Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 19, 1899, Image 6

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verliehe worden. Dieser Preis aurde dem Krug'fche labinet Br über alle
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Reinheit, Kraft und feinen Qualität
verliehen.
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aT3 die leiden freunde in der Äll
vkrjchwlinren waren, sprang Äoderich
mit einem Satze vom tfaum herunter.
Bkiil), mit aiiscinandkr gepreßten .Zah
nen, sprach er mit dumpfer timine.
die sich rauh seiner sfcljlc enrranq:
.Sie, sie sin) ei ! Hier ! 2o nahe
bei mir Z Ach. flucht ! Weshalb
fuhrt fie mir das BHäininiB zu dieser
stunde in den Weg,'? Ick) Hatte dieseZ
Viachewerk für spater zurücklegen wollen.
Und um es aiK-fichrcn zu können.
Häufe ich verbrechen auf verbrechen,
strebe ich nach i'liidjt und Reichthum !
Ach. verdammte Fügung !"
Inzwischen hatten Sauber und Lauge
allerdings etwas bedachtsamer und
die Tonis und spitzen vermeidend
ihre luftigen Eise verlafscn und naher
ten sich jetzt überrascht und unruhig
ihrem Anführer.
Was gibt's?' fragte der Kleine.
.Was fangen wir an?" i
Roderich verharrte einige Sekunden
schweigend.
.Wir gfhen nach dem Schlosse
L bürg !" erklärte er endlich mit einem
furchtbaren Ausdrucke.
.Nach dem Schlosse von 2 bürg?"
wiederholte Lange. .Weißt Tu denn,
in welcher Richtung rS sich befindet?
Man kennt fich ja in dieser Finsterniß
nicht auS. (5S ist ja düster wie in
einem Backofen."
Nodcrich gab keine Antwort. (5r
schritt so rasch und aufgeregt dahin,
das; seine Gefährten Mühe hatten, ihm
zu folgen.
Wenn es sich tlos darum handeln
sollte, das Echlosz von L bnrg zu sin
den," sagte Faudcr athcmlos, so wäre
weiter keine Schwierigkeit dabei. Es
musz das weitläufige Gebäude sein, lud
chcs wir beim Kommen zwischen den
Bäume gesehen haben. Unser Wage
ist in dem nach derselbe Richtung
liegenden Walde verborgen !"
Ein fürchterlicher Aufruhr tobte in
Rodcrichs Innerem. Tie Gefühle,
wülche ihn erfüllten und die fich in dem
Flammen seiner Augen, dem Zittern
seines ganzen Körpers, in seinen vcr
zerrten Gesichtiigen kundgaben, schic
neu die des Hasses z sei. (5r schritt
gesenkten Hauptes einher, keinerlei Hin
dernisse beachtend und von Zeit zu Zeit
halblaut vor sich hinmurmclnd:
.Hierher haben sie sich geflüchtet
Einen Tag vor dem Morde in S.
Heute suchte ich sie gar nicht. Rein !
Und dennoch finde ich sie auf meinem
Wege Ist eS ein Fingerzeig des
Schicksals? Vielleicht Doch ich bin
nicht genügend vorbereitet. (Zs ist viel
leicht noch nicht Zeit Meine Rache
wäre jcht nur brutal, lächerlich, unvoll
ständig. Würben sie daran moralisch
leiden? Würde ich sie genügend quä
len? Könnte ich ihnen Herz und Seele
genügend zermalmen, während der kur
zen Agonie, die ich ihnen bereiten würde?
Rein, nicht dies ist's, was ich er
träumt habe, was ich will Roderich
rächt sich nicht gleich den andere ein
faltigen Menschen Tödtcn ! und was
dann? öin Mcßgcr versteht sich besser
auf das Führen des Messers, als ein
König '.Ich will etwas Anderes Ich
bedarf all' der Raffinerie, welche ein
prcnzenloscr selbstbewußter Has) dem
Manne eingibt Ich soll diesen Abend
also nicht hingehen? Und weshalb
gehe ich hin? Ich weiß es nicht Es
ist unvernünftig, wahnsinnig Und
dennoch gehe ich hin um dieselbe Luft
einzuatlimen, die sie eingcathmct haben,
um sie zu sehen und, damit mein Grimm
seinen Höhepunkt erreicht, damit sich
mein Haß verdopple"
Nach einem angestrengte Marsch,
der saft eine halbe Stunde dauerte und,
nachdem sie einen Bach durchwatet unv
über Hecken gesprungen, langten sie
endlich vor einer Mauer an, die sich
längs der Straße hinzog.
Hier ist es." sagte Nodcrich.
Irrst Tu nicht?" fragte Lange.
Roderich hat Recht," bestätigte Fan
der ; denn während wir bei dem Hause
des alten Mcwes auf der Lauer lagen,
sind Leute vorübergegangen, Ticnstleute
ans dem Schloß, wie aus ihren Gc
sprächen zu entnehmen gewesen. Und
alle schritten der Richtung zu. in welcher
wir uns befinden. Außerdem wird es
wohl nicht mehrere Schlösser in L bürg
geben."
Schön." sagte Lange. .Toch was
sollen wir hier?"
.Teufel auch, ich weiß es selbst nicht.
Frage Roderich "
Dieser lehnte mit gekreuzten Armen
an der Mauer und schien in düstere Gc
danken versunken zu sein. Ei Kampf
wogte in seinem Innern.
Faudcr, der ebenso verständig wie
scharfsinnig war, hatte errathen, welche
Motive der Erregung seines Chefs zu
Grunde lagen. Es handelte sich hier um
ganz persönliche Interessen und nicht
mehr um die Gesellschaft. Einen scherz
haften Ton anschlagend, sagte er:
.Meiner Treu, wenn wir den Eigen
thüniern dieses Schlosses einen Besuch
abzustatten gedenken, so rathe ich. ganz
einfach beim Thor anzuläuten und wenn
man uns fragen sollte, wer wir wären,
zur Antwort zu geben : .Wir sind Mil
lionüre.' Sterblichen dieser Art vcr
weigert man in dcr Regel nichts, und
man wird uns mit all' dcr Hochachtung
empfangen, die man dcn Banknoten
schuldet, mit welchen unsere Taschen
gefüllt sind. Doch, wenn wir aus dem
einen oder dem anderen Grunde das
Haus nicht mehr zu verlassen vcrmöch
ten, so verlieren wir vorerst unser Geld,
was sehr grausam wäre, dann unsere
Freiheit, was einigermaßen unangc
nehm sein dürfte, und schließlich unsere
Hossnungen, was noch bedauerlicher
wäre "
Ich verstehe, Fauder," erwiderte
Roderich; .Tu willst das Thörichte
meines Beginnens hervorheben. Deine
Worte sind klug, logisch, und ich gebe
zu, daß ich kein Recht habe. Euch mit
mir zu reiße. Zudem empfinde ich
immer klarer, daß die Stunde noch
nicht gekommen ist, um uns Hals über
Kopf in ein Abenteuer zu stürzen, des
k.,' Arkulw.te kür unsere Genossenschaft
so gut wie m i.l: 1 die r.-rii-gc!i!?'',c!
sein k::::,n. Wir ncin
ivickeikommcii. nenn wir im Bcfir.e
sämmtlich IVtint sind ; dcch vt mir
uiiaeiiirin baun gelegen, mich ton ge
imiien Dingen zu überzeugen, die mich
im höchsten Grade inicmsiren. Es hau
delt sich um eine rei persönliche Sache,
und ich werde daher allein gehen, hr
erwartet mich dort, on der Ecke "
Ch, niemals!" erklärte F ander.
.Wir weiche keinen Schritt len
Tu."
.Außerdem kennen wir Tich zur Ge
niige, um zu wissen, daß Tu gebie
terifche Gründe haben mußt, wenn Tu
Tir in einem solchen Moment diese
Ueberzeugung verschossen willst, und
wir sind bereit, olle Gefahren mit Dir
zu theilen."
.Unsere Macht besteht x gerade in
der uS vereinigenden Solidarität ; nie
mal trotzte einer von uns allein einer
l'Iefahr, und wir wollen keine neue
Methode einführe, noch dazu in der
selben Nacht, da unsere Operationen
endgiltig abgeschlossen werden sollen."
.ES sei. ich danke Euch. Kommt.
Euer hochherziger Entschluß hat mir erst
gezeigt, wa Ihr thatsächlich werth seid."
Und in seinem gewohnten befehlenden
Tone fügte er hinzu: .Hier ist die
Mauer z hoch, und wir würden zu viel
Zeit mit dem Erklettern derselben ver
geuden. Auf der entgegengesetzten Seite
dürfte sie weniger hoch sein."
ES zeigte sich, daß er Recht hatte;
und nachdem sie eine geeignete Stelle
ausfindig gemacht, erkletterte sie die
Mauer. Tank ihrer große Gewandt
heit und Behendigkeit war dies i weni
gen Minute gelungen. Sie befanden
sich auf der Innenseite der Mauer, in
einer breite:;, wohlgepflegten Allee, die
sich rings m das Besiythum zog.
.Ist diese schwarze Masse da vor uns
nicht ein Reisighaufen?" fragte Rode
rich.
Ja, entschieden !" gab Faudcr zur
Antwort.
Sichcrn wir unseren Rückzug;
wir kennten verfolgt werden. Einige
Bündel, längs dcr Mauer flasfclweis
aufgeschichtet, würdcn uns im Nothfall
ein Entkommen bedeutend erleichtern."
,Tas ist eine weise Maßregel. Hilf
mir, Lange."
Und Beide schichteten eine Anzahl
Reisigbündel vor dcr Mauer aus.
woraus Faudcr bcmcrkte: ,Tn, das
ist beinahe so bequem wie eine Treppe."
TicS hier wird unser Sammelort
sein, wenn die Ereignisse uns zwingen
sollte, uns zu trennen. Tie sich längs
der Mauer hinziehende Straße ist die
geeignetste für eine Flucht. Prägt Euch
diese Stelle möglichst genau ein und
ermcßt nach bestem Können die Entfcr
nungc und die Umwege, die wir
machen werden, da uns die veränderten
Richtungen sehr leicht irre führen tön
neu."
Sich die weisen Rathschläge bestens
einprägend, langten die drei Banditen
vor dem Schlosse an, doch war kein
Fenster des Gebäudes erleuchtet.
Erst, als sie ganz nahe hcrangckom
mcu waren, gewahrten sie einen Licht
schein, der durch die Blättcrmasscn
schicn. Ticscr Schimmer lockte sie an,
und sie schritten demselben zu. Toch
wurden sie mit einem Male durch ein
hohes Eiscngittcr anscchalten. welches
in eine Mauer eingefügt war. und des
scn zugespitzte. Stäbe jedes Erklettern
schwierig und gefährlich machten. Sie
schlichen an diesem Gitter seiner ganzen
Ausdehnung nach entlang, und fanden,
daß sich dasselbe rechts und links an eine
Serie von Baulichkeiten, offenbar die
WirthschaftSgebäude des Schlosses, an
schloß und jeden Verkehr zwischen dem
kleinen Garten diesseits und dem Parke
jenseits ausschloß. Tie nur während
dcr Nacht verschlossene Thür widerstand
allen Anstrengungen, und Meister Ja
dcr vermochte mit seinen gewöhnlichen
Mitteln nicht des Schlosses Herr z
werden.
Tcr Lichtschimmer, welchen sie in
einer Entfernung von etwa fünfzig
Schritten sahen, mochte von einer Lampe
herrühren, vic auf einem Tische inmit
ten einer Terrasse stand. Tie Terrasse
war von allen Seiten mit grünen
Pflanzen umgeben, deren unbestimmte
Schatten mit dem des Mauerwerks vcr
schwammen. ' Wenn man aufmerksam
lauschte, konnte man das Gcmurmel
zweier Stimmen vernehmen.
Ungeduldig, nervös und neuerdings
wieder von jener merkwürdigen Er
regung erfaßt, die ihn. dcn sonst so
ruhigen, selbstbewußten Mann, zu
einem heftigen, wilden Menschen machte,
z allen Thorheiten und Unvorsichtig
feiten fähig, packte Roderich zwei Stäbe
des Eifengittcrs und rüttelte wild an
denselben, als wollte er sie zerbre
chcn.
.Lieber Roderich." sprach Faudcr,
theile uns Tcine Absichten mit. Was
willst Tu eigentlich?"
Sehen will ich. Seh.'ii !"
.Tiefes Gitter vermagst Du nicht zu
erschüttern, es würde siegreich all' unse
ren Anstrengungen widerstehen ; und
andererseits dünkt es mich höchst unklug,
hier gewaltsam weiter vordringen zu
wollen. Toch können wir über die
Stäbe hinwegsehen, wen wir einen
Baum, ei Dach, eine Mauer zu crklet
tcrn suchen."
Hier etwas abseits," fügte Lange
hinzu, sehe ich ein kleinere Gebäude,
von dessen Dach wir das ganze Gebiet
übersehen können."
Roderich hörte nicht mehr, was Lange
sprach, sondern war in dcr bezeichneten
Richtung davongcstürzt.
Im nächsten Moment hatte er das
obere Oucrcisen des Gitters erreicht, die
Dachrinne des niedrigen Gebäudes er
faßt, und mit einem Sprung befand er
sich auf dem mit Ziegeln gedeckten, sanft
abneigenden Dache, wo er sich platt auf
den Bauch niederwarf.
Fauder und Lange folgten dem Bei
spiel ihres Anführers.
Dieser hatte sich bis an den äußersten
Rand vorgewagt, wo er regungslos ver
harrte und mit größter Aufmerksamkeit
beobachtete, waö vorging.
Unter ihm befand sich dieselbe Ter
rasse, auf welcher Iran von Billemor
den Schriftsteller empfangen hatte.
Jetzt saßen auf ihr zwei Personen an
i-m bin einer Lampe erleuchteten
Mische, i'üni kemte irre iriJiiin
deutlich inmitten c rie Taiace .m
gebende üHonj-flitnn i:n5 Jubel
geirachie wahrnehmen : eS waren Met
chu'i und Frau von Bülemer.
Nech war die Entieriiuiig zu groß,
als daß die von ihnen aiud,ite Unter
haudluiiz Von den drei Banditen hatte
vernommen werden können ; dagegen
entging ihnen keine lberdr, keine Be
wegung der Sprechenden.
Melchior führte ofienbar das Wort.
Auf dem Tifche vor ihm hatte er Po
Piere. Karten. Pläne ausgebreitet und
hielt seinem E!egenuber förmliche Bor
träge, welche er zuweilen durch die Bor
lesung eines der vor ikm liegenden Pa
Piere unterstützte. Seine Zuhörerin
antirortete stets mit einem .stimmen
den Wort, und ihr schönes Antlitz
strahlte von jener innerlichen Freude,
jenem ruhigen Ausdruck, welchen das
Bertranen in eine gesicherte Zukunft
verleiht. ES schien, als errichteten die
Worte Melchiors, die Tokumente. die
er mit augenscheinlicher Besriedigung
ausbreitete, eine Art Bollwerk gegen
künftiges Ungemach in der Seele der
jungen Frau, deren Gesichtszüge immer
mehr ihren gewohnten Ausdruck schmerz
licher Entsagung und einer Art bitteren
Fatalismus' verloren.
Roderich verzehrte die Beiden mit sei
lien Blicke. Er ließ keilt Wort, keinen
Ausruf laut werden, doch ging von
Zeit zu Zeit ein fieberhafter Schauer
durch feine Glieder, der ihn am ganzen
Jörper erbeben ließ. Faudcr. dcr dicht
neben ihm lag, bcrührte zufallig seine
Stirn; doch gleich wie wenn er ail
glnhendks Eisen gesaßt, so hastig zog er
seine Hand zurück.
Indessen hatte Melchior schon zweimal
seinen Bortrag unterbrochen und jedes
mal eine Bewegung gemacht, als wollte
er einem unsichtbaren Stötcr Ruhe gc
bieten.
Toch bei cincr ucucrlichcn und offen
bar schon unerträgliche Störung
tiachte er eine energische Bewegung.
Ruhig.. Musk i." sprach er mit lau
tcr, sonor Stimme.
TaS edle Thier gchorchte ab auch
dicscr Aufforderung nicht, sein Knur
ren wurde im Gegentheil immer lauter,
lind mit einem Male sprang er mit zor
nigem Geheul in dcr Richtung deS
niedrigen Gebäudes davon, auf deisen
Tache Nodcrich mit seinen Komplizen
regungslos verharrte.
Melchior erfaßte die Lampe, wandte
deren Reflektor und leitete die ganze
Leuchtkraft derselbe nach dem Punkte,
wo das Gebell des Hundes immer lau
ter. immer wüthender ertönte.
Er ist 's!" rief er in demselben
Augenblick aus, da Frau von Billemor
einen Schrey des Schreckens und der
Furcht ausstieß.
Und einen Revolver auS seinem Gür
tcl reißend, gab er Feuer auf Roderich.
der sich mit einem Satze, ironisch
drohend, erschreckend, in seiner vollen
Höhe auf dem Tache emporgerichtet
hatte.
Roderich schwankte. Ein rother
Srrahl sloß von seiner Stirn, die von
der Kugel gcstrzift worden war.
.Gut gezielt, Melchior. Gaüri !' rief
er mit beißender Ironie. .Tie Hand,
welche dcn Fürst, Biviani gemordet,
zittert noch nicht !"
.Nichtswürdiger Meuchelmörder !"
war die entrüstete Antwort.
Ihr dürst nicht schießen!" rief Ro
derich aus. ohne die Worte Melchiors zu
beachten, und drückte die Läufe der Ne
volver nieder, welche Lange und Fau
der gegen die Terrasse anschlugen.
Tiefer Mann und diese Frau gehören
mir an ! Sie dürfen nur von meiner
Hand fallen doch zu einer Zeit und auf
eine Weise, wie es mir passen wird!"
Er hatte bei diesen Worten seinen
Revolver erhoben und auf die Lampe
gezielt, welche Melchior, zitternd vor
Wuth, noch in dcr Hand hiclt. Die
Lampe zerstob in Stückc.
Auf Wiedersehen, schöne Regina !
Wieder lasse ich mein , Blut auf der
Schwelle Deiner Thür zurück ! Guten
Abend, mein Freund Melchior, mein
Landsmann, mein Bruder ! Lebet
wohl, bis das Unglück über Euch herein
bricht !"
Und ein dämonisches Lachen ans
stoßend, sprang Roderich von dem Dache
auf das Gitter und von dem Gitter auf
den Boden.
Vorwärts!" befahl er seinen Ge
fährten. Fliehen wir ! Wer den Tod
verachtet, kann ergriffe werden ; denn
man wird uns verfolgen !"
Von Fauder und Lange gefolgt, vcr
schwand Nodcrich in der Dunkelheit des
Parkes.
Bleich, entsetzt, mit einem Ausdruck
des höchsten Schreckens in den großen
schwarzen Augen, hatte Frau Un'Ville
mor. als Melchior seine Revolver ab
gefeuert, den Arm ihres treuen Freun
des erfaßt und ihm zugerufen : Mel
chior, tödtcn Sie Diesen Mann nicht,
diese Aufgabe fällt dem Henker zu !"
Tie höhnische Erwiderung Rodcrichs.
das Zersplittern dcr Lampe und die
Flucht der Bauditcn hatten nur wenige
Augenblicke gedauert.
So will ich ihn wenigstens ledend
haben," erwiderte Melchior. Hierher.
Leute ! Zu Hilfe ! Licht her !"
Er stürzte dabei dem Schlosse zu.
die Dienerschaft herbeirufend, welche
die Schüsse bereits alarmirt hatten.
.Rasch, rusch ! Fackeln her ! Folget
mir !"
Und während seine Befehle, doch
leider nicht mit dcr gcwünschtcn Schncl
ligkcit, ausgeführt wurden, rannte er
dem Gitter zu, 'bor welchem Musko ein
wüthendes Geheul ausstieß. Er riß die
GitterthUr auf und dcr Hund ver
schwand in dcr Tunkclhcit. dcr Spur
der drei Banditen folgend. Jetzt began
nen die Tienstlcute z erscheinen. Sie
hatten sich in aller Eile angekleidet und
mit Waffen versehen, die ihnen gerade
in die Hände gefallen waren.
Tu, Zano." sprach Melchior zu
einem Tiencr, einem großen, stattlichen
Burschen mit bronzesarbenem Gesicht;
nimm die Herrin in Obhut, verlasse
sie keinen Augenblick und schone selbst
Deines Lebens nicht, wenn es sie zu
vertheidigen gilt."
Ja. Herr." erwiderte Zano einfach.
.Und nun vorwärts!" Tamit stürzte
Melchior, von der kleine Gruppe ge
folgt, dr.-:!.
In pemi.ll-'.i Augenblick Uztt tut
Ech::ß. irelcheni ein kläglich.'!, lang
gedehntes (v.'Uul folgte.
Die EU".:5e. fie habe Musko ge
tsdiel '."
Durch eine Ourrallee stürmte Mel
chior mit :i Hjft, daß ihm seine Leute
kaum za sollen vermochte, der Stelle
j:. von wolr die immer schwacher
k.'krd:den Klagelaute deS Hundes ver
nedmbar wurden.
Nach wenige Minuten riteZ anze
strengten, zchemkosea Laufes erreichte
Melchior die Partmauer. Am Fuße
eine'. Anzabl längs der Mauer anfge
schichte Reisigbündel sand er den
Hund auf der btutdurchtraiikten Erde
liegend, die Brust von einer Kugel
durchblut, und zwischen den Zähmn
noch ein Stückchen Zeug haltend, an
welchem einige Fetzen abgerissenen Fiel
sches hinge.
.Musio. mein brav Mnöko !" sagte
Melchior mit Thränen in der Stimme.
Das edle Tlner hob den Kopf empor,
leckte die Hand, die ihn liebkoste, und.
sich mit der Schnauze nach der Mauer
wendend, ließ er ein dumpseS Knurren
vernehmen.
.Ja. hie find sie entflohen. Auch
Tich werde ich rächen, mein guter,
tapfer Hund!"
Und mit Stimme und Geberde die
Tienstlcute ermunternd, fctztc Melchior,
indem er selbst mit gutem Beispiel
voranging, über die Mau hinweg, sich
desselben Weges bedienend, den die Bcr
brcchcr genommen. Toch außerhalb deS
Partes nahm dic Unsicherheit ihren An
fang. Ta der Hund dic Führung nicht
mehr übernehmen konnte, so wußte man
nicht, welche Richtung man nehmen
sollte. Wie sollte man in dcr hcrrschen
dcn Finsterniß, inmitten deS dichten
Gehölzes, cinc Verfolgung durchführen?
Tessennngcachtct wollte Melchior dir
selbe fortsetze; seine aufgestachelte
Wuth war nicht so leicht abzukühlen.
Nur dic absolute, handgreifliche bcwic
senk Unmöglichkcit konnte seinem Trän
gen Einhalt thun. Er ergriff eine La
lerne, die ihm einer der Tienstlcute
reichte und begann den Boden zu unter
suchen. Jnmittcn dcS zerstampften lra
ftS bemerkte cr Blutstropfen, dic sich i
der Richtung dcr Landstraße fortsetzten.
So rasch als möglich solgte er dicscr
Spur.
Bei d Parkmau angelangt, slog
ein geschlossener Wagen ohne Laternen
vorüber. Tas im rasenden Galopp
dahinstürmende Pferd wurde von einem
kleinen Manne gelenkt, der beinahe
platt auf dem Kutschcrbock lag.
Vcrslucht ! das sind sic !"
' Und sich zu seinen Leuten wendend,
schrie Melchior, indem er die Hände i
ohnmächtigem Grimm rang:
Ein Pferd, um jeden Preis! Eilet
in'S Schloß zurück und bringt es unge
sattelt her. Rasch, rasch !"
Tie Ausführung des Befehls nahm
acht lange Minute in Anspruch, ebenso
viele Jahrhunderte für seine siebechafte
Ungeduld.
Tcr Wagen war schon längst vcr
schwundcn und selbst, wen man das
Ohr auf den Boden drückte, vcrtahm
man nicht mehr das Rollen dcr Räd
auf dcr steinigen Straße.
Mit einem Satze schwang sich Mel
chior auf das nngesattelte Pferd, welches
man herbeiführte, erfaßte dessen Halfter
und, das edle Thier mit mächtigem
Schenkeldruck antreibend, jagte cr den
Entflohenen nach. In sausendem Ga
lopp ging es den etwas steilen Weg
hinan, und er hielt erst an. als er eine
erhöhte Stelle erreicht hatte, von vo er
das ganze Terrain überblicken konnte.
Er lauschte in die Nacht hinaus, suchte
mit seinen scharfen Augen die Finster
niß zu durchdringen. Toch war nichts
zu sehen, nichts zu hören. Mit einem
Male meinte er entferntes Wagenrollen
zu vernehmen und sofort jagte er in
dieser Richtung davon. Bei einer Wen
dung. die der Weg beschrieb, erblickte er
in einer Entfernung von etwa fünfhun
dcrt Schritte ein Licht ; doch erkannte
er in dcmsclbcn Augenblick, daß das
Geräusch, welches er vernommen, von
einem schweren Karren herrührte, welcher
offenbar einem jener Gemüsehändler ge
hörte, die sich inmitten der Nacht mit
ihcer Waare in Bewegung setzen, um
rechtzeitig in der Hauptstadt einzutref
scn. Dessenungeachtet holte er das Fuhr
werk ein. Bei seinem Anblick richtete sich
der Mann, der dasselbe lenkte, erschrocken
in die Höhe, bereit, im Nothfalle irgend
eine verborgene Waffe z ergreifen.
Seid unbesorgt." sprach Melchior
hastig ; ich will nichts Schlechtes von
Euch, nur eine Auskunft. Habt Ihr
nicht einen Wagen ohne Laternen ge
sehen, der sehr schnell fuhr?"
Hab nichts gesehen." erwiderte der
Mann ; gar nichts "
Weiter hörte Melchior nichts. Er
warf sein Pferd herum, jagte den Weg
zurück und langte bei der vorerwähnten
Biegung des Weges an, um in einer
anderen Richtung davonzusprenge.
Toch erwiesen sich alle Anstrengungen
als fruchtlos. Bis zum anbrechenden
Morgen irrte er wüthend, hartnäckig
auf den Straßen umher. Erst als die
Sonne bereits hoch am Himmel stand,
und die Torsbewohner ihrem gewöhn
ten Tagewerk nachgingen, entschloß sich
Melchior, seine nunmehr zur Uitmög
lichkeit- gewordene Verfolgung aufzn
geben und in das Schloß zurückzukehren.
Hier versammelte cr sämmtliche Ticnst
lcutc, dic fast ausnahmslos ungarischer
Herkunft wäre, und auf die er fich
verlassen durste, um sich und befahl
ihnen, über die Ereignisse dicscr Nacht
tiefstes Schweigen zu beobachten.
21. Kapitel.
Tast dic schreckcnvcrbrcitende Gcnos
scnschast Nodcrich u. Eo. dcm Torfe
L borg einen Besuch abgestattet, ge
langte demnach nicht zur Kenntniß des
Publikums.
Walter Kampf und Arthur Schön
feld hatte tcine Ahnung davon, daß
sie vcrsolgt nd belauscht worden
waren ; auch warcn ihre Eicdankcn
durch so zahlreiche andere Tinge in An
spruch genommen, daß sie den äußeren
Vorgängen um fich her nur geringe
Aufmerksamkeit schenken konnten.
Als der j,iig anbrach, befanden sie
'ich bereits auf dein Wege nach McwcS'
Oairte. ;;;t cit.r (V.enno catte oie
Nacht g'.:t v bracht ; er d.fauS fich le
öeutend besser, und volles Vertrauen
trat in sein Herz eingezogen, so daß rr
aus ihre besorgten Erkundigungen
kachelnd zur Antwort gab : i
.Bah der olle MeweS wird diej
Schramme noch verwinden, und nicht
an ihr zu Grunde gehen."
Der Arzt bestätigte die Hoffnungen
bei Verwundeten und gestattete den
erfreuten jungen Leuten, ein nvnig mit
dem Alten zu plaudern. MeweS machte
sich die Erlaubniß zu Nutze, um einen
eingehenden Bericht über feine Odyssee
abzustatten.
Walirr war entschieden der Ansicht,
daß das verfolgte Individuum, der
falsche .Herr Karl," der den Mord
nsall ausgeführt, einer der Würger
von B. und demgemäß auch einer der
Mörder des alten Stech fei.
Es wurde sich empfehle, die Unter
suchimg fortzusetzen." sprach er. Wir
haben zwei Ausgangspunkte: das Holet
.Rumänien,' welches der Elende be
wohnte, und das Kafe, in das er mit
feiner Begleiterin einkehrte. Nun haben
wir aber die Frage zu beantworten, ob
wir der Polizei von dem, was wir
willen, Mittheilungen machen sollen
oder nicht !"
Nein," erwiderte MeweS entschie
den ; dem widersetze ich mich. Ich will
nicht, daß hinter meinem Rücke ge
arbeitet werde. Mil Eurem Beistände
werde ich die Sache zu Ende führen
oder meine Haut dabei lassen. Mein
Mißgeschick hat mich durchaus nicht ent
mnthigt. Ich betrachte es als eine
Ehrensache, die Angelegenheit durch
zuführen, und Ihr werdet sehen, wi
wir dabei zu Werke gehen werden."
Und was sollen wir Ihrer Ansicht
ach inzwischen thun?"
.Tie Polizei ruhig arbeiten lassen
und selbst keinen Finger rühren. Um
Ihre beiderseitige Ungeduld inzwischen
aber ein wenig zu dämpfen, so könne
Sie die von Ihnen angedeutete Schritte
unternehme und das Hotel und das
Kafe auskundschafte. Toch sage ich
Ihnen im Vorhinein, daß uns das
nichts nützen wird!"
MeweS gab den jungen Lcutcn eine
möglichst genaue Beschreibung der
Fra, welche den falschen Herrn Karl"
in den Wald begleitet hatte, und ein
wenig eri,iüdet durch das lange Spre
chen. drückte er die Hände feiner jungen
Freunde und lehnte sich in die Kissen
zurück, um ein wenig z ruhen.
Ohne Zeitverlust fuhren Walter und
Arthur ncch Berlin ab. Wie eS MeweS
vorhergesagt, blieben ihre Anstrengun
gen resultatlos. Im Hotel Rumänien"
theilte man ihnen mit, daß Karl Mül
ler, Student der Rechte, sechs Monate
ein Zimmer des Hauses innegehabt
habe; doch, nachdem er regelrecht gekün
digt, vor zwei Tagen ausgezogen sei.
Seine Rechnung habe er bezahlt und
auch seine neue Adresse angegeben : Ro
senthalerstraße Nr. 237. '
Als man sich in dieRosenthalerstraße
begab, stellte eS sich heraus, daß es dort
ein HauS Nummer '237 gar nicht gebe.
Nach dieser Richtung hin war, die
E'iur also verloren, und in der zn.'N
erzielte man dasselbe Resultat.
Dank den Mittheilungen MeweS san
den Walter und Arthur, als sie sich
der Salamanderkneipe niederließen, das
Mädchen, welches Lange in die Wälder
von B. begleitet hatte. Toch, so lächcr
lieh es auch scheinen mag, wußte das
Mädchen gar nichts über ihre Kavalier,
außer daß er sich Karl" nannte. Sie
hielt ihn für einen Studenten ; und er
habe sich ihr gegenüber nie knauserig
gezeigt. Vor drei Monaten hätte sie
seine Bekanntschaft gemacht. Uebrigens
werde er des Abends zur gewohnten
Stunde offenbar wiederkomme, und
wenn sie ihn sehen wollten
Es ist wohl überflüssig, zu bemerken,
daß Herr Karl" sich am Abend nicht
blicken ließ.
Unsere beiden Freundr hatten ihren
Tag also vollkommen verloren, und
kehrten unzufrieden und ein wenig be
schämt nach L bürg zurück.
Ich hab.' es Euch ja gesagt." be
merkte Mewcs, als er die sinne Miene
seiner jungen Freunde sah. Toch Gc
duld," fügte er hinzu; gönnt mir vi.
zehn Tage oder drei Wochen, und wir
werden von vorne beginnen."
Als Toktor Kampf am nächsten Tage
gegen zwei Uhr im Schlosse L bürg
voriprach. war von Billemor lic
bensmürdig und unmuthig wie TaaS
vorher, doch bedeutend unruhiger. th
regier, trauriger. Ihr klarer Blick
schimmerte wie im Fieber, und die
schlaflos durchmachte Nacht hatte auf
ihrem schönen Antlitze unverkennbare
Spuren zurigelasfen.
Tie kleine Irene war verzweifelt,
trostlos und weinte heiße Thränen.
Schluchzend berichtete sie, daß Wild.
dicbe" ihren schönen Hund, Musko, des
Nachts in, Parke getödtet hätten. Man
hätte ihn starr und blutüberströmt
hereingebracht und trotz aller ihrer Lieb,
kosungen hätte er ihre Hände nicht lecken
wollen. Da hätten die Gärtner im
Parke ein großes Loch gegraben und
Musko hineingelegt. Und Mütterchen
hätte ihr gesagt, er würde nicht wieder
kommen ; sie aber wmde so lange bitten
und weinen, bis der liebe Gott ihn ihr
dennoch wiedergeben würde.
Walter rief seine ganze Beredsamkeit
Z Hilfe, um den tiefen Schmerz deZ
Kindes zu beruhigen. Es gelang ihn,
dies ab nur fehr mittelmäßig, als ihm
ein völlig unverhoffter Tröster in der
Person Antons zu Hilfe kam, der es sich
als ganz besondere Gunst erbeten hatte,
seinen Gebiet heute in das Schloß z
begleiten, um. wie er sagte, dem kleinen
Fräulein und der schönen Tarne für all'
Geschenke zu danken, mit welchen sie
:bn seit jenem Reitunfall überhäuften.
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