Freundschaftsdienst. Humoreske von V a u 1 0 Keldewe?, In einem Kafscehause der Jo,'fstdt b Uten sie sich kennen gelernt. Und wie e; das Leben zuweilen mit stA bringt. gehen zwei Menschen oft jahrelang an einander vorüber, ohne sich mehr ali einen flüchtigen Blick zu schenken. Auf einmal fügt es der Zufall, daß sie ein ander kennen lernen und von dem Zeit Punkt an find sie unzertrennlich. So war eZ auch hier der tfau gemein. Seit lanaem schon waren sie sich täglich begegnet, der junge Künstler Bkax Brunner der eine Hcimaty, oie nai seist adt an der Spree mit der an der Tonern vertaulcht hatte, um yier jcine Studien zu vollenden und der wohl nur um wenige Jahre ältere, angehende Bankier Leopold Huber. Er war schon ein gut Stück WegeS gelaufen, der Zukunftsrafael". wie seine Freunde ihn nannten, wenn er von Kiner oe scheidenen Wohnung weit draußen in der Porstadt den prächtigen Opernring passirte, um an die Stätte seiner Wirk- sanikeit. die Kunstakademie, zu getan gen. Hier, in dem vornehmsten Viertel der Haupt ladt, hatte der junge aus mann sein Tomizil aufgeschlagen, und oftmals konnte Brunner sich eines leisen Neidaefühls nicht entfchlagen, wenn sein Blick im Borübergehen den Besitzer die er komfortablen Wohnung treltte. der in sein Fenster gelehnt, blaue Rauchringe in die Luft blasend, von den Sorgen dieser Welt nichts zu ahnen schien. Und nun hatte der Zufall, dieses unberechenbare Kind des Augenblickes, die beiden zusamm.'Ngeführt. Sie sän den auch gleich großes Gefallen anein ander. Denn wenn auch äußerlich die offenbarsten Gegensätze, in einer Hin ficht ähnelten sie doch ganz: das Leben von der heitersten Seite aufzufassen und den Sorgen keinen Zutritt zu ge währen. Für Leopold Huber war dies freilich keine schwere Sache; denn wem Fortuna schon von der Gebart an viele Tausendguldennoten mit in das Tasein gegeben hat. für den ist Lustigsein kein großes Verdienst. Aber nichts haben und doch einen goldenen Humor besitzen, das bringt meistens nur ein Künstler fertig. Dem guten Max war die neue Freundschaft von Herzen zu gönnen. Solch üppigen Güstereien und Trink gelagen, wie sie der junge Nabob öfter veranstaltete, war er niemals abhold gewesen, wenn sie auch natürlich in sei nen bescheidenen Verhältnissen zu den größten Seltenheiten gehört hatten. Dafür genoß er jetzt das vergnügte Leben in vollen Zügen. Aber zu seiner Rechtfertigung muß bekannt werden, daß er trotz der vielen Zerstreuungen seine geliebte Kunst nicht vergaß, son dern ihr noch gerade so huldigte wie im Anfang seines Aufenthalts an der blauen Tonau". In diesem Jahre war der Heurige" besonders gut gera then. Allenthalben zeigten die Wein dauern vor den Thoren der Stadt sein Vorhandensein an, indem sie einen Tannenzweig vor ihre Thür Heraushin gen. Und wo ausgesteckt" ist, sucht man auch nicht vergebens Musik und Tanz. Kaum ein Abend verging, an dem nicht die jungen Leutchen irgend ein Fest besuchten und sowohl Huber wie fein Freund leisteten beim Tanze das Menschenmöglichste. Poldl, du hast's doch gut gegen mich," begann der Maler zu seinem Genossen gewandt, als sie einmal wieder im grauenden Morgen ein großes Ball lokal verließen und ihrer Wohnung zu eilten. Warum denn?" entgegnete der an dere. Etwa weil ich jetzt gleich den Kontorbock erklettern muß, während du als freier selbstherrlicher Mann noch einige Stunden der Ruhe pflegen kannst." Ach, mach doch keine Geschichten, bei mir gehts auch gleich ans Klecksen; aber um die Mittagszeit, wenn ich nach solch einer durchbummelten Nacht die Augen nicht mehr aufhalten kann und mir am liebsten Streichhölzel dazwischen steckte, dann beneid ich dich allemal um dein prächtiges Logis mit dem weichen Kanapee, auf dem sichs so mollig liegt. Dann bei meiner kurz bemessenen Mit tagspause bis zum nächsten Kolleg kann ich nicht dazwischen raus in meine Vorstadtbude, sondern rutsche gewöhn lich auf einem harten Wirthshmsstuhl rum. Lieber Maxi, die G'schicht kann ge- ändert werden. Wenn ich auch nur allemeil ein Kanapee habe, so betrachts nur während der Mittagszeit als das deinige. Denn zu einer solchen Stunde haben ja wir armen Börsenmenschen, selbst nach einer durchtanzten Nacht, keine Muß' es zu benutzen," fetzte Hu ber elegisch hinzu. Ich lasse dir also noch einen zweiten Wohnungsschlüssel machen, den benutze dann, so viel du a Schneid haft." Poldl, du bist ein Hauptkerl! Das ist eine Idee, die ich mit Wonne an nehme. Ich werde dich nächstens we gen deines Schutzes der Musen und ihrer Jünger zum Ritter des Verdienst kreuzes für Kunst und Wissenschaft vorschlagen." Soll mir ein' Freud' sein, wäre das erste Verdienstkreuz, das meine Helden brüst zierte. Also heute Abend schick' ich dir den Schlüssel zu meinem Logis, benutz' ihn nur recht fleißig. Und nun, arüß dich Gott, alter Freund." Damit trennten sich die jungen Man-! ncr, um ihrer täglichen Beschäftigung nöckizuaehen. Das war eine Wonne für unseren .Rafael". sich in den ersten Rachmid tagzstunden als den Besitzer eines solch' eleganten Heims zu suhlen, -chwet lende Polstermöbel. persische und tür tische Teppiche auf dem Fußboden und an den Wänden echte, allerthumliche Waffen gaben der ganzen Einrichtung das Gepräge einer vornehmen Jung gefellenwohnung. Welch ein Kon traft zu der bescheidenen Klause des KunstjüngerS weit draußen in der Vorstadt: Dazu noch in wenigen Minu ten von der Maler Akademie zu er reichen und durch den besonderen Ein gang gesichert vor jeder Störung und Unruhe. Ein Plätzchen wie geschaffen um seine Siesta zu halten, besonders wenn neben dein schwellenden Diwan die türkischen Zigaretten in silbernen Etui zum beliebigen Gebrauch bereit stehen. Eh' ich vergess'. Rafael. wie schläft sich's denn auf meinem Kanapee?" fragte eines Abends Leo pold Huber den jungen Maler, nach dem er ihn einige Tage nicht gesehen hatte. Herrlich, bester Freund, nur schade, daß ich nicht den ganzen Tag darauf verbummeln kann. Das mit dem Schlüssel war wirklich eine zu famose Idee von dir. Aber Poldl," unter brach sich Brunner selber, wo steckst du denn eigentlich jetzt immer? Ich habe dich ja eine Ewigkeit nicht mehr ge sehen?" Alleweil eingeladen, jeden Tag einen andern Hausball. Bald hab' ich die G'schicht' gründlich satt. Da schau mal in mein Notizbuch, dort hab' ich mir unter der Rubrik Tanzarbeiten" all die Namen aufgeschrieben, wo ich mir noch überall ein Stücke! Braten er- tanzen muß. Mindestens noch a Dutzend oder zweier, nicht Maxi?" setzte er echt wienerisch hinzu. Natürlich." lachte Brunner. der reiche Herr von Huber gilt bei den Muttern für einen fetten Karpfen, der hoffentlich bald einmal anbeißt. Ten muß man sich bei Zeiten sichern. Nach solch einem armen arbenkleckser in sei nem nichts durchbohrendem Gefühle kräht natürlich kein Hahn oder Huhn. Höchstens, daß er mal ein bissel Wand Verzierung spielt. Na, darum lassen wir uns die Laune aber doch nicht ver derben. Die Melodie der Weaner Madeln" vor sich hinträllernd, entfernte sich der junge Kunstler. Lange .Seit hatten sich die beiden Freunde nicht zu Gesicht bekommen. Brunner hoffte auf die große Gol- dene" bei der diesjährigen Kunstaus- stellunq, die ihm, als pechösem Vogel" wie er sich selbst stets nannte, in den verflogenen Jahren an der Nase vor beigerutsch war und gönnte sich kaum ein 'ustjchnappen . vtnx eine mit tägliche Siesta auf des Freundes Kana pee hatte er als eine liebe Gewohnheit beibehalten. Und so war er wieder einmal nach des Morgens Last und Mühen die ele gante Marmortreppe mit den rothen Plüschläufern emporgestiegen, hatte mit seinem Schlüssel die Zimmerthüre ge öffnet und dehnte nun die müden Glie- der auf dem schwellenden Diwan. Blaue Rauchwölkchen vor sich hin blasend, träumte er sich als den Be sitzer all dieser Herrlichkeiten und malte in Gedanken aus, daß er, falls die große Goldene" ihm wirtlich in den x-c. :ui. ...ji :.. r (.,.- U)vj uucn uuu, uuu; ein u luxu riöses Heim sein Eigen würde nennen können. Allmählich' aber wurden seine Augenlider schwerer und immer schwerer und schließlich nahm Gott Morpheus ihn in feine Arme und führte ihn in sein phantastisches Reich. Die Abendschattcn lagerten schon in dem weiten Raume, als Brunner end lich aus tiefem Schlummer erwachte. Gähnend reckte er sich in die Höhe, rieb sich die Auqen und summte ein Liedchen vor sich hin, als sein Blick plötzlich auf die Zigarette fiel, die, beim Einschlafen seinen' Händen entrollt, auf der gold gestickten Plüschtischdecke Halt gemacht hatte. Nanu was ist denn dasr Er beugt sich näher darüber und entdeckt zu seinem großen Schrecken in der eleganten, kostbaren Decke ein ein- gebranntes thalcrgroßes Loch. Tonnerwetter, das ist ja eine schöne Bescheerung! Dafür wird mir ja wohl so ein blauer Lappen in die Brüche gehen! Mindestens ein brauner. Was wohl der Huber dazu sagen wird?" Poldl, hast du Aergcr deswegen gehabt?" Mit diesen Worten stürmte der junge Maler am nächsten Morgen in das Kontor seines Freundes. Was bin ich dir denn nun schuldig?" Huber, der in seinen Büchern ver graben sich des Künstlers Hiersein gar nicht erklären konnte, sah ihn köpf schüttelnd an. Du hast wohl gestern Abend eine schwere Sitzung gehabt, alter Junge? Und infolgedessen noch immer etwas Haarweh, was? Ich wüßte nicht wofür du mir etwas schuldig fein solltest, und Aerger und Unannehmlichkeiten haben mir'deine werthe Bekanntschaft bis jetzt auch noch nicht eingebracht." ..Bombenelement, spreche ich denn suahclifch? Also um mich deutlich zu fassen: Wie viel Ersatz und Entschüdi gung verlangte deine Wirthin für das eingebrannte Loch in der Blausammt nen von dir? Bitte, nichts zu ver schweigen, ich bin aufs Schlimmste gefaßt. Da sie von meiner bescheide-. nen Existenz doch nichts ahnt, mutz sie folglich dich für den Attentäter halten .Loch in meiner Blausammtnen? Menlch., ich glaube, du träumst mit offenen Augen. Tu in meiner Woh nung? ovtel ich mich entsinne, und ein gewisser Herr seit mindestens vier Wochen nicht mehr bei mir gewesen Ja. aber Huder. haft du denn keine Ahnung mehr davon, daß du mir einen -chlunel zu deiner Wohnung haft machen lassen und ich dort täglich mein Mittagsichlafchcn halte?" Einen Augenblick sah Huber den ,,rcuno naunend an. vann cyiua er sich mit der Hand an die Stirn und brach in ein lautes Lachen aus: Jessas, das ist eine schöne G'schicht. wie kann man aber auch so vergeßlich sein! Seit drei Wochen wohne ich ja gar nicht mehr dort, da hast du halt meinem Nachfolger ein Loch in seine kostbare Tischdecke gebrannt. Ter wird sich auch sakrisch gewundert haben, wie er nach Hause kam und die Bescheerung sah. Na, und erst den trau mit fei ner Wirthin ich kenne sie noch von früher darum beneid' ich den armen Kerl alleweil auch nicht r in gefährlicher Ritt. Es war drückend warm. Dunstige Schwüle lagerte über der Erde. Die Sonne erschien wie mit einem feinen -chleier überhangen, durch welche sie ihre sengenden, fast röthlichen Strahlen mit unbarmherziger Gluth auf die tut stigen Fluren herabsendete. Hohe taubmassen wirbelten auf der Land straße. die von Alexandria, Va., nach Aceontink führt, empor; kein Blättchen regte sich an den Bäumen, die stumm und schweigsam dastanden. Die Staubwolken rührten von einer Kompagnie des 8. Illinois Kavallerie Regiments her. die am 30. Mai 1863 zu einem längeren Recognoszirungsritt nach Tumfries, einem damals berüch tigten Schmuggler und Buschklepper neste. aufgebrochen war. Als nächstes Ziel galten die Ausläu fer deS Bull Run" Gebirges, dessen waldige Höhen und zerrissene Schluch ten den ermüdeten Reitern wenigstens einige Erholung versprachen. Ein klei nes Ereigniß mahnte die Schaar zur Vorsicht. Im Laufe des Nachmittags entdeckten sie in der dichtbelaubten Krone eines Kastanicnbaumes einen untersetzten Burschen, der dort offenbar auf Späherposten gesessen hatte und nun, trotz seiner Versicherung, daß er ein friedlicher Holzhacker sei, mit ihnen gehen mußte. Ein Revolver, ein schar fes Tolchmesser, eine Rolle Greenbacks und ein mit Hieroglyphen beschriebener Zettel, die man bei dem Manne borge funden, schienen den Reitern mit Recht nicht so ganz zu einer harmlosen Be schäftigung zu passen. Die Schatten der Nacht senkten sich bereits, als die Schaar sich ihrem Ziel näherte. Nun ritt sie in ein tiefes, malerisch zerklüftetes Thal hinunter. Ein breiter, brausender Bergstrom durchschäumte seine Mitte; gewaltige, mit tiefen Rissen oder klaffenden Spal ten durchzogene Steinquadern und rie fige, vollkommen glatte und aus einer Höhe von mindestens hundert Fuß sich schräg hinabsenkende Felsplatten bil deten seine Hänge und verschwanden im Flusse, dessen Boden gleichfalls mit wild durcheinander gewürfelten Stein masscn dicht besäet war. Schweigend schauten die, schlanken Stämme des Waldes in das düstere Thal hinab; nahe über dem Rande eines sich in der Ferne aufthürmenden Bergkegels hing die Sichel des neuen Mondes; am west lichen Horizonte erhob sich die schwarze Wand eines heraufsteigenden Gewitters; die Schwüle des Tages hatte sich wenig gemindert. Eine beinahe unheimliche Ruhe lagerte über dem Thale, die seit sam mit dem Brausen des Wassers in seiner Tiefe kontrastirte. Das Durchkreuzen des Flusses ging leichter von Statten, als oie Reiter er wartet hatten und nun wurde auf be schwerlichem Pfad die Höhe des jenseit! gen Ufers, die ein bewaldetes Hoch plateau bildete, erklommen. Als die Reiter oben anlangten, hatte sich die Mondsichel bis dicht auf den Bergkigel herniedergcsenkt. so daß es aussah, als ob ein Opferfeuer auf dem stumpfen Altare, den wilde Naturgewalten vor Jahrtausenden errichtet haben mochten, erglühe. Leichte Fedcrwolken, die ih reit Schwestern am westlichen Him melsgewölbe vorauseilten und hinter der Kuppe aufstiegen, bildeten gleich sam den Rauch, der über dem Opfer- Herde emporstieg und sich in der Ferne verflüchtigte. Dann verschwand der Mond hinter den heranziehenden schwarzen Gewitter molken und es wurde plötzlich so finster unter den Kronen der alten Waldriesen, daß man kaum noch im Stande war, die nächsten Gegenstände zu erkennen. Auf einer Blöße, die, so weit man be urtheilen konnte, von einer nur wenig benutzten Fahrstraße durchschnitten wurde, gebot der Kapitän Halt. Aber bevor sich die Schaar Ruhe gönnen durste, ertheilte er zweien seiner Leute den Auftrag, die Straße auf eine ge wisse Entfernung hin zu sondiren. Die eine Hälfte der Aufgabe fiel einem jungen Deutschen Namens Harter zu. Vorsichtig ritt er in der ihm angewiese nen Richtung. Doch lassen wir ihn mit seinen eigenen Worten seine Erlebnisse und Empfin- düngen schildern: Mit Mühe nur," schreibt Harter, kennte ich die Straße erkennen, die sich endlich ganz zu verlieren schien. Eine fast geisterdaste Stille herrscht- in der Natur. Nichts regte sich. Kein Blatt chcn raschelte, keine Eule ließ sich hören Alles war wie todt. Düster nur brütete das Gewitter am westlichen Himmel tiefer und tiefer senkten sich die Wolken der Mond war nicdt wieder zum Vor icyeln gekommen. Xie trabe, wenn sie überhaupt noch exiftirte. schien mit dichtem Grase oder Unkraut bewachsen zu fein. Hin und wieder klatschte ein Zweig gegen meine Stiesel oder ftreiste meine Hand. ?!och behutsamer, als bisher, ritt ich weiter. , Plötzlich, wie von einer unsichtbaren Gewalt gepackt, zuckte mein Pferd zu fammen und flog zur Seite. Was war das? Ich suchte das Dunkel mit meinen Blicken zu durchdringen ; schwarz wie der Höllenrachcn lag es vor mir. Tann lauschte ich Alles war so still und schweigsam wie vorher; kein Zweiglein bewegte sich, kein Laut war zu hören nah und fern. Hm. weshalb scheute das Thier? Es spähte, wie es schien. immer in kurzer Entfernung vor sich nach unten. Ach was, alter Bursche, vorwärts, weiter!" Ich trieb es von Neuem an. Vergeblich wie von furchtbarem, unnennbarem Entsetzen gefoltert, richtete es sich kerzengerade in die Höhe, schnaubte tnd röchelte, wie ich es noch nie gehört hatte, und warf sich abermals aus die eite. Gerade hatte ich es wieder gewendet. als sich rechts vor mir ganz leise kaum vrrnchmbare Tritte hören ließen Behutsam schlich es näher. Zwei glühende Augen starrten mir entgegen Es mußte irgend eine wilde Bestie sein, die hier in dieser Einöde ihr Wesen trieb. Wiederum schnaubte mein Pferd und schlug, wie zornig mit dem rechten Vorderfuße auf die Erde. Die Bestie flog in großen Sätzen davon. Aha! dachte ich, jetzt ist das Räthsel gelöst; das war der Spuk, vor welchem Tu Tich gefürchtet hast. Aber darin hatte ich mich gründlich getäuscht Tas sonst so prächtige Thier wich nicht von der Stelle. Als ich ihm die Sporen eindrückte, richtete es sich wieder in die Hohe, gab einen Ton von sich, als ob ihm die Kehle zugedrückt würde, und zitterte dann so heftig, daß ihm alle Glieder bebten. Jetzt wurde auch mir unheimlich. Ich konnte das Geheimniß nicht durchdringen. Noch eine kurze Zeit lauschte ich, dann verließ ich die gespenstische Ecke und wandte mich zu- rück. Mein Pferd bezeugte nicht übel Lust, sich sofort in Galopp zu setzen. was ich bei der zu großen Dunkelheit jedoch nicht gestatten konnte. Lieb aber war es mir, daß es in schnellen, krästi gen Schritten vorwärts drängte, denn ich hatte ein Gefühl, als ob sich in jedem Augenblick etwas Grausiges hin- ter mir ereignen müßte. Doch wie vor- her, so auch jetzt, wurde die Stille durch nichts unterbrochen. Als ich wieder bei der Truppe an- langte, bemerkte der Kapitän: Nun, ie scheinen Ihre Sache gründlich ge macht zu haben. Nichts gehört, ge sehen?" Alles ruhig," antwortete ich. Ueber mein Abenteuer zu sprechen verspürte ich keine Lust. Wir zogen nun etwas abseits von der Hauptstraße in den Wald, um Lager zu machen. Die Pferde, die wir schon unten am Flusse getränkt hatten, erhielten ihre Futterrationen, doch die Wohlthat, ihnen die Sättel abzuneh men. wurde nicht als rathsam erachtet. Wir befanden uns auf gefährlichem Terrain, wenigstens vermutheten wir es. Aus die cm Grunde wurden auch keine Feuer zum Kaffcelochen angezün det, fo daß wir uns mit dem lauwar men Wasser, das sich in unseren Kan tinen befand, einigen Zwiebacken und etwas rohem Salzfpeck begnügen muß ten. Mitternacht mochte vorüber sein, als plötzlich das Gewitter heraufkam. Ich hatte meine Wachsdecke über den Kopf gezogen und mich auf einen Baumstamm gesetzt. Sachte rauschte der Regen herab. Mein Gaul zermalmte behag lich sein Futter, mir aber ging wieder unser Abenteuer durch den Kopf und ich nahm mir vor, wenn irgend möglich, demselben am Morgen auf den Grund zu gehen. Ter Regen hielt nicht lange an. Ich tappte nach einer günstigen Bodenstelle umher, zog, nachdem ich eine solche ge funden, die Wachsdecke wieder über den Kopf zurück, breitete sie auf dem Rasen aus und legte mich zum Schlafen nie- der. Bald war der Spuk entschwun den. Mein ermüdeter Körper machte seine Rechte geltend: ruhig und träum los schlummerte ich in den Morgen hinein. Als ich erwachte, stieg soeben die Königin des Tages, die leuchtende Sonne, am östlichen Horizonte empor. Kein Wölkchen zeigte sich am Himmel; erfrischende Kühle durchzog den Wald; mein Renner scharrte mit den Hufen und wieherte mir einen Morgengruß entgegen. Ueberall blitzte im Grase, nach überallhin drang der Glanz des fegenfpendenden Tagesgestirns. Nicht weit von mir richtete sich ein anderer Schläfer aus dem Grase empor. Louis," sagte ich zu ihm, ich möchte gerne ein wenig rekognosziren, willst Tu mich begleiten?" I, warum nicht?" entgegnete er und reckte die Arme auseinander. Nun. so mache Tich hcreit!" Nachdem ich die Erlaubniß des Kapitäns zu unserem Vorhaben einge hol: und Louis noch seinen Karabiner untersucht hatte, ritten wir davon. Unterwegs erzählte ich ihm mein Er ledniß. das ihn höchlichst intcressirte und ganz eifrig machte. Toch: Wie ganz anders sah jcnt die Gegend aus alZ in der vornachtlichen Finsterniß Es schien gar nicht möglich zu sein da es etwas Rathselhastes in ihr geben, etwas Unheimliches in ihr ver borgen fein könne, so lichtvoll lag sie vor uns da. so heiter schaute sie uns an. so unschuldig lachte sie uns ent gegen. Ich hatte recht vermuthet in der Nacht, daß der Weg sich allmählich ver lleren müsse. Er erwieZ sich in der That als nichts weiter, als ein gewöhn llcher Holzweg. Aus einer gewissen teile hörten die Wagenspuren 'au und unverletzter grüner Rasen zog sich auf dem Boden dahin. . Die Bäume traten wieder zusammen; wir ritten gerade aus. Da mit einem Male war mein Pserd den Kopf zurück und peitschte ungeduldig seine Flanken- Wenige Schritte vor uns öffnete sich ein Abgrund. Lothrecht senkten sich die Felsen m die Tiefe hinab. Louis und ich sahen einander stumm an. Fast unwillkürlich legte ich meinem Pferde die Hand auf den prächtigen Hals und streichelte es. Ich hätte Grund ihm dankbar zu sein. Durch seine Widerspenstigkeit hatte es uns Beiden daZ Leben erhalten, denn waren wir über jene Wand hinuntergcflogcn fo Hütte uns keine Morgcnsonnc mehr lachen können." Ttt Xutu im Blumenschmuck. Die Blumendckoration bei dem im längst gefeierten Hochzeit der Lady Peggy Primrose wieS eine nhebliche Neuerung auf gegenüber dem fönst bei derartigen Gelegenheiten üblichen Stil und wirkte in ihrer geschmackvollen Ein fachheit gerade durch den Kontrast zu dem extravaganten Luxus, der bisher entfaltet wurde. Noch vor 25 oder 30 Jahren wurde man es für verschwend derisch gehalten haben. 1900 Mark auf die Blumendekoration eines Ballsaales zu verwenden. Jetzt wurde diese summe gerade für das Nothwendigste ausreichen. Tle Leidenschaft für luxu riösen Blumenschmuck und eigenartige Arrangements begann in London um das Jahr 1871. Damals stellte der verstorbene Sir Edward Scott sein Haus drei Tage vor einem Ball den Viumenyandiern ganz und gar zur Verfügung. Andere, die es ihm hierin nachthun wollten, befolgten dann sein Beispiel. So ließ der Marquis von Bristol den Tanzsaal wie die hängenden Garten von Babylon ausschmücken Sechs Tonnen Epheu wurden allein zur Bekleidung der Wände gebraucht Gerard Leigh gab für ein einziges Fest 10,000 maxi an Blumen chmuck aus. Lady Sutton sogar 00,000 Mark. Die Mode griff immer mehr um sich, und verschwenderische Dekorationen waren bald an der Tagesordnung. Auch bei besonderen Festlichkeiten wird ein großer Vuxus entsaltet. o wurde z. B. zu yren einer jungen Zame. die zum ersten Mal in die Gesellschaft eingeführt werden sollte, das Haus ganz und gar mit Rosen geschmückt. Nicht weniger als 20,000 dieser Blumen wurden dazu verwendet, und kleine rosenfarbige Lampen schimmerten zwischen den Rosen hindurch. Natürlich halt aber Amerika den Rekord in den Ausgaben für Blu menschmuck. Bei der Hochzeit von Van- derbilt wurde man kürzlich wieder an die Hochzeitsfeierlichkeiten von Marl-borough-Vanderbilt vor etwa zwei Jah rcn erinnert, bei denen 500,000 Mark sür Blumen ausgegeben wurden! In New Jork werden die Blumendekoratio- nen noch durch künstliche Spottdrosseln belebt, die singen, wenn der Gast mit einem Fuß auf einen elektrischen Knopf drückt. Ein Mittel, and zu erwerben. Ein alter Kriegerhüuptlinq aus dem lamme der 'l'kaoris hatte sich vor einem neueröffneten Gerichtshöfe in Neu - Seeland zu verantworten. Es handelte sich um einen Streit zwischen ihm und einem anderen Eingeborenen, einem hübschen, kaum dem Knabenalter entwachsenen Jüngling, der behaup- tcte, daß ein Landstrich, den der grimme Krieger seit einigen Jahren in Besitz genommen hatte, schon mehrere Generationen lang seiner Familie ge hört habe. Ter Richter wandte sich nun an den Beklagten mit der Frage, mit welchem Rechtstitcl er die Besitz- ergreifung begründen wollte. Ter Krieger erhob sich langsam von feinem itze, wies mit verächtlicher Miene auf einen jungen Gegner und erwiderte gelassen: Vor fünfzehn Jahren habe ich seinen Vater aufgegessen; folglich gehört das Land mir." Wie die Ver Handlung endete, verschweigt der Be- richt leider. r weiß es. In eine Apotheke der stcirischcn Lan deshauptstadt tritt ein Bauer und blickt forschend umher. Tann wendet er sich ohne ein Wort wieder zur Thüre. Na. Vetter." fragt der Apotheker, was hätten S' denn gern?" OeS Habt'S net." ist die Antwort. Aber warum denn nicht? wir haben alles, was Sie brauchen." Oes habt's net." Wenn ich Ihnen aber sage, wir ha den alles. So sagen Sie doch nur. was Sie haben wollen." Ion Sakra, ös habt's net, i siach's ja. Laßt's mi aussi!" Nein, erst sagen Sie. was Sie wollen!" An Goaßciftcck'n!" (Peitschenstiel). Pamm. Mutter: Aber Eduard. Tu hast Tir ja in dem Halden Jahre, das Tu bei der Tante in Kost ur.d Logis warst, angewohnt, ungeheuer rasch 'zu essen." Sohn: .Mußte ich wohl. Mama, die Tante hat. wie Tu weißt, sechs Kinder, und da hieß es. beim Essen schnell sein, sonst war immer daZ Beste weg." Schnelle S,nne?Znderung. Vater (entrüstet): Schandlich, auch dem verabscheuunqswürdigen Laster des Spieles hast Tu in Monaco ge fröhnt!" Sohn: Ich habe dabei 30.000 Frcs. gewonnen!" Vater (noch entrüsteter): Warum hast Tu da nicht noch mehr gespielt?!" Nicht so schlimm. Sie (in der Zeitung eine Ver-lobungs-Anzeige lesend): Tas hätt' ich nicht geglaubt, daß sich der Bild Hauer Glödel nun doch verlobt bat und noch dazu mit der ersten besten!" Er: Nun. so schlimm ist's nicht! Sie ist weder die Erste, noch die Beste!" motirirt. Herr (beim Engagement eines Leh. rers): Sind Sie denn auch wirklich ein geprüfter Lehrer?" Privatlchrer: Gewiß! Meine erste Braut nahm mir ein Anderer kort. meine zweite ist gestorben, und die dritte wollte mich schließlich nicht, weil ich ihr zu alt war. Ausrede. Verkäufer: ..Meine .fiiiarroiiAs Pomade müssen Sie gebrauchen; ich sage Ihnen, in 0 Wochen sehen Sie aus, wie eine Schimpanse." Kunde: ..Aber erlauben Sie mal. woher kommt es nur, daß Sie vollstän- dig kahlköpsig sind ?" Verkäufer: acbraucbe meine No- made nicht, um den Leuten als war- ncndes Beispiel zu dienen." Schwache lioffnung. Photograph (zu einer Schwieqcr- mutier): Wollen gnädige Frau jetzt versuchen, ein freundliches Gesicht zu machen?" Vom Erercierplah. Sergeant: Kerls. Ihr glaubt wohl. daß Ihr wegen der Abrüstungskonfe renz die Kniee nicht mehr durchzu drücken braucht?" von öer Schmiere. A.: ..... . Wechseln Ihre Schausvie- ler denn auch die Kostüme?" Direktor: Natürlich! Im letzten Akt kehren sie das Rockfutter nach außen!" Ein Schildbürgerstückchen. i In dem Dorfe Tümpelshausen sofl ein neuer Gemeindeweg 'angelegt wer den. Der Geomctcr kommt, richtet den Weg und steckte ihn mit vieler Mühe und Anstrengung durch Pflöcke ab. DaZ Werk wird vollendet, der Geometer be- giebt sich zum Gemeindevorsteher und agt: Jetzt bitte ich. geben Sie Acht. daß die Pflöcke über den Sonntag nicht gestohlen werden." Am Montag kommt der Geomctcr wieder. Siehe da: die Pflöcke sind fort. Ter Vorsteher hat sie, damit sie nicht ge stöhlen würden im Gemeindchaiise aufbewahren lassen. Naturgetreu. ..Ich kenne einen Künstler, der ein im Carriere dabersausendZ Nsrd fn naturgetreu malte, daß die Beschauer X, u:f.9 ..L:rt : X ...c v j vcs -oiiuc uiiumuimiiy aus oie eue prangen. Tas ist gar nichts. Mein Freund cymleratzly yal neulich ein Tauten Porträt gemalt, und zwar so naturge treu, daß er die Dame jetzt wegen Be Zahlung des Honorars gerichtlich be langen muß. Nach dem Tramen. Also, sie haben Tich wieder durch- Plumpsen lassen?" Na, das ist auch kein Kunststück! Geben die mir dieselben Fragen auf. r die ich schon das vorige Mal nicht wußte!" Galant. Gräfin: Sie glauben oar nicht. Herr Leutnant, wie furchtbar mich die Migräne plagt " Leutnant: Aeh begreise ich wirk- lich nicht, meine Gnädige, wie ein so choner ops nur weh thun kann!" Drastischer vergleich. Können Sie diese Schriftzüae ent- Ziffern?" ,Nein, entweder ist das chinesisch. oder ein Toktor hat's geschrieben." ZllovalitZt. ,Warum ist der Baron eigentlich in Ungnade gefallen?" Serenissimus geruhte ihm höchst- eigenhändig eine Prise anzubieten, und da hat der Mensch nicht ge niest!" Selbsterkenntniß. Mein Fräulein, ich liebe lZ! Lieben Sie mich denn wieder?" Ja, Unglückseliger."