Dcr Kh. Uns bm cdUbtn von Paul l'l a 1 1 a V o c t 0 m a. Dem stolzen Rammkreuzer mit feinen drängenden Kanonen-Schlünden hatte der Sturm jüngst bis Zakelage zerzaust und sogar den trotzig und sicher am Heck ausgepflanzten Slaggenftock zerbrochen, aber sobald die ('iesahr vorüber war. focht sie die braven Iheerjacken nicht weiter an. Tie Bemannung der .Btrenice" hatte auch ihren .-chwarzseher-, der ein Unglück prophezeite, als in der Eturmesnacht urplötzlich, nach glücklich iiberstandener Gefahr, ein Feuerschein unheimlich aufloderte an Masten und Raaen. Gespenstisch huschten die zun gknförmigen Jlämmchen dahin, bald im bläulichen Richte, bald im rothlichen. blutigen Schein phosphoreSzirend. Im Nu schien die ganze Takelage in Jlam. wen zu stehen. Tem Tapfersten stockte der Athem beim Anblick deS überwölti ftkiiden PhSnomenZ und manch' ein Kreuz wurde geschlagen hinter dem Rücken der Ossizicre. die das Tankt lmS'Jener wikbcgicrig und vorur theilsfrei beobachteten. Troß deS bösen Wahrzeichens lag die .Berenice" in der nächsten Woche un vcrschrt und geborgen vor Anker in ei nein herrlichen Hafen des MittclmcereS, ,den das Schiff angelaufen, um einen König überseeischer Lande an Bord zu nehmen, welcher die Gastfreundschaft deS europäischen Machthabers zu einer Fahrt längs der interessantesten Küste in Anspruch genommen. Ties Ereignis; bildete begreiflicher Weise den Gesprächsstoff vom Komman danten bis zum bescheidenen Maat hin ab. Hauptsächlich, weil man noch im mer nichts des Näheren erfahren. Man wußte nur, das; Seine ..exotische Maje stät", wie der fremde Potentat an Bord genannt wurde, mit Gefolge kommen würde, darunter mit seinem , Leibkoch", der die Kambüse vorher noch einer sorg fältigen Begutachtung unterziehen würde; doch das Wann blieb räthsclhaft wie das Orakel von Telphi. Laut strengst gehaltener Ordre mußte der hohe Gast mit Kanoncnsalvcn, Flaggen gala'Und Raaensalut" empfangen wer den, da die fremden Herrscher das un Kennte Inkognito europäischer Macht haber durchaus nicht lieben. Ta beschloß der Kommandant ans Land zu fahren, um sich beim Konsulat Rath zu holen. Er benutzte die kühleren Morgenstunden und wollte übel Mittag ausbleiben. Tie Offiziere hatten demnach allein gespeist und saßen beim schwarzen Kaffee höchst gemüthlich in ihren beque wen weißen Bordanzügcn beisammen, als ein Matrose hereinstürzte und athem los meldete, daß ein Boot vom Lande absteche mit direktem Kurs auf die Bernice". Wird der Kommandant fein, der früher zurückkehrt." Unmöglich in solch' heißer Stunde!" Himmel! Es wird doch nicht der König sein?" klang es wirr burchein ander. Ta stürzte auch schon der Wachoffizier in eigenster Person herunter und mcl dcte, daß eine Tampfbarkasse voll Men fchcn heransteure. daß die Flagge die der exotischen Majestät" sei. und daß man den in nationaler Gala gckleide tcn, ordcngcschmückten König durch das Fernrohr bereits deutlich unterscheide. Alles stob auseinander, um sich rasch en parade zu werfen. Der rangältcste Fregattenkapitän übernahm den Ober bcfehl für den zum Unglück abwesenden Kommandanten und eröffnete seine heikle Mission damit, daß er sich den schwarzen Kaffee auf die weißen Bein- klcider schüttete, was hauptsächlich die ....r,,.i VU..,,.t,,.,., k.A n- liuiiuuil juuiiiuuy uiv Jiuuiuui un ursachte, der den vorgeschriebenen Em pfang unter den obwaltenden Umstän den durchaus nicht berechtigt fand, da ja der König in Zivilklcidung eintrcf fen sollte. Würgen hätte der heißblütige Tal- matincr das Bürschchen mögen, als er zornentbrannt ausrief: Solch em Kö nig folgt feinen Launen und keiner diplomatllchen Verfügung !" Um so herrischer lauteten seine Befehle zum würdigen Empfang der exotischen Maiestüt": Kanonensalven, Flaggen gala, Kanonen.salut. Alles sollte strikt inne gehalten werden." Zorn und Aufregung zitterten so gc wältig in dem Jnterims-Kommandan ten nach, daß er sich kaum anzukleiden vermochte. Sein Bursche, ein Tölpel sondergleichen, reichte ihm auch noch die zur Schonung der Goldborten auf der verkehrten Seite ausbewahrten Bein klcider wie sie waren, dar. Auf sein ungeduldiges: Umkehren, umkehren!" dreht sich der Bursch diskret um, in der Meinung, der Herr Fregattenkapitän schäme sich vor fremden Blicken Toilette zu machen. Nach glücklicher Ueberwindung aller HindernlNe stand er aus Teck; die som merliche Hiße treibt ihm das perlende Nah immer wieder auf die Stirne. Lzauvtsächlich bewegte ihn aber der G? danke, was er dem König sagen sollte und wie er wohl mit ihm sprechen werde, da der Biedermann ein echter Seebär alten Schlages, die ,um Empfang vorgeschriebene Tlplo matcnsprache, das fatale Französisch nicht kannte. Der Anblick des in tadelloser Haltung und voller Parade auf Teck versammcl ten Offtzierstabcs mit dem fatalen 8a betten in devoter Rangordnung der Kerl sprach ein beneidenswenheS Fran zöstsch brachte ihn fast noch mehr um die doch ko nöthige Fassung: denn die Tampfbarkane mit der exotischen i'la jcftat" war inzwischen so nahe herange fahren, daß die ersten Kanonensalven bereits ertönten. Sämmtliche Manöver der Em- pfangSfeierlichkeiten wurden mit rüh menswerther Präzision ausgeführt. Tie Flaggen flatterten von allen Masten, die Matrofen standen wie aus Erz gegossen, Kopf an Kopf auf ihren lustigen Posten und ihr lautichallcndcS Hurrah" dröhnte, mit den Kanonen salven um die Wette durch die schwüle Sommerlust. Bon der Höhe der Fall reepstrcppe, steuerbord, wie sich s ge ziemt, blickt der Fregattenkapitän an der Spitze der Offiziere sorgenschwer auf die in Rauchwolken gehüllte Barkaffe, die zu aller Erstaunen den Panzertoloß umschifft und backbord anlegt. Tas auch noch!" murmelt der rasch hinüberftürzcnde Fregattenkapitän, den die Sonnenstrahlen auf der Backbord feite derartig blenden, daß er kaum zil sehen vermag, wie eine lmponircnde Männergcstalt bereits auf Teckhöhe auftaucht und endlich auch in geradezu blendender Ordenspracht vor ihm steht. Jegliche Ansprache bleibt dem Erreg tcn in der Kehle stecken. Er verneigt sich so tief, daß er mit dem Kopf an ein anderes Haupt anrennt, das sich ebenso tief verneigt, gerührt über den großar tigen Empfang, der dem Koch zu Theil geworden. Entsetzt taumelt der Fregattenkapitän zurück, und daß ihm dies Unglück nur das Sankt ElmsFeuer eingebrockt", glaubt der alte Seemann felsenfest. Die Schurprei5-j?arts. Jhst Neu York. September de zwanzigste" d. MtS. Jvnings-Staats-Nuhspäper. Neu York U. S. äkroß die Britsch. Mister Editcr! Prominenz ob lcitschcs." So seggt mer abroad. wann mer frcntsch talkt. Tes kann mer aach net helfe. Wann mer zu die Praminente belangt, da muß mer mitthun un um Ex penses derf mer dann aach nir gewwe. Nämlich, seit daß mer wieder hier sein. tin friciii rncr fnrt JliijfesJ&J wahrend Huldigung un wern gefeiert. Bor e paar Tüg is es der Alti vun der Misses Meyer (sie Hot wieder aufge macht mit der Mifles Meyer, die Alti) un vun e Paar Scor annere Lädies heimlich gesteckt worn, daß mir schür preist wern sollte. Ich pörsonelli hen vum Tschalli en sehr deutliche Hint vun der bevor stehende Schurpreis gekriegt, bei daß er mir gesagt Hot, ich muß en extra große Supplei vun Weins, Likörs un Sig gars eilege. wo er natürlich mir zu Sükrifeis'Preises selwcr geoffert Hot. Nämlich die Eidie vun so erer Schur prcis'Party die is, daß Jeder, wo bei dem Schurpreis Ackompliß un Mit schuldiger is, was mitbringt. In Kansequcnz vun dem expektcte Mitgebrachte Hot sich in meim Haus schun seit vier Täg e fieberhafte Thä tigkeit entfaltet. Es is gebacke un ge kocht un eigemacht un eigekauft worn wie verrückt. Mei Part vun der Schur preis war of course, derzu ze tende, daß in meim Black die Telivery-Wa gons vun Wetgoods-Büseneffer fort während in erer Stauung warn. Well, es war e großartige Affair. Es warn finfescchzig Herrn un neine siwwezig Lädies da. Jeder Hot was in eme Bäsket oder im Papicrche mitge bracht. Es war gründ. Es wa: werklich gränd un no Mistähk. Bun die Sviet sches, wo gehalte worn sein, will ich nix sage. Awwer. was gegcffe un gc trunke worn is. Mister Editcr. des is. wo die Grandezza vun der Sach erei kimmt. Mir hawwe ungefähr fufzig Schinke (als importirt geläbclt), zehn Zunge, zehn Kamambärt (des is im portirter Limburgcr). Hüring. Sar belle un sonstige Sache gehatt. Es is Alles aufgegcffe worn. Tes heißt ich will net lüge, Mister Editcr. Nämlich: Ter SchurprciS vun so erer Schur preis-Party konsistet hauptfächlich da drein, wie viel mehr die Schurpreisers beim Weggehn in ihre Bäskets enei kriege könne, als wo sie mit drein ge bracht hawwe. Tes is nämlich wirklich fchurpreising. Wie die Party ze End war. da Hot sich erausgestellt, daß im Ganze mitge bracht war: Zehn Pfund Sponge Eake. fufzch Büchse Sardins (vun der Siwwe Cents Wareicty), elf kleine Päckcher Limburgcr, simwczch Päckcher Sig garn (Eheroots, finf for zehn Cents, mit Bändcher drumrum gemacht), dreicdrcißig Battels Kalifornier Weiß wei. wo e Expert derzu gehört, um en vun Wineger wegzckenne, dreizeh Battcls Bier un zwei Battels Whisky (verdünnt). Des Rührende vun der SchurprciS Kompanq war, daß sie alle Sache, wo sie sclwer mitgebracht hawwe, stehn ge loffe hawwe. Während daß sie Alles, was vun meim Haus geliefert wsrn is, gegcffe oder mitgenomme hen. Bun der Kapässity vun die BäsketS könne Sie im sich en Begriff mache. Mister Editer, daß jeder presente Mann. Frau oder Rind fufzeh Pfund etort gegeye un neunzch BaltclZ Bier. Wei un Whisky qetrunke hawwe müßt, wann net die Madschority dun die GoodS mitge nomme worn war. vun die hunnert siwwezchn -iggars per Kopf gar net ze rede. ' Awwer e gränd Affär war eS äni hau. TeS heißt wenigstens fo lang, wie eS gedauert Hot. Os course. heint. wie ich ausgegange bin. da hen ich so über all e Bische waS gehört, wo drauf enauS gelaufe is, daß net genug ze effe da gewese wär, daß des Effe, wo da war. stinkig war. der Wei sauer un suiift so plcffente Rimarks. Well des macht nix. Ich hen mich änihau sehr geehrt gefühlt. Jhne die nämliche Huldigung wün schcnd sein ich mit Rigards Z)ours John Ritsch. Esq. Wolle Sie so gut sei un der Eruel Soffeicti for die Priventschcn of Aeni mäls un Children t Poftcl drappe. sie soll de Schurpreis-EffeStoff abhole loffe, . damit mei Hund net vun eme verdiente Schicksalsfchlag bctroffe werd. I. .. Esq. DcwcGeschichten. Als Tcmcy als Executiv-Ofsizier auf der .Folorado", dem Flaggenschiff des Admirals Farragut, diente, hatte man Beranlaffung, zwei Matrosen wegen eines geringen Vergehens in das als Brig" bekannte Schiffsgefängniß ein zusperren. Als Tcwey bald darauf auf seiner üblichen Jnspektionstour an dem Ge fängnißraum vorüberkam, hörte er, wie einer der Arrestanten halblaut sagte: Nun. ich habe wenigstens einige Streichhölzer bei mir, die man bei Durchsuchung meiner Kleidung über sehen. Ich werde den alten Kasten in Brand stecken." Tcwey sagte kein Wort, sondern be gab sich an Teck und zog die Feuer glocke. Sobald die Mannschaft mit den Löschapparaten angetreten war, gab er Befehl, die Schläuche auf das Ge fängniß zu richten, bis die Gefangenen, welche ertrinken zu müffen glaubtcn, Nothrufe ausstießcn. Feuer ist aus," kommandirte er dann und als er wei terging, sagte er: Tie Streichhölzer werden inzwischen wohl ziemlich fcucht geworden sein. Wenige Wochen nach der Schlacht von Manila erhielt Tewey ein chrel den von einem Patrioten in Chicago, welcher bat. der Admiral möge ihm die Stiefel schenken, die er trug, während er das Geschwader Montejo's in den Grund schießen ließ. Dem guten Manne wurde ln höflicher Weise mitge theilt, der Admiral besitze mehrere Paar Stiefel und wisse thatsächlich nicht mehr, welche es waren, die er an dem bedeutungsvollen Sonntage trug. Ob diese Antwort wohl genügt," sagte Tewey dann zu einem feiner Offiziere, oder ob der Mann jetzt meine sämmt- lichen Stiefel verlangen wird. Bei Einem, der das Sammelyebcr hat, muß man auf Alles gefaßt sein." Admiral Tewey ist ein großer Kin dcrfreund. Der Kapitän eines der schiffe seines Geschwaders traf ihn an seinem Arbeitstische in der Kajüte der Olympia" und sah, daß er einen Berg von Photographien und Briefen vor sich liegen habe. Was soll dies Alles bedeuten?" fragte der Kapitän. Die Schreiben kommen von Leuten, die ihre Kinder nach mir taufen wollen," sagte der Admiral lächelnd, was soll ich den Babies" nur zum Geschenk machen?" Nichts, garnichts." sagte der Offi zier. Sie werden sich doch durch solche Massen Schenkungen nicht ruiniren wollen." Tewey bestand darauf, daß er Ge schenke versenden müffe. Tann warten Sie wenigstens, bis wir nach den Ver. Staaten zurückkom men. Tort können Sie Ihre Einkäufe zu Engros Preisen machen und das Porto ist billiger," meinte der Offizier lächelnd im Scherze. Tewey aber fand den Vorschlag gut, faßte ihn ernsthaft auf und sagte: Ihre Idee ist gut, die werde ich 'be folgen." . Admiral Tewev's Gattin stark vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren. Nach dem Verlust feiner Gefährtin, mit welcher er in glücklichster Ehe gelebt, hatte sich das Wesen des sonst stets bei- teren Mannes sehr geändert und fast niemals kam der Name der Verftor denen über seine Lippen, gleichsam als fürchte er sich, die nie bellende Mund? seines Herzens zu berühren. Einst hörte er aoer im Army and Navy Club" zu Washington zwei junge Leutnants der Marine in ihrer Unterhaltung es tief beklagen, daß sie zu einer dreijährigen Aeife aviommanbirt seien. Die Beiden waren, erst seit wenigen Wochen verhei rathet und kamen in ibrer üblen Laune übcrcin, daß es eigentlich für einen Seeoffizier, der lange Zeit Tausende von Knoten weit von seiner Ehehälfte weilen muß. überhaupt keinen weck habe, ein Ehemann zu werden. ' Ist man drei Jahre fort gewesen, so muß man ja seine Frau erst wieder von Neuem kennen lernen, das ist hn schnurrig." meinte der Eine. Hier wurde daS Gespräch plötzlich von Tewey unterbrochen, welcher sagte: Sie irren sich, meine Herren. Da? Wiederzusammentrcffkn nach der Tren nung ist das schönste Erlebniß. welches sich uns bieten kann, hier wurde er ernst, eine dreijährige Trennung ist nur kurz im Vergleich zu einer auf Lebenszeit." Hier breitete der Wittwer in der Marineuniform seine Zeitung aus. als wollte er sein Gesicht den jungen Män nern verbergen. Die beiden Leutnants waren nach denklich geworden. Wieder etwas vom Dauphin". Tas Schicksal deZ Tauphins Ludwig XVII. beschäftigt noch fortgesetzt die französischen Gelehrten. Tie Ansicht, daß das Kind, das unter seinem Namen im Temple gestorben ist, nicht der echte Tauphin gewesen ist, gewinnt neuer dings wieder an Verbreitung. In der letzten Nummer der Zeitschrift La Plume" wird mit einer großen Fülle historischer Tokumente der Nachweis versucht, daß in der That Ludwig aus dem Temple entnommen ist und an sei ncr Stelle ein anderes Kind unterge schoben worden ist. Ter Hergang wäre danach der folgende gewesen: In der zweiten Etage des Templcthurms wurde zu Ende des Jahres 1794 ein Kind gc fangen gehalten, das den Namen Charles Louis Capct" führte und der ehemalige Tauphin sein sollte. Seit dem November dieses Jahres aber wurde der wirkliche Tauphin in einer Dachkammer in der vierten Etage des selben Gefängnisses verborgen gehalten: das Kind, das man an seiner Stelle untergeschoben hatte, war ein gewisser Tardif. Vorsichtigerweise hatte man einen Taubstummen für diese Rolle gc wühlt. Ta indessen seine Stummhcit, die in einem starken Kontrast zu der Lebhaftigkeit des echten Tauphins stand, auf die Tauer sehr auffällig werden mußte, fo ersetzte man Tardif durch ein zweites Kind, dessen Mutter Löningcr hieß. Es war dies ein armes skrophlilöscs Kind, das am 8. Juni 1795 starb. Gerade dieser Tod deS untergeschobenen Tauphins ermöglichte es aber, den wirklichen, der noch immer in der vierten Etage versteckt gehalten wurde, aus dem Gefängniß fortzuschaf fen. Ter Leichnam des kleinen Lönin ger war in dem noch geöffneten Sarge im Erdgeschoß aufgestellt worden. Zu der Zeit, da er fortgebracht werden sollte, hob man die Leiche aber heraus und legte den Tauphin, der durch eine Arznei in einen tiefen Schlaf versetzt worden war, an feine Stelle. Ter Sarg wurde dann geschlossen und zu dem Friedhof SainteMarguerite ge bracht, wo er beerdigt werden sollte. Während der Fahrt wurde der Tauphin durch einen Mann, der sich in dem Wa genkasten versteckt hatte, aus dem Sarge befreit und der leere Sarg mit Gewlch ten beschwert. Nach dem Begräbniß führte derselbe Wagen den Mann und das Kind zu einem Hause in der Rue de Seine, wo sie bei der Wittwe eines der am 10. August gctödtcten Schweizer Unterkunft fanden. Tas ganze Manö ver, das eben nur nach außen den Schein wahren konnte, ging von Bar ras aus, für den der Tauphin eine werthvollc Geisel werden sollte. Für alle die Züge dieser etwas romantisch klingenden Geschichte wird eine Reihe von Beweisen beigebracht, die im ein zclnen anzuführen, hier zu weit führen würde. Was aber dann aus dem wirk lichen Tauphin geworden ist, und ob nicht vielleicht einer der zahlrcichcn fal schen Ludwige ,doch der echte gewesen ist, darüber läßt sich nichts Bestimmtes sagen. Neues aus Nlt.Paris. Ter untere Theil der Rue de la Banque bei dem Carrefour des Pitits Champs in Paris, der einen gefähr lichen, den Verkehr störenden Engpaß bildet, wird demnächst unter der Spitz hacke der Bauarbeiter verschwinden. Tiefe dem Abbruch bestimmten Häuser sind auf dem Grundstücke des ehemali gen Hotels Bouillon errichtet worden, das nach Plänen Mansarts in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut worden war. In ihm wohnte auch Maurice Godefroy, Herzog von Bouil lon, der im Jahre 1662 Maria Man- cim, eine der Nichten des Kardinals Mazarin, heirathete. Tiefe 15jährige Herzogin versammelte in dem Palast eine kleine Akademie um sich, der u. A. Scgrais, Berscrade, Menage und Madame Deshouliercs angehörten. Das Hotel ging dann aus den Händen der Familie Bouillon in die der Turas über, darauf an den Herzog von Charost, der es an den Marquis de La Fcrriere verkaufte; dieser endlich über ließ es gegen Ende des vorigen Jahr Hunderts dem Maurermeister Pasquier, der die nunmehr zum Abbruch bestimm tcn Häuser auf den Grundstücke erbaute. Eines von ihnen, das die Nummer 2 der Rue des Petits-Champs führt, hat ein für viele Pariser unverständliches Aushängeschild. Es zeigt nämlich die Inschrift "A l'homme de la Röche de Lyon". Tie Erklärung dafür ist indessen ganz einfach. Ter Felsen mann von Lyon", dessen Namen das das Haus führt, ist ein Teutscher ge Wesen, der in Nürnberg im Jahre 1485 geborene Johann Fleberg, ein berührn ter Kriegsheld unter Franz I., der sich nach Lyon zurückgezogen und sich dort wegen seiner großartigen Freigebigkeit einen allgemein verehrten Namen' ge- macht hatte. Erstattete alljährlich 25 arme tugendhafte Mädchen mit einer Summe von je 500 LivreS ein Ver mögen für jene Zeit! auS. rettete die Stadt vor einer HungerZnoth. gründete ein Hospital und starb in Lyon im Jahre 154. Tie Bewohner von Lyon errichteten ihm ein Tenkmal in dem Viertel La Röche, in dem er gewohnt hatte, und ließen kS im Laufe der Zeit zweimal restauriren. Johann Fleberg lebte somit im VolkSmunde unter dem Namen "L'horniue de la Koche" weiter und als ein Lvoner Bürger zu Ende deS vorigen Jahrhunderts einen Wurftladen in dem Hause der Rue deS PetitS-EhampS in Paris eröffnete, stellte er ihn unter den Schutz deS in Lyon hochverehrten Nürnberger? Johann Fleberg, des Felsenmannes. Victor Vmanucl aus der Jagd. Tie Fürsten auS dem Hause Savoycn sind leidenschaftliche Jäger. König Bic tor Emanucl jagte mit Vorliebe auf den Sildabhängcn der Alpen und Alpeunincn. Gekleidet wie ein Wild dicd, verfolgte er die Gemsen in schwindligen Höhen, woher ihn selbst die Unerschrockensten nur zögernd be gleiteten. Zuweilen jagte er auch allein, und sah sich nicht selten gezwungen, in einer armen Bauernhütte ein Nacht quartier zu suchen. Bei solchen Gelegen heiten erfuhr er oft recht intereffante Tinge über seine Regierung und seine Beamten. Tie Taily News hat jüngst eine Menge Jagdabenteuer des "re jralantuerno" veröffentlicht. Eines Tages befand sich Victor Emanucl allein in einem entlegenen Winkel der piemontcsifchen Berge, trat in eine Almhütte und bat die anwesende alte Frau um ein Glas Milch. Er knüpfte ein Gespräch mit ihr an und fragte sie, was er für sie thun könne. Tie Alte erwiderte: Sie kommen mir gerade recht, Sie könnten mir wohl den Iltis schießen, der meine Hennen und gewiß auch meine Katze umgebracht hat." Wohnen Sie denn ganz allein ln die scr Hütte?" fragte dcr König wcitcr Ja. lcidcr. Bis vor einigen Tagen war mein Enkel noch bei mir. aber er wurde einberufen, jetzt müssen ja alle jungen Leute Soldaten werden. Gestern hat er mir geschrieben und am nächsten Sonntag kommt der Schullchrcr zu mir, dcr soll mir dcn Brief vorlesen." Tarauf ließ sich der König das Schrei den zeigen, merkte sich die Nummer des Regiments, in dem dcr Enkel der Alten stand, und verließ endlich die Hütte. Einige Minuten nachher fiel dann ein Schuß; der gluckliche Jäger hatte den Iltis erlegt, der der Alten die Hühner würgte. Ta haben Sie 50 Centesimi für ihre Mühe," rief diese hocherfreut, und der König schob, ohne eine Miene zu verziehen, das Geldstuck ein und ent fernte sich. Im nächsten Jahr aber, als Victor Emanucl wieder in der Hütte einkehrte, war dcr Enkel der alten Frau auch da, und nun erst erfuhr sie, wer ihr den Iltis geschossen und wem sie die Heimkehr des Enkels zu vcrdan ken hatte. Rache ist süß mit Pauke und Trompeten. In einem feinen Viertel Kopen hagen's wohnt eine Tame, die wenig- stens sechs Stunden icdcn Tag an lhrcm Flügcl verbringt. Neben ihr, jedoch in einer anderen Wohnung, lebt ein Herr, dessen Arbeitszimmer nur durch eine dünne Mauer vom Heim der Klavier-Künstlerin getrennt ist. Ter Herr war durch die unaufhörliche Musik in seiner Arbeit sehr gestört. Eines Tages begab er sich nun zu seiner Nachbarin und bat sie sehr höflich, fo liebenswürdig sein zu wollen, ihren Flügel in einem anderen Zimmer unter zubringen. Leider könne er nicht, fügte er hinzu, sein eigenes Arbeitszimmer verändern, weil die Bücher und Möbel gerade zu diesem Zimmer abgepaßt wären. Ein bestimmtes Nein!" war die Antwort, die Dame ließ sich zu kei nem Zuqeständniß bewegen. Nun ent- schloß sich der Herr, ein zwar recht theueres, aber sehr wirkungsvolles Mit tcl anzuwenden. Er kaufte ein Orche- ftrion mit Trommeln und Pauken und stellte es in feinem Arbeits- zimmcr auf. Am nächsten Morgen zog er das Justrumcnt auf und verlic das Haus, während die Töne einer Tanz- melodie ihn bis aus die Straße Verfolg- ten. Als er Abends wieder zurück- kehrte, wurde er von derselben Musik empfangen. Das Instrument hatte den ganzen Tag dieselbe Melodie mit Trommeln und Pauken" gespielt! Die Wirkung blieb nicht lange aus: Die Dame hatte bereits ihre Wohnung ge kündigt. Königin Margherita von Italien und die kleine 2trikerin. Italienische Zeitungen erzählen fol gende artige Geschichte: Auf einem Gang durch einen abgelegenen Stadt theil Roms begegnete die Königin einem reizenden Mädchen, rief es zu sich heran und fragte es: Kannst Du auch nähen und stricken, meine Kleine?" O ja." lautete die Antwort, ich kann Strümpfe stricken." Kennst Du mich?" Ja freilich, Sie sind die Königin." Strick mir einmal ein Paar Strümpfe und schicke sie mir in die Residenz." Nach einigen Tagen traf dort die Arbeit des Schützlings dcr Königin ein, und diese schickte dem fleißigen Kinde ein Paar rosafarbene Strümpfe, den einen hatte sie mit BonbonZ und den andern mit Geldstücken gefüllt. Am anderen Tage aber erhielt die Königin ein Tankschreibcn folgenden Inhalt?: .Signora. Ihr schöne? Geschenk hat mir viel Schmerz verursacht: das Geld hat mein Vater genommen und die Bonbons mein Bruder aeaesten: die rosafarbenen Strümpfe aber ivill meine Mutter tragen." ffliicht der Genvbichrit. Er (ZN seiner Gattin): Ach, Elise. da? war heute herrlich ich habe eine Reise im Luftballon gemacht!" Sie: Nun. und da hast Tu mir nichts mitgebracht?" Auch ein 5portsmann. Richter: ..Sie sind anacschuldiat. gebettelt zu haben." Landstreicher: Bitte sehr, habe nur so 'ne Art Sammelsport getrieben." Abnnng. Kellner: ..Tenn Herrn auf Nummer 5 hat dcr Schlag gcrührt." Hotclicr: Sie haben ihm doch nicht etwa unvorbereitet die Rechnung Prä scntirt?" Tüchtige Doktorsfrau. ..Vor icncr Tarne dort, irau Mül lcr. mutz man sich in acht nehmen; die geht nämlich immer darauf aus, einen krank zu ärgern. WaS Sie sagen." Ja. ihr Mann ist nämlich dcr ein zige Arzt im Städtchen." Gute Auskunft. Erste Köchin: Tie Familie Ucppig sucht eine Köchin. Tu hast doch ein mal dort gedient; wie ist die Stelle?" Zweite Köchin: O, die nährt ihren Mann!" Scheinbarer U?iderspruch. Inspizient eines Spezialitäten-Thea tcrs: Schnell einen Arzt, einen Arzt!" Direktor: Um Gotteswillen, was ist denn geschehen?" Inspizient: Ach, denken Sie sich, dcr Tegenschlucker hat eben eine Steck nadel verschluckt!" ..Er." Aber ich bin ja verheirathet, Jräu lein Lilly." Sie: Was? Sie sind vcrheirathat? Wie schade!" Er." Köchin (die sich einen Schatz erobert): Gottlob, nun weiß ich end lich, für wen ich koche!" Lrste Frage. Junger Beamter (beim Antritt sei ncr Stellung): Wie steht es denn mit dem Pensionsfond?" Cingcbiideter Schriftsteller. A: Haben Sie schon von meinem Roman sprechen hören?" B: O ja, sehr viel!" A: So, von wem denn?" B: Na, von Ihnen." Bürde der Vornehmheit. A: (zum reichgewordenen Haus knechte): Nun. jetzt geht's Ihnen halt gut?" Es wäre schon ganz schön, aber 's Dümmste ist, daß ich jetzt erst um 4 Uhr essen soll!" Ihre Auffassung. Hausfrau: Marie, soeben saß ja in der Küche ein anderer Soldat?" Köchin: Aber gnädige Frau sagten mir doch erst vorige Woche, ich solle mehr Abwechslung in die Küche brin gen!" Bei der Reitübung. Wachtmeister: Einjähriger, wie kann man so oft vom Pferd fliegen? Was haben Sie für einen Beruf?" Einjähriger: Ich bin Mediziner!" Wachtmeister: Ta haben Sie sich wohl selbst Sandbüdcr verordnet?" Rcscrrirt. Ist die Krankheit meincs Mannes eine gefährliche, Herr Doktor?" Gefährlich gerade nicht, aber acnau weiß man das erst, wenn der Krame wieder gesund wird." Vrnckfcblcr. Der total verschuldete Baron, dcr letzte Sproß eines der ältesten Adels- geschlechtcr des Landes, ging durch die Ehe mit der Tochter eines reichen Hals abschneidcrs eine Mutzalliance ein. Eigener Standpunkt. Studiosus Bummclmcier: Was wir Kulturmenschen doch für eine Unzahl höherer und hoher Schulen und Exa mlna brauchen, damit unsere Faulheit amtlich festgestellt werden kann!" Ungefährlich. ..Was sehe ick. rau Müller? Sie sind wohlauf, und doch sagte man mir heute Morgen. Sie müktcn das Bett hüten?" 1 Das muß ick auck: ick mun nämlick aufpassen, daß mein Mann das Bett nicht auf's Leihamt trägt." Nobel. Frau (die eben ihren Namen in's Fremdenbuch eingetragen hat): Ueber unseren Namen stcht,.Renticr Möhrle mit Dienerschaft"!" , Mann: Schreib' hinter. . unseren Namen: Dienerschaft z Hause gc-lassen!"