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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (July 27, 1899)
pfcr. .'lovellcüe vn l'ioi .'lehr Als der Fabrikbesitzer stor.unerjier. r:.:t) Hilmerding seine altere Tochter Marianne zu sich bcschicd, wie- er aus ein Schreiben hin. in weichem ein ge misser schlau um Marianne in aller Förmlichkeit anhielt. Tie Hand. welche das Schreiben hielt, zitterte merklich, als er seine Zochtcr mit dem Inhalt desselben bekannt machte; und die aus weichende Antwort, welche leise und bestimmt von Mariannen's Lippcnkam, mochte er erwartet haben, eine Stimme nahm einen Ton vorwurss voller Bitterkeit an. als er entgegnete: So ist es noch immer jene alte stin ocrei rnii nein zuuur. v,c ,u storne foult?" Und wenn es das wäre. Bater. was tbnt's?- vertheidigte sich Marianne Schlimm genug, daß Tu Oswald bei seinem Abschiede von uns. als er in guter Absicht zu Tir kam. um mit Tir über unsere Liebe zu reoen uno ein er. muthigcndes Wort mit in die Ferne zu nehmen, so schroff und unsreundlich die Thiir gewiesen, als sei er ein Stümper oder Tagedieb. Mag sein, daß er in der Ferne die alte kameradschaftliche Liebe vergaß und neue Verbindungen anknüpfte. Mir ist seine Erinnerung heilig, und nie kann und werde ich einen anderen lieben!" ..LaK' die alten ''Zeiten." lenkte der Vater ein. Arnold hat Tich längst vergcffen das ist ebenso bestimmt. Nun. Bater. als was?" Als daß man," ergänzte Hilmer ding, und seine Stimme sank zum Flüsterton herab, während feine Hand sich krampfhaft ballte, als daß man auf Teinen alten Vater und auf uns alle in wenigen Tagen mit Fingern zeigen wird, falls Tu die Hand Weh lau's ausschlägst " Um Gottes willen, Vater! wie der stehe ich das? Was willst Tu damit sagen?" Tatz es schlecht um uns steht, schlech tcr als je. Tie fehlgeschlagenen Spe kulationen der letzten Wochen haben mich zum Bettler gemacht, und die Katastrophe steht vor der Thür. Weh lau ist der Einzige, der retten kann der retten will. Sein Brief besagt es. Und deshalb Du begreifst " Vollkommen, Vater! Ich begreife, daß er als Einsatz für das Opfer, das er zu bringen geneigt ist, die Hand Deiner Tochter verlangt ich weiß aber auch, daß ich zu stolz bin. mich nm geschäftlicher Rücksichten willen wie eine Waare verschachern zu lassen!" Auch nicht, wenn Tu damit die Ruhe und den Frieden Teines alten Vaters erkaufen kannst?" Hast Tu nach meiner Ruhe nnd nach meinem Frieden gefragt? als Du Oswald von Deiner Schwelle wiesest?" entgegnete Marianne, an der verwund barsten Stelle ihres Herzens tödtlich getroffen. Sie wollte sich zum Gehen wenden, doch der Vater vertrat ihr den Weg. Seine Stimme zitterte, indem er sagte: Noch eins, Marianne ! Wisse, es handelt sich nicht nur um Gut und Ehre. Wenn Tu die gefürchtet Kata strophe über uns hereinbrechen läßt, verliere ich 'mit meinem guten Namen zugleich die Freiheit auf Grund von Thatsachen, welche Tu nicht verstehen würdest. Dein Vater im Gefängniß hast Tu die Kraft, auch das zu tragen?" Ich werde um die Kraft ringen, Unvermeidliches mit Fassung zu tra gen," kam es langsam und bestimmt von den Lippen der sich Entfernenden. Marianne!" rief der Vater mit verzweifelnder Stimme ihr nach, noch einmal! Bedenk es! Morgen früh muß sich's entscheiden, nachher möchte es zu spät sein!" In heftiger Erregung erreichte Ma rianne ihre Kammer. Die Worte des Vaters hallten wie ein heiserer Fluch in ihrem Inneren noch. Doch sie gehörte zu jenen starken Naturen, die unbe kümmert um die Folgen an dem einmal gefaßten Vorsatz mit eiserner Willens stärke festzuhalten vermögen, und sie fühlte, daß sie ein heiliges Recht habe, so zu handeln, wie k sich vorgenom men. Als sie das Licht angezündet, fiel ein Heller Schein ans das rosige Antlitz ihrer bereits schlummernden Schwester. Lilly war um fast 5 Jahre jünger als Marianne. Seit dem frühen Tode der Mutter hatte die Erziehung Lilys zum großen Theile in Mariannens Händen gelegen. Tie Sorge um die jüngere Schwester hatte sie mit einer an Mutterliebe grenzenden Anhänglich keit erfüllt. Als könnt? der Anblick der glücklichen Schwester und Braut den Sturm, der in ihr tobte, beschwichti gen, heftete sie ihre trüben Blicke auf das vor ihr ruhende, fast kindliche Ant litz. Träumte sie wohl von ihrer Liebe? Tie Glückliche! Ja, sie durfte dem Manne ihres Herzens, ihrer Wahl, fol gen. bald das ersehnte Glück in vollen Zügen an feiner Seite genießen. Aus vollem Herzen gönnte Marianne der gelibten Schwester diesen Sonnenschein des jungen Lebens. Doch wie! Wenn jenes Schreckliche, wovon der Vater gesprochen, über sie hereinbräche ' dann war es ja auch mit Lillys Verlobung zu Ende auf alle Fälle zu Ende. Leutnant von Hcllwig könnte nicht die Tochter eines Mannes vor den Altar führen, welcher . Ja. dann war ja alles, alles aus. Tann würden die frischen Rosen dieses Kinderar.tlitzcs bleichen, und frohe, helle Lachen verstummen, ein trüber, vorwurs-voller Blick wurde aus diesen liebe Auaen auf Marianne sollen, als wollte er saaen : Warum thatest Tu mir das. Tu. die Tu mir mehr Mutter als Schwester warst l Turtte es je dahinkommen ? Marianne trat ans enner und schaute gedankenschwer hinaus in die stürmische Herbstnacht ein Bild ihres eigenen Inneren. Zersetztes Gewölk wurde von dem rasenden Winde heran gepeitscht und vor dem Lichte der fahlen Mondscheide vorbeigetricden erzeugt es dunkle, phantasii'che Gestalten, die Ge spcnstern gleich am btauschmarzen Nachthimmel dahinbuschtcn. Und wenn sie auch Wehlau nicht lie den konnte und Oswald zu lieben nie aufhören würde, erwuchs ihr in Rück ficht auf die geliebte Schwester aus der gegenwärtigen Nothlage nicht doch eine heilige, hochherzige Pflicht, die Pflicht der Selbstverleugnung? Glich nicht ihr Leben einem dem Untergänge geweihten Wrack, und gebot es ihr nicht die Liebe, auf diesen Trümmern den Rest von Glück und Hoffnung der Ihrigen in den sichern Hafen zu neuern? Nach wenigen Tagen ward Marianne Wehlaus Braut. Tie düsteren Wetterwolken, welche lange über Hilmerdings Hause gcla gert waren geschwunden. Tie sinan ziellcn Mittel, welche Wchlau seinem Schwiegervater zur Verfügung gestellt, hatten dem Geschäfte neuen Kredit der schafft: und durch fein thatkräftiges, zielbewußtes Eingreifen hatte sich binnen kurzem die geschäftliche Lage zum ficht baren Vortheil verändert. Man sprach bereits davon, Wehlau stehe auf dem Punkte, sich mit Hilmerding zu asso eiteren; und feinen Kenntnissen, mehr noch seinen Mitteln brachte man unbe grenztes Vertrauen entgegen. Alles blickte froh in die Zukunft, elbst Marianne fing allmühliq an, die Scheu zu überwinden, welche sie anfangs von Wchlau trennte. Mit einem Gefühl stiller Tankbarkcit für das, was er in geschäftlicher Hinsicht für ihre Familie gethan, blickte sie zu ihm auf. Auch freute es sie. daß er in seiner neuen Stellung als Verlobter sich einer Zurückhaltung befleißigte, welche sie unter den obwaltenden Vcrhältnillen so wohlthuend berührte. Lieben frei lich, das fühlte sie klar, würde sie ihn nie können, und mit geheimen Schrecken dachte sie an den Augenblick, wo man vor dem Altar das Ja! von ihr fordern und sie es geben würde, die alte unaus löfchliche Liebe im Herzen, eine Lüg nenn, eine Meineidige. Monate waren seitdem vergangen. Ter Frühling sang wieder sein Aufer stehungslied und sandte seine duftigen Grüße über die Lande. Lilly hatte vor kurzem Hochzeit ae- halten und befand sich auf der Hoch- zeitsreise. In wenigen Wochen sollte auch Marianne Wehlaus Gattin wer den; und man rüstetet bereits emsig an dem neuen wohnlichen Heun, das das junge Paar beziehen sollte. Sie stand am Gartenzaun und blickte weh- muthlg dem Zuge der lichten Wölkchen nach und schaute wie geistesabwesend in die Aureole der scheidenden Sonne. Ter Bricfbote brachte einige Post- icndungen. Es war eine Ansichtskarte von Lilly dabei, aus Tirol. Ein herz licher Gruß des glücklichen Paares aus der Ferne. Marianne glaubte das Glück dieser jungen Gatten zwischen den Zeilen zu verspüren und lächelte schwer müthig und doch selbstzufrieden vor sich in. Ohne Dein Opfer wäre das nicht möglich gewesen." dachte sie und wollte gehen, um dem Vater die übrigen Briefe zu bringen. Toch da fiel ihr Blick auf einen an sie gerichteten Brief und sie zuckte zu- ammen. Was war das? Diese Schrift Os- walds Hand! Ja, ja, sie erkannte sie wieder, die lieben, lange ersehnten Schriftzüge; und nun zögerte sie. wie von unsichtbarer Macht gebannt, zögerte zu öffnen, als habe sie kein Recht dazu und begehe ein Verbrechen oder eine Jndiscretion. Endlich überwand sie sich und öffnete mit zitternder Hand. ie las. Und als sie las, war es ihr, als käme der Engel des Glücks auf lautlosen Schwingen zu ihr herniedcrgefchwebt. Ja, in diesen Zeilen jubelte es von jugendfrischem Hoffen, von Licht und oimenschein! Sie wußte, es war nicht für sie, aber dennoch las sie las mit glühender Stirne und mit fieberndem Pulsschlag. Wie den bestrickenden Duft von betäubenden Blumen soa sie die Worte in sich und fühlte sich wie von unsichtbarer Hand emporgehoben aus der Nacht ihres Leides in den licht- klaren Aether. Tann aber legte sich einem Mühlstein gleich das wieder hervorbrechende Be mußtsein auf ihre Seele, daß all das Glück, das aus jenen Zeilen ihr ent gegenlächcltc, nur ein gespenstige Schemen sei für eine, die ihr Herz um Geldeslohn verkauft habe, um anderer Glück zu retten; dieses Bewußtsein hemmte den Flug ihrer Phantasie, und der schöne Traum zerfloß vor dem grausen Bilde der Wirklichkeit. Dem Falter gleich, der sich die Flügel am Lichte versengt und die zuckenden Glie der mühselig dahinschleppt, stcrbens wund und mit dem Tode ringend wankte sie auf ihr Zimmer an den Schreibtisch. Tort schrieb sie einen langen Brief an Oswald. Tiefer Brief enthielt alles, was sie 1 hatte sagen tonne;!. Nach dem Schrei ben ward's ihr leichter um'S Herz. Es war spat, als sie den Brief schloß. um ihn fortzutragen. Ter Vater datte noch Licht. Sie machte ihn mit ihrer Absicht bekannt und wollte gehen, als er ldr nachrief: .Tie Hausthür ist bereits geschlof fcn." .Ich gehe durch den Garten über den Wassersteg. Vater." sagte sie. wie er- leichtert ausathmend. .Marianne ! bei der Tunkclheit ! Tu kanntest fallen." ei undewrgt, Vater. Es ist Mondschein," rief sie zurück und warf dem alten Manne einen langen Blick nach, bis die Thür sich hinter ihr schloß. cie kam zum Bricstasten. Mit dum pfem Schlage horte sie den Brief auf den Boden des leeren Kastens fallen. und der kurze Ton durchichaiirrte sie wie Eifeskälte. Er erklang ihr wie der -chwertitrekch des Henkers. Tann ging sie zurück auf dem Weg?. den sie gekommen die kurze Straße entlang durch die Thur im Garten zäun über den schmalen Wasser steg. Am folgenden Abend brachten die Zeitungen des Städtchens die Notiz. daß infolge eines betrübenden Unglücks- falles d;e unverehelichte Marianne H.. Tochter eines angesehenen Fabntde sitzers und seit mehreren Monaten glückliche Braut, auf noch unaufge klärte Weise ich Stadtgraben ertrunken sei. - Gleichzeitig saß in seinem bcscheide nen Arbeitszimmer zu München ein junger Maler beim Schein der Lampe und wühlte in feinem dunklen Locken haar und las in einem zerknitterten Briefe, den er vor sich liegen hatte, las wieder und wieder und stierte mit ver zweiflungsvollem Blick auf die Worte am Schluß: Auch im Tode noch Dein. Tann fuhr er empor, um in der kühlen Nachtluft, die durch das qe öffnete Fenster hereinfluthcte, seine heiße Stirn zu baden. Vom Nachbarqrundstück her ließ ein verspäteter Leierkasten seine englische Weise ertönen: Mein Frühling ging zu Rüste, Ich weiß es wohl, warum. Tie Lippe, die mich küßte. Ist worden kühl und stumm. Vom Himmel fuhr in leuchtendem Bogen ein Meteor hernieder und ver glomm in der dunklen Nacht. ZU spät! Eine einsacke Eeichichke aus Wemalen von M, von pumbrachi. An das gesegnete Gebiet Westfalens grenzt sehr oft ein ödes, düsteres Moor und eine baumlos kahle Haide, wo nur der Ginster wächst und die einfachen Blüthen der Erika den braunen Boden schmücken. Dieses öde, unfruchtbare Haideland ist nicht gänzlich unbewohnt. Die Tone" bei Bielefeld, wo im dreißigjährigen Kriege die Schweden von dem kaiserlichen Heere geschlagen wurden, wo fechszehn Jahrhundert vor dem schon die berühmte Schlacht zwi sehen den Römern und Deutschen unter Arminius ihren blutigen Schauplatz hatte dieses alt-historische Terrain ist zur Zeit und seit langen und vielen Jahren bereits die Heimath der Besen binder und Mattenflechter. dharakteristisch und bezeichnend für diese Stätte der Dürftigkeit ist der oft beobachtete Umstand, daß unter den Hunderten von Auswanderern, die ein chin so oft über den heimathlichen Weserstrom nach Bremen trug, sehr sel tcn die sogenannten Haidelüte" und Törfer" bemerkt werden. Aehnllch festaekettet an Scholle und Erde sind in Westfalen auch die Hof- bcsitzer, die reichen Bauern . Sie, die in den Ebenen des Teutoburger Waldes und in den , Thälern der Mindcnschen Bergkette ihr Heim besaßen, ihre ge segneten Feldfluren und Wiesen, ihren Eichenkamp und ihr Torfmoor, sie hän gen ebenso fest und treu am Lande der rothen Erde, wie jene Armen, denen dieser Boden nur Binsen und harte Reiser bietet. Sehr reich und sehr sparsam zu- gleich war auch der große Bauern gutsbcsitzer Wedelneier, dessen Hof in der lachenden und herrlichen Ebene liegt, wo die Mindensche Bergkette sich zu den flachen Grcnlen des Osnabrück' schen Landes hinzieht. Die Haide, von welcher der reiche Bauer Wiedemeier feinen festen, störn- schen Sinn entlehnt haben sollte, grenzte gen Westen wenigstens nahe genug an sein Gebiet, um von ihrem rauhen Wuchs prositiren zu können. Diese Haide. wie so oft in Westfalen angrenzend an gutes Bodenland, war von vielen Armen als Hcimathstütte er koren. Einster und Binsen wachsen da besonders gut, und die Striche sumpfi gen Moorlands, Bruch" geheißen, die vielfach die braune unfruchtbare Strecke durchschneiden, liefern das Feucrungs material, den Torf, billig. An des reichen Hofbauern Wcdemeier ausgedehntes Moorgebiet, der Düster bruch" genannt, der reiche Torfausbcute lieferte und mit seinem Saum an das Wiesenland stieß, da hatte er, gleich wie im Felde die Marksteine gesetzt werden, eine Baumrcihe als Grenze pflanzen laffen. Wehe dem, der unter den Binsen- und Ginsterhalmen je einen Vorrath Gras barg, das er der nahen Wiese entnommen hatte trotz des Finger- zeiges der Grenze' Ta todte und wct terte der reiche Bauer nicht allein das letzte ''einer Rede war auch stets: .Ich gebe Euch der Gerechliame genug auf meinem Grund und Boden, und braucht Ihr mehr, so hat Staat und Gemeinde für Euch zu sorgen, die auch für mich und meine Klage da sind." Tie Strafe selbst war aber immer eine ernste Sache und Psandung des Verurtheiltcn nicht selten ihr Endziel Ter reiche Hosdauer ließ in solchen Fällen dem äußern Anschein nach ruhig die beste Habe einer Haidehütle: Bett oder Ziege, über seine Wege und feinen Hof fuhren. Wußte er doch so sicher, wie das Amen dem Gebete folgt, nun werde seine Anne Marie Körbe voll Lebcnsmittcl und Milch in Hülle und Fülle täglich zur beraubten Hütte schicken oder sie werde ihre ersparten Thaler aus der Truhe nehmen, um der eingetretenen Noth noch gründlicher ab zuhelsen. Ihm kam's in diesen Fällen auch nicht darauf an. einen ünfundzwan zigthalerschein seiner Kasse zu entnch men und freundlich zu sagen: Wenn Tein s nicht reicht, Anne-Marle!" Ter reiche Hosbaucr, der sich nun so ungern das Geringste auf unredliche Weise nehmen ließ, w.irde in dem har tcn Winter fast jedes 'Mal bcstohlen. wenn Backtag auf seinem Hofe war und die Brode zum Toppelbackcn" in dem Ofen lagen. Ter Backofen bildet. wie dies auf allen großen Bauernhöfen der Fall ist, ein Häuschen für sich. Er ist bis in seine mächtige Tiefe hinein angefüllt mit jenen kolossalen Broden im Gewicht von zwanzig bis vierund- zwanzig Pfunden, die Pumpernickel heißen; um völlig durchbackcn zu sein liegen sie auch die Nacht im Backofen Tie Hunde, jetzt allerdings zehn Jahre alt, bisher aber so ausgezeichnete Wächter, schienen demnach nicht mehr tauglich oder der Tieb war ein Be kanntcr von Beiden. Seine Frau, die ihm schon das Fehlen des ersten ver mißten Brodes nicht verschwiegen hatte, meldete auch das Stehlen der anderen. und er entgegnete jedes Mal: Tu schweigst zu Teinen Mägden darüber. Ter Dieb soll ganz sicher gemacht wer den, jedoch ehe das Tutzend voll ist. habe ich ihn. darauf verlasse Tich!" In der letzten Tezemberhälfte stellte er sich auf Lauerposten. Sein treues Weib, das ihren alten Brausetopf nicht allein in der gefährlichen Situation wissen wollte, schlich ihm nach. Sie stellte sich wie bisher im Leben, so auch in dieser, wie sie annahm, sicher sehr crcignißreichcn Nacht, treu an seine eite, und er ließ sie gewähren. Sie harrten vergeblich. In dieser Nacht blieb der Backofen unangetastet von fremder Hand. Seine Energie lähmte der eine Fehl schlag aber nicht, und auch ihre Treue bewährte sich von Neuem. Am nächsten Backtaqe stand der reiche Bauer abermals auf dem Lauerposten. Gut verborgen stand er hinter einer chlcht von frisch gefälltem Holze in der Nähe des Backofens, und etliche ge gen den Lattenzaun aufgerichteten Boh len schützten ihn davor, vom Fußpfade aus gesehen zu werden, der hinter dem Gitter an einer Wiese, dem Weideplatze für das dedervieh des Hofes, entlang führte. Als der letzte Lichtschein in den Mägdckammcrn erloschen war und Haus und Hof im Dunkel und Schwci gen der späten Abendstunde lagen, da schlich auch Mutter Anne-Marie hinter den Holzstoß an die Seite des Ehe gemahls, der finsterer und böser aus sah, als acht Tage zuvor, und seine ehnige ivaust mit bedrohlicher Energie auf seine gute Flinte stützte. Plötzlich, als vom unweit gelegenen Torfe her die heisere Thurmuhr die Mitternachtsstunde verkündete, da mischte sich mit diesen letzten Schlägen ein leises Pfeifen. Es war noch fern. Es klang ganz eigenartig und so gcister haft, wie wenn der Nachtwind durch ge schlossene Föhrenlinicn streift. Ta- zwischen ächzte es leise, wie ein Kauz chen schreit. Tie beiden Hunde standen wie gebannt inmitten des Hofes; dann sprangen sie leise winselnd mit schnellen Sätzen nach der Pforte hin, die auf den Fußpfad führte. Das Pfeifen klang bald näher, der Ruf des Küuzchen heller; jetzt rief auch eine Stimme vom Wege sanft und schmeichelnd: Tyras, Pascha!" Die Hofthure wurde dabei geöffnet die Hunde liefen hinaus, lautlos lagen sie zu Füßen einer Frauengestalt, die draußen verharrte. Sie war hoch und schlank gewachsen, nur dürftig be- kleidet. Plötzlich wandten sich die Hunde knurrend um ein Mann kam näher; sie sprach wie flehend zu den Thieren: Pascha. Tyras-er ist's ja." und sie lagen beschwichtigt, lautlos nie- der neben ihr. Fester faßte jetzt der Hofbaucr seine Flinte, dichter an ihn heran trat sein Weib und blickte sorgenvoll in sein finsteres Gesicht. Sie sah. wie es in diesen wettcrgebräunten Zügen zuckte, wie er seine ganze Kraft und Energie aufbot, um nicht jetzt schon hervorzu- stürzen und die Leute zu fassen, die eine Hunde verdarben. Er bezwäng sich aber und wartete. Sie kamen jedoch nicht. In athemloser Spannung verharrten der Hofbauer und sein Weib hinter dem Holzstoße die Stille blieb eine ungestörte; kein schritt nahte sich. Vorsichtig näherten sie sich dem Zaune und lugten hinaus. Welch ein sell samcs Bild bot sich ihnen! Auf dem rcisbcdeckten Grasboden knieten die bei den Gestalten. Tcr Mann hatte seine Mütze abgenommen und Haupt und Hände gen Himmel erhoben. Ter Kopf der Frau war tief gebeugt und ihre zum Gebet verschlungenen Hände be rührten fast die Erde: regungslos ftan den die beiden großen, schwarzen Hunde neben den Kniccnden. Ta plötzlich sprach der Mann laut und vernehmlich: Gott. Tu Allwissender. Tir ist be- tannt. daß ivir im Begriff stehen, eine neue sunde auf unsere celen zu laden. Bergied sie uns wegen der großen Noth, die wir und unsere Kin der erleiden! Halte schützend über uns Deine starke Hand, da unser Bor baden gelinge und das Brod des reichen Mannes noch einmal der Segen der Armen und Hungrigen werde! Nur noch dieses eine Mal werden wir uns gegen Tein Gebot auflehnen. Nur noch heute Nacht. Tcine Güte muß sich unseres Elends erbarmen. Sende Rct tung. scnde Hülfe! Tu. Tu allein bist unsere Zuflucht. Laß uns nicht länger vergeblich harren auf Teine Gnade! Amen." Ter Mann erhob sich. Tie Frau, die leise während der letzten Sätze des Gebets geweint hatte, sprang empor und hielt ihn fest: Nein, nein," rief sie flehend. ..Matthias, ich lasse Tich heute nicht in den Hof; ich sagte Tir von meiner inneren Angst ich " Toch sie hielt ihn nicht mehr. Sie kniete wieder nieder und ihre Hände umfaßten die beiden Hunde, welche dem Manne folgen wollten. Wenige Augenblicke später hatte er auch schon den Ofen geöffnet. Keine Hand wehrte es ihm; kein Zuruf hemmte ihn. Tann wurde der Ofen wieder geschlossen, der Hof verlassen; die Hunde wurden freigegeben; die Lat tenthür wurde festgehakt. Der Bauer und sein Weib regten sich nicht. Er hatte die Flinte bei Seite gestellt, sich niedergesetzt auf einen Holz block und den Kopf mit beiden Händen gestützt; sie kniete neben ihm am Boden und hatte das thräncnüberströmte Ge ficht in ihre Schürze geborgen. Jetzt hob sie das Haupt sie dorchte; sie lauschte den in der Ferne verhallenden Tritten der Beiden, die durch die stille sternenklare Nacht ihren Weg gingen. dieser Nacht schliefen der Hofbauer und sein Weib nicht. Sie suchten nicht einmal ihr Lager auf. Sie gingen von Kammer zu Kammer und öffneten Truhen und Spinden, um zusammenzuraffen, was sie konn ten. die Noth Terer zu lindern, die Gott um Hülfe, um Erbarmen anae rufen hatten. Es waren arme Hide lcute, und sie kannten Beide. Ruhe kam erst wieder über den Bauer und sein Wcib, als er mit ausreichendsten Vorsätzen zur Haide fuhr: er wollte die Noth Derer für immer lindern, die am Thore feines Hauses Gott um Erbar men gebeten hatten. Menschenhulfe aber kam zu spät Aller Erdcnnoth waren die Armen sammt ihren Kindern entrissen, als der Hofbauer und fein Weib die Hütte be traten. Sie fanden dort nur Leichen und ein mit dem Tode ringendes Kind. Ter Ausfpruch der Aerzte lautete nach der Sektion des neugeborenen Kindes Aus Mangel an Nahrung gestorben," bei den andern Leichen: Tod durch zu heißes Schwarzbrod." In festen Klum pen zusammengeballt fand sich's in den Magen der Unglücklichen, die ver Hun- ger zu der schädlichen Speise getrieben. Das älteste, mit dem Tode ringende Zilnd, ein Mädchen, wurde dem Leben zurückgegeben und fand seine Heimath aus dem Boden des reichen Bauern. Sie wurde für die alternden Leute. was die kleinen rosigen Winden in der trupplgen Hecke der Haideqrenze waren: ein Schmuck ein Schmuck ihres Lebens und Herzens. Modern. ..Tu willst Dich von Deiner tfro.ii ,schclden lassen?! Ja. was soll denn aus Eurer Wirthschaft, den Km dern und dem Geschäfte werden?" O, das ist nicht so schlimm! Nach der Scheidung engagire ich meine Frau als Wirthschaften und sie mich als Geschäftsführer!" Ausnabmsfall. Er: ..Jammerschade! ftriiiisritt rrnn wird ihre Stimme nicht behalten!" feie: .Mach Dich doch nicht lacher lich! Wer kann denn etmas behalten, was er ohnehin nicht hat?!" Er: Nun, Du zum Beispiel! Tu behältst ja immer Recht ohne es zu haben!" in Interessent. Madame: Wie, Ihren Schatz haben cit in ucr. ucye getanen, in oer Mensch denn auch zuverlässig?" : . : v . iV:u. - . r . n v Köchin: C, ia, Madame; der pant besser auf das Essen auf wie ich!" Die Sünden der Väter, freund: ..Warum verbrennst Du denn Deine alten Schutzcugnisse?" Hausherr: amit sie mein Acltcstcr nicht in die Hände bekommt, der Bengcl hat jetzt lesen gelernt." Im Restaurant. Sie, Kellner, ist vielleicht etwas K'scheites zum Essen da?" O a. a junges Ganserl!" Gehn 'S weg! Seit wann is denn a jung'S Ganserl g'scheit?" ?.'xxelsinizkj Xitiifel. Lebrer in der Sonntagsschulc: Jetzt, ihr Kinder, will ich Euch auch cm Rath iel ausgeben. WaZ ist das: Wenn man jung ist. so wünscht man es. und wenn inan's hat. so wünscht man es gar nicht mcdr?" Peter: I weiß es. Hcrr Lehrer!" Schullchrer: Nun. so sag's. Peter!" Peter: Eene Frau!" Schullchrer: .Wer bat Dir das ae- Wti" Peter: Mein Vater!" Schullchrer: 's ist nicht ganz unrich tia: 's ist wadr. es vakt: aber eigentlich hatte ich das Alter gemeint." l?cru,izluckte Ausrede. Ist die Frau vom Hause zu sprechen?" Nein, sie hat Zahnweh." Tas ist nicht gut möglich, denn ich habe ja ihr von mir praparirtes Gebiß bei mir." Umschrieben. Kritiker: Als Ihr Stück neulich im Stadtlheater gegeben wurde, war ia das Haus halb leer!" Autor: Aber ich bitt' Sie. es war doch zum mindesten halb voll !" Lin kleiner i?co!ucht. Großvater: ..Frikcheu. möchtest Tu auch einmal Soldat werden?" ritzchen: Ach nein, ewia in der Küche essen müssen, das paßt mir nicht !" Frech. Richter (zum Einbrecher): ..Ich babe gehört, daß Sie so schöne und brave Töchter haben. Schon aus diesem Grunde sollten Sie endlich in sich gehen uno sich vcssern." Einbrecher: Sie wollen wohl mein Schwiegersohn werden. Herr Amtsnch ter?" höchste Seit, Patient (der im Vorzimmer eines Arztes schon über eine Stunde wartet, zum Diener): Sagen Sie dem Herrn Doktor, wenn er mich innerhalb fünf Minuten nicht empfängt, brauche ich ihn nicht mehr, weil ich dann wieder gesund bin." Ein UnglücksfaU. Gatte: Hier steht eine Notiz von einem Mann in der Zeitung, der vom u. itock eines gronen Waarenbauscs herunterfiel." Gattm: Na, ist er todt?" Gatte: Na, selbstverständlich ist er todt !" Gattin: Ja, die Zahl 13 ist und bleibt doch 'ne Unglückszahl." Entgegenkommend, Dichterling: Darf ich mir erlauben. Ihnen hier meine neuesten Sachen zu bringen?" Redakteur: Bitte sehr. Raum gcnuc ist gerade vorhanden!" , Dichterling: O, wie mich das freut !" Redakteur: Der Papicrkorb ist näm lich soeben erst ausgeräumt worden; er steht ganz zu Ihrer Verfügung!" Falscher verdacht. Sie, Jean, seit den paar Wochen, daß Sie in meinem Dienste sind, be merke ich, daß sich mein Eigarrenvor rath merklich verringert. Mir scheint, Sie raucheil mit?" Hab' ich gar nicht nothwendig. Herr Reichlich. Ich habe mir noch von meiner vorigen Herrschaft drei Kisten erübrigt." Vorsicht. Er: Wollen Sie meine Frau wer den?" Sie: Ja, ich möchte es aber auch bleiben." Sprachstudie. Mit was handeln Sie uud Ihr Mann, Frau Hubcr?" Er thut mit alte G'wandcln handeln und ich thu' mit Hendeln und Hundcln handeln!" wie man s nimmt 1 Macht denn Ihr Gatte wirklich so i bedeutende Nerventuren?" O gewiß; wer den einmal konsul tirt hat. kommt immer wieder!" (!) die l?ausbcrrn! Herr: ..Das Zimmer ist ia furchtbar klein; wenn Sie's doch wenigstens tape- ziren lassen wollten!" Hausherr: Tann wird es ia noch kleiner!" passende Gelegenheit. Kommis (zu seinem Chef nach einer heftigen Scene): Wenn Sie mich als Blitzableiter Ihrer schlechten Laune be nutzen wollen, dann müssen Sie mich schon besser vergolden!" verkehrte weit. Rummel: Na. willst Tu denn Dein Refereiidar-Ezamen nicht machen?" Bummel: Nee! Hab mir die Sache überlegt: Lasse meinen Alten noch ein paar Jahre arbeiten und dann setz' ich mich zur Ruhe!" liinausgezeben. Student: Junge, Tu bist ja so klein, daß Tu kaum das Bier auf den Tisch stellen kannst!" Piceolo: Ich bediene auch nur unter den Tischen!" Ä