Die Flucht. r;ahl.,ng von S m i I A , r i n g Christian BcliK war eine in sich gc festete PcrSi:lichkcii. Schon äußernd) machte er einen durchaus soliden, wi traucncrwca'cnden Eindruck mit seiner mittclaroxcn. breitschultrigen Gestalt. dem blonden, sorgialtiz gescheitelten Haar, den grauen, nicht übermäßig Ilua blickenden Augen. bereits elf abre diente er dem renommirtcn Berliner Banthause Köl! mt .V Korn, erst als Lehrlina drei ?labre. dann als Buchhalter, gcgcnwciv tig a!S Asststcnt des ersten Kassncrs. ein Bertrauenöprsten, für welchen ihn seine Shcfs trog seiner verhältnismäßigen Iuacnd er war 30 Jahr für qualisimt erachteten, eben weil sie nach iabrrlanarr Beobachtung volles Vcr trauen zu ihm hatten, Er hatte große Summen unter den Fingern gehabt. hatte Beträge bis 60.000 Mark zur Reichsdank getragen. Porto-und Cou. ponkasse mehrere Jahre mit peinlichster Ordnung geführt und schien mit seinem (ehalt von 900 Thalern sehr gut aus. zukommen. Seiner erwerbsunfähigen Mutter, die in einer kleinen Stadt Schlesiens lebte, schickte er regelmäßige Unterstützungen. Seine Braut. Heb wig Kcrkens. die Tclcphonistin war. verleitete ihn auch in keiner Weise zu Extravaganzen; denn sie war ein liebenswürdiges, verständiges Mädchen, das nur in letzter Zeit durch den Tienst etwas angestrengt war. Es war vcrab redet worden, daß die Heirath stattfin den sollte, wenn Bclitz 3000 Mark Ge. halt hatte. So .war alles schön glatt und ruhig, und die Entwickelung dieser beiden Leben hätte normal vor sich gehen können, wenn wenn nicht .... Ter erste Kassirer des Bankhauses war an Influenza erkrankt, seit Mitt woch fehlte er im Geschäft und Bclitz vertrat ihn. wie es natürlich war. Herr Korn, der Eine der Ehcfs, unterstützte ihn hierbei in jeder Weise, überzeugte sich aber schon am nächsten Tage, daß Bclitz vollständig eingearbeitet war und mit Banknoten und Geld in absolut sicherer Weise hantirte. Bclitz war die Ruhe selbst, und als er Freitag Abend mit scincr Braut zu sammen war. lobte ihn diese sehr und war glücklich über die große Auszcich nung, die ihm mit dieser Vertretung zu Thkil geworden war. Merkwürdiger weise ging Bclitz nicht wie sonst auf ihr Gespräch ein. sondern blieb einsilbig und verstimmt. Was hast Tu nur. Christian?" fragte sie. Anstatt Tich mir mir zu freuen, bist Tu so ernst und nachdenk lich?" Laß nur." sagte er abwehrend, es war sehr anstrengend, wollen wir noch ein Stündchen in den Thiergarten gehen r Gern," erwiderte sie, ich habe auch etwas Kopfschmerzen von dem ewigen Geklingel." Tann zog sie ihren Maiv kl an, und bald gingen beide die Bcllevue Straße entlang. Christian," sagte das junge Mäd chen, wenn Du jetzt nicht redest, werde ich besorgt. Tu hast irgend etwas Gc Heimes. Trückt Tich etwas, so sage es, das erleichtert." Ja, ja," erwiderte bclitz bcttom mcn und finster zugleich. Ich bin furchtbar aufgeregt und weiß kaum, was ich rede." Was ist es, Christian?" fragte sie angstvoll, bist Tu krank oder sie zögerte oder ha t Tu cm Manko in der Kasse?" Nein, keine Spur! Tie Kaffe stimmt aufs Haar." Nun also, so rede doch wcitcr!" drängte sie. Ich kann nicht." Sie weinte Hast Tu kein Vertrauen, Christian?" Er kämpfte mit sich. Gut, Tu sollst es wissen, Tu bist mir ja das Liebste hier." Er stockte, sie sah ihn an. Ter Versucher ist an mich herangc treten. Morgen werden in unserer Kasse am Wochcnschluß über 300,000 Mark an." Sie faßte ihn kramfhaft am Hand- gclenk. Und, und V &te vogcn in kinc seitntauee ein. Er fuhr leise fort: Ja. ich will damit fliehen. Ich habe es satt, Jahr aus, Jahr ein hier in Berlin den Commi zu spielen und den Luxus der Reichen von weitem mit anzusehen. Es giebt schöne Städte in der Welt, wo man von hunderttausend Thalern sehr angenehm leben kann." ,,Christian!" schrie sie auf. Er hielt ihr den Mund zu und tagte: Be herrsche Tich! Hätte ich lieber nichts ge- sagt." Sie brauchte einige Minuten, um sich zu erholen, dann rief sie mehr, als sie redete: Ist das Tcin Ernst, bist Tu irre geworden? So willst Tu Tich vom Bösen umgarnen lassen?" Mach' "nicht viel Worte." sagte er, es fitzt schon zu fest bei mir, ich kann n'cht anders. Ein Vermögen zu errin gcn, ar schon von jeher mein sehn lichster Wunsch." Aber durch Ticbstahl. Christian, durch Vcrtraucnsbruch?" Er zuckte zusammen, dann suchte er seinen Worten eine leichtere' Färbung zu geben: Ach was! Tie Großen stehlen auch, nur auf andere Weise." Christian, ich kenne Tich nicht wie der." Ich mag solche Gefühlsduselei nicht," sagte er unwillig. Rede was Tu willst, morgen wird Wert gesetzt. die Sache ins schont fragte sie er Morgen schrecken. Natürlich. Tas ist der letzte Point. Am Montag übernimmt Werter wieder die ane Und wenn sie Tich abfassen, dann kommst Tu in S Zuchthaus Ich habe alles sorgfältig überlegt und schon so .lange Borbereitungen gc tronen. sodaß es glücken muß." So konntest Tu Tich verstellen?' sagte sie vorwurfsvoll. .Und denkst Tu nicht an mich und Teine Mutter? Was soll aus uns werden? Sobald ich reich bin. kann ich für Euch bcner sorgen, als jetzt. Im Ausland angekommen, werde ich Tich nach einem Jahre heimlich nachkommen lassen ..Ein Jahr. Christian! Ein Jahr allein?" ie weinte furchtbar. Nein, lieber zeige ich Tcin Vorhaben Teinem Chef an." Tumme Gans, erwiderte er, was würde dann? Ich würde entlassen und mit uns beiden wäre es erst recht vor bei." Es war ja nicht mein Ernst, Christian. Nur die Angst." Lächerlich. Tie Hauptsache ist. daß ich keine Angst habe." So nimm mich mit." sagte sie ent schlonen. Wo Tu bist, will auch ich sein. Tu bist mein und ich bin Tern Er blickte erstaunt auf. Was Ihr Weider für eine Logik habt, erst Vor würfe, dann willst Tu mitthun." Weil ich Tich liebe, weil ich nicht ohne Tich hier sein kann." Es geht aber nicht," sagte er. Tu würdest mich schwer belästigen. Wir würden aussallen und schließlich beide vielleicht gefaßt werden. Ich werde mich schon vorsehen." sagte sie entschlossen, nichts thue ich ohne Teine Zustimmung." Es käme mehr darauf an. was Tu auf meine Anordnung thun müßtest. Aber es geht doch nicht." ie flehte, sie bat. Endlich gab er nacy. cruyrt sagte er: ..Nun, ich habe Tich ja auch sehr lieb und werde in Teincr Gesellschaft vielleicht noch wüthiger und vorsichtiger vorgehen. -chlieölich verlierst Tu hier nickt viel. Tas Tclcphonircn hat Tich schon halb kaput gemacht." Ja, ich bin in letzter Zeit sehr nervös geworden," sagte sie. Und ich erst," lachte er. Na. wir werden uns schon erholen." Wohin willst Tu denn. Christian?" Tas erfährst Tu erst unterwegs, das ist mein tiefstes Geheimniß, auf welches alles ankommt. Man muß die Ver folger irreführen." Ader wenn Tu mich hintergehst. Christian, und mich irgendwo sitzen ließest, ich stürbe." Sei ruhig, so bin ich nicht," erwiderte er. Ich nehme Tich mit. Aber Tu darfst nun nicht mehr miß- tramsch fein, darfst nicht fragen, mußt blindlings thun, was ich von Tir vev lange." Alles will ich." lächelte sie unter Thränen; aber schwöre mir bei allem was Tir heilig ist, daß Tu mich nicht vcrlülzt Aber gewiß, ich schwöre es Tir," ?ag:e er. ,;mt tu es jetzt auch ganz iieo. Also jet morgen Abend elf llh aus dem Meyner Bahnhof Nach Hamburg willst Tu. " fragte sie Tu sollst doch nicht fragen." meinte er lächelnd. Um fünf Uhr wird die Bank geschlossen, dann habe ich noch wichtige Besorgungen. Um elf Uhr rayren wir, Aber Tu könntest doch schon früher fahren r Mach keine Einwendungen, es ist alles überlegt. Wir haben den antuen Sonntag zur Flucht. Nimm weuiZ Mpack mit, aber ein anderes Kleid Bedenke die Möglichkeit. Tich schnell zu verandern. Haare und so weiter." Ich werde schon." tagte tie schlau Vom letzten Maskenball habe ich noch eine Pcrruae, die nehme ich mit Bei der Abreise bleiben wir genau so. wie wir immer gekleidet sind, erst unter- wcgs ersolgt die, Verwandlungskunst. Las i t chon crprsbt. Tu kannit. fügte er nachdenklich hinzu, bei Tci- ner Wirtinn wie zutallia das Wort Hamburg" einstießen lassen. Warum denn," fragte sie Tarum " sagte er kurz. Thue. was ich sage, und nun lebe wohl. Ich kann Tich heute nicht nach Saus begleiten -ie waren auf ihrem Rundaana am Brandenburger Thor angekommen Adieu. Christian! Also morgen Abend 11 Uhr bestimmt und unabänderlich? 'Natürlich. sei nur punktlich." Sie seufzte und stieg in die Pferde- bahn, erfüllt von sorgen und Zweifeln. Er gab sich den Anschein des Muthes und ging noch m ein fashionable Restaurant Unter dcn Linden. Tie Nacht verbrachten beide fast schlaflos. sonnavcno sruy stand Bclik wie immer an feinem Schalter, nahm Taufende in Empfang, Iicß sie notiren, auittiren und gab Tausende heraus. Tie Checks flogen hin und her. Jetzt trat scin Chef Herr Köllncr an ihn heran und bemerkte: Na. so flott! Freut mich, lieber Bclitz, daß Ihnen alles so von der Hand geht." Bclitz dankte und rechnete dann die lange Kolonne der Eingänge zusammen. Neue Kunden kamen, Boten anderer Banken. Lchrlinge, die Geld holten sür ihre Geschäfte zur Lohnzahlung. Gegen 4 Uhr trat Herr Korn zu Bclitz und fragte obenhin: Wie viel Bestände können ie haben?" Bclitz antwortete: Etwa 240,000." .Tanke." Herr Korn ging. Um halb '. Uhr wurden 08,000 Mi. von der KontektionS'irma z'tenen ein gezahlt. Um 5 Uhr wurden die Schalter actchloffen. Tie beiden Beamten entfernten sich. die Boten des eigenen Geschäfts wurden mit den letzten Austrägen abgefertigt Noch drei Buchhalter blieben. Bclitz zahlte die Bestände. Tie Bücher wurden abgeschlossen, auch die beiden letzten College gingen. Endlich allein! Tie Uhr zeigte 5 noch eine Viertelstunde, und der Haus diencr kam zum Schließen. Er mußte eilen, scine große That drängte. Er trat an den Kanenschrank und entnahm ihm zwci Bündel, welche j hundert Stück Taufcndmarischcine ent hielten, sodann die 06 Stück Noten der Firma Mcrsen. Tie Bündel wanderten in die inneren Taschen der Weste und des Rockes. Nun zog Bclitz einen großen ledernen Beutel aus cinem Schubsach hcrvor und füllte mehrere Rollen Goldes, loses Gold und Hundertmarkscheine hinein, zusammen über 30.000 Mark. In sein Portemonnaie steckte er etwa 20 Gold stücke, mehrere Thaler und Markstücke Tie Kaffe war gründlich geleert, nur einige Tausend Mark Silber ließ er als zu schwer zurück. Tann schloß er sorgfältig den Gcldschrank. die Schlüssel mtinchmend. Er zog dcn Uebcrzichcr an. in die linke Tafche schob er dcn Beutel mit Gcld. Nun fort! Tie Uhr schlug halb sechs. Ter alte Teufen trat ein und sagte freundlich: Na. Herr Belitz. es ist Zeit. Sie sind doch immer der Letzte." Tie Pflicht, die Pflicht." erwiderte Belitz. wer soll die Arbeit machen? Nun. Montag haben sie es wieder leichter," meinte Teufen gutmüthig und schloß die Laden. Ich danke," sagte Bclitz. Adicu!" Er ging hinaus. Teufcn war es, als habe er an der Thür ein leichtes Klirren, wie von Geld, vernommen. Er achtete nicht darauf und drehte das Gas ab. Belitz ging durch mehrere Straßen und betrat gc gen sechs Uhr scine Wohnung. Hier stand ein kleiner Koffer fertig gepackt. Er nahm ein Packet mit Tausendmark- scheinen, legte es in eine kleine scste Holzkassctte und stellte diese wieder in dcn Koffer, dcn Beutel hinzufügend. Tann schloß er den Koffer, überlegte einen Augenblick und setzte sich an dcn Schreibtisch zu folgendem Briefe: Liebe Mutter! Sorge Tich nicht um mich, ich mußte so handeln, wie ich that. Tü wirst ein Jahr keine Nachricht von mir erhalten. Fürchte nichts, ich lebe gut und sicher in einem fernen Lande. Tu wirst von mir hören, auch rcqcl- mäßig Gcld erhalten, worüber Tu aber schweigen mußt. Beiliegend sünf hundert Mark, die verstecke sofort im Garten. Nun gräme Tich nicht um Teincn Tich liebenden Sohn Christian. N. B. Hedwig gcht mit." Er schob fünf Scheine in den Brief, schloß ihn, frankirte ihn mit 20 Pfg. und steckte ihn in die Brusttasche. Tann verließ er das Zimmer, zu seiner Wirthin im Vorübergehen sagend: Ich oin morgen nicht yier. ich sayre zu meinem Onkel zur stlbcrncn Hochzeit Adieu!" Adicu, Herr Bclitz." ricf die dicke Frau, in der Küche hantircnd, viel Vergnügen." ,Traußen sprang er in eine Pferde bahn, die nach dem schlefllchcn Bahn of führte. Um i Uhr war er dort und stieg in einen Vorortszuq nach Erkncr. Tahin lautete auch fein Billet Auf Station Jricdrichshagcn stieg er aus, es war inzwischen schon dunkel ge- worden. Mit sicheren schritten ging er dem Ausgana zu und wandte sich dann rechts zum Walde. Bald war er dort allein, alKr er fand sich nicht zu- recht. Etwa eine Viertelstunde ging er geradeaus, dann wieder rechts er suchte. Trotz der Tunkelheit oricntirte er sich. Gerade vor ihm stand ein mäch- tigcr Baum, der an der Wurzel hohl war. Belitz griff mit dcr Hand hinein. inncn war in Höhe von einem drittel Meter ein Vorsprunq wie eine Stufe. Er öffnete dcn Koffer, nahm das Käst- chen heraus, schob es, auf der Erde knicend, langsam in dcn Baum und stellte es auf den Vorsprung. Tas soll erst jemand finden." fagtc er. Xas ist mein Reservefonds." Er fühlte noch einmal, dann nickte er be- friedigt und entfernte sich. Mit dem Zug um dreiviertel 9 Uhr fuhr er wie dcr Bcrlin zu. dics Mal glcich bis zum Lehrtcr Bahnhof. Um 10 Uhr war er dort, ging in den Wartefaal und ließ ich ein Schnitzel geben und ein Glas Echtes. Mit außerordentlicher Ruhe und bewundcrnswcrthcm Appctit aß er. Um halb 11 Uhr kam Hedwig. Sie hatte eine Handtasche bei sich und sah erregt, aber sehr hübsch aus. Er freute ich und bcqruszte sie: Also doch Punkt- lich, Hcdchen?" Ach, ich bin dcn qanzcn Tag aus dcr Sorge nicht herausgekommen," er widerte sie leise, ich mußte mich im Tienst und zu Hanse so verstellen" Hat man nichts gemerkt," fragte er. Ich weiß es nicht," flüsterte sie. meine Wirthin horchte sehr, als ich sie ragte, ob sie Hamburg kenne." sehr gut. sehr gut." meinte er und rieb sich die Hände. Bis jetzt ging al Ics brillant." I Ich verstehe Tich nicht Christian, klagte sie. erkläre mir nur. . .." Zu Jetzt nicht, mein Schatz, spater wenn wir m Sicherheit sind, alles, Er bestellte Esten für fie, obwohl sie ablehnte. Während sie ein wciilg genießen versuchte, löste er die Billets Zwei Zweiter Hamburg," forderte er mit lauter stimme. Um II Uhr 2. Minuten ging der Zug. Sie faßen beide in einem molligen Coupes, nur ein älterer Herr theilte dastclbe mit ih nen. achtete aber wenig auf fie. Um 5 Uhr 33 Minuten Morgens lie dcr Zug in Hamburg. Klostcrthorbahn Hof ein. Tie beiden Flüchtlinge stiegen aus. Auf dem Perron ging ein -chutz mann auf und ab. Belitz ricf laut die Trofchke hcran und befahl Nach dem Hafen." Gehen wir gleich aufs Schiff?" fragte Hedwig ängstlich. Nein. Närrchcn, wir gchcn garnicht aufs Schiff, das ist alles Komödie, um unsere Verfolger irre zu führen." Ach, yristian, bist 'ü ein großer Verbrecher!" Er zuckte zusammen und lehnte sich in das Polster der Trv'chke zurück Pah, Verbrecher! Gebrauche nicht solche Ausdrucke. Nur schlau, rasnnirt bin ich. Ich habe diesen Rciseplan Wochen lang überlegt und ausgearbeitet. sie schwieg. Man war am Hafen angekommen und hielt an der großen Landungsbrücke in St. Pauli. Sie stiegen aus. und Bclitz sragte cincn dort stehenden Beamten, wenn der nächste Postdampfer nach New Z)ork ginge. Heute Mittag 12 Uhr fährt die Columbia" von Curhaden ab." war die präzise Antwort. Und wie kommen wir am besten an Bord r Sie können die Blankcnsce" be nutzen, die um 7 Uhr von hier nach iuriiavcn fahrt oder den von dcr Vackct fahrt gestellten Extragzug. der um halb 10 Uhr vom Hannoverschen Bahnhof abgeht. Ich danke Ihnen sehr, ich werde das Letztere thun." erwiderte Bclik Tann ließ er den Troschtcnkutschcr zum Hannoverschen Bahnhof sahrcn. Tie Trofchke war in einer halben smnoe auf ocm Part er Baynho so wird er in Hamburg auch genannt. Bclitz und Hedwig betraten die Warte räume. Ueber zwei Stunden mußten sie warten, wahrcnddcm sie wenig spra cn. Belitz ging zum Billctschalter. löst, aber merkwürdigerweise keine Karten nach Cuxhaven, sondern nach Brcmcn. Er benutzte auch nicht dcn Ertrania. sondern den gleich nach 10 Uhr abgehen dcn Bremer Schnellzug. Wo willst Tu denn hin ?" fragte Hedwig. Kreuz und quer," erwiderte Bclitz In Bremen stiegen sie aus und ließen sich auf dem Bahnhof sehen. Eine stunde später 2 Uhr ging dcr Zug nach Köln. Hier saßen die Bei den wieder. Hedwig schon recht er- chövft. Abends 10 Uhr langte man in Köln an. sie begaben fich in ein kleines, am Bahnhof gelegenes Hotel. Jetzt erst wurde Bclitz unruhig. Hedwig war zu müde, um es zu bemerken. Sie verlangte nach ihrem Zimmer, und er gclcitcte sie hinauf, ihre Handtasche tragend, an der er sich zu schaffen machte. Tann sagten sie fich Gute Nacht". Im Gastzimmer angelangt, ließ Bclitz sich Papier und Feder geben, schrieb cine Seite des Briefbogens voll, couvertirtc und übergab den Brief dem Oberkellner mit dem' Auftrag, ihn dcr Tame morgen früh beim Frühstück zu zustellen. Gleichzeitig bezahlte er die gesammte Rechnung nebst einem guten Trinkgeld. Tann begab er sich zum Bahnhof zurück, schlug den Rockkragen hoch und löste ein Billet zum Schnell- zug nach Wien, dazu die Schlafwagen- karte. Er ließ sich eine Schlaffe an weisen und nun forderte auch bei ihm die Natur ihre Rechte. Er sank in ci- nen tiefen Schlaf, während dcr Zug gcn Ostcn dahinstürmte. Am andern Morgen ging Hedwig. neu gestärkt, in das Frühstückszimmcr, wo sie sich nach ihrem Begleiter umsah. Er war nicht da. Statt dessen über reichte ihr dcr Oberkellner einen Brief. Böses ahncnd, ritz fie ihn auf. Er lautete: Meine liebe Hedwig! Verzeihe mir; aber ich konnte nicht anders. Wir muß tcn uns zeitweise trennen, sonst war es mir unmöglich, meinen Verfolgern zu entkommen. Tas Signalement lautet sicher auf ein Pärchen. Tcnkc aber nicht, daß ich Tich sitzen lassen will. Meinen Schwur halte ich. Wir müssen nur jcder allcin Weiterreisen. Ich bin gestern Abend noch nach Wien gcfah- rcn, ich bitte Tich, mir mit dem nüch- sten Zuge dorthin nachzufolgen. In Wien anqckommcn, nimmst Tu sofort cin ncucs Billct für dcn Oricnt-Expreß-zug und fährst übcr Budapest bis Bcl grad in Serbien, dort erwarte ich Tich auf dem Bahnhof. In Teine Hand tafche habe ich den Bcutcl mit Scheinen und Gcld qcstcckt, nimm davon, soviel Tu brauchst und laß Tir nichts stchlcn. Im Ucbrigcn handle genau so, wie ich hier vorschreibe;' auch wird es gut sein, wenn Tu unterwegs Lcinc ioilcnc wechselst und die Pcrrücke benutzt. Ich überlasse die Einzelheiten Teincr Klug- hcit und bin mit herzlichem Gruß und Kuß Tcin Tich liebender Christian. P. S. Beherrsche Tich bei dcr Lck- tiire und verrathe Tich nicht, stecke dcn Brief sogleich ein und lies ihn später in Ruhe noch einmal." Sie nahm fich auch gewaltig y.ihuu inen, obwohl sie völlig er'chuitert war. Tas Frühstück rührte sie kaum an. Ter Kellner achtete nicht auf sie. Sie schritt nach ihrem Zimmer hinauf: Richtig, in der Tal'ckie beiand sich dcr Beutel mit ;'.0,0m Mark, wie er ihr gc'agt hatte. Al'o schien er doch treu zu sein! sie mußte vertrauen, es blieb ihr keine Wahl. In dcn Morgenstundcn des Ticnstag langte fie in Wien an. um alsbald mit dem Elprcßzug wcitcrzu reisen. Am Montag früh erwachte Bcrlin nach dcr fonntaglichcn Ruhe- und Vcr gnügungsrcise zu neuer Arbeit. Um 9 Uhr wurde das Bankgeschäft Köllner & Korn eröffnet. Wie dcr Zusall oft cigcnthünilich spiclt. war zu Ansang wcder einer dcr bcidcn Chcss, noch die beiden Kassirer dort. Herr Korn halte Sonntag Abend cine große Privaiscst lichkcit mitgemacht, von deren Stra pazcn er noch im weichen Pfühl aus ruhte. Herr Köllncr war in Oicschäiten nach Frankfurt a. M. gereist, von wo er erst Tienstag zurückerwartet wurde. Tcr crstc Kassircr war noch nicht ganz wicderhcrgcstcllt und hatte cincn Botcn mit cincr Entschuldigung gcsandt. So kam cs. daß zwar das ganze Personal versammelt war. aber die Cicldschränkc nicht geöffnet werden konnten. Man war rathlos. Endlich schickte dcr ältcstc Buchhalter nach dcn Chefs, eine halbe Stunde später cs war mittlerweile sast 10 Uhr gcwordcn war Herr Korn da. Er mußte sich gewaltsam zusam- mennchmen, um Ruye und einen klaren Kopf zu bcwahrcn. Zunächst sandtc er zwei lungere Komptonsten in die Wohnung des bisherigen Kassirers Bald kam dcr Erste zurück und bracht, den Bcschcid, Herr Bclitz sei zur silbcr nen Hochzcit scincs Onkcls gcrcist und noch nicht zurückgekehrt. Herr Korn entschlon sich, die vcr siegelten Rcscrvcschlüsscl zu holen. Tcr Gcldschrank wurde gcönnct, alle tau Hielten zurück. Allcs leer! Keine Rollen Goldcs, keine Packcte mit Banknoten nur in dcr Ecke cin Kästchcn mit Tha lern. Fünf- und Ein-Martstückcn. Tcr schrank war beraubt von Bclitz Korn war furchtbar crfchuttert und kcincs Wortes mächtig. Tie Bücher wurden geprüft und dcr vorhanden ge wcsene Baarbcstand auf 304.6-10 Mar festgestellt. In silbcr waren Vorhan den 3530 M.. fodaß die Unterschlagung sich aus 1301,110 M. bclics. Ein schwe rcr Verlust sür das Bankhaus! Inzwischen dchntc die Polizei die Recherchen auf die Bahnhöfe aus und ließ die Beamten vernehmen, die Sonn- abend Abend dort Tienst hatten. Von dem Onkcl war cin Telegramm einge gangen, daß ihm von dcr Ankunft sei ncs iucnen nichts veiannl ei. auch eiere er keine silberne Hochzeit, da er unverheirathet fei. Tie Tepeschen nach den Hafen- und Großstädten sowie nach den Hauptstädten des Auslandes er gaben kein greifbares Material. In Hamburg stockte die ganze spur uhrunq. Tie Kriminalbeamten stell ten fest, daß die Beiden auf dem Klosterthorbahnhof angekommen waren, daß sie sich per Trofchke nach dein Hafen begeben und sich nach dem chiff erkundigt hatten. Tie spur wies auf die Columbia". Mit Ungc duld erwartete man die New Yorker McldunL von ihrer Verhaftung. Umso unangenehmer war die Ucberraschung am siebenten Tage ein längeres al Telegramm einlief, daß der Bundes- marschall in Begleitung des deutschen Konsuls sowohl die Columbia", wie die Lahn" von oben bis unten rcvi dirt, aber kein flüchtiges Pärchen, auf das Signalement auch nur annähernd paßte, cntdcckcn konnte. Auch dcr Kapitän vcrncinte entschieden, daß in Cuxhaven Bclitz an Bord gekommen sei. Tas war eine nette izieschichtc. Wo in aller Welt steckten denn die beiden Berliner? Wo man fie am allerwenigsten suchte: In dcr märchenhaft schönen Stadt am Bosporus, in Konstantinopcl. Sie halten sich in Belgrad prompt getroffen und waren mit der Oricntbahn alsbald wcitcr gcrcist. Tie Fremdcnpolizci ist auf der Balkauhalbinscl, wo sich zahl reiche Auswürflinge aus zwei Wett theilen herumtreiben, cine sehr Mangel- hafte. Ecwisz wäre auch allcs für die Flüchtlingc ganz gut gegangen, wenn die holde Weiblichkeit nicht gewesen wäre. Hcdwig bemerkte bald, daß Christian erheblich kühler gcgcn sie wurdc, und zwar seit dcm Äugenblick, wo er in einem Cafe in Pcra cine bildschöne Griechin kennen gelernt hatte. Erst hielt sie cs nur für cine flüchtige Be kanntschaft, zu ihrem Leidwesen lraf sie aber Bclitz eines Abends mit dcr Neben- bu hierin Arm in Arm spazierengehend Sie wußte nicht, was sie thun sollte. Sie war verzagt und vcrzweitelt, und in dieser Stimmung schrieb sie einen Brief nach Berlin an ihre Schwester, ihr ihr Leid ilagend und ihre Sehn- sucht nach der Hcimath schildernd. Noch am Abcnd trug sie dcn Brief auf das deutsche Postamt. Sie ahnte nicht, daß auf derartige verwandtschaftliche Korrespondenz Flüchtiger seitens dcr Polizei jcl,arf gefahndet wird. Nach zwci Taqcn gcrieth sie in eine uncr- klärlichc innere Unruhe, ihr war, als schwebe drohendes Unheil über ihr, und auch Bclitz bemerkte dies, mmcr mir: iranisch und ängstlich,' forschte und fragte er und erfuhr endlich von dem Briefe. Sofort machte er ihr die Keniaten Vorwürfe und sprang aus. ..Wir sind verloren!" rief er. hätte ich Tich nur nicht mitgenommen!" Weine?, ging sie in ein Nebenzimmer. Er er griff sein K Reichen, warf schnell Vcr IchiedeneS hinein und eilte fort zum Haien hinunter. Tort lag ein großer Posldampfcr zur Abfahrt nach Alcrandricn bereit. Belitz stürmte übcr die Landungs bxüdc, schon genau von einigen Herren beobachtet, die am Quai standen. Er war eben im Begriff, eine Fahrkarte erster Kajüte am Schalter zu losen, als ein stattlicher Herr, begleitet von lürki schcn Polizisten, an ihn herantrat und seine Vcrhaslung erklärte, ihm auf dcn Kops zusagcud. daß er Christian Belitz sei. dcr 300.000 Mark in Bcrlin untcrschlagcn habe. Ter Herr der deutsche Konsul holte seine Photo graphic und dcn Steckbrief hcrvor. vcr glich und Bclitz crgab sich in scin Schicksal. Er kowie Hcdwig wurden in sicheren Gewahrsam genommen, bis Kriminal bcamtc aus Bcrlin antrafen, die die Ucbcrführung nach dort leiteten. An baarem Gelde hatte man ca. I60.000 Mark beschlagnahmt. Ueber 20.000 Mark wollte Bclitz vcrausgadt haben für Reisen und Unterhalt. Wo war dcr Rcst von I00.0"0 Mark? Tcr Tag dcr Hauptvcrhandlung kam hcran. Bclitz blicb hartnäckig. Allcs gestand cr cin bis auf dir hundcrttauscnd Mark. Ticscr Fonds schicn ihm eine genügende Belohnung für die zu er wartende Strafe, und gegenüber den Versicherungen, daß man ihn auch nachher nicht aus den Augen lassen werde und cr an cine ruhige Bergung des Raubes nicht denken sönne, blieb cr taub. Tic Strafe wurde demnach unter Ausschluß mildernder Umstünde erhöht und lautete auf 5 Jahre Ge fängniß. Ehrverlust und Polizeiauf sicht, Hedwig Kerkens erhielt wegen Beihilfe, Begünstigung und Hehlerei ein Jahr Gefängniß. Er trat die Strafe an und saß sie ab. Fünf lange Jahre vergingen. Nach seiner Entlassung aus dem Ge sängniß erlangte er mit Mühe eine kleine Stellung und schien ihr auch mit Eifer obzuliegen, wenigstens bemerkten die ihn sorgfaltig beobachtenden Tetek tivs nichts Auffälliges an ihm. Einen Tag wie den anderen versah er seinen Tienst. Auch Hedwig hatte nach Ab büßung ihrer Strafe eine Stellung ge funden, war aber nur einmal mit ihrem früheren Verlobten zusammenge troffen. Er ha;te ihr gesagt, daß er bei seinem jetzigen kleinen Einkommen an eine Heirath nicht denken könne, und sie blieb gleichgiltig dabei. So vergingen wiederum . Monate, An einem heißen Sommerabend kam Belitz erschöpft nach Hause. Ein hu weiter schien heraufzuziehen, schon grollte leise der Tonner. Er stand am Fenster und blickte zu den Wolken empor, dann ging er unruhig, wie ein Raubthier, im Zimmer auf und ab. Es war mittlerweile 10 Uhr geworben. Plötzlich kam er zu einem Entschluß. Er zog den Ueberzieher an, schlug den Rockkragen hoch und ging hinaus. Es begann zu regnen. Bald war er auf der Stadtbahnftation Alexanderplatz und löste ein Billet nach Friedrichs- agen. Nach kurzer Zeit war er dort. Tas Gewitter war ikkzwischen nach Osten mitgezogen. Blitz, folgte auf Blitz. Schlag auf Schlag. Ter Regen strömte wolkenbruchartig. Bclitz achtcte nicht darauf und schritt dem Walde zu. Wieder war cs, wie damals, tiefe Nacht, auch dicsmal fand er den Weg leicht und fchncll. Tort drüben mußte der Baum scin. Aber was war das? Ein Heller Feuerschein leuchtete herüber war cs möglich? Belitz sprang mehr als cr ging, dic Auacn wcit aufaeris- cn. Aber cr täuschte sich nickt. Tcr altc Riese, gerade sein, sein Baum stand in Flammcn. cin Blik- irahl hatte den mächtigen Stamm gc roffcn. Nicht nähcr als auf zchn Schritt konntc Bclitz hcran. Er starrte in dic Gluth, die seinen wohlverborgc- tn schätz verzehrte. Keine Hilfe, keine Rettung! Er sank in die Knie. Jetzt erst war scin Ver brcchcrmuth gebrochen, cr weinte wie cin Kind. Tas Strafgericht des Hin, mcls hatte ihm seinen Raub im lcktcn Augenblick entrissen. Ter Namensvetter Andreeö. In militärischen Kreisen wird folgende Anckdolc erzählt: Bei einer dcr letzten Rckrutenbcsichtigungcn fragte dcr Kai scr cincn angehenden Vatcrlandsvcr thcidigcr: ..Wie heißt Tu, mein Sohn?" worauf dcr Rckrut mit möglichst regcl mäßiger Schncidigkcit Ändrcc, Ew. Majestät!" antwortete. Auf dic Fragc des Monarchen: Weißt Tu auch, daß Tu einen berühmten Namensvetter hast ?" Zu Bcfchl. Ew. Majcstät!" Wcr hat Tir das gesagt?" Tcr Herr Hauptmann!" erwiderte der Rckrut. So." entgegnctc dcr Kaiscr lächcnd, und was hat der Herr Hauptmann .ir von Teinem Namensvetter cr- zählt ?" Ew. Maicstat. dcr Herr Hauptmann hat gesagt, wenn Tir Andrce man ooch bloß mitgcnommcn hätte!" war die Antwort des strammen Kriegers. Sie ober Idnen. Herr: Gnädiges Fräulein ich ver ehre Sie" Schauspielerin: ,. Nicht Ihnen ?"