichte. Erich hat als Adjutant beim fünf ten Regiment von seinem Pferde einen Schlag vor die Stirn erhalten, Sie haben ja die Narbe gesehen, und mußte seinen Abschied nehmen, weil sich zwei Jahre später periodischer Wahnsinn einstellte. Da die Anfülle immer hefti ger wurden und die Aerzte ihn für un heilbar erklärten, entsagte er dem Leben und ging als freiwilliger Pensionär nach Schwewitz in die Anstalt. Vier zehn Jahre hat er da vegetirt. Von Zeit zu Zeit besuchte er uns. Wenn er merkte, daß die Anfälle kamen, eilte er stets in sein freiwilliges Exil zurück, wie auch vorgestern. Annchen, seine Braut, hat ihm die Treue bewahrt. Das brave, brave Mädel! Wie hat sie ihn beglückt!" Ich starrte stumm zur Erde und dachte an das frühwelke Blatt der Ulme! Der Zuckerrüben-preis. Humoreske von Mar Hirscheld. Tor zehn Jahren war ich Redakteur des Großholzer Anzeigers", ich meine des alten Großholzer Anzeigers, dessen sich alle Großholzer Kinder noch sehr gut erinnern werden. Der später ge gründete Neue Großholzer Anzeiger" war nicht halb so viel werth, das reine Köseblatt, doch ich will mich nicht selbst loben. Die Thatsachen sprechen ja für sich selbst. Während wir über volle 900 Abonnenten verfügten, brachte es der Neue" auf kaum hundert. Natürlich war die Konkurrenz eine fürchterliche. Wir balgten uns das heißt entweder moralisch gesprochen oder durch Vermittlung unserer dienstbaren Geister um jeden einzelnen Abonnen ten. Als z. B. der neue Arzt nach Großholz kam und zunächst im Hotel abstieg, brachte es der Neue" fertig, die ganze Nacht auf derTerasse vordem Hotel zu sitzen, um den Arzt abzupassen und ihm ein Abonnement aufzuzwingen. Und doch Aber ich verliere mich zu sehr in Ein zclheiten. Ich will nur noch einige Konkurrenz-Manöver erwähnen, welche zum Verständniß dieser Geschichte unent behrlich sind. Großholz selbst zählte damals nicht mehr als etwa tausend Einwohner. Unsere Hauptstütze war daher die aller dings sehr starke Umgegend, welche fast durchweg aus , Gutsbesitzern bestand, unter welchem 'Titel wir die kleinsten Bauern und die größten Agrarier zu. sammenfaßten. Wenn ein Bauer nach unsere Expe dition kam, hatte mein Verleger, ein sehr jovialer Mann, er war früher Hausirer mit Papierwaaren gewesen die Gewohnheit, dem Manne einen SchnapS zu verehren. Dieser harmlose, patriarchalische Brauch wurde von dem Neuen" plötzlich als Konkurrenz. Manöver aufgefaßt, und er besaß die ungeheure Schamlosigkeit, in seinem Blatte anzukündigen, daß er jedem In. serenten oder , Abonnenten, der am Markttage nach der Stadt käme, zwei V vvvvvy'r yVY Schnapse, sowie der Gattin desselben eine Tasse Kaffee verabreichen werde. Wir hofften zwar, daß unsere Kunden die Absicht durchschauen und sich verletzt abwenden würden, sahen uns aber ge täuscht. DaS Landvolk nahm da Gute, woher es dasselbe kriegte, und alte Kunden begannen zu dem Konkur renten zu gehen. Mein Verleger wollte in seiner Ver. zweislung ankündigen, daß er am Markt tage jedem Kunden ein Mittagessen gratis gebe. .Niemals!" rief ich aus, nicht auf dem materiellen kulinarischen Wege, sondern auf dem geistig moralischen wollen wir den Sieg über das freche Gezücht davontragen." .Ach. gehen Sie mir! WaS hilft mir das Geistige und Mansche, wenn die da drüben mir das Blatt mit Schnaps und Kaffee ruiniren." Dennoch drang ich mit meinem Vor. schlage durch. Ich druckte ein Preis räthsel in die Sonntagsnummer. Ter Preis bestapd in einem Werk über die Pferdezucht, welches sich schon lange in der Redaktion herumtrieb und gewöhn lich dazu benutzt wurde, den wackligen Tischfuß zu stützen. Unser Erfolg ließ natürlich den Neuen" nicht schlafen. Er brachte ein Räthsel mit drei Preisen, und wieder begann sich das Zünglein der Waage auf seine Seite zu neigen. Fast wäre ich nun um weitere Aus Hilfe in Verlegenheit gewesen, da half mir der Zufall. Ein Gutsbesitzer schickte mir eine Zuckerrübe mit dem Bemerken, dies sei unstreitig die größte Rübe, die in der ganzen Umgegend während des Sommers gezogen worden sei. Da ich in landwirthschaftlichen Dingen immer mehr Instinkt als Kenntnisse besaß, so war ich von vornherein von der Richtig keit dieser Behauptung überzeugt und brachte sogleich eine redaktionelle Notiz mit der fettgedruckten Ueberschrift: Die größte Zuckerrübe von Großholz und Umgegend. Zu meinem Schrecken 'sah ich bald ein, daß mein landwirtschaftlicher In stikt mich im Stiche gelassen hatte. In nerhalb der nächsten acht Tage erhielt ich einen ganzen Berg von Zuckerrüben, von denen wenige kleiner, die meisten aber größer waren, als die zuerst ge sandte. Was nun thun? Ich konnte doch nicht zwanzig verschiedene Berichtigun gen bringen. Nach einigem Nachdenken zog ich mich mit Glanz aus der Affaire, indem ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlug. Ich quittirte mit weni gen Zeilen über die Rübensendungen und setzte gleichzeitig einen baaren Preis hon 20 Mark für die größte, sclbstge zogcne Rübe. Mein Verleger lachte sich ins Fäust chen. Er konnte eine ganze Wagen ladung Zuckerrüben verkaufen, die ihm mehr als 20 Mark einbrachten. Aber das kam erst ganz zuletzt. Zunächst handelte es sich darum, wer den Preis kriegen sollte. Natürlich der Einsender der größten Rübe. Ja, so dachte ich auch, und eben wollte ich die Notiz abfassen, daß der Gutsbesitzer Drescher der Glückliche sei, als an meine Ncdaktionsthür geklopft wurde und ein junges Mädchen ein trat. Es mag wohl fein, daß ich damals nicht besonders verwöhnt war. In Großholz waren nicht viel junge Mäd chen, und unter diesen wenigen kaum zwei oder drei hübsche. Kurz und gut, die Eintretende erschien mir geradezu wie ein Gebild aus Himmelshöhen. Ich war so geblendet und verwirrt, daß ich bei den Worten: Bitte, neh men sie Platz," mit der Hand auf den Runlelrübenhaufen deutete. Sie lächelte und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber. Ich komme mit einer großen Bitte zu Ihnen," begann sie, wobei sie es vermied, mich anzublicken, wahrfchein lich um mir Zeit zu lassen, meine Fas sung wieder zu gewinnen. Und wenn Sie um ein Königreich bitten, gnädiges Fräulein," rief ich be geistert, es sei Ihnen gewährt." Ich wußte nicht, daß Sie König reiche auszutheilen haben, Herr Redak teur," sagte sie schelmisch, ich bitte Sie, mir eins für später zu reserviren, wenn ich es nöthig haben sollte. Vorläufig nur eine Frage: Ist der Zuckerrüben. Preis schon vergeben?" Allerdings! Ter Name ist eigentlich Redaktionsgehcimniß, aber wenn Sie mich gütigst einmal anlächeln wollen, gebe ich Ihnen denselben preis." Sie erfüllte meine Bitte in so splen dider Weise, daß ich, noch ehe sie zu Ende gelächelt hatte, ausrief: Es ist der Gutsbesitzer Drescher." Sofort verschwand das Lächeln von ihrem Gesicht, ja, in ihren schönen Zügen erschien sogar ein Ausdruck des Schreckens. No. 22. .Unmöglich." rief sie, ..der darf ihn am allerwenigsten haben!" Aber die Gerechtigkeit erfordert es, und daran laßt sich wirklich nichts ändern." Herr Redakteur, eS handelt sich um mein Lcbensglück." sagte sie mit angst voller Miene. Geben Sie den Preis meinem Vater, dem Gutsbesitzer Salz mann." Tas wäre eine Fälschung." Was liegt daran?" erwiderte sie mit der den Frauen eigenen Nichtach tung der Moral in kleinen Dingen. Es ist uns gewiß nicht um die zwanzig Mark zu thun. Mein Vater beabsich tigt dieselben dem Perein zur Vermin derung landwirthschaftlicher Hypothc ken" zu überweisen." Hat Ihr Vater Sie etwa abgesandt, mein Fräulein?" Das gerade nicht ! Er hat keine Ah nung davon, daß ich hier bin. Es ist nicht um das Geld, sondern um die Ehre, der Züchter der größten Zucker rüben zu sein. Herr Redakteur, wenn Sie wüßten, wie brummig mein Vater seit acht Tagen herumgeht. Er hat Aerger gehabt und den läßt er jetzt an seiner Familie aus. Nur wenn er daran denkt, daß er den Zuckerrüben Preis bekommen würde, verklärt sich sein Gesicht vor Freude. Ich möchte so gern, daß diese freudige Stimmung bei ihm einige Stunden anhielte ich habe nämlich eine Bitte an ihn zu richten eine für mich sehr wichtige und ich warte nun schon lange, daß er 'mal einen Tag über gut gelaunt bleibt. Also nicht wahr, ich darf darauf rech, nen, nicht Drescher, sondern Salzmann heißt der Prämiirte?" Seine Rübe ist erst die zwölfte in der Reihe," wandte ich ein. Und wenn auch! ES wird Sie ja Niemand kontrolliren!" Und mein Lohn für diese jede Moral verhöhnende That?" Sie schlug erröthend die Augen nie der, an denen ich einige Thränentropfen bemerkte. Diese besiegten mich sogleich vollständig. Werde ich Sie wiedersehen?" sagte ich, ihre Hand ergreifend. Werden Sie mich noch einmal hier besuchen?" Einen Augenblick zögerte sie, dann sagte sie bestimmt, sogar freudig: Ja. gewiß!" Nach meiner Zusage entferntefie sich. Ich aber strich den Namen Drescher in meiner Notiz aus und setzte dafür Salz mann hin. Um mein Gewissen wenig stens einigermaßen zu beruhigen, fügte ich hinzu, daß die Rübe Drescher's die zweitgrößte fei. Wenige Tage später erfüllte Fräu lein Salzmann ihr Versprechen, sie be suchte mich aber in Gesellschaft eines jungen Riesen, den sie mir als ihren Bräutigam vorstellte. Beide strahlten vor Vergnügen und priesen mich als den Schöpfer ihres Glückes. Ich nahm dieses Lob mit sehr gemischten Gefühlen hin. Was mich besonders überraschte, war der Name des Bräutigams: Drescher. Ja, er ist der eigentliche Gewinner des Preises," bemerkte die junge Dame auf meine staunende Miene. Ter Vater war durchaus dagegen, daß wir uns verhcirathcn sollten'. ' Er hatte mir einen Besitzer ausgesucht, dessen Alter und dessen Gut größer ist, als das meines Bräutigams. Wenn mein Va ter in besonders guter Laune ist, dann kann ich durch Bitten viel von ihm er reichen. Nun denken Sie sich, wenn mein Bräutigam den Preis gewonnen hätte er würde ihn mindestens ein Jahr lang auf's Fürchterlichste gehaßt haben. Wissen Sie. mit welchen Wor ten er seine Einwilligung gab? Er sagte zu meinem Bräutigam: Daß Du die zweitgrößte Rübe gezogen hast, be weist Deine landwirthschaftliche Tüch tigkeit. deshalb sollst Du meine Tochter haben. Aber wenn Du einmal Lust verspüren solltest, Dich zu überheben, so denke daran, daß Dein Schwieger vater doch noch größere Rüben züchtet, als Du." Zum Schluß will ich nur noch er wähnen, daß der Neue" unsere Rüben Konkurrenz durch eine Kartoffel Kon kurrenz zu überbieten suchte, aber er machte schmähliches Fiasco. Kein Land, besitz wollte sich nachsagen lassen, daß er die größten Kartoffeln besitze. Weibliche Brigante. In der Nähe von Benevento in Italien wurde vor Kurzem eine kleine Räuberbande auf frischer That ertappt und dingfest gemacht. Als man die vier noch sehr jugendlich aussehenden Banditen näher in Augenschein nahm, stellte es sich heraus, daß man es mit ungewöhnlich hübschen Frauen im Alter von 13 bis 25 Jahren zu thun hatte. Ten schönen Brigantinnen wird eine ganze Serie von Verbrenn mr Qnü gelegt. Sie sind angeschuldigt, ein. irnu einen Mvro oeruvi und dreimal einen solchen versucht zu haben: ferner sind diele Personen von ihnen nicht unerheblich verwundet worden, und die Lifte ihrer Räubereien, Einbruchsdicd stähle u.s.m. ist geradezu endlos. Ihre Schandthaten haben die vier unterneh wenden Italienerinnen stets sehr klug geplant und mit meisterhaftem Geschick zur Ausführung gebracht. Tie sonst dem zarten (Geschlecht anhaftende Furcht samkeit scheint diesen weiblichen Wesen eine gänzlich unbekannte Eigenschaft zu sein. Mitten in der Nacht brachen sie oft auS dem Tunkel der Wälder her vor und überfielen und plünderten die zu Wagen oder zu Fuß vorüberziehen den Marttleute und Reisenden. Tasz es im Lande, wo die Eitronen blühen, schon zu allen Zeiten weibliche Brigan ten gegeben hat. beweisen die Ver brcchcrchronikcn. Zu Anfang dieses Jahrhunderts hauste in der Umgegend von Mailand eine große Räuberbande, deren .Hauptmann" und einzelne Mit gliedcr nur Frauen waren. Sie klei beten sich nicht nur wie Männer, son dcrn trugen auch lange Bärte, um die Maslirung vollkommen zu machen. Jahrelang trieben die Unholdinnen ihr Wesen und verbreiteten überall, wo sie sich zeigten, Furcht und Schrecken. Trotz aller Bemühungen konnte die Polizei ihrer nicht habhaft werden; eines Tages aber beging ein Mitglied der Bande Verrath, um die von der Regierung ausgesetzte kolossale Summe in Empfang zu nehmen. Tie über rumpelten Banditinnen wurden inS gcfammt überführt und hingerichtet. Ihres Blutgeldes aber durfte sich die Verrätherin nicht lange erfreuen; sie fiel der Rache eincS Verwandten der Hauptmännin zum Opfer. Auch daS schöne Spanien kann sich rühmen, weibliche Briganten besessen zu haben und auch wohl noch zu be sitzen. Eine ganz vorzüglich organisirte Räuberinnenbande hat einst lange Zeit hindurch die Umgebung Madrids im Umkreis von vielen Meilen unsicher gemacht. Die überfallenen Reisenden berichteten immer von einer Rotte bild hübscher Jünglinge, die ihnen, mit ge ladenen Pistolen und blitzenden Dolchen bewaffnet, den Weg vertraten und un ter vielen höflichen Redensarten und zart verschleierten Drohungen Alles mit Beschlag belegte, was irgend welchen Werth hatte. Als es der Behörde end lich gelang, der Banditen habhaft zu werden, verbreitete sich das Gerücht, daß die schönen Jünglinge" in Wahr heit junge Frauenspersonen von aristo kratischem Herkommen seien. Die vor nehmen Damen hatten das Leben zu Hause zu alltäglich und uninteressant gefunden und glaubten ihre Gewaudt heit im edlen Jagdfport besser auf der freien Landstraße bethätigen zu kön nen. Dem Einfluß nächtiger Freunde hatten die sonderbar veranlagten Sen noritaS eS zu danken, daß man ihnen nicht viel zu Leide that, sondern sie ihren Familien zurückschickte. Jeden falls waren sie von ihrer Schwärmerei für derartig gefährliche Mondschein abenteuer ein für alle Male geheilt. Zur Ehre weiblicher Briganten sei noch erwähnt, daß sie nur im äußersten Nothfall sich einen Mord auf das Ge wissen laden. Vor einigen zwanzig Jahren aber wurde in Toledo in Spa nien eine Straßenräuberin zum Tode verurtheilt, die während ihrer noblen Carriere nicht weniger als fünfzehn Personen kalt gemacht hatte. Gelöstes Problem. Draußen regnet es heftig und der Herr Professor kommt mit a'ufgespann tem Regenschirm nach Hause. Nach dem er die Thüre geöffnet hat, versucht er auf jede nur mögliche Art und Weise mit dem offenen Regenschirm durch die Hansthüre zu gelangen, was ihm na türlich nicht gelingt. Er probirt alle möglichen Stellungen, tritt in das Haus und sucht den Schirm nach sich hineinzuziehen, er stellt sich seitwärts und will ihn dicht an sich gedrückt durchzwängen, jedoch Alles vergebens. Schließlich fragt ein Student, der im selben Hause wohnt und höflich war tend eine Zeitlang dem Treiben des zerstreuten alten Herrn zugeschaut hat: Haben es der Herr Professor schon mit dem zugeklappten Schirm versucht?" Ach. mein Lieber, daran habe ich noch nicht gedacht." Er schließ! den Schirm und freude strahlend betritt er sein Haus. Individuelle Ansicht. Kobi und Sami, zwei Knaben von vier und fünf Jahren, stehen bei einem Exercierplatz und sehen dem Rekruten abrichten zu., Kobi (fragt Sami): Was machen die Leute eigentlich dort?" Sami: Was werden Sie machen? Hörste nicht, wie sie rufen fort: eins, zwei, eins, zwei Rechnen jhun sie lernen!" Fatale vergessenk?eit. Frau (Morgens): Du bist wohl diese Nacht wieder recht spät nach Haufe gekommen. Eustachius?" Professor: Im Gegentheil, meine Liebe, außergewöhnlich früh. Hast Du mich denn nicht kommen hören?" Frau: Nein, aber wo sind denn Deine Stiefeln?" Professor: Meine Stiefeln, Ton nerwetter. die babe ick diese Nckt nur der Thüre stehen lassen." Rascher Stimmungswechsel. Warum heirathen Sie eigentlich nicht, Herr Baron? Um einen Mann wie Sie, ist es doch schade." A i