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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (July 27, 1899)
Im finstern. Skizze von Norbert Falk, Ich benutzte selten Streichhölzchen, um mir in der Nacht die Treppe hin aufzuleuchten. In der schwärzesten Finsternis? verfehle ich nie die ersten Stufen, steige mit Leichtigkeit empor, erst zwölf Stufen, dann fünfzehn, dann eine Biegung nach links und ich bin an der Korridorthür. Ich brauche nur die Hand gerade auszustrecken und ich habe das Marmorplättchen. welches daZ Schlüsselloch verdeckt, ein Truck und ich bin im Korridor, vier Schritte und ich bin an der Thür meines Zimmers. So war eZ in meiner alten Wohnung. Im Frühjahr zog ich aus und ich mußte wider Willen mich die ersten Abende mit Streichhölzern versehen, um mich Nachts in dem unbekannten Hause zurechtzufinden. Ich wohnte zweiTrep pen hoch, da aber der Witz des Bau Herrn noch ein Hochparterre" einge schoben hatte, so mußte ich eigentlich drei Treppenabsätze empor. Es waren Rundtrcppen, breit, wenig steil, und die letzte war mit einem dicken Läufer bekleidet. Acht Tage wohnte ich da und ich hatte mich jeden Abend vor dem Nachhause gehen sorgfältig mit Streichhölzern vcr sehen, bis ich eines Abends beim Her ausholen meines Hausschlüssels be merkte, daß ich kein einziges bei mir hatte. Schon überlegte ich. ob ich mir nicht aus dem nächsten Wirthshause ein Päckchen holen solle, aber ich mußte über meine Acngstlichkeit lächeln. Was an diesen drei Treppen nicht schon zu er klimmen war. Einmal rechts, einmal links und ich war oben;' ich mußte mich doch ohnedies gewöhnen, bald im Fin stern nach Hause zu gehen, wie ich es in meiner alten Wohnung gethan hatte. Ich schloß also auf. schloß die schwere Hausthür sorgfältig wieder zu und ging die Treppen hinauf. Es war stock finster. Die ersten zwei Treppenabsätze hatten keinen Läufer, das hatte ich mir wohl gemerkt, erst der dritte, der zu meiner Wohnung führte, war belegt. Ich konnte also auf keinen Fall meine Wohnung verfehlen. Mich an der Treppenbrüstung hal end, stieg ich schnell hinauf, ich lief ast. und merkte erst, daß ich den Läufer chon unter den Füßen hatte, als ich wohl schon die Hälfte der Treppe zurück gelegt haben mochte. Noch einige Stu fen und ich mußte am Ziele sein. Aber es wurden immer mehr und mehr Stu fen. War ich in der Schnelligkeit schon zu hoch gegangen? Das wäre unvor sichtig gewesen, aber jedenfalls mußte ich die Treppe zu Ende steigen. Ich taste mich vorwärts, der Boden verbrei tcrt sich, ich bin also am Ende. Rechts fühle ich die Treppe, die weiter in die oberen Etagen führt. Sie hat keinen Läufer und führt wohl zur vierten Etage, ich bin also wahrscheinlich in der dritten Etage und darum eine Treppe au hoch gegangen. Wie ärgerlich! Jetzt muß ich mich zu den Stufen zurücktasten und zu meiner Etage hinuntersteigen. Die Finsterniß ist undurchdringlich und ich muß die Wand befühlen und betasten, um mich zu oricntiren. Die Treppe muß zu meiner Linken liegen, und wenn ich langsam geradeaus gehe, muß ich sie finden. Nach einigen vorsichtigen Schritten bleibt der ausschreitende Fuß in der Luft, meine Hand stößt an ein Geländer, ich bin also auf der Treppe. Borsichtig taste ich mich an die Wand und steige abwärts Ich zähle zwölf Stufen und bin am Ende. Hier mutz die zweite Etage sein. Ich bleibe wie der ein Weilchen stehen, um mich zu rechtzufinden. Ich erinnere mich ganz genau, daß links von der Treppe die Thür zur Wohnung meiner Wirthslcute liegt. Ich muß mich also linker Hand halten, schreite vorsichtig aus und fasse beim Tasten den Metallring der clek irischen Klingel. Der Ring würde noch nicht die Sicherheit geben, daß ich an der richtigen Stelle sei, denn die Klin gclvorrichtung ist wohl an allen Woh nungcn des Hauses in gleicher Form angebracht. Aber meine Hand streift ein Blechschildchen, dann befühle ich eine mir wohlbekannte Visitenkarte, mein Fuß stößt an eine Schuhbürsten Vorrichtung und ich erkenne mit Freude, daß ich zu Hause bin. Schnell hole ich den Korridorschlüssel aus der Tasche, schließe auf. klappe die Thür zu und will nun zu meinem'Zim wer. Wie ich micl, aber nach rechts wende, muß ich stehen bleiben. In unmittelbarster Nähe höre ich die schweren, regelmäßigen Athemzüge eines Schlafenden. Ich' bleibe stehen und lausche gespannt nach der Richtung. Sollte mein Zimmernachbar so kräftig athmen, daß man es durch die Thür hört? In der Finsterniß sind alle Sinne schärfer geworden und das Ohr fängt voller auf. was eS sonst nicht so deutlich gehört hätte. Ich will weiter, aber, in demselben Augenblick knarrt ein Bettgcstell. ich höre ein Räuspern und gleich darauf wieder den regelmäßigen Athem. Vor sichtig gehe ich weiter, mein Fuß stößt an ein Bett und die geradeaus gehaltene Hand faßt an das dichte Haar eines Kopfes. Ich zucke zusammen und weiche entsetzt zurück. Ich bin also doch irre gegangen und bin in einer fremden Wohnung. Aber daß mein Schlüssel die Thür schloß? Solch ein Zufall konnte sich immerhin in einem Hause fügen. War ich aber hier in einer fremden Wobnung. so befand ich mich, hier ebenfalls auf einem Korridor. M.SmllWgA Jahrgang 20. Beilage zum Nebraska Ttaats-Zlnzeiger. No. lo. Seltsam aber, daß hier Jemand schlief, ich mußte also entweder eine Etage zu tief oder eine zu hoch gegangen fein. Oder war ich in der richtigen Etage und hatte die gegenüberliegende Wohnung aufgeschlossen? Alle diese Gedanken schössen mir blitzartig durch den Kopf. Ich mußte mich jetzt so schnell als mög lich entfernen. Ich ging einen Schritt nach rückwärts, trat lauter auf. als ich wollte, und der Schlafer räusperte sich wieder. Jetzt knarrte das Bett, ich hörte deutlich, wie er sich umwandte. Das Geräusch, das ich verursachte, hatte ihn im Schlafe gestört. Ich hielt mich mäuschenstill und bemühte mich, im Finstern die Richtung nach der Thür zu fühlen. Meine Hand geradeaus streckend, schritt ich langsamund vor sichtig aus. Da regte sich wieder der Schläfer. Wie, wenn er jetzt erwachte und hörte, daß ein Fremder im Raume sei? Mir klopfte das Herz bis zum Halse empor: Wenn ich jetzt nicht gleich die Thür fin den würde oder über einen Gegenstand stolperte, daß der Schlafende vollends erwachte wenn er mich anrief? Wenn er sich aufrichtete und mich für einen Einbrecher hielt er konnte auf mich schießen, Lärm schlagen oder blind schießen wie auf einen Dieb. Mit jähem Schrecken hörte ich wieder das Bett knarren. Der Mann beugte sich und ich glaubte einen hellen Flim mer in der dichten Finsterniß zu sehen. Er schien sich zu bewegen und aufstehen zu wollen. Wenn er jetzt Licht machte war ich verloren. Mein Herz klopfte mit hörbaren Schlägen und ich wagte nicht, mich zu rühren. Mit angehalte nein Athem starrte ich in die Finsterniß. Die Gefahr, in der ich mich so plötzlich befand, trieb mir eine jähe Hitze zu Kopf, mir brannten die Schläfen, und in einer plötzlichen Energie tastete ich mich rechter Hand, stieß an die Wand, fühlte mich sacht an dieser entlang. Sie schien endlos zu sein, aber plötzlich stieß ich an eine Thürfüllung und ein Schauder der Erleichterung ging mir über die Brust und den Rücken. Meine Hand zitterte leicht, aber sie fand schnell den Drücker', die Thür öffnete sich und behende, mit möglichster Geräuschlosig keit schloß ich sie hinter mir zu. Tief athmete ich auf. Aber wo befand ich mich jetzt? Wenn der Mann da drinnen durch das Zu drücken der Thür erwacht war, konnte er mich noch immer abfassen. Doch jede Schnelligkeit wäre jetzt gefährlich gewesen. Wo befand ich mich nur? Pechschwarze Finsterniß rings um mich. Ich durch wühle alle Taschen nach einem Streich Hölzchen. In keiner einzigen finde ich was. Mein Portemonnaie mit dem ganzen Inhalt würde ich jetzt für ein Schüchtelchen Wachszünder geben, und mir fällt die alte Frau ein, die mir in der Lcipzigcrstraße die Zündhölzer bit tend hingehalten hatte. Eines war mir in der Finsterniß klar. Ich mußte jetzt die Treppe erreichen und sie ganz hin untersteigcn. Unten angekommen, würde ich bei guter Vorsicht mich zu rechtfinden und dann nochmals, behüt' fam und mit Aufmerksamkeit die drei Treppenabsätze hinaufsteigen und dann die rechte Thür nicht mehr verfehlen. Aber wie jetzt die Treppe finden? Ich taste langsam und vorsichtig, Schritt chen für Schrittchen, taste mich die Wand entlang und bin bald an der Treppe. Ich fasse nach der Brüstung und steige hinab. Ich trete hart auf und merke, daß kein Läufer die Stufen bedeckt. Ich bin also ohne Zweifel in der ersten Etage oder im Hochparterre. Aber die Stufen nehmen kein Ende. Ich werde stutzig, halte inne und jetzt merke ich. daß die einzelnen Stufen kleiner, der Treppe schmaler ist. Auch die Brüstung fühlt sich anders an. Was ist das für eine Treppe? Aber ich glaube, daß mich die Finsterniß und die Aufregung verwirren, und steige weiter hinunter. Endlich trifft mich Tümmcrschein, ich trete auf harte Flie fen, ich bin an einer offenen Thür und wie ich durchschreite, stehe ich auf einem von hohen Mauern umgebenen Hof. Riesige Mauern, drin die Fenster wie schwarze Löcher. Um Gotteswillen, wo war ich denn dahingerathen? Nun wußte ich. Ich war die Hintertreppe hinabgegangen, die zum Hofe führte. Wie war ich aber zur Hintertreppe gekommen? Kein Zweifel, ich hatte in dem Korridor, in dem der Mann schlief, nicht die Thür zum Flur, sondern zur Hintertreppe ertappt. Was nun? Wie der denselben Weg zurück? Um keinen Preis der Welt! Also mich hier ruhig hinkauern und den Morgen erwarten? Schon fühlte ich. wie mir die Energie schwand und ich dem Gedanken nach geben wollte. Aber noch Eines mußte ich versuchen. Vielleicht die große Hof thür öffnen und ich konnte in's Vorder Haus gelangen. Ich tappte mich vor sichtig hin. sie war geschlossen. Apathisch lehnte ich mich an sie an. Von draußen der hörte ich das dumpfe Rollen der Droschken. Da überkam mich plötzlich der Gedanke, ob ich nicht gar in ein fremdes HauS gerathen sei. Das scheuchte mich auf. ich rüttelte an der Thür, sie gab nicht nach, aber ich er kannte ein niedriges Seitenthürchen, das offen stand. Schnell schlüpfte ich durch, ganz gradaus. dann einige Tteinstufen empor und ich befand mich an der Hausthür. Es war meine wohl bekannte Hausthür. Schnell schloß ich sie auf und war auf der Straße. Hoch athmete ich in einem Gefühl der Frei heit auf. Streichhölzer schaffen, war mein erster Gedanke. Es war schon sehr spät und kein Restaurant mehr offen. Da hum pelte eine Droschke vorüber und ich rief den Kutscher an, ob er nicht Streich Hölzer habe. Ich reichte ihm fünfzig Pfennig und verschlafen holte er ein Packet aus der Tasche. Nun hatte ich Licht, nun war Alles gut. Ich schloß auf, zündete an und stieg schnell die Treppen empor. Bald war ich an der Thür, an der mich meine Visitenkarte vertraut anlächelte. Ich öffnete schnell und geräuschvoll und klappte die Thür kräftig zu. Wie ich mich umwandte, stand ich starr und riß vor Staunen die Augen auf. Auf einem Feldbett lag ein bärtiger Mann mit wirren, dichten Haaren und starrte mich verschlafen an. Wie kommen Sie hierher?" fragte ich und leuchtete dem Manne in's Ge ficht. Ach, entschuldigen Sie," sagte er. aus der Verschlafenheit sich aufraffend. Ich bin heute von außerhalb zum Be such meiner Schwägerin, eingetroffen, und da sie mich nicht anders unter bringen konnte wissen Sie , hat sie mir im Korridor auf einem Feldbett aufbetten lassen " Ich sah ihn noch immer erstaunt an und er lächelte. So dann verzeihen Sie meine Störung " sagte ich und ging mit verwirrtem Kopf in mein Zimmer. Ich war also vorhin doch ganz richtig ge gangen! War auf meinem Korridor, hart an meinem Zimmer, und hatte so viel ,Angst und unnützes Jrrwandeln auszustehen? Nun lachte ich fast. Die Finsterniß und meine Unvorsichtigkeit trugen die Schuld. Daß mir von nun an ja kein Streichholz mehr in der Tasche fehlt! Gestern ging ich wieder im Finstern nach Hause, aber es ging Alles glatt. kzausherrenfreuden. Humoreske von M. ff i p p e r t. Nee. Kinder, wat zu viel is, is zu viel, ecn bisken Spaß läßt man sich ja jefallcn. aber det is denn doch zu doll." Was haben Sie denn, Freund Lch mann, erzählen Sie doch, was ist Ihnen denn passirt? Sie sind ja aus Luft und Athem." Na. denn passen Se mal uff Fritze, bringen Sie mir noch 'ne Weiße, un' denn kann't losjehen." Dieses Gespräch wurde in einer söge nannten alten Berliner Weißbierstube geführt, an deren Stammtisch vier ge wichtige" Spießbürger saßen, jeder sein rundes Glas mit Weißbier vor sich, aus dem zu trinken der nicht Geübte wegen des großen Umfanges mit beiden Hirn den zufassen muß. Ich saß am Nebentisch und spielte den unbefangenen Beobachter. Die nun folgende Erzählung des vorhin mit Lchmann benamseten Stammtisch gastes ließ mich bald mit größter Auf merkfamkeit zuhören. Nachdem Fritze" eine neue Weiße gebracht, that Herr Lehmann einen tiefen Zug. nahm eine frische Prise und begann sein Abenteuer zu erzählen. Also wat soll ick Ihnen sagen, meine Herren." begann Lchmann, wie Sie wissen, bin ick vorjcstern jezogen. Sie wissen ja, det ick dreizehn Jahre in die olle Bude in der Schumannstraße jewohnt habe, aber jetzt hatt ick et doch dick. Der Wirth ließ aber absolut nischt machen, un' die olle Bude war durchaus reencvirungsbcdürftia. da sagte ick mir denn nu aber 'raus." Na also jut, ick bin doch vorsichtig un' bestelle mir den Zichfritzen, wat der Mcbelfuhrmann is, um 6 Uhr frieh, un' wat mcen Se woll, wenn er jekommcn is? Abends um sechse, so det ick also glicklich um ecn Uhr Nachts det letzte Stick von meine Sachen in meine ncie Behausung hatte, natierlich hatten mir die Kerls ecne Spindendiehre inje drickt. sonst war allens bis uff die zcr brochcne Marmorplatte von die Wasch tollette janz jeblicben. Na, ick dachte, bei jeden Umzug jcht ja wat kaput. also jute Miene zum bescn Spiel jcmacht, un' die Sache is dodt. Zum Schluß kommt natierlich die Berap pungsarie, un' ick jebe den Obersten von die nein Kimmclbricdcr zehn Mark Trinkjeld un' sage: 'Na, Kinder, nu jcht man los. det Jdrige were ick un' meine Olle mir allcene kaput schlagen." Nee." sagt der Kerl, da legen Sie man noch ecn paar Märker zu, die zehn Mark haben wir heite morgen schon verfricstückt, un' der Ollen muß man Abends doch ooch een paar Pimperlinge mit zu Hause bringen, sonst macht se Radau." Na nu rede Tu Kuhnheim." deute ick. det is doch doll. Wat soll ick Ihnen sagen, ick habe noch fünf Meter zujelegt un' war froh', die wandelnden Destillationen los zu sind Is det nich zum schrei'n?" Bis hierher hatte ich der umstünd lichen Erzählung des biederen Berliners gelauscht und dachte mit Schrecken daran, daß ich zwei Tage später eben falls umziehen müßte. Schnell bezahlte ich meine Zeche und ging nach Hause. Unterwegs kaufte ich mir eine Post karte und schrieb sofort an den Möbel fuhrmann. welcher zwei Tage später meine Wirthschaft in die neue Woh nung bringen sollte, daß er am verab redeten Tage auf jeden Fall pünktlich morgens sechs Uhr erscheinen möchte. Meine Frau war nicht zu Hause, sie war zum Geburtstag einer Freundin geladen. Ich nahm daher die Post karte, um sie noch in den Briefkasten zu stecken, damit sie am andern Morgen in den Besitz des Möbelfuhrmannes komme. Nachdem ich noch im benachbarten Restaurant einige Pilsener genehmigt, begab ich mich wieder in meine Woh nung und bald darauf zur Ruhe, das heißt, ich legte mich auf's Sopha, um ein bischen zu ruhen. Meine Frau war noch nicht zurückgekehrt. Ich konnte wohl noch nicht lange ge schlafen haben, als ich plötzlich durch ein unbestimmtes Geräusch geweckt wurde. Eilenos sprang ich vom Sopha auf 'und gewahrte acht bis zehn Basser mannsche Gestalten in meiner Woh nung, welche schon die Hälfte der Sachen aus derselben entfernt hatten und eifrig damit beschäftigt waren, das Weitere hinunter zu schaffen. Ich war sprachlos und fragte, nachdem ich mich von meinem Schrecken erholt, was denn das Wegräumen meiner Sachen bedeu ten solle, worauf ich die Antwort er hielt: Na, Männcken, Sie sind woll von'n Torfkahn iiberfahr'n, sch'n Se denn nich, det wir uffladen, Sie hab'n doch heite Abend noch ne Postkarte jefchricben, det wir pinktlich sin sollten, un' ddmit wir et nich versessen, sind wir jleich jekommcn, nu sind wir janz pinktlich, un' nu' is et ooch nich recht, nee man-kann die Herrschaften ooch nie zufrieden stellen." Aber. Mann," erwiderte ich. wie können Sie denn meine Sachen jetzt bei Nacht aufladen, ich kann ja noch gar nicht in meine neue Wohnung, der jetzige Inhaber derselben ist ja noch garnicht ausgezogen, außerdem ist ja auch meine Frau noch nicht zu Häuft." Det schad' nischt," meinte die der körpte Kümmelflafche. Ihre Olle hol'n wir nach." Dabei nahm er einen noch nicht ver schnürten Korb mit Pozcllan auf die Schulter, wobei die Hälfte des Inhalts heraus auf den Boden stürzte und ich zu meinem Schrecken bemerkte, daß das Kaffeeservice für zwölf Personen, welches wir als Hochzeitsgeschenk von meiner Schwiegermama erhalten hatten, in Trümmer war. Herr Gott, Mensch. Sie schlagen mir ja die ganze Wirthschaft in Klump!" rief ich außer mir vor Wuth. Na, beruhigen Sie sich man, Männcken," erwiderte der gleichgiltig, der Milchtopp is ja noch janz, det Uebrige kennen Se morgen bei meine Olle toofen. die hat eenen Pozellankcl ler, schcene billige Sachen, for zehn Mark koofen Sie det halbe Jcschäft." Ich hatte mich von meinem Schreck noch nicht ganz erholt, als ein anderer der meine Wirthschaft mituntcrgrabcn helfenden Vandalen erschien und mir meldete, daß mein großer Kleider schrank soeben beim Aufladen in Trüm mer gegangen sei. Er wußte mir die Nachricht jedoch recht schonend zu über bringen, indem er meinte: Det olle Spinde haben Se woll von Ihre Jroß mutier jeerbt. det scheint ja schon dausend Jahre alt zu sind, ick habe't blos uff det Pflaster fallen lassen, un' dabei jing et aus'nander wie'n Pfannkuchen." Mann!" schrie ich entsetzt, das ist ja ein ganz neuer Kleiderschrank, den ich erst vor acht Tagen gekauft habe, er kostet zweihundert Mark." Nach diesem Ausruf stürzte ich zur Tbür hinaus, um mir das Unglück mit eigenen Augen anzusehen, stieß jedoch mit einem in Eile die Treppe herauf- kommenden korpulenten Herrn zusam men, welcher sich gleich darauf als mein bisheriger Hauswirth entpuppte, dem ein Schutzmann auf dem Fuße folgte. Hier, Herr Wachtmeister, das ist der Ausreißer," meinte der Hauswirth, ich bitte, daß Sie den Mann sofort verhaften, er will nämlich rücken und hat die Miethe noch nicht bezahlt." Sie befinden sich wohl im Irrthum, Herr Steigerrr." erwiderte ich ruhig, ich habe stets meine Miethe bezahlt, und wenn ich hier Nachts ausziehe, so kann ich nicht dafür, die Zichleutc scheinen am Tage keine Zeit zu haben." Na, wenn Sie die Miethe bezahlt haben," meinte der behelmte Hüter der nächtlichen Unsicherheit, denn müssen Sie ja auch die Quittung haben." Da haben Sie recht," erwiderte ich, ich werde sie gleich suchen, bitte warten Sie einen Moment." In diesem Augenblick wurde ich durch ein furcht bares Getöse in meinem Salon aufge schreckt, ich stürze in diesen hinein und nehme zu meinem Entsetzen wahr, daß einer der Schlepper" soeben meinen großen Wandspiegel umgeworfen hat, welcher auf den Kronleuchter gefallen und dieser sowohl, als auch der Spiegel in tausend Stücke gegangen war. Wie ein Verrückter will ich auf den Unvorsichtigen losstürzen, stoße mich aber hierbei an dem im Wege stehenden Büffet derart an den Kopf, daß ich zu Boden stürze. Aber Alwin, weshalb gehst Tu denn nicht zu Bette und legst Dich hier auf den Teppich, Du hättest Dich doch wenigstens auf's Sopha legen sollen," hörte ich auf einmal meine Frau sagen. Ja, wo sind denn die Zichleute und der Wirth und der Schutzmann, sind wir denn nicht im Umzüge?" Ich glaube. Du hast geträumt, Schätzchen," lachte meine Frau, ich komme soeben nach Hause und habe nichts von Ziehleuten und Wirth und Schutzmann gesehen. Ja ja, das kommt davon, wenn man eins mehr trinkt, als einem dienlich ist." Du hast recht, Kind." wagte ich noch zu bemerken, rieb meine Stirn, mit welcher ich beim Herabfallen vom Sopha an das Tischbein gestoßen und begab mich zur Ruhe. Alte Schuld. EriShlung von Gustav L ö s s e l. In seinem Privatkontor saß der reiche Antwerpener Handelsherr van der Smitten und lauschte zum ersten Male an dieser der Arbeit geweihten Stätte einem Bericht, der nicht von Geschäften handelte. Du kennst Herrn Kapitän Send borg als ehrcnwerthen Mann." schloß seine Tochter den Bericht mit freudigem Stolze, hast ihn selbst als solchen er funden, und. nicht wahr, Vater, wenn er nun kommt und um meine Hand anhält Du wirst ihm nicht nein sagen?" Der alte Herr war sehr ernst gewor den. Diese Verbindung seines ein zigen Kindes mit einem Seemann war gar nicht sein Geschmack. Was sollte nun aus dem Geschäft werden, das er gegründet und in anstrengender zwan zigjähriger Arbeit zu einem Welthause ausgebaut hatte. Er hatte sich einen Kaufmann zum Schwiegersohn ge wünscht. Der alte Herr schüttelte mißbilligend den Kopf. Tu nimmst es viel zu leicht." sagte er. Ein Seemann, der drei Viertel des Jahres unterwegs ist" Um so länger hast Du mich noch weiter ganz allein." Und dann die Gefahren, von denen er beständig bedroht ist." Gerade diese bestandenen Gefahren, von denen er uns so oft erzählte, haben ihn meinem Herzen theuer ge macht." Gut zu lesen." brummte der Vater, aber nicht zu durchleben. Du wirst es bereuen." Nie, nie!" Herr van der Smitten war nicht ge wohnt, seinem Liebling etwas abzu schlagen, und so sagte er endlich mit schwerem Herzen ja. Johanna umarmte den Vater stür misch und eilte überglücklich von dan neu, um den ihrer harrenden Geliebten zu benachrichtigen. Wenige Minuten später betrat dieser das Kontor. Es war'ein typische See mannsgcstalt, schlank, sonnengcbräunt, Energie in jcdcm Zuge seines männlich schönen Gesichts. Ueber die Prü'iminarien kam man leicht genug hinweg. Tann erbat Herr van der Smitten von seinem zukünfti gen Schwiegersohn einige Mitthcilun gen über seine Familie, von welcher der Kapitän bisher noch nie gesprochen hatte. Meine Familie, ja " sagte der beklommenen Herzens. Das ist'S ja eben. Es ruht da noch eine Schuld, die zu tilgen mir vordcdaltcn blieb." Herr Sendborg !" So beiße ich nicht." Wie?" Sendborg ist nur ein angenom menerName." Angenommen, um zu tauschen," sagte der Kaufbcrr streng. Ich glaube, das macht jede weitere Erklärung ihrer scitZ überflüssig, und unsere Unter rcdung ist hier beendet. Er stand auf. Seine Haltung war wieder kühl und geschaftsmannisch. Tcr Kapitän stand ebenfalls auf. Seine Miene war ernst. Tennoch werden Sie meine Erklä rung noch hören müssen." sagte er. Mein Vater war ein reicher Handels Herr, wie Sie. Herr van der Smitten. Verfehlte Spekulationen bewirkten sei nen Ruin. Nach langen, vergeblichen Bemühungen, sich wieder emporzuardci ten, nahm er endlich eine Buchhalter stelle an. Eines Tages hatte er das Unglück, auf dem Wege zur Bank eine Brieftasche mit 20,00 Mark Inhalt zu verlieren. Man hielt das nicht für möglich, beschuldigte ihn. die Summe beiseite geschafft zu haben, und bewirkte seine Verhaftung. Eine Haussuchung fand statt. Wir wurden den peinlich stcn Verhören unterworfen. Das er trug der Unglückliche nicht. Noch vor der Hauptvcrhandlung erhängte er sich in seiner Zelle, was man als einen neuen Schuldbeweis ansah. Wir Kinder wurden auseinander gerissen. Ich ging zur See. Was ich aber mitnahm, das war der Gedanke an Rache. Nur mir allein war die Auf gäbe geblieben, Licht über die dunkle Vergangenheit zu breiten und den ehr lichen Namen meines Vaters wieder her zustellen. Und es ist mir schon ge lungen. Der Mann, der jenes Geld gefunden, um dessentwillen mein armer Bater in den Tod gehen mußte, der Mann sind Sie!" Ich?! Wie wollen Sie mir das be weisen?" ächzte er. Ich nenne Ihnen nur einen Namen Peter Newkirk!" Der andere erwiderte nichts. Er stand einst in Ihren Diensten." fuhr der Kapitän fort, und er hat Ihr Geheimniß erlauscht. Für 5000 Mark gelobte er Schweigen und ging mit die ser Sumnie über's Wasser. Wir reisten zusammen. Bei einem Schiffbruch ret tete ich ihm das Leben. Das machte uns zu Freunden. Sterbend gestand er mir alles, aber nicht, bis ich ihm einen Schwur geleistet, gegen Sie nichts zu unternehmen, denn Sie hätten in Verzweiflung gehandelt, um den Zu sammenbruch Ihres Geschäftes abzu wenden und Ihre Familie vom Unter gang zu retten. Ich habe meinen Schwur gehalten. Aber jetzt, wo ich her kam. um Sie um die Hand Ihrer Tochter zu bitten, und Sie mich nach meiner Herkunft fragten, mußte diese alte Schuld getilgt werden. Die Liebe zu Ihrem Kinde hat alle bösen Gedan ken in mir zur Ruhe gebracht. Es ge nügt mir, daß Ihnen Gelegenheit ge worden, an dem Sohne wieder gut zu machen, was Sie an dem Vater gesün digt haben.' Ich will nicht Ihr Geld. Wollen Sie mir Johanna's Hand ver weigern, so muß ich entsagen. Ich will keinen Zwang auf Sie ausüben. Mei nen Schwur werde ich halten.'' Der tieferschütterte alte Herr brachte unter Thränen hervor: Sie lösen die Qual von Jahren. Nun lassen Sie mich die alte Schuld tilgen, indem ich Ihnen mein Liebstes gebe, mein Kind! Sie wird mich einst beerben, und so wird Ihnen mit Zinsen und Zinses Zinsen alles wieder zufallen, was ich Ihnen einst genommen." Johanna, von Ungeduld getrieben, eilte herbei, und dann tönte Jubel durch's Haus. In der Antwerpener Handelswelt aber wurde es viel be sprochcn, daß der Reiche van der Smit ten einen simplen Seemann zum Schwiegersohn genommen. Der gebildete Schutzmann. Wenn Sie nicht sofort das Singen unterlassen, arrctire ich Sie!" Ach was! Singe, wem Gesang gegeben," heißt es im Uhland!" Sie sind aber hier in Deutschland und nicht in Uhland!" Berechtigte Frage. Vater (der Braut): Wissen Sie, mit meiner Tochter gebe ich Ihnen das Theuerste, was ich habe!" Bewerber: So?... Na, wie viel hat sie Ihnen denn jährlich gekostet?" Unbewußtes Bekenntniß Rechnungsrath (zu seinem Kollegen): .. .Dir will ich es anvertrauen: Ich schreibe seit einiger Zeit gegen Honorar kleinere Beitrüge für belletristische Zeit schristcn!... Tu glaubst gar nicht, welch' einen reizvollen Werth das Geld hat. das man sich durch Arbeit ver dient!" verzweifelter Ausweg. A: .. .Ist's denn wahr, daß Tu Deine Köchin, die alte, wüste Person, hcirathen willst?" Junggeselle: Allerdings! Weißt Tu. sie kocht halt so miserabel, daß ich's nimmer aushalten kann. Kündi gen läßt sie sich nicht, im Wirthshaus essen darf ich auch nicht da bleibt mir nichts Anderes übrig, als: ich hei rath' sie und nehm' mir eine andere Köchin!"