Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 21, 1899, Image 1

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Auslaud-Lcp.chell.
Was Miin in Mii nd ib:x die
südafrikanisch? 5!risiZ deutt.
JH pruisä,c Aegikku:: uud der
Bund dr tfuadunrtfct.
II Pari! n l'oniontr Börle flau.
I Deutschland.
Berlin. 19,
Sept.
Sowohl die Regierung wie die
Konservativen scheinen abgeneigt zu
sein, den Konflikt, den die Ablehnung
der Kanalvorlaa geschaffen hat, zu
verschärfen, was auch sehr erklärlich
erscheint, denn einerseits kann die Ne
ierung, wenn sie sich nicht noch mchr
vom Centrum abhängig machen will,
die Unterstükunq der Konft.'vatien
nicht entbehren und andererseits haben
auch die letzteren allen Grund die
X. Opposition nicht zum Aeußersten fort
zusetzen. Was die zur Disposition a,esLI!tm
Landräthe anbetrifft, so beaisich 'gt
der Woblauer Kreistag den gemäß
gelten Landrath,' Geheimen R.'gie
rungsralh von Wrockem. von Neuem
in Vorschlag zu bringen, wenngleich
seine Bestätigung seitens der
rung natürlich ausgeschlossen ist. tfiich
i Strasburg in Wcstpreufzen Hut man
beschlossen, dem gemaßregelten La'
rath Dumrath einen ffackelzug zu drin
en.
Uebrigens droht in Folge des Vor
gehens der Regierung eine Anzahl Ge
meindevorstcher. von ihrem Amte zu
rückzutreten und ein Wiederwahl ab-
- zulehnen.
Die Deutsche Tageszeitung", eines
der Hauptorgane der Agrarier, theilt
mit, dafz der Vorstand des Bundes der
Landwirthe an seine Mitglieder, welche
politischeBeamte sind. folgendesSchrei
den gerichtet hat: Wir sind aufgefor
dert worden, innerhalb acht Tagen eine
. rvidirte Mitgliederliste dem Polizei
Präsidium einzureichen, und geben Jh
nen zur gütigen Erwägung anheim, ob
Sie unter den obwaltenden Verhält
' nissen die Mitgliedschaft aufzugeben
wünschen, um Conflicte zu vermeiden."
Niemand sei jedoch ausgetreten, im Ge
gentheil, das Blatt erklärt, daß, ge
rade unter dem Niederdruck von oben,
die Mitgliedschaft des Bundes reißend
zunehme.
.Wie es heißt, beabsichtigt die Regie
rung. den Bund der Landwirthe we
gen Verletzung des Paragraphen 3 des
Bereinsgesetzes aufzulösen. Die Kor
spondenz des Bundes der Landwir
je" erklärt, es sei Pflicht der Abge
ordneten, die Anschauung ihrer Wäh
ler zur Geltung zu bringen und die
Landräthe wären Lumpen, wenn sie
der Krone über die Stimmung im
Lande falsch berichteten.
Die vom Ministerium des Innern
nssortirende Berliner Korrespondenz"
bekämpft tagtäglich den Bund der
Landwirthe äuf's Heftigste, wozu die
Deutsche Tageszeitung" bemerkt, an
läßlich solcher Artikel muß man der
Regierung sein Mitleid ausdrücken'.
Die Reise des Centrumsführers Dr.
Lieber nach Asien und Afrika wird als
ein Beweis dafür aufgefaßt, daß im
Centrum betreff der Kanalvorlage,
der Vorlage zum Schutze Arbeitswilli
ger, der Gemeindewahlreform und der
Nachforderung für die siebentausend
vom Reichstag gestrichenen Jnfanten
, sten Zwiespalt herrscht. Der Vor
wärts" bemerkt dazu: Dr. Lieber
nimmt Reißaus als parlientarischer
Bankerotteur mit dem Gepäck feiner
Versprechungen."
Dem König von Württemberg ist
ein Handschreiben des Kaisers zuge
gangen, in dem es heißt: Ich beglück
j wünsche das Wllrttembergische Armee-
korps aufrichtig zu seinem trefflichen,
kriegstüchtiqen Zustande. Wenn Ew.
Majestät auch aus vollem Herzen mei
nen Wunsch theilen, daß unserem
theueren deutschen Vaterlande dieSeg
' nungen des Friedens erhalten bleiben,
so haben Majestät doch gleich mir bei
diesen Uebungen die Ueberzeugung ge
Wonnen, baß wir der Zukunft ruhigen
Herzens entgegensehen können."
Ein ähnliches Handschreiben hat der
Kaiser an den Großherzog von Baden
gerichtet.
Die links stehenden Blätter weisen
darauf hin, daß aus diesen kaiserlichen
Kundgebungen hervorgehe, daß die 2
jährige Dienstzeit vollständig genügt.
ES wird jetzt bekannt,' 'daß in
Stuttgart außergewöhnliche Vorsichts
maßregeln für die Sicherheit des Kai
sers getroffen wurden. So wurden
die Läden der Kellerfenster des Kö
niglichen Schlosses von einem Glaser
meifter zugenagelt, und sowohl bei der
Ankunft wie bei der Abreife des Kai
sers war der Bahnhof stundenlang ge
sperrt. Der Doppelmörder osef Goenczi
ift mit seiner Frau in Rio de Janeiro,
der Hauptstadt von Brasilien, vcrhaf
tet worden. Das Berliner Polizei'
Präsidium hatte den seiner Zeit hinter
Goenczi erlassenen Steckbrief sowohl
wie die auf seine Ergreifung ausge
setzte Belohnung von 1000 Mark erst
ganz kürzlich wieder erneuert. Der
Doppelmord setzte damals ganz Bcr
lin in Aufregung.
(Am 13. August 1897 wurde die
Wittwe Auguste Schultze, geb. Lutz:
und ihre Stieftochter Clara Schuld
in ihrem Hause. Königgrätzerstratze 35
ermordet aufgefunden. Die beide ?
Frauen sind mittelst scharfer uns
schwerer Instrumente durch Schlag
auf den Kopf geiödtet, die Leichname
demnächst mit ,," !or:rr Leintranl
umidiäilt. die Umh ..düngen mit Bin)
faden fest zasammenge schnürt ur.a
beide Leichname in genagelte Kisten
verpackt. iu steiler ctt genannten Hau
se durch darauf acschaufcl:e Erde ver
steckt worden.
Der Tbat dringend verdätztig toax
der Schuhmacher uno Schuhwaarei,.
Händler Ioscf Gcenczi. am 2. Juli
1852 zu Maros-Barsalvlq in Sie
benbüraen geboren, und österreichiscl:
Etaatsanaehöriqer, Goenczi sp'icht
deutsch, ungarisch, rumänisch un-pol
nisch. In der Begleitung des Mör
dcrs befand sich bei seiner Flucht avl
Berlin seine Chesra,l Anna Öteencji,
geb. Sattler, geboren am 29. Jarr
1849 zu Windorf in Bayern.
Die Goenczischen Eheleute stid am
Abend des 17. August 1897 non Bcr
lin nach Frankfurt an der $?.i-r, am
19. Auaust üb:: Cottbus tut) Lalle
gefahren. Bon hier aus sind sie cUcm
Anschein nach nach Brüssel weitcr ae
reist, haben auch ihr Gepäck dorthin
aufgegeben und am 25. August 1897
abgeholt oder abbolen lassen. Bon
diesem Tage an fehlt jede Sp: iil't:
den Verbleib des Paares, welche: b'i
der Abreise einen w-id- und elbge
fleckten Wolfsspitz. Namen Butf" b'i
sich hatte. Goenczi soll in seinem Fr.:I;
als Schuhmacher (Zuschneider oder
Vorrichter) sehr tüchtig sein und da!
auch im persönlichen Verkehr eine au
ßergewöhnliche Gewandtheit dolu: e
tirt.)
In den Berliner Tingeltangeln hit
die Polizei alle Dreyfus-KoupletZ und
speziell alle Angriffe auf die französi
scben Generäle verboten.
In Tilsit in Ostpreußen hüt de?
Rittmeister und Eskadronchef m? n.
Rittbera vom Dragoner-Regiment
Prinz Albrecht vonPrcußen (Littaui
sckes) No. 1 am Vorabend des Hoch
zeitstages Selbstmord begangen.
Berlin. 19. Sept.
Kaiser Wilhclm ist nach Schweden
abgereist.
Der Kölner Männer - Gesangverein
hat seine beabsichtigte Amerika-Fahrt
in Wicdercrwggung gezogen, da die
meisten Mitglieder des Vereins kein:
Krösusse sind. Trctzdem hofft man noch
auf eine günstige Lösung der Fi.ianp
frage. Es gilt als sicher, daß diejenigen,
Beamten, 'welche Mitglieder des Ver
eins sind. Urlaub erhalten würden.
Die National Zeitung" bestreikt,
daß Deutschland beabsichtigt, feinen
Militär - Attaches von Paris zurückzu
ziehen und sagt: Die guten Beziehun
gen zwischen der französischen und deut
schen Regierung haben infolge des
Drenfusfalls keine Aenderung ersah
ren." Der hiesige Vertreter der Ass. Presse
erfährt aus autorativer Quelle, daß
die deutsche Regierung dem Präsidenten
Krüger mitgetheilt hat, daß er im Falle
eines Krieges mit Großbritannien ku
nerlci Hülfe von Deutschland erwarten
kann und daß die deutschen Consuln
im Transvaal angewiesen worden sind,
den Teutschen, welche freiwilligKriegs
dienste leisten, mitzutheilen, daß sie den
Präsidenten Krüger auf eigenes Risiko
hin unterstützen.
Frankreich.
Paris. 19. Sept.
Nachmittags um 2 Uhr trat der Se
nat zusammen, welcher auf Geheiß des
Präsidenten über die, der Verschwörung
gegen die Republik Angeklagten zu Ge
richt sitzen soll. Unter den Angeklagten
befinden sich T Monicourt, Deroulede.
Marcel Habert, Thiebaud. Baron de
Vaux und Iuls Guerin. Die Verle
sung der Anklageschrift dauerte von
2.25 Uhr bis 3.40 Uhr. Dann begab
der Senat sich in geheime Sitzung ur.i
die Anklag? zu trörtun und wegen der
Voruntersuchung zu- berathen. Sobald
er diese Punkte erledigt hat. vertagt er
sich bis zur Beendigung der Vorunter
suchung, die etwa einen Monat dauern
mag.
Von den Angeklagten war keiner an
wesend. doch sind für sie in der Biblia
thck 9 Zellen" eingerichtet, die sehr
komfortabel ausgestattet sind. Die
Fußböden sind mit Wachstuch belegt
und die Wände mit grünem Tuch be
hangen. Das Meublcment besteht in
einer eisernen Bettstelle, einem Lehn
stuhl, einem Waschtisch mit Marmor
platte, einem Spucknapf und einem
Fußteppich. Mehrere Anwesende mach
ten angesichts dieser Zellen die Bemer
kung, daß eine Verschwörung zum
Sturze der Regierung kein sehr schlim
mes Verbrechen sein müsse. Unter den
abwesenden Senatoren befanden sich
Constance. Scheurer - Kestner und der
General Mercier. Der öffentliche An
kläger verlas u. A. auch einen Brief des
Herzoqs von Orleans an seinen Ver
treter Büffet, datirt Murienbad. Juli
1896. in welchem Büffet angewiesen
wurde, mit dem Bilden einer royalisti
scken Organisation zu beginnen, aber
für den Zweck ia nickt mehr als 300,
000 Franken auszugeben. Die Erwäh
nuna dieser Summe hatte Gelächter
von allen Seiten zur Folge. Ferner
sagt die Anklageschrift, die Rohalisten
hätten einen Mob dafür bezahlt, den
Präsidenten Loubet am Tage seinerEr
wählunq zu insultiren. Der öffentliche
Ankläger verlas eine Masse Depeschen
Buffet's an den Herzog von Orleans,
der an der Grenze auf einen erfolgrei
chen Putsch seiner Anhänger wartete.
Alle diese Depeschen beweisen, daß eine
Verschwörung zum Sturze der Regie
runa bestand.
Marseilles. 19. Sept.
Man befürchtet, daß ein Boot des
französischen Dampfers Dunrae", der
am Samstag bei der Insel Elba schein
terte. mit Mann und Maus unterge-
cu-.:i!:n 11 ttx Mannschaft
soll gerctt tru
Paris. 19. Sept.
Die G?s'äs:e cz der 53äse waren
flau, in SUisiis war keine Nachfrage.
England.
London. 19. Sept.
Die s-.-.i in Südafrika brachte an
der Börse c'nr sehr gedrückte Stim
mung tmz:. (sc:;fols und Kaffir
waren clx c.: rückt. Die Aktien de:
Randbergw:rk: fielen 2Z Prozent.
James David Barren ist bankerott.
In Finanzkreisen herrscht die Mei
nunq. daß die jämmerliche Lage der
Chartered Co. Cecil Rhodes' die
Hauptschuld an der Krisis in Süd
Afrika trägt. Diese Gesellschaft hui
jetzt $35,000,000 ausgegeben, ohne da
für etwas anderes erworben zu haben
als ein riesiges unproduktives Gebiet
(Rhodesia). Die viel gepriesenen Gold
bergwerke in Rhodesia haben in den
letzten 12 Monaten einen Ertrag von
etwas über 1 Million Dollars gelie
fert. während die Bergwerke des Ranö
in einem Monate durchschnittlicb
Gold im Werthe von $8,000,000 lie
fern. Im August lieferten die Berg
werke Rhodesia nur 3179 Unzen Gold.
Da die Matabele die Arbeit in den
Gruben verweigern, ist der Betrieb der
selben theuer. Die Gesellschaft giebt
selbst zu, daß ihr jährlicher Zuschuß
zu den Verwaltungskosten sich auf 2k
Millionen Tollars beläuft.
Die Gesellschaft scheint deshalb der
Meinung zu sein, daß nur noch di:
Annexion des Transvaal sie vom
Untergange zu retten vermag.
Die Meldung, daß in Indien jede
Gefahr einer Hunqersnoth beseitigt ist.
ist falsch. Der neulich gefallene Regen
kam zu spät, um die erste Ernte zu
retten.
Es wird berichtet, daß am Sams
tag Frau Dreyfus in Begleitung Labo
ri's Folkestone besuchte. woFrau Drey
fus für den Fall der Begnadigung
ihres Mannes für ihre Familie ei..;
Wohnung gemiethet hat. Frau Drey
fus war von dem ihr bereiteten freund
lichen Eumpfange tief gerührt.
Das nach Taku (China) bestimm!
amerikanische Schiff George Sietson"
ist bei Lutschu verbrannt. Menschen
leben gingen nicht verloren.
Der Kolonienminister Chamberlain
hat nunmehr den, Text der Note Krü
ger's heute Nachmittag veröffentlicht.
Der Inhalt derselben stimmt int
Wesentlichen mit dem bereits Gemel
beten überein.
Der Times" wird aus Johannes
bürg gemeldet: Es wird gemeldet, daß
in Kürze ein Schlag erwartet werden
kann. Die große Menge gepreßte
Pferdefutters, die nach Natal geschickt
wird, deutet an, daß man eine Bewc
gung erwarten ka.nn. Heute kauft dit
Regierung Pferde in großer Menge an.
Die Abendblätter weisen sämmtlich
auf den Ernst der Lage hin, aber die
St. James Gazette" meint: Man
braucht nichl zu denken, daß von uns?
rer Seite etwas überstürzt wird. Das
Ministerium hat zuerst den neuen Vor
schlag wieder zu prüfen und sodann
neue Vorschläge m machen.
' Im Falle die Buren nicht die Feind
seligkeiteu beginnen sollten, meint das
Blatt, würde die britische Regierung
die Verhandlungen hinziehen, bis alle
Verstärkungen an Ort und Stelle
seien.
Olive Schiner(Frau Cromwright)
schreibt im Manchester Guardian, daß
die ganze Burenbevölkerung einschließ
lich der Frauen und Kinder an dem
Kriege theilneymen werde. Die Frau
en verlangten heute schon ebenfalls
Gewehre, um an dem letzten Entsche'
dungskampfe theilzunehmen. Die Eng
länger möchten vielleicht diese kleine
Nation mit Hilfe der Australier und
Kanadier vernichten, allein könnten sie
das nicht, aber England sei durch ei
nen Sieg aber auch ewig beschimpft.
Nur der internationale Spekulant
würde gewinnen, nachdem er durch
seine Lügen in der Presse diese Hetze
herbeigeführt habe.
In dem Schluß der Depesche Krü
gers wird nochmals darauf hingewie
scn, daß die Annahme des ersten Vor
schlages Chamberlains. die gemischte
Commission Südafrika Frieden und
Wohlfahrt gewährleisten würde.
Oesterreich.
Wien, 19.Sept.
In Gmunden herrscht Panik und
tiefste Trauer, da das Unglück, von
welchem der gestrige Einsturz der
Traun-Brücke begleitet war, viel grö
ßer ist, als es zuerst schien. Von den
Leuten, die Abends bei Kerzenlicht die
Stauung des massenweise den Fluß
herabtreibenden Bauholzes zu verhin
dern suchten, sind wie bereits ge
meldet 19 als Leichen aufgefunden
worden, dreißig werden aber noch ver
mißt, darunter die besten Feuerwehr
leute und Turner. Fünf Minuten vor
dem Einsturz passirte der Herzog vo
Cumberland. der bekanntlich in Gmun
den seine Hofhaltung hat, die Brücke.
Asien.
Hongkong, 19. Sept.
Wahrend der verflossenenWoch: siai'
ben hier 20 Personen infolge der Beu
lenpest und 18 neue Fälle wurden of
fiziell angemeldet.
Paraguay.
Buenos Ayres, 19. Sept.
In Assumption, der Hauptstadt von
Paraguay, ist die Beulcnpest ausge
brachen. Südafrika.
Laningo Marques, Delagoa Bai, 19.
Sevt.
In dem nahe hier gelegenen kleinen
Orte Magude haben sich neue Fälle von
Beulenpest ereignet.
Zla,!d-DciZkjchcll.
Truppen vcrist'i: 1$ ewerk
schaf.'lcr Ist 6arterville.
Tit JustütkZa ,i da sind wenig
krsrculim.
Ikwe',ttikrla!ik in ?ierv Bork.
DieWirreninCarterville.
Marion. Jll.. 19. Sept.
Der Lieutenant Louden und eineAb
theilunq Soldaten kamen mit 18 Ge-werksckafts-Kohlenqräbern
hier an. die
um Mitternacht nördlich von Carter
ville auf der Landstraße verhaftet wur
den. Sie befanden sich zur Zeit der
Verhaftung in Wagen und sagten,
sie seien im Begriff, von Carterville
nach ihren Behausungen in Hermine,
einem Grubenort nordwestlich von hier
gelegen, zu gel)n.
Die 18 Mann werden beschuldigt, zu
dem Mob zu gehören, der letzte Nacht
die Brush'schen Minen umringte. Der
Staatsanwalt Fowler hat bereits vor
dem Richter Samuels die Anklaae we
gen Mordes izegen die Verhafteten er
hoben. Dieselben heißen: Thomas
Pry. Bert Welsh, Miles Cole. John
Tbomvson. Otis Maynard. George
Hudson. Tony Uvaldy. Milo Knt,
Frank Passana. Wiley Cole, Frank
Catcatrel. Ed. Ralls. Walter Childers.
Oscar Cbilders. Larry Jarvis. Henry
Tivvett. Iasper Metzgar und AbeWig
aett. Die Lage auf Cuba.
New York. 19. Sept.
Wm. Willis Howard, der Verwal
ter des Jndustrial Relief Fund" fu?
Cuba. kehrte dieser Tage zurück. Wie
er berichtet, befindet sich die Insel in
beklagenswerther Lage. Statt dev
Regens hatte die Insel lange Dürr?,
wie seit 1844 nicht. Die Folge war.
daß die Ernte schwer geschädigt wur
de. Das Zuckerrohr litt derart, daß
der nächstjährige Ertrag noch kleiner
sein wird als der diesjährige. Die
Mais - Ernte ergab nur einen Betrag
von 15 Procent einer Normalernte.
In den Städten liegt das Geschäft
darnieder; die Hotels sind leer, de:
Verkehr gering. Der Abzug der
amerikanischen Truppen trägt noch da
zu bei, daß weniger Geld in Circula
tion kommt. Vom Lande kcmmt we
nig Geld in die Städte. Die Pflanzer
sind aus Geschäfttrücksichten für
Annexion, doch würde ihnen Freihan
del mit den Ver. Staaten gerade so
lieb sein. Die Politiker und Aemter
sucher verlcngen Unabhängigkeit; die
große Masse des Volkes verlangt
nichts als oaß ihr die Möglichkeit ge
geben wird, ihren Lebensunterhalt z
verdienen. Die Cubaner sind bei we,'
tem nicht so txäge, wie sie geschildert
werden,
Gesetzliche Dewey - Feier
tage. Albany. N. Y.. 19. Sept.
Gouv. Noosevelt hat Freitag, 29.
Sept.. und Samstag, 30. Sept. zu ge
schlichen Feiertagen im ganzen Staate
erklärt, an welchen das Volk dem Him
mel danken solle für die Rückkehr des
Admirals Geo. Dewey nach den Ver.
Staaten.
Von den -Philippinen.
Hongkong. 19. Sept.
Reuter's Telegram Co. meldet von
Manila, daß Aguinaldo alle kranken
spanischen Gefangenen, sowie alle Ci-
villsten entlassen wolle; Gen. Otis
weigere sich aber, den spanischen Schif-
fen zu erlauben, dieselben m den phi
lippinischen 5zäfen einzuschiffen.
Hong Kong, 19. Sept.
Das amer. Kanonenboot Pamp
anga" verfolgte den britischen Dam
pfer Duenq-Sang" von Manila bis
nach Hongkong in dem Glauben, das
Fahrzeug n eines .der Insurgenten.
Das Kanonenboot bekam den Dampfer
in der Nachr des 13. Sept. an d-:r
-Nordküste ler Insel Luzon in Sicht
und glaubte, es fei ein Flibustierschnt.
Die ,Pampanga" feuerte drei Schüsie
ab als die beiden Fahrzeuge naheHong
kong waren. Das verfolgte Schisf
drehte erst bei, als die dritte Granate
nahe dem Rumpf explodirte. Als der
Befehlshaber UZ Kancnenbookes seine?,
Irrthum gewahrte, entschuldigte er sich.
Ein anderes amer. Kanonenboot,
dessen Name unbekannt ist, folgte dem
britischen Dampfer Diamte" von Ma
nila nach Hongkong. Das Kanonenboot
signalisirte zum Halten, was der bri
tische Dampfer aber 'nicht beachtete.
Das Kanonenboot fuhr dann so dicht
an das andere Schiff heran, daß die
Kanonen des ersteren einen Theil der
Schiffsbekleidung des letzt, wegrissen.
Als der Befehlshaber des Kznonenbov'
tes ausfand, daß er es nicht mit einem
Jnsurqentenschiff thun hatte, fuhr
er weiter.
In Convention.
Detroit. Mich., 19. Sept.
Hier hat die 75. jährliche Sitzung dkc
Großloge der Odd Fellows begonnen.
Indianapolis. Ind.. 19. Sept.
Hier ist das Supreme Council der
Auserwählten Freunde in Sitzung ge
treten. Die Sitzungen dauern die gan.
Woche.
I New York, 19. Sept.
Heute wurde hier der Convent des
amerikanischen Braumeister - Verban
des eröffnet. Die Vcrhandlunqcn fin
den in der deutschen Sprache statt, ß
sind etwa 300 Delegaten anwesend.
G i r Protest.
Washington, D. C.. 19. Sept.
D;r Gouverneur Lowndes. der Sr
nator Wellingion. der Wayor Malster
von Baltimore und der General Felix
Agnus sprachen beim Präsidenten vr
und xrotestir'en gezen die Abkcmman
dirung des Con!r: - Admirals Schlei
auf die südatlntische Station und
zwar auf ten Grund Hin. daß das
Kommando nicht dem Rang und den
Verrienstcn Schley's entspreche. 2i:
Herren hoben hervor, daß dieser Pro
test ohne vorherige Kenntnißnahme
Schley's erhoben wurde. Ter Präsident
körte aufmerksam zu. was die Führer
der Republikaner Marylands sagten,
machte aber keinerlei Andeutung d
rüber, was er in der Sache zu thun
gedenke.
AusderVundeshauptstadt.
Washington. D. C.. 19. Sept.
Laut ein?r Depesche von San Juan
de Porto Rico ist der Kreuzer De
troit" am Samstag von jenem Orte
nach Guayara. Venezuela, wo eine Re
volution im Gange ist, abgefahren.
Laut den Berecynungei der Beamten
des Flottcnamtes sollte der Kreuzer
heute dort eintreffen.
Der verfügbare Baarbestand des
Bundes - Schatzamtes beträgt dem
heute veröffentlichten Ausweise zufolge
$284,160.64, wcvon $255.237.467
auf die Goldreserve entfallen.
Befestigungsarbeiten.
Washington. D. C., 19. Sept.
Der Brigade-General Wilson, Chef
der Jngenieur-Abtheilung. wird dem
Congreß einen eingehenden Plan für
die Vertheidigunqswerke von Portorico
unterbreiten. Zum Theil werden die
spanischen Befestigungen benutzt wer
dcn, so daß die Kosten sich erheblich
verringern.
Auf Hawaii werden die Fortifica-tions-Arbeiten
eingestellt, da vom Ma
lineamte über die Errichtung einer
Flottenstation in Pearl Harbor noch
keine endgiltige Bestimmung getroffen
wurde.
Capt. Leary in Guam wird über die
in Guam nöthigen Befestigungswerke
berichten.
Auf den Philippinen wird nichts ge
schehen, bis der Aufstand endgültig
unterdrückt wurde.
Eine weitere Trust-Con-ferenz.
- St. Louis. Mo.. 19. Sept.
Delegaten zu der am Mittwoch hier
zusammentretenden Trust - Konferenz
beginnen einzutreffen. Es werden sich
nur Gouverneure undStaats-General-anwälte
an den Berathungen betheili
gen, um einen gemeinsamen Plan zur
Bekämpfung des Trustübels durch die
Staaten zu finden.
DieBlattern im Lager.
Minneapoliö, Minn.. 19. Sept.
Die Times" bringt eine Svezial
Depesche ihr,s Spezial-Corresponden-ten
in San Francisco, nach welcher im
Hospital im Camp Presidio ein Blat
ternfall entdeckt wurde. Das Opfer ist
ein Soldat des 31. Freiwilligen-Regi-ments,
dessen Name nicht mitgetheilt
wrd. Im Lager herrscht große Aufre
gung. Wieder daheim.
New York. 19. Sept.
Der Transportdampfer Buford"
kam mit 605 Soldaten an Bord von
Cienfugos und Havana an.
Feuer.
Buffalo. N. Y.. 19. Sept.
Fast der ganze Geschäftstheil der
kleinen Ortschaft Farnham wurde
durch ein Feuer zerstört, das in Louis
Schwerts Scheune ausbrach. Der
Verlust beläuft sich auf ca. $250.000.
Zerstört wurden unter Anderen die
Fabrik der Erie Preserving Co., das
National Hotel sowie 20 Wohnhäuser.
Los Angeles. Cal.. 18. Sept.
Eine Feuersbrunst vernichtete ein
ganzes i)auscrgev:ert imGeschaftstheilc
der Stadt, einen Schaden von mehre
ren hunderttausendDollars anrichtend.
Ein Mann wurde tödtlich verletzt.
Bankkrach.
Rochester, N. Y.. 19. Sept.
Die 1. National-Bank von Penn
Dann hat ihre Thüren geschlossen.
Das Kapital beträgt $50.000. Deposi
ten $201.306. Wie es heißt, betragen
die Passiva nicht mehr als $80,000,
Gestorben.
Louisville. Ky., 19. Sevt.
Frau I. C. Blackburn. die Gattin
des Ex-Senators Blackburn, ist in
ihrer Heimath Versailes nach langem
Leiden gestorben. Sie war 41 Jahre
mit ihrem Gatten verheirathet.
Alger kein Candidat.
Detroit. Mich., 19. Sept.
Gen. R. A. Alger hat in einem
Briefe an den Richter Judson von New
Aork aus angekündigt, daß er sich ent
schlössen habe, nicht als Candidat für
den Bundessenat aufzutreten.
NetteAussicht.
San Francisco, Cgl.. 19. Sept.
Der Major S. R. Iones von der re
aulären Armee, der in Manila Quar
tiermeister war von der Zeit an, da
diese Stadt von den Amerikanern ein
genommen wurde, war einer der Pas
sagiere des Dampfers Coptic", der
hier aus asiatischen Häfen anlangte.
Iones ist der Absicht, daß es 50.000
Truppen für die nächsten zehn Iah
braucht, um auf der Insel Luzon den
Frieden zu bewahren, nachdem einmal
der Aufstand niedergeworfen ist.
I m D i e n jl g e t o r b en.
Washington. T.' C.. 19. S.'pt.
Ter General Cn; in l'ui'.i ijut
dein Jiriega.:it cende Tode-'lle :n
seiner A'V: qe r,t: '.'laijtci'
September 9.. u Vac ö:
17. Ins.. 13. Sept.. Jamcs I. Higgins,
Co. C., 21. Ins.; Lungenentzündung
3. Sept.. William B. Goldthwaite. 2.1
Ins..; X. Sept.. Henry Leck. o. A. l!'
Ins.; Vcn einem Kameraden crmor'.
in Pasay. Ü). Sept.. Charles F. Wl
scn, Co. C. 4. ttavallerie. Tvphus. 12
Sept.. Untcrofjizier Mattem Kel'.hir.
Co. L.. 17. Ins.; John A. Hayes. Co.
B. 9. Ins.; Ruhr. Ouarliermeistz?
Sergeant Mariin Miller. i5o. E. 1.
Artillerie: Con!ey A. Zngle. Co. G. 16
Ins.; 14. Sept.. William T. Henry.
Co. D. 4. Infanterie; 16. Sept.. Kock
George Sleicr. Co. G. 22. Ins.; Mala
risches Wechselfieber. 12. Sept.. Om
Johnson. Co. F. 14. Ins.; 13. Sept..
Henry L. McMallon. Co. K. 12. Ins.,
Gehirnentzündung. Frank Seil, Co. B
14. Ins.; Durchfall. 15. Sept.. Philli',,
Morris. Co. L. 4. Ins.
Dr o h e n d e Schwierigkeiten.
San Francisco. L9. Sept.
Neue Schwierigkeiten drohen dem
Truppen - Transportdienst zwischen
hier und Manila. U. A. wird kinSire'k
der Anstreicker befürchtet, auch heißt es,
daß die Kessklmacher, welche zu Repa
ratur - Arbeiten an dem Dampfe:
Glcnoglc" verwendet werden, die 21 :
beit niederlege.! werden. Die ArLrei
cher - Gewrkschaft hat angedeutet, daß
an die Regierung die Forderung gestelll
würde, allen Zlnstrcichern. die an den
Transportbooten thätig sein sollen,
für achtstündige Arbeitszeit einenTaa
lohn von $3 zu zahlen, Im Transport
Dcck wurde heute ertlärt. daß nöthigen
falls Soldaten zum Anstreichen kom
mandirt würden. Die Kessclmacher ver.
langen ebenfalls achtstündige Arbeits
zeit und Extra - Bezahlung' für Nacht
arbeit. (Si i guter ZZang.
Chicago, 19. Sept.
Einen ausgezeichneten Fang Haber
der Sergeant Schlau und die Polizi
sten Long und Schehan gemacht, als
sie am 7. dieses Monats zwei Einvre
cher verhafteten, die in das Lagerhaus
der Western Wheel Works eingedrun
aen waren und 12 Fahrräder aestoh'ei
haben. Die gefährlichen Gesellen hei
ßcn Hans Richart und Frank Fischer
und hatten, als sie verhaftet wurden,
ein Seil um ihren Körper ge
wunden . das hundert Fuß lang
war. Während die Banditen in de?
Zelle saßen, verhandelten sie von eine:
Schießerei und sprachen die Befürch
tung aus, daß auch diese an's Tagek
licht kommen würde. Ein Mitgesan
gcner lauschte dem Gespräche un'J
theilte demCapitän Scküttler mit, was
er vernommen yatte. Gestern Morgen
ließ nun der Capitän einen der qfchr
lichen Gesellen nach seiner Privat - Of
fice bringen und dort gestand diese r,
nach einem scharfen Verhör ein, daß
Richart den Polizisten Joseph O'Lear?
am 7.Auaust niedergeschossen habe. Tel
Letztere überraschte bekanntlich zwi
schen 12 und 1 Uhr Morgens dr,
Spitzbuben, die in das Waffenaeschafl
No. 1627 S. Albany Avenue," eing'
krochen waren und mehrere Jagdge
wehre und Revolver erbeutet hatten.
Der Polizist erwischte einen der ver
wegenen Gesellen und hielt ihn beim
Kragen fest.Da eilte diesem seinComp
lice Richart zur Hülfe und forderte
den Blaurock auf. den Gefangenen los
zulassen. Niemals in meinem Leben!"
erwiderte der unerschrockene Polizist,
u. versuchte seinen Revolver zu ziehen.
Na. danw fahre zur H ricr der
Strolch auZ und feuerte zwei Schüsse
auf O'Leary ab. die leider beide tra
fin. Eine Kugel durchbohrte das rech'
te Schulterblatt, während die andere
durch die Unke Brust drang. Bewußt
los sank der Polizist zu Boden und die
. Einbrecher entflohen. Während m:h
rcren Wochen kämpfteO'Leary mit dem
Tode, aber schließlich siegte seine gute
Natur. Gestern Nachmittag wurde der
Polizist den Verbrechern qeaenüber gc
stellt, und identifizirte er sie mit Be
stimmtheit als die Thäter. Von dem
Lieutenant Johnson wurden vier der
gestohlenen Gewehre unter einer Brücke
versteckt gekunden. Heute werden die
Gefangenen nach derHinmanStr.Poli
zeistation überführt werden.
Plötzliches nde.
Chicago, 19. Sept.
Als gestern Morgen der Hausknecht
Charles Neumann die Wirthschaft der
Frau Maria Thomas No. 13 N. Clark
Str. betrat, fiel er plötzlich leblos zu
Boden. Ein schnell herbeigeholter Arzt
vermochte nur den Tod des 39 Jahre
altenMannes zu konstatiren und wurde
dann der Leichnam nach Rolston's
Morgue No. 22 Adams Str. gebracht.
Wahrscheinlich hat ein Herzsch'lag dem
Leben des Mannes ein Ende bereitet.
Schiffsnachrichten.
Angekommen:
New York. 19. Sept.
Furnessia" von Glasgow; Mo
hawk" von London: La Bretagne'
von Havre brachte 1,073,610 Franken
Hartgeld.
Der belgische Dampfer Waesland"
von der Red Star-Linie. welcher am
Samstag Philadelphia verlassen hatte
und hier eingelaufen war, um einige
Reparaturen vorzunehmen, ist heute
abgefahren.
Anerkennung. A.: In der 1.
Etage wol nt ein sehr geistreiches Ehe
paar, der Dr. Müller und Frau Dr."
B.: Ia. ich höre öfters ihre Gcip.er
aufeinai'derplatzcn!
ie bcriihmte Lcute lach.
darüber wein ein Wiener Hurnlisi
der anscheinend eifrig herumgehorcht
bat. interessante Auskunst zu geben.
Bekanntlich haben jüngst Pariser Ge
lehrte versucht. auS dem Lachen der
Menschen Schlüsse auf ihren Charak
ter zu ziehen, indem sie besonders dem
im Lachton vorhandenen Vokal eine
Charakteristik beilegten; so sollte das
" beim Lachen eines Menschen für
die Ehrlichkeit. Offenherzigkeit u. s. w.
des Betreffenden sprechen, das i"
Naivität bedeuten, das o" Edelsinn,
Kühnheit und da u" nur bei Men
schenhassern vorkommen. Das Sy
stem stimmt aber nur in den seltensten
Fällen, und viel interessanter ist eS
ganz unabhängig davon, einmal zu
konstatiren. wie die berühmten Leute
dieser Erde zu lachen pflegen und
pflegten.
Kaiser Wilhelm der Zweite, so be
richtet der Beobachter, pflegt mit gro
6 Herzlichkeit zu lachen, mit dem
ganzen Körper förmlich. Fürst BiS
marck pflegte zu sagen: Wenn ich erst
lachen kann, ist es mit meinen Geg
nern vorbei"; er lachte denn auch we
nig. that er es aber, so war es ein Ho,
ho", das wie Gurgeln klang und in
seiner Stärke und Ausdauer fast ei
nem Hustenanfall glich. Den Kaiser
von Rußland hat niemals Jemand m
seiner Umgebung lachen sehen. Kö
nig Humb'erts Lachen geht von der
Höhe in die Tiefe. Exkönig Milan
lacht langsam und stoßweise, dabei
drückt er die Augen zu und schlägt sich
auf den Bauch. Seltener noch alk
Bismarck lachte Moltke. was bei dem
großen Schweiger" nicht weiter über
rascht. Auch die Königin von Italien
lacht sast nie, ebenso wie es die un
glückliche Elisabeth von Oesterreich
that, die nur ein Lächeln kannte. Da- .
für ist aber die Königin von England
um so mehr für lautere Ausbrüche der
Heiterkeit: wenn sie lacht, zieht sie die
Augenbrauen hoch ' und spitzt den
Mund, dann folgen Lachausbrüche,
worauf nach einer kurzen Pause ein
lautes Ha" zu vernehmen ist. Auch
die Königin von Holland lacht viel
und gern' und zeigt dabei einenMund
voll schöner Zähne.
Was die Bühnengrößen anbelangt,
so haben es besonders die französischen
Schauspielerinnen im Lachen zu einer
künstlerischen Vollendung gebracht.
Die Rejane erzählt so ohne zu sprechen
ganze Romane, während die Avettef
gar mit ihrem Lachen Töne hervor
bringt, die ganz neu sind und die
Spräche der Musik förmlich ergänzen.
Aber auch die deutschen Künstlerinnen
verstehen etwas davon. Agnes Sor
ma, Else Lehmann haben ganz eigene,
wundersame Töne, wenn sie lachen.
Melancholisch klang das Lachen der
Wolter; sie lachte aber dennoch sehr
gern.
Preußische Staatspolitik.
Wie die eben eintreffenden Berliner
Zeitungen vom ersten September mit
theilen, war der von König Wilhelm
dem Zweiten verfügten Absetzung der
konservativen Landräthe, welche gegen
die Kanalvorlage gestimmt hatten ein
merkwürdiger Erlaß des Preußischen
Staatsminrsteriums vorausgegangen.
Derselbe hatte den folgenden Wort
laut:
Die Königliche Staatsregierung,
hat zu ihrem lebhaften Bedauern die
Wahrnehmung machen müssen, daß ein
Theil der Beamten, welchen die Wertre
tung der Politik Seiner Majestät des
Königs und die Durchführung undFör
derung der Mahnahmen der Regierung
Seiner Majestät obliegt, sich dieser
Pflicht nicht in vollem Maße bewußt
ist.
Nicht nur die höheren politischen Be
amten. sondern auch die königlichen
Landräthe dürfen sich in ihrer amtli
chen Thätigkeit nicht durch die Stimm
ungen ihrer Kreise und die Meinungen
der Bevölkerung über die Maßnahmen
der Regierung Seiner Majestät beirren
lassen; sie find berufen und verpflich
tet, die ihnen bekannten Anschauungen
derselben zu vertreten und die Durch
führung ihrer Politik, insbesondere in
wichtigen Fragen, zu erleichtern und
das Verständniß für dieselben in der
Bevölkerung zu erwecken und zu pfle
gen. In allen Beziehungen, in welche
sie durch ihre amtliche Stellung mit
dem öffentlichen Leben gekracht wer
den. haben sie sich gegenwärtig zu hal
ten, daß sie die Träger der Politik der
Regierung Seiner Majestät sind und
den Standpunct derselben wirksam zu
vertreten haben, unter keinen Umstän
den aber auf Grund ihrer persönlichen
Meinungen die Action der Regierung
zu erschweren berechtigt sind.' Sie
würden im anderen Falle durch ihr
Verhalten die Autorität der Staats
merung schwächen, die Einhei:lichkeit
der Staatsverwaltung gefährden, ihre
Kraft lähmen und Verwirrung in den
Gemüthern hervorrufen.
Ein solches Verhalten steht init allen
Traditionen der preußischen Verwal
tun im Widerspruch und kann nicht
geduldet werden.
Wir vertrauen, daß es genügen wird,
die politischen Beamten hierauf mit
Ernst und Bestimmtheit hinzuweisen,
und hoffen, daß nicht wieder ein Anlaß
geboten werden wird, weitergehende
Maßregeln zu treffen."
Donnerwetter. Fräulein, wie kann
man wegen eines einzigen Kusses so
ackränlt sein . . . Wenn Ich immer so
sein wollte!"
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