UcberUjkt. Novlllclie von n l n B a 1 t. Taä brüte Lauten, tai dcn Abgang des '.ikachtziigkZ aus der Residenz signa liüil. erschallt, schon schrillt der Pfiff der Locomotivk und das Dampfroß macht bereits den ersten Ruck da stürzt athemloS ein elegant gekleideter Mann über den Perron und springt mit einem gewaltigen Satz in einen ZKZaggon zweiter Klaffe. Ein mächti oeZ Pusten der Locomotive und der Zug setzt sich in Bewegung. Schneller und schneller wird allmählich die Fahrt, in summendem Tröhnen entweichen Qualm und Tamps der Schlote und die Herzstücke der Weichen poltern unter den Rädern ! aufathmend lehnte sich der soeben Eingestiegene in den weichgepol stertcn Sitz zurück und nimmt die blaue Brille ab, die seine Augen verdeckt. Prüfend betastet seine Hand den mäch tigcn blonden Pollbart. der ihm Kinn und Wangen umrahmt und von dem es uns eigentlich dünken sollte, daß er nicht recht mit dem so jugendlich erschei nenden Gesichte harmonirt. Ter Zug eilte an den Weichcnlater' nen vorüber, und so oft ein greller Blitz au? einer derselben den Reisenden ins Besicht trifft, schließt er geblendet die Augen. Ta naht der Schaffner, die Karten zu revidiren und sofort paradirt die blaue Brille wieder auf der Nase und das Gesicht wendet sich so weit als mög lich ab, um nicht von dem Lichte der Laterne beschienen zu werden. Durch die stille Nacht fliegt der Zug dahin und singt sein eintöniges Lied: Ra ta. ra ta." Tem Paffagier, der allein im Coupee geblieben ist, tritt der Schweiß auf die Stirn und perlt in großen Tropfen herab. Der Mann unterlegt der Rä dermusik einen andern Text, ein Wort, von dem ihm schaudert. Und das Wort heißt: Dieb!" Gnadenlos und ohne Unterlaß dröhnt's ihm in's Ohr. Er öffnet das Waggonfenster und lehnt sich weit hinaus, den kühlen Luft ström, der ihn umweht, saugt er gierig in seine Lungen. Bon der Maschine stieben die Jun ken und in wirbelndem Tanze trügt sie der Wind davon. Droben aber im reinen Aether da wandelt der Sterne unzählige Schaar. Trost und Frieden strahlen sie in man ches gequälte Menschenherz. Doch nicht in daS einsamen Reisen den, darin weckt ihr Anblick vielmehr neue Angst und bleiche Furcht. Er gedenkt des gestrigen Abends da war er noch ein unbescholtener Mensch, der jedem ohne Furcht und Zagen inS Ge sicht blicken konnte, deffen Ehre nicht den leisesten Flecken aufwies. Heute aber? Eine furchtbare Scham vor seinem besseren Ich ergriff ihn, wenn ihm sein geistiges Auge die Geschehniffe des Heu tigen Tages noch einmal wiederschauen läßt. Er legt die Hand vor die Augen, um das Schreckbild zu bannen jedoch umsonst fast greifbar zeigt sich ihm die ganze Scene er sieht sich wieder vor dem offenen Geldschrank seines Ehcfs. sieht das Geld so verlockend gleißen ! Ein böser Dämon flüsterte ihm zu: Nimm, Deinem Herrn bleibt noch ge nug, der kann den Verlust verschmer zen. Dir aber ist der Weg zum Reich thum gebahnt. Die Genüsse des Er dcnlebens stehen Dir offen." In sei nen Fingern zuckt es, sie senken sich mit gierigem Griffe und ein Päcklein Bank notcn von hohem Werthe gleitet blitz schnell in seine Tasche. Und dann entflieht er wie von Furien gepeitscht, um in seiner Wohnung die Kleider zu wechseln und einen falschen Bart, den er einst zum Spaße in einer lustigen Gesellschaft gebrauchte, der aber heute dazu dienen muß, in Gemein schaft mit einer blauen Brille einem gemeinem Diebe zur Flucht zu verhel seit, in seinem Antlitz einzubringen. Draußen blitzten' die Telegraphen drähte in dem fahlen Mondenschimmer, riesigen Spinngeweben sind sie vergleich bar. Ihm ist's, als haschten die Rau pcn. die in luftigem Sausen draußen vorüverzutanzen scheinen, nach ihm. Fahr nur zu. durch uns zuckt der elektrische Funkte und der ist schneller als der schnellste Zug. Wir halten Dich, wir lassen Dich nicht entrinnen," fo summen die Drähte., Wie ein Blitz leuchtet jetzt das Licht einer Distanzscheibe in das Auge und der Zug fährt in eine Station ein. Die Thür fliegt auf und ein großer, statt lichcr Herr, dem Exterieur nach ein Gutsbesitzer, tritt herein und nimmt dem Reisenden gegenüber Platz. Mit ruhigen Blicken betrachtet er diesen eine geraume Weile, bis diesem daS unbe haglich wird und er sich scheinbar in das Studium der mondbeglänzten Zauber nacht vertieft. Der Fremde scheint ein ganz beson deres Interesse für den Bart des Mit reisenden zu besitzen, denn er mustert ihn eingehend, als ob daran etwas ganz Besonderes zu entdecken wäre. Auch scheint er gesprächiger Natur zu sein, da er mit den herkömmlichen Anfangs punkten einer Konversation, zwischen zwei völlig Fremden, die im Leben noch nie einander gesehen und wahrscheinlich auch nimmer sehen werden, eine solche in Fluß zu bringen sucht. Wohl oder Übel muß sich der andere, um nicht unhöflich zu erscheinen, dazu bequemen, von Zeit zu Zeit ein Wort oder eine Frage einzuwerfen, obwohl er oazu nicht die geringste Luft verspürt und den ungebetenen Störenfried am liebsten zum onenen Waggonfenfter hinauschleuderte. Schließlich fragt ihn der noch, meß Stande? er eigentlich fei. Der Tefraudant geräth durch diese Frage in die größte Berlegendeit und giebt endlich nach einigem Stottern und Zögern die Erklärung ad, er sei Privfl tier und befinde sich gegenwärtig auf einer Vergnügungsreise. Um sich einigermaßen vor den ihm unangenehm men Fragen seines Gegenübers zu schützen, beschließt er. aus der Defensive in die Offensive überzugehen, d. h. an statt sich befragen zu lassen, selbst zu fragen. Erlauben Sie, welchem Stande ge hören Sie denn an?" fragte er. Was glauben Sie wohl?" Wahrscheinlich sind Sie ein Guts besitz." v I bewahrt Gott," entgegnete der also Declarirte mit seiner bis jetzt an den Tag gelegten Gemüthlichkeit, da haben Sie aber weit vom Ziele gefehlt." Nun, als was darf ich Sie denn ansprechen?" Ich bin Polizcibeamter." Momentane Stille folgte dieser AuS kunst. AuS dem Antlitz des Fliehenden ist alle Farbe gewichen und eS gelingt ihm erst nach mehreren Sekunden, sich dem tödtlichen Entsetzen zu entlassen und Gleichmuth und Ruhe zu heucheln. So, Sie sind Polizeibeamter? Rei seN'Sie dienstlich oder außerdienstlich?" Dienstlich. Ich will Ihnen sogar sagen, in welcher Angelegenheit. Aber Sie dürfen mich nicht verrathen, waS ich Ihnen anvertraue. Ich bin beauf tragt, einen flüchtigen Dieb zu fangen, der die Kaffe feines Herrn um einige Tausende erleichterte und nun die offene See zu gewinnen sucht. Er trägt einen falschen blonden Vollbart, sowie eine blaue Brille, und ich vermuthe, daß Sie der Gesuchte sind." Ein köstlicher Rcisespaß, den man da erlebt," lachte der Erkannte heiser auf. Ta werden meine Bekannten sich amüsiren, wenn ich ihnen erzählen werde, daß ich auf meiner Reise für einen steckbrieflich verfolgten Dieb ge halten wurde. Mein Verdacht kann ja allerdings grundlos sein. Durch Vorzeigen Ihrer Legitimationspapiere vermögen Sie ihn übrigens leicht zu entkräften." Gut, meine Papiere befinden sich in meinem Reisegepäck, in der Endstation werde ich.Jhnen selbe zur Einsichtnahme unterbreiten." Schön, doch vor der Hand möchte ich mich überzeugen, ob Ihr prächtiger Bart auch echt ist. Sie erlauben schon, nicht wahr?" Mit diesen Worten greift er nach dem blonden Barte seines Gegenübers, und ohne daß dieser es verhindern kann, reißt er ihm den Bart herab. Aha, ich dachte mirs, daß ich auf der richtigen Spur bin, sogar die Narbe am Kinn stimmt," ruft triumphirend der Polizist. Nun ist Alles verloren, die Freiheit, das gestohlene Geld so sagt sich der Ertappte. Doch vielleicht bleibt noch ein Aus weg am Ende ist der Beamte bestech lich herzlos scheint er durchaus nicht zu sein. Herr." jammert der Tefraudant. machen Sie mich nicht vollends Unglück lich. Haben Sie Erbarmen mit mir und lassen Sie mich entrinnen!" Ich bedauere, beim besten Willen nichts für Sie thun zu können. Ich bin Familienvater, mein Gehalt ist durchaus nicht glänzend und ich kann daher dcn Preis, der auf Ihre Ting festmachung ausgesetzt ist. recht gut ver wenden. Und schließlich darf ich auch auf ein bedeutend schnelleres Avance ment hoffen. Und auf alle diese Vor theile sollte ich aus reinem Mitleid mit Ihnen verzichten? Sie sind doch sehr naiv, junger Mann!" Aus diesen Worten glaubt der Andere frische Hoffnung schöpfen zu dürfen. Wohlan," sagt er und zieht die Brieftasche hervor, die das gestohlene Gut birgt Dreitausend?" Bedauere, das ist viel zu wenig, wenn ich schon auf Ihren Vorschlag eingehen wollte." Viertausend fünftausend sechstansend?" so fliegen die Gebote in rascher Folge. So kommen wir zu keinem Ziele." unterbricht ihn rasch der Polizist. Dabei nimmt er dem Versucher die mit Werth papieren vollgestopfte Brieftasche aus der bebenden Rechten, um sie hastigen BlickcS zu durchmustern. Hier haben Sie tausend Mark, die reichen zur Reise über den Ocean, das Andere behalte ich nur als Lösegeld für Ihre werthe Person. Sie werden sich doch nicht geringer taxiren wollen? Entweder Sie erklären sich mit meinem Vorschlag einverstanden oder Sie sind verhaftet." Mit diesen Worten steckt er die Tasche zu sich, während dem Defraudanten nichts Anderes übrig bleibt, als die gemachte Proposition anzunehmen. Da fährt der Zug in eine Station ein. Es wird wohl das Beste für mich sein, hier auszustehen, nachdem unsere kleine geschäftliche Angelegenheit in der besten Weise erledigt ist. Genehmigen Sie die Versicherung, daß es mir ein Vergnügen war, Sie kennen zu lernen. Bevor ich scheide, möchte ich Ihnen jedoch einen freundschaftlichen Rath geben, den Sie für die Zukunft beherzi gen wollen. Sollten Sie hm wieder einmal in solcher Angelegenheit reifen, dann hüten Sie sich vor falschen Bärten, 'denn derlei Dinger können vor keinem nur einigermaßen scharfen Auge bestehen. Zudem hat ja auch manch Anderer in derlei Geschichten ein wenig prattizirt. Nur durch den falschen Bart kam ich zu der Vermuthung, daß eS mit Ihnen nicht ganz fo richtig sein dürfte und verfiel auf den Gedanken, ein wenig inS Blaue hinein zu operiren. Siehe da die Sache lieferte gute und durchaus nicht erhoffte Früchte. Ich will nun mein Jncognito Ihnen gegen über aufgeben und Sie damit vertraut machen, daß ich selber von Ihrem oder wenigstens von einem recht nahe ver wandten Geschäftszweige und nur etwas erfahrener als Sie bin. Na trösten Sie sich. eZ fällt kein Meister vom Himmel, auch Sie werden mit der Zeit famos arbeiten. Talent ist vorhanden. das haben Sie schon bewiesen also leben Sie wohl Herr Eollege!" Mit diesen höhnischen Worten ergreift der Gauner sein wenig umfangreiches Gepäck, um das Eoupee zu verlassen. Schuft. Gauner, ich will mein Geld zurück." schreit der Betrogene wild auf. der zu spät zur Einsicht gelangt, daß er sich durch einen verwegenen Gauner inS Bockshorn jagen und um seinen Raub bringen ließ. Bitte, keine Eomplimente." unter bricht ihn der Verwegene in kaltem Tone, sie beruhen auf Gegenseitigkeit und eZ ist darum wohl nicht nöthig. solcheArtigkeiten auszutauschen. Machen Sie lieber keinen Lärm, damit Nie mand aufmerksam wird und die ganze Angelegenheit, die sich bis jetzt dank Ihrer Vernünftigkeit fo glatt abwickelte, nicht noch einen für Sie recht unange nehmen Abschluß erhält. Bedenken Sie. daß in jedem Falle der Vortheil auf meiner Seite ist, da mir die Aus rede bleibt, einem Dieb mit List feine Beute abgejagt und ihn dem strafenden Arme der Gerechtigkeit übergeben zu haben. Ja. ich werde so wahrscheinlich noch dafür belohnt werden." Zwei Minuten Aufenthalt," ruft der Schaffner. Mit höflicher Verbeugung steigt der kluge Gauner aus. um im Dunkel der Nacht zu verschwinden. Der Zug aber donnert weiter und in dem Gehirn des Ueberlistcten lebt der einzige Gedanke: Wird es ihm gelin gen. der Strafe zu entgehen oder wird man ihn in dem Augenblicke, da er fei nen Fuß auf die Planken des rettenden Schiffes fetzen will, erkennen und ver haften? Die kleine Tettenborn. Novelle! te von yh. Z o e l l i r-L i o n h e a r t. Wir hatten den Kameraden zu Grabe getragen. Im klingenden Spiel zog die Regiments-Musik von dem Garnisons Kirchhof in der Hasenheide ab. Wir, die wir zum Regiment gehörten und dem Freunde die letzte Ehre frei willig erzeigten, schüttelten uns jetzt zum Abschied die Hände. Einige der Offiziere bestiegen die harrenden Wagen, andere zogen truppweise den Pferde bahnen entgegen. Freund Waldow hakte vertraulich seinen Arm in meinen. Hast du Zeit, alter Junge?" Als wenn ein Offizier, der eben den Dienst quitirt, keine hätte! Zu viel," sagte ich mit einem schweren Athem Zuge. Na, dann laß uns zu Fuß gehen, willst du? Könnten uns bei der Ge legenhcit auch mal Berlin von der Kehrseite anschauen, die wir im Westen nicht zu sehen bekommen." Ich war einverstanden. Wir schrit ten eine Weile an den dunklen, ernsten Tannen auf weißleuchtcndem Sande hin, hörten von den Schießständen das dumpfe Knallen, sahen die Kinder des Volkes sich von den Sandhügcln kol lern, spendeten einem Pennbruder" mit rother Schnapsnase. Ballonmütze im Nacken und Wollenshawl dreifach um den schmutzigen Hals gewickelt, unsern Obolus. Tann durchquerten wir eine der Seitenstraßen und gelang ten planlos an die schattige Allee des Kanals. Maibachufer" las ich ab. Wie der Name zu dem lauen Frühlingstage stimmte! Veilchengeruch in der weich träumerischen Luft, vermischt mit dem narkotisch süßen Tust der blühenden Akazien. Wie Kerzenpyramiden standen die rothblüthigen Kastanien zwischen dcn saftgrünen Blättern. Sonst hatte die Gegend mit ihren Schutt- und Steinplätzen, dem trägflicßendcn, schmutzig-grauen Wasser nichts Ver lockendes. Aber sie war menschenver laffen und gab zweien, die sich seit Jahrzehnten nicht gesprochen, Gelegen heit, sich ruhig auszuplaudern. Waldow fragte nach diesem und jenem, der mit uns im Lebensmai Zimmerkamerad auf der Kriegs-Schule gewesen. Einen hatten wir just zu Grabe getragen. Drei machten Kar riere. Von dem kleinen Feldau wußte ich nichts. Aber ich," lachte Waldow. Wir haben in Mainz eine Zeit lang in einem Regiment gestanden, als er mal dahin abkommandirt war. Schneidiges Kerlchen'" sagte ich. Hm. Meine Frau wollte nichts von einem Umgang wissen. Die Feldaus waren uns zu fein. Paßte nicht zu unsern Verhältniffen. Jmponirte den andern aber riesig mit feinem Chik, Weinkeller und künstlerisch stilvollen Einrichtung." Heirathete ja wohl damals die kleine Tettenborn. daS bildhübsche Radieschen mit der Viertclmillion?" Richtig. Schlug alle Konkurrenz glänzend aus dem Felde mittelst seines nadelspitzen RiefenschnurrdarteZ und seiner schwarzen Glasaugen und miß achtete alle Sticheleien von wegen des dicken, seligen SchviegerPapas. der als fliegender Wurfthändler" feine Militärlieferantenlaufbahn begonnen haben sollte. Hat ja auch ganz recht daran gethan. Die kleine Tettenborn war zum Anbeißen niedlich, ganz wil lenlos. und fügsam wie ein Kind. Und ein Kind an Jahren und Unerfahren heit war sie in der That noch, als er die kleine Waise frisch au der Pension weg heirathete und Mein Himmel, was ist das?" Wir waren bis zu einer Brücke ge langt, auf welcher ein dicht zusammen gedrängter Volkshaufen: Arbeiter. Frauen mit Umschlagtüchern. Kinder in Pantinen, über das uns abgekehrte Brückengeländer gebeugt, in das Was ser zu spähen schienen. Wir drängt uns mitten hindurch und hielten Nach frage, weshalb die Schiffer in dem klei nen Rcttungs-Boot mit Stangen und Haken im trübflüssigcr Wasser umher fischten. Ehe noch eine Antwort kam. hatten sie den grausigen Fund gethan. Eine leblose Frau mit zwei Kindern zusam mengeschnürt zerren sie an die Ober fläche bis in'S Boot. Durch die johlende Masse brachen wir uns Bahn an die Ufertreppe, an der schon zwei Schutz leute Posto gefaßt und uns höflich Be scheid thaten. ' Die Frau habe sich vor ein paar Minuten, als sie sich unbeobachtet ge glaubt, mit ihren Kindern da vom klei nen Steg, der zum Spree-Kahn führe, hinuntergestürzt. Ein Junge habe das aber von der Luke deZ KahneS mit an gesehen und Alarm geschlagen. Ter Schiffer und feine Knechte hätten sofort das Rettungs-Boot bestiegen und nach gesucht. Hoffentlich sei noch Leben in den dreien. Sollte man es wünschen? Wer den dunklen Weg beschreitet, thut ihn nicht gern zurück. In diesem Augenblick landete das Fahrzeug.' Die Schiffer trugen ihre traurige Last hinauf. Ganze Fluthen von Waffer strömten aus den Kleidern und Haaren der Unglücklichen. Einen Blick auf die schlaff Hingestreckte, an deren Brust geklammert noch die Kinder lagen, und wir starrten uns tödtlich er schrocken an. Aeffte uns eine Aehn lichkeit. oder spiegelte uns das eben Besprochene nur eine gräßliche Vision vor? Ich blickte angstvoll forschend Waldow an. Er war blaß bis in die Lippen. Und er starrte wieder mich entsetzt an. Es kann nicht sein," suchte er sich zu überreden. Ader dann beugte er sich kopfschüttelnd doch herab und suchte. Und sagte schließlich mit heiserer Stimme: Sie ist's doch!" Wir überlegten nur eine Minute Eine Droschke war rasch beschafft, ein Arzt in der Nähe. Ein Asyl in der Nachbarschaft. Eine halbe Stunde bangen, quäl vollen Ringens um verebbende Men schcnleben. Dem Doktor stand der helle Schweiß auf der Stirn, als er uns endlich die Rettung von zweien meldete. Das arme Weib," sprach er voll tiefen Mit leids. Es war ein hartes Stück Ar beit für nichts. Die Unglückliche klagte zuni Herzzcrbrechen über ihre Lebens- erwcckung. Wenn sie erst weiß, daß das eine arme Wurm dahin ist, wird sie sich gar nicht fassen können. Meine Herren, es giebt Fälle, wo die Pflicht- gebotene Ausführung unseres Berufes zur Grausamkeit werden kann. Ein paar Minuten länger und die arme Frau hätte so schön geruht nach allem Elend und Erdenleid, das sie sicherlich durchgemacht hat. Waldonis, Frau suchte sie am fol genden Tage im Kranken-Haus auf. Lindas Wesen wirkt wie eine Lieb kosung auf kranke Seelen. Alles aufgespeicherte Weh und Leid löste sich auf unter ihrem Zuspruch in Thränen. All ihren Jammer beichtete die Frau der theilnehmenden Schwester feele. Es war die alte Geschichte von der Schutzlosigkeit der Frau gegenüber der Pflichtvergessenheit Desjenigen, der das freie Vcrfügungsrecht und die Macht hat über das, was ihr gehört. Lange Jahre hatte sie wie im Halb schlaf sein üppiges Leben getheilt. Dann wurden ihr von einem warnen den Freund die Augen geöffnet. Ein Herz sich fassend, hatte sie ihrem Gatten Vorstellungen zu machen ae wagt; schüchterne Fragen über den Stand ihrer Verhältnisse, die Anlage ihres Vermögens. Kleine Frau, darum brauchst du dich nicht zu kümmern, das ist nicht Frauensache," hatte er sie gut gelaunt, lachend, leichtherzig abgefertigt. Und sie? Sie hatte sich beruhigt und weiter in den Tag hinein gelebt und genossen. Sie verstand ja auch in der That nichts davon. Kein Mensch hatte sie das ge lehrt, kein Mensch sie je unterwiesen, zu hüten, was ihr und ihrer Kinder war. Dann wurde er in die Residenz ver setzt und das tolle Leben schlug immer höhere Wogen bei ihm. Sie saß ein'am in ihrem Hause und weinte. Eines Tages brachte er Papiere nach Hause. Mit nervös zitternder Hand tippte kr auf kink freie Linie. Unter schreib das!" gebot kr. Sik blickte fragend zu ihm auf. Er legtk dik Hand auf ihre Schulter. Sie hatte kin ie'ühl. als wollk rr sik da durch niederdrücken. Wik seine Finger flogen! Schreibt deinen Namen dahin!" wiederholte kr mit Nachdruck, während sie das Schriftstück zu überfliegen suchte. ES waren ihr Hieroglyphen. Jt mehr sie einzudringen suchte, desto weniger verstand sie davon. Sie kam sich ganz dumm vor. Nur dcn Namen?" fragte sie. Auch geborene!" trieb er ungk duldig. Sie gehorchte mechanisch. Er riß ihr eilig das Blatt unter der Hand fort, bewegte eS gegen den Luftzug, damit es schnell trocknete, kniffte es und steckte eS in die Brufttakche. Was bedeutet das, Achim?" fragte sie nachdenklich. Er streichelte gönnerhaft ihre Wange. Laß nur, Kind, du verstehst es doch nicht." Und plötzlich, in einer jetzt sel tenen ZärtlichkeitSanmandlung. beugte er sich nieder und küßte sie. Achim von Feldau war trotz seines sündhaften Leichtsinns eigentlich ein gutmüthiger Mensch. Die kleine Frau that ihm vielleicht in diesem Augenblick leid! Er konnte ja aber nicht anders! Nichts führte zurück. Und dann war kr fortgegangen auf Nimmerwiedersehen mit dem Rest ihres Vermögens. Und nicht einmal allein, sondern mit Derjenigen, die ihm so wacker dabei geholfen, daS Vermögen seiner armen, schutzlosen Frau durchzu bringen. Eine kurze Zeit kämpfte die Ehever lassene für die Existenz, für ihre Kin der. Die Erfolglosigkeit machte sie muthlos. daS wachsende Elend ver zweifelt. Die letzte Zuflucht aller schwachen Naturen, die nicht lange ringen mögen, ward der Schlußakt. Nach ihrer Genesung folgte natürlich daS gerichtliche Nachspiel. Die Ge schworenen aber hatten Mitleid mit dieser Gebrochenen und sprachen sie frei des fahrlässigen Mordes. Neben mir in meinem kleinen Land Haus in Thüringen lebt eine stille, ge beugte Frau unter dem Titel meiner Hausdame, und draußen im Garten hetzt sich ein wilder, achtjähriger Bube mit meinem Jagdhund. Mattes Roth ist allmählich auf das vergrämte Ge ficht zurückgekehrt, aber in den trauri gen Augen steht ein schreckliches EtwaS: jene unergründliche Schwermuth des Menschen, der schon in die Ewigkeit geblickt hat. vergleich. Gräfin (im Gebirge): Ach, diese abscheuliche Hitze!" Führer: Niederträchtig! I schwitz' schon wia a Sau! Sö a, Frau Gräfin?" Ein beneidenzmerther Gatte. Sie: Dein Freund Pannemann hat mich beleidigt Tu mußt ihn for dern." Er: Liebes Kind, Du verlangst zu viel! Von Dir werde ich geschlagen, durch Dich bin ich schon geschlagen für Dich soll ich mich noch schlagen!?" Kindermund. Lehrerin (in der Rcchcnstunde): Fritzchen, wenn Du nun ein Mann wärest und hättest dreitausend Dollars, Du möchtest Dir aber gern ein Haus kaufen, das zehntausend Dollars kostet, was brauchst Du da noch?" Fritz: Eine reiche Frau!" Auch ein Vorschlag, Gatte: Sag' mir, liebe Gattin, wie feiere ich heute unseren Hochzeitstag auf außergewöhnliche Weise? Denn Essen und Trinken genieße ich, wie Tu weißt, täglich gut und reichlich, da meine Mit tel es mir erlauben. Gieb mir einen guten Rath, mein liebes Weibchen." Gattin: Unter solchen Umständen wäre wohl das Außergewöhnlichste, wenn Du heute einmal ganz nüch tern bliebest." praktisch. Was stricken Sie denn da Schönes. Frau Inspektor?" Ich mache Ueberzüge für unsere ge häkelten Sophaschoner!" Modem, Sie: Und wann bekomme ich den Verlobungsring von Dir?" Er: Sobald ich ihn von meiner früheren Braut zurückbekomme!" Schmeichelhaft. A: Nun, wie war's denn im Ge fängnisse?" B (der ein Vierteljahr gesessen): O, das kann ich Ihnen nur bestens empfehlen!" Der Ehrliche. A: Was hast denn da für einen schönen Maßkrug?" B: Ja, da hab' ich vorhin in einem Haus im 4. Stock was z' thun g'habt; wie i' wieder 'runter geh , seh' i' im 3. Stock am Fensterbrettl den wunderschö nen Maßkrug steh'n. Schau', schau'," hab' i' mir denkt, der schöne Krug; den nimm' i' glei' mit, sonst wird er z'letzt noch g'stohl'n!" Tit Iuk. die ich ei. Die Tugend, die ich meine. Für die mein Herz in Brand. Abhold dem eitlen Scheine Tragt sie kin schlicht Gewand. Sik rührt den Sinn der Menge Mit boldem Reize nicht: Bus ihrem Aug' blickt Strenge, Ernst ist ihr Angesicht. Spat reifen ihre Saaten. Und karg ist ihr Gewinn. ES reißen ihre Thaten Nicht zur Bewund'rung hin. Nach kwig heil'gen Zielen Führt sie aus rauher Spur, Gehaßt, veriolgt von Vielen. Geliebt von Wen'gen nur. Wer kühn sich ihr will weihen. Ter nehme wohl in Acht: Ihm Lorbeer' zu verleihen. Steht nicht in ihrer Macht! Mit schmetternden Fanfaren Begrüßt ihn nicht der Ruhm In seinem unscheinbaren. Selbstlosen Heldenthum. Sik aber, die er schützet. Der er sich zugesellt. Nur sie erhält und stützet Und trägt dcn Bau der Wclt. Es ist die Hehre. Reine Zu höchstem Dienst geweiht Die Tugend, die ich meine, Ist die Gerechtigkeit. SchnZb,sch. Welches ist der Unterschied zwischen einer Statue und einem Frischling? A' Schtatue is a Bildsäule, und a Frischling is a Wildsäule. Abgewinkt. Bertha! Himmlisches Wesen. Du hast mir mein ganzes Herz gestohlen!" Aber Ferdinand, wie kannst Du die Wegnahme eines völlig werthlosen Gegenstandes als Tiebftahl bezeichnen?" bedenkliche Antwort. A: Also Sie sind der Schulz, den ich vor 20 Jahren kennen lernte?" B: Ja. ich war damals, als Sie mich kennen lernten, ein recht einfälti ger Mensch." A: Hm, Sie haben sich seitdem gar nicht verändert." Immer Fachmann. Doktor jur. Müller: Was macht denn unser Freund Huber? Ist er noch immer Wittwer?" Dr. jur. Meyer: Nein, er ist wie der in's Ehejoch und dazu an eine Alte gerathen." Doktor jur. Müller: Also Rückfall unt:r erschwerenden Umständen." kzerausgeplaht. Fräulein: Also ich bin wirklich die Erste, die Sie lieben, Herr Müller?" Er: Ja, mein Fräulein, ich schwöre eS Ihnen." Sie: Gut. dann werde ich Ihnen ein Rendcz-vous gewähren, werden Sie aber auch pünktlich sein?" Er: Mein Fräulein, wag Rendez vous anbelangt, da bin ich die Pünkt lichkeit selbst." Poesie und Prosa. Sie (im Gebirge): Denken Sie, Herr Doktor, 2,00 Fuß hoch sind wir jetzt." Er: Ach; genau fo viel Tollars Schulden habe ich." Verwechslung. Fräulein: Warum sind Sie denn auf meine Hülferufe nicht herbeigeeilt?" Hausbewohner: Entschuldigen Sie, wir dachten Alle, Sie hätten ge sungen!" Dienstwillig. Ich habe Ihnen doch gesagt, Minna, daß Sie Niemand in die Küche lassen sollen." Schön, da werde ich meinen Schatz also von jetzt ab im Parlor empfan gen!" Wt die Alten sungen u. s. w. Tie Mama: Weshalb willst Tu denn nicht mit zu Gehcimraths gehen, Lieschen?" Lieschen: Meine Puppe hat nichts anzuziehen, Mama!" Gemüthlich. Richter: Sie sitzen bereits zum zwei ten Mal wegen Diebstahls auf der An klagebank." Angeklagter: Nich wahr, noch 'n mal, dann is det viertel Dutzend voll." Beim Diner. Dame: Herr Doktor, halten Si? Hummer für gesund?" Doktor: Bedaure. mein Fräulein, hierüber keine Auskunft geben zu kön nen, ich habe noch keinen kurirt." Im fjotel. Reisender: Sie rechnen mir da ein Zimmer mit zwei Betten, ich hatte aber doch nur ein Bett!" Zimmerkellner: O, bitte, es waren zwei Betten, ein Ober- und ein Unter bett." Das macht's. Aber lieber Freund, so oft ich Dich bei Deiner Frau sehe, küßt Du sie. küs sen und immer küssen, was soll das heißen?" Was? Tu scheinst zu vergessen, daß meine Frau eine halbe Million Mitgift erhielt!"