Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 10, 1899, Image 1

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Jahrgang 20.
Lincoln, mcK Donnerstag, 10. August 1899
S!o. 12.
Allslaud-Dcpcschkll.
Der
Bkginil kks Dreysus
Prozksies.
9t w,,un in C(firrridi gegen
vcrsssungdruch.
Tkwk? wirb Ich,,?.
' leutschland.
Berlin. 8. Aug.
Während die konservativen Berlin?!
Blätter über den .Kuhhandel- zwischen
dem Centrum und den Sozialisten bei
den jüngsten Wahlen in Bayern Zeter
und Mordio schreien, tritt jetzt die ton
servative Süddeutsche Landpost" mit
der verblüffenden Enthüllung hervor,
daß der konservative Abgeordnete
Friedrich Lutz. Brauereibesitzer in Hei
dknheim, den Sozialisten in Fiirth
brieflich ein Wahlbündnis; antrug. Die
Sache sei auch soweit gediehen, daß
Bürgermeister Scharrer von5zohenstadt
deshalb den sozialistischen Abgeordne
ten Martin Seqitz. Arbeitersekretär in
frürth, besuchte, doch hätten sich dieVer
Handlungen schließlich zerschlagen.
Anläßlich der fortgesetzten Versuche
der Londoner Presse, zwischen Deutsch
land und den Ver. Staaten Mißstim
mungen hervorzurufen, erklärte heute
ein Beamter des Auswärtigen Amtes
Folgendes:
Nehmen wir zunächst Samoa, so
kann ich nur sagen, das, die Spezial
Kcmmission die besten Erfolge gehabt
hat und daß eine friedliche Weiterent
Wickelung der dortigen Verhältnisse
sicher ist. Die Haltung des amerikani
schen Kommissärs Bartlett Tripp war
eine ausgezeichnete. Uebrigens ist die
Meldung, das; die Kommisston den
Oberlichter Chambers ersucht habe,
im Amte zu bleiben, unwahr.
Ja3 Lächerlichste ist. daß man in
der Deutschland feindlichen auslandv
schen Presse sogar eine Divergenz zwi
schen deutschen und amerikanischen In
keressen in San Dominao hcrauszu
konstruiren weiß. Deutschland Hai
wiedkrholt zu erkennen gegeben, daß es
in San Dominqo keine politischen In
teressen hat. ja nicht einmal die Aus
dehnung seiner wirtschaftlichen In
teressen' beqiinsiiat. Als Amerika unk
Holland seiner Zeit Maßregeln trafen,
vj ihre Staatsangehörigen, welch
luubiger der Republik waren, zu
schützen. ' lehnte Teutschland sein,
Theilnahme an der Einmischung in di,
tnnrren Wn,nT.ilnflpiten feflll DomiN-
qo's ab und die Regierung wies hierbei
darauf hin, daß sie die deutschen Ka
pitalisten gewarnt habe, ihr Geld i?
dominikanischen Werthen anzulegen,
weil sie nicht in der Lage sei würde,
ihre Ansprüche später zu schützen.
Laut dem. Gaulois". so schloß
mein Gewährsmann scherzend, hat ja
auch der Staatssekretär der Negerrepu
blik bereits prophezeit, daß ein Kon
flikt mit Deutschland ganz unmöglich
sei, warum soll man sich daher über di
ganze Geschichte aufregen-
Ueber den Besuch des französischen
Ministers des Auswärtigen 2elcafft
in St. Petersburg läßt man sich in
den hiesigen offiziellen Kreisen seine
grauen Haare wachsen, da man weiß,
daß die Reise lediglich durch Eitelkeit
veranlaßt ist. Herr Delcasse möchle
gern in die blauen Aaren Agen
schauen", das ist Alles. An der ruf
stschen Politik wird die Reise nichts
andern. Diese ist. wie Fürst Bis-
marck einmal in seiner knappen, tref-
senden Weise sagte, auf das Festesie
instradirt".
Die Rührgesckichte, welche der Pari
ser Matin" kürzlich seinen Lesern
Auftischte, daß nämlich die Ex-Kais:
in Eugenie an Bord der S)acht Thi
stle" ine stumme Zeugin des emou
vant spectacle der Begegnung zw,
schen der deutschenKaiserriacht Hohen-
zollern" und dem franzosischen Schul
schiff Iphigenie" im Hafen von Ber
lin gewesen fei, entbehrt jederBegrün
liung. Die Aacht Thistle" befand sich
damals nicht in Bergen, erst vierzehn
Tage später ankerte sie gleichzeitig mit
der Hohenzollern" eine Nacht im
Hafen von Molde.
Die Handelskammern der Provinzen
Brandenburg, Sachsen und der Rhein
Provinz haben sich dem Protest anderer
Handelskammern gegen die von der
Regierung empfohlene Beschickung des
Handelsmuseums in Philadelphia an
geschlossen, und zwar mit der Begrün
düng, daß der Hauptzweck des neuen
Instituts lediglich sei. die amerikanische
Ausfuhr zu fördern und die Einfuhr
zu beschränken, und daß in einem sol
chen Schutzzolllande, wie die Bereinig
ten Staaten. Sendungen von Mustern
nur zur Nachahmung der letzteren die
nen würden. Die Bossische Zeitung'
unterstützt diese Ansicht, indem sie sagt,
daß die Amerikaner wahrlich nicht der,
Anspruch erheben könnten, daß das in
Amerika vielverspottete Europa ihnen
seine lGeschaftsqeheimmsse ausliefere,
und auch das Berliner Tageblatt"
stimmt den Handelskammern bei. in
dem ei ihre Gründe für vernünftig er
klärt und hinzufügt, daß diese Kund-
gedungen großer deutscher Handelskor
?ratlonen doch deutlich genug sein
ivuren.
Bei ner Gefecktsübuna aus dem
Truppenübungsplatz beiLockstedt stürz
ten drei, Mann von dem in Wandsbeck
garnisonirenden Husaren - Regiment
onigin Wilgelmine der Niederlandk
(Hannoversches) No. 15 so unglücklich
daß sie schwer verletzt in's Lazareth
gebracht werden mußten. Ein Unterof
fizier blieb todt auf dem Platze.
In Dresden ist der Generalmajor
z. D. Hans Georg von Manzoldt ge
stoiben. Im Mansfelder Bergbau- Distrikt
zrassirt der Typhus in beunruhigender
Weise.
rksltrrkldNnaaru.
W i e n . 8. Aug.
Die Protestbewegung gegen das Re-
gime des Paragraphen 14 und gegen
die Einhebung und Erhöhurg der
Steuern und Abgaden ohne versa'
sunqsmäßiqe Bewilligung durch die
Volksvertretung nimmt immer gröncre
Dimensionen an. Der deutschen ffort
schrittspartei sind, wie bereits gemel
det, die Reichsraths' und Landtags
Abgeordneten der deutsche,: ?oltSpar
tei in Oberösterreich mit einer Protest
erllärung gesogt. In Wien, Graz.
Prag. Rei'chenberq, Lemberg haben
Protest - Versammlungen sattgefun-
ten. Einzelne dieser Versammlungen
verfielen der Auflösung, und der Ern-siscations-Apparat
der Preßpolizei
arbeitet neuestens mit verstär'terSner
ie. Die beiden Reichederger Blät
tcr. welche die Rede des Reich'tagsab-
geordneten Prade über den Paragra
phen 14-Ausgleich veröffentlichten,
wurden von der Staatsanwaltschaft
mit Beschlag belegt. In Wien sind in
den letzten Tagen im Ganzen 36 Zei
tungen konsiszirt worden. Eine beute
in Eger von dem Echönerianer Kar!
Jro 'einberufene Protestversammlung
wurde ausgkion. was zu tumultuari
schen Szenen Veranlassung gab. In
Gablcnz in Böhmen fanden Straßen-
demonstrationcn statt, die einen so dro-
henden Charakter annahmen, daß die
Gendarmerie einschritt und mit Kol
den und Bajonett die Demonstranten
auseinander trieb. Viele Personen
wurden schwer verwundet. Von den
zahlreich Verhafteten sollen sechzehr.
wegen Auflaufs prozessirt werden.
Auch tn Salzburg kam es geliern
zu icvriasien zuinoqevunqen. irine
Versammlung des Klubs der Deutsch-
Nationalen endete schließlich mit einer
Hauern, in welcher die Menge die Po-
liei mit Steinen bewars und Revolver
ebftucrte. Mehrere Personen wurde
verletzt. Um dem Tumult ein Ende
zu machen, ging die Polizei mit dem
Säbel in der Faust vor, konnt? die
Straßen aber erst räumen, nachdem
sie durch Truppen verstärkt war. Meh
rere der Ruhestörer wurden schwer per-
loundet. Dem klerikalen Blatte die
Ehronik "wurden die Fenster "AV.yv
worfen.
Von den preußischen Behörden wird
die dauernde Niederlassung von Sl?-
den in den Grenzbezirken zu verhin
dern gesucht, was der österreichischen
Tschccheupresse Veranlassung giebt, ci:
furchtbares Geschrei über ei'ie wr,
Preußen entrirtc. unmotisiric Grenz-
sperre anzustimmen.
Berlin. 8. Aug.
Eine Depesche von Tokio meldet
daß die Nackricht, die japanische Flag
ge sei über Wake Eiland, nordwestlich
von den Mariannen gelegen, mfgezc
gen worden, unbegründet ist.
Rußland.
St. Petersburg. 8. Aug.
Der Zar hat dem französischen Mi
nister des Auswärtigen, Delcasse, den
Alexander Newsky - Orden mit Dia-
manten verliehen.
Frankreich.
R e n n e s . 8. Aug.
Heute früh 7:10 wurde der neu
Drenfus-Prozeß begonnen. Haupt
mann Dreyfus betrat mit stchereir.
Schritte das Gcrichtszimmer, ovwoh
fein Gesicht bleich war. Sein Schade!
ist theilweise kahl, die übrig gebliebe
nen kurz geschorenen Haare sind grau
Die einleitenden Fragen des Rich
ters nach seinem Namen, Alter u. s. w
beantwortete er mit fester Stimme
Sein Gesicht war den Richtern zuge
kehrt, seine Hände ruhten auf seiner
Knien, seine Haltung war ruhig. Dik
Bevölkerung von Rennes zeigt sick
ziemlich indifferent. Um 6 Uhr warer
vor dem Lyceum, wo die Verhandlung
gen stattfinden, höchstens 50 Personer
versammelt, von denen die Mehrzahl
Zeitungsleute waren. Kurz vor 6 Uhi
kamen der Polizeipräfekt und der Ehej
der Geheimpolizei, um persönlich bis
Polizeimaßrcaeln zu beaufsichtigen
Zu diefer Zeit waren etwa 6 Gendar
men anwesend, welche an der Innen
feite des Thores aufgestellt waren
welches in den Hof führt, in welchem
das Lyceum liegt. Dieser Hof ist vor
der Straße durch eine hohe eisern,
Umzäunung geschieden.
Um 6 Uhr kamen starke Abtheilun
gen Gendarmen zu Pferde und zu Fus
an und stellten sich in den zum Lyceum
führenden Nebenstraßen auf. Um
6:15 wurde auch die Hauptstraße bot
dem Lyceum, die Avenue d; la Gar?
(Bahnbofsstraße) in der Länge vor
300 Yards abgesperrt. Alle Zu
schauer wurden entfernt. Eine Abthei
lung Infanterie sperrte die Avenue ir
doppelter Lmie ab. Zwischen ihnen
hindurch schritt Hauptmann Dreyfus
vom Militärgefängniß nach dem Ein
gange zum Lyceum.
-Die Menge hatte sich unterdessen
auf einige hundert Personen vermehrt.
Sie wurde jedoch auf beiden Seiten
des Thores in einer Entfernung von
etwa 150 Fards gehalten. Als Drey
fus erschien, war er von einem Lieutc
nant und 4 Gendarmen begleitet. Er
schritt rasch dem Eingange zu.
Die Hauptpersonen des neuen Pro
zesses kamen zwischen 6:30 und 7 Uhr
an. Die Generäle wurden nur von
wenigen durch Zuruf begrüßi. AIS
General Mercier in einem geschlossene
Wagen ers.rn, ri.'en einige: Ei le
be die Ar:::! Es lebe Mercier!"
Obeistlkulnant Picquart erschien ti:'X
zu Fuß in e:7!l!7. Seidendut unc
schwarzem FrZ. in dessen Knopfloch
daS ro:he Bar?? tu Ottens der Eh
renlegion sichloar nr. Er schritt mii
einigen Freund.'n ir. bei::rem Gespräi
dahin uns schien cs'enbar in lujiizstei
Stimmung zu sein.
Nachdem der Gerichtshof beschlos
sen hatte, morgen und s olange die Un
tersuchung des geKeimen Dossier dies
nöthig machte, hinter verschlossener
Thüren zu verhandeln, vertagte er sich
bis nächsten Samstag.
In dem geräumigenGerichtszimmer,
der Aula des Lyceums, war jederO.ua
dratzoll besetzt. Auf erhöhter Tribü
ne saßen die Richter an einer langen
mit blauem Tuch bedeckten Tafel. Hin
ter den Richtern saßen die Reserverich
ter, welche imNothfalle für ein erkrank
tes Mitglied des Kriegsgerichts eintre
ten sollen. Hinter diesen sahen einige
bevorzugte Laien. Ebenfalls auf der
Tribüne befindet sich die Barriere für
den Zeugenstand, an dessen rechtem
Endpunkte sich der Tisch für die Wer
theidiger Dreyfus'. Labori und Te
mange mit ihren beiden Schreibern be
findet. Am linken Ende befindet sich
die Tafel für den Vertreter der Regie
rung, Major Carriere, mit seinen Ge
Hilfen. An der gegenüberliegenden Seite der
Halle waren für die zahlreich Zei
tungsberichterstatter tannene Tisch!
und Bänke aufgeschlagen. In derMit
te des Saales befinven sich Stühle für
die Zeugen, hinter diesen einige mit
Zulaßkarten ausgezeichnete Zuhöre
und hinter ihnen Soldaten in Parade
uniform mit aufgepflanztem Bayonett,
Der enge Raum zwischen den Trup
pen und der Wand ist dem Publikum,
einigen Journalisten. Gendarmen und
Geheimpolizisten reservirt. An der
Wand über der Tribüne hängt ein
Crucifix, an der gegenüberliegenden
Wand befindet sich eine Büste, welche
die Republik darstellt.
Um 7 Uhr erschienen die Vertheidi
ger, Anläger und Zeugen, darauf der
Gerichtshof, an dessen Spitze Oberst
Jouaust, alle im Paradeanzuge. Zur
Rechten des Obersten saßen Oberst
leutenant Brongniart, Major deBroon
und Hauptmann Parfait. sämmtlich
Artilleristen, zur Linken die Majore
Profillet, Merle und Hauptmann
Beauvais von derselben Waffe.
Besonderes Aufsehen erregte die hin
ter den Richtern sitzende sog. Weis-e
Dame." welche bei keiner Dreyfus an
gehenden Verhandlungen, weder ini
Picquart- noch im Esterhazyprozeß ge
fehlt hat. Sie scheint sehr reich zu
sein.
Sofon nach dem Eintritt des Ge
richtshofes gab Oberst Jouaust den
Befehl, den Gefangenen vorzuführen.
Sofort sprang alles auf, viele stieg?
auf Tische und, Stühle, um den Gefan
gencn der Tcufelsinsel besser sehen zu
können. Seine Züge zeigten tödtliche
Blässe, aber feste Entschlossenheit.
Rasch stieg er die 3 zur Tribüne füh
renden Stufen hinan, dort richtete er
sich straff auf und grüßte militärisch.
Er setzte sodann sein Käppi ab und
setzte sich auf den für ihn rcferviricn
Sitz den Richtern gegenüber, vor
dem Tische der Vertheidiger, mit dem
Rücken gegen die Zuschauer. Hinter ihm
saß ein Gendarm.
Dreyfus trug eine neue Uniform.
Sein Blick war unverwandt auf die
ittichi gerichtet.
Oberst Jouaust ließ darauf die An
klage verlesen und sagte dann: Aus
den soeben verlesenenAtten geht hervor,
daß Sie angeklagt sind. Beziehungen
mit einer auswärtigen Macht oder ih
rcn Agenten unterhalten zu haben, in
dem Sie ihr Dokumente überlieferten,
welche in dem Borderau aufgeführt
sind. Ich mache Ihnen bekannt, daß es
Ihnen erlaubt sein wird, im Laufe der
Verhandlungen Alles vorzubringen,
was Ihnen nützlich scheinen mag."
Dreyfus wiederholte mehrere Male
mit lauter und entschiedener Stimme:
Ich bin unschuldig!" Seine Stimme
bebte vor Erregung. Ter Angeklagte
beantwortete sodann jede Frage ohne
Zöaern.
Die Akustik in dem Saale ist sehr
schlecht. Selbst Labori, welcher nur 3
Yards von Dreyfus entfernt saß, hielt
die Hand an's Ohr. um alles verstehen
zu können.
Die Fragestellung des Obersten trug
einen unfreundlichen Charakter. Zu
wiederholten Malen machte er bei den
Ableugnungen Dr.s' ungeduldige Be
wegungen. Unter den Zeugen befand sich auch
die Wittwe des ehemaligen Oberst
lieutenants Henry in tiefer Trauer.
Nach Verlesung der Anklageschrift
überreichte Oberst Jouaust das auf
ein Kartenbrett geklebte Bordereau
und fragte: Kennen Sie dies Toku
ment?" Dreyfus antwortete mit leidenschaft
lich erregter Stimme: Nein. Herr
Oberst! Ich bin unschuldig! Ich er
kläre es hier, wie ich es 1894 erklärte.
3ch bin ein Opfer . . ." Hier brach der
Angeklagte in heftiges Schluchzen aus.
das alle tief bewegte. , Die Stimme
schien nicht menschlich, sondern die
eines verwundeten Thieres. Dann
suhr er fort:
Fünf Jahre auf den Galeeren.
Meine Frau! Meine Kinder! Mein
Gott, ich bin unschuldig, unschul
dig!" Sie leugnen es also?" sragle der
Vorsitzende.
.Jawohl. Herr Oberst!' t
R e n n e S . 8. Aug.
ES werden etwa 100 Zeugen irr
Dreyfus - Prozeß vernommen. Tel
Gerichtshof halte mehrere Beraihunzer
betreffs der Zeugen, die n'cht anivesend
waren, darunter Esterlazy. Ter Ge
richts?of entschied, dafc die Aowesen
heit ellicher Zeugen keinen Einfluß au'
die Verhandlungen habe.
Dreyfus wuroe dann weiter verhört
Er gab zu. daß er die Grundidee dei
Bremse 120 kannte, aber keinerlei Te,
tails kannte. Er bestritt, daß er je üdei
das Geschütz 120 an dem die besagt,
Bremst angebracht ist. sprach; ferner er
klärte er. daß er keinerlei Kenntniß bie
ses Geschützes hatte, mähend er sich irr
Generalsstab befand.
Auf die Frage, ob er den Mobilisa
tionsplan von 1L94 gekannt habe, er
wiederte der Angeklagte, daß er gewiss,
Dokumente über die Verpflegung uni
Beförderung der Truppen gehabt, abei
den allgemeinen Plan nicht gekannt
habe. Das dritte im Bordereau ver
merkte Dokument bezieht sich auf die
Artillerie - Formation. Dreyfus erwi
derte auf eine diesbezügliche Frage, das
er keinerlei Kenntniß von dieser Sache
gehabt habe, bis ihm etliche Dokumente
über diese Angelegenheit im Dienstweg
zugingen, aus welchen er aber nur we
nig Information schöpfte.
Betreffs der im Bordereau vermerk
ten Dokumente die sich auf Madagas
kar beziehen, fragte der das Verhör lei
tende Offizier den Angeklagten, ob er
nicht das Bureau eines Feldwebels pas
sirt habe, als dieser diese Dokument,
copirte. Dreyfus erwiederte, dies könn!
sein, da er das betreffende Bureau öfter
in dienstlichen Angelegenheiten hab,
passiren müssen. Er verneinte auch, das
er je den ofkgenannten Leitfaden für di,
Artillerie in Besitz hatte oder dessen In
halt kannte. Er verneinte auch, daß er
auf der Militärschule gesagt habe, du
Eisässer seien als Teutsche zufriedener
als Franzosen. Der Angeklagte gab zu
daß er mehrere Male via Basel nack
seiner Heimath Mühlhausen in Elsas
reiste, aber er bestritt es auf das be
stimmteste, daß er je die deutschen Ma
növer in Augenschein nahm oder je mr
deutschen Ossizieren fprach.
Tann kam eine Frage, der viele mii
Spannung entgegengeseehn hatten: ol
er Beziehungen zu einem Fraucnzim
zimmer unterhalten habe. Dreyfus ant
wortete Ja" und gab an. daß sie eine
Oesterrcicherin war. Auf die Frage, wi,
er, als Offizier des Generalstabcs da
zu komme, solche Beziehungen zu unter
halten, erwiederte Dreyfus. er habe da
durch keine Jndiskretion'-begangen.
P a r i s . 8. Äug.
Ccrncly vom Figaro" meint, tafz
die Treyfusaffaire auch noch nicht mit
dem Prozeß in Rennes zu Ende sein
werde, weil es sich in diesem Kampfe
nicht mehr um die Person des Drey
fus, sondern um den Kampf um di?
Macht handle.
Paris. 8. Aug.
Der General Pierron ist cls Nach
folger des Generals Negrier zum Mit
gliede des obersten Kriegsrathes er
nannt worden.
Ein Abendblatt erregte mit der
Nachricht eine Sensation, unter den im
Dreyfus - Prozeß vorgeladenen Z?u
gen befinde sich auch ein gewisser de
Mull, offiziell als Kaufmann aus
Lille angemeldet, den aber das Blakt
als einen Zeugen aus Potsdam be
zeichnet und versichert, daß er betreffs
eines Vorfalles zeugen werdender si'n
in Kaiser Wilhelm's Kabinett ereig
nete. Es wird ferner gesagt, daß ein
Zeuge Namens Willon, ein Kaufmann
aus Lyons, da ist, der der Zeuge sein
soll, auf den der General Jouaust
hinwies, als er von dem Manne sprach,
der Dreyfus sah, wie er während sti
nes Aufenthalts im Elsaß mit deut
schen Offizieren sprach.
Alle Pariser Blätter gaben heute
öfters Extra - Ausgaben aus, die eif
rig gekauft wurden. In mehreren
Straßen, so in der Rue Montmartre,
war ein solches Gedränge, daß das
Passiren mit Gefahren verknüpft war.
Die verschiedenen Blätter suchen auS
dem Verhalten Dreyfus' Schlüsse auf
den Ausganz des Prozesses zu ziehen.
Das Journal des Tebats" meint.
Dreyfus habe nicht im Tone der Ueber
zeugung gesprochen, dagegen sagen die
Temps" und der Figaro", daß jedes
feiner Worte ein Beweis feiner Un
schuld gewesen sei.
Italic.
Neapel. 8. Aug.
Admiral Dewey, welcher hier am
Samstag Morgen von Triest ankam,
weigert sich entschieden, sich über seine
Operationen auf den Philippinen oder
feine Beziehungen zu dem deutschen
Geschwader vor Manila auszulassen.
Gestern machte derBürgcrmeister von
??eapel dem Admiral einen Besuch.
Am Samstag oder Montag fährt die
Olympia" nach Livorno. von dort
nach Genua oder Nizza.
L)eute Abend wird Vizeadmiral
Gonzales Admiral Dewey ein Ban
kett geben, zu dem eine Anzahl Mit
glieder der amerikanischen Botschaft
und mehrere anzerikanische Consuln
eingeladen sind.
Lvettindisilie Inseln.
Kingston, Jamaica. 8. Aug.
Von der Insel Dominika, zur Lee
ward - Gruppe gehörend, kommt di;
Nachricht, daß ein schrecklicher Hurrikan
über die Insel hinbrauste und sich in
der Richtung nach Jamaica weiter be
wegte. Die Schiffe entlang der Küste
wurden in Zeit von den amerikanischen
Wetterbureau Branchen gewarnt.
AnsIaud'Dcpeschcn.
Zu gkhkimrr Sitzung.
Oi, s-zialdemokxatische Partei In
der Viouserung.
30,000 FiniM wolle ach eusuudlant
auemundkra.
?utschland.
B e r l i n . 9. Aug.
Der bevorstcbknde Parteitag dei
deutschen Sozialdemokraten wirft be
reits seine Schatten voraus und es ist
xar nicht zu verkennen, daß der Zersetz
ungsprozcß innerhalb der Partei inv
mer mehr an Aurdehnung gewinnt. Ir
der ganzen sozialdemokrätifchen Press,
ist ein heftiger Kampf entbrannt unt
zwar drelit sich derselbe hauptsächhick
um die Bernstcinerei" d. h. um die op
Portunistischen Lehren Eduard Bern
stein's, des schärfsten Gegners im so
zialdemokratischen Lager gegen der
Marxismus, d. h. gegen die radikaler
Lehren von Karl Marx, auf denen di,
deutsche Sozialoemokratie sich ausbau
te. Bereit auf dem vorjährigen Par
teitage inStuttgart sollte über'dieBern
stein'schen Schuften das Verdam
mungsurtheil gefällt werden, aber es
drang die Ansicht durch, daß es ich!
Aufgabe der Versammlung sei, übn
lloße Theorien abzustimmen. Jnzwi
schen laben sich diese bloßen Theorien'
mit erstaunlicher Schnelligkeit zu greif
baren Tendenzen und Vorschlägen ent
wickelt, zu denen Stellung zu nehmev
der nächste Parteitag nicht wird umhin
können. Daher der jetzige Kampf in
der Presse. Speziell streitet man sich
i,ber das Bernstein'sche Dogma herum,
daß Kompromisse der Sozialdemokra
ten mit den bürgerlichen Parteien zu
läs'.ig sind. Dabei stellt sich heraus,
daß der Bernstein'sche Opportunis
nus entschieden Schule gemacht hat unc
daß sogar der Vorwärts" sich mit ihm
so gut es geht abzufinden sucht. Zu
den Anhängern der alten Schule, di,
von diesen Irrlehren" nichts wissen
wollen, gehören bekanntlich Bebel und
Liebknecht, sie sehen sich aber immel
mehr vereinsamt und werden den voll
ständigen Mauscrungsprozeß thatsäch
lich nicht aufhalten können.
Die Kölnische Voltszcitung" regt
sich über dieReden auf, welche derSchö
nerianer Hermann Wolf. Mitglied des
österreichischen Abgeordnetenhauses,
und der General a. D. Dunin von
Przychowsky auf dem Parteitag des
deutsch-sozialen Bundes in Erfurt ge
halten haben, weil darin der Los von
Rom"-Bcwegung in Oesterreich zuge
stimmt wurde. Die Berliner Neuesten
Nachrichten" antworten dem ultramon
tanen Blatte hierauf, sie hätten stets
die Schönerianer getadelt, aber die
Rede Wolf's enthalte nichts, was einen
aufrichtigen Anhänger des deutsch
österreichischen Bündnisses verletzen
könnte, und was die Rede des Generals
von Dunin anlange, so dürfe ein inak
tiver General reden, was er wolle, so
fern es ihm nicht die Pflichten seines
Ranges und seines Titels verbieten.
Die bayerische Regierung hat die
Grenzbchörden angewiesen, durch das
Verbieten von Versammlungen etc. ein
Ucbergreifen der Los von Rom"-Be-wegung
zu verhindern.
Es ist jetzt bekannt geworden, daß
der Gothaische Hofkalender zu Anfang
des Jahres das in Berlin erscheinende
Jahrbuch des hohen Adels" wegen
Nachdruck dcnunzirte, aber von derBer
liner Staatsanwaltschaft gar keine
Antwort erhalten hat.
Die Veranlassung zu der Denun
ziation war. daß das Jahrbuch die
genealogischen Angaben des Hofkalen
ders über den Grafrcgenten Kasimir
von Lippe-Detmold wörtlich abgedruckt
hat. Nur die Angaben über die Kinder
des Graf-Negenten waren fortgelassen.
Pietro Maseagni ist jetzt damit be
schäftigt. Schiller's Wallenstein-Trilo-gie
in Musik zu setzen.
In München ist derSchriftsteller Dr.
phil. und Hauptmann a. D. Karl Frei
Herr Du Prel gestorben. Von seinen
Schriften sind zu erwähnen: Räthsel
des Menschen." Spiritismus," Ent
deckung der Seele durch die Geheimwis
senschaften," Fernsehen und Fernwir
ken," Psychologie der Lyrik," .Kant's
Vorlesungen über Metaphysik," Hyp
notische Verbrechen."
Der bekannte Dichter und Novellist
Paul Heyse ist an der Lungenentzün
dung erkrankt.
Als Nachfolger des verstorbenen
Oberpräsidenten von Achenbach wird
jetzt auch der frühere Landesdirektor
der Provinz Brandenburg Frhr. Otto
von Manteuffel genannt.
Berlin. 9. Aug.
Die Kölnische Zeitung" veröffent
licht einen Leitartikel, welcher den deut
schen Handelskreisen den Rath giebt,
die Einladung zur Beschickung der Phi
ladelphiaer Ausstellung anzunehmen,
weil, zugegeben, daß Deutschlands
Handelsbeziehungen mit Amerika nicht
zufriedenstellende sind, ein Fernbleiben
von Pkiladelphia. wo di? Gelegenheit
sich bietet, die amcr. Kaufleute zu ge
genseitigem Nutzen und zur Verbesse
rung dieser Beziehungen aufzuklären,
diese nichtzufriedcnstellenden Bezichun
gen nur noch verschlimmern würden."
Wilhelmshöhe. 9. Aug.
Der Lieutenant ffreiherr v. Strom
deck, der am letzten Donnerstag der
Königin Victoria in Osborne Hose
einen eigenhändigen Brief des Kaisers
Wilhelm überreichte, ist mit einem ei
genhändigen Antwortschreiben der Kö
nigin hier angekommen.
strankktich. r
R e n n e s . 9. Aug.
Bei den alles andere Interesse aus'
schließenden Erörterungen über das
neue Stadium, in inlches die Trey
fusaffaire getreten ist. gewinnen selbst
die anscheinend geringfügigsten Gegen
stände gesteigertes Interesse. Selbst
das überlaut herausgeschriene Hier"
mit dem General Mercier seinen Na
mensaufruf beantwortete, erscheint
vielen als höchst bedeutungsvoll. Nicht
minder das Verhalten des Vorsitzenden
des neuen Kriegsgerichts, Oberst Jou
aust und dessen ungläubige Zucken mit
der Schulter, als Dreyfus die Urhe
bcrschaft des Bordereau und die Kennt
niß der in ihm erwähnten 5 Toku
mente in Abrede stellte. (Für die we
nigenLeser, welche nicht französisch ver
stehen, wollen wir bei dieser Gelegen
heit bemerken, daß .bordereau" (ge
sprochen borderoh) soviel wie Fracht
drief oder Begleitschreiben bedeutet,
da in ihm eine Anzahl Schriftstücke an
geführt sind, die Dreyfus angeblich an
den Agenten einer auswärtigen Macht
sandte. D. R.)
Dreyfus drehte sich nie nach den
Zuschauern um, doch war seine Erre
gung offenbar eine tiefe.
Der Vertyeidiger Dreyfus', Labori,
erklärte, daß er bestimmt auf Freispre
chung rechne. Die Richter seien offen
bar schon jetzt von der Unschuld Drey
fus' überzeugt, nur Oberst Jouaust
glaube barsch auftreten zu müssen, um
sich den Schein der Unparteilichkeit zu
wahren. Die Tauer des Prozesses kön
ne 8 Tage, sie könne aber auch 3 Mo
nate währen; das hinge von der Tal
tik des Vertreters der Anklage ab.
Frau Dreyfus wird täglich mit
Drohbriefen überschüttet und war des
halb nicht im Gerichtssaale anwesend.
Ihre Villa wird Tag und Nacht von
einem verstärkten Aufgebot Gendarmen
bewacht.
Sehr wegwerfend äußerte sich De
mange. der ziveite Vertheidiger Drey
fus', über das sogenannte geheime At
tenbllndel (Dossier).
Wenig erbaut scheinen die Gegner
Dreyfus' von dem Vorsitzenden und
dem Vertreter der Anklage, Major
Carriere, zu fein. Sie werden als lä
cherliche Personen hingestellt.
Labori erklärte heute einer Anzahl
Berichterstatter: Warten Sie, bis ich
die einherstolzirenden Generäle Mer
cicr. Boisdeffre und die anderen auf
dem Zeugenstande habe, Sie werden
dann einen Spaß erleben!"
Ter ehemalige Kriegsminister Ca--vaignac
und die Generäle Boisdeffre
und Gonse sandten, heute der Wittwe
des Fälschers und Selbstmörders
5zenry einen Blumenkorb.
Heute früh 6:30 begann die geheime
Sitzung des Gerichtshofes. Dreyfus
wurde 15 Minuten vorher nach dem
Lyceum geführt. Die polizeilichenMaß
regeln waren dieselben wie gestern,
dcch zog sich die Polizei von der Stra
ßs; zurück, als Dreyfus dieselbe passtet
hatte. Gener rl Ehanoine, der ehemalige
Kriegsminister und Paleologue, ein
Beamter des Auswärtigen Amtes, be
finden sich hixr, um Auskunft über die
gebeimen Schriftstücke zu geben. Diese
selbst befinden sich in einem starken
Kasten, der in einem Zimmer neben
dem Verhandlungsraume aufbewahrt
wird. Dieser 5iasten wird Tag und
Nacht von einer besonderen Abtheilung
bewacht, die unter dem Befehle eines
Offiziers steht.
Die geheime Sitzung dauerte bik
11:45. Der Gerichtshof vertagte stch
sodann auf morgen früh.
Auf der Straße war eine weit grö
ßere Menschenmenge versammelt als
gestern. Alle hofften auf Dreyfus bei
dem Ueberschreiten der Straße einen
Blick werfen zu können. Die Men-,
schenmenge zählte wohl 2000 Köpfe.
Kurz vor dem Erscheinen Dreyfus'
sprengte auf ein Pfeifensignal eine Ab
theilung berittener Gendarmen herbei,
denen solche zu Fuß folgten. Diese
sperrten wieder wie gestern einen 300
?)ards breiten Raum ab. durch den
Dr. passirte. Von diesem selbst war
nur Kopf und Schultern zu sehen. In
weniger als emer Minute war er ver
schwunden. Wieder ertönte ein Pfiff,
die Gendarmen verschwanden und bald
darauf verlief sich auch die enttäuschte
Menge.
Rennes, 9. Aug.
Von rein juristischem Standpunkt
betrachtet, hat am ersten Tag der Ver
Handlung des neuen Dreyfus - Pro
zesses keinz der beiden Parteien irgend
welchen Vortheil gewonnen. Indeß
können selbst die fanatischsten Partei
gänger des General - Stabs nicht in
Abrede stellen, daß die direkte, männ
liche, aufrichtige Weise, in welcher der
Gefangene die lange Reihe Fragen des
Vorsitzenden Richters beantwortete, ei
nen günstigen Eindruck auf alle Anwe
senden gemacht hat. Die Fragen batten
zum Theil einen stark inquisitorischen
Charakter und hätten sich eher für ei
nen Staats - Anwalt, als für einen
unparteiisch sein sollenden Richter g'
paßt. Ueberhaupt zeigte sich der vo--sitzende
Richter dem Gefangenen gegen
über sehr schroff, sogar roh: Manche
aber glauben, daß dieses Anftreti
nur eine Maskerade gewesen sei. die rr
zeitweise für nothwendig gehalten ha
be. Die Vertheidiger Temanqe und La
bori erklärten nach der gestrigen Ver
handlung, daß sie die Nichtanivesenheit
von Du Paty de Clam und Esieran
tief bedauerten ; zugleich äußerten si
jedoch die Ansicht, daß dieses Sich
Drücken zweier Hauptzeugen gegni
Tnyfus bereilö einrn starken morali
fckn Einfluß auf den Gerichtshof und
die öffentliche Meinung zu Gunsten dei
Gefangenen geübt kabe.
Der Umstand, daß noch 9 neue Ze
gen lediglich auf Veranlassung dlsÄe
richtshofes zitirt worden find, kltulet
darauf bin. daß die Richter noch nschi
befriedigt sind von der Auskunft jbe
Dreyfus' angebliches Sckiuldlzeltgnt-,
niß nach feiner Degradirung in Jahr
1894.
Mit der Rolle, welche Carriere pll
CtaatS Anwalt in den bisherigen
Verhandlungen spielte, sind auch dil
Dreyfus Gegner unzufrieden, von
allen Seiten erklärt man Carriere für
eine lächerliche Person an einem solchen
Posten.
Auch munkelt man. der Ex-Kriegs
Minister General Mercier gründe sei
ne Ueberzeugung" von DreyfuS
Schuld auf einen unveröffentlichten
Brief eines auswärtigen Diplomaten,
worin der Name von Dreyfus unver.
kürzt angegeben werde.
Paris. 9. Aug.
Nach dem Jir beabsichtigt die Ver
theidigung in. Rennes die Widersprü
che zwischen den Aussagen Casimir
Pflicrs und General Mercier vor dem
Cassationshose zu einem sensationel
Ii Coup zu benutzen, da einer von
beiden falsch geschworen haben muh.
Paris. 9. Aug.
Der deutsche Kaiser hat dem Gra
sen von Münster - Ladenburg dem
deutschen Botschafter bei der französi
schen Regierung, den Fürsten - Titel
verliehen in Anerkennung seiner Ver
dienste als Haupt der deutschen Dele
gation auf der Friedens Eonserenz
im Haag.
San lominga.
PortauPrince. Hayti. 9. Aug.
Die dominikanischen Revolutionäre,
die bei Ouanaminthe versammelt wa
ren , haben die Grenze überschritte
und die Ortschaft Dajabon besetzt. Die
Garnison dieses Platzes zog sich nach
Fort Belair zurück, welches die Stadt
beherrscht. Die fremde Bevölkerung u.
der haytische Eonsul haben den Platz
vnlassen.
Es wird für wahrscheinlich gehalten,
daß Jiminez, der Fübrer der Be
wegung. eine Landung versuchen wird,
um zu den revolutionären Truppen in
Dajabon zu gelangen und die Führer
schaft zu übernehmen. Die Regierung
von Hayti trifft Vorkehrungen. 'um ein
Landen Jiminez' auf ihrem Gebiet zu
verhüten.
Belzien.
Brüssel.!). Aug.
Der Premier Te Sm.'t de Nay
sagte heute in einer kurzen Eiklärung
im Abgeordnetenhaus, daß die Pn,,
dien des neuen Kabinetts d'
feien wie bis welche bisher v':
rien der Siechten so erfol. i.) ieitt-tc,.
Seine Million, fügte er t ?zu, sei dic
sofortige Lösung der W..!j,rechtf ?
durch eine völlige Annahme der -!'c
stuften Vertretung. Die Ai;l:
eines Generals als Kriegsminister im
5abinctt habe nicht zu bedeuten, 'dofc
die Lösung dieser Frage eine militä
rische sein werde.
Wes:nsische '.
Fort de Franc a, Mar,i!,iq-.ie,
S. Ana.
Gestern früh 1l Uhr wurde La Po
te a Pitre auf Guadeloupe von einin
verheerende,' Wirbelsturm heimgesucht,
der bis 4:33 Nachm. dauerte. ' Viele
Häuser wurden beschädigt, dcch gingen
keine Menschenleben verloren. JHa
fen gingen 23 Flach- und Fischerboote
unter, außer mehreren Schunern schei
terte der Dampfer Hirondelle" und
zwei kleinere Dampfer. Der im Hafen
liegende französische Kreuzer Eecille"
wurde nicht beschädigt. Bei Sautes
sanken 2 Schuncr mit einigen Fracht
boote. Die Planlagen sind schwer
heimgesucht.
K i n g st o n . Jamaica, 9. Aug.
Die Kab.loerbindungen mit den öst
lich von Porto Rico liegendenJnseln ist
unterbrochen, allem- Anschein nach in
folge der Zerstörung der Landlinicn
durch einen Hurrikan.
Sisrika.
Z a n z i b a r . 9. Aug.
Die Insel Groß Eomoro ist in offe
ner Revolte. Die Polizei - Commif
säre wurden ermordet und die Residenz
des Gouverneurs wird nun belagert.
Es ist einem Kanonenboot der Befehl
ertheilt worden, den Insel - Behörden
behülflich zu sein, die Ruhe wieder her
zustellen. (Groß Eomoro, auch als Angaziya
Insel bekannt, ist die Hauptinsel dr
Comoro - Gruppe im Mazambik - Ka
nal. 200 Meilen von der Ostküst: von
Afrika. Die Bevölkerung der Gruppe
wird auf 60.000 Seelen'g?schätzt. mei
stens Muhamedaner. Die Inseln gehö
ren zum französischen Colonialbesitz.)
Johannesburg. Transvaal,
9. Aug.
Der Vollsraad hat beschlossen, an
den britischen Ober - Commiär für
Süd - Afrika. Sir Alfred Milner. eine
bedingungslose Zurückweisung seiner
Einladung zu senden, an einer neuen
gemeinschaftlichen Eonfcren? theilzu
nehmen, um die von der Transvaal
Regierung kürzlich angenommenen
Stimmrcchts - Vorschläge in weitere
Erwägung zu ziehen.
Varasa.
S t. I o h n s . N. F.. 9. Aug.
Vertreter der Finnen, welche im Be
griff stehen, ihre Heimath zu verlassen,
werden mit dem Gouverneur McCal
lum wegen der Niederlassung von 30.
XX) Finnen in Neufundland unterhan.
dein.
v"" r-