I Pinnpcrnicfcl. in Bild au 20 tfl faltn. Wenn man aus der Bahnlinie Berlin Köln durch die weftsälische Ebene hin durchsahrt. so bemerkt man hinter Bielefeld, wie sich daS fette Weizenlanb mit einem Val in Roggenland verman dclt. (3 ist erst Mitte Juni, aber schon über mannshoch recken sich die kräftigen Halme auS dem hellen Sand kodcn empor, und frei und frisch streicht über ihre Kopse der befruchtende Wind. Inmitten dieser Roggenfelder, in die sich auch wohlgcdcibcnde Kartoffeln und Wcmüseackcr mischen, liegt das Stadt chcn ('iütcrsloh, und das Brod, da? hier auS diesem Korn gebacken wird, ist in der ganzen Welt berühmt es ist der Pumpernickel. Wenn der Gütcrslohcr von seinem Pumpernickel spricht, so nennt er ihn zusammen mit Bismarck. ES war nämlich im Jahre 187. Ter alte , Kaiser. Mollke und Bismarck reisten zusammen an den Rhein, und in M tcrSlol, machte der Zug Station. Bis marck trat an das Fenster und rief die Worte Hinhaus: ..Ich will eine Schnitte Pumpernickel mit Butter und Schinken darauf." Zwar hat sogar ein König den Pumpernickel gewürdigt, nämlich Friedrich Wilhelm der Bierte. dem zu seinem Regierungsantritt die Gütcrs lohcr ein Exemplar im Gewicht von einigen Zentnern verehrten, aber Bis , marck gilt in ütcrsloh noch mehr als ein König, ganz besonders seit jenem denkwürdigen Tage im Jahre 1870. Gütersloh sieht aus wie jedes andere westfälische Städtchen. Kleine schmuck lose Häuser mit hohen, rothen, spitzen Giebeldächern. Breite hochgcwölbte Hausthore, zu denen einst, als noch jeder Bürger seine Ackerwirthschaft hatte, der Getreidewagen hineinfuhr. Ter weite Raum, zu dem daS Thor hinein führt, ist jetzt meist zur Tiele umgebaut, einem geräumigen Flur, oben an den Wänden Galerien, zu denen eine Treppe hinausgeht, und aus denen man in die einzelnen Stuben tritt. Oder neben der Hausthür ragt zu ebener Erde als altes Zeichen der Hansaherrlichkeit der viereckige, vielfenstrige Erker in den Bürgcrsteig hinein der Utkick". Oft stehen auch die Häuser nicht geradlinig in der Gassenreihe, sondern, wie auch häusig in Tirol, schräg, so daß ihre Fronten eine Zickzacklinie bilden und dem Inneren, weil so die Front zwei Seiten statt nur einer enthält, mehr Fcnsterlicht zugeführt wird. Ucberall der saubere und stramme Wohlstand, die Sichtbarkeit des westfälischen Han dclsgcistcs. in dem Giitcrsloh sich ganz besonders auszeichnet nicht nur in Gestalt seiner vielen neu entstandenen Fabriken und seiner durch den Vieh Handel grofz gewordenen Millionäre, sondern auch schon in seiner lieben her anwachsenden Jugend. Es gibt eine Ecke in der Stadt, wo die kleinen Jun ein eine reguläre Börse abhalten: sie hsndcln hier unter einander mit Ka ninchen, Tauben, Meerschweinchen und anderen solchen Zhierchen. - Je bessere Geschäste einer macht, desto höher steigt sein Ansehen: niemals hat der unsterb liche Heinrich, v. Kleist feiner seinen Scharfblick bekundet, als dadurch, daß er in seiner Hermannsschlacht" nicht vergas;, seinem Herrmann, dem West falcnsohn. auch ein wohlgcrüttcltcs Maß Schlauheit beizugebcn. Vor einigen dieser Häuser ist Holz abge laden. Tas sind Böckcrhäuscr. Solche Bäcker, welche entweder als alleinige Spezialität oder nebenbei außer ihren Semmeln, Kuchen und Wcißbroden Pumpernickel backen, giebt es in Güters loh etwa fünfzig. Entweder arbeiten sie nur für die Stadt und die Um gcgcnd, oder sie produziren für den Er po'rt. Ich erlaube mir, dU geehrte Le serin bei einem dieser Herren Meister einzuführen. In der Backstube im Backtrog zeigt sich ihrem Blick ein braungclbcr Teig. Ter Teig besteht aus reinem Güters loher Roqgcnmcbl und Wasser. Be dingung für das Mehl ist, daß es mög lichst trocken ist, nicht feucht und auch nicht zu frisch, damit das Brot nicht zu schnell schimmelig wird, namentlich jetzt im Sommer. Ter dritte Theil des .Teiges ist sauer auf zwanzig Pfund 4 Mehl ein halber Eimer Wasser er gährt hier in dem Troge schon seit gc stcrn Abend. Jetzt wird der Teig von den Gesellen geknetet, bis er ganz derb und sest ist. sonst fließt er im Ofen aus einander oder bricht. Tie Größe der einzelnen Brote ist verschieden. Tie für auswärts bestimmt sind, wiegen ge wöhnlich nur ein Pfund erstens da mit sie, bis sie aufgegessen sind, nicht schimmeln, und zweitens, weil durch das kleine Format die Leute auswärts sich einreden lassen, der Pumpernickel wäre eine Tclikütesse. Es gibt aber auch Exemplare von einem halben Zentner, welche die Bauern auf dem Lande backen, und die sie nur nach Giitcrsloh zum Bäcker bringen. . damit er sie in seinen Backofen schiebt. Tie Backfläche im Ofen besteht aus steinernen Oua dcrn. die vom Trachenfels am Rhein hcrstammen und den Ruhm genießen, daß sie die Backgluth länger als anderes Gestein bewahren. Aber auch eiserne Bleche werden als Unterlage benutzt. Tamit die Dämpfe ordentlich in das Brot einziehen können, wird das Ofen loch mit Lehm zugeklebt. TicscTämpfe geben dem Brot auch die schöne schwarze Farbe, während es seinen Glanz durch abgestrichenes Speiseöl erhält. Nach etwa fünfzehn Stunden ist es ausge backen und wandert nun als fertiger Pumpernickel hinaus in die WWt in Europa außer nach ganz Deutschland auch besonders viel nach Belgien. Eng land und der Schweiz. Ten Trans port nach überseeischen Landern hält der Güter-lohcr Pumpernickel, dessen Lebensdauer nur auf ein paar Wochen eingerichtet ist. nicht auS. Tas ist das Geschäft der großen Pumpernickel sabrikcn, die jetzt überall in Teutschland, besonders auch in Berlin, entstanden sind. Was aber den Gütcrslohcr Pum pcrnickcl seinen klassischen Ruf erhält, das ist sein feincS eigenartiges Aroma, das Aroma der westfälischen Ebene, und der echte Pumpernickclkcnner weiß hinsichtlich seines Licdlingsgcdäcks ganz ebenso von einer Blume zu schwärmen wie nur irgendein Rhcinweinsreund. Eine auffallende Eigenschaft des wcst fälischen Bauern sind seine schönen weißen Zähne, und es gibt Leute, die behaupten, daß daS vom Pumpernickel eilen kommt, ebenso wie es in Berlin Zahnärzte gibt, die festgestellt haben wollen, daß die Berliner ausnehmend viel an den Zähnen leiden, und daß daran die Berliner Schrippen schuld sind. Unter den verschiedenen Kos metika, die heutzutage empfohlen wer den, findet am Ende auch noch die Aufforderung Platz: Esset Pumpcr Nickel!" Zu Schiff nach England. Sticmer Tutonic, an Bord Schipp, Tschullei de dreizehnte d. Mts. Mister Editcr! Ter Brief geht mit'm Peilott nach Neu York zerück. Ich wollt, ich thät aach. Wann es net so dumm aussehe thät, da könnte mich kei zehn Gäul uff dem Schiff halte. Ich möcht nor wisse, wie ich uff die Idee gckimme bin, uff's Schiff ze gehen, wo Ich in Neu Bork die schönste Zeit hätt hawwe könne? Hier is nix wie Wasser, wo Sie hin gucke nix wie Wasser. Wenn es sich awwer nor bchüve that wie Wasser, da wollt Ich noch nix sage, es bchävt sich awwer wie wann es Quecksilber im Leib hätt net een Aageblick kann es ruhig sei. Tes Schiff behüvt sich aach net wie e Schiff sonnern wie so e Schaukelpferdche, wie's die kleine Bube geschenkt kriege. Es bchävt sich üwwer Haupt gar nit akording zu seine natür liche Bcrhältnisse. Noch net emol Ich sclwer. Ich bchäv mich net wie e Mann, sonnern wie der feuerspeiende Berg Besuvius, wo dcrvon in die Tschio gräfsibücher steht Ich hcn alsfort Eruptschens. So was sollt bei Law verbotte wcrn. Wie Ich zcerscht in mci Kabin enci gekimme bin, da hen Ich mich gcwun nert, for was mir e Gcigckaste encige stellt worn ist. Tann hen Ich mich in dem Stätruhm, wo ebaut de verte Theil die Seis vun meim Badezimmer in Jhst-Neu Z)ork Hot, umgeguckt, un hcn zu der Alti gesagt: Ich wunner, wo des Bett is?" Ta Hot die Alti uf den Biolinkaste gebeut un Hot gesagt: Ta is ja des Bett." Mister Editer, wann Sie mci figürliche Verhältnis betrachte un dann die Seis vun dem Bett, dann thäte Sie an Hexerei glaabe. wann ich Jhne sage thät, daß ich da drin geschlafe hen. Tes heißt vum Schlafe is enihau kei Red gcwese. Un was die Misses Ritsch betrifft, da is eS noch viel wunnerbarer. daß sie ge mänätscht Hot, sich uff dem Kinner bettche ze bälänze. Wann nor das Schiffche, wo der Peilott derbei zerück geht, net so klein wär, da müßt Ich, was Ich thät. Ich hcn vergesse, dem Eroker ze telegrüffe, er soll mich gleich in London treffe, wann Ich ärreiv. Sein Sie so gut un tende Sie dcrzu no, never mind, losse Sie's gehen. Ich sterb ja doch lang, eh daß mcr an's Land kimme. Mei Abschied am Pichr war aach net so. wie es sich vor en Mann vun meiner Prominenz geschickt hätt. Well, ich geb nix drum. Mir is so fürchterlich elend, Mister Editer, daß Ich manchmal gar nimmer an mci eigene Praminenz glaab. Es is mer Alles Worscht Ich sterb ja doch Ich hen heint net emol mein Teimond in de Schirtbuse gesteckt so krank bin Ich. Und ich könnt doch so gute Zcite hawwe nämlich die Misses Ritsch is aach so sick, daß sie unsichtbar bleibt un mer nix vun ihr hört. Un so e Tschäns, e gute Zeit ze hawwe. muß ich misse blos vun wege weil des dumme Wasser sich eibildt, es müßt probirn. ob es net an de Himmel enuff tschumpe kann. Also. Mister Editer, mir sehe uns enihau nimmer lebendig Ich emol schür net. also herzlichste So längs an alle Frents un sie solle manchmal an mich denke. Mit beste Rcgards Aours John Ritsch Esq. Ich thät nix drum gcwwe. awwer, daß ich uff'm Wasser stcrbe sollt, des is mcr nct in der Wieg gcfunge worn. Un wann ich gar noch im Was scr begrabe wern sollt, Mister Editcr, des wir mci Tod, des könnt ich net aus halte. O, wenn ich doch dcrhcim ge bliwwe wär! Wie schön gcmicthlich könnt Ich jctz beim Tschalli setze! There's no Place like Home. Wann ich es überlebe sollt, ich glaab awwer nct. un Ich that merklich drüwwe ankimme zerückgehn thät Ich nim mcr. enihau net bei Wasser. Nct for e Milljen. Also noch emol Regards un herz lichste Lebewohl. I. R. Esq. Wie werde se dann in Neu Jort scr tig mitaus mich? Was hcn dann die englischen Päpers geschriwwe drüwwcr, daß Ich fort bin? Well, never mind. ES is mer ganz all eins. Sterbe thu Ich ja doch. Vielleicht kann der Pci lott mcin todte Bodq mitncmme. Ich wunncr. wie viel Kärradschcs bei mcin Fjunercll sein wern? Well, nct emol da geb ich was drum, Mister Editer, so elend sein ich. Ich wollt, es wär erst Alles vorbei un Ich wär todt. Ich hoff, die Misses Ritsch gebt Acht, daß der große Teimond aus'm Hemd eraus genomme werd, eh daß dcrKasfin zuge schraubt werd. Well, eS is mer aach Worscht. Bun mir auS begrabe fe mich dcrmit. obwohl eS Schad wär. wann er nct gejuft werd. Es is mcr alles Worscht o Gott, der Gedanke an Worscht macht mich erst recht sick. Well gut bei ! Es is hart, daß Ich so jung sterbe muß. Is es nit? , I. R. Esq. kwitter im Urwald,. Eine großartige Naturerscheinung im amerikanischen Urwalde bilden im Sommer die Gewitter. Ein Reisender, der von einem solchen Unwetter über rascht wurde, berichtet darüber folgen des: Ter Himmel bedeckt sich mit Wol ken. es wird dunkel, das Wetter zieht herauf, und ein schwefelgelber Schein geht vor ihm her. Schon seit geraumer Zeit hat sich keine Thicrstimme mehr hören lassen. Alles hat sich verkrochen, selbst der Specht hat sein Hämmern und Klopfen eingestellt. Und nun bricht der Orkan los. Abgerissene grüne Blätter und Zweige wirbeln in der Luft. Ter Urwald, der vorhin in so feierlicher, er wartungsvoller Stille gestanden, ist in voller Bewegung, und seine Wipfel tauchen auf und nieder wie Wellen. Schwarze Wolken wälzen sich über die fes wogende, zitternde, grüne - Blätter meer hin. Fast bis zur Erde biegen sich die schlanken Stämme wie Gerten vor dem unsichtbaren Geist der Winds braut, und richten sich wieder empor. Ta und dort bricht einer mitten durch; größerer Widerstand scheint den Sturm nur um so grimmiger zu machen. Es kracht von nah und fern, viclhundert jährige Bäume stürzen nieder und keh ren ihre Wurzeln gen Himmel. Mit unter reißt ein solcher ein Tutzcnd andere mit zu Boden. Tie von Sturmesflügeln getragenen Fcuerwol ten leuchten von Blitzen, und das Brausen und Brüllen des Sturmes wird vom Krachen und immcrwähren den Rollen des Tonnels übertönt. In jeder Pause, welche die Heftigkeit des Orkans macht, schlagen und gießen Regengüsse nieder, und aufs neue stürzt sich aus der Hölkc der Sturm auf den Wald, wie ein wüthendes Raub thier auf seine Beute. Wehe demjeni gen, der durch einen solchen Orkan im Wald überrascht wird. Er ist jeden Augenblick in Gefahr, von umgerissenen oder umgeknickten Bäumen oder von herabgeworfenen Aeften erschlagen zu werden. Nachdem das Wetter ausgetobt hat, kommt hie und da wieder ein Eich Hörnchen hervor und stößt kurze, rauhe Töne aus, von denen es zweifelhaft ist, ob sie Behagen oder Verwunderung ausdrücken sollen: der himmelblaue Häher schreit, der Specht beginnt wie die zu hämmern, und in dem Vorwalde schütteln die Singvögel den Regen aus dem Gefieder. Größere und kleinere Lücken unter den Bäumen sind entstan den. kurz und quer .liegen gestürzte Riesen. im wüsten Gewirr übereinander. Niemand räumt sie hinweg als die all waltende Zeit. Nach einigen Jahren drängt sich niederes Gebüsch durch die trocken gewordenen Acste empor, und junger Baumwuchs aller Art müht sich im jugendlichen Bestreben, die cnt standencn Lücken wieder auszufüllen. Origineller Gaunertrick. Ein merkwürdiges Licht werfen die in Paris soeben bekannt gewordenen Einzelheiten einer Verhaftung auf die Art des Geschäftsbetriebs einer großen Anzahl Apotheker in der Scinestaot. Auguste de Montbrun, der Enkel eines Generals des zweiten Kaiserreichs, und Sohn eines hohen Staatsbeamten unter Napoleon des ersten, ist ein studirter Mann, im Besitz vorzüglicher Tiplome. Infolge liederlichen ' Lebenswandels aber so weit heruntergekommen, daß er auf keine ehrenhafte Stellung mehr Anspruch crhebcn konnte, blieb ihm nichts übrig, als dem Laster vollends in die Arme zu sinken. Wegen mancherlei Betrügereien war er schon verschiedene Male zu kürzeren und längeren Ge fängnißstrafen verurthcilt worden. Vor wenigen Wochen hatte man ihn wieder einmal aus der Haft entlassen und da ihm das Betteln zu langweilig und jede Beschäftigung, die er vielleicht hätte be kommen können, zu anstrengend war, sann er auf eine neue Gaunerei. Bald kam ihm auch eine vorzügliche Idee. Seine Kleidung befand sich in ziemlich respektablem Zustande und so riskirte er es, einen nicht sonderlich intelligent aussehenden Gendarmen mit folgenden Worten anzureden: Ich bin Polizei Inspektor und ersuche Sie. eine Ticnst tour mit mir zu machen." Tann winkte er einen Fiaker herbei und stat tete in Begleitung des Polizisten etwa zehn Apotheken einen Besuch ab. Son derbarcrwcise fühlte sich jeder der zehn Apotheker, sobald er hörte, daß cs sich um eine Inspektion sciner pharmazeuti schcn Präparate k. handelte, sofort ver pflichtet, dein vermeintlichen Herrn In- spcitor eine Hundertfranknote in die Hand zu drücken. Nach beendeter Runde entließ Monsieur de Montbrun den Schutzmann und händigte dem Kut'chcr statt der Bezahlung einen Bon auf die Polizeipräscttur ein. Ter Streich war io vortrefflich geglückt, daß der adelige Gauner ihn zu wiederholen beschloß. Tas aber war sein Verderben. Alles ging gut bis zu dem Moment, da er die Rechnung mit dem Rossclenker regeln wollte. Ter Mann war weniger Ver traucnssclig als sein Kollege; er wei gerte sich, den Bon anzunehmen und veranlaßte die augenblickliche Verhaf tung des ihm sehr verdächtig vorkom mendcn Inspekteur de Police". Tiefer hat bereits ein volles Geftändniß abge legt. Man ist nun äußerst gespannt darauf, wie die Herren Apotheker, die so schnell mit einem blauen Schein bei der Hand waren, ihr höchst sonderbares Verhalten rechtfertigen werden. (sin zahmer Storch. Wie die Kölnische Volkszcitung mit theilt, ist ein zahmer Storch ständiger Gast in dem Hotel zur schönen Aus sicht" zu Höchst a. M. Er stammt aus dem benachbarten Sosscnheim. wo er vor zwci Jahren aus dem Neste fiel und künstlich genährt und großgezogen wurde. Er geht in den Gängen. Höfen und im Garten umher, stolzirt ungenirt zwischen den Gästen dahin, schreitet be sonders gern über die Grenzmaucr des Gartens und genießt die schöne Aussicht auf den Main und das jenseitige Ge lände. Einmal machte er auch dorthin einen Ausflug, kehrte aber sogleich wie der in sein Heim zurück. Seine besten Freunde sind die Hunde des Haufcs, mit denen er stundenlang possirlich spielt. Seine Feinde sind Kinder, die er gar nicht leiden mag; er kehrt gegen sie so fort den Schnabel. Er verwundet jedoch keines, sondern hält immer kurz vor dem Angriffsobjekt ein. Sein Haß gegen Kinder rührt daher, daß sie ihn öfters geneckt haben. Er fraß Anfangs nur Fische und verschmähte sogar das National-Gericht seiner Zuft, nämlich Ftösche. Jetzt frißt er sie gern, nährt sich aber nach wie vor meist von Fischen. Von den Gästen ihm zugeworfene Speisereste: Haut, Knochen, Käse :c, nimmt er in seinen Schnabel, läßt sie jedoch unverzchrt wiedcr'fallcn. Manch mal steht er so unbeweglich da, daß der eintretende Gast meint, er sei aus Gips künstlich hergestellt. Ter Ruf des Be sitzers: Jakob! Jakob!" weckt ihn aus seiner starren Ruhe, er schaut sich neu gierig um und schreitet mit seinen gro ßcn Beinen aus. In der Waschküche und an der aufgehängten macht er sich ebenfalls gern zu schaffen, er zupft an letzterer hin und her und macht sich Zeitvertreib. Wo etwas los ist. er scheint er als sachverständiger Zuschauer. Mit dem Haus? ist er unzertrennlich verbunden; auch im Herbst zog cs ihn nicht nach dem Süden. Kälte können die Störche ziemlich gut vertragen; wie bekannt, kehren sie oft schon Ende Februar in Schnee und Eis zurück. Nur der Mangel an Nahrung scheint sie fortzutreiben. Ta es unserem Jakob aber nie an Nahrung gebricht, so bleibt er klugerweise zu Hause. Tas Thier ist schön und groß gewachsen, Bau und Gesieder sind fehlerlos. Elephanten im Militärdienst. In MacElures Magazine" wird die Thätigkeit der Elephanten, die für die indische Armee so werthvolle Hülfs arbeit verrichten, eingehend geschildert. Es sind Dienste der verschiedensten Art, die diese schweren Dickhäuter, noch mehr dank ihrer Intelligenz als durch ihre Kraft, zu leisten im Stande sind, be sonders für die Artillerie und den Brückenbau. Nachdem sie die Holz pfähle auf ihrem Rücken bis an das Ufer getragen haben, helfen sie mit ei ncr wunderbaren Gcschicklichkeit beim Bau der Flöße und Brücken. Wenn die Pfähle eingerammt werden, gehen sie in den Fluß, stellen sich gegen den Strom und ermöglichen so das Arbei ten, indem sie dem heftigen Andrang des fließenden Wassers ihre enorme Körperinasse entgegenstellen. Wenn sie sehen, daß Ballen mit dem Strome fortschwimmen, halten sie , sie auf, bis man sie befestigt hat. Als Artilleristen sind sie besonders für Kraft - Manöver verwendbar. Wenn ein Geschütz in Morast gcräth, setzen sich die Offiziere und Soldaten ruhig auf die nächsten Felsen und schcn zu,wic die Elephan tcn operiren. Tiefe versammeln sich um das in den Morast gerathene Ge schütz, prüfen die Lage sorgsam, bcfüh len die Räder, die Lafette, überlegen sich trnnn, wie sie die Arbeit leisten kön ncn. berechnen ihre Kräfte und wenden sie immer bei den Punkten an, wo sie am wirksamsten sein müssen. Während dieser Zeit stellen sich zwei oder drei Ka mcraden bei den Büffelgespannen auf und sobald sie sehen, daß das Stück freigemacht ist. da schcn sie zu und trei den sie durch leichte Trompetenstöße an, oder, wenn nöthig, auch durch ein schreckliches Geschrei,' so daß die Büffel wie die Schafe gehorchen. Für die Ge spanne braucht man nämlich in Indien die Büffel nothwendig, da cs an Pfer den fehlt. Tie Elephanten sind dazu nicht zu gebrauchen. Sie lassen sich gern im Gebirge die Stücke der zcrleg tcn Kanone auf den Rücken packen, scl tcn bringt man sie aber dazu, daß sie ziehen; und auf jeden Fall weigern sie sich, sich vor einfache Wagen spannen zu lassen. An ,r Zchule. In der Schule kommen oft Stückchen vor. wie sie fo luftig die Fliegenden Blätter" gar nicht bringen können. AuS einem Tmfe bei Hoga wird dem H. Wochcnbl." folgendes Gcschichtchcn erzählt: Ein A-B-E Schütze meldet sehr ver gnügt. daß er morgen seinen Geburts tag habe und .frei" haben wolle. Ausnahmsweise und in Berücksichtigung der besonderen Umstände wird ihm dies gewährt. Tas hat einem anderen Eou rage gemacht. Er tritt vor. Ick will mor'n ok Berlöf" heb den." Lehrer: So darfst Tu aber nicht sa gen. mcin Junge, Tu mußt um Erlaub niß bittcn." Tchülcr: Keine Antwort. Lehrer: Wie sagst Tu denn zu Tci ncr Muttcr, wenn Tu ein Butterbrot haben möchtest ?" Schüler: Ick will'n Bottern heb ben!" Lehrer (zu einem anderen kleinen Flachskopf): Und Tu, wie sagst Tu denn zu Teincr Muttcr ?" Zwcitcr Schülcr: Ick scgg' ok so!" Trittcr Schüler: Ick ok." Vierter Schülcr: Ick ok." Lehrer (nachdem noch viele ick ok" erklungen waren): Wer von Euch sagt denn anders zu seiner Mutter?" Nach kurzer Pause des Stillschwci gens mcldct sich der kleine Friedrich. Lehrer: Seht Ihr. Kinder, der kleine Friedrich wird Euch beschämen. Na Friedrich, nun sag' mal, was sagst Tu zu Teincr Mutter, wenn Tu ein But terbrot habcn möchtest?" Ter kleine Friedrich: Ick scgg' gor nits, ick smcer mi sülben een'n up!" Moderne Reklame. Es giebt in dem modernen Reklame Wesen gewisse, feststehende Grundsätze und Mittel, die erfahrungsgemäß für ganz unfehlbar gelten. Indeß kann es vorkommen, daß diese Mittel versagen, und es ist nicht uninteressant, in den Fach- und sonstigen Zeitungen zuweilen Geständnisse von Geschäftsleuten zu lesen, welche diese unfehlbaren Mittel anwandten und statt des erwarteten Er solges das Gegentheil erreichten. So galt es bisher in der Reklame für ein vortreffliches Mittel, sich auf das Alter des Geschäfts zu beziehen und in allen Ländern fügt der Geschäftsmann mit Stoz seiner Reklame die Notiz hinzu: Tas Geschäft besteht seit 50 Jahren, feit 30 Jahren oder seit 25 Jahnn." In der Hauptgeschäftsstraße Liver Pools bestand ein großes Geschäft in Putzartikcln. Gegenüber diesem Ge schäst etablirtc sich ein anderes, und der Inhaber des alten Geschäfts ließ nun an seinem Hause eine Tafel anbringen, deren Aufschrift lautete: Ties Geschäft ist das älteste und bewährteste der Stadt. Es besteht seit 60 Jahren!" Tamit glaubte er seinen Konkurren ten geschlagen zu haben. Tiefer aber, ein kluger Geschäftsmann, brachte an seinem Hause ein Riesenplakat an, welches folgenden Wortlaut hatte:' Ties Geschäft ist das jüngste und das neueste der Stadt. Es hat infolgedessen keine Ladenhüter, die dem Publikum aufgehängt werden. Es führt nur neue Waaren, bringt nur das Modernste zum Verkauf und wird nur nach den neuesten Grundsätzen betrieben." Ties Plakat zog, es brachte die Lacher r i . v . .... ...r s au vic rcic vcs neuen uusmunnes und führte ihm einen derartigen Zu- lauf zu, daß er in kurzer Zeit leinen Konkurrenten aus dem Felde geschlagen hatte. Schwefelbande". Tas Schimpfwort Schwefelbande" darf sich, was wohl wenige wissen, eines stolzen akademischen Ursprungs rühmen, der bis auf das Jahr 1815 zurückreicht. Vorher war es in dem reichhaltigen Tckimpfsatz unserer schö ncn Sprache völlig unbekannt. Da mals stiftete der Student de Valcnti in Jena eine Verbindung Sulphurea, die sich hauptsächlich gegen die Despotie der Landsmannschaften richten sollte. Ihr Hauptgrundsatz war, sich nicht zu schla gen. Deshalb traf sie Vorwurf und Verachtung der Studentenschaft. Tie Verbindung mußte sich auflösen, und nur in dem damals entstandenen Schimpfworte Schwefelbande" (sul phnr, Schwefel) lebte und lebt ihr An denken noch fort. Eine verständige Antwort. Ter bekannte Philosoph Mendelssohn war in feinen jüngeren Jahren längere Zeit Buchhalter im Hause eines ziemlich beschränkten Berlin Kaufmannes. Darüber bemerkte eines Tages ein Bekannter theilnchmend zu ihm': Tas Schicksal ist doch recht ungerecht. Sie. ein so geschcidtcr Mann, müssen einem so beschränkten Kopfe dienen!" Tas finde ich schr verständig von dcm Schicksal," entgegncte Mcndcls söhn; dcnn wcnn ich dcr Hcrr wäre, ihn könnte ich nicht Frauchen!" !Uis;verständiiiß. Tame (zum Bauern, bei dcm sie sich eben eingcmicthct hat): Also, wie ge sagt, das Zimmer nehme ich. Vor mittags bleibe ich zu Hause, um zu ar bciten. meine Mußestunden aber wcrde ich Nachmittags im Walde zubringen." Bauer: O. mci' Madam.' dös braucht' nct, daß S' deswegen in's Holz außi gcnga. I und meine Kinder san unter Tags a so auf die Felder da könna S' dahoam Mnsi machen, so viel S' wollen." Sä-Ian. Kollege: Haft Tu daS Zehnmarkstück denn fortgenommen, wclcbeö Tcin Herr aui dem Tisch liegen gelassen hatte?" Ticncr: Ich. bewahre: einstweilen bade ich'S unter daS Sofa fallen lassen !" Migrerftändniß. Herr (freudig): Sagen Sie. Fräu lein Rosa, wollen Sie mein LooS mit mir theilen?" Fräulein: Recht gern Herr Schulz! Mit wieviel ist es denn herausgckom men?" r'crschnaxxt. Er (am Verlobungstagk): Nun. wie hat Tir der heutige Tag gefallen?" Sie: Ach. Ernst, noch keine meiner Verlobungen war so schön!" Offen. Ihre Verlobte. Herr Müller, scheint ein gewisses Alter zu haben?" Nein, mcin Lieber, sie ist über das gewisse Alter schon hinaus." 2?osbaft. Hausherr: Hören Sie 'mal, Marie, das Essen schmeckt ja heute ganz eigen thümlich!" Köchin: Ja. Sie schmecken Ihre Frau heraus; die hat mitgelacht." weh I Hausfrau: Wollen Sie noch ein wenig Suppe, Herr Gierig?" Gast: Na, vielleicht noch einen Mund voll '." Hausfrau (zum Dienstmädchen): Minna, geben Sie Herrn Eierig noch einen Teller!" Viti. Gatte: Was singt denn das Fräu lein Spitz da?" Gattin: Mcin Liebster ist der Mann im Mond!" Gatte: Na, wcnn er's nicht hört, ist sie nicht d'ran schuld! Laut genug brüllt sie!"' Durchschaut. Na, was machen Sie denn noch fo spät Nachts in dem Park, Herr Greis lcr?" Ach, ich gcnicße noch etwas die kühle Adcndluft." So, so, hoffentlich läßt sie Sie nicht nicht zu lange warten." Der Gaul macht kzonneur. Erster Bauer: Warum stellt sich denn Tein Pferd immer auf die Hin tcrfüße, wenn ein Zug kommt?" Zweiter Baucr: Aus Hochachtung vor dcm Dampfroß!" fassender vergleich. Ich Hütte nicht gedacht, daß die Liebe im Hafen der Ehe fo schnell erkalten würde." Ta haben Sie demnach keinen eis freien Hafen gefunden?" pessimistisch. Alter Hcrr (im Lehnstuhl): Wenn man mit Mühe und Noth ein hohes Alter errungen hat, giebt es noch Leute, die einfach sagen: Unkraut verdirbt nicht"!" Scheinbarer Widerspruch. Herr (dcr sich in einer Gesellschaft zu rückgesetzt fühlt): Meine Gesellschaft scheint Ihnen zu wenig zu sein, oder bin ich Ihnen vielleicht hier zu viel?" Poesie und Prosa. Tichtcrling: O, es ist ein Jammer thal, diese Welt nichts bietet uns eine edle, wahre, ideale Freude!" Rentier: Na. erlauben Sie 'mal habcn Sie denn noch nie einen guten Schweinebraten gegessen?" Das wöre ihr lieber. Ella: Ich kann mich nur darüber wundern, daß sich der Assessor noch nicht erklärt hat. ich bin fest davon über zeugt, daß er Dich unaussprechlich liebt." Paula: Ich selbst, aber aussprcch lich wäre mir lieber!" verzeihliches Mißverständnis;. Hcrr G.. der in einer Strafsache als Zeuge geladen war, kommt gerade nach Hause, während seine Gattin vor dem Spiegel einen neuen Hut aufprobirt. Tu, Männchen, sitzt er?" ruft sie dcm Eintretenden entgegen. Nein, sie haben ihn freigesprochen!" Deplacirt. Herr (stürmisch): Mein Fräulein, Sie sind meine erste und einzige Liebe! Ich liebe Sie über alles, ich 'bete Sie an, ich " Fräulein (abwehrend: ..Aber, mein Hcrr, wie dreist, wie furchtbar dreist !" Hcrr: Ach, scicn Sie nur nicht böse! liebes Fräulcin, es war ja nicht fo ge meint !" Gefährliche Situation. Student (dcr Abends einen Svik- buben untcr scincm Bett findet): Aber Mensch, wie können Sie sich so leicht sinnig in Gefahr begeben .... ich bin erst gestern mit dem Bett durchqe brechen!?" Im Reiche Serenissimi. A. : ..Warum ist dcnn beute so viel Polizei auf den Beinen?" B.: Dcr Erbprinz wird erwartet." A.: ,.So. was hat er dcnn anqc-stcllt?"