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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 21, 1899)
itj angenehmer Vesuch. u ktn Pa? eren eint! dv?a? tlon Carola frlntowre. (Jj war ein heiß lag gewesen heute, und daS Gewitter, das jetzt her anzog, mußte erfrischende Kühlung bringen; aber eS verzog sich wieder, die drohenden Wolken theilten sich und flogen in aufgelösten, lichten Flocken dahin. Wir hatten den schönsten Abend zu erwarten und wirklich. aU ich eine Stunde später Tr. Bergen zu unserem gewöhnlichen Abendspaziergang ab holte, war von der lästigen Hitze nichts mehr zu fühlen, und ein leiser, wohl thuender Windhauch strich über die Fluren. Wir waren nach ungefähr einer Stunde langsamen Gehens auf dem Tivoli in Schönbrunn angekommen, und hier warteten schon unser beim schäumenden Bier einige Freunde, zu. meist Kollegen des Advokaien Tr. Ber. aen. .Ihr kommt aber spät !" rief einer. txr Anwesenden, ein junger, eru flügge gewordener Rechtsanwalt. Wo wäret Ihr denn nur so lange?" Wo anders als bei den Akten?" er widerte ich. .Jawohl. Akten!" lachte ein An derer. Tu haft von so trockenen Din gen wohl gar keinen rechten Begriff. Ihr Schriftsteller habt eS ja am besten, Ihr zaubert Euch in dieses trockene Da sein eine Welt von sonniger Ideale und leuchtender Poesie hinein, während wir armen Aktenmenschen mit der Zeit noch zu lebenden Paragraphen werden." Nicht immer," entgegnete Dr. Ber gen, der bis jetzt ganz gegen seine Ge wohnheit in Nachdenken versunken ver harrte, nicht immer, und zwar hängt es nur von uns selbst ad. auch in die. fern Stande Poesie zu bewahren." Das ist ausnahmsweise bei Dir der Fall, mein lieber Bergen!" unterbrach ihn hier einer der Gäste, ein langjäh riger Freund deS Doktors. Bei Dir. , von dem man weiß, daß er in seinen Mußestunden den Pegasus sattelt zum Ritt in's alte romantische Land!" Ja. und von dem die böse Welt behauptet, daß er seine Memoiren schreibe!" Was. Memoiren?" . Und die werden unS verheimlicht?" Her damit, und gleich das erste Ka pitel vorgelesen. So ging es eine Weile. Scherz und Neckereien flogen hin und her. und der arme Doktor hatte die größte Mühe, die aufgeregte Tafelrunde zu beruhigen. Laßt mich nur!" wehrte er lachend ab. Nun ja. da Jhr's schon wißt, ja ich schreibe, wenn auch nicht meine Memoiren", denn dazu bin ich doch zu herzlich unbedeutend, als daß ich mir denken würde, mein bescheidener Lebens lauf könnte die Menschen interessiren. , ich habe blos so manches interessante Moment verzeichnet, das ich hier und da in meiner langzähngen Amtstyätlg keit erlebt habe." ..Enäblen. erzählen!" riefs von allen Seiten. Und zwar schlage ich vor. daß uns der Doktor jeden Abend zumindest eine Geschichte aus seinen Erinnerungen zum Besten gebe." Bergen nickte, und nachdem er eine Weile sinnend vor sich hingebuckt. sagte er: Es sei, wie unser Freund es vorge schlagen! Ihr sollt jeden Abend ein Kapitel zu hören bekommen, und so will ich Euch denn heute ein Erlebniß mittheilen, das Euch als Berufsgcnof sen insbesondere anziehen dürfte. Es war ungefähr vor zehn Jahren, ich war damals noch ein sehr junger Anfänger, und meine ganze Sehnsucht gipfelte in der Aussicht, einen großen Prozeß zu oeiommen. um meine rast zu er proben. Ich hatte denn auch nicht lange zu warten. In der Stadt, in der ich zu jener Zeit weilte, wurde ein Raubmord begangen. Man hatte einen als Wucherer bekannten und Übel be leumundeten Mann in seiner Wohnung ermordet gefunden, und wenn sich üuch der Mann seiner bekannten Hartherzig keit wegen keiner allzu großen Beliebt heit unter der Bevölkerung erfreute, so herrschte doch am Tage nach dei Mord die größte Aufregung. Die Polizei entfaltete eine fieberhafte Thätigkeit. den Mörder zu entdecken, aber ver- gcbens. Er hatte Nicht die geringste Spur hinterlassen, die zur Entdeckung seiner Person führen konnte, denn mit Ausnahme einer großen Summe Baar geldes hatte er alles unberührt gelassen; blos eine Uhr hatte er von all den Pre tiosen und Kostbarkeiten, die in der Wohnung des Wucherers aufgehäuft lagen, mitgenommen, eine Uhr aber, die zu den größten Seltenheiten gehörte, v v : . L :,.. tr-.-v cm'.jr. UIIV vie oo lyres oeionoeren ceaiams- MUS und um ihrer Schönheit willen ein Kunstwerk genannt werden konnte. Es war ein altes, äußerst kostbares Stück auf einem gelben Zifferblatt waren die Zahlen mit kleinen, kostbaren Steinchen eingelegt, um welche sich eine kunstvolle Malerei in Email hinzog, die Innenseite war gleichfalls mit allerlei Zierrath versehen, und in der Mitte prangte dem Beschauer ein liebreizendes Frauenantlitz entgegen. Es war klar, daß diese Uhr einst einem großen Herrn gehört hatte, und weiß Gott, auf welch' dunklem Wege sie in die Hände des Wucherers gelangt war. Da dies aber den einzigen Anhaltspunkt bildete, so war wohl die Entdeckung des Mörders recht sehr in Frage gestellt. Der Ber dacht lenkte sich zwar bald auf Diesen oder Jenen, der in Beziehungen zu dem Ermordeten gestanden, aber immer stellte sich die Schuldlosigkeit heraus. Kurze Zeit darauf wurde ein Mann verhaftet, der gleichfalls im Verdacht stand. Er hatte mit dem Wucherer in Feindschaft gelebt, und daraufhin gründete der Untersuchungsrichter seine Muthmaßung. Auf mich aber machte jener Mensch mit den ehrlichen Zügen durchaus nicht den Eindruck eines Ber brecherS. im Gegentheil, ich war von seiner Unschuld fest überzeugt, und betrachtete eS als eine heilige Pflicht, jenem Manne feine Ehre wiederzu geben. So ging ich denn mit wahrem Feuereifer an die Vertheidigung des Angeklagten, die mir angeboten wurde, und es gelang meiner Vertheidigungs rede, alle AnklageMomente zu ent kräften und den Verdächtigen von dem schweren Bann zu erlösen, der auf ihm gelastet. es war mir eine hohe Ge nugthuung. und nie werde ich den dankerfüllten Blick vergessen, der mir aus den Augen des Mannes entgegen glänzte, als er mir nach Schluß meiner Rede gerührt die Hand reichte. Und wie war ich selbst mit mir zu frieden. Ich hatte einem Menschen die verlorene Ehre wiedergegeben und war durch diese Vertheidigung zu einem be rühmten Manne geworden. Da alle Nachforschungen vergebens blieben, so wurden endlich die Akten bei Seite gelegt, und der Fall kam bald in Vergessenheit. Einige Monate waren seit diesen Ereignissen verflossen, der Winter stand vor der Thür, und an den Fenstern meines kleinen Landhauses, das ich damals bewohnte, rüttelte der Novem bersturm. ES war Abends geworden, und ich saß, eine Cigarre rauchend, in der Nähe des Kamins, der freilich heute noch keine Wärme ausstrahlte: mich fröstelte auch ein wenig, und mich beschlich ein unerträgliches ich möchte sagen Angstgefühl; es war doch nicht recht von mir gewesen, gerade jetzt den Diener nach der eine Stunde weit ge legenen Stadt zu senden. Zudem hatte man seit einiger Zeit gehört, daß die Gegend unsicher fei. Ein verdächtig aussehendes Individuum, so erzählte man wenigstens, war mehrfach in der Gegend gesehen worden, und zwar auch in der Nähe meiner Besitzung, wie mir ein sehr zur Angst neigender Nachbar versichert hatte. Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf. Aergerlich über mich selbst, erhob ich mich, um Licht zu machen, aber, heili ger Gott, was war das? Ich hatte ganz in meiner Nähe ein .Geräusch ge hört, als ob sich noch Jemand im Zim mer befände; suchend glitt mein Blick durch den Raum, und da gewahrte ich zu meinem Entsetzen gerade mir gegen über, mit dem Rücken gegen die Thür gelehnt, eine hochgewachsene, dunkle Ge statt; in der herabhängenden Linken ttglänzte em funkelnder Gegen tand. wohl eine Waffe mit einem Blick hatte ich das Entsetzliche meiner Lage überblickt. Allein in einer entlegenen Villa mitten im Felde, ohne Waffe allein und preisgegeben dem Geschick, das mir da grauenhaft gegenüberstand es war gräßlich dazu die Dunkel- heit lin Zimmer, die mit Mühe einen Gegenstand erkennen ließ ich fühlte mich verloren meine Pulse flogen und meine Sinne verwirrten sich ich fühlte es, meine letzte Stunde war ge- kommen kraftlos, ,eder Bewegung unfähig, glitt ich auf meinen Sitz zu- rück und schloß die Augen. Da , plötzlich vernahm ich den Ton einer bekannten Stimme ganz nahe an meinem Ohr. Erschrecken Sie nicht. Herr Dok tor, ich bin der Mörder jenes alten Wucherers....!" Und da sollte ich nicht erschrecken! Ich zitterte am ganzen Leibe 1a. lacht nur, aber denkt Euch in meine Lage, und das Lachen müßte Euch bald vergehe! Es stand mir klar vor dem inneren Auge: Jetzt werde ich selbst an die Reihe kommen. Eine Kreatur, die einen Mord aus dem Gewissen hat, die in der kaltblütigsten Weise geleugnet hatte, wird,, auch ihren Befreier nicht schonen, sondern ihn rettungslos dem ersten Opfer nachsenden, m der Hoff nung, daß etwas bei ihm zu finden sein werde, und daß es zum zweiten Male gelingen werde, durch die Maschen des Gesetzes zu schlüpfen.' Nach einigen Sekunden lähmenden Entsetzens erhob ich den Blick ,zu meinem unheimlichen Besucher ja, das war er nun er kannte ich den Mann, es war derselbe, den ich so glänzend vertheidigt hatte. So willst Du auch mein Mörder fern?" murmelte ich angsterfüllt zum Dank, daß ich Dich den Händen der Gerechtigkeit entrissen?!" Ich werde Sie nicht umbringen. Herr Doktor!" antwortete der Mensch in ruhigstem Gesprächston. Ich komme, Ihnen blos zu danken für Ihre gute Vertheidigung, durch die Sie mir das Leben gerettet haben und ich kann Ihnen meine Dankbarkeit nicht anders beweisen, als indem ich Ihnen die Uhr präsentire. die ich bei dem Morde mitgenommen, und die allein mich hätte verrathen können. Versuchen Sie es aber nicht, mich zu verfolgen, ich der lasse mit dem nächsten Dampfer Europa und will mit dem Gelde des alten Gau ners drüben mein Glück machen!" Ich war allein lautlos, wie er gekommen, war der unheimliche Gast wieder verschwunden, und ich hätte das Ganze für einen schweren Traum ge halten aber auf meinem Schooße lna glitzernd und funkelnd die Uhr. I Einige Wochen später brachten die Zeitungen die Nachricht, daß ein Tam pser ans dem Ocean gebrandet und mit Mann und MauS untergegangen fei. Auf jenem Dampfer aber befand sich der Mörder." So erzählte Tr. Bergen. ES trat eine bange Stille ein; jeder der Tisch genossen glaubte die Gestalt des dank baren" Mörders vor sich zu sehen. Nach einer Weile sagte einer der Juristen in neckendem Tone: .Nun. und die Uhr?" Ich übergab sie sofort der Polizei." Wenn man ungeschickt ist. Hümoreske von W. Braun, Na, ich habe etwa? erlebt! Die Ge schichte sing damit an. daß mir ein Bekannter Namens Wilhelmi unter den Linden begegnete. Wir waren zu sammen auS Tirol gekommen und waren auf der Fahrt im Coupee sehr bekannt geworden. Er freute sich nun herzlich deS . unerwarteten Wieder sehens. Wir wechselten nur einige Worte, doch bat er mich, am nächsten Abend mit ihm zu essen und schrieb sich meine Adresse auf. Gestern früh erhielt ich folgenden Brief von ihm: Mein lieber Herr Braun! Kurz nachdem wir uns gestern getrennt gat ten. lief ich meinem Freunde, dem Baumeister Halldorf in die Arme, den ich seit Jahren nicht gesehen habe. Er hat sich hier angekauft und giebt zur Einweihung seines neuen Hauses mor gen eine Festlichkeit. Er lud mich da zu ein, doch ich sagte ihm, ich hätte mich mit Ihnen verabredet. Von einer Absage will er aber nichts hören und bittet mich, Sie mitzubringen; seine Frau würde Ihnen eine Einladung schicken. Ich habe deshalb für uns Beide angenommen und werde Sie Abends um halb acht Uhr abholen Hoffentlich ist Ihnen diese Aenderung unseres Planes nicht unangenehm. Besten Gruß. Ihr Edwin Wilhelmi." Mit gleicher Post erhielt ich von Frau Halldorf eine Einladung zu acht Uhr. feie kam mir ganz gelegen: ich hörte nach einigen Erkundigungen, daß Haudors eine sehr bekannte undem flußreiche Persönlichkeit war, und so wünschte ich mir selbst Glück zu meinem Entree in die beste Gesellschaft. Um halb acht Uhr war ich fertig und wartete ungeduldig im Hotel auf me nen Freund. Ich war sehr hungrig. und das Klappern der Messer und Gabeln im Speisesaal steigerte noch meinen Appetit. Dreiviertel acht war's und Wilhelmi noch immer nicht da! Statt dessen erschien ein Telegraphen böte und schrie den Namen Braun' heraus. Ich riß ihm die Depesche aus der Hand und öffnete sie hastig. Sie lautete: Bedaure, durch dringende Geschäfte sofort zum Abreisen ge zwungen zu sein. Gehen Sie allein zu Halldorf's und entschuldigen Sie mich. Besten Gruß, Wilhelmi." . Ich fahre hin," entschied ich mich endlich, und ohne weiteres Zögern rief ich eine Droschke herbei und sprang hinein. Der Abend war warm, und ich trug keinen Ucberzieher bei mir, Nach einer kleinen Viertelstunde waren wir angelangt. Das Haus lag im Garten. Ich bezahlte den Kutscher und öffnete das Gitterpförtchen. Ge- rade vor mir sah ich eine offene Thür, die in einen Gang führte. Ich trat ein und klopfte, erhielt aber keine Antwort. Ein kräftiger Geruch von Speisen stieg mir in die Nase, und als ich mich einige Schritte näher wagte, erkannte ich meinen Irrthum Der Hauptemgang lag jedenfalls auf einer anderen (bette, ich war von hin ten hereingekommen und stand nun. vor der verschlossenen Küchenthür. Eben wandte ich mich um, um wieder fort zugehen als sich blitzschnell diese selbe Thür öffnete und ein großer' Mann in weißer Jacke und Kappe heraus eilte. Mir den Hut vom Kopfe reißen und ihn an einem Nagel aufhängen und mich am Arme packen und in die Küche hineinzerren, war das Werk einer Sekunde. Zum Kukuk, weshalb kommen Sie oenn so iparr suyr er mich an. Es ist alles fertig und ich will auftragen lassen, ick warte nur nock auf Sie." Sofort wurde mir die Sachlage ilar. weroq yam miq sur selgen Kolleaen aebalten. Die Wutb üb den Irrthum ds Menschen raubte mir sur einen Mvmeni vie spracye. oann nock ebe ick die Verwecksluna ans klären konnte, hörte ich eine weibliche stimme: Sind Sie fertig. Herr Thomas?" Ich drehte mich um. Eine Dame war durch eine andere Thür hereinge- treten und stand nun aus der Schwelle. Mich konnte sie in meiner Ecke nicht sehen. Ja. ganz fertig, gnädige Frau." erwiderte der Koch, der Lohndiener ist eben gekommen, und ich lasse sofort servilen, Bitte, beeilen Sie' sich, alle Gaste sind versammelt." Frau Halldorf stand noch immer auf derselben Stelle, und jetzt wäre der richtige Augenblick zum Sprechen und Erklären gewesen. AuS meiner Ecke hervortreten und mich, umgeben von Kuchcnutensilien, einer Dame, die ich nie zuvor, die mich nie zuvor gesehen hatte, vorstellen, erforderte mehr Muth, als ich besaß. Dennoch beschloß ich nach kurzem Zögern, diesen AuSweg zu ergreifen, doch als ich mich hervonvagte, war die goldene Gelegenheit derschmun den. Frau Halldorf hatte sich bereits ent fernt. und im selben Augenblick schob mir der Tummkopf von Koch eine große Suppenschüssel zwischen die Hände. Ich mußte sie entweder nehmen oder fallen lassen. Halten Sie doch fest." schnauzte er mich an. .tragen Sie sie in's Speise zimmer." O. da ist ja der Lohndiener!" rief ein hübsches Stubenmädchen in weißem Häubchen und ebensolcher Schürze und trat mir im Flur entgegen, ich dachte schon, Sie würden gar nicht mehr kommen. Bitte, diesen Weg, folgen Sie mir." Ganz betäubt that ich, was sie mich hieß, und trug die Suppenschüssel in dasEßzimmer. Tort stellte ich sie auf den Tisch. Wieder war eS zum Ent fliehen zu spät; denn sowie ich meiner Absicht die That folgen lassen wollte, betraten di Gäste paarweise den Raum, und das Mädchen schloß hinter ihnen die Thüre. Da stand ich nun und sah mir den Mann an. der mein Wirth hätte sein sollen. Mit einer herrischen Geberde winkte er mich heran, und noch ehe ich wußte, wie mir geschah, reichte ich die Suppen teller herum. Während ich diese Arbeit besorgte, sagte Frau Halldorf: Es trifft sich wirklich gut, daß Herr Wilhelmi und sein Freund nicht kom men. es wäre sonst wohl etwas zu eng geworden." Ich hatte beabsichtigt zu entschlüpfen. So oft ich aber das Eßzimmer verließ, waren meine Hände mit Tellern be laden, und ich mußte sie in der Küche niedersetzen. Und kaum hatte ich die Schüsseln und Platten hingestellt, als mir auch schon dieser Teufel von Koch immer neue Gerichte in die Finger gab. Wie ich eigentlich über dieses entsetzliche Essen hinwegkam, weiß ich nicht. Das hübsche Stubenmädchen war die Ein zige, die meine Verwirrung bemerkte. 'Sie serviren wohl nicht lange?" flüsterte sie mir zu. Nein," antwortete ich matt. Das Dessert war schon aufgetragen, als die Schlußkatastrophe über mich herein brach. Während einer Pause im Gespräch wurde plötzlich die Stimme des Kochs hörbar, der sehr erregt mit Jemand in der Küche redete. In der nächsten Mi nute öffnete sich die Thür, und er stürzte in größter Aufregung in das Zimmer. Ihm folgte ein großer, glattrasirter Mann im Frack; instinktiv errieth ich in ihm die Persönlichkeit, die ich darstellte. Beide Männer hefteten ihren Blick auf mich und im Handumdrehen mußte ich meiner Blamage gewärtig sein. Da verlor ich meinen Kopf und dachte nur an Flucht. Gegenüber der Thüre be fand sich ein offenes Fenster, durch die ses sprang ich hinaus und befand mich eine Sekunde darauf im Garten. Warum ich nicht früher an diesen ein fachen Ausweg gedacht?" schalt ich mich selbst, raffte mich auf und eilte dem Ausgang zu. Ich konnte das Garten thor sogleich nicht finden, und als es mir endlich gelungen war, legten zwei jüngere Gäste, die mir nachgesprungen waren, gewaltsam Hand an mich. Meine beiden Häscher führten mich vor den anklagenden Koch, neben dem mein Nebenbuhler stand. Alle Gäste, auf's höchste interessirt von diesem unerwar teten Zmischenfall, hatten ihre Stühle herumgedreht, um desto besser mit an sehen zu können, was sich vor ihnen ab spielen sollte. Wollen Sie mir gefälligst erkläre," so herrschte mich Herr Halldorf an, weshalb Sie sich hier eingeschlichen?" Es scheint mir,"' wandte sich der Hausherr nun an seine Gäste, daß dieser Bursche Wind von unserer Gesell schaft bekommen hat und als Lohndie ner hier auftrat, um sich in den Besitz einiger silberner Löffel und sonstiger Kleinigkeiten zu fetzen." Das fehlte mir noch! , Pann wäre es woht am besten, wn untersuchten seine Taschen," schlug einer meiner Hüter vor, sein .Fluchtversuch war äußerst verdächtig." ' Gesagt, ge- than. Nein, er hat nichts als ein Taschenbuch natürlich parfümirt und ein sehr feines Visitenkarten täschchen. Wir wollen doch sehen, wie er heißt. Was? Wie? Waldemar Braun!" Waldemar Braun?" rief Frau Halldorf, so heißt ja der Freund, den Herr Wilhelmi heute Abend mitbringen wollte." Ja," unterbrach ich sie zerknirscht, ich bin Waldemar Braun, den Sie für heute Abend zum Essen einluden." Aber warum haben Sie denn dann bei Tisch aufgewartet ?" fragte Herr Braun, aber wirklich Ihr Benehmen war derartig, 'daß ich, daß wir " Ich verlange keine Entschuldigung." schnitt ich ihm das Wort ab. 1 Da man sich überzeugt hat, daß ich nichts Gestohlenes in meinen Taschen mit mir fortnehme, gestatten Sie mir, mich zu entfernen." Mit aller mir zu Gebote stehenden Würde verbeugte ich mich hierauf, ließ mir meinen Hut reichen und verließ das Haus. Reumann fehlt noch. Bei der Anwesenheit des Kaisers in einer der 5ansastädte hat sich eine nette Episode abgespielt, die für den schlichten und biederen Sinn der Bürger der alten freien Städte spricht. T Kaiser war vom Bürgermeister feierlich begrüßt, mit einer Ansprache bedacht worden und dann nahm das Oberhaupt der Han featen an der linken Seite deS Kaisers Platz. Die Menge wartet, ein jeder ein halbes Dutzend Hurrahs fertig in der Kehle; sie sind kaum noch da zu bändigen. Aber der Wagen rührt sich nicht von der Stelle, obgleich das Ge folge schon lange in den Wagen unter gebracht und alles zur Abfahrt bereit ist. Schließlich fragt der Kaiser daS Stadtoberhaupt nach dem Grunde der Verzögerung. Neumann ist noch nicht da, Majestät," antwortete der ruhig im Bewußtsein guten Gem ssenS. Wer ist denn Ncumann?" fragte der über rafchte Monarch, der nicht ahnte, welche Wichtigkeit dieser nicht seltene Name barg. Das ist der Magistratsbote, der meinen Mantel hält. Majestät," erwiderte der harmlose Stadtvertrctcr. Der Kaiser war Anfangs etwas der dutzt über diese ihm bisher unbekannte Form des Ceremoniells. dann fügte er sich in's Unvermeidliche, und Neumann, der mit dem Mantel nicht kommen wollte, war die Ursache, daß der Kaiser in eine überaus fröhliche Stimmung gericth, die während des ganzen Auf enthalteS nicht nachließ. sächsische müthltchkeit. Alter Herr (am Stammtisch): Nu beern Se mal, was mer neilich kassiert is. Ich fahre in Ferdcbahnwagen un wie de Halle'sche Gasse gommt, will ich absteigen. Da meent d'r Gondukdeer: Genn Se denn abspringen? Nee. sag' ich, das gann ich nich! Nu. da müssen Se's lernen! sagt er. Denken Se sich die Unverschämtheet! So änne Dreistig keit? Na, däm haw ich's awer gesteckt! Der werd an mich denken! Heernse so haw ich'n angesäh'n, wissen Se! Un dann haw ich'n finf Fennige Drink gcld gegähm und gesagt: Sagen Se so was awer nicht wieder! Versiebn Se mich, he?!" Mutter. , Müd' aus dumpfer Werkstatt schleppt sich Heim die bleiche Frau, Traurig nisten ihr im Auge, Noth und Sorge grau. Und vor'm Hause spielt ihr Junge, Blaß, die Füße bloß. Läuft mit feinen krummen Bcinchen Jauchzend auf sie los. Und schon hält sie unter Küssen Ihn im Arme weich Und mit einmal ist sie lieblich. Ist mit einmal reich! R. S p i b e r, Abendlied. Schallendes Hämmern Tief unten im Thal. Streitendes Dämmern Mit sterbendem Strahl. Nahe wie ferne Der Glocken Geläut. . Leuchtende Sterne Am Himmel zerstreut. Frieden und Schlummer. Ihr kehret nun ein, Scheuchet den Kummer Und löset die Pein. .Martin Greif. lherzensergießungen eines Tafellied Vichterz, Tafellicdcr soll man dichten Und nicht bei der Tafel sein. Das muß den Humor vernichten: So viel sieht wohl Jeder ein. , Kommt nur künftig einnial wieder Und erbittet Tafellieder! Ich bedinge mir gleich aus Zwei Couverts bei jedem Schmaus. O wie gerne möcht' ich heute Auch mit bei dem Schmause sein! Aber solche simple Leute Passen da nicht mit hinein. Mögen sie zu Hause bleiben Und sich da die Zeit vertreiben! Bei dem Schauen in öen Mond Fühlt man sich ja reich belohnt. Galant. Leutnant (zu einer Dame', die beim Abfahren des Zuge? ihren auf dem Bahnsteig winkenden Freundinnen Handküsse zum Abschied zuwirft): Möchte gnädiges Fräulein darauf aufmerksam machen, daß es verboten ist, gefährliche Gegenstände zum Eoupee- Fenster hinauszuwerfen! Neidig. Frau: Natürlich, ich kann immer zu Hause sitzen und Du unterhältst Dich im Wirthshaus!" Bauer: Ich hab' mich ja gar net unterhalten! Frau: So? Glaubst D', i' hab' die Beul'n auf Dein'm Schädel net g'seb'n!" Natürlich. Sie: Wie kommt das nur. nun gießt der Studiosus Suff feine Blumen schon über eine Stunde; die bekommen ja viel zu viel Wasser!" Er: Ja, er meint halt, die haben auck so viel Durft wie er!" Genau befolgt. Hören Sie, Ihre Nase ist schon vom vielen Trinken ganz röthlich." Nun. eS ueikt la, nähre Dich röth- lich!" Es wäre eine Freude zu leben, wenn Jeder die Hälfte von dem thäte, was er von Andern verlangt. VOxt die Alten jungen. Mutter: .Aber ElSchen. wag machst Du denn für Lärm? Sieh' doch, wie still und ruhig Heinrich ist." Elfe: Na, das muß er auch fein, Mama; wir spielen ja Vaterchen und Mutterchen." verplauscht. Richter: .In dieser Lade habe ich die Papiere, die Ihre Unschuld bewei fen aber ich hab' den Schlüssel nicht bei mir!" . Dieb: .Kann ich mit einem Dietrich dienen?" Neid. Diener (des Badeortes, öen Boden kehrend): .Nix als Papierschnitzel sind't man da! Ta hat'S mei Onkel drüben, im Spicldad. schon besser, der GlückZ' Pilz! Jeden Augenblick sind't er eine weggeworfene Börse oder ein' abg'schos senen Revolver, der Kerl!" Berechtigte Frage. Freier (zum Vater der Braut) : Und darf ich noch fragen, wie viel Nadelgeld Sie Ihrer Tochter aussetzen?" hübsche Aussichten. Meine Braut spielt auf der Geige." So, nun dann wirft Du nach ihrer Geige tanzen können." Stoßseufzer einer alten Jungfer. Alles radelt! Kein Wunder, wenn die Herren nicht mehr daran denken, auf das Standesamt zu gehen!" Galant. Was speisen Sie denn. Fräulein?" Saure Nieren!" DaS verstehe ich nicht, wie man mit einem so süßen Mund saure Nieren essen kann." Nobel. A: Du. seit der Lehmann reich ist, wird er immer nobler. Früher sagte er immer: Wurst wider Wurst, jetzt sprichst er nur noch: Salami wider Salami." Boshaft. Madame (zur Köchin): Was Sie heute wieder eine Auswahl von Spei fen haben! Marie, ich glaube, Sie kochen für jeden Bräutigam ertra!" Fopperei. Herr Süfferl: Ah, da hört sich schon alle Gemüthlichkeit auf; schickt mir der Müller ein Theater-Billet zu der Vor stellung von Ein Glas Wasser" Auf der SckundZrbaln. Schaffner: Nu, hährnse, wie wird's denn, Sie Landbriefträger, wollen's heut nicht mit fahren." Postbote: Jee. heut' geht's nich. hab' eenen Eilbrief mit." verzeihlicher Zrrttzum. Fahrgast (auf der Vicinalbahn aus dem Fenster rufend): Sie Schaffner,' fahren wir denn noch nicht bald ad?" Schaffner: Aber .erlauben Sie, wir sind ja schon feit einer Viertelstunde unterwegs." Lin Blitzableiter. A: Fräulein Irma ist wohl jetzt in recht schlechter Laune?" ' B: Wieso?" A: Nun, sie zankt sich den ganzen Tag mit dem Klavier herum!" Aus der Schule, Lehrer (in der Sprachlehre Sätze bll den lassend): Wer kann mir einen Satz angeben, in welchem das Wort wiewohl" vorkommt?" Eltt Schüler: Der Geizbalz darbt, wiewohl er reich ist." Lehrer: Recht.! Weiß Einer noth einen solchen Satz anzuführen?" Anderer Schüler: O, wie wohl ist mir am Abend." Znt Tabakiaden. Käufer: Aber dieser Schnupftabak riecht ja nach Knoblauch!" Verkäufer: Unmöglich, da müssen Sie sich verrochen haben." Rennzeichen. Dame:' .,ck) backte es mir mein neues Kleid muß total verpfuscht sein. Bis iedt bat mick nock leine meiner Freundinnen darum beneidet." Unter Llzeleuten. . Sie: .Um mich haben fick seiner 3eii sehr viele Männer beworben." Er: Und ich hatte das Unolück, tor Glückliche zu fein." Scharf parirt. Gattin: ..Bisher sab ick nickt ,'k.,k Du Dick für mick an ffirunhe rirfitr was verdienst denn Du?" Gatte: Jedenfalls eine besser? Frau!" Anzüglich. Gestern bin ich Mitglied des Thier-chutz-Vcreins geworden." Wozu? Vielleicht aus Nächsten- liebe?" Gut eingegangen. Onkel: Siehst Du,' Fritz, als Du noch klein warst und noch Pumphosen trugst, warft Du ein lieber Bengel, und keinen Wunsch habe ich Dir abge--schlagen:" , , Jntz (Student): O, lieber Onkel. die Pumphosen trage ich heute noch." 7' y i