Der Haß im lvinkcl. tfmt vr:ä!lung von Tictiid) ! Heden KlauS- chlüter. der 3 ohn des Bauern vom Winkel, war zum Militär ausgk hoben worden und sollt? zu den Garde du-Eorvs nach Potsdam lommcn. (sin freudiaer Stolz schwellte ihn. .Lophie." sagte er zu seinem Tchaß. der Tochter des dem Winkel benachdav ten Großbauern Arp, das ist. was ich mir aewünscht bade!- Und kurz vor dem Abschied: Ehe ich nun gehe, will ich um Trine Hand anhalten und auch mit meinem Vater sprechen. .3, Sophie?" Tas große blonde Mädchen stand zaghaft. .Ja. Klaus. Aber Tein Vater wird nein sagen, ganz gewik." So, wird er?" Klaus reckte sich trokia auf. Tas kann er: aber uns trennen, das kann er nicht!" (5r sah dem Mädchen warm und offen in die blauen Augen. .Tophie. Tein Batcr hat nichts gegen mich: er hat es nicht gesagt, aber ich weiß es. Komm', ich bring' Tich heim und frage ihn geradeaus. Und mit seinem Ja gehe ich dann nach dem Winkel und sag', daß ich Tich gern hab', und daß Tu meine Frau wirst." Ja. wenn Tu willst " TaS hab' ich schon gemerkt." der sicherte Jochen Arp einfach und freund lieh, als der reckenhafte Nachbarssohn vor ihm stand. Ja, und hab' nichts dagegen, mein Jung. Aber Tein Batcr, Klaus! Tu kennst ihn ja und das wird noch einen Tanz setzen, fürcht' ich " Klaus ergriff Arp's Rechte. Ich danke Euch, Vater Arp. Und wenn mein Vater nicht will Grund hat er nicht da hab' ich einen harten Kopf so gut wie er, und mein Ja hält fester als sein Nein." Man nicht so zuversichtlich," warnte Arp. Tein Alter war all sein Lebtag ein Qucrkopf und ist nicht weicher ge worden, feit Teine Mutter todt ist. Und wenn er nicht will: zureden oder zwingen lassen wird er sich von Nie mand. auch von Tir nicht." Ihr könnt recht haben. Vater Arp. Aber ich bin kein Busch, der sich biegen und stutzen läßt. Sophie hat mein Wort, und dabei bleibt es." Und Tu hast meines, Jung', und dabei bleibt es auch. Aber pack' Deinen Alten sachte an, 's ist besser. Willst Tu heute noch " ..Ja, gleich." Arp nickte. Wie Tu meinst, Jung. Lange fackeln nützt ja schließlich auch nichts. Na, dann komm' beute Abend und sag' uns Bescheid, Klaus. Und wann mußt Tu fort nach Potsdam?" Uebcrmorgen." Echt fix, Jung. Aber das glaub' ich, daß sie so 'n schmucken großen Menschen, wie Tich. da brauchen kön- nen. Und stehen wird Tir der weiße Rock und der Adlerhclm ich bin schon ordentlich neugierig, Tich darin zu sehen. Meinst Tu, daß Tu nach einem ayr mal kommen kannst?" m . -t c .'caiurncy lomme ich. und mein Bild, das schick ich bald." Klaus begrüßte die herbeigerufene Bäuerin und freute lich ihres offenen, herzlichen Wohlwollens. Tas ist man gut. Klaus, daß Tu sie willst," sagte die Frau angeregt. Tie Tirn ist ja auch so lang gerathen, daß ich außer Tir gar keinen Menschen für sie gewußt hätte. Aber zu Tir Hochhinaus paßt sie. Wenn blos Tein Alter erst sein Amen gesagt hätte " Ich hoffe darauf." versicherte Klaus, verabschiedete sich von den Eltern und der Braut und ging gerade über die Felder nach dem Winkel. Ter Winkel lag versteckt. Wer in der Gegend nicht Bescheid wußte, konnte lange nach ihm suchen. Tie Landstraße führte in der Ent fcrnung von einer Viertelstunde an dem Anwesen vorüber; ein schmaler Feldweg bog von ihr ab. lief zwischen Hasclinicks nach dem einsamen Gehöft und fand..auf diesem sein Ende. Ter Umstand, daß das Gehöft in langem, spitzem Winkel in eine Buchen Waldung hineinstieß, hatte ihm den Namen gegeben. Zwei große Scheu nen und einige Nebengebäude lagen im Schatten der mächtigen Buchen, und ein um das behäbige Wohnhaus sich ausdehnender umfangreicher Obstgar ten schloß den Hof auch nach den Fcl dcrn hin fast waldartig ab. Klaus Schlütcr hatte kein Auge für seine Umgebung. Er merkte kaum, daß sich das Laub an Büschen und Bäumen stark herbstlich zu färben und zu lichten begann und am Himmel flatternde Sturmwolken aufzogen. Ter Abschied von der Geliebten, die Neu gier auf die Ticnstzeit und die bevor ftcher.de Auseinandersetzung mit dem Vater füllten ihn mit einem Gewirr rasch wechselnder Empfindungen. Jürgen Schlüter, der Bauer vom Winkel, stand in dem breiten Einfahrt thor des Wohnhauses, hielt den Ta- daksbeutcl in der Hand und stopfte sich eine Pfeife. Er warf einen Seitenblick aus den wacrhcllen Augen auf den Sohn, setzte ein Schwefclholz durch Reiben am Hausthor in Brand und entzündete paffend die Pfeife. Klaus blieb vor ihm stehen. Ich habe mit Tir zu sprechen, Vater. Hast Tu Zeit?" Ter Bauer musterte ihn mißtrauisch, beherrschte sich jedoch und entgegnete glcichmüthig: .Ja. Komm in die Wohnstube.' Sie traten an eins der beiden Fcn stcr des altmodisch behaglich eingerich tctcn Gemaches und standen sich ziem lich dicht gegenüber. Ihre außergewöhnliche Größe, die hohe, kühne Stirn und der Ausdruck der Energie in den männlichen Gcsich tern verlieb ihnen eine unverkennbare Familien und Eharaktcrühnlichkeit, wenn auch die Züge deö Jüngeren wel cher waren als die des Alten und seine Gestalt schlanker und geschmeidiger, Ehe ich die lange Zeit fortgehe Vater." begann der Sohn, wollte , Tir sagen, daß ich Sophie Arp gut bin und mich mit ihr versprochen habe." .So?" Jürgen Schlüter behielt die Pfeife in der Hand und kniff die schmalen Lippen aufeinander. Ihr Vater hat mir fein Ja gcge den," fuhr Klaus fort. So!" Tu kannst gegen das Mädchen nichts einzuwenden haben und gegen ihre Eltern auch nicht, und darum wollte ich Tich bitten, Vater auch Ja zu sagen." Nein!" erklärte der Bauer kalt und trocken. Taraus wird nichts," fügt er hinzu. In das Gesicht des Jüngeren stieg ein Roth. Warum nicht?" fragte er äußerlich ruhig. Tas könntest Tu selber winen Wenn Tu nach drei Jahren die Zwangsjacke wieder ausgezogen hast, wird sich eine andere Frau finden, die nicht ihre Gesinnung wechselt, wie ihre Kleider, und die nicht ihre Heimath verleugnet, wies Mode geworden ist!" Klaus verstand. Tas war der Haß vom Winkel, der den hartlöpsig nach tragenden Bauern von den Taufenden seiner holsteinischen Standesgenoffen isolirte, seit der Hohenzollcrn-Aar seine Schwingen schutzend über das frucht bare Land ausbreitete, dessen beste Söhne vor einem halben Jahrhundert Gut und Blut gegen die gremdherr schaft eingesetzt hatten. Tas war der Haß, der Jürgen Schlütcr, den Vater des Bauern, in den blutigen Kämpfen auf die Seite der Tönen getrieben und der ihn gespornt hatte, den Fanati, mus in die Brust des Knaben und Jünglings zu pflanzen, daß er über das Grab des Alten hinaus vorhielt und ein Leben, das sich gut und glücke lich hätte gestalten können, unheilvoll beeinflußte. Ich weiß." stieß Klaus hervor Aber ich theile Teine Anschauungen nicht und halte sie für ungerecht " Tas verstehst Tu nicht!" Klaus ließ sich nicht beirren. Wer ist nach auf Tcincr Seite? fragte er. Sich Tich doch um in der Gemeinde und überall, wo Tu Lusi hast: Kein Mensch denkt daran, die alten Zeiten zurückzuwünschen." Tas ist ja eben das Traurige!" sagte der Bauer. Und die Arps sind unter den ersten gewesen, die den Man tel nach dem Wind gehangt haben und die Tochter dicker Abtrünnigen ist mir für meinen Hof zu gering. Tu sollst Tir ein Weib nach meinem Sinn nehmen, und wenn die um Euch her dann die Achseln zucken wie über mich sie brauchen Euch ja nicht zu kommen, sie können sich ja euretwegen über ihre Narrenmutze freuen, so viel sie wollen, oder können sich zum Henker fchccren, oder anders wohin. Mann ist Mann, der steht nicht rechts noch links, der geht gcradedurch. Und wenn sie Tich meiden, wie sie mich gemieden haben: nicht den Nacken beugen, mag's biegen oder brechen! Und zum Kuckuck mit dem ganzen Pack. Nein, sag ick, und das Wort bleibt gelten!" Tas Wort nicht, Vater. Aber nach Teinem Rath will ich handeln: Ich gehe auch gcradedurch, nach meinen Kopf, Nicht nach Temcm." Jurgen Schlütcr lachte verächtlich auf. Lasz Tir erst den Wind im bun ten Sklavcnrock um die Nase gehen; dann sprechen wir uns wieder." Klaus war an solche Aeußerungen gegen oas veryaszie ,Prcuszcnycer ge wöhnt, aber nun er in eins dcr stolze- slcn Regimenter eintreten sollte, fühlte er den. Stachel des väterlichen Hohnes tiefer und schmerzlicher als früher. Tcnnoch zwang er sich, den Ausfall zu ignoriren. opyie rp uno icy werden ein Paar." bcharrte cr; daran ändert keine Zeit. Wenn die Tirn auf meinen Hof kommt, zag ich ste mit Schimpf da- von!" Ta dürste ich vielleicht dabei sein. Vater" Kindskopf!" schrie der Alte. Pack Teine Sachen und komm' mir nicht unter die Augen, solange Teine Vcr nunst betteln geht. Meinst Tu, ich streit' mich lang mit Dir herum? Tie Arp ist nicht die ist für mich gar nicht da. Und Tu Tu bist für mich auch nicht da, solange Tu Tu verstehst mich schon. Hier" er trat an einen Schreibsckrctär, schloß auf, entnahm einem Fach einen Leinenbeutel 'mit Geld und hielt ihn dem Sohn hin hier hundert Thaler gebe ich Tir mit und am Ende eines jeden Monats will ich Tir fünfzig nachsenden, denn Tu sollst kein Hungerleider sein. Aber Tcinen Besuch will ich nicht in den Jahren und wenn Tu zurückkommst: laß den bunten Plunder, wohin er ge hört und komm mir wieder im schlichten BaucrnrockI" Meinen Besuch willst Tu nicht? fragte Klaus gereizt. Hm nein." Ter Alte lenkte doch etwas ein. Tas heißt, kommen kannst Tu; aber wie Tu vor mir stehst! Weißt Tu. was ich damit sagen will?" .Ich soll nicht in Uniform kom men?" .t'Irad' das." .Tann überhaupt nicht!" Im Winkel bin ich der Herr! Und wenn" die Augen des Alten glitzerten hart ein Krieg hereinbrechen und sie Tich verkrüppelt oder todt herschicken sollten in dem bunten Popanz hab' ich keinen Platz für Tich!" Klaus nahm das Geld nicht an, drehte sich empört um und schritt hin aus. Auf dem Arp'schcn Hof berichtete er zornig. Klaus, entgegnete Jochin Arp über legt, ich habe keinen Sohn, ich werde für Tich sorgen. Und wenn Tein Vater bei feinem Starrsinn bleibt, so komm zu uns." Er schwieg und sann. Mein Jung," mahnte er dann, geh doch im Guten. Tein Vater ist alt und verbissen. Aber meinst Tu nicht auch, daß er nicht schlecht ist?" Nein, nicht schlecht," wiederholte Klaus und erfaßte das winzige Zuge ständniß mit aufquellender Weichheit. Er ist Tein Vater, und was er Tir angeboten hat, ist gut gemeint, das mit dem Gelde, Klaus." redete auch das Mädchen zu. Es bleibt die Brücke zwischen euch, und darum nimm es an." Soll ich?" fragte Klaus noch zögernd Ich glaube auch, daß es besser ist," setzte er langsam hinzu. Er hat im Haß gesprochen, und der ist nicht zu wägen. Ich will gut von ihm gehen, und wenn ich dann komme, wer weiß, wie er mich aufnimmt." Ostern. Frühe Ostern nach spätem Winter. Tie Knospen an Bäumen und Büchschen waren noch braun und win- zig und wollten sich von dem kalten Sonnenlicht nicht hcrvorlocken lassen. Kein Vogelfang in Wald und Gar- ten; eine freudenlose Stille rings in dcr Natur, die nach den Wintcrstürmcn dem Frühlingsfricdcn noch nicht traute. Ein Hühncr-Habicht kreiste bcutclüstern über dem Winkel und erschien als die Verkörperung des Unheils, das in der Luft lag und möglicherweife nieder gehen konnte. ,Licber Vater," hiess es in dem Bricfc, ich bin noch immer zufricdcn, und jc mchr ich mit dem Dienst ver traut werde, um so leichter wird er mir. Die Vorgesetzten wollen mir wohl, mit den Kameraden komme ich gut aus, und so habe ich über Niemand zu klagen, aber vielen zu oanicn. Meinen Vorsatz, mich Photographiren zu lassen, habe ich endlich durchführen können. Ich sende Tir ein Bild, und ich glaube, daß es Tir gefallen wird Auch von meinem Fucvs lege ich ein Momentbildchcn bei, das ein Kamerad mit seinem kleinen Apparat für mi aufgenommen hat. Jeder pflegt zwar zu behaupten, daß er das beste Pferd in dcr Schwadron habe; ich glaube aber, meines ist wirklich das beste. Ein prachtvoller Goldfuchs, wild und feurig, aber dabei gehorsam und anhänglich Mich kennt er auf hundert Schritte, spitzt die Ohren und reibt, wenn ich herangekommen bin, den Kopf an mci- ncr Schultcr teht dic Winter aal im Winkel gut. und gibt die onnc schon ein bischen Wärme? Hier scheint dcr Winter immer noch allerlei vergessen zu haben, daß es nicht von dcr Stelle will draußen und wcdcr warm noch grün werden. Aber Pfing- sten, da wird es anders aussehen, und da wird mich alles doppelt freuen, wenn ich Urlaub bekomme, wie ich hoffe." Tankensworte für die Gcldsendunqcn und herzliche Grüße bildeten den Schluß des Schreibens. Jürgen schlüter betrachtete die Photographie des Fuchses mit Inte reffe. Tann griff er zögernd nach dem dünnen Umschlag und ließ es auf den Tisch sollen. Sein hartes Gesicht versteinerte sich. Ter Junge in der vcrhaßtcn Uni- sorm, dcn Aotcrycim aus dem stolzen jugendlichen Kopf! Jurgcn Schlütcr falzte das Bild, chlich in die Küche und sah sich scheu um. eins dcr Mädchen war zugegen. Mit hastigem Wurf schleuderte er das Bild in das Herdfeuer Aber er blieb wie angewurzelt stehen, und ein heftiges Erschrecken malte sich in feinen Zügen. Plötzlich stürzte er an das Feuer, griff hinein und holte das Bild wieder heraus. Er kehrte in die Wohnstube zurück, athmete tief auf und suchte Ruß und Asche, die sich an den Karton gesetzt hatten, durch Reiben mit dem Rock ärmel zu entfernen. Er war nicht abergläubisch nem, er betheuerte es sich selbst. Aber dcr Gedanke hatte ihn jäh beängstigt, daß er mit dem Bilde da, das die Züge sei ncs Sohnes trug, ein Stück von dem Jungen selbst verletze und entweihe und revlcrisch ein Unheil sur ihn heraus- beschwöre. Er dachte an eine Legende vom rothen holsteinischen Grafen vom Joch, der im Jähzorn das Bildniß seiner dcr hm geflohenen Gemahlin geschossen und eine Stunde später erfahren haben sollte, daß ein plötzlicher Hcrzschlag zu genau der Zeit des Schusses ihrem Leben ein Ende gesetzt hatte Jürgen Schlütcr suchte einen Zei tungsboaen hervor, packte still das ge säuberte Bild hinein und verschloß es in einem Fach seiner Schreibschatullc. Er war nicht aberglaudiich. er wie verholt es sich; er athmete aber doch be freit auf, daß ihm die Bergung des Bilde? noch rechtzeitig gelungen war. Nachdem er auch dcn Brief wegge tchloslcn hatte, machte er einen Weg über die Gelder Tie Wintersaat stand gut. Jawohl! dachte er in Erinnerung an den Brief. Freilich Pfingsten zu Pfingsten würde ein anderes Grün Feld und Wald verschönen! Pfingsten! Wie schnell die Wochen gingen, und wie bald das lebensfreudigste aller Feste da war! Ich komme am Freitag, Klaus." lautete eine Tcpcschc. mit dcr der Urlauber scine Ankunft meldete. Ter Bauer kramte unruhig in dem Koffer seines Sohnes, wählte unter den Anzügen dcn besten aus. packte ihn ein und sandte ihn mit einem kurzen Brief durch dcn Vorknccht nach dem Bahnhof. , Tu bringst das Packet in den Gast- hos und giebst Klaus dcn Brief." sagte er zu dem Knecht. Tann wartete er, wartete in schwerer Sorge, die ihn Haus und Hof und Garten ruhelos durchwandern licsz. Um drci Uhr licf dcr Zug ein; um die fünfte Stunde war weder Klaus da noch der Knecht zurück. Jürgen Schlütcr wischt sich den Schweiß von dcr Stirn. Sollte der Junge sollte er wirklich nicht kommen wollen? Nicht anders als als Jürgen fand kein höhnisches oder wegwerfendes Lachen; es lag ihm blei schwer in den Gliedern und dcr Kopf summte ihm. Er sah vom Hofe aus dcn Feldweg entlang; aber nichts war zu entdecken. als fern eine weibliche Gestalt, die ihn nicht interessirtc. Er ging in dcn Pferdcstall und tat schelte cincm Schimmel dcn Hals, dcn Klaus gern geritten hatte. Ober ob er er widerstrebte selbst dem Ge danken satteln und nach dem Bahn hos reiten oder einen zweiten der Knechte, die bald vom cidc veimiom- men mußten, hinsenden sollte? Nein, entschied er. Noch nicht. Noch mußte er warten. Er brauchte ja auch nicht allein an dcn Starrsinn des Soh ncs zu denkcn; dcr Junge konnte ja auch den Zug versäumt haben oder durch das Umkleiden autgcyanen wcrocn. Oder war er da war er bei den Arps? Tann hätte doch der Knecht zurück sein müssen, und dcr kam auch nickt Jürgen Schlüter erschrak heftig, at er wieder auf den Hof trat und vom Feldweg her Sophie Arp sich ihm erhitzt und bastia nähern sah. Die brennende Frage beängstigte ihn was gerade die die wollte, die er am allerwenigsten erwartet halle Tas große, schöne Mädchen stand vor ihm: ihr Busen wogte; ihr Antlitz war dleicki und ibr blaues Auge ruhte mit leidig auf dem Bauern. Mitleidig, ja das erkannte auch Jürgen; nicht befan gen, nicht scheu oder surchtsam, auch nicht bittend: nein, mitleidig, rührend weich und mitleidig. Ein bittern kam über dcn Bauern Um Gottcswillcn, was was ist?" stieß er athcmlos hervor. Baucr. scid stad." cntgcgncte 0- phic Arp mit tiefem Beben in der Stimme. ..Klaus kommt. Er er hat Unglück gehabt. Ter Zug ist aus dem Geleise gekommen vom Damm auf's Feld hinunter ein paar Wagen" sie kämpfte gegen ein 'Schluchzen ein paar Wagen sind zertrümmert. Klaus ist verletz: Nicht gefährlich. Baucr. Gleich brin aen sie ihn und ein Arzt kommt mir. Jürgen Schlutcr s Augen schwam- men: alles um tan yer lanzie uno er wäre hingeschlagen, wenn das Madchen nicht zugesprungen wäre und ihn ge halten hätte. Jung." murmelte er hci'cr, Jung Jung Nach langen Minuten faßte cr sich. Tirn," wandtc cr sich an -ophie, todt?" Gott sei Tank, ncin, Baucr i" ..Ge gefährlich ?" Sophie antwortete nicht. Sic hattc die Frage fast überhört, denn ihre Auf mcrksamkcit richtctc sich auf dcn düstcrcn Zug, dcr ebcn vom Feldweg auf dcn Hof einbog. Die Träger legten, als sie dcn aus sie zufchwankendcn Bauern gewahrten, dic Bahre niedcr und traten zur citc. Jochen Arp suchte dcn Eindruck mildern. Nicht schlimm, Jürgen," rief er dcm Bauern zu. Nein, nicht schlimm." wiederholte er versichernd. Klaus lag in dem wcircn Wasscnrock. dcr an dcr rechten Schultcr zcrrissen und mit Blut durchtränkt war. Der blin kendc Adlerhclm stand zu seinen Füßen, dcr Säbel lag ihm zur &cttc. Der Baucr knietc an dcr Bahre hin und faßte tastend nach des Sohnes Hand. Klaus Klaus!" stotterte cr, vcr gieb, vcrgicb mir! Tcnk nicht mchr, was ich was ich gesagt habc! Gott im Himmcl kein Kricg und doch mcinc Schuld meine Strafe! Klaus wo wo fehlt's?" forschte er angstvoll. Klaus versuchte zu lächeln. Ter Helm, Vater ich hatte ihn eben ausgesetzt hat dcn Hauptstoß abgehalten." .Die Wunde erfordert Zeit zur Hci lung." mischte sich der Arzt ein. und Ihr Sohn ist schwach in Folge der Schmerzen. Ader eine Gcsahr iur das Leben besteht nicht und ein Krüppel wird Ihr Sohn auch nicht. Ich bin mitgekommen, um Ihnen daZ zu Ihrer Beruhigung zu sagen. Jctzt aber: Ruhe für Sie und für Ihren Sohn." Er griff nach dem Helm und zcigte auf eine tiefe Beulung. .Wenn der nicht gewesen wäre. Baucr. ich" er sprach niit nachdrücklicher Betonung hätte wohl keine Hilie mehr bringen tön nen!" Ter Alte richtete sich auf und sein suchender Blick traf auf Sophie. Tirn," redete er stockend, magst magst ihn pflcgcn ?" Ein freudiges Nicken war ihre Ant wort. Tann komm!" sagte dcr Bauer, nahm feicrlich den Säbel von der Bahre, bot dcn Arzt um dcn Hclm und ging mit dcm Mädchen in's Haus voran. An dcr Liebe im Winkel war dcr Haß gestorben. Der 2icscnlnit. Virniflf ''eichichik von Richard C"i'Jonron. 1. Mein Freund und ich fuhren zusam- men nach dem Boulevard du Tcmple. Wir kamcn in's Thcatcr und ich sctzte mich neben meinen Freund in einem Futcuil. Eben wollte ich mit dcm Opcrnglas das Publikum Rcvuc pas siren lassen, als ich in die Reihe vor mir eine große Tanic treten sah, die sich gerade in dcm Fauteuil vor mir nieder- ließ. Und dabei bemerkte ich zu meinem Entsetzen, daß sie auf dem Kopfe eine Art Rcmbrandt-Hut trug, der vorn nicdergcklappt und hinten wie ein Gendarmen-Treifpitz aufgckrcmpt war, nur mit dem Unterschied, daß diese hintere Hälfte mit allerhand Blumen. Gemüsen, ich glaube sogar mit einigen kleinen Sträuchern sehr splendid gar- nirt war. so daß ich von dcr Bühne auch nicht das Gcringstc mchr fchcn konntc. Tas Zcichcn zum Anfang wird a geben; dcr Vorhang gcht in dic Höhc Auf die Gcfahr hin, mir cine Genick- starre zuzuziehen, beuge ich mich bald nach rechts, bald nach links. Doch ich oanc oyne oie auvn-Aermel meiner Blondine gerechnet, die die beiden Ecken rechts und links, meine letzte Hoffnung, vollständig ausfüllten. Ich sagte mit halblauter Stimme zu meinem Freunde: Ter Hut da vorn ist recht störend! Die Dame hört das. dreht sich halb um, betrachtet mich mit auszerstcr Vtx achtung. Zu meinem Freunde gewen det, fahre ich fort: viai ych yanc ve icr gctyan, zu Hause zu blcibcn. Von dcm Stück sch' ich absolut gar nichts!" Avcrmais oreyie sich 01c Tarne um und schickt mir das ironischste Lächeln von dcr Wclt zu. Endlich ging der erste Akt unter lautem Beifall zu Ende. Tie Tame hatte mich inzwischen von Neuem mit ihrem perfiden Lächeln angestarrt. Um so höhnischer war dieses Lachen, als vor ihr ein kleiner Mensch mit er wachsenen Schultern saß, über den sie bequem hinweg sah. Ich betrachtete diesen kleinen Men schen: zerdrücktes Jackct, zweifelhafte Wäsche; dcr gcborcne Freibcrgcr. Ich ziehe ihn in einen Winkel und sage zu ihm mit leiser stimme: Mein Herr, ich hätte ein ganz be- sondcrcs Interesse, Ihren Fauteuil No. 48 einzunehmen; wollen eic mir ge statten, Jhncn den Platz für 20 Francs abzukaufen? Ich werde Ihnen dafür dcn meinigcn, No. 92, übcrlassen, dcr allerdings etwas weniger gut ist !" Mein Herr, sie sind außerordcnt- lich licbcnswürdig, und ich nchme Jhrcn Vorschlag gnügcn an!" mit größtem Ver- Nun war ich also glücklicher Besitzer dcs Fautcuils No. 48! Ich vcrlicß nun das Thcatcr und ging dcn Boulevard ein Stück hinun ter, bis ich eine Modistin gefunden hatte. Ich trat ein und bat die Vcr käuierin, mir das riesigste, auffal lendstc, pyramidalste Exemplar eines Hutes, das sic auf Lagcr habc, vorzu- lcgen. Ich erstand cincn Ricscnyut, nur sechzig Francs rein geschenkt ! Tann liefe ich ihn einpacken und kchrtc in's Thcatcr zurück, sctzte mich auf No. 48 vor dic Tame, die sich etwas unruhig hin und her bewegte. Tann holte ich meinen Rcvanchchut aus seiner Hüllc hervor und setzte ihn mir auf den Kops. Man schrie, man lachte, man tobte. man lrampeiic, man lieg aui 01c Bänke, um mich bcsscr schen zu können Tie meisten Herren verstanden sofort dcn symbolischen -inn meines Protcsts und schrieen: Bravo!" Er hat Recht!" Bravo!" Ich begnügte mich damit, von Zeit zu Zeit die Tame hinter mir verächtlich über dic Schultcr anzuschcn. Was zu türchtcn war, blieb nicht aus. Jwcl PottZlsien orangcn in ocn Zuschaucrraum und baten mich sehr höflich, diesem geistreichen Scherz ein Ende zu machen. Sagen -ie Madame, erwiderte ich mit dcr Würde eines Mirabcau, daß ch meinen Hut abnehmen werdc, sobald sie den ihren abgenommen hat !" Tieft Antwort weckte den EnthusiaS mus von Seiten der Männer, heftige Schmähungen von Seiten der Frauen, und inmitten dieses Z ohuwahodu wurde ich mit meinem Riescnhut hochgehoben und von den beiden Polizisten i Foyer getragen, wo man mir gegen daZ ausdrückliche Versprechen, meine Maskerade nicht zu wiederholen, meine Freiheit wiedergab. 3. Die Dame mit dem Obstgarten sollte also triumphiren! Das war unerhört! Trostlos! Was thun? Wüthend stand ich im Foycr. da fiel plötzlich mein Blick auf eine kleine Ar. beiterin. die sich eben auf die obere Gallerie begeben wollte. Sie trug nur einen einfachen kleinen Strohhut auf dcm Kopfe. Mein Fräulein, wollen Sie mir ge statten. Ihnen einen ganz neuen Hut aiizubietcii. dcn ich für drei Louis vor einer Vicrtelstunde erst gckauft habe?" Dabei enthüllte ich mein Monument, bei dessen Anblick die Kleine in Ekstase gericth. Und was muß ich dafür thun?" fragte sie. Weniger als nichts! Zuerst sollen Sie ihn sich auf dcn Kops und dann sich sclbst in dcn Fautcuil No. 4 setzen!" In zwei Minuten war dcr einfache trohwisch durch mcincn Ricsculiut er setzt. Die Frcude dcs Publikums, als es meinen Hut auf einem weiblichen Kopse wieder auftauchen sah, war einfach un bcschreiblich. Man hielt sich die Seiten vor Lachcn. Und dicsmal hatte di Polizei nichts zu sagen ! Ich war auf die Gallerie gestiegen. um mich des Anblicks zu erfreuen; ich war wirklich gerächt! Die Dame sah gar nichts mchr und diente allen Opern gläsern dcs Theaters als Zielscheibe. ie mußte schließlich auf den Kamvf verzichten und unter donnerndem Ap plaus das Thcatcr vcrlasscn. Ich war Hcrr dcs Schlachtfeldes! Vs soll schrcikN. Es war nicht mchr ausnibaltcn! unser kleines schrie ohrenbetäubend, herzzerreißend. Alle Anstrengungen dcr Mama, ihm das licbe Maulchcn zu stopfcn, waren vergeblich; ach nein! Frauen verstehen nichts von Erziehung. Wohl hundertmal war ich von meinem Schreibtisch aufgesprungen und hatte sie drüben zur Ruhe verwiesen, hatte sie gebeten, vernünftig zu sein, da ich Wichtiges zu thun hätte. Alles um sonst! Mcinc Arbcit rücktc nicht von dcr Stclle. Vor mir lag das wciße Blatt Papier, an dessen Kopf drci inhaltreiche Worte standen: Sehr geehrter Hcrr! Endlich faßte ich meinen Entschluß. Ich will doch schen, ob ich nicht endlich Ruhe bekomme. Emma, sage ich, wir wohnen nicht allein im Haus, wir müssen Rücksicht nehmen. Du mußt' endlich lernen, ein Kind zur Ruhe zu bringen Tein Kind. Tu summst ihm etwas vor und denkst das genügt. Nein, nein! Mit Deinem ewigen Sch??, men und Brummen ist es nicht gethan. Singe ihm etwas vor gut! Aber es muß ein hübsches Lied sein recht melodisch. Glaubst Tu denn, daß solch' ein kleines Wesen gar kein Gehör hat. gar kein Empfinden?" Ich nahm das Baby auf den Arm und sang, in tiefem, wohlklingendem Baß mein Baß ist wirklich scbr wohlklingend Hinaus in die ' üerne" x. Und welchen Erfola hatte ich! Tas Kleine hörte sofort auf zu schreien und sah mir mit seinen großen schwarzen Augen ins Gesicht. Siehst Tu." sagte ich. so muß man es machen. Tas Kind will Musik, nicht ' Tcin cwigcs Brummen und Trällern. Und dann man muß wirklich auf die Nachbarschaft Rücksicht nehmen. Wir wohnen doch nicht in der Linien- Straße." In diesem Moment klingelte es. Ich legte das Kleine wieder zurück in die Arme meiner kleinen unerfahrenen Frau und öffnete. Vor mir stand ein rcizcnder Backfisch mit blonden Zöpfen ohne Hut. Sie machte einen sehr artigen Knix und während sich ibr run- des Gesicht mit Purpur übergoß, sprach ic voller Verlegenheit: Wir wohnen über hncn, Hcrr. wir sind am Erstcn cingczogcn. Aber Tante, die bei uns wohnt, ist krank und liegt zu Bett. Sie läßt Sic recht fchr bittcn doch nicht zu singcn. Licbcr soll das Baby schreien." kerausgcplayt. Lehrer: Liebe Kinder, kcnnt Ihr das Haus: es steht Jedem offen, den Armen wie den Reichen und wer es be sucht, trägt Trost und Erquickung da von! Nun, wie heißt das Haus, Hans chcn?" Hänschcn (schnell): Tas Wirths- 1 Haus. Herr Lehrer!" IVÜ sie fordern. . nrau zur ZtochNi, ciner früheren Korv5stu?cntin, dic beim Exanicn durchgefallcn): Aber, Anna, Sie dumme Gans, haben mir ja den gan zen Braten verbrennen lassen!" Köchin: Was! Tumme Gans!? Sind Sic dcnn eigentlich fatisfaktions fähig, gnädige Frau?" Immer zerstreut. Professor (dcr sich im Walde vcr- licrt. hört einen Kuckuck rufen): Horch. nun ist's nicht mehr weit in ein Torf habe doch eine Kuckuckuhr gehört!"