. t L ' l ltn Mann von fünf Jahren. ($aimnb;ba mit Hnrknz'.osien ,sn Ptter skgger. ' ' - X Regen hatte aufgehört, ein leb haster Wind schüttelte die Tropfen von den Bäumen. Ich machte noch am dend einen Cpaziergang aufwärts deZ TrabachS. wo noch die zwei und drei hundertjährigen Bauernhaufer stehen. Sie sind von Holz gebaut und haben noch klingend harte Wände, während Unweit davon das hölzerne Häuschen eines Sommerfrischlers. daZ aus dem Gärigen Jahrzehnt stammt, bereits an fängt zu modern. Auch diese putzige .Villa" bemüht sich, schon recht alt zu 'scheinen und hat ihr Herz des. ,halb braun anstreichen lassen. Aber die sonnen und wetterbraune Farbe der hundertjährigen Bauernhäuser ist kZ nicht. Die Bauernhäuser am Trabach haben kleine Fenster, in denen rothe Nelken flehen, und sind einen Stock hoch. TaS Bretterdach, ist noch einmal so hoch und sehr steil, wie ein gothischer Kirchen eiedel und ragt starr über die Wirth schaktsgebäude empor. Bei meinem Spaziergange nun sah ich auf dem Firste eines solchen HausdacheZ etwas Lebendiges. Ein fahlfarbiges Wesen, das sich längs der Tachschneide langsam fortbewegte. Es war weder eine Katze och ein anderes Hausthier, es war et was Gespenstiges, wie es sich so zuckend ' weiter bewegte und dann wieder unbe 1 weglich dahockte. Und näher kommend t.c - v-c . nn...rx.i;..v v . uq urnouB ein luceniajennno oa voen hintroch. Ein etwa fünfjähriger, dlon der und rothwangiger Knabe, barhaupt und barfuß, nur'ein graues Hemd und Höslein am Leibe. In reitender Stel lung, mit den Händen vorgreifend, sich festhaltend an den Latten, bewegte er ' sich voran, dann, an den Giebel gekom- wen, sachte wieder zurück, und ein paar Mal rief er aus: Hü, Schimmel!" , Das Haus war fein Reitpferd. Ich war bei dem Anblick erschrocken, daß mir die Beine zitterten. Wie kommt . dieser Knabe auf das schreckliche Dach? 5 Die Leute arbeiteten auf der Wiese und sahen es nicht, in welcher Gefahr das , Kind schwebte. Ich wollte noch hinauf , rufen: Gieb acht! Gieb acht!" fürchtete , aber gerade, ihn mit diesem Rufe zu i j erschrecken und unsicher zu machen. Er r ritt auf dem Dachfirst gelassen bin und f zurück und'rief mit seinem hellen Stimm i lein: Hü, Schimmel!" J Jch ging um's Haus herum und sah dann auf der Gartenseite eine lange f Leiter angelehnt, bis zum untern Dach rand reichend. Von dort weg lag auf dem Bretterdach eine Feuerleiter, die bis zum First ging, aber sie bildete nicht die Fortsetzung der unteren Leiter, sie lag mehr seitlings und konnte nur über einige steile Dachbretter hin erreicht wer den. Und doch mußte er da hinaufge , stiegen sein. t Als der Kleine sich satt geritten hatte auf dem im Winde klappernden Brei terdach, als er auch an dem Giebel knauf gerüttelt hatte, ob der wohl auch fest stehe, hob er das eine Bein über den First und begann an der Feuer leiter niederzusteigen, den Rücken an's Dach gekehrt. Einen Augenblick rutschte r, denn die Bretter waren glitschig, aber an den Sprosseln 'klaute er sich fest. Der Kleine machte es so bedachtig, daß mir fast die Zuversicht kam. Nie versteigend fing er an, laut die Spros leln zu zahlen: Eis zeidei vier lüf sechs acht zölf." Na, wenn er die Sprosseln auch so übersprungen bitte wie die Zahlen, dann wäre es fchlimm geworden. Endlich war er am unteren Dachrande. Hier, auf dem Rücken liegend und mit den Händen zu beiden Seiten sich an der Leiter festhal tend. fing er an. mit den Beinen zu strampeln hinaus über den Rand in die freie Luft, vor lauter Lust. Und ich. auf dem sicheren Erdboden, stöhnte vor Angst. Da hatte er mich plötzlich bemerkt und stutzte, wurde ganz still und schaute unbeweglich herab. Ich rief ihm zu, er solle nur so sitzen bleiben. und versuchte, die untere eiter zu rücken, daß sie sich an die Feuerleiter anschloß. Als der Knabe diese Absicht bemerkte, schob er sich rasch um und Netterte aufwärts, hastig und flink wie ine Katze. 3$ war rathlos und wollte die Leute xvMi von der Wiese her. Am Zaun bor stand ein mit Grüngras vollge pfropfter Korb, den schleppte ich herbei und entleerte ihn über den Steinen der Dachtraufe, wo der Kleine unfehlbar herabfallen mußte. Der Knabe hockte wieder auf dem Dachfirst und beobachtete mit Mißtrauen mein Beginnen. wann endete er das lichte Rundköpflein nach der anderen Dachseite hin, wo keine Lei iet war. Es schien fast, als wollte er es dort binab versuchen. Von der Wiese her kam der alte Bauer und rief mir zu: Was macht Ihr denn ta? Der Bub fürchtet sich ja!" Aber, mein Gott, es ist auch die iöchste Gefahr. Wie könnt' Ihr ihn denn da hinaufsteigen lanen?" Auweh!" lachte der Alte. Vor dem Herabfallen wird er sich fürchten! Das wär' schon gar schön! Wann soll derni der Mensch das Klettern lernen. als in der Zeit, wenn er gelenkig und slprinrt ist!" ,Äber das arme Kind!" sprach ich ntrüftet. Wie kann denn ein Kind die Vortheile und die Gefahren lernen nd die ricktiae Bor uvt anmenoenl" ..Den Schlingel solltet Ihr erst ein mal auf den Kirschbäumen sehen! Bis in'S letzte Zweigel hinaus, daß er dann Der Jahrgang 20. nur so einem Ast zum anderen hüpft wie ein Vogel. Er fangt Euch von den Rothkiefern Eichkatzen herab. Und so ein Hausdach da, wo nichts brechen kann!" Ader Ihr sagtet doch selber, daß er sich fürchtet!" Freilich fürchtet er sich! Natürlich fürchtet er sich! Wenn ein sremderMensch dasteht bei der Leiter und nicht weg gehen will!" Bor mir soll er sich fürchten r Vor wem denn? Fremde Leute kommen nicht viel zu uns. da ist er schreckig." ' Der Bauer rüttelte an der relter. ov sie feststehe, dann rief er auf's Dach: Maxl! Ich bm da: Ich vinS! Mr Aehndl !" Der Fremde aber gmg hinüber an die Lindenbank, wo er vom Dach aus nicht gesehen werden konnte. Und dort habe ich mich erst einmal besonnen. So weit ist es mit dir gekommen, du alter Waldbauernbub! Hast du nicht selbst einst an den Giebeln der Hausbücher in die Spatzennester geguckt? Hast du nicht selber von den Wipfeln der Lürch bäume die rothen Blüthenzäpfchen her abgeholt? Und du wirft jetzt nervös wie eine alte Kindsfrau, wenn ein frischer Knabe auf dem Dach herum steigt? So weit haben es. die vierunddreißig Stadtjahre gebracht, und das Hocken am Schreibtisch! Und die verschiedenen Mütter, die vor Schreck aufkreischen, wenn ein Kind auf den Lehnstuhl klet tert oder sich auf einer Zaunlatte schau kelt ! Ich bitte dich, bleib herunten, du iannft herabfallen! Ich bitte dich, spiele doch ruhig mit den Bausteinen und laß das Umhertollen, du kannst dir Arme und Beine brechen! Ich bitte dich, lege das Messer weg, du kannst dich schneiden! Ich bitte euch, so rauft doch nicht, ihr Rangen, ihr werdet euch noch em Auge ausschlagen! Ich bitte dich, ziehe doch den Paletot an. wenn du ausgehst, es ist windig! Und schlage ein dickes Tuch um den Hals, damit du keinen Katarrh bekommst ! Aber Karl, du hast gewiß nasse Füße, ziehe sofort trockene Socken an! Mein Gott, lauft doch nicht so, Kinder, es wird eine Lungenentzündung geben!" So geht es den ganzen Tag. und nach dem Willen der Mutter müssen die Kinder immer hübsch brav im Winkel hocken oder bei streng gemessener Temperatur von acht zehn Graden im Garten recht ruhig und eingezogen herumgehen. Aber die schlimmen Kinder folgen nicht. Sie folgen einer andern Mutler, der Mut ter Natur. Sie wollen sich rühren, mit allem frisch anbinden, alles versuchen und sich naturgemäß vorbereiten für den großen Kampf, der ihnen ja nicht erspart bleibt. Trotzdem gelingt es dem immerwährenden Bewachen und Einschränken vieler Eltern, ihre Kinder derart zu verweichlichen, daß sie später zu nichts fähig sind. So untergräbt man systematisch seinen eigenen Stamm. Eine Stadtmutter wäre im Angesicht des kletternden Kindes wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen, ich hatte nicht weit dazu, und daraus erhellt die Entartung eines von Haus aus leidlich gesunden Naturburschen, wenn er in's Treibhaus der Civilisation versetzt wird. War denn kein Tröpflein Blut mehr Vorhan den von jener Zeit? Hatte er sie dann ganz vergessen, die kleinen lustigen Kerle im Waldlande, die Tag für Tag sich in die Lebensgefahr begaben, so lange, bis sie groß und stark geworden? Im' reißenden Bach der Fresen waren sie barfuß hin und her gegangen, um Forellen zu fangen, und wehrsame Krebse hatten ne in die ,wn gezwickt. Auf glosenden Kohlenmeilern waren sie umhergesticgen. um die sich öffnenden Krater mit Lösche zu verschütten. Stiere hatten sie gereizt und waren ihnen dann auf den Rücken gesprungen. Auf den sich vorwärts bewegenden Baumblöcken der Bretter Ääqe waren sie geritken. ganz nahe bis zum auf- und nieder rasenden Messer hin, das sie im nächsten Augenblick mitten entzwei geschnitten hätte. Auf dem Mühlflotz über dem kreisenden Rade hatten sie das Eis aus; gehackt, in der Zcugschiniede hatten sie unter sprühenden Funken das iiien ge hämmert. Gerungen hatten sie mit einander, daß die Recklein zu Boden purzelten, die Körper an die Steine schlugen und es mehr Beine gab in der Luft' als Köpfe. Bei schwärmenden Bienen huben sie die lebendigen xan den von den Sträuchern. Es gab Stiche und Schrammen und allerhand Wunden, aber es wurde kein Aufhebens davon gemacht. Frost und Hitze, un ger und Durft, ohne daß viele Worte darüber verschwendet wurden. Auch nicht, wenn einer zu Ostern beim Böl lerladen Tabak rauchte. Hatten sie ein Halsdrennen oder eine LungenentziiN' dung, so wußten alte Frauen dafür Schmieren. Pflaster. Pulver und Tränke, die wendete man an und war ÄMllüMM Beilage zum Nebraska tete dann, bis die Krankheit vorüber war. Manchmal starb einer, die jedoch davon kamen, waren dann wie Stahl aus der Esse. So wird ein starkes Bolk erzogen. Auf dem Steinhaufen wird der Mensch kräftig, in der Watte geht er zu Grunde. Dergleichen sann ich unter der Linde, alldieweilen Erinnerung der Muth der Alten und Moralisiren die Tugend der Schwachen ist. Von der Haldqasse her glockt und trottet die Herde Kühe. Ochsen, Stiere und Kälber durcheinander. Die Thiere waren übermüthig, gaukelten mitein ander, stießen sich, sprangen eins auf'S andere, stemmten sich Kopf an Kopf gegeneinander. jedeS bestrebt, sein Horn dem Gegner in den Hals zu rennen. Dabei brüllten sie. schnoben und scharr ten mit den Beinen, daß der Sand flog. Mitten unter diesem Gewirre und Gedränge watschelte ein kleines Barfüßlern drein, ein etwa sieben jähriges Dirndl, das mit der Birken gerte den ganzen Trubel vor sich her trieb, oft den Rindern fast unter die Füße kam und doch Sie Führende blieb. So ein Ochs nimmt ein siebenjäh riges Kind gerade so vollwerthig wie einen dreißigjährigen Mann und läßt sich von ihm leiten, und dem Kinde fällt es nicht ein, daß es von der halb wilden Herde zermalmt werden könnte. Allmählich machten die Leute auf der Wiese Feierabend und kamen zum Hause herüber. Da sagte die kleine, stets emsige Bäuerin zu ihrem Manne: Bei der Bachwehr unten die Stang' künnst wohl, auch einmal wegthun. Der Maxl hupft drauf schon wieder hin und her, und na kann er in's Wasser patschen " Nachher ist er naß und kriegt Schläg'!" antwortete der Alte, sonst nichts. Der Maxl war nämlich schon lange nicht mehr auf dem Dach. Draußen, auf der über dem Bache lie genden Heuftange gerade über dem Wirbeln und Strudeln des großen WehrtümpelS schien es ihm wohl heim licher zu sein als auf dem Hausfirft, wo einer gar nicht sicher geht vor frem den Leuten. Wieviel habt Ihr?" fragte ich den Bauern, denn es wurden der Kinder immer mehr sichtbar, größere, als der Maxl war, und auch kleinere. Und alle voller Lebendigkeit und Unterneh mungslust, wo sie sprangen, hüpften und kletterten. Stück a zehn werden ihrer im gan zen sein," antwortete er. Einer ist uns gestorben," vervoll- ständlgte die Bäuerin. Bei' näherer Nachfrage erfuhr ich, daß ein Junge von einem Holzschlitten erdrückt worden war, den er vom Berge herab zog und an der steilen Lehne schließlich nicht mehr aufhalten konnte. Einer war also doch in der Gefahr umgekommen, während die übrigen in steigender Kraft und froher Kühnheit aufstreben. Einer! Von zehn ver weichlichten Stadtkindern stirbt wohl ein Drittel vor der Zeit. . Ich bin meines Weges weiter gegan gen. Und auf der Wiese beim rau schenken Bach, da sprang aus dem Wehrtümpel plötzlich der Knabe. Das Wasser über und übe? von seinen Klei dern schlenkernd, daß es spritzte. So schoß er, dem unheimlichen Fremden in weiter Runde ausweichend, quer hin, aber nicht gegen das Haus, sondern gegen eine Bretterhütte. Dort im Heu mochte er ein behaglicheres Trockenwer den erhoffen, als im Hause, wo ein nasser Bub Schläge kriegt. Das Hüpfen auf der Stange war freilich erlaubt, aber das Jnswasserfallen war verboten. Als ich mir nachher den Tümpel be sah, den weiten, tiefen Kessel, in den von dem Wehr ein kleiner Niagarafall niederbrauste und in weißen Gischten rundum wirbelte und kochte, da ward mir die Sache deutlicher. Ein anderer wäre einstweilen drinnen geblieben. Mein Maxl aber! Er mußte Uebung haben im Hineinfallen und Heraus steigen, der junge Mann von fünf Jahren ! Ich glaube, den könnte man auf die Spitze 'des Stephansthurmes schicken, zu sehen, ob die Türken schon kommen, oder in eine Taucherglocke thun; er fürchtet sich weder vor Adlern noch vor Seeungeheuern er fürchtet sich bloß vor Fremden. Kriegslisten. In allen bisherigen Kriegen hat neben der Tapferkeit auch die List eine hervorragende Rolle gespielt. Ob dies auch im Kriege der Zukunft der Fall sein wird, weiß niemand zu sagen. Die ungeheuere Trag und Durchschlags kraft der verschiedenen Geschosse, das rauchlose Pulver werden der Kriegfüh rung des nächsten Jahrhunderts einen Staats-Anzeiger. Charakter geben, der ganz von dem abweicht, was man bisher Kampf zu nennen pflegte. Heere werden sich mit einander auf ungeheuere Entfernungen schlagen,' ohne sich nur zu sehen, die Ausdehnung der Schlachtlinie wird so gewaltig in die Länge gehen, daß man auf dem einen Flügel nicht wissen kann, was auf dem andern vorgeht, und Ueberraschungen. Bestürzungen. Gelegenheiten zu persönlicher Auszeich nung werden sich vielleicht bedeutend vermindern. Daß. niemand sich von der Strategie und Taktik des zukünfti gen Krieges eine , klare Vorstellung machen kann, ist ja einer der Gründe, aus dem die europäischen Mächte den Ausbruch eines Krieges so lebhaft zu vermeiden trachten. In früheren Zeiten war das anders. Da konnten feindliche Heere sich ziemlich gefahrlos erheblich nahern. da spielte der Einzelkampf eine beträchtliche Rolle, da war Gelegenheit zu allerhand ge schickten Täuschungen und Ueberrum pelunaen. Welch schreckenerregende nächtliche Ueberfälle wurden da im Schutze der Dunkelheit ausgeführt, die heute, im Zeitalter der elektrischen Scheinwerfer, aussichtslos wären! Be sonderS zur Zeit der napoleonischen Kriege, in denen ja eine ganz neue Art der Strategie aufkam, wurde in der Anwendung von Kriegslisten Erstaun- liches geleistet und in den unlängst erschienenen Erinnerungen des französi schen Generals Marcellin de Marbot lieft man mit Interesse so manches ver wegene und fesselnde Husarenstückchen Im österreichischen Feldzu,ge war die Brücke von Spitz und Fürsten Auersperg sehr stark mit Infanterie und Artillerie besetzt und mußte von den Franzosen um jeden Preis genommen werden. Einige Tage vorher hatte Napoleon mit General Gigulac wegen eines Was fenstillstandes verhandelt, die Be sprechungen waren abgebrochen und dann wieder fortgesetzt worden. . Dies machten sich die Marschalle Murat und Lannes zu Nutze, indem sie nur von einigen Offizieren gefolgt, auf die Brücke zuschritten., unter den Rufen, der Waffenstillstand sei., geschlossen. Ihren Truppen befahlen sie, langsam nachzukommen. Schritt für Schritt vorgehend, erklärten sie allen Posten und llnterbesehlshabern immer wieder, es sei Waffenruhe, ganz allmählich kamen mehr französische Grenadiere ihnen nach und drängten die österreichi schen Posten sanft zurück. Als nun die Artillerie Verdacht schöpfte und feuern wollte, setzten sich die Marschälle auf die Geschütze und verlangten den Obev befehlshaber zu sprechen, indem sie den Offizieren versicherten, sie hätten mit ihren Köpfen für jede Verletzung der Waffenruhe einzustehen. Das erzähl ten sie auch dem General, der. von Hause aus kein großer Diplomat, in's Schwanken geneth nnd zuletzt, da schon eine Menge Franzosen auf der Brücke standen, sie ganz räumen ließ, so daß der wichtige Uebergang ohne Schwert- streich in die Hände der Franzosen kam Marbot, der diese Geschichte erzählt. fügt selbst hinzu, daß er eine solche Kriegslist für unerlaubt halte und sie als kommandirender General niemals anwenden würde. Dagegen führt er eine List Massenas' an, die er für weise und vollständig berechtigt anerkennt. obwohl sie 'sich gegen ihn selbst kehrte. Während der Belagerung von Genua, als Marbot noch ein blutjunger Offizier war, fiel sein Vater, ein hochverdienter General. Der junge Marbot war da durch moralisch völlig zerschmettert Eigentlich hätte der Todte nun mit allen militärischen Ehren beerdigt wer den müssen. Allein Massen sagte sich, daß eine so traurige Ceremonie so wie der Anblick eines hinter der Leiche schluchzend hergehenden Offiziers den Muth der durch Hunger und Anstren gungen an sich schon sehr deprimirten Truppen noch mehr vermindern würde. Er besuchte daher selbst den jungen Marbot. tröstete ihn, besprach allerhand Dienstliches mit ihm und während dessen wurde der gefallene General in aller Stille beigesetzt. Der Offizier schäumte vor Entrüstung, als er dies hörte, nachdem das Begräßniß vorüber war; aber Massena bewies ihm. daß er so hatte handeln müssen, um ihn selbst iytf die Truppen nicht zu entmuthigen, und Marbot begnügte sich mit einem stillen Gebet am Grabe seines Vaters. Auch Napoleon selbst war Meister in kleinen Listen und Kniffen. Unmittel bar vor der Schlacht bei Austerlitz gaben sich Oesterreich und Rußland bekannt lich die größte Mühe. Preußen zum Eintritt in den Bund gegen Napoleon zu veranlassen, damit sein Heer von Schlesien aus Napoleon, der in Mähren stand, in den Rücken fiele.' Friedrich Wilhelm zagte jedoch und wollte erst abwarten, wer von den dreien Sieger bleiben würde. Er schickte daher be kanntlich unter einem diplomatischen TiO. 15. Vorwande den Grafen Haugwitz ins französische Lager, um sichere Nachrlch ten über die Stimmung und die Ver Hältnisse daselbst zu erhalten. Nun war . einige Zeit vorher ein öfter reichifches, von Jellachich tommandirtes vorps von Augereau geschlagen und gefangen, und seine Fahnen, Kanonen u. s. w. dem Kaiser übergeben worden. Das benutzte Napoleon, der wußte, daß die Aktion in Berlin noch unbekannt war. zu einer seltsamen Komödie, um auf Haugwitz besonderen Eindruck zu machen. Er ließ nämlich, wie im Theater, nach Haugwitz' Ankunft die ganze Szene noch einmal machen, ließ sich, als er mit Haugwitz dirirte, durch Musik an? Fenster rufen und spielte den Ueberraschten. als man ihn über den Zweck des Auszugs unterrichtete Der Brief Augereaus war wieder zuqe siegelt worden und wurde noch einmal verlesen, die erbeuteten Fahnen wurden noch einmal übergeben, ohne daß Na poleon mit den Wimpern zuckte, und Marbot erzählte mit phantastischen Uebertreibungen Einzelheiten aus der Schlacht. Der Gesandte war ganz verblüfft, als Napoleon sich mit den Worten an ihn wendete: Sie sehen. Herr Gras, meine Truppen sind auf allen Punkten siegreich das öfter reichische Heer ist vernichtet, die Russen werden es auch bald sein." Als die Komödie zu Ende war, wollte Napoleon natürlich während der bevorstehenden Schlacht keine fremden Aufpasser bei sich haben und. sagte zu, Haugwitz, er könne ihm im Jnterelie seiner Sicher heit unmöglich rathen, länger im Lager zu bleiben, da die eere leben Augen blick aneinander gerathen könnten: er solle lieber nach Wien zu Talleyrand fahren. Haugwitz fiel richtig darauf hinein und berichtete nach Berlin, was Napoleon gewollt hatte. Ein Meisterstückchen führte Napoleon kurz vor der Schlacht bei Waqram aus. als es galt, die geeignete Stelle für den Schlag einer Brücke zu erkunden; die Oe terreicher standen am anderen Ufer Einzelne Franzosen, die an die Böschung lkamen. um WaNer zu schöpfen oder der gleichen be cho en sie nicht, well solche schwer zu treffen waren; sowie sich aber grofzere französische Trupps zeigten. knallten sie los. Napoleon und Mas sena steckten sich also in Unteroffiziers uniform, General St. Croix folgte als Gemeiner verkleidet. So gingen die drei ohne Gefolge angesichts des Feindes bis an den Rand des Wassers, und St, Croix entkleidete sich und nahm ein Bad. Napoleon und der Marfchall legten die Mäntel ab und machten Miene, auch ins Wasser zu steigen. In der Weise sahen sie sich die Stelle des künftigen Brückenschlages genau an und kehrten dann unangefochten ins Haupt- quartler zurück. Eines Tages hatte Napoleon Ver dacht, daß sich, während er die Insel Lobau befestigte, in ein Regiment ein von den Oesterreichern gesandter Spion eingeschlichen hätte. Um ihn zu ent occken tarn er aus ein geniales Mittel. Er ließ das ganze Regiment bis auf die Maketender antreten. Dann hielt er eine kurze Ansprache, in der er die An Wesenheit eines Spions mittheilte und befahl, daß jeder sich seine Nachbarn zur rechten und inken genau ansehe Schließlich wurde denn auch ein Mensch entdeckt, den keiner kannte, und ins Gebet genommen, gestand er alles ein Es war ein Pariser, der Schulden halber nach Oesterreich geflohen war und sich einer auf dem Schlachtfelde von Efzllng gefundenen französi eben Uniform bemächtigt hatte. In der einen Nacht fuhr er zum Erzherzog Carl in einem Nachen über die Donau, um Bericht zu erstatten, in der nächsten kehrte er auf die Insel zurück. Er wurde erschossen. Man weiß, daß kurz vor Ausbruch des Krieges von 1812 Tschernitschew. ein Jugendfreund des Kaisers Alexan der, in Paris unter dem Vorwande eines Liebesverhältnisses als diplomati scher Spion lebte und sich die französi schen Mobilmachungspläne verschaffte. Napoleon stellte sich darüber ungeheuer entrüstet und ließ den Helfershelfer, einen Beamten im Kriegsministerium, erschießen in Wahrheit hatte er es in Petersburg ganz ebenso machen lassen. General Lauriston hatte sich dort die Originalkupferplatten der russischen Generalstabskarten verschafft und sie heimlich über die Grenze geschmuggelt, ohne daß die Polizei und Zollbehörde etwas merkten. Napoleon ließ die ruf sischen Schriftzeichen durch lateinische ersetzen, die Karten drucken und den Truppenstäben zugehen. Geschmuggelt wurde damals über Haupt außerordentlich viel. Die Kai serin Josephine war die erste, die die Continentalfperre und die Zollgesetze übertrat. Die Generale mußten ihr aus allen Ländern Stoffe und Schmuck fachen zuschicken und die Burschen der Offiziere, welche den Courierdienft zwi schen Paris und den Hauptquartieren versahen, wurden bestochen, die Packete heimlich unter das Reisegepäck zu bringen. C. A. T Mutterher,. Es ist ein Kind wie tausend sind. Und dennoch glaubt sie fest. Daß sich kein schön'res als ihr K'nd Auf Erden finden laßt Und widersprichst du nur im Scherz. :o grollt sie ernstlich dir. Du bist, o qold'nks Mutterherz, Der Menschheit höchste Zier! Zum Wildfang wachst der Bub' heran Und macht ihr viel Berdrufj. Daß sie weil sie nicht anders kann ibit sielten, strafen muk. Doch vor der Welt giebt's allerwärts Kein artigeres nid. O liebes, aold nes Muttervcri. Wie bist du gut und blind! Der Jüngling flieht daS Elternhaus, Macht manchen losen Streich; Die Mutter gleicht's im Stillen aus Mit Noth sie ist nicht reich. Droht ihm Gefahr, trotz jedem Schmerz Wie streitet sie für ihn ! Tu liebes, gold'nes Mutterherz. Wie' bist du stark und kühn! Und aus dem Jüngling wird ein Mann. Ein Mann von echtem Holz. Wie ist die alte Mutter dann Auf ihren Sohn fo stolz. Wie hebt sie selig himmelwärts Ihr erstes Enkelkind! Du treues, gold'nes Mutterherz. Wie bist du lieb und lind ! Das Mutterherz berechnet nicht, Es folgt nur dem Gefühl. Ein Leitstern ist's zu Recht und Pflicht Dem Kind im Weltgewühl. O kränk' es nie, mach' nie ihm Schmerz, So geht's auch dann dir gut, Wenn's theure, gold'ne Mutterherz In kühler Erde ruht. Hugo Krebs. Ei eigenartiger Gedenktag. Die Frankfurter OderZeitung erin nert an einen eigenartigen Gedenktag. Am Sonntag. 17. Juli, vor 25 Jahren wurde die letzte französische Tricolore, die sich in den Reichslanden auf einem öffentlichen Gebäude befand, herabge holt. Sie saß auf der höchsten Thurm spitze der Kathedrale von Metz, und es war demjenigen, der sie herunterbrachte, eine Belohnung von 100 Thalern aus gesetzt, denn die Sache war lebensge fährlich. Wenn der kühne Steiger auf der im gothischen Stil gebauten Thurm spitze angelangt war, galt es noch, über eine große, mehrere Fuß dicke Kugel zu gelangen und dann, etwa 260 Fuß über der Erde, noch eine zweite kleinere Kugel zu erklimmen, um zu der Fah nen'ftange zu gelangen. Ein Pionier, ein Brandenburger, erbot sich zu dem gefährlichen Wagniß. Mit voller Musik marschirte am Samstag, den 16. Juli 1874, kurz nach Mittag, eine Truppen abtheilung nach dem Platze vor der Kathedrale, der Pionier siegesgewiß im Zuge. Der Furchtlose begann seine Arbeit, die mehrere Stunden in An spruch nahm. Zunächst wurden von der Gallerte aus, von welcher sich die gothische Spitze erhebt, zwei Stangen in einem Abstand von 1 Fuß von ein ander an den über der Spitze befind lichen großen Knopf gelegt und die noch darüber hinausragenden Stangen von Militärmannschaften gehalten. Der Pionier hatte in der Tasche eine Anzahl großer Nägel und einen Hammer in der Hand, mit welchem er die Nägel stufenförmig einschlug und fo allmäh lich immer höher stieg. Auf der Höhe der großen Kugel angelangt, rutschte der tollkühne einmal aus. 'Er fällt," tönte es aus dem Mpnde von Taufen den. die unten standen oder aus den Fenstern das furchtbare Schauspiel be trachteten. Aber der Brandenburger fiel nicht, sondern stieg unerschrocken höher, bis er die Fahnenstange erreicht hatte. Noch einen Fuß, und die blau weiß-rothe Flagge sank und an ihrer Stelle befestigte der Brave eine hinauf gezogene riesige schwarz weiß rothe Fahne. Der Pionier kletterte dann wieder hinunter, nachdem er noch nach Möglichkeit die große Kugel wieder blank geputzt hatte. Dann erschien er nach einer Zeit von vier Stunden wie der unten auf dem sicheren Erdboden; er hatte sein Werk vollendet. Ein Händedrücken der Offiziere, ein Hurrah der Menge, wenigstens des deutfchden kenden Theiles, empfing ihn, und mit klingendem Spiel marschirte die Truppe weiter. Der muthige Pionier hieß Karl Otto Bredenow und stammt aus der Nähe von Prenzlau. Wo er sich jetzt befindet, ist nicht bekannt. Trastischkö Mittel. Als einst der etwas derbe Hufeland, der bekannte Doktor und Geheimrath, zu emer Patientin gerufen wurde, die ihn gar nicht zu Worte kommen ließ, sagte er: Gnädige Frau, zeigen Sie doch einmal ihre Zunge." Diese that, wie gewünscht. Weiter heraus, meine Gnädige, ich will die ganze Zunge sehen." Die Dame streckte die Zunge weiter heraus. So. jetzt ist's genug." sprach nun der Geheimrath, und nun halten Sie sie so lange mit den Fingern fest, bis ich ausgesprochen habe." I , I