Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 17, 1899, Image 6

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gebraut von der Ind. Krng Brewing Co., Omaha, Neb., ist
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die goldene Medaille
verlieh worden. Dieser Preis wurde dem Krug'fchen (bahnet Br über alle
anderen wegen der
Reinheit, Kraft und feinen Qualität
verliehen.
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Yrsience to," faVe Walter, Herr
Girlitze
Herr 2ultz, stotterte Anton
.ist-ist '
.9.1!."
Nun nun ist ist ta.a
.Ver der Itjürf"
.Ja. Herr." "
Mit einem 2 gen?"
.Ja. Herr.'
Warum sagst Tu das nicht gleich?"
Sie licißcn mich immer am Anfang
beginnen und die Tinge nicht durch
einander menge. Ich irachte nun, o
z! sprechen.
,(5r ist ja sehr verständig, der
Kleine sagte ?ran von Villemor, er
hat sich hier sehr eisrig und bemüht
erwiesen. Hör' 'mal. mein Junge "
.Gnädige Frau?-
.Tu wirst morgen zu mir kommen,
und ich werde Tir als Belohnung für
Deinen leiser etwas geben, worüber
Tu Tich sehr freuen wirst."
Tank' Ihnen, gnädige Frau.' er
t'iderte Anton, der eS unglaublicher
Weise fertig brachte, trotz seiner inten
siven Rothe noch röther zu werden;
dank' Ihnen, bin ja schon zufrieden,
da ich in einer Karosse gefahren bin."
Gleichviel, komme nur morgen zu
mir, und Tu sollst noch mehr zufrieden
sein. Und nun. mein Herr," wendete
sie sich an Walter, möchte ich Sie bit
tcn. Ihre Rolle als galanter Ritter von
Neuem aufzunehmen und mir Ihren
stützenden Arm zu bieten."
Walter licß die willkommene Aufior
derung nicht zweimal an sich ergehen
und, nachdem die junge Fra der alten
Haushälterin herzlich gedankt, schritt
sie am Arme ihreS Ritters hinaus, ein
wenig unsicher zwar und auch einiger
maßen behindert vurch die lange
Schleppe ihres jZlcidcs, dessen unge
achtet ber Herrin ihrer Bewegungen,
während er sich von einer ganz eigen
thiimlichcn Erregung erfaßt fühlte, die
mit jenen seines Alltagslebens gar
nichts gemein hatte. 0 schritten sie
dahin, ohne ein Wort zu sprechen, bis
sie die Gartenthür erreichten.
Vor derselbe hielt der Wagen.
Walter öffnete den Schlag desselben
und half der jungen Frau, sich behag
lich in den wissen einzurichten.
So, danke, hier werde ich mich sehr
wohl fühlen." sprach sie jetzt.
Sodann reichte sie ihm die Hand,
und der Druck, in welchem sie sich mit
der seini,,'ii begegnete, war lang und
kräftig. Walter fühlte einen Schauer
durch seinen Körper rieseln.
Auf Wiedersehen '." sprach sie.
Auf Wiedersehen !" wiederholte er.
Nur mit unsicherer Stimme vermochte
er dem Kutscher, Herrn Schultze selbst,
die nöthigen Weisungen zu ertheilen,
und als sich der Wagen in Bewegung
gesetzt, verkante er träumerisch noch
lange an derselben Stelle.
Er gewahrte denn auch nicht, daß
sich ihm von der entgegengesetzten Rich
tung her ein kleiner, untersetzter, etwas
dicker Mann mit einem Knotenstock in
der Hand und einem breiträndigcn
Panamahut auf dem Kopfe näherte
und ihn dabei neugierig betrachtete.
Unter dem breiten Rande des Hutes
sah man ein rundliches, sanft gerötheteS
und glatt rasirtcS Gesicht, welches von
zwei kleinen durchdringenden Augen er
leuchtet war, die die fleischigen Lider
halb verdeckten, und über welchen sich
dichte buschige Brauen hinzogen, die
der ganzen Physiognomie einen sonder
baren Ausdruck verliehen.
Der Mann kam dicht an Kampf
heran, und, ihn auf die Schulter schla
gend, sagte er:
Wir denken wohl über einen ge
heininißvollen vierten Theil oder über
einen unvorbergesehenen, recht packenden
Schluß nach?
Walter fuhr zusammen, hob den
Kopf enipvr und, dem Ankömmling
die Hand entgegenstreckend, entgegnete
er:
Nein, mein vortrefflicher Vater
Mewes, das ist nicht der Fall."
Wis den? Sie waren ja da in
so tiefem Sinnen verloren, das; der un
sondirbare Ozean ein Tümpel dagegen
ist."
Das ist wohl richtig ; doch sind die
Rollen heute ganzlich vertauscht und ich
bin nicht der Erfinder ergreifender In
triguen, sondern der Held eines wirk
lichen Abenteuers."
Wirklich?"
.Jawohl!"
Ein Abenteuer in diesem Nest?"
Das dünkt Ihnen unwahrscheinlich,
und doch ist's so."
Wäre es allzu indiskret, von Ihnen
einen möglichst treuen Bericht zu ver
langen?"
Durchaus nicht. Eine Hand wäscht
die andere. Schenken Sie den Abend
mir und wir wollen nach Herzenslust
plaudern. Außerdem hat mir Amalie
ein vorzügliches Abendessen in Aussicht
gestellt."'
Daran zweifle ich gar nicht, doch
habe ich versprochen, nach Haufe zu
kommen."
Bah, wir werden Anton zu Ihnen
schicken, um sagen zu lassen, daß man
Sie nicht erwarten soll."
Versucher !"
Nun, einverstanden?"
Meiner Tren. Ihnen kann man ja
nicht widerstehen."
Vater Mewes und Walter Kampf
waren seit zwei Jahren befreundet. Sie
waren einander zahllose Male auf den
kleinen Straßen und Wegen von
L bürg begegnet, hatten sich durch ein
Wort oder ein Lächeln begrüßt und
schließlich mit einander zu reöcn begon
nen.
Wenn eS einen Menschen gab, dem
es widerstrebte, der bloßen Unterhaltung
wegen vom Regen. Sonnenschein und
von den politischen Ereignissen zn spre
chcn. so war Walter diofer Mann. Und
darum ärgerte cö ihn nicht wenig, als
ihm Vater Mewes mit ebenso vätcr
lichcr als treuherziger Miene eine Meng?
nichtiger Dinge auftischte, lind dieser
rtci'iclte Mensch r.Jljni sich Zeit zum
cVr;: ii-.lltf ?ro'. !eme au. i;t er
!:i e.'r cirAtf Kiten. fo kn.t er cm
r.:u: errj;::; j::!;.:;:at Z!s)ose ehe
V'iH ü.'.'Züi. n;n deren A:ii:n:l''n!
er nicht fertig ta;;rcf, um dann bc'.;a.(Iich
lj;nj ei.', e:z!)ti'tf l'jjutij zum
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Dessen i! rittet war alter i
jj .fifhrrt! ob der Nichtigkeit einer
füciiun-i. einer w'lcrmzgencnLLhr
nehmen z. cl) gewisser originaler
Ileen. die iritrter zwischen den reicht
ganz sireng zu'a.i.iei'iangci-de'n Wor
ten deS ?,!t.-n auftauchten. A"f der
soliden Bjü5 ein:? niiit eben spar
lichen. gesunden. znzc!crk::en Bcrstan
deS erhob sich eine enorme Menge von
Beobachtung? un) auf Thatsache ge
gründeter Logik, aus welcher dieser
merkwürdige Mensch' ohne Zogern oder
Vcr'.egcnbcit schöpfte. Wen idm Z'.'al
ter iehör sedenken wollte, folgten die
Geschichten und Anekdoten einander mit
einer Abwechselung und Reichhaltigkeit,
die den jungen Roinanschreibcr buch
stäblich i atizcmloseZ Erstaunen setzten.
Eine besondere Vorliebe besaß Vater
Mc'.vcZ für Pclizeigcschichten. In die
fein Punkte war er unermüdlich. Wenn
man ihm zubörte, batte man glauben
sollen, er habe die Akten all' der Kri
minalprozcsse zu seiner Verfügung,
welche wahrend dcr.lctzten dreißig oder
vierzig Jahre der Dame Justitia zu
thun gegeben, und mit unanfechtbarer
Sicherheit deutete er auf die Fehler der
Agenten hin, hob er voll tiefen Ver
standnilses die ocr Uebcrcilung entspinn
genen Mißgriffe der Herren Diebe und
Mörder hcrtor.
Meiner Treu!" hatte eines Tages
Walter lachend zu ihm gesagt, Sie
sind in diese Kriminalgcschichtcn zu
sehr unierrichtet, als daß Sie nicht bei
der Polizei zu thun gehabt hätten, und
ich sehe ;:i Ihnen"
Lassen wir hören, mein junger
Freund, was sehen Sie in mir?"
Einen Polizcichcf, der die Jagd nach
Verbrechern eingestellt hat, um sich dem
friedlichen Geschäft eines Forellen
fischcrS zu widmen."
Vater Mewes nahm niit ernster
Miene eine Prise, bevor er zur Antwort
gab: Was Sie mir da sagen, Herr
Walter, schmeichelt mir sehr; doch irren
Sie, irren Sie ganz ungemcin. Ich bin
nichts weiter als ein ehemaliger Ge
würzkrämer, der sich von den Geschäften
zurückgezogen hat. Jedermann hat den
Gcwürzkrämcr McweZ in Berlin an der
Ecke der Rosenthalcrstraße gekannt"
Und da Walter dies nicht glaubn
wollte und lcdhaft widersprach, ließ sich
Vater Mewes zu einigen Erlärtcrungen
herbei. Ja, er war ein Gcwürzkrämcr
gewesen, doch ein Gewürzkrämcr, der
sich eines vortrefflichen Gedächtnisses
erfreute und eine Eigenschaft besaß, die
seltener ist als man denken sollte: den
Sinn der Vergleichung, Klassifizirung,
der darnach strebte, jedem Gegenstande,
jedem Dokument und Thatbestand einen
bestimmten Platz anzuweisen ein Ge
würzkrämer, der einen vortrefflichen
Archäologen abgegeben hätte. Er hatte
seine Frau frühzeitig verloren und sich
nicht wieder vcrheirathet, und als sein
Schmerz überwunden war, seine Zeit
damit verbracht, all' das, was sich um
ihn her begab, getreulich aufzuzeichnen
und seine Schlüsse ans dem zu ziehen,
was er aus Zeitungen und Broschüren
erfuhr, deren er irgend habhaft werden
konnte. Da er weder Lust noch Gelegen
heit hatte, sich mit der Politik zu be
fassen, auch der nöthigen Erziehung
entbehrte, um sich über' abstrakte The
men zu äußern, so hatte sich Batcr
Mewes an die Kriminalistik gehalten
und förmliche Akten über alle Prozesse
geführt, die während einer Reihe von
Jahren in fortlaufender Folge die
öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigt
hatten.
Diese Aktcnbiindel zeigte er voll stol
zcr Genugthuung feinem jungen
Freunde, der von der Anzahl erschreckt
und ob der verständigen Art erstaunt
war, in welcher dieselbe geordnet
waren. Hier war eine förmliche Mine
auszubeuten, und Vater Mewes wäre
glücklich gewesen, wenn er die nöthigen
Elemente zum Entstehen eines Buelzes
hätte liefern können !
Von da an waren Vater Mewes und
der Schriftsteller unzertrennlich. Drei
oder viermal wöchentlich speiste der
Ezgewürzkrämer im Rosenhäuschen"
und stundenlang konnte er sich da in
seinen Erzählungen ergchen, während
Walter rauchend, mitunter auch Notizen
machend, ihm aufmerksam zuhörte.
An diesem Abend nahm MeweS wie
immer feinen gewöhnlichen Platz am
Tische ein, den Frau Amalie bereits
gedeckt hatte. Walter entwickelte einen
mächtigen Appetit und erklärte sammt
liche Gänge für vorzüglich, worüber die
alte wackere Hausfrau nicht wenig er
freut war.
Ah !" machte er, sein Glas zum
letzten Male leerend, das ist gut. Und
nun können wir unsere dramatische Er
zählung anheben."
Ich bin ganz Ohr," erklärte Vater
Mewes, feinen Stuhl naher rückend,
um kein Wort von dem. was Walter
vorbringen würde, zu verlieren.
In diesem Augenblick kam Anton,
wie gewöhnlich in's Zimmer gelaufen.
Herr," sprach er, ich habe den Auf
trag ausgeführt."
Den meinigcn?" fragte Mewes.
Ja, und Ihre Magd sagte, es habe
sich nicht verlohnt, ein so schönes Huhn
für Sie zu braten."
Das große Unglück!"
Und nun laß uns in Frieden," sagte
Walter.
Ich muß Ihnen noch melden, daß
das Pferd schon zn Hause ist. Die
Dame war sehr freigebig, Papa und
die zwei Anderen erhielten jeder vierzig
Mark von ihr zwei Zwanzigmark
stücke." So schweige doch, vcrd Schwatz
maul l" rief Walter aus. Wer hat
Dich denn darnach gefragt?"
Nanu, ich dachte"
.Scher' Tich zum Teufel !'
- Mer " "
Was gibt's denn noch?"
Es gibt, daß daß "
Unerträglicher Schlingel, so rcdc
schon-"
Als ich vom Dorf zurückkchrte.
überholte ich Vvfcne:t. ci;::n
',v.t:: ci::e Cer 'crr !
'.: ..ro f:.: cd dies der
;:: ?c:.: HuV Iti Herr.:
i.V....-r .u;:i;i Ich erwidert.'
nt.::'ih: jt."
-Ve.r und ei.v: Tz;;,.-?"
, ,'i X. err !"
Das :t erujril'.ch. ch trwale
?.io:.:.Md."
Sie li".!:::: s:che:I!ch hierher.
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Th.-.tstch'.ich 1? r die Hz:,Zg!zZe er
kjj'it, a"s fit::;: Vw.l Walters nur
Äitl't? Mi".", .v.vei t, uv. den 2tfKtnt-
tiiigeit ali T'i:.!rer z !
M'i,i l:flrr
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schrieben, ich jilie Ihnen die Erlebnisse
deS keuliacü T tgez nicht heute Abend
crz.it-!e.i." n.nMU sih Kampf an
MeweS.
Auk..t?fch77-en ist nicht a:-'7.ehsden.'
ertöten. der '.l.t? i.''.'ilofop?:fch. Wo
habe ich denn meinen 2tci und Hut?"
Wie? Sie rjolict! schon gehen?"
Ich machte Ihnen keinerlei Zwang
bereiten."
B.i!i, mein lieber Herr MeweS. Sie
sind der liebenc-wurdigste Mann von
der Welt und fallen niemals lästig;
außerdem h,i'ee ich Ihnen einen Kognak
anzubieten, wie man ihn nicht alle
Tage ilüdet und si".d Sie denn nicht in
allen Ilntstünden. heiteren oder trau
ria.ni, cinf.?chen oder verwickelten. Herr
der Situation?"
Um Gottes willen, halte Sie ein !
Wie soll ich !ni.t denn gegen all' diese
Komplimente wehren, die Sie mir da
an den Kopf werfen. Also, ich bleibe
da wegen des Kognaks "
In diesem Augenblick führte Anton
mit ernster Miene die beiden Personen
herein, von denen er gesprochen. Wal
ter war ausgestanden und schritt ihnen
jetzt entgegen.
Himmel !" rief er aus. Welches
Wunder! Das kommt ja einer Aus
erjtehung gleich! Arthur Echönfeld!
Wie. Tu bist's, mein Freund?"
Ja, ich bin's!" erwiderte ernsten
Tones der Neuankömmling, die beiden
Hände ersassend, welche Kampf ihm
fröhlich entgegenstreckte.
Tu bist'S, mein Alter? Aber weS
halb hast Tu denn nicht geschrieben,
damit ich Tir wenigstens einen wür
digen Empfang hatte bereiten tonnen?
Weißt D, daß es rast ein Jahr her ist,
daß ich keine Nachrichten von Tir erhal
ten habe?"
Ja, es dürfte bereits ein Jahr her
sein"
Jetzt begrüßte Walter die Begleiterin
seines Freundes, die sich schüchtern etwas
abseits hielt, ließ Stühle herbeischaffen
und nöthigte seine Gäste voll warmer
Herzlichkeit, sich am Tische niederzulas
sen.
Lieber Arthur, gestatte mir, Tir
Herrn MeweS. einen guten Freund von
mir, vorzustellen, dessen treffliche
Eigenschaften Tu gar bald kennen und
schätzen lernen wirst, und Sie, mein
alter Freund, dürfen getrost Herrn
Arthur Schönfeld die Hand reichen,
denn er ist der beste Junge vot der
Welt und dabei ein höchst talentirter
und aussichtsreicher Maler."
Tie beiden Männer begrüßten ein
ander und wechselten einen festen Hände
druck.
Im Zimmer war es inzwischen dun
kel geworden, und die auf Alle? be
dachte Amalie brachte jetzt eine hell
brennende Lampe herein, bei deren
Schein Walter erst feinen Freund ge
notier betrachten konnte.
Ah !" entfuhr es ihm im Tone
schmerzlicher Ueberraschung.
Bleich, abgehärmt und abgemagert,
mit fieberhast glanzenden Augen, trug
das Gesicht seines Freundes den Stempel
eines brennenden, moralischen Leidens,
welches seiner Physiognomie einen völ
lig veränderten Ausdruck verlieh. Gleich
ihm war auch seine Begleiterin von
einer erschreckenden Blässe, und die ver
gossenen Thränen hatten auf den ge
schwollenen Wangen eine rothe Furche
zurückgelassen. Dessen ungeachtet er
schien ihr blondes Köpfchen, welches
auf der Schulter des freundes ruhte
und von einem schwarzen Schleier um
geben war, wie der eines Engels in
seiner unschuldigen Anmuth, welche der
Ausdruck eines tiefen Schmerzes noch
schärfer hervortreten ließ.
Mein Gott!" rief Walter aus.
was ist Euch denn geschehen? Woher
kommt Ihr?"
Aus dem Gefängnisse!" erwiderte
Schönfeld bitter.
Aus dem Gefängnisse? Wie das?"
Oh ! das ist eine furchtbare Ge
schichte ! Ja, wir. dieses arme Kind
und ich, haben soeben eine sechsmonat
liche Eefängnißhaft. Untersuchungshaft
genannt, voll der grausamsten Leiden
und Qualen überstanden. Gestern stan
den wir vor den Geschworenen. Man
hat uns freigesprochen aus Mangel
an Beweisen."
Wessen hat man Euch denn ange
klagt?"
Des Raubmordes !"
Ihr? Tu? Oh, über die Wahn
sinnigen !"
Tarauf wurden uns die Thore ge
öffnet, und man ließ uns ziehen. Was
sollen wir thun? Wohin uns wenden?
Ich habe an Tich gedacht, und bin ge
kommen, um Teine Gastfreundschaft
für einige Zeit zu erbitten."
Daran hast Tu recht gethan, und
ich danke Tir für diesen Gedanken
für den in demselben gelegenen Beweis
von Achtung? Tu wirst schon sehen,
wie wir uns zurechtfinden werden. Da
unten habe ich einen kleinen Pavillon,
aus dem wir in zwei Tagen ein Herr
liches Atelier zurechtmachen werden. Es
läßt sich hier so prächtig arbeiten !
Tu wirst ein Meisterwerk schaffen.
Und dann werden wir uns bemühen,
diese häßlichen Erinnerungen von Tir
fern zn halten. Tich vergessen zu
machen "
Im Gegentheil, ich will unablässig
daran denken. Die Geschworenen haben
uns nur mit schwerer Noth freizespro
chen, denn die gegen uns vorliegenden,
kelastenden Momente waren z schwer
wiegende ; ich wünsche aber eine sei
liehe Offenbarung unserer Unschuld,
die erbarmungslose Verurtheilung der
Elenden, die das fürchterüche Verbre
chen begangen haben, dessen man uns
betchuldiat ! Ur.d wenn ich mein ganzes
Uven der o:u..;i:im, inel.r ?,::t.tare
.'idiren mn! !e, nvree i.ti v.v.irl i'.V.'ut,
enne Ru'.e tinS Vie,jl du sei Ziele zu
nich-n"
.Tu hast V.'eil " tU Walter aus.
i:::5 ich stimme Tir vollk.'inmen bei.
Ich stelle mich Tir zur Verfügung,
ebenso mein tref'licher Freund MeweS.
der unS feine werthvollen Rathschlage
nicht vorentballen wild; denn Nie
mand dürste gleich ihm i der Lage
sein. Licht in Angelegenheiten, wie die
Deinige, zn bringen."
Theoretisch möchte dies feine Be
rechtigung hetben," erwiderte MeweS.
.Doch, obgleich eS mir nicht an Lust
dazu gemangelt hat, konnte ich mich doch
niemals im Praktischen versuchen."
Du siebst. Arthur, daß wir Dich bei
der Ausführung Deiner Ausgabe nicht
verlassen werden.' Also Mutli. mein
Freund, und Kopf in die Hohe! Spa
ter wirst Du uS Deine traurige G
schichte erzählen ; momentan handelt eS
sich für Tich oarnm, wieder zu Kräften
zu kommen. Teufel auch! Um sich
einem solchen Geschäfte zu unterziehen,
muß man Herz und Magen beisammen
haben. Amalie"
Tie treffliche Fra erschien mit einer
dampfende Suppenterrine in den Hän
den.
.Herr Kampf ?"
Bereite Sieh, es ist schon ge
schehen ! Meiner Treu, Du kommst mir
immer zuvor, und so werde ich denn
kein Wort mehr sprechen."
Vorwärts, Arthur, und Sie, mein
Fräulein, vsnchen Sie diese Suppe"
wandte er sich darauf an feine Gaste.
Als sie die gegessen und sich ein
wenig erholt hatten, ließ Walter den
bewußten Kognak auf den Tisch stellen,
und da die junge Gefährtin Arthurs
von Müdigkeit überwältigt zn fein
schien, sprach die auf Alles bedachte
Amalie zu ihr:
Ich sehe, mein Fräulein, daß Sie
der Ruhe bedürfen. Wenn Sie es
wünschen, führe ich Sie in Ihr Zim
mer."
Ich danke Ihnen, Sie sind so gut."
erwiderte sie, sich zn Arthur wendend,
als wollte sie dessen Rath einholen.
Gehe, meine arme Hedwig, mein
theures Kind," sprach der junge Mann
zärtlich, unsere Prüfungen neigen sich
zn ihrem Ende, und wir sind dem
Hafen nahe. Gute Nacht, schlaf wohl !"
Er küßte sie auf die Stirne, ud das
junge Mädchen schritt hinaus, nachdem
sie sich vor Walter und MeweS verneigt
hatte.
Einige Minuten herrschte tieses
Schweigen.
Walter stellte Tabak und Cigarre
auf den Tisch und füllte die kleinen
Gläser mit Kognak.
Frisch und munter, meineFreunde !"
sprach er. Auf das Gelingen der Pro
jekte Arthur Schönfelds !"
Die Gläser stießen zusammen.
Ja," rief der junge Mann aus,
auf das Wiederfinden der Mörder von
S. ! Auf das Gelingen meiner Rache!"
Er leerte sein Glas uf einen Zng.
im Gegensatz zn Vater Mewes, der,
den Genuß verlängernd, das seinige in
kleinen Zügen ausschlürfte.
Einer Aufforderung Walters Folge
gebend, hub Arthur an, seine Lebe
geschichte zu erzählen, die wir nach
stehend in gedrängtem Auszuge wieder
gezen.
10. Kapitel.
Nach ziemlich stürmisch verbrachten
Schul und Jünglingsjahren, denn
der geniale Drang des Künstlers ließ
den Knaben den Echulzwang nur
schwer ertragen, war es Arthur Schön
seid, dessen Eltern gänzlich unbemittelt
waren, endlich gelungen, sich seiner ge
liebten Kunst widmen zu Kursen. Niech
hatte er es darin zn keinem berühmten
Namen bringen können, als sein Vater
starb, eine Schuldenlast von etwa acht
tausend Mark hinterlassend. Arthur,
der auf dem Namen seines Vaters kei
nen Flecken belassen wollte, verpflichtete
sich, den ganzen Betrag aus dem AI"
zahluugsweae zu tilgen, und um dies
zu ermöglichen, mußte er vorerst kleine
gefällige Bilderchen malen, die seiner
künstlerischen Entwickelung wohl keinen
Vorschub leisteten, dagegen den Vortheil
hatten, daß sie leicht und rasch Käufer
fanden und ih,n hierdurch die Mittel
boten, seinen Verpslichtnngen nachzn
kommen. Erst als er sich einigermaßen
von seinen Gläubigern befreit und den
größten Schmerz über den bald darnach
erfolgten Tod seiner Mutter ein wenig
überwunden hatte, konnte er auch an
seiner künstlerischen Vervollkommnung
arbeiten. In diese Zeit fiel der Beginn
seiner Freundschaft mit Walter Kampf,
und Maler und Romantiker schlössen
sich bald in herzlicher Zuneigung an
einander an.
Es war an einem Augustabend und
Arthur arbeitete in der Gegend um FI
an, Rande eines jener herrlichen Wege,
als er ein einfach gekleidetes junges
Mädchen, dessen Gestalt und Antlitz
ihn auf den ersten Blick entzückten, vor
übergehen sah. Die junge Dame, die
den eifrig arbeitenden Maler zuerst gar
nicht zu bemerken schien, konnte, niüher
gekommen, doch ' nicht umhin, einen
Blick auf die Staffelet des Künstlers
zu werfen, und. gleich als wollte sie
dieselbe nicht sofort ans den Ange ver j
lieren, begann sie Blumen zu einem
Strauße zu pflücken.
Wirklich ein reizendes Geschöpf."
sagte sich Arthur, mit einigen hastigen
Strichen die Umrisse des lieblichen Ge
sichleö in sein Skizzenbuch bannend.
Doch Plötzlich fuhr er erschrocken empor,
denn das junge Mädchen hatte soeben
eine heftige Bewegung gemacht und
einen Schrei des Schreckens und des
Schmerzes ausgesioßen.
Mein Gott!" rief Arthur ans.
sollte sich die Kleine verwundet haben?"
Und Staffele! und Farben im Stiche
lassend, eilte der junge Mann der schö
neu Spaziergängern, zn Hilfe.
Was ist Ihnen geschehen, mein
Fräulein?" fragte er ganz erschrocken.
Da, da !" rief sie aus und deutete
auf eine Moosbank, auf welcher sich
einige hübsche Blumen mit langen
Stengeln und bunten Blüthen erhoben.
Arthur blickte hin und gewahrte eine
Heine Schlange, die zwischen dem Grase
entschlüpfen wollte. Mit einem Stoß
hatte er r den .'.rN '!!"..
Ol, !" nachte das junge Madchen
ent'etzt. Tu? ist wohl eine Kreuzotter,
nicht r. 'a'. r?"
Durchaus nicht." erwiderte Arthur
in sie zu beruhige, den er hatte v
einem Blick die gesachr liche Natur
Thieres erkannt. Es war nur eine
kleine unschuldige Natter. Hat sie Sie
gebissen?"
Ach ja k Ich wollte diese hübschen
Blumen pflücken plötzlich empfand ich
ei schreckliches Kältegefühl und darauf
einen trennenden Schmerz sehen Sie
hier."
,Se streckte dem jungen Manu de
rechten Arm hin.
Beruhigen Sie sich." sagte Arthur,
eS ist ja nichts, ich versichere es Ihnen."
Tie junge Dame aber war ganz
bleich, die große Augen schiene weit
aufgerissen, und dabei zitterte sie der
ait. d'?ß der Maler nicht genug Worte
finden konnte, sie zu beruhigen.
.Lasse Sie sehen," sprach er, indem
er die Hand deS jungen Mädchens zart
erfaßte, beunruhigen Sie sich nicht,
ich bin einigermaßen mit derartige
Verletzungen vertraut. Haben Sie Ver
trauen zu mir?"
Tie Dame nickte zustimmend mit
dem Kopse.
In diesem Falle werde ich Ehirurg,
Arzt. Apotheker und Operateur in einer
Person fei. Bitte." fuhr der junge
Mann nach einigem Zögern fort, denn
es widerstrebte ihm dennoch, einer frein
den Person gegenüber sich derartige
Freiheiten zu erlaube : Nehmen Sie
am Rande der Straße, die uns als
Operationsstuhl dient, Platz und rei
chen Sie mir Ihr Taschentuch. BoL
danke. Jetzt zerreiße ich dasselbe iit
mehrere Streife und umu'ickle mit
denselben fest daZ Handgelenk, um die
Blnteirlnlation zn hemme, damit der
möglicher Weise vorhandene Giftstoff
nicht dem übrigen Blute zugeführt
werde. Schmerzt Sie der Druck des
Bandes?"
Oh kaum," erwiderte das junge
Mädchen, dem Geplander Arthurs lau
schend, der sich bemühte, durch eine
Fluth von halb scherzende, halb ern
sie Worten den Schrecken zu bannen,
der sie gefangen hielt, und dabei ver
rirth ihre ganze Haltung, der Blick ihrer
Augen unbedingtes Vertraue und die
lebhafteste Tantbarleit.
Und nun," fuhr Arthur fort, ge
lange wir zu der schwierigen chirur
gischen Operation. Eine blutende
Wunde ist eine geheilte Wunde, behaup
ten die vortreffliche Jünger Aeskulaps.
Ach. es ist ja kaum der Rede werth,
ein kleiner Einschnitt mit lueinem vor
züglichen Federmesser. Gestatten Sie
es mir? Werden Sie sich tapser halten?"
Sie antwortete nur mit einem furcht
samen Seufzer, während zwei große
Thränen über ihre bleichen Wangen
rollten.
Arthur faßte sich ein Herz und zwei
mal versenkte er die scharse Klinge seines
Federmessers in das zarte weiße Fleisch.
Ein dünner Blntstrahl schoß heraus,
und rasch hatte er seine Lippe auf die
Wunde gedrückt, an welcher er jetzt
energisch zn saugen begann. L.
Oh, ich bitte Sie!" murmelte das
junge Mädchen, indem sie sich diesem
lZlkte der Opfenvilligleit z widersetzen
suchte. Sie dürfe sich mernethalben
nicht dieser Gefahr aussetze "
Fürchten Sie nichts; der Giftstoff
wirkt mir schädlich, wenn er d.'in Blute
zugeführt wird, und da meine Lippen
keinerlei Verletzung haben, so habe ich
nichts zn besorgen. Außerdem sind Sie
ja nicht von einer Viper, sondern nur
von einer armen ganz unichuldigen
Echlange gebissen worden, die dies mit
ihrem Leb'n bezahlen mußte."
Das Mädchen macht? eine ungläubige
Miene und sagte: C?ie retten mir das
Leben"
Durchaus nicht, nachdem Sie von
keinerlei Gefahr bedroht sind Sehen
Sie," fuhr er fort, ei kleines Glas
slaschchen hervorziehend, welches i
einem hölzernen Behälter steckte und
mit einem Glasstöpsel verschlossen war,
..diese helle, schöne und klare Flüssigkeit
ist Ammoniak; einige Tropfen davon
werden genügen, um die lästige Wunde
auszubrennen, und nicht nur all., Ge
fahr, sondern auch jedwedem Unwohl
sein vorzudeuge". Meiner Treu, vor
sichtiger kamt man nicht mehr sei"
Während er sprach, ließ der junge
Mann einige Tropfen der klaren Flüs
sigkeit in die offene Wunde fallen, deren
Blutung bereits gestillt war. Das
junge Mädchen stieß einen Schrei aus.
die Wirkung des Mittels war eine sehr
nachdrückliche, und trotz ihrer Helden
müthigen Entschlossenheit ward ihr
Körper von einem plötzlichen Zittern
erfaßt, während ihren Augen ein Strom
von Thränen entstürzte.
Halten Sie sich tapser." murmelte
Arthur bewegt, nun bin ich fertig,
und Ihre Schmerze werden sich all
mälig legen. Ich schwöre Ihnen, daß
Sie keinerlei Gefahr mehr lausen, und
nachdem Sie einige Stunden geruht
haben, wird Ihnen weiter nichts als die
Erinnerung an einen etwas unangeneh
men Vorfall geblieben sein. Und nun
wollen wir uns nicht länger aufhalten,
stützen Sie sich, bitte, ans meinen Arm
und gestatten Sie mir, Sie nach Ihrer
Wohnung zu führen"
Sie erhob sich, unter Thränen
lächelnd, und die verwundete Hand dem
jungen Manne überlassend, der sie
vorsichtig stützte, erwiderte sie :
Ich gehorche Ihnen und niemals
werde ich Ihnen für Ihre Güte ge
nügend danken können. Ohne Sie wäre
ich an dem Bisse dieses entsetzlichen
Thieres umgekommen."
Ich sage Ihnen aber, mein Fräu
lein, daß Sie fich täuschen"
Oh, ich kenne diese Thiere! Ver ,
gangenes Jahr brachte mein Vater eine
solche Viper nach Hanse."
Ist das Hang Ihres VaterZ sehr
entfernt?" fragte Arthur, ohne es zu
wagen, bei seiner hochherzige Lüge zu
verharren.
Oh nein, es befindet sich ganz in
der Nähe in S."
Da werden Sie ja in einer Viertel
stunde 'irr Stalls sein k"
y