Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 31, 1899, Image 1

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XX Lincoln, Neb., Donnerstag, 31. August 1889
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z?to. 15.
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Ä5and-9cpcjchkn.
ie Tchristvcrstälidigkil vordem
rirgsgkricht.
Tct usstand i Ta Tomingo.
Tik La? Vrkujlkll.
' Deutschland.
Berlin. 29. August.
. Im Abgeordnetenhaus rouro der
Ceilionsschluh auf einige Tage aufze
schoben, da es sich als unmöglich her
ausgestellt hat, die gemeinichaftliche
Schlußsitzung abzuhalten. Es sind noch
einige dringende Geschäfte zu erledi
gen. yfoch um j:J Uhr beschloß das Ab
geKroneieichaus, welches eben das AuS
führungSgesetz zum Bürgerlichen Ge
schbuch berieth, die vom HerrenKcius
gestrichene Lorlage betreff der Miin
delslcherheit der von Hypothekbanken
ausgegebenen Pfandbriefe wieder her
zustellen. Die Vorlage geht nunmehr
an das Herrenhaus zurück.
Aus dem Umstände, dafj nunmehr
die Thronrede noch einige Tage geheim
Ehalten werden wird, und das;, wie
rin jetzt sicher weik. der Kaiser die
selbe nicht persönlich verlesen wird, er
blickt man allgemein ein weiteres
Symptom des Rückzuges der Regie
rung. Der Landtags-Abgeordnete und
Ministerial-Bcamte Dr. Jrmer wird
wahrscheinlich das einzige Opfer des
Rcgierungszornes sein. Der Kaiser
hat keine einzige Mimster-Demission
angenommen: vorläufig verbleibt so
gar Freiherr von der Recke im Amt.
Der Wickliche Geheime Rath und
Mitglied des Staatsraths Graf zu
LimburgStirum, welcher seit dem
Jahre 1871 den Kreis Breslau (Land)
im Abgeordnetenhause vertritt, hat in
seiner Eigenschaft als Sprecher der
Konservativen dem ffinanzminister v.
Miquel im Landtage das Zeugniß
ausgestellt, daft derselbe als preußischer
Minister freilich alles Mögliche für die
Landwirthe gethan habe, aber im Rei
ch sei doch Manches geschehen, was den
Interessen der Landwirthe geschadet
habe. Miquel trage die Hauptschuld an
der Niederlage der Regierung, weil er
sich gelegentlich bei Diners gegen die
Kanaloorlage ausgesprochen habe, ja,
soaar seinem Untergebenen, dem Ge
hnen Oberregierungsrath Freiherrn
v. Zedliiz. welcher bekanntlich die An
sichten der Minister in der Presse ver
breitet, gestattete, eine förmliche Oppo
sition gegen die Kanalvorlage zu orga
nisiren. Die Freisinnige Zeitung" ist merk
würdiger Weise einmal der gleichen
Meinung wie die feudale Kreuzzei
tung". indem sie bei Besprechung der iv
Aussicht genommenen Maßregelung de,
Landräthe, welche imAbgeordnetenhau:
gegen die Kanalvorlage stimmten, er
klärt, daß ein derartiges Vorgehen ver
fassungswidrig sein würde.
Die .Deutsche Tageszeitung" 6e
trachtet die .theils höhnischen, theils
übermüthigen Klagen über die Verfum
pfung der Krisis" als verfrüht . Das
Blatt bleibt dabei bestehen, daß mit de,
Möglichkeit einer Landragsauflösunc
noch immer zu rechnen sei.
Im Beisein des Kaisers wurden ir
der Siegesallee die Denkmäler Karls
des Vierten und Friedrichs des Großen
enthüllt. Fürst Herbert Bismarck,
Graf v. BUlow und andere hervorra-
gende Persönlichkeiten waren ebensaus
anwesend. Es fiel allgemein auf, das;
der Kaiser sich gan, besonders freund
lich mit Fürst Herbert Bismarck unter
hielt, nachdem er ihm in herzlichster
Weise die Hand geschüttelt hatte. R,
1" ' , -in r i (w rje i ..V
eroerii yiagie er u. a. ujcijcnu um
Deutete dabei lachend auf die Statui
iZarls des Vierten, dessen Hand fest auf
der Geldtasche ruht. Die ungewöhnlick
auszeichnende Art und Weise, in ml
eher der Kaiser bei dieser Gelegenheit
mit Fürst Bismarck verkehrte, ließ deut
lich erkennen, daß der Fürst wieder in
Gnaden steht. In diesen politisch be
wegten Zeiten läßt ein derartiger aus
fallender Gunstbeweis des Kaisers die
lerlei Deutungen zu, und man ergeht
sich denn auch in allen möglichenKombl
Nationen, in denen die Person des Für
sten Bismarck natürlich denMittelpunkt
bildet.
Der Gesundheitszustand der Reise
rin war in den letzten Tagen kein be
sonders günstiger, so daß der Leibarzt,
der Geheime Medizinalrath Dr. Zun
ker. zu Rathe gezogen werden mußte,
welcher der Patientin den Rath gcge
den hat, sich in der nächsten Zeit jever
Aufregung zu enthalten und weder an
den Herbstmanövern, noch an den Pa
raden in Straßburg. Württemberg
und Baden theilzunehmen.
Von Kissingen kommt die Kunde,
:t l. ciYi.r... cif , ?
van oori oer ocruymir caler Aovls o.
Menzel durch einen Sturz sich schlim
me Verletzungen zugezogen hat. Die
Aerzte, welche den Patienten in Be
Handlung haben, konstatirten eineAus
kegelung des Gelenkkopfes der rechten
Schulter und einen Bruch des Scklüs
selbeins. Wenn nun auch die Ver
letzungen nicht an und für sich gefähr
licher Natur sind, so sind sie doch an
gesichts des hohen Allers des Verun-
glückten, derselbe ist 84 Jahre alt. im
merhin bedenklich.
In Verbindung mit dem l?rpres-sungS-Prozeß.
der gegen den Revvl-ver-Journalisten
Joachim Gehlscn zur
Zeit im Gange ist. sind die Charlot
tenburaer Magisiratsassistenten Herb
rich. jynnie und Schnelle auf die
Beschuldigung vom Amt susxendi::
worden, daß sie dem Gehlsen Mate
rial für seine Zeitung 3 -Angriffe auf
bervorragende Persönlichkeiten inChar
lottenburg lieferten.
Berlin. 29. August.
In allen deutschen Schulen, sowie
in denLebrer- und Lehrerinnen Temi
naren wurde beute, als am ISO. Ge
burtstagS Goethes, desselben würdig
gedacht. Das Berliner Theater wiro
seine reguläre Spielzeit am 1. Scp
tember mit einem Zyklus von Goethe
Stücken eröffnet: .Faust" wird zuerst
aufgeführt. Auch finoet am 1. Sep
tember im Königlichen Opernhaus
abermals eine freie Aufführung von
Goethes .Goetz von Berlichingen" zum
Besten der Schulen und Arbeiterve:
eine statt.
Frankfart a. M.. 29. August.
Die 10 täqige Feier des 15. Ge
burtstaacs Goethes dahicr lat ihren
Höbcpunkt erreicht. So ziemlich all:
Geschäfte ruhen, und eine gewaltige
Masse Fremder ist in der Stadt.
Die Stadt hat auch eine Gedenk
münze anläßlich der Feier prägen las
fen. Die Kaiserin Friedrich wohnte eben
falls den Festlichkeiten bei. 14.000
Teilnehmer meldeten sich allein für
den Haupt - Festzug an. Der Frem
den - Andrang ist ein so großer, daß
die Hotels denselben kaum zu genügen
im Stande sind.
Sonntag früh zogen Delegationen
von der Stadt Frankfurt selbst, von
12 Universitäten und von einer Men
ge Gesellschaften und Clubs auf un
prachtvoll geschmückten Goethe . Platz
und legten Kränze am Denkmal nie
der. während ein Männerchor Goethe
sche Lieder sang. Am Sonntag Nach
mittag fand die musikalische Haupt
Hauptfeicr. und Abends ein Fackelzug
statt, an welchem 1500 Vereine theil
nahmen. In allenHauptstraßen waren
die Gebäude großartig illuminirt, und
die Umgebung des Goethe Platzes
war ein wahrer Lichtwald.
Heute Vormittag fand die Akade
mische Feier" statt, unter Leitung der
odl Gesellschaft und des Freien
deutschen Hochstiftes. (Eine Verlags
Gesellschaft.) Professor Erich Schmiß
hielt eine Rede über Goethe und
Frankfurt." und Professor Veit Va
lentin sprach über .Goethe in Natur
und Kunst." Am Nachmittag wurde
ein Bankett im Palmensaal" gegeben,
und heuteAbend wird ein flotter Com
mers stattfinden.
In Weimar. Düsseldorf. Leipzig
und vielen anderen Städten wurden
ebenfalls großartige Goethe-Feste ver
anstaltet. In Leipzig wurde u. A.
im Neuen Theater eine unentgeltlcche
Aufführung von Goethe's Goetz von
Berlichingen" für die Schüler und Ar
beiter - Vereine geboten.
Oesterreich - Ungarn.
Wkn. 29. August.
Gelegentlich der Volks-5undgebun-gen
in Klagenfurt (Kärnthen) gegen
das verfassungswidrige Regiment des
Ministeriums Thun-Kaizl kam es, wie
bereits gemeldet, zu blutigen Kämpfen
zwischen dem Miltär und den Tumul
tonten. Wie jetzt bekannt wird, wur
den drei Personen schwer verletzt und
22 verhaftet.
Belgie. ,
St. Etienne. 29. August.
Als 16 Leute mit dem Fahrstuhl in
die Couchardqrube bn Haute Eroi"
herabstitgen. brach dcki Drahtseil und
alle kamen um.
Italien.
Rom. 29. August.
In einer Audienz, welche der Papst
dem Caplan der Olympia." Rev.Rea
mey gewährte, gab der Papst seiner
Hoffnung Ausdruck, daß auf den Phi
lippinen bald der Friede wieder herge
stellt sein werde. Der Papst übergab
dem Geistlichen ein eigenhändiges
Schreiben für den Admiral Dewey.
Portugal.
Oporto. 29. August.
Heute wurden zwei weitere Todes
fälle infolge von Beulenpest angemel
det. Südafrika.
Kapstadt. 29. August.
Die Transvaal-Regierung hat dem
britischen Colonialsekretär Joseph
Chamberlain mitgetheilt, daß sie bei
ihrer letzten Offerte bleibt und keine
weitere Conzessioncn machen wird.
Korea.
Victoria. B. C.. 29. August.
' Der hier aus Asien angekommene
Dampfer Tacoma" überbringt die
Nachricht von einem Versuche eines
Mitglieds der alten Königsfamilie,
sich auf den Thron zu setzen. Der Prä
tendent, Wang Eni Soo hatte seit sei
ner Geburt im Exil gelebt, war aber
seit dem 2. Mai nach Söul zurückge
kehrt und stellte sich im Palaste selbst
als der rechtmäßige König vor. Er
wurde verhaftet, aber aus das Gutach
ten der Aerzte, daß er verrückt sei,
wieder frei gegeben. Er wurde jedoch
wieder verhaftet und hingerichtet.
Brasilien.
Rio d Janeiro. 29. August.
Die hiesigen Blätter verbreiten sich
mit vielen Einzelheiten über die Ent
stehung der neuen Republik im neu
traten Gebiete von Acre. An ver Spitze
siebt der Spanier Luis Galvez Rodri
guez. welcher eifrig mit der Organisa
tion der Verwaltung beschäftigt ist.
&r,. VTW. ü
WtOjZJ. August. .
Der erfte Zeuge am heutigen Ver
handlungstage war der Zeichner Pa
ray Javal, dessenAussagen amTams
tag durch die Vertagung unterbrochen
waren. Sein Zeugniß ging dahin, daß
die Behauptung BcrtiUon falsch sei,
daß Trevfus das Bordereau mit ver
stellt Handschrift und unter Zuhilfe
nähme des Schlüsselwortes .interet"
geschrieben habe. Paray Javal bewies
durch Zeichnungen an einer Tafel, daß
die Annahme Bertillons hinfällig sei.
Auch den Ausführungen dieses Zeugen
folgten die Richter mit großer Auf
merksamkeit. General Boisdeffre wohnte auch der
heutigen Verhandlung nicht bei, dage
gen ivaren die Generäle Mercier, Ro
get und Gonse an ihrem Platze. In
der Pause führten sie im Hofe des Ly
ceums auf- und abgehend eine lebhafte
Unterhaltung.
Das größte Jntcqesse xcgte die
Person des .Hauptmanns der Marine
infanterie Freystätter, dessen Aussq
gen am Samstag sowohl den Ober
sten Maurel wie General Mercier
schwer belasteten. DerHauptmann trug
5 Orden und tvurde von vielen
Freunden begrüßt, unter denen jedoch
keine einzige Uniform zu bemerken
war.
Die Aussage des Zeichners Paray
Javal wurde von einem zweiten Sach
verständiaen erweitert und bekräftigt.
Nach der Behauptung der Freunde
Dreyfus' haben diese beiden Sachver
ständigen die Aussage Bertillons ver
nichtet. Bertillon erbat sich das Wort
zur Entgegnung. Der Präsident mein
tc jedoch, daß die Beiveisaufnahme kein
Ende nehmen werde, wenn man jedem
Zeugen wiederholt das Wort gebe.
Bertillon erbat sich sodann das Wort
zu einer persönlichen Erwiderung. Als
jedoch der Präsident nach den ersten
Wortm bemerkte, daß Bertillon nur
von Neuem sein Beweismaterial aus
einandersetzen wolle, entzog er ihm das
Wort.
Von Interesse war die Aussage des
Zeugen Charavan. eines Schriftvsr
ständigen, der früher erklärt hatte, daß
Dreyfus das Bordereau geschrieben
habe, heute aber eingestand, daß er sich
getäuscht habe. Er sei jetzt überzeugt,
daß Esterha,-y. nicht Dreyfus dr. Bor
dereau geschrieben habe. Diese Aussage
machte augenscheinlich auf den Ge
richtshof großen Eindruck. (Da sich
von den 5 Schriftverfiändigen des er
sten Prozesses nur 3 dafür erklärt hat
ten, daß Dr. der Verfasser des Bor
dereau fei. so giebt die Urtheilsände
rung dieses Zeugen Dreyfus eineMehr
heit der Sachverständigen. D. R.)
Auch der nächste Schriftverständige
Pelletier gab ein Dr. günstiges Urtheil
ab.
Der Schriftoerständige Cuard mein
te, daß er sich nicht habe davon über
zeugen können, daß Esterhazy dasBor
dereau geschrieben habe, er könne aber
auch nicht Dr. belasten, da er dessen
Handschrift nicht gesehen habe. Die
sonderbare Stimme des Zeugen erregte
bei den Richtern fortwährenjs La
chen. Der letzte Zeuge. Varinaud, blieb
bei seiner vor dem Cassationshofe ab
gegebenen Aussage, daß Esterhazy
nicht das Vorderau geschrieben hab'.
Der Vorsitzende kündigte sodann an,
daß der frühere Kriegsminister Frey
cinet morgen seine Zeugenaussage mc
chen werde. Zum Schluß gab der Vor
sitzende, Oberst Jouaust. seine Zustim
mung dazu, daß der erkrankte Oberst
du Paty de Clam von einer bcsonde
ren Commission befragt werde.
Im Einzelnen ist noch nachzutra
gen. daß der erste Sachverständige ini
Einzelnen die Hinfälligkeit der ganzen
von Bertillon angewandten Untcrsu
chungsmethode nachwies. Bertillon
habe freilich schon dadurch seine Par
teilichkeit bewiesen, daß er nicht auch
zugleich die Handschrift Esterhazy's
in derselben Weise untersucht habe wie
die Dreyfus', aber selbst wenn er dieZ
auch gethan habe, sei das Resultat
dennoch ohne Werth gewesen. DieseBe
hauptung stützte Zeuge durch eine Reibe
Zeichnungen, durch die die angeblich
vorhandene und von Bertillon behaup
tete Uebereinstimmung zwischen der
Schrift des Bordereau und der Dr.s'
als ein Irrthum erwiesen würde. Die
Resultate der Bcrtillon'schen Methode
würden sowohl auf die Schrift Ester
hazy's wie auf die Dr.s' passen, auch
die Messungen des Schlüsselwortes
seien falsch, und deshalb falle da?
ganze System Bertillons vollständig
zusammen.
Auch der folgende Sachverständic-e
setzte im Einzelnen die Hinfälligkeit
und Willkürlichkeit der Annahme Br
tillon's im Einzelnen auseinand-i.
Dieser Zeuge wies auch auf gewisse
Verschiedenheiten hin. die zwischen den
von Bertillon vorgebrachten Photogra
vhien und dem Original eristirten
Der Zeuge Teyssonieres 'beharrte be!
seiner am 29. Oktober '94 gemachten
Aussage.. daß Dreyfus der Verfasse:
des Bordereaus sei. Der Zeuge mußt?
zugeben, daß ihm niemals die von
Dreyfus gemachte Abschrift des Bor
dereau gegeben sei. Er müsse, um sich
hierüber ein Urtheil zu bilden, wenig
stens 3 Tage Zeit haben.
' Paris. 29. August.
Das Ministerium schein! cntschli-s.-sen
zu sein, den gefan,n,'N Deicule
de und die anderen Patriot?",", :tl
che beschuldigt sind, sich qegn die Re
publik verschworen zu l.ü'crn, oor di
Senat als Etaatsgerichhzf zu siel
lcn.
AuslallZl'Scp'kjchkN.
Tas sranzöstsche Spionage
l-ystklll.
Otr ?5u5? n in Santo Tomingo.
chlutz tt) tiifuji',t;n t'anbtaori.
Deutschland.
I Berlin. 30. August.
In vereinigter Sigung beider Häu
ser des Landtages wurde die Zession
von dem Reichskanzler Fürsten Hoben
lohe geschloffen. Der Reictibkanzler
drückte sein tiefes Bedauern über die
Ablehnung der Kanalvorlage aus. aber
die Regierung werde von dem Plane
nicht arlassen und sei überzeugt, eaß
die Ueberzeugung von bis 'i'alr.tfcn
dizkeit des Kanalbaues immer mehr im
Volke zunehmen iverde. Der Reichs
kanzler schloß mit der Hoffnung, daß
in der nächsten Session eine Vcrstän
digung mit dem Landtage erzielt wer
den würde.
Die .Kölnische Volkszeitung" meint,
daß die gegenwärtige politische Lage
der Dinge e'ne höchst komische sei un:
sagt, daß der Krisenausgang" würdig
wäre, von cer Feder eines MarkTiraiii
beschrieben zu werden.
Der Landtagsabgeordnet und frü
here Hülfscrbeiter im Kultusministe-
rium Dr. Jrmer, der wahrscheinl-.ch
das einzige Opfer des Regierungsz?:
nes bleiben wird, soll in die Redaktion
der Kreuzzeitunq" eintreten. Die Or-
gane der Agrarier beschäftigen sich na-
turlich eifrig mit feiner Personlichknt
und dichten seinem ehemaligen Chef.
Zkultusminiltcr Dr. )öo)t, .onionkZ
lucanenses", d. h. die Besorgniß, d.ifj
ihm der gefürchtete schwarze Mann ',
Chef des kaiserlichen Eivilkabinelb, Dr,
v. Lucanus, einen Besuch abstatten
konnte, an, weil er Dr. Jrmer entladn
habe. ' t
Die .Kreuzzeitung" nimmt natürlich
auch eifrig Partei für das sowe!: ein
zeln dastehende Opferlamm" und
sagt, daß ? die Gesammtpartei kran
kende Maßregelung Jrmer's die Au?
sicht der etwa wiederkehrenden Kanal
Vorlage nicht gebessert habe.
Im Lager der Konservativen wird
bedauert, daß während der kurzen Scs
sion nichts geschehen ist, um die Ge-meindewahlreform-Vorlage
ihrer Er
ledigung näher zu führen. Die Ber--liner
Korrespondenz" weint ''der ge
scheiterten Gemeindewahlreform" bitte
re Thränen nach.
Die Kölnische Zeitung" enthält ei
nen Artikel, in welchem darauf hinge
wiesen wird, daß die beiden Söhne des
Reichstagspräsidentcn Graf Ballestrem
in der letzten Zeit kurz hintereinander
den militärischen Dienst quittirt haben,
und findet dieses höchst auffällig. (Xn
eine der Söhne des Grafen Ballestrem
stand als Leutnant bei dem 1. Garde-Feldartillerie-Reqiment
in Berlin und
der andere als Leutnant . bei dein 1.
Garde- Dragoner- Regiment 5iönigin
von Großbritannien und Irland, eben
falls in Berlin. Anm. d. Red.)
In Berlin starb der Zoowge Karl
Ruß jun., der sich speziell der Vogel
künde gewidmet hatte. Er war der Re
dakteur der von seinem noch lebenden
Vater gegründeten ornithologischen
'Zeitschrift Die gefiederte Welt." De:
alte Ruß ist eine weltbekannte Autori
tät auf dem Gebiet der Wogelkunde.
In Offenbach,am Main ist die Ma
schinenfabrik von Schmaltz abgebrannt.
In Braunschweig starb der General
a. D. Benno von Henninges.
Berlin. 30. August.
Die Kölnische Zeitung" sagt in ei
nn insvirirten Artikel : Nach dem
vergeblichen Bemühen des Major Pa
nizzardi und des Obersten Schneider,
das französische Volk zu überzeugen,
wäre Oberst Schwarzkoppens Ein
schreiten ,u Gunsten eines unschuldig
Verurtbeilten nutzlos, besonders da
Deutschland durch Graf v. Bülow's
feierliche Erklärung im Reichstag schon
mehr gethan hat als erwartet werden
konnte, und in Anbetracht der Erklä
runa des Obersten Schwarzkoppen im
November 1897 auf sein Ehrenwort
hin. daß er nie Beziehungen zu Drey
fus hatte."
Das .Tageblatt" sagt, die Regie
runa könnte den wahren Spion nennen.
England.
London. 30. August.
Anläßlich der Nachricht, daß der
Präsident Krüger erklärt habe, er blei
be fest bei seiner letzten Offerte und
werde keine weiteren Conzessioncn mehr
machen, weisen alle Nachmittagsblätter
auf die ernste Lage im Transvaal hin.
Alle diese Blätter ergehen sich in Muth
masiunaen über die Natur der letzten
Vorschläge Krügers, über die hinaus
zu aeben er nicht geneigt ist. Eine of
fizielle Ankündigung in dieser Sache ist
bis jetzt nicht erfolgt: man nimmt aber
allgemein an. daß Krüger die Erthei
luna des Wahlrechts an die Uitlander
nach 5-iäkrigem Aufenthalt im Trans
vaal und eine Erhöhung in der Parla
mentsvertretuna der Uitlander vor
chlua. l
Wenn dies richtig ist." sagt dir
Globe", so kann es nicht mehr lange
dauern, bis die Diplomatie als nutzlös
zur Seite stehen muß."
Die Pall Mall Gazette" sagt:
Präsident Krügers Festhalten an die
sen Bedingungen würde ein Festhalten
an unmöa'.Äen Verhältnissen bedeuten,
und wenn es so ist. so ist die Lage zu
einer recht ungemüthlichen geworden."
Frankreich.
Rennes. 30. August.
Den hkutizen Verhandlungen wobn
ten wieder alle inlerestirtcn Ecneräll
bei.
Der eise Zeuge. Oberst Cordier.
wclcter unier Oberit ?andherr zweite
Cbcf des Spionage - Bureaus w.'r.
bezeugte, daß das Bordereau v?m
Obernen Sandhcrr, nicht von Henri
in Empfang genommen sei. Sein
Zeugniß war Dreizsus durchaus qun
ftig. dagegen erregte die Art und Weise
seiner Aussage fortdauerndes Geläch
ter. Oberst Cordicr sagle. seine Ueber
zeugung von der Schuld Trenfus' sei
zuerst erschüttert, als das Darum der
Abfassung des Bordereau bekannt ge
macht sei. Das Bordereau soll im Mai
geschrieben sein. Er sei jetzt von de:
Unschuld Dreyfus vollkommen über
zeugt. Henry sei auf Picquart eifer
süchtig, gewesen undabe jener dir Fal
schlingen vielleit deSittfl) begangen,
um Picquart auszustechen.
Der Vorsitzende ermähnte den Zeu
gen zu verschiedenen Malen, dicErwäh
nung Deutschlands und des deutsche
Botschafters zu unterlassen.
Zu einem ergötzlichen Zwischenfall
kam es als Major Lauth die Behaup
tung des Zeugen, daß es im General
stabe keine Antisemiten gegeben habe,
durch denHinweis zu entkräften suchte,
daß er selbst ein Antisemit sei. Ganz
recht", sagte der Oberst, ich war iv.
Antisemit, aber ich habe nie falsches
Zeugniß gegen einen Juden abgelegt.
Ich bin ein ehrlicher Mann!" Äußer
dem wisse er mehr von den Vorgängen
in der Spionage-Abtheilung als de:
Major Lauth. der nur sein Gehilfe
gewesen sei.
Nach einigen unwesentlichen Erwi
derungen auf die Aussagen der Zeugen
folgte die Aussage des bekanntenMini
sters von Freycinct. Der alt: Herr gad
zunächst seinem Schmerze über die
Beunruhigung des Landes infolge der
Affaire Ausdruck. Er erinnert sich,
daß ihm General Jamont eines Tages
von dem G:lde gesprochen habe, das
im Auslande im Interesse der Drev
fus -Affaire gesammelt werde, doch
erinnerte er sich keiner Einzelheiten.
Zum Schluß sprach er die Befürchtung
aus. daß die Angriffe auf die Chesz
die Disziplin der Armee erschüttern
werde und daß solches im Falle eins
Zusammenstoßes mit dem Auslande
schlimme Früchte tragen müsse. All:
Welt", schloß der Minister pathetisch,
wird Ihr Urtheil acceptiren. das eine
Aera der Versöhnung einläuten wird!"
Die Mitglieder des Kriegsgerichts
behandelten Frencinet mit der größten
Ehrerbietung. Der Vorsitzende wei
gerte sich, den ehemaligen Minister
durch Labori befragen zu lassen. Es
folgten sodann einige unwesentliche
Zeugenaussagen.
Im Einzelnen ist c us der Verhand
lung noch nachzutragen: Oberst Cor
dier. dem ersten Zeugen, war vom
Kriegsminister die Erlaubniß gegeben.
seine ganze Kenntnis von oer As,arc
mitzutheilen, ohne sich durch dasAmts
geheimniß gebunden zu erachren. Als
der Zeuge am 24.Septembcr 1894 Pa
ris verließ, um einen 14-tägigen Ur
laub anzutreten, war im Spionage
Bureau von dem Borderau nichts be
kannt. Erst nach seiner Rücklehr über
reichte ihm Sandherr dasselbe. Am 8.
Oktober habe man einen Verdacht auf
Dreyfus geworfen, der bis dal)in un-
verdächtig erschien.
Nach Ansicht des Zeugen kam das
Bordereau am 24. September iii's
Kriegsministerium. Er glaube, es sei
dem Obersten isandyerr von enrq
übergeben worden. Dieser habe es
wahrscheinlich durch den gewöhnlichen
Kanal erhalten. Man habe mil die
sem Ausdruck einen sehr gewandten
Spion bezeichnet, der mit den Bedien
ten großer Häuser durch die Vermitte-
lung einer Frau intime Beziehungen
unterhalten habe. Er ichuderte dann
die Art der Zusammensetzung des zer
rissenen Bordereau, eine Arbeit, die für
die damit Beschäftigten zuletzt zu einer
wahren Leidenschaft wurde. Das
Bordereau sei von Henry zusammen
geseht. Man habe festgestellt, daß der Ver-
rath in Bourges geübt sei, aber selbst
Sandherr habe nicht Dreyfus beschul-
digt.
Im Jahre 1894 sei ein Spion mit
Namen Thomas gefaßt und verur
theilt. Der ausländische Agent habe
dies aber mcyt gemerkt und an T
mas einen Brief gesandt, in dem er um
die Pläne einer neuen Granate bat.
Das Hauptquartier sandte diese Pläne
an den Agenten. Es kam ein Dank-
schreiben mitGeld an Thomas an. wel-
chcs dem Fond des Hauptquartiers gut
geschrieben sei.
Oberst Cordier erzählte noch andere
Fälle von erfolqreickxr Spionage der
ausländischen Agenten. In einem
Falle seien wichtige Pläne des Marine-
Ministeriums gestohlen. Oberst Cor
dier beschrieb sodann die Figur des
Spions einer auswärtigenMacht. Die
ser Mann habe mit Dreyfus nicht lii
geringste Ähnlichkeit gehabt, aber cr
habe große Aehnlichkeit mit der Gestalt
eines andern Offiziers gehabt, der
nicht verfolgt werden könne, dessen Na
mc aber vielfach erwähnt sei (Ester-
hazy).
Alsdann kam Zeuge auf das Nie-
senunternehmen" Richard Cuers, La
jour & Co. zu sprechen, das lediglich
den Zweck verfolgt habe, inDeutschland
Spione für Frankreich zu werben, wel
che besonders in einem Kriegsfalle von
großem Nutzen gewesen wären. Im
letzten Kriege hab man den Mangel
an Svionen schwer empfunden. Euer
habe die ipezialaufgabe gehabt.
Deutschland n;it gcfälschtenNachrichtcn
zu versehen.
während der Verhaftung Dreyfus'
seien Fcsiungspläne gestohlen. In jene
Zeit falle auck, das Dokument Tie-e
Canaille von D...." General Rogeij
Auslassungen über den Zeugen seie i
von Anfang bis zu Ende falsch. Die
fortgesetzten Entivendung im Kriegs.
Ministerium feien auf die Achtlosigkeit
der Beamten zurückzuführen.
Der Zeuge beschrieb dann, wie man
gegen Dreyfus Berdacht geschöpft habe.
Man habe zuerst schlechte Berichte
über sein Privatleben erhalten. Drey
fus habe vor seiner Verheirathung ein
unmoralisches Leben geführt, aber
nach seiner Verheirathung fei das an
der geworden. Dreyfus habe mit f ei
nen Erfolgen bei den Weibern viel ge
prahlt. Auch die Neugicr Drensus' habe
ihn verdächtig gemacht. Im Iah
1894 habe ihm der SchuldbewekS. das
Bordereau. ganz unzulänglich geschie-
nen. er hahe sich aber bei dem einstim
migen Urtheile des Kriegsgenchts be
ruhigt. Zweifel seien ihm' erst aufesto
ßen. als das Bordereau vom Mal da
tirt sei und dann hätten die Nachfor
schungen Picauarts und die schmähli
chen Verfolgungen, denen dieser aus
gesetzt sei, ihn in seiner Meinung be
stärkt. ,
1894", sagte der Zeuge, .ward ich
durch die einmüthiqe Verurtheilunz
von der Schuld Dreyfus' überzeugt,
heute bin ich von seiner Unschuld vvll
ständig überzeugt."
Sväter sagte der Zeuge roch, daß
durch das Erscheinen H'nry's imSpio
naaebureau das bisherig: gute Einoi:
nehmen der Offiziere unt'r nnander
aestcrt sei. Henry iei durch den ober
sten Chef dorthin vers:zt worden ,ind
man habe ihn im Verdacht gehabt, duß
er diesem heimlich benchie. Henry sei
auch darüber erbittert gewesen, tc'ä
Picquart spater an die Spitze der Ab
tbeilunq gestellt sei und habe alles ge
than, ihn zu verdräng'.
Rennes. 30. August.
Ueber die heutigen Verhandlungen
ist noch nachzutragen:
Eine der Fragen, die Labori an den
früheren Minister Freycinet stellte, die
der Vorsitzende Richter sich aber weiqer
te, dem Zeugen vorzulegen, lautete:
Was halten Sie von Herrn Scheu
rer - Kestner?" (Der frühere Vice
Präsident des Senats, welcher sich stark
für Dreyfus interessirt.) Obgleich der
borfitzende Richter sich weigerte, die
Frage zu stellen, erwiderte Freycinet:
Scheurer - Kestner ist mein Freund,
und ich habe eine hohe Meinung vo:r
feinem Charakter."
Cordier beschrieb dann die Ereig
nisse vor Dreyfus' Verhaftung und
zeigte, daß zu jener Zeit überhaupt erst
ein einziges Geheimniß hinausgedrun
gen gewesen sei. ngmlich das über die
Festungs - Pläne.
Man hat behauptet." fuhr er fort,
.daß ich in diesem Punkte einen Irr
thum gemacht und dieses Schriftstück
mit einem anderen verwechselt hätte,
das blos den Anfangsbuchstaben ent
halten habe. Ich möchte sehr gerne das
Schriftstück sehen, um mich zu verge
widern, daß es nicht gedoktort worden
ist. Indeß ist es von keiner besonderen
Wichtigkeit, außer um zu zeigen, daß
General Roget's Aussagen über mich
von A bis Z unwahr sind." (Erregung
km wenchtslaale.)
Weiterhin erzählte der Zeuge das
Hinausdringen anderer Geheimnisse,
besonders des Leck von St. Thomas
Aquinas". wobei ein Sekretär der St.
Thomas Aquinas - Kirche in Paris
mit Spionage zu thun gehabt habe, so
wie ein ebenso bedenkliches Leck" im
Marine - Ministerium.
Als der General Roget auf dem
Zeugenstar.de erschien, entstand grot:
Erregung. Er sagte, er werde nicht auf
Cordicr's persönliche Angriffe ant
Worten, aber der Zeuge habe gesagt, sei
ne (Roget's) Aussagen seien unwahr;
er müsse nun diese Unwahrheiten näher
bezeichnen.
Roget verbreitete sich dann des Län
geren über Le Mercier-Picard. den er
einen Hochstapler und Schwindler
nannte. Als Roget wieder von dem
Briefe sprach, den Cordier angeblich
an Mathieu Dreyfus schrieb, sprang
Cordier auf und protestirte. Er sagte,
man kabe ihn im Gericht als Gewöhn
hcitssäufer hingestellt, nur um seinen
Aeußerungen jeden Werth zu nehmen.
Der ihm zugeschriebene Brief sei ohne
Zweifel von Le Mercier - Picard ge
fälscht wordcn.
Roget sagte dann, es sei nicht wahr,
daß die Verräthereien im Kriegs-Mi-nisterium
auch noch nach der Verhaf
tung Deyfus' fortgesetzt wurden. Pic
quart's Zeugniß in dieser Beziehung
sei falsch.
Schließlich ließ sich der frühere
Kriegs - Minister Mercier dem Ober
sten Cordier gegenüberstellen, und of
sendar war es ihm mit seinem Auftre
ten darum zu thun, zu zeigen, wie ent
schlössen er sei. den Kampf bis auf's
Aeußerste durchzufechtcn. und wie
grundlos die Gerüchte von seinen
Flucht - Absichten seien. Doch waren
auch seine Bemerkungen nur von ge
ringfügiqer Bedeutung. Am Jntcres
santesten war noch seine Wiederholung
von Oberst Sandherr's Auslassung
über Matthieu Dreyfus. zur Zeit, als
derselbe den Obersten Sandherr auf.
suchte. umGerechtigkeit für seinen Bru
der zu fordern. Mercier gab zu. da
Sandherr sagte: Matthieu Dreyfus
macht auf mich den Eindruck eines tbr
lichen Mannes, welcher bereit war. r
des Opfer zu bringen, um seinen Vru
der zu retten."
P.,ri.z. 3i). August.
Lissojour, der dem inlair" die In
formationen übermiüe:,,, aus i'vli'?
dann das Blatt das IV!u:;uT.i Diese
Canaille von D . . h!)ri,;irX wurs:
beute vnl'afict. Der OieKiiuKne s'.z'.
daß der Artikel mit Hiili? vcu Ji ser
mationen zusammen ie!!.''!! wure, die
von vkrsctncdel'cii Persouc:: s!oi;i;"!e:t.
Dokumente hätte er nie a?sc!?en. uiii
über den Ursprung seiner Jnfor,ia:io.
nen könne er nirf'U sage,?,
Genera! Bruaere. Gouverneur von
karis, hat einen Mil:tärar-,t angewie
sen. den Gesurd!-citi.zstand des Ma
jors Tu Patii de Clam zu untersuchen
und zu berickien. bis tvann der Oberst
im Stande ist. im Drnjfusit.-zei; Zeug
niß abzulegen. Der Untersuchung wird
Temange. einer der Vertheidiger Drey
fuk' beiwohnen.
Paris. 30. August.
Aus Nancy kommt die Kunde, daß
in der Wohnung eines dortigen Sub
altern - Artillerieoffiziers ein deutsches
Osfniervatent aeiunden wurde, ferner
wertbvolle sraniösische Aaneclandkar-
ten. Ter verdächtige ttammt aus einer
elten elsässischen Familie, deren andere
Mitglieder verdächtig sind, in die As
faire verwickelt zu sei.
Oesterreich.
Wien. 30. August.
In Graz. der Hauptstadt von Stei
trmark, fand ein bctlagenSwerihesRen-'
contre zwischen einem Fähnrich und li
nem Studenten der Medizin statt. Der
Fähnrich Schueck versetzte dem Medi
ziner Lichteneqqer. der über des erste
ren Säbel stolperte, eine Ohrfeige,
worauf zwischen Beiden eine Schläge
rei entstand, bei loelcher Lichtenegger
von seinem Stock und der Fähnrich
von seinem Säbel Gebrauch machte.
Schon machte die Menge Miene, den
Fähnrich zu lvnchc. als eine Militär
Patrouille erschien, welche die Kampf
Hähne trennte und die Menge ausein
andertricb. Südafrika.
Kapstadt. 30. August.
Infolge der andauernden Spannunq
und der kriegerischen Verhältnisse steht
das Geschäft in manchen Orten qan?
still. Es herrscht bereits große Noth
unter den ärmeren Klassen, hier sowohl
als auch in Johannesburg. Es wird
berichtet, daß 200 Pferde, die in der
Delagoa - Bai ausgeladen wurden,
und die wahrscheinlich für den Tns
vaal bestimmt, festgehalten werden, biZ
Ermittelungen in dieser Sache erhoben
werden können.
Kapstadt. 30. August.
Die Mitgulder Itt Fortschrittspartei
im Parlament geben offen ihre Unzu
sriedenhcit über die gestrige Rede des
Premier Schreiner kund. Sie haben
ihre Absicht bekannt gemacht, öffentliche
Bersammlungen einzuberufen, um ge
gen Schreiners Kurs in der Sache der
Warensendungen durch die Kolonie zu
Protestiren.
Depeschen aus Pretoria und Dur
ban melden, daß die Uitlander sehr un
ter den gegenwärtigen gespannten Ver
Hältnissen leiden. Viele Frauen verlas
sen Pielermarnitzburq, die Hauptstadt
des Natal.
China.
Peking. 30. August.
Zwischen dem russischen Gesandten
dahier und dem britischen Geschäftsträ
ger ist vereinbart worden, den Hankau
Zwischenfall vor ein Schiedsgericht zu
bringen.
San Domingo.
Porto Plata. 30. August.
Heute machten die Aufständischen ei
nen Angriff auf Santiago. Ihre
Streitkräfte wachsen täglich. Die Re
gierung hat ihnen den Vorschlag ge
macht, die Feindseligkeiten für 90 Tage
einzustellen.
Die Lage des Landes ist traurig.
Die Regierung ist ohne Geld, auch
fürchtet mau amerikanische Jntcroen
tion. In einem bei Dejabou vor mehreren
Taaen stattgefunden Kampfe verlo
ren die Reqierungstruppen 76 Mann,
die Aufständischen nur 5.
Die Aufständischen nähern sich
schnell Santo Domingo. wo aroßeAuf
regunq herrscht. Der Prä,i?cit r.'act
sein Haus nur bei starker ?:deckung zu
verlassen. Die Aus''inder haben sch
auf ihre Konsulate geflüch!t.
Am Dienstag wurde dc: Militär
kommandant von San Cristobel er
mordet. Alle Telegravhnliuicn ncch
dem Innern sind zerstört. Der Gou
verneur des La Veqa-Distriktes. Lio
nas, ist zu den Ausständischen über
getreten, mit ihm eine große Anzahl
Soldaten. Sowohl die New OrelanZ
wie ein im Hafen von Santo Domin
go liegender französischer Kreuzer hal
ten sich bereit. Truppen zu landen.
Cap Hayiien. Haiti. 30. August.
Hier ist die Bestätigung der Nachricht
t'on der Niederlage der dominikanischen
Regieri'ngsir'ippen unter dem Befeh!
des Generals Peppin eingetroffen. Pep
Pin hatte Z0 Toote. 40 Mann gerieihen
in Gefangenichaft und außerdem mußte
er einen Transport Lebcnsmittel im
Stich lassen.
Nabe Monte Christi ist es zu wer
ieren Kämrn q'kommen; Einzelnhei
ien fehlen jedoch.
Canada. f
Winnipeg. Man.. 30. August. '
Frau Jo epb Jubenville. Gattin ei
k,es wohlhabmden Farmers in Lelellier,
verbrannte neost ihren zwei Kindern.
2 resp. 4 Jahr? alt. in ihrer Wohnung.
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