3n der Raiserstadt Berlin. Börlin. Ogust de stwwte d. Mis. EtaatSicitungs.?!uKspapcr. Neu York 11. S. akrr dik Atlantik. Mistcr Editcr! J Jch un die Fämili fein säs'vn all right l hicr arrcivt. Es war in Rk?epi,qrn am Ticpot an akaunt weil ich im Kognito trävcl vun wkgk you know. Wann mcr be denkt, daß Börkin die Köpittel Zitty von Prciße is, da muß mcr sage: Alle Achtung! Awwer als dcitsche Rcichshaupt stadt hatt Ich eigcnt cich e BiSle mehr expekt. For Jnstcnz die Nuhspäpcrs. Wann Ich aach im ffognito gcträwwclt sein, e Neu Yorker Päper hätt doch wenigstens en Sofiriett) Editcr am Ticpot gchatt un hier Hot liirwerhaupt noch gar nix dcrvo drein gestanne. Was hicr in Teitschland die Bjutti iS. dcS is, daß des Mazct-Kammitti hikrinconutinonsPcrformanceZcssion is. Wo mcr higeht un wo mcr cr kimmt, iiwwcrall musz mcr wicdcr cischrciwc, wic mcr heißt, wie alt mer is, wo mcr hcrlimmt, was mcr for e Bübncb Hot un so fort czctercr. Ich glcich ze wisse, wem sei Büsncß des is, was Ich for e Biisneß habe: Mich wunncrt daß mer nct in die Anmcl dungsblänks creischreiwwe muß. wo mer's her Hot. E anncre Sach, wo mcr hicr aufge falle is, des is wcll des dcrf Ich nct sagc vun wege Prcßfrcihcit un Staats anmalt. Un dann wcll dcs derf Ich wieder nct sagc vun wcge Ausweisung -.in Lcnsur. Un seinclli well Ich dcnk, es is safcr wann Ich Jhne des bei Wort von Mund pörsonclli erzähl, dann Ich will nct in Trowwcl kimme. sunst is cs awwer hicr schr schö, un cspeschclli Hot mer sei pörsoncll Libcrty. enihcu so lang, wie mcr sei Maul hält. Daß Tcitfchland gegc uns (Ich mein gcge die Juneited States) is, dcs is Alles Nansenz. Jcdcr Teitsche hicr, dcr scgt Eim, das; cr die Amörikans hochachte thut. Er dcnkt blos, daß jcdcr AmörikSn e gcborncr Liigncr, Humbugger, Schwindler un Gauner wär. wo mcr nct unner Eid glaabe dcrft, un wo Eim hölzerne Tchinke odcr blcchcrne Lcbcrworscht oder papicrne Aktie (sprich: Stacks), wo nix wie Wasser sein, vcrkaast, awwer sunst is die Stimmung gcge uns e sehr frcind lichcs csprschclli was das Annehme vun Trinkgelder un dcs Charge von hohe Preis wann mcr was kaaft, betrefft. Wann mer awwer for Alles ornlich be zahlt un derzu scgt.. daß mer so was Schönes in seim Lewe noch nct gesche hütt, da kann mcr mit die Leit hicr ganz gut stimme. Es that mer üwwcrhaupt hicr ganz gut gefalle, wann net so viel Amöri küns un cspeschclli Neu Yorkers hicr wür'n. Tadorch. daß so viel Annere hicr sein, da fällt mer gar net so richtig auf. Ich sein heint sogar dem Grocer vun dcr annere Eck äkroß unserer Straß hicr bcgcgnet. Jctzt möcht Ich wisse, was dcr for e Büßncß Hot. nach Juropp ze träwwle un wo er das Geld derzu her Hot. To sollte Sie was drüwmer cncisctzc, daß dcS nct pätiotisch vun die Tutch Amöritüns is, immer hier rüwwer ze träwwle un ihr Geld hier zc verspendc. Tie Leit hawwe doch ihr Geld drüwwe gemacht un da solle sie's aach driiwwe spende. Hab Ich Recht, Mister Editcr. oder hab Ich nct Recht? In meim nexte Tispätschbrief werd Ich mehr in seintiffik Teskriptschen un volkswissenschaftliche Erklärung eigchn. Jor hcint sein Ich so lang Mit Rigards YourS John Ritsch. Esq. Börlin. Ogust de ncinte d. Mts. Mister Editcr! Ticf beschämt sich Ich vor Ihrem A:ig wege Eibildung un Hoffarth. Nämlich Ich hcn immer gedacht, mir wür'n (bei Uns mein Ich die Amöri küns) dcs auscrwähltc Bolk. Jctz. nachdem Ich in Börlin ärreivt scin und scicntiffik völkerrechtliche Wiffcnfchafts jiubie gemacht hcn. da sch Ich ei. daß mcr gar nct drein sein dermit. Well, cs macht mer nct so vicl aus. bikohs. wcil Ich e Tschörmün bin: da scin Ich ja in jcdcm Fall gedeckt. Nämlich die Börlincr. die hawwe mcr crst e Licht uffgcstcckt. was cigcnt lich Tschörmüny (sprich Germany) is. Ich hen es Alles eistecke müsse. Ich war sor Jnstcnz in eine Saloon zum Zeiche ihrer geistige un wirthschaftliche Ucbcrlcgehcit hawwe nämlich die Preuße lauter Bayrische Bierstube for pro mincnte Saloons also Ich war in so cmc Platz un Ich hen des is unner Uns e Bißle blowe wolle dermit. daß Ich en Amörikän scin. da Hot mcr glei e jungcr Tschcntclmän vun e Jahrcrs zwciczwauzig bis neinzchn. wo gesagt bot, cr wär e echter Börlincr un e schinucin Tcitschcr (sci Name war Krapolsky) gesagt, mir Amöriläns wär'n nir wie Jingos und Schowwiniste un Prahlbäns, un wann mir nor emol e schicfcs Maul gcge Tcitfchland zcige thätc. da könnt ei einzige Kompcnie preißische Infanterie die ganze Juneited States dkmolifche. vernichte, annihiläte srrMX wm& P un bifcits vollständig kapt machc un zwar mikaus ze fchießc. ncr bei en Parademarsch im langsame Schritt mit Nachzahle ze präklise. Tie sämmtliche preienle Kompeni Hot dcm junge Jüngling Rccht gcgcwwe. Ich hen also nix mache könne. Tann is so e Zschentclmän in Juni form, e sekenhändiger Leutnant (hier heiße sie's Sckund Luttcncnt) in de Teiälog gcsalle un Hot gesagt, die amörikän Armi war schun aus dcm Grund nix nutz, wcil se leine Idee von Poanl donnör hätte. Es wär vorge kimme. daß e amörikän Käpten un ttompenitschicf aktschclli vun eine be soffene Zifiliste angcrcmpclt worn wär, un er hütt noch nct emol de leichteste Effort gemacht, den Mann tcdt ze steche. Ter sclwige junge Afnsfer Hot grad derfor erzählt gchatt. daß er dorch en ungeheuer schlaue un diplommatik Lei ter an sci verwittwete Mutter dcs Geld, wo fei zwei Schwestern noch als Erb schaft hawwe er Hot ze verstchn gc gcwwe. daß die Mädcher heimlich e Bißle sticke un fenzi Nicdclwork mache, was er awwer of course nct wiffe dcrft, weil dcs e Tchand for die Fümili wär daß er dcs Gcld, Hot er gesagt, dun der Alti erausgeschlage hätt un kon sequcntli an dcm Abcnd e Schö'cher mache werd. (Er Hot aach Schampähn uffmache losse.) Well, es hawwe sich immer noch Leit an dem Teiälog bcthciligt und Ich fein feiuclli ganz drunner dorch gewefe. Enihau hen ich gcfehe. Mistcr Editcr. daß die Teitsche, espcschelli die Preiße. uns üwwer sein. Mit diesem Wunsche sein Ich bei Wcier John R i t ch , Esq. Tie Berliner Weiße" kann mcr ge stöhle wern. Es ncmmt e Tußend Kümmel un acht Brändis. for de Mage wieder in Bälänz zu bringe, wenn mer zwei oder fünf bis nein dcrvo zctrunle Hot. Die ersten Eisenbahnen. Wie allgemein bekannt, hatten die ersten Eisenbahnen stark unter dcr Spott- und Zweifclsucht dcr damali gcn Generation- zu leiden, die in dem Neuen nichts Gutes sah oder seyen wollte. Einige bisher nicht allgemein bekannte Aussprüche theilt die Frkf. Ztg." mit: König Friedrich Wilhelm dcr Tritte war ein großer Gegner dcr ersten geplanten Eisenbahnlinie von Berlin nach Potsdam. Kann mir keine große Glückseligkeit dabei verfiel lcn, ob man einige Stunden früher in Potsdam ankommt odcr nicht," hatte er übelgelaunt bemerkt, als man ihm von dcr Eisenbahn gesprochen, und die gleiche Ansicht theilte der damalige preußische Postmeister v. Nagler. der, über die Aussichten der Bahn besragt, äußerte: Tummes Zeug! Ich lasse täglich diverse sechssiße Posten nach Potsdam gehen und es sitzt Niemand drinnen. Nun wollen die Leute gar eine Eisenbahn dahin bauen! Wenn sie ihr Geld absolut loswerden wollen, so werfen sie es doch gleich lieber zum Fenster hinaus, ehe sie cs zu solchen unsinnigen Unternehmungen hergc-den!" Ter Kronprinz, spätere König Fried- rich Wilhelm dcr Bicrtc, dachte anders. prophetisch hatte er ausgerufen: Die- scn Karrcn, der durch die Welt rollt, hält kein Menschenarm mehr auf!" Friedrich Wilhelm dcr Dritte war zu einer Fahrt auf der Eisenbahn nicht zu bewegen, er fuhr stets im Wagcn nach Potsdam, bis es auf einem Hosfeste zwei Ministern durch ein hinter einem Vorhang absichtlich geführtes Gespräch, das der König hören mußte, gelungen sein soll, diesen von seiner ungünstigen Ansicht zu bekehren. Was mag nur der Grund scin, daß Seine Majestät nie mit dcr Eisenbahn fährt?" fragte der eine dcr hohen Staats beamten. Tas Volk meint, es wäre Furcht vor einem Unglücksfallc." Unmöglich, ein König, dcr in der Schlacht bci Kulm kommandirt hat, dcr kennt keine Furcht!" Aber was kann denn fönst dcr Grund scin?" Ich glaube, daß Seine Majestät schlecht berathen ist und meint, die Ei senbahnen würden den Staat mit zu vielen Schulden belasten." Tann ist es allerdings die höchste Zeit, Sr. Majestät eine andere Mei nung beizubringen." Das dürfte Herrn v. Naglcr gcgcn über schwer halten!" Tas Gespräch that seine Wirkung, am nächsten Tage bereits suhr dcr Kö nig , in Begleitung dcs Kornprinzen nach Potsdam und dcdicntc sich von da an häufig der Bahn. Auch die Behörden betrachteten zu nächst die neue Erfindung" mit unvcr hohlcncm Mißtrauen, denn als einst der Berliner Stadtrath Kcibcl den Zöglingen des Fricdrich-Maisenhauses eine besondere Freude dadurch berci tcte, daß er sie mit dcr Bahn nach Potsdam fahren und dort bewirthen ließ, erhielt er von dcm Berliner Ma gistrat eine Rüge, in die vorwurfsvolle Frage gekleidet, ob er denn nicht an die Gefahren gedacht, denen er die Waisen linder ausgesetzt hätte? Als die von Berlin nach Dresden geplante Eisenbahnstrecke über Prts dam geleitet werden sollte, erklärte das sächsische Komite. daß daran gar nicht zu denken sei. denn die Bahn könnte aus dem in einem Kessel liegenden Potsdam nicht wicdcr herauskommen! Ucbrigens verkehrten die Züge zwischen Berlin und Potsdam nur am Tage, Nachts ruhte der Bctricd dcr großen Gefährlichkeit halber." Ader auch am Tage ?uhr die Bahn fo langsam, daß spöttische Bittschriften an die Direktion geschickt wurden, dcs Inhalts, baß doch endlich die Belästigung der Jahrgüste wahrend der Fahrt durch Bettler auf' hören möchte, vor Allem möchte man auf die Invaliden mit Stelzfüßen achten, welche neben dem Zuge herlie fcn und um milde Gaben bäten. Als ein sichcrcr Prophct erwies sich Friedrich Litt, der grone Nationalokonom. der mit flammendem Eifer, in Wort und chrlst. für dcn Bau von Eisenbahnen eintrat. In einer 183-1 erschienenen Flugschrift beißt es: Turch ein von Berlin ausstrahlendes Eisenbahnsystcm wird diese -tadt zum Zentralvunkte von Teutschland und im Laufe der Zeit zur voye von Paris sich erheben." ferner wies List auf den militärischen Werth der Eisenbahnen hin und be merkte: Eine Eisenbahn durch das Herz von Teutschland nach Köln und die Verbindung mit dcm belgischen Systeme bcdcute mehr, als ein fiegrei cher Krieg; es sei ein wahres Glück für Teutschland, daß Frankreich in diesem Augenblick und vielleicht noch ein Jahr zehnt durch seine inneren Wirren in Schach gehalten werde; es sci schade, wenn diese Zeit nicht benutzt würde. Es würde den Geist der dcutschcn Na tion unendlich erheben, wenn man den Franzosen ein mal vorginge, statt ihnen zu folgen, ja, es könnte sich be geben, daß einst Frankreich und Ruß land sich die Hände reichten, und für einen solchen Fall scicn die Vortheile eines deutschen Eisenbahnsystcms unbe rechenbar!" Der Thee der Herzogin. Nachdem dcr Herzog Silvcstro von Guastalla im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts durch eine Volkserhebung entthront worden war, erwählte das Volk seinen Oheim, dcn Hcrzog de' Te dici. zum Herrscher des Fürstenthums, mit der Bedingung jedoch, daß &iU vcstros jungcr und allerliebster Neffe Filippo d'Averardo dem kinderlosen neuen Herrscher folgen sollte. Ter Thronfolger, der während der letzten Jahre in Piacenza geweilt hatte, traf nun alsbald wicdcr in Guastalla ein und wurde auf das Entgegenkam mendste von dcr ganzen herzoglichen Familie empfangen, mit Ausnahme dcr Herzogin Bcatrice, Gemahlin Sil vcstros. die in Guastalla zurückgeblieben und ihrem Manne nicht in's Exil gefolgt war. um im Geheimen für seine Wie dercinsctzung zu wirken. Man hatte ihr aus ihr Ansuchen gestattet, in Guastalla zu bleiben und sogar ihre ehemalige Residenz auch fürdcrhin zu bewohnen. Tort lcbte sie, völlig vereinsamt und zurückgezogen, stets sür sich allein. Sie nahm niemals theil an den Festen und Vergnügungen dcs Hofes, verkehrte aber auf das Herzlichste mit ihrem Oheim, dcm Hcrzog de' Tedici. der sie wie eine Tochter liebte und ihr immer noch wie eine regierende Fürstin begegnete. Trotz aller Zureden weigerte sie sich aber auf das Entschiedendste. den Thron- folger Filippo anzuerkennen, und dieser hielt sich verletzt im Hintergründe. Ter Hcrzog de' Tedici beschloß endlich, dieser Spannung cin Ende zu bereiten und ersuchte die Herzogin Bcatrice dringend, dcn Thronfolger bei sich zu empfangen. Tie junge entthronte Fürstin gab dem Trängen nach langem Widerstreben nach. Ein großes Fest wurde in dem von Beatricc bewohnten Palast vcran staltet, und Filippo dazu eingeladen. Man hatte ihm im Voraus mitgetheilt, daß dieses Fest kein sehr heiteres fein würde, da jcdc Musik davon verbannt sei infolge dcr trauernden Gemüths stimmung der Herzogin, und daß allein das Kartenspiel die Kosten dcr Unter Haltung zu tragen habe. Auch der ganze Hof und sämmtliche Vornehmen der Hauptstadt waren zu diesem Feste geladen. Am Abend vorher erhielt Bcatrice durch Michcle Valori. einen getreuen Ticner ihres Gemahls, dcr diesen auf feiner Flucht begleitet hatte, die gc Heime Botschaft, daß Silvcstro in Ve ncdig. wohin er sich gewandt, plötzlich verschieden sci. Tie Aerzte hätten cin hitzigcs Ficber als Todesursache ange leben, cs bestehe jedoch der schwerwie cnde Verdacht, daß Silvcstro durch Gift aus dcm Leben geschafft worden sci. Bcatrkc, die mit zärtlichster Liebe an dcm Gemahl hing, war völlig nie dcrgcschmcttert durch diese Unhcilskunde, allein ihrer leidenschaftlichen Natur entsprechend, begnügte sie sich nicht mit der Trauer, sondern wollte den Todten auch gerächt wissen. Bci der Abnei gung, die sie von scher gegen dcn jungen Filippo gehcgt hattc, bedürfte es für sie gar keines weiteren Beweises, daß dieser ihren Gatten habe beseitigen lassen, um sich die Thronfolge auf alle Fälle zu sichern. Trotzdem gewann sie es über sich, bci dem Fcste am folgenden Abend mit vollendeter ' Anmuth und äußerstem Entgegenkommen die Wirthin zu machen. Ja. sie ließ sich sogar herbei, mit Filippo und zwei der vornehmsten Edelleute des Hofes eine Partie zu spielen. Alle Welt war entzückt von ihrer Lebhaftigkeit und ihrem geistvollen Gcplaudcr. - Als das Spicl beendet war, wurde dcr Thee gereicht, und vor die Herzogin stellte ein Tiener eine Platte aus mas. sivem Golde mit zwei T äffen, eine für die Herzogin und die andere für den Thronsolger. Bcatrice goß eigenhändig den würzigen Trank in die beiden Taf sen und mit ihren schlanken, weißen Fingern überreichte sie lächelnd Filippo die eine davon. Tiescr streckte bereits die Hand aus, nachdem er sich dankend und galant vor der jungen Fürstin verneigt hatte, aber plötzlich fühlte er. daß jemand nachdrücklich seine Schulter mit dem Finger berührte. filippo besä eine außergewöhnliche Geistesgegenwart, er begriff sofort, daß dieser Fingerdruck eine Warnung für ihn bedeute. Ohne seine Ruhe und Kaltblütigkeit zu verlieren, ohne daß eine Muskel seines Antlitzes zuckte, erwiderte er das Lächeln dcr Herzogin in ungezwungcndster und freundlichster Weise. Tie Tasse, die er bcrcits ergriffen hatte, aus die Platte zurücksetzend, rief er heiter aus: O, Madame, ich kann unmöglich zugeben, daß Eure Hoheit ncy bemühen sollte, mich eigenhändig zu bedienen." Mit diesen Worten nahm er das kostbare Präsentirbrett in seine Hand, drehte es um und brachte auf diese Weise die von der Herzogin ihm zuge dachte Tasse auf ihren eigenen Platz. Alsdann nahm er seinen Sitz wieder ein und ergriff die zweite Tasse, welche die Herzogin ursprünglich für sich selbst . eingcgosscn hatte, trank aber nicht. Bcatrice wurde leichenblaß, sie warf einen verzweifelten Blick um sich, und eS schien, als verlöre sie die Besinnung. Aber nur kurze Zeit dauerte dieser Zu stand. Rasch gefaßt lächelte sie dem Thronfolger, der kein Auge von ihr wandte, anmuthig zu, ergriff die Taffe und schlürfte langfam ihren Inhalt, ohne eine Miene zu verziehen. Am nächsten Morgen fand man die Herzogin entseelt in ihrem Bette. Man nahm an. daß cin Gehirnschlag in solch plötzlicher, unerwarteter Weise ihrem Leben ein vorzeitiges Ende be reitet habe und fand cin besonders er greiscndcs Schicksalswaltcn und tra gischcs Zusammentrcncn darin, als crst nach mehreren Tagen auch dcr Tod dcs Herzogs von Silvcstro in Guastalla bekannt wurde. Niemand ahnte, ' daß Beatrice seinen Tod an demjenigen, dcn sie übrigens mit Unrecht für seinen Mörder hielt, hätte rächen wollen und dann, als sie dies Vorhaben vereitelt sah. um sich nicht zu verrathen, freiwillig dcm gc licbtcn Gcmahl in's Jenseits gefolgt war. Bon dem eneral Michael Tko vcicw, welcher in letzter Zeit anläßlich dcs Todes seiner Schwester, dcr schönen Herzogin von Leuchtcnberg. wieder mehrfach erwähnt worden ist. erzählt der ruffische Oberst Wonlarlarsky, dcr am Feldzuge 18771878 als Ordon-nanz-Offizier des Obcrst-Eommandi-rcndcn Großfürsten Nikolaus theil nahm, in seinem soeben in Paris cr schiencncn Buche ..Souvenir d'un ofticier d'orclonnance" manchen charakteristischen Zug. Es war wäh- rend der Belagerung Von Plewna. al Wonlarlarsky eines Tages vom Groß- sursten den Austrag erhielt, nch zu Skobelew zu begeben und ihm und seinen Truppen die Anerkennung des bcrvcscylshabers m einen külmcn Vormarsch auszufprechen, durch dcn cs skobelew gelungen war, feine Position bis dicht an diejenige der Türken vor- zulegen, Ter Gcneral, dccn Toll kühnheit schon damals in dcr ganzen Armee sprichwörtlich war. schlug dem Abgesandten dcs Hauptquartiers vor, mit ihm zusammen die ganze Stellung abzureiten und so sämmtlichen in den Schützengräben befindlichen Soldaten seinen Austrag auszurichten. Tas geschah zu Pferde, im Schritt, und zwar aus der dcm Feinde zuge wendeten Seite, während die Mann schaftcn in den Gräben präsentirten. Natürlich ließen die Türken sich nicht die Gelegenheit entgehen, auf die nur 500 Meter entfernte Eavalcade zu feuern, und so wurden denn auch wäh rend dcs kurzen Umrittes on dcn clf Mann der Eskorte zwei verwundet; ganz nutzloser Weife, wie unser Gc währsmann mit Rccht bemerkt. Aber Skobelew liebte es. die Offiziere, die man vom Stäbe zu ihm schickte, unter dcm feindlichen Feuer spazieren zu füh rcn. Gleich Murat war auch cr in der Schlacht immer tadellos gekleidet, par fumirt und frisirt. Seine Soldaten hielten ihn sür unverwundbar. Er selbst that alles, um sie in diesem Glauben zu bestärken, und als ihn cin mal ein Granatsplitter traf, war feine eifrigste Sorge, ihnen dies zu verhcim lichen. Auch Obcrst Wonlarlarsky bekennt, daß niemand sich dem eigen thümlichcn Zauber entziehen konnte, welchen die Eigenart dcs ebenso tapfe rcn wie excentrischen Generals aus übte. Tie zwecklose und prahlerische Promenade auf dcn Wällen von Plewna hatte nichtsdestoweniger durchaus nicht seinen Beisall. Napoleon und die Katzen. Es war im Jahre 181',, und das Schiff, das den Gewaltigsten Europas nunmehr nach St. Helena in die ewige Verbannung führen sollte, lag zum Auslaufen bereit, als irgend ein lusti ger Geist sich in Ehester und den um liegenden Städten folgenden Scherz erlaubte: Turch ein außerordentlich gut verfaßtes Plakat forderte er sämmtliche Leser auf, sofort bei dcm Schiffskom Mandanten alle Katzen adzulicscrn. wcil auf Samt Helena so unzählige Ratten lcdten, daß sie eigentlich alles, was nicht niet und nagelfest war, sofort zernagten. Napoleon würde darum, wenn nicht durch Einführung von min bestens 10.000 Katzen radikale Abhilft gegen diese Landplage geschafft würde, sicherlich auf diesem öden Eilande nicht leben können. Zum Schluß ward für jede abgelieferte gesunde Mies fol gcndcr Tarif bekannt gemacht : Für Kater je 16, für ausgewachscne Katzen je zehn, sür kleine Katzen je zwei Schil ling, und für solche kleine Katzen, die noch nicht selbst zu fressen verständen. ik 10 Pences. welche der Stadt- kassircr bei der Ablieferung sofort in Baar auszahlen werde! Natürlich gab es Thoren genug welche dic Proilama tion ernst nahmen, und besonders wa ren es die umwohnenden Bauern, welche sofort mit allen verfügbaren Katzen auf dem Markte erschienen, wo sie zu ihrem Befremden erfuhren, man habe sie gröblich geäfft. Fast alle ließen in der ersten Aufwallung die Thiere laufen und zuletzt rotteten sie sich zu sammen, und cs fehlte nicht wenig da ran. daß sie das Rathhaus gestürmt und verwüstet hätten. In Ehester liefen etwa 4000 Katzen herum, welche nach und nach erlegt werden mußten. Bei dem sogenannten Katzcntumult", un ter welchem die englische Spezial geschichte diesen Zwischensall verzeichnet hat, sind nicht weniger als 30 Personen erheblich verletzt worden. Obwohl die Polizei auf den Thäter einen Preis von 50 Lstrl. aussetzte, ist es ihr doch nie mals gelungen, ihn zu ermitteln. Ter todte Soldat. Bon Joliann abricl kkidkl. Auf ferner, fremder Aue Ta liegt ein todter Soldat, Ein ungezählter, vergeff'ncr, Wie brav er gctämpft auch hat. Es reiten viel Generale Mit Kreuzen an ihm vorbei; Tenkt keiner daß, dcr da licgt. Auch wcrth eines Kreuzleins sei. Es ist um manchen Gesall'ncn Viel Frag' und Jammer dort, Doch sür dcn armen Soldaten Gibt's weder Thräne noch Wort. Toch ferne, wo cr zu Hause, Ta fitzt bcim Abendroth, Ein Vater voll banger Ahnung, Und sagt: Gewiß,' er ist todt!" Ta fitzt eine weinende Mutter Und schluchzt laut: ..Gott helf',' Er hat sich angemeldet: Die Uhr blieb stehen um Elf!" Ta starrt cin blaffcs Mädchen Hinaus in's Dämmerlicht: Und ist er dahin und gestorben, Meinem Herzen stirbt er nicht!" Drei Augenpaarc schicken. So heiß es ein Herz nur kann. Für dcn armcn todten Soldaten Ihre Thräncn zum Himmel hinan. Und dcr Himmel nimmt die Thräncn In einem Wölkchen auf. Und trägt es zur fernen Aue Hinüber in raschem Lauf; Und gießt aus dcr Wolke die Thräncn Auf's Haupt dcs Todten als Thau, Taß er unbcweint nicht liege Auf ferner, fremder Au'. Tie ttronen der Königin Bictoria. Tie Königin von England besitzt im Ganzen drei Kronen, die aber nur bci den seltensten Gelegenheiten benützt werden. Bci dcn vielen öffentlichen Funktionen, die die Königin anläßlich lyrcs ictzicn Gcvurlsiagcs zu crsullcn hatte, war nur bei einer einzigen Gc lcgcnheit ihr Haupt mit einer Krone gc'cymual; vcl dem großen Empfang bei Liofe. den sie aeben mukte. Die Krone, welche die Königin damals trug, ist vierzig Jahre alt und wiegt acht Unzen. Sie ist aus lauterem Gold und mit einer Unzahl von Diamanten übersät. 2673 weiße Diamanten und 523 rothe Edelsteine zieren die Krone. Vor dieser Krone besaß die Königin einen Goldreif, welchen man noch auf ihren ältesten Porträts bemerken kann. Tie Juwelen dieses Reifes waren schr kostbar und gabcn im Sonnenlicht ein prachtvolles Farbenspiel. Tiefes Diadem und noch ein anderes von ähnlicher Machart wurden benützt, wenn die Königin mit einer feierlichen Ansprache das Parlament eröffnete. Jedesmal aber, wenn die Köniain im Oberbaus? erscheinen wollte, würde die Staats- irone seierticy aus dcm Aufbcwah rungsraum im Tower von London geholt und der Königin auf einem Sammctkissen präscntir't. Tie Krone ist vor 100 Jahren verfertigt worden und kommt außer bci der erwähnten Gelegen- hcit nie aus ihrer Gefangenschaft im .cwcr ycraus. ckine Frage. Ben Akiba sagte einmal: Alles ist schon dagewesen?" Hat er schon eine Wasserhose mit Bügelfalten gesehen?" Nebcrraschiing. Junge Frnu (zum Ehemann, dcr zum crstcn Mal, scit seiner Vcrhci rathung, im Wirthshaus war): Was, jetzt um 10 Uhr kommst Tu erst, Tu Bruder Lüderlich!" Mann starr): Großer Gott und ich wollte mir den Hausschlüssel holen!" Z?zUac'l'rZch. Herr: Ich bin Ehcf eines Aus-tunfts-Burcaus!" Backfisch: Ach. da haben Sie'S ja schr bequem, wenn Sie 'mal Auskunft über sich haben wollen!" Unmusikalisch. Frau: Mcin Husten ist doch zu schrecklich!" Musiker: Ja. und mir ist er noch vicl schrecklicher wie Tir Tu hustest ja immer eine ganze Oktave zu hoch!" Entschuldigung. Richter (zum Angeklagten): Sie haben sich eine Flasche Wein gekauft, und mit falschem Gcld bezahlt?" Angeklagter: Ich bitte, Herr Rich- tcr. dcr Wcin war auch nicht echt!" Uux Chemiker. Freundin: Hast Tu es denn schon mit Thränen versucht?" Junge zzrau: Natürlich!" Freundin: Und?" Junge Frau: Er nahm mir das Taschentuch 'weg und ging damit auf sein Zimmer um die Thräncn zu analysircn!" Aufgescffen. A. : Sie, der Meyer spricht dcn ganzen Tag hintcr dcm Rücken seiner Frau!" B. : Warum denn?" A. : Wcil er den ganzen Tag mit ihr Tandem fährt." 2?csbaft. Madame (zur Köchin): Was Sie heute wieder für eine Auswahl von Speisen haben! Marie, ich glaube, Sie kochen für jeden Bräutigam" extra!" Aufrichtig. Herr (zur Sängerin): Haben Sie, Verehrtcste, viele Schwierigkeiten ge habt beim Erlernen Ihrer schönen Kunst? Sängerin: O ja! Mit meinen Nach barn. Im j?arfümeriekaden. Kunde: Tas letzte mal gabcn Sie mir Patschuli, doch dcr roch nach Branntwein!" Eommis: Unmöglich, meine Gnä digc, da müssen Sie sich vcrrochen haben!" Stoßseufzer. Tie Sclma vom Ballet hat mir heute ihre Liebe geschworen. Ob man an ihre Licbc glauben kann, was mei ncn Sie?" Oh ja. ich habe auch schon mal d'ran glauben müssen!" Darum. Tu. Stcrnfeld. hast Du vielleicht einen überflüssigen Fünfer, den Du nit brauchst? Leih mer'n." Mit Vergnügen. Ta hast 'n." Wie heißt, den erkennt mer doch auf'n ersten Blick, daß er falsch ist." Nu, darum brauch' ich ja den Fün fcr nicht." Lelistt'en'ußt. Tochtcr dcs Hauses (auf dcm Balkon eine Blume abzupfend): Er liebt mich, liebt mich nicht, liebt mich " Leutnant (der unbemerkt hintcr sie getreten ist. sie umarmend): Jawohl, cr liebt Sie. geschätztes Fräulein." Standesgemäß. Hcrr (zu dcr eben von einer schweren Krankheit genesenen Baronin): Ge statten Sie mir. dcr Freude über Ihre Genesung Ausdruck zu geben, umso mehr, als ja Frau Baronin fast am Rande Ihrer Familiengruft schwebten." Der böfiiche Sträfling. Turchlaucht befindet sich auf einer Inspektionsreise und besucht cin Ge fangencnhaus. Als er in die Zelle eines Schwerverbrechers tritt, springt derselbe von feiner Pritsche auf und spricht: Tarf ich Ihnen vielleicht mei ncn Platz anbieten?" 23cini Schiedsrichter. Ticncr: Im Vorzimmer streiten sich die Parteien Müller und Schulze; Müller hat den Schulze einen Ochsen, und Schulze den Müller einen Esel gc heißen! Schiedsrichter: Na, lassen Sie's nur die sind ja heut' da. um sich zu vcr gleichen. Unfehlbarer Maßstab. 1. Hcrr (auf dcr Soiree zu einem Bekannten): Wie groß ist wohl der Altersunterschied zwischen den beiden Töchtern dcs Commcrzienrath? 2. Herr: Ich weiß es nicht gcnau, aber er muß ziemlich groß fein, denn die Eine bekommt 80.000 und die Andere 150.000 Mark Mitgift. Generöser Gast. Einsanimclnde Sängerin (zu einein Gaste, dcr bcrcits eine Stunde dem Konzerte zugehört hat): Darf ich bitten. Gast: Bin ja eben gekommen. (Nach einer Stunde erscheint die Sängerin wicdcr): Darf ich bitten. Gast (ganz entrüstet): Aber Sie sind doch eben erst dagewesen. Lin guter Ratlz. Ede: Nu sollte ick so nothwendig an meinen Bankier tclcjrafircn und habe keinen Pfennig in dcr Tasche." Lude: Schafskopp. tclcjrafiredoch ohne Draht!"