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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (July 20, 1899)
Der InseKrzt. i!on Hermann :Uüincr. AIS der junge Arzt I:. Thorbecke eilig seinem Quartier am Biiloroplafe iiickritt. das er aemein'.im mit der alten Mutter bewohnte, war die Täm nieruna schon hereingebrochen. Er be saß nur wenige Patienten. trotzdem er bereits über ein Jayr prainzine, uno eS wurde ihm manchmal sehr schwer. für sich und die Mutter, die er mnig liebte und verebrte. auch nur das Allev nöthigste beizuschafsen. Manche sahen wohl der hohen, schlanken Gestalt Theo dor's nach, wie er mit elastischen -chrit tcn dahineilte, aber leiner von ihnen bemerkte die stillen Kummerfalten auf seinem hübschen männlichen Gesichte. Als er in der dritten Etage die Entrecthür mit dem großen Porzellan schild: Tr. Th. Zhorbccke. praktischer Arzt" öffnete, da überflog ein weh. wüthiges Lächeln seine Züge, wie er an die stolzen Hoffnungen dachte, die ihn einst beim Andringen dieses Schildes erfüllt hatten. Ader er wollte nicht traurig sein, um der guten Mutter sei nen unnöthigen Kummer zu bereiten. Toch wo blieb sie? Er war gewohnt, von ihr auf der Schwelle empfangen zu werden. Aber noch erstaunter wurde er, als er beim Oeffnen der Wohn stubcnthür die alte Tame in Thränen aufgelöst mit dem Lesen eines Briefes beschäftigt am Fenster sitzen sah. Mut'tei, liebes Muttcl, was hast Tu?" Er hatte sich auf einen Stuhl neben ihr niedergelassen und streichelte ihre schmale Wange. Höre mich einen Augenblick an, Theodor, ich will Dir den Grund meiner Thränen sagen. Du wirst kaum wissen, daß Du einen Onkel hast, mei nen Bruder!" Doch Muttel. Vater sprach einmal davon den Jnselarzt !" Ja, ihn meine ich. Wir haben uns seit achtundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen und außer einem einzigen Male auch nicht geschrieben. Als ich Deinen Vater hcirathete. der ein armer Gelehr tcr war. da that ich es. nach schmerein. inneren Kampfe, gegen den Willen meiner Angehörigen, die mich bereits vorher einem reichen Marschbauern ver sprechen hatten. Aber meine Liebe zu Deinem Vater war stärker als mein Ge horsam gegen Eltern und Bruder, und da haben sie ihre Hand von mirabge zogen. Nun Gott hat uns geholfen, sodaß wir Dich Deine Studien beenden lassen konnten. Dann starb unser guter Vater und Tu weißt, in wie bittere Noth wir geriethen." Aber Muttcl, warum hast Du nie vorher mit mir darüber gesprochen! Also das war Dein stiller Gram, der Dir so oft heimliche Thränen ausge preßt hat?" Ja, Theador. Meine Eltern star ben bald nach meiner Verheirathung und hatten mir nichts hinterlassen. Ihr starrer Trotz hatte bis zum Grabe aus gehalten. Mein einziger Bruder, Georg, hat nur einmal geschrieben, und dzs war nach dem Tode Deines Vaters. Da verlangte er. Tu fälltest Teine Studien abbrechen Und draußen bei ihm in Ostfricsland Landwirth werden. Ich forschte Dich heimlich aus und als ich sah, wie innig Tu an Deinem Be rufe hingst, da habe ich nach kurzem Kampfe seine Hülfe zurückgewiesen und wir beide haben und redlich bis jetzt durchgeholfen. Es muß eine Vor ahnung gewesen sein, daß mir gerade heute die alten Geschichten wieder ein fielen, denn vorhin traf dieser Brief ein. Er ist von meinem Bruder. Lies selbst und dann sage mir Teine Mci nung." Du wirst erstaunt sein, liebe Schwe ster, nach so langer Zeit eine Nachricht von mir zu erhalten. Mir ist man cherlei zu Ohren gekommen, was mich veranlaßt. Dir heute einen Vorschlag zu machen. ts geht Euch schlecht. Dir und Deinem Jungen. Nun, das wun dcrt mich, denn ein Arzt, der was ge lernt hat und nicht bummelt, sollte, dcucht mir. auch sein Brot finden. Toch zur Sache: Ich wünsche mich zur Ruhe zu setzen. Schiae Teinen Jungen sofort zu mir, damit ich ihn kennen lerne und sehe, ob er es verdient, daß man sich seiner annimmt. Schlägt er ein, so soll er meine ganze Praxis über nehmen und Tu kannst nachkommen Schlägt er nicht ein, so bleibt alle; beim Alten. Zch erwarte ihn sofort. Tie beiliegenden Scheine sind für die Reise. Mit bestem Gruße Tein Bru der Georg." Mutter, welch harter, gefühlloser Brief ! Nun und nimmer werde ich darauf eingehen!" Aber zu seinem größten Erstaunen stimmte Frau Thorbecke damit nicht überein. Nein, Theodor. Tu mußt hin, schon um ihm zu beweisen, daß Tu nicht der verlotterte Arzt bist, für ben er Dich hält und dann glaube nur, ich kenne seine Art ! Hinter seinen Zeilen steckt viel mehr Güte und Wohlwollen, als Tu ahnst." Ach Muttel Berlin! Ich soll mein geliebtes, fröhliches Berlin verlassen, um in dieser nordischen Barbarei die Launen eines hartherzigen Onkels zu ertragen?" Aber die Mutter brachte soviel ge wichtige Gründe vor, daß er endlich nachgab und sich bereit erklärte, in den nächsten Tagen zu reisen. Es war ein frischer, etwas windiger Morgen, als die Küstenbahn sich Ha- j rungersiel näherte. Theodor erwachse aus unruhigem Schlummer und starrte enttäuscht aus die endlosen Wiesen mit den vcrcink'lten. aus dichten Baum kroßen dervorfeher.den Gehöften. Noch wenige Minuten und der Zug hielt bei der Endstation, dem kleinen strand dorse kiarunaersiel. .Mein Berlin, warum mußte ich Dich lassen!" sagte er wehmüthig, als er semen Koffer nahm und durch Die wenigen Hauser des Dorfes zum Strande schritt. Auch dieser imponirte ihm nicht sehr, er hatte sich denselben. wie die meisten Binnenländer, weit romantischer gedacht. Da bemerkte er ein Segelboot, in welchem ein alter Mann. 'in arober Fricsiacke und mit einer wollenen Kappe auf dem Kopfe, arbeitete. Theodor war benachrichtigt worden, daß er in Harungersiel durch ein Segel boot abgeholt würde. Da der alte Mann keinerlei Notiz von ihm nahm, so trat er unschlüssig wieder zurück, um auf das Wasser zu sehen. Vielleicht war es nicht das rechte Boot, und dann wollte er seine Ankunft erwarten. Ueber dem Wasser lag. kaum erkennbar, das Ziel seiner Reise, die Insel. Da wurde er 'von dem Manne im Boot ange rufen. Halloh!" Er trat näher. Doktor Thorbecke aus Berlin? Ja? Tann steigen Sie nur ein. Ist das Ihr Koffer? So fallen Sie nicht. Wir segeln in einer halben Stunde." Wie lange werden wir brauchen bis hinüber?" Drei Stunden, Herr, wenn wir bei Ebbe nicht festkommen." Theodor hatte gern ein dauerndes Gesprach mit dem Bootsführer ange knüpft, er hatte so gern über seinen Onkel erfahren, aber aus dem alten Mann war nicht viel herauszubringen. Sind Sie von Beruf Seemann?" Fischer, Herr!" Worauf warten wir denn noch?" Auf mein Mädel, Herr! Sie muß gleich kommen." Kaum hatte er das geiaat. so nahte ein junges Mädchen von etwa 20 Iah rcn in der kleidsamen Tracht der Fischerfrauen von den Inseln, dem Boote. Sie trug einen großen Henkel korb am Arme, der bis obenhin ange füllt schien. Theodor konnte nicht genug ihr frisches Gesicht und ihre lebhaften, blauen Augen bewundern, die unter dem weiten Kopftiicke hervor neugierg auf den Fremden Mauten. Nun verstehe ich, warum man die Friesenmädchen in Wort und Bild so gern feiert," sagte er vor sich hin, wäh rend er ihr Platz machte. Ohne Auf forderung ergriff das Mädchen das Steuer, während der Alte die Segel setzte, und nach wenigen Augenblicken tanzte das Boot munter durch's Wasser. Die frische Luft behagte dem jungen Arzte, und das Mädchen am Steuer bot ein fesselndes Bild, daß sein Auge un willkürlich immer wieder zu ihr zurück wanderte. Geben Sie acht, Herr, wir werden gleich lavieren." Das Boot schoß durch den Wind und das Großsegel schlug Theodor, beim Uedergehen den Hut vom Kopfe. Das Mädchen lachte herzlich; er ärgerte sich und beschloß das nächste Mal besser auf- zupasscn. Der Alte begann nun ihn auf seinen Wunich in der Kunst des Bootsegelns zu unterweisen, und Theo dor begriff schnell, sodaß er bald die chooten allein bedienen konnte. Je weiter sie vom Land abkamen. um so behaglicher wurde ihm zu Muthe. Er scherzte mit dem Alten, trank mit ihm aus der Tornkatflasche und machte der Schönen am Steuer unverholene Komplimente. Dabei wurde er immer aufgeräumter. Berlin mit all seiner Pracht und all seinem ,Schmutz und Qualm trat mehr und mehr in den Hintergrund und je freier sein Herz wurde, um so schneller verlor sich auch die anfängliche nordische Zurückhaltung der beiden Fischersleute. sein fröhlicher Humor riß die beiden förmlich mit fort, und als er schließlich ein lustiges Lied anstimmte, fielen der Alte und das Mädchen freudig ein. Plötzlich gab es ein eigenthümlich knirschendes Geräusch unter' dem Kiele. Das Boot war auf dem Watt festge kommen und mußte, um flott zu wer den, die nächste Fluth abwarten. Aber keiner der Bootsinsassen schien über diese Verzögerung ärgerlich, am wenigsten der Doktor.'dcr sich glücklich pries, daß er noch einige Zeit in der Nähe der schmucken Fischerin weilen durfte. Das Wasser fiel imnier mehr und bald lag das Watt rings um das Boot trocken. Sie zogen Stiefeln und Strümpfe aus und sprangen auf den harten, glänzenden Schlick. Schießen Sie, Herr?" Natürlich!" Der Alte langte aus dem Vorbau eine Flinte heraus. Da sind Möwen dahinten wir müssen uns näher schleichen! Hier über uns schießen Sie, Herr!" Paff paff ei. das war ja herrlich hier draußen auf See! Piff paff wie sie herunterpurzelte! Noch eine! Tie war schön groß mit schneeweißem Ge fiedcr! Die' sollte ausgestopft und der Mutter hingeschickt werden. Tüchtiger Schütze." sagte der Alte schmunzelnd. Ganz in der Ferne tauch ten Seehunde auf. aber sie witterten Gefahr und kamen nicht näher. Nun gings zurück zum Boote. Das Mädchen hatte den Korb ausge- pack: und ein kräftiges Frühstück auf den Sitz ausgebreitet. Sie aßen mit großem Appetit und namentlich Theodor sprach den derben, oftfricsischen Speisen wacker zu. Tie Flasche kreisle von Neuem und die Zeit bis zur Fluth verging im anregendsten Eeplauder. Dann begann das Wasser zu steigen und das Boot wurde flott. Nach zwei weiteren Stunden legten sie an der Buhne an, dicht unter dem Torfe der Insel. Ader wo blieb der Onkel? Er würde auf Praxis sein, meinte der Alte, es gäbe so viel zu thun. Tie Nachbarinseln gehörten auch zu seinem Bezirke. Ta kam ein Fischer athemlos an das Boot gelaufen. Ob er der neue Arzt sei! Er möchte schnell machen und nach dem Hause des kranken Hayo kommen! Ta gab es tein Bedenken. Sie gin gen alle Drei mit zu dem Kranken und Theodor war in den nächsten Minuten ganz Arzt. Mit kundiger Hand unter- suchte und verband er den Patienten. dann schrieb er rasch ein Rezept, das er gleich zu beiorqcn bat. Der Alte au dem Boote nahm es in die Hand und suchte, zur größten Belustigung Thco dor's, das Rezept zu entziffern, wobei er vor sich hin brummte: Neue Schule! Dachte mir's doch." Tann nahm er ein Blatt Papier vom Tische, schrieb einige Zeilen und gab sie dem jungen Arzte. Sie kommen bei der Post vorbei. wenn Sie zu Ihrem Onkel wollen Geben Sie doch dies Telegramm ab!" Mechamich las dieser: Frau Thoo decke, Berlin. Lützowplatz. sofort naa kommen, Theodor Prachtkerl. Dein Bruder!" Himmel ist es möglich! Du Onkel?" Ja, Theodor ich selbst ich wollte Dich kennen lernen ohne Maske und ohne Schminke, und ich habe Dich kn nen gelernt!" Damit zog er den Neffen an die Brust. Die junge Fischerin war erröthend naher getreten: Und für Tein Büschen hast Tu kein Wort der Begrüßung?" Mein Gott unsere Bootssteuerin?" Und während er ihr glücklich beide Hände entgegenstreckte, redeten ihre Augen eine andere Sprache, als die zwischen Vetter und Base Üblich, und wie in stillschweigendem Uebereinkom- men schlonen sich ihre Lippen zu einem langen Kusse. Als wenige Tage später Frau Thor- decke eintraf, da kam sie just noch zu recht, um die glückliche Stunde der Verlobung zwischen der Fischcrin und ihrem Passagiere mit feiern zu helfen Der Bergmann. Novelleite von Marius Rety, Es war in Belgien, im Lande der Bergwerke. Tie Alte kehrte mit ihrem Kruge in der Hand zurück. Sie trat ins Zim- mer. Tie Wohnung war einfach sau der; das Kupfer leuchtete wie Gold; und der mit Ziegelsteinen belegte Erd- boden erschien purpurroth im Lichte des Feuers, das aus dem Herde brannte. Tie Alte stellte ihren Krug hin und ruhte sich aus. Sie war müde, denn sie mußte eine Biertelmeile laufen, um Wasser zu bekommen; und die arme lyrau zählte 00 Jahre. Nach einigen Minuten erhob sie sich um das Feuer zu schüren. In diesem Augenblick öffneten zwei Kinder die Thur und nelen der Gronmutter um den Hals. Sie kamen aus der Schule, die sie seit einem Monat besuchten. Die Alte umarmte sie, und die Kleinen begannen unter lautem Geschrei und fröhlichem Lärmen im Zimmer zu spielen. Indessen sank die Nacht langsam hernieder; die Großmutter ergriff die Lampe, zündete sie an und bereitete die Abendmahlzeit. Die Kinder stellten ihr Spiel ein und näherten sich oem Ofen. Tie Nacht ist immer traurig außer halb des Dorfes; der Wind heult schrecklich durch die Sparren, und die Einsamkeit wird drückender, als wenn man sich in der Nähe selbst gleichgülti- ger 'cenichen wein. Das von der Familie Vastracte be- wohnte Hauschen lag an der Landstraße zwischen Braine l'Allcnd und Wort- Saint-Jean. Es war ein kleines vier- eckiges Gebäude, das nur aus einem Ätock bestand, welcher zwcirechtwinklige Zimmer bildete. Der Vater Bastraete war Bergmann. Ein großer Mann mit breiten Schul tcrn, hatte er ein schwarzes Gesicht und einen schwermüthigen Charakter ; nie hatte man ihn seit dem Tode seiner Frau lachen sehen. Jeden Morgen vor Sonnenaufgang ging er zur Arbeit. indem er die Tagesmahlzcit unter dem Arm mitnahm, und kehrte erst lanae nach Sonnenuntergang nach Hause zu- rück. Tie Mutter Vastracte war eiae gute Frau, die ihre Enkel mehr liebte als sich selbst; übrigens verursachte sie in der Nachbarschaft cbcnso wenig Ge räusch wie ihr Sohn. Nachdem die Kleinen zu' Abend gespeist hatten, brachte sie die Alte zu Bette, schürte von Neuem das Feuer und begann zu träumen, indem sie auf die Rückkehr Vastraetcs wartete. Es war Lohntag, der von den armen Leuten so heisz ersehnte Tag, der ein zige vielleicht, an welchem ein wenig Wohlstand an dem häuslichen Herde herrscht. Seit einigen Jahren hatt.' die Fa milie unter vielen Entbehrungen zwei bis drei Goldstücke gespart, die in einer Schublade der großen Truhe lagen. Ter Bergmann hatte sich stets den Besitz eines Stückchens Erde hinter der Hütte gewünscht, und dieser so beiß ersehnte Lohntag sollte die zum Ankauf des klei nen Grundstückes erforderliche Summe ergänzen. Ueberglücklich hedauie die Alte jetzt schon in Gedanken das kleine Land und freute sich bereits über die kommende Ernte. Ganz ihrer Träumerei hinge geben, wiegte sie sich sanft unter einem regelmäßigen Ticktack der Uhr, welche in einem Winkel des Zimmers die Stunde schlug; ihre Gedanken waren so glückliche, daß sie schließlich vor dem rotglühenden Öfen einschlief. Plötzlich erwachte sie, die Uhr schlug zehn. .Schon zehn Uhr." sagte sie, sich die Augen reibend, und Vastracte ist noch nicht zurück!" Plötzlich spritzten einige Tropfen an die Fensterscheiben, dann fiel der Regen plötzlich in Strömen. Tie Alte richtete sich auf. und als hätte sie auf den Augenblick gewartet. um ihre Ungeduld zum Ausdruck zu bringen, so begann sie, selbst auf die Gefahr bin, die Kinder zu wecken, mit lauter Stimme zu sprechen. Man wird ihn in die Kneipe ver jcvieppl yaocn zehn Uhr, und er weiß, wie unruhig ich werde, wenn er so spät außer dem Hause bleibt.. Gott weiß, ob sie ihm nicht haben Branntwein zu trinken gegeben, jenen glühenden Branntwein, der ihn toll macht." Sie hielt einen Augenblick inne. sah durch die Fensterscheiben auf die Land straße und fuhr fort: Es regnet, das ist doch ein Grund, um schneller nach Hause zu kommen. Tas Unwetter wird ihn ganz durchnäßt haben, wenn er zurückkommt." Sie hielt wieder inne. die Uhr schlug halb, die Großmutter näherte sich dem Lager, in dem die Kinder schliefen, küßte die beide auf die Stirne und fuhr fort: ..Er trinkt doch aber nie Die Andern haben ihn jedenfalls dazu ver anlaßt. Heute ist Zahltag und mor gen .... das Geld wird sicherlich fort lern, das Feld auch!" Als die Alte die letzten Worte sprach. wäre sie fast in Thränen ausgebrochen; dann setzte sie sich wieder an den Ofen, der nur noch schwach glänzte. Die Uhr schlug elf. Man hörte ein Geräusch von Schrie ren aus der andjlraize, und einige Sekunden später trat ein Mann in die Hütte. Es war Vastracte. Er schien nicht betrunken, doch seine Kleider rie- leiten von Wasser. In seinen Armen hielt er etwas, das er in das Zimmer im Hliidergrunde trug; dann letzte er sich an den Tisch, auf'dem die Alte das Abendessen aufgetragen hatte. Nun, Mutter." sagte er. beklage Dich nicht, daß ich so spät komme; ich habe in der Grube helfen müijen; es hat ein Einsturz stattgefunden und vier Kameraden sind ums Leben qekom men .... Hubert, der Wittwer. ist auch todt!" Himmlische Güte!" rief die Alte. die Hände ringend, und sein Klei- ncr? .... Schon wieder ein Waise." Vastracte antwortete nicht, er führte seine Mutter in das andere Zimmer und sagte zu ihr, indem er ihr seinen Wochcnlohn übergab: Hier. Mutter, ist unser Geld. Toch wir werden das kleine Grundstück nicht kaufen Wir werden jpäter zusehen, Tu wirst mir die Suppe etwas magerer bereiten Hubert, der Wittwer, ist todt und.. ,." Nun und?" fragte die Alte. Vastracte näherte sich dem Bette, auf das er den Gegenstand hingelegt, den er beim Eintritt trug; dann wickelte er die Windeln aus, die ihn bedeckten, und zeigte ihr das Gesicht des kleinen Hubert. Du hast recht gethan," versetzte die Alte, wir wecn uns ein wenig ein- schranken muffen, und es wird gehen! Der (Glückliche. vH v... r. . i : . i:t j. i-v . i f uu um giviivrullvcriin vcs tjoiu einer kleinen Stadt drängt sich ein jun ger Mensch, der ganz erschöpft aus sieht, und doch eine glückliche Miene aufgesetzt hat. Tie erstaunten Blicke der Tafelrunde, die über den kühnen Störer sprachlos ist, betrachtet dieser als Aufforderung, feine Erregtheit zu erklären. Ja, meine Herren, ich bin soeben einer großen Gefahr entron nen." Wer sind Sie?" tönt es ihm von mehreren Seiten wenig höflich ent gegen. Er läßt sich nicht einschüchtern. ES hatte nicht viel mehr daran ae- fehlt, und ich wäre nur noch ein Atom gewesen." Ohne die verschiedenen Zu rufe zu beachten, fährt er fort: Ja, ein Atom. .Aber ich habe ein furcht bares Glück. Tas rettete mich aus viel facher Lebensgefahr. Tie Zuschauer sind sich inzwischen darüber klar gewor den, daß sie es mit Jemand zu thun haben, der, wenn auch cxaltirt. doch harmlos ist. Stillschweigend kommt man überein, den Menschen" ungestört ausreden zu am. Als der Fremde merkt, wie ihn Niemand mehr stört, sprudeln ihm die Worte wie ein Was- crfall vom Munde. Ich bin wirklich der glücklichste Mensch. Heute Morgen wachte ich mit einem furchtbaren Katzenjammer auf. Ein riesiger Kater war es, meine Her ren. War Jemand von Ihnen schon einmal seekrank? Nein. Na. desto besser. Aber, dann wissen Sie auch nicht, wie sich die Seekranken einbilden, daß nur der Tod sie erlösen könne, daß ihnen der Tod willkommen ist. Auch ich dachte heute Morgen nur ans Ster ben. Es wurde aber 10 Uhr und ich lebte noch immer. Ta beschloß ich. der Sache ein Ende zu machen. Ich taufte mir eine kleine Kanne Petroleum, eine Schachtel Schwefelhölzcr. so viel Arse nik. wie mir der Apotheker nur auf dem Gutschein für Ratten" verabfol gen wollte, einen guten. 15 Meter lan gen Strick, und steckte meinen Revolver zu mir. So ausgerüstet, begab ich mich an den reizenden See. der vor dem Thore Ihrer hübschen Stadt liegt, und miethete mir ein Boot. Ich ruderte mich an eine ganz entlegene Stelle, wo ein Baum lange Zweige weit ins Was ser hineinstreckt. An den größten Zweig band ich beide Enden meines Taues, nachdem ich mir zuvor dic Schlinge um den Hals gelegt hatte. Tie Schlinge zog sich natürlich immer enger zusammen, je weiter ich mich mit dem Boote, m das ich wieder hincinge sprungen war. vom Ufer entfernte. Nun erhob ich mich von meinem Sitze, stieß das Boot unter mir fort und blieb nun schwebend in der Schlinge hängen. Ich hatte zuvor die Oelkanne ergriffen und das Petroleum über mich gegossen, das Arsenik heruntergeschluckt, meine Klei der mit einem Streichholz angesteckt und den Revolver abgefeuert. Ter Schuß und der Fußtritt, mit dem ich das Bsot unter mir abstieß, erfolgten a tempo." Tas war Alles so schnell erzählt, daß die Herren am Stammtisch, einschließ lich des Herrn Oberförsters, ganz ver gessen hatten, es mit einen: Ueberspann ten zu thun zu haben; die dramatische Steigerung machte auf die licbensmür digen Gemüther einen tiefen Eindruck. Ausrufewie Ach." OHimmel," Wie wird das?" u. f. w. bewiesen dem Sprechenden, daß er auch hier Glück" hatte, und vegeljkcrten ihn zu neuen Thaten. Einen Augenblick, meine Herren. Das Interessanteste kommt noch. Sie werden mich dann sicher für den Glucklichsten der Menschen halten Denn sehen Sie. wie ich' das Boot fort flies; und den Revolver avlchoß. ging die Kugel gerade durch den Strick. Tcr riß und ich fiel dadurch in's Wasser Tas Wasser löschte meine brennenden Kleider. Ich schluckte von deren Asche so viel, daß mir Übel wurde und das Arsenik wieder an's Tageslicht be fördert wurde. Hätte ich nun nicht schwimmen können, meine Herren, so wäre ich sicherlich ertrunken und Sie wären nicht in die angenehme Lage ge kommen, diese großartigen Hosenträger aus der Fabrik der Firma Mayer. Hilser und Eo. zu sehen, die anzubieten ich hiermit die Ehre bade. . . Mutter Erde. Was auch aus ihren Kindern werde, Ob arm sie, elend oder reich, Tie liebe gute Mutter Erde Liebt alle ihre Kinder gleich. Ob viel uns ward an Weh und Leiden, Ob viel an Glück im Lcbenslauf. Sie nimmt uns ohne Unterscheiden In ihre treuen Arme auf. Ob hoch, ob niedrig ist dic Stätte. An der wir wirken ich und du, Sie legt uns in dasselbe Bette Und deckt uns beide friedlich zu. Ein fatales Kompliment. Weißt, Mutter, die Pathin war sehr lieb zu mir und hat mir sogar chmeicheleien gesagt. So? Was hat's denn q'saqt?" Sie begreift's nct, hat's g'sagt, wie a so a lchiacha Mutter zu o a bild- hübsch's Kind kommt." Fataler Schreibfehler. Ein junges musikalisches Kraftgenie, welches seine LicderCompositionen gern bekannt gemacht und mehreren mitge theilt wünschte, sandte eine derselben einem Mitglieds der Liedertafel zu N. mit den Worten: Wollen Sie dies nicht mitf)c(u.)lcn." Verbe Antwort. Richter (zur Zeugin): Wie alt sind Sie?" Zeugin (alte Jungfer, zimperlich): Wie alt? Das weiß ich nicht genau." Richter: Nun, Sie müssen doch be- stimmt alt sein." In der Schule. Lehrer: Wenn ein Dienstmädchen in einer lunoe mir ocm Ausräumen von zwei Stuben fertig wird, wie lange brauchen zwei Dienstmädchen zu der- selben Arbeit?" Der kleine Moriz: Vier stunden." Lehrer: Schlecht. Sie werden in einer halben tunde die Arbeit vcr richten:" Ter kleine Moriz: Ja, aber die Zeit, was die mit einander schwatzen, die rechnen Sie nicht, Herr Lehrer?" Ertappt. Herr: Sie haben wohl einen recht kleinen Fuß. Jean?" Ticner: Warum?" Hcrr: Na, ich finde nämlich immer einen Papierpfropfen vorn in meinen -ticseljpitzcn!" Ter weiß gewiß viel, der sich nicht chcut zu erklären, daß er dies oder jenes nicht weiß. Sachse unS pKujje. 1. Elown: Kousin. weißt Tu auch, was der Storch für'n Laudsmann ist?" 2. Elown (Preuße): Nein." 1. Elown: Tas ist 'n Preuße, denn er ist fchwarz-weiß und hat 'n große Schnabel!" 2. Elown: Sehr gut Kousin! Aber weißt Tu denn auch, was der Mond für'n Landsmann ist?" 1. Elown (Sachse): Nein." 2. Elown: Das ist 'n Sachse, denn er ist helle.", Die Sefabren der Sletscherwelt. I. Student: Von den Gefahren der Glctschcrwclt macht Ihr Euch Alle leine Vorstellung. Klimme ich da eines Tages mit Lebensgefahren einen Berg gipfel hinan, und am Ziel, wo eben nur für eines Menschen Fuß Raum ist. steht rathet einmal!" firh.n. (Ci ii l. mer. 3. 1. 4. 1. Student: w.Mvbi.. ,,v:i huuuci. O, wie viel schlim- Student: Student: Student: Student: Ein Wols." Schlimmer " Ein Berggeist." ,Noch schlimmer mein Schneider!!!" 21uj der Schule. Lehrer: Kann mir einer von Euch sagen, was ein Zebra ist?" Schüler: Ein Zebra ist ein Esel mit einem Radfahranzug." Sturm und Drang. A: Was treibt denn der Studio X jetzt?" B: Ach, er befindet sich immer noch in der Sturm- und Trankperiode." Bei j?rorzens. Kommerzienrath: Moritzchen, willste aussahren per Equipage, per Bicycle oder per Automobil?" Schlau. Ter kleine Max (zur kleinen Gretc): Aber so lutscht man doch keine Bon bons. Grcte gieb mal her. ich will Dir zeigen, wie man Bonbons lutscht." Unter Freundinnen. Frl. A. (ihren Vcrlobungsring zei gcnd): Na. bewunderst Ti, nicht sei nen Geschmack?" Frl. B: O ja, was den Ring an betrifft, ganz sicher!" Aaserichofblütbe. He, Sie Einjähriger den Kom ponisten meine ich wenn Sie jetzt nicht gleich die Beine besser werfen, dann werd' ich Ihnen einmal einen Marsch machen!" Auf der Jagd. Förster: Aber um Gotteswillcn, schießen Sie doch nicht! Tas sind ja lauter Gaise!" Sonntagsjäger (nachdem er drei Schüsse abgegeben): Macht nichts, ich treff' doch nichts." linausgegcben. Hauswirthin (Morgens klopfend, boshaft): HcrrMaicr, da ist jemand mit einer Rechnung!" Zimmcrherr: , Sagen Sie, ich sei . Sie lügen wirklich auf der Jagd . . nicht!" lvetthschätzung. Herr Rcicheiistcin, unser Kassircr, ist mit Ihrer Frau Gemahlin durch gebrannt!" Wieviel hat er denn mitgcnom men?" 25,000 Tollars!" 25,000 Tollars?! Tas ist nicht zu viel!" Unverschämt. A: Ter Meyer ist doch 'n frecher Kerl!" B: Wieso?" A: Ich drohte ihm, ich würde ihn wegcn den 10 Tollars verklagen, die er mir schuldig ist." B: ,,N; und?" A: Ta meinte er. ich sollte ihn um 20 Tollars verklagen und ihm die an deren 10 zugeben." 5r. Also Ihrer Fixigkeit verdanken Herr Leutnant hauptsächlich die Er folge auf der Tigerjagd?!" Natürlich! ....Eh' Bestien über haupt zur Besinnung gekommen, waren sie schon Bettvorlagen!" Grob. Mutter: Tcr Jungc wird Vater jeden Tag ähnlicher." leincin Besuch: Ter arme Junge! Haben Sie noch nichts dagegen versucht?" Ein Gemiitbsmcnsch. Patient: Ach, Hcrr Toktor. wenn ich doch nur sterben könnte." Arzt: Na, lassen Sie nur; was ich vermag, soll gcrn geschehen!" Entweder oder. Wie traurig die Tame da drüben aussieht!" Mann: Ach. die Aermstc! Ent- wcdcr hat sie geliebt und ihn verloren. oder sie hat geliebt und ihn ackricat!" Ein guter Ritter. Wie alt sind Sie. Zeugin?" Vier vier vierzig Richter: Zeugin: Jabre." Richter: So. nun erholen Sie sich ein Weilchen, und dann werde ich wci- tcr fragen."