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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 28, 1899)
V i r Die blaue Hase. tinr uznsch ufamil)umottf vo J,sef IRaettl. 1. t Oberst deS in einem jlavonisch. unflartfvtrn Grenzftädtchen garnisoni renden Xten HusarkN'RkgimentS hatte soeben die telegraphische Nachricht er halten, dak der Herr Brigadckomman deur General Möslami am nächsten Adend zur Jnspijirung dcS Regiments kintreffe.i werde. tiefe Botschaft wirkte auf die im Kasino versammelten Offiziere gerade nicht in der erfreulichsten Weise, denn dem alten Husarenaeneral ging der Ruf voraus, daß er nicht nur ein sehr strenger, sondern auch in sehr seltsamer Herr war. Er war noch einer von der alten Echule. der sich unter Radeßki seine zahlreichen Narben in Italien ge holt hatte, und dessen Meinung von der lüchiigkeit und Leiftungssahigkeit des Kavalleristen in sehr vielen Fallen von seinen Untergebenen natürlich in aller Unterthanigkeit angezweifelt wurde. General MSSlami, ein filber -haaliger Sechziger, über besten buschi gem, weihem Schnurrdart ein Unikum von Nase in unverfälschtem Wcinblau thronte, ging nämlich von der Ansicht . aus. daß zu einem guten Husaren drei Dinge gehören, nämlich unverbrüchliche Treue zu dem Kaiser, ein gutes Reiten und die Kabe des Trinkens denn im ersten und letzten erblickte er die Macht mittet, die dem Husaren einua und allein nur Kraft und Muth zum zweiten verleiben. Sein erster Blick galt bei seiner An tunkt in einer (Garnison stets der Nase des Kommandeurs und deren seiner OsUjiere. Waren sie geblaut", dann überzog sein narbendurchfurchtcs Antlitz stets das Lächeln der Zuversicht- uchsten Zusrieoenhett. er war von vorn herrfr überzeugt, daß 'ein Regiment, welches o schiieidige Os fixiere hatte, auch etwas ganz Außerordentliches im Dienst leisten mukte. Webe aber den armen Soldaten, die nicht so glücklich fichtsvorsprung zu besitzen! Sie tonuien versichert sein, sie taugten nichts, wenn ste auch noch so tüchtig waren, sie erhicl ten-en Titel: Schlapvefte Schwefel bande im heiligen römilche.l Kaiser reiche' und die Ofsiu'ere wußten, dak sie von dem allen MöSlami nicht eben am besten .oben" angekreidet wurden. Und die Aussicht auf das Letztere war eS auch, was an jenem Abend die sonst so fröhliche Tischgesellschaft im Offi zierskasiuo zu Zk. mit banger Besorgnis; erfüllte. Wohl trugen sie das Bemußt sein in der Brust, daß sie mit jedem anderen Regiment an Leistungen erfolg reich konkurriren konnten, sie waren kaisertreu bis zu den Schnurrbärtcn. die sie nach dem Muster ihres obersten Kriegsherrn trugen, aber eine blaue Nase, das Merkmal eines schneidigen Husaren für den Brigadier, die besaß nicht ein einziger, selbst der alte Oberst nicht, der schon seit einem Jahrzehnt täglich auf den liZeneralshut wartete. Wohl waren sie keine Feinde des edlen Traubenblutes ' aber Zechen, dein Sinne des Papa Möslawi nach, das konnten sie nicht, und deshalb erglänz ten auch ihre Nasen in dem unichul digen Weißroth der gewöhnlichen Men schenkindcr. .Was thun?" seufzte der Oberst, welcher bereits im Meiste den bekannten blauen Brief vor sich sah. und blickte rathloS auf feine Kameraden. Tercmtcte!" fluchte plötzlich ein klei ner Oderleutnant, indem er aufsprang und wie ein siegreicher Feldherr die Versammlung überblickte. Hob ich am Mittel, wenn Herr Oberst er kaubt." Raus mit ihm! Sprechen!! schrie man von ollen Seiten, und Jeder sah mit ängstlicher Spannung auf den Rettungsengcl. Muffen wir eben hoben auch blaue Nosen" rief der Oberleutnant, im BewußNein, den weisen Columbus Zbertroffen zu haben. Wo hernehmen!" bemerkte der Oberst, ärgerlich darüber, daß der schlaue Rathgcber zu so ernster Stunde noch schlechte Witze riß. Wollen Sie sich vielleicht eine über Rächt wachsen lo.rt.rnr Jo. zu Befehl. Dos haißt nicht wachsen, aber molen werd' ich mir aine, und der General soll nicht wissen, ob sie is aus Forbe oder Notur." Sie sind wohl toll?" meinte sein Rittmeister. Denken Sie denn, der Brigadier ist blind, oder daß wir uns zu diesem gewagten Scherz hergeben werden?" Ober hergeben muffen!" bemerkte der Oberleutnant mit Nachdruck. Wos iS besser, oine klaine Fälschung von Notur, wie sie jo die Damen olle betrei ben, oder eine schlechte Zensur noch oben. Werden sehen, ich werde mochen aine Probe mit mir. Hob' ich zu Hause für meine Postellmolerei aine ganz aus gezeichnete Forb', die is so gut wie echte. Adies, ich laufe, um mich anzu blauen." Kopfschüttelnd sahen die Besorgten dem alle Zeit zu schlechten Witzen aufge legten Offizier nach. Ein großes Wagn! wäre so eine harmlose Nachhilfe sicherlich nicht, da der General nicht gut steht." bemerkte einer der Herren, der bereits mit dem Gedanken des Oberleutnants sympathi firte: ,Aber die Leute," schloß er, die Leute?" , : ... m ÄgMlagSgajI. Jahrgang 20. .WaS gehen uns die Leute an?" sagte ein Anderer. Eine gute Kritik ist uns die Haupisache." ' Während die Herren noch im Wei teren das Für und Wider zu dem Vor schlag des Oberleutnants erörterten, trat dieser wieder in daS Zimmer und prüsentirte sich dem Oberst mit einer so kunstvoll angedlauten Nase, daß dem gestrengen Kommandeur ein lautes Ah!" der Verwunderung entschlüpfte. .Großartig, nicht zu unterscheiden, ob Kunst oder Natur!" ging eS im Kreise herum, und der Erfolg dieses Kunststückes war der, daß sich einige der Herren sofort bereit erklärten, sich zur Probe auch andlauen" zu lassen. Konn laich gemocht werden!" meinte der Künstler. .Hob' ich Forbe mitgebracht, weil ich waiß. vasz main Mittel wird acceptirt werden müssen." Und wegen das Saufen werd' ich auch machen." versicherte der Oberleut nant. Wir mischen Wein unfrige mit Wosser und können so olteS Papa MöSlami unter Tisch trinken." .Bravo. Kamerad. Sie sind ein Prachtkerl," rief der Oberst erleichtert aufatbmend. So wurde denn abgemacht,' daß Punkt fünf Uhr die Herren sich zur Na senmalcrei im Kasino einzusinken hät ten, der Oberst und die fünf Ritt- meister in erster Reihe, da ste den Gene ral auf dem Bahnhof zu empfangen hatten. Es war um die zehnte Abendstunde, als der Kommandeur mit den Schma dronschefs auf dem Perron der Ein- fahrtshalle erschien. Verwundert blick, ten der Bahnhofsinspektor. die 8eam ten und das wenige Publikum auf die im Paradeanzug auf und nieder pro- mernrenden Offiziere und schüttelten den Kopf, erstaunt darüber, daß sie es erst beute bemerkten, daß die Herren mit Nasen behaftet waren, die nur zu deutlich die Vorliebe für den echten To- kayer verriethen. Die Offiziere schienen die ihnen wer dende Bewunderung gar nicht zu bemer ken, nur der Oberst, dessen Nase noch obendrein mit einigen Pockennarben versehen worden war. und deffen Wan gen in der Nähe des herrlich anqeblau ten GcstchtsvorsprungeS ebenfalls eine bläuliche Schattirung erhalten hatten, sah mitunter nervös auf die Uhk, gleichsam als könnte er die Minute nicht erwarten, die den hohen Vorgesetzten bringen mußte. Endlich wurden die Gluthaugen der Lokomotive sichtbar, der Zug dampfte in die Halle, und das edle schnauz- bärtige Antlitz des Papa Möslawi er schien am Eoupeefenster. Mit noch jugendlicher Lebhaftigkeit sprang er darauf aus dem Wagen und empfing, formell mit der Hand salu- tuend, die Meldung des Obersten. Seine finstere Miene heüte sich aber sichtlich auf. als er näher an den Kom mandeur herangetreten war und einen forschenden Blick auf dessen Gencht ge morsen hatte. Freundlich lächelnd reichte er ihm die Hand. Scheinen schneidiges Regl nient zu führen." sagte er. Bitte, mich den Herrn Schwadronschefs vorzu- stellen." Ein Ah!" des Staunens entfuhr ihm. als die Herren vor ihm standen und er sie einzeln gemustert. So viel Schncidigkeit hatte er, seit er Brigadier war, noch bei keinem Regiment gefun den. Wie gesagt ehr erneut mur- nielte er in gerechter Verwunderung. auch den Rittmeistern die Hand reichend. Muß ein herrliches Regi- incnt sein, das Sie führen, liebe Käme- raden." Wir glauben den Herrn General hoffentlich zufrieden zu stellen" der setzte der Oberst mit einiger Belle m mung, auch der vorige Herr Brigadier hatte an uns nichts auszusetzen, als daß mir hier unS etwas mehr mit Bachus befreunden, als er es für nöthig hielt." Der General Zögenh war ein guter Mann, aber kein Husar.'' meinte der Brigadier geringschätzend. Ich habe eine andere Meinung: Der edle Wein giebt Kraft und Schncidigkeit. und wer ihm abhold ist. ist kein Soldat." Zwanzig Minuten später schrie der Posten vor Gewehr an der Kaserne, in welcher sich auch das Kasino befand, lein schmetterndes .Wache raus!" Der General war angekommen und wurde sofort nach dem Bankctlsaal qesührt. wo seiner die ..angeblauten" Offiziere in Paradeuniform harrten. Sprachlos vor freudigem Erstaunen stand der kleine Brigadier inmitten des Kreifcs. Jeder der Offiiicre hatte seine blaue", und ganz vorschriftsmäßig, in mehr oder minderem Grade, je nach dem Dienstalter, sogar bei dem neun zehnjährigen Junker zeigten sich schon die Ansätze der zukünftigen Tüchtigkeit im Dienst. f2 r ist r Beilage zum Nebraska Gratulire. Herr Oberst, gratulire." seuszie der General vor Wonne förmlich auf. als die Vorstellung zu Ende war. Ich beneide Sie um Ihre Offiziere, die jedem Garde-Regiment zur Zierde gereichen würden. Ein Regiment, das von solchen Herren geführt wird, muß tadellos fein bis auf den letzten Mann und Pferdefchmeif." - Und nun begann das Bankett, und der Verlauf desselben brachte für Papa Möslawi eine lange Reihe freudiger lleberraschungen. So wie diese Offiziere tranken, hatte er noch nie trinken sehen. Ihre Kehle schien unergründlich. Und was sür eine Marke hatten sie auf den Tisch ge bracht! Der General der schon gar Manchen unter den Tisch yelrunken. mußte heute schließlich zurückbleiben. um nicht betäubt zu werden. Erst spät nach Mitternacht war , die Kneiperei zu Ende, und in etwas schwankendem Zu stände schritt der General nach dem Wagen, der ihn in sein Hotel bringen sollte. 3. Die ganze Stadt war in Aufregung. und alles was Beine hatte, eilte nach der Husarenkaserne, wo bereits das Re giment in Reih und Glied zu Pferde hielt. So etwas war noch nicht dagewesen War das Maskerade, oder waren sämmtliche Einwohner bisher blind ge mesen?! Die guten, bisher soliden Of .'tflyo-n x fcjta. äst f .mrttim I Die iviiimlien. in denen ke higher zum Austausch schöngeistiger Gedanken verreyrten..maren lonsternnt. und gar manche die sich in einen der hüb schen Leutnants verliebt balte.. weint heiße Thränen über den Falschen, der tte mit Tusche und sonstigen Kunftmit tcln über die wahre Farbe seiner Rase hinweggetäuscht. Ja beute, wo der General zur Bist tativn gekommen war. beute mukte die ser Trug verschwinden, die Visitation hatte es an den 7an nebnisftf hn6 hn gcsammte Offizierkorps sich dem heim- ucyen xrunl ergeben hatte. So dachte aar manche Mutt,r und dieselbe Ansicht hatten auck die Snl- Daten, denen für jede lächerliche Miene, oie ne etwa beim Angllck ihrer ange blauten". Offiziere verziehen würden. zehn Tage Kasten" versprochen worden war. Endlich erschien der General. Mit etwas trüben Augen ritt der Geftrmgc oie (front av. und so oft er einen alten Wachtmeister kab. deffen Ns hWM, schuldigst in dem geliebten Blau er glänzte, hielt er an. fragte ihn nach Name und Dienstalter und nannte ihn aller Kamerad '. .Das Reaiment. Nkerd? wie Mnn schaft. geradezu musterbakt !" rnnnhre er sich zu seinem Adjutanten, welcher ein am sruuen Morgen eingetroffen war. Dann aber befahl er den Ab marsch nach dem Erernervlak. Mit klingendem Spiel rückte das Rc giment durch die Straßen. Die Jun- gen. Banner und grauen jubelten und schrieen, sobald sie einer blauen Nase anncuiig wurden; alle Fenster waren besetzt, der Marsch des Regiments fand unter einem Zulauf statt, wie man ihn bisher in dem kleinen Städtchen noch nie erievi Halte. Papa Möslawi war weit entfernt, den wahren Grund dieser stürmischen Begeisterung zu ahnen, .herrlich großartig, dieses Einvernehmen dcr-Be- votkerung mit dem Militär." murmelte er. .err Ober, ick beaMmin Sie, ich beneide Sie um das Glück, an der Svide dickes Regiment tu stehen Der Kommandeur stammelte km vernehmbare Worte der konuentil,?Npn Höflichkeit. Man erreichte den fireriterhlafc rtfc die Uebungen begannen. Wie nickt anders rniWiifi sie das unbeschränkte Lob des Generals, ocr ocm Adjutanten heilig versickerte, noch nie ein so sckneidiaes unh W Mcs Regiment gesehen zu haben. Die angeviauten" Cspjtere athmeten auf. das Schlimmste war vorüber, nur noch wenige Stunden, und sie konnten ihre Maske wieder ablegen, die der alte Papa Möslawi für Natur gehalten. Doch mit des Geschickes i kein cm'ger Bund zu flechten, und das llnalück schreitet schnell" sinnt &mu ler, und so sollte eS auch den wackeren Huiaren ergehen. Jupiter Pluvius schienen die sism Rasen geärgert zu haben. Es fing an zu regnen. Vorerst ganz vereinzelt, aber gar bald in Strömen, und mit Entsetzen bemerkten jetzt die angeblau ten"' Schlaumeier, dak ikr? i?nst Wasser saufen" aina und da he-. rühmte Blau anfing, sich in Mobl,?'- fallen aufzulösen und aus ölnnn chnurrbart und Kinn ber,ik, r , Tcremtete. hilf woZ helfen mög," Staats-?lnzeiger fluchte der Kunstmaler angesichts der scheerung. die seinen unsterblichen" Werken durch des Himmels Tücke ge morden. Mit der Spitze des Degen? hob er eine Portion Schlamm vom Erdboden auf und schmierte sich diesen lnS Gesicht auf die Nase. Mochen'S auch so. Herr Oberst," nef er dem Kommandeur zu. .Dreck iS sich immer besser, wie schlechte Zensur." In Ermangelung eines Besseren konnte der Kommandeur Nicht ohnhin. diesem Beispiel zu solgen. und alsbald hatten sämmtliche angedlauten Offiziere ihre .Ehre" mittels einiger Finger Lehm gerettet. Zu ihrem Glück sollte dieser Ausweg von Papa Möslawi gar nicht bemerkt werden. Da der Regen immer dichter stoß, be- fahl der General Regiment einrücken!" er selbst aber sprengte mit seinem Adju- tanten voraus, um sich ins Trockene zu bringen. Ein Seufzer der Erleichterung ent stieg den Herzen der Offiziere. Nun waren sie gerettet. Wenn sie erst in der Stadt waren, hatten sie ja Zeit, den Schaden bis zum Diner wieder zu repariren, und Papa Möslawi konnte dann nicht ahnen, ob das Blau" ihrer Nasen im Regcnstrom gelitten hatte oder nicht. Der Einmarsch durch die Straßen der Stadt vollzog sich trotz des strömen den Regens unter demselben Gejohle ttct Es OTwrmuTi'u 'M uct aiibiimnch. war ein reines Spießruthenreiien durch eine Gaste von Gaffern, welche sich herandrängten, um sich über die be schmutzten Gesichter der Herren Offiziere zu verwundern Endlich war man auf dem Kasernen- Hofe angelangt, und die Offiziere der- Ichmanden aus das schnellste in den äumen des vn chmiegenen Kasinos. wo der Leutnant sofort wieder eine Thätigkeit an den Nasen seiner unter- deffen umgekleideten Kameraden gann. Eine halbe Stunde genügte, um die verwässerte" Schncidigkeit wieder her zustellen, und als bald darauf der General erschien, prangten die Gesichts- vorsprunge schöner denn zuvor in dem von ihm so geliebten Traubenblau. Bruderherz," sagte der General welnselig zu dem Oberst, als ihm dieser beim Abschied in den Wagen half. .,i habe es versprochen, daß ich es melden werde, wie prächtig sich Ihr Regiment gehalten hat. Ich bin hocherfreut und hachkefriedigt von der Haltung Ihrer snziere. aber eins ist mir aufgefallen, und Sie nehmen es mir nicht Übel, wenn ich es sage, mich dünkt. Ihre Of fiziere sind fürchterlich eitel. So oft sich einer die Nase schneuzte, ging er zum Spiegel, gleich als wollte er nach- leben, ob ihm nicht irgendwo eine Weinader geplatzt sei. Das. mein Lie- der. ist ein kleiner Fehler, und den müssen sich die Herren abgewöhnen was war oas Einzige, was ich an Ihrem Regiment auszusetzen hätte. Adieu !" Nigoletto. Bon Michael Earri,, Das Scalatheater hatte damals eine glänzende Saison. Die länger waren brillant, die Opern gesielen so sehr, daß man mit einer oätte auskommen können mären nicht sünf verschiedene gewesen, der Impresario konnte also vollauf zu frieden sein lind bätte weder eine Gastes noch sonst einer Sensation be- durst, wenn wenn nicht ein Bries gekommen wäre, der ibm einen Gast unter ganz seltsamen Bedingungen an bot, unter Bedingungen, die an und für sich schon eine Sensation gewesen wären, selbst wenn der Gast aar nichts getaugt hätte. Der Brief trua so ein Di,:a van einem Siegel und aus dem Siegel ent nahm man. daß das Schreiben aus den Bureaux der italienischen Gesandtschaft aus Madrid komme. l Teufel binein! Von der Gesandtschaft nein, mehr noch, von dem Gesandten clver. Venn Die er schrieb: Sie würden mir einen aroken Dienst erweisen, wenn Sie meine oder vielmehr die Bitte eines hochangesehenen Lands mannes von mir füllen würden. Es handelt sich um einen Mann von ganz außerordentlichen künstlerischen Fähig keilen. Ein glänzender Sänger und chauspicler. wünscht er vor ein Publi kum zu treten, das ihn nicht seiner Per söulickkcit nach bcurtbcilt. sondern lekiia- lich nur nach seinen künstlerischen Lei stungcn, unbekümmert um den Rang und die Stellung, die er sonst in der lÄeselllchast einnimmt. outen Sie bereit sein, ibm zu einem Dcbnt zu .verbellen, stellt er nur drei Bedingungen. Die erste ist die. daß er als Rigoletto" auftritt, die zweite die, No. 19. daß er keiner Probe beizuwohnen braucht, weil er daS nicht für nöthig hält; die dritte die, daß er von Nie- mandem vor seinem Austreten gesehen wird, selbst von Ihnen nicht. Der Generalprobe möchte er unge sehen in einer Loge beiwohnen, um sich mit dem Tempi bekannt zu machen, in denen der Orchcfterchef daS Orchester leitet. Wenn Sie diese Bedingungen an nehmen, wird mein Schutzbefohlener rechtzeitig in Mailand erscheinen. Na türlich verlangt er leinen klingenden Lohn, er dürstet nur nach dem Ruhme. ihn lockt nur die Palme des Sängers So weit der Brief. Natürlich nahm der Impresario die Bedingungen sofort an. Die Zeitungen bemächtigten sich der Sache. Man ncth hin und her. wer der Geheimnisvolle sein könne. dessen Theatername in capitalen Lettern auf den Afsichen schon stand: Pianti Ein seltsamer Name: Thränen". Ver- barg sich nicht auch dahinter ein Ro man? Erzählte nicht dieser Name allein schon vielleicht die Geschichte des Man nes? Und ein wahrer Legendenkrcis bildete sich noch vor dem Debüt um die sen interessanten, außergewöhnlichen Debütanten. Das Interesse wuchs von Tag zu Tag mehr, je näher der T der Aufführung heranrückte. Die Billets waren schon alle längst im Borverkaufe weg, zu ganz fabelhaften, ganz außergemöhn lichen Preisen, wie man sie sonst nur sui ein. Pult, zahlt. ' Du Miicwipwi fand statt. Man bestürmte den Im presario. den LoaenschlieKer. All? Alles zu sagen, was sie wußten. Allein Keiner wußte was. stin Diener war gekommen, hatte siff? Loae beseben hatte dafür gesorgt, daß kein Müßiger oa war. kein eualeriaer. Niemand dann war der Gast gekommen, unae. leycn von Jedem, und so war er auch r . ' n- gegangen Die Ungeduld des Publikums er- reiaile durch all das Geheimnißvolle beinahe den Fieberarad des Varorvs- MUs. Am Abend der Vorktelluna in oem UvertUllten beater ene Unruhe die großen Ereignissen stets voranzu gehen pflegt. Eine große Unruhe, die aucy oie ganger aus der. Bühne da oben, die Musiker im Orch?kterrm unren iumie. Und nun nun trat er aus. Nnn, ersten Ton. von der ersten Stell? nn merkte man: ja, man stand hier einem großen Künstler gegenüber, und das Publikum brach in eine spontane Bei fallsscene aus. Es war ein Triumph, wie ibn hie Annalen der Theater nur selten ver- zeicynen. Herrlich", sagte man sich, jfinife- artig". Noch nie wurde der tle'ne, ver krllvvclte Narr so realigisch. fn ,ikn- zend verkörpert wie hier. Rock ni er schien der Narr so abstoßend in seiner verzerrten lör'chetnung. noch nie so groß, so ergreifend in seinem seelisch? 9tt?K So. ja nur so konnte der Dichter seinen ungiucillchen yelden sich gedacht haben. Und der Beifall des ublikum mur. Zum Orkan. Zehn, fünfzehn, zwanzig imi mußte der Künstler vor der Rampe erscheinen, und ..Pianti! Piantil oie cenge immer wieder und wieder. yllvilues drängten auf die Bükne. Dränaten zur GmrkrnK? s Künstlers und fanden verschlossene Zi.uuren. Nach der Vorllclluna mnrUu & Publikum am Bühnenausgang zu i'unoerien, zu z.au,enden, um den Künstler zu sehen, ibm eine StHn zu bereiten. Aber er kam nicht. Er war längn durck einen ndn gang schon fort. Am andern Morgen konstatirtem alle Vianer oen aronen. den n???i zig dastehenden Triumph. Der Mann muß der Kunst, mußder Bühne erhal ten bleiben! Der Impresario aber erbielt fnU, . . , den Brief: .Mein Herr! Ich bin Ihnen eine Erklär,!,-, m,t. dig und einen heißen, innigen Dank. Sie haben mir die größte Freute den größten Schmerz meines Lebens iWi tet. Wcsbalb? ck will ? s, r. - ' - U"-" W- gen. Ich habe immer davon aetwinml- mi. auch in der Kunst einen Namen chen. ' Der Name, den ich ererbt, ge nügte mir nicht, so glänzend er auch ist. ,e ?taiur gab mir nach einer Seite hin die Mittel, ein Kkinsts?r , Die Seele des Künstlers, eine Stimme.' wie ne Wenigen eigen, und das Talent. Nach der anderen Seite nahm sie mir Alles. Sie nabm mir die riA,irif5 ein Künstler zu sein. Eine Rolle nur chuf der Meister, eine Rn!l? f. mich paßte: den Rigoletto. Denn Rigoletto bin ich. Mißgestaltet, ver zerrt und verwachsen wie er 7w aoletto von gestern war keine Maske oer migolelto war ,ch. Das erklärt llleS. Meinen Namen wohl auch, den Namen, den ich gewählt. Damit war daS Geheimniß gelöst. Wer aber der verwachsene Zwerg mit der großen Seele, der großen Stimme, dem großen Können sonst war. daS bat Niemand erfahren. Tat mißglückte Hurrah. Von der Parade in Kassel am 15. v.M. erzählt die Wcserztg." folgende heitere Stllcklein: Die Truppen hatten im offenen Viereck dem königlichen Schlöffe gegenüber Paradeausflelluna genominen, während der Kaiser noch im Thronsaale der ahneunagelung beiwohnte. Den Truppen war von den Osfijieren bekannt gemacht worden, wenn der vor der Front zu Pferde hal tende Brlgadckommandeur die Säbel klinge Über seinem Haupte schwinge werde, so fei dies ein Zeichen, daß der Kaiser vom chloe herannahe und die Leute Hurrah rufen müssen. Dir Mann schuften sollten dcsbald das Auge un verwandt auf den Brigadekommandeur gerichtet halten. Die Disposition war getroffen und die Leute gaben sich alle Mühe, den Befehl buchstäblich wie möglich auszuführen. Alles würde auch vortrefflich geklappt" haben, wenn nicht ein loser Kobold dem etmaS kurz sichtigen Herrn Brigade Kommandeur einen schlimmen Streich gespielt hätte. Er hielt nämlich den aug der Richtung des Schlosses hcrangcspengten Flügel adjutanten für den Kaiser selbst und ließ sofort die Säbelklinge einige Dul zend Male pfeifend um sein Haupt kreisen. .Die Truppen begannen sofort mit dem Hurrahrufcn, daS sich mit den Klängen des Heil Dir im Sieger kränz" donnergleich von Reg-ment zu Regiment die ganze Paradeaufftellung entlang fortpflanzte, sehr zum Entsetzen des kurzsichtigen Offiziers, der inzwi fchen feinen Irrthum erkannt hatte und nun aufs Neue mit der Säbelklinge i der Luft herumzufuchteln begann, dies mal jedoch, um dem Hurrahrufen Ein halt zu thun. Allein die Leute hielten fest an ihrer Instruktion. Wenn der Herr General Major miem Säbel wink?, müffc ftnrnrb neriH wei den. war ihnen gesagt worden, uns, s, schrieen sie denn Hurrah, bis sie kirsch roth im Gesicht wurden. Je mehr der verzweifelnde Brigadckommandeur mit der Säbelklinge winkte, um so lauter und kräftiger schallte das Hurrah der Truppen, bis endlich der Kaiser selb erschien, gerade noch rechtzeitig genug, um wenigstens noch einen kleinen Theil der an die Adresse des Flügcladjulanten gerichteten Kundgebung zu ernten. eöculap af Reife. Sie werden wirklich nickt all di Leichtgläubigen. Ein ganz erstannlicher rtu miro aus Paris berichtet. Da lieb iünast ein Ebarlatan. der in mit Wh blech ausgeschlagenes Fuhrwerk und ein yuvicyes Faschingskostüm zu seinen hervorragenden Besitztümern zählt, seine abgetriebene Rofinante auf dem Marktplatze eines kleinen Ortes in der Nähe'von Paris Halt machen. Weithin schallende Trommelwirbel und Trom pctenstöße lockten etwa 4 bis 50 Gimpel männlichen wie weiblichen Geschlechts znm vielversprechenden Gefährt. Meine Damen und Herren," sagte der Mann, ich habe mich an dieser Stelle nicht angefunden, um Ihnen Rasirseifen oder Althäapasta oder Sareptasenf anzupreisen, nein, der Grund meines Kommens ist, Ihnen die größte Errungenschaft des Jahrhunderts, die Röntgenstrahlen, deren Erfinderich bin, vorzuführen. Sie alle haben schon vo meinen Strahlen gehört, durch die ich jegliche Krankheit zu heilen im Stande bin. Befindet sich also ein Kranker unter Ihnen so mag er sich ohne Bedenken meiner Heilmethode anvertrauen!" Auf diese verheißungsvolle Aufforderung hin erhielt der Doktor" Woolnoff so nannte er sich alsbald den Besuch der reichen Madame Dubouchet. die seit langem an einem schmerzhaften Uebel laborirte. Sie thun Recht daran, Madame, sich in meine Behandlung zu begeben." meinte der sogenannte Doktor, sobald ich meine X-Strahlen bei Ihnen in Anwendung bringe, wird Ihr Leiden gehoben werden." ' Frohen Herzens ließ Madame Dubouchet den Doktor" gewahren, der sie vor einem photographischen Apparat poftirte und nach Ablauf einer balben Stund triumphirend zu ihr sprach: Jetzt habe ich lzeraus. was Ihnen fehlt. Sie sind brustleidend. Doch das bedeutet nicht viel. Sie brauchen nur diele Ar,ni , nehmen, um wieder gesund wie ein Fisch im Wasser zu sein." Für diese seltsame Konsultalion strich Doktor" Woolnoff 320 kranken ein und rnnAt sich nach einem so günstigen Erfolge seiner Reife mit seinem Krame schleü- nign aus dem Staude. Als die arme Kranke auch nach niedreren Stocken feine Besserung ihres Zustandes verspürte, machte sie der Poliiei vo dem kliimin- dcl Anzeige. Aber der Aeeln mit seinem vergoldeten Fuhrwerk war nicht meyr zu nnoen. Der Glucklichere. A: Wer ist glücklicher, der Mann der eine Million sein eiaen nennt nh?i- der. den Gott mit sieben Töchtern ge- icgnci gan- B: .Nun. selbst erändsi,1i her Mil lionär." A: .Durchaus nicht. 5Vr BeRticr einer Million wünscht sich immer noch mehr, der Mann mit sieben Töchtern. aber oat vollauf genug." )