Daniel lunncpect's Geheimniß. (kschichilichk 'k!ählg son ?tl it i?illa. I. Bergleute dcs sächsischen Erzgebirges entdeckten vor etlichen Jahrhunderten alS sie nach Sildererzadcrn schürften, zufällig eine ihnen bis dahin unbctann tes Erz. Zuerst glaubten sie., daß es vielleicht werthvoll sein könnte, termoch ten dann aber trotz vieler Versuche doch nichts (5rspicbliches damit anzufangen. Ta es ihnen also gar nicht nützlich, vielmehr eher hinderlich war. ihre Er Wartungen und Hoffnungen getauscht, sie sozusagen geneckt hatte, nannten sie es unmuthig und scherzhaft Ziiglcich Kobold", und dieser Name eines Neck geistcs wurde mit der Zeit in Kobalt umgebildet. (iZegen Ende dcs sechzehnten oder An fang des siebzehnten Jahrhunderts er kannte man jedoch endlich, daß das neue Mineral Kobalt doch zu etwas nützlich sei. nämlich zum Blaufärben des Ela ses. In den benachbarten böhmischen (Glashütten konnte mans sehr gut ge brauchen. Bei Tchnceberg. wo Kobalt am häufigsten vorkam, wurden also einige Eruben eröffnet, und das gc wonnene Erz geröstet, worauf man es nach Böhmen verkaufte, jedoch lange Zeit mit so geringem Gewinn, datz der selbe aar nicht in Betracht kommen konnte, im Vergleich mit der damals so aewinnreichen Ausbeute der Silber-, Zinn- und Blcigruben. In dem qcwcrbsflcißigen Städtchen Scknccbe'ra und der umliegenden Ge aend blühten von alters her auch noch andere Gewerke und Industrien außer dem Bergbau, so auch die Spitzen fabrikation. und zwar waren eS spitzen von der allerdilligstcn Sorte, welche die fleißigen Hünde der Frauen und Müd chen des Erzgebirges klöppelten. Um solche billige Spitzen zu kaufen, erschien von lboO an alliährllch gegen Psing sten der holländische Händler Tanicl Haancpoot aus Amsterdam. Er trat ganz bescheiden auf, in ehrbarer, aber sehr einfacher Kleidung, so daß er wie ein Handelsmann von geringer Art und nicht wie ein großer Kaufherr aus sah. Indessen kaufte er doch jedesmal nach langem hartnäckigem Feilschen für einige tausend Thaler Spitzen ein. Zufällig kam ihm einmal bei feiner Anwesenheit in Scheebcrg das ihm bis- her unbekannt gewesene Kobaltcrz in geröstetem Zustande zu Gesicht und es erregte in hohem Grade sein Interesse, Und zwar aus folgendem Grunde, über den er jedoch in seiner vorsichtigen und zurückhaltenden Weise nichts verlauten ließ. Er hatte in Amsterdam einen Bruder, der sich auf Chemie und Metallurgie und sonst noch auf allerlei geheime Künste und Wissenschaften wohl verstand, denn er war ein phan tastischer und eifriger Alchimist, wie es deren damals so viele in Europa gab, die Gold zu machen versuchten oder Lebensvcrlängcrungsclixirtczusammcn- brauten. Tiefer hatte ihn gebeten, er möge ihm doch gelegentlich Mineral- Proben aus den Gruben des sächsischen Erzgebirges verschaffen. Alo kaufte Tanicl Haancpoot sür wenige Groschen ein Säckchen voll gerösteten Kobalt- erzcs, erfuhr auch noch, daß dasselbe in Böhmen zum Blaufärben billiger Gl Waaren benutzt werde, und machte sich dann damit und mit seinem eingckauf- ten pitzenvorrath auf die Heimreise Als er im nächsten Jahre zu Pfing- sten abermals in chncebcrg erschien, um in gewohnter Weise hier wie auch in Annaberg Spitzen einzukaufen, offenbarte er sein mittlerweile bedeu tend erhöhtes Jntereffe sür geröstetes Kobalterz dadurch, daß er für sehr bil ligen Preis sechzig Karrcnladungcn voll erhandelte, die er nach der Elbe schaf fen ließ, wo ein großer Kahn mit dem Erz befrachtet wurde, um die Ladung flußabwärts nach Hamburg zu brin zen. Bon dort aus konnte die Weiter verschaffung nach Holland bequem und billig erfolgen. Man befragte mit einiger Verwunde rung den Holländer, was er eigentlich damit machen wolle, worauf er gelassen antwortete, man könne in seiner Hei math dies Mineral in der Töpferei brauchen. Zu beklagen sei nur, daß die. Fracht so theuer käme, besonders wegen der verschiedenen lüstigen Elb zölle. Taß er dies letztere sagte, war jedoch nur schlaue Handelspolitik. In Wahrheit hatte er mit Hilfe seines Bruders dcs Alchimisten, den cigent lichcn Nutzen dcs Kobalts ergründet und erwarb dadurch großen Reichthum. Tas dauerte so eine ganze Reihe von Jahren. Tanicl Haancpoot kaufte aü jährlich in Schnecberg Kobaltcrz in immcr größeren Mengen und ließ es nach Hamburg verfrachten. Durch die sen vermehrten Absatz stieg das Mine ral freilich etwas im Preise, doch nicht so sehr, daß darüber die böhmischen Glashütten - Besitzer, die ohnehin nicht viel brauchten, sich zu beklagen Ursache gehabt hätten. 2, Um das Jahr 1G05 war die kleine Wirthschaft Zum Rappen" in Schnee bera sehr beliebt bei allen durstigen Seelen. Tie freundliche Wirthin hatte V ein noch freundlicheres Tochlerlcm, die schöne Regina, und diese hauptsäch lich zog mit magnetischer Gewalt die Gäste än. Der Bergknappe Andreas Fichtler war bis über die Ohren in sie verliebt. Und sie liebte ihn wieder, denn er war ein hübscher und munterer junger Mensch und dabei auch crn ausgezcichnc- lcr Zilherspicler. wie so manche Ba leule des Erzgebirges. Er halte sich im wahren Sinne des Wortes, in das Herz seiner Angebeteten hineingetpielt. Ta war aber einer, dem dies nicht sonderlich geftcl. nämlich Arnold Brug ger. der Sohn eine? reichen Raths Herrn. Tiefer junge Mann bewarb sich ebenfalls um Regina, was deren Muk tcr zwar sehr wohl gesicl, seinem ge strengen Vater aber durchaus nicht denn der wollte höher hinaus mit dem ohne und plante für ihn eine ftandcs gemäße, reiche Henath. Eines Abends kam es aus offener Straße zu heftigem Zank zwischen Andreas und Arnold. Letzterer zückte seinen Tegen Patnzicrsöhne pflegten damals bewaffnet einhcrzustolziren und drang auf den jungen Bergknappen ein, der sich unter solchen Umständen zur Nothwehr getrieben sah. Mit sei ncm eisenbeschlagenen Stocke wehrte er sich geschickt und schlug dermaßen kräftig zu, daß der Angreifer blutüberströmt zusammenbrach. Andreas glaubte, daß fein Gegner todt sei. und erschrak heftig. Auf die gerechte Beurtheilung des Vorfalls sei tens der Richter in seiner Vaterstadt setzte er keinen Vertrauen. Ich muß fliehen!" das war sein rascher Gedanke Nicht einmal von Regina wagte er Ab schied zu nehmen und sonst brauchte er sich von niemand zu verabschieden; sein Vater, der auch ein Bergmann gewesen war vor Jahren bei einem Grubenun glück um's Leben gekommen, seine Mutter vor Gram gestorben und Gc schwister hatte er nicht. Er rannte in seine nahe Wohnung rante sein bißchen Geld und einige Kleidungsstücke zusammen, und vergaß vor allen Tingcn auch seine Zither nicht, die ihm vielleicht von Nutzen sein konnte. Seme Maßregeln traf er hur tig und zweckmäßig, daß er ungefährdet aus der Stadt entkam. Tie Tiencr der Justiz, die ihn packen wollten, fan den ihn mcht mehr. Andreas hatte sich nach Westen gc wandt und durchstrich Deutschland, in dem er sich für einen arbeitslosen Berg mann ausgab und durch Zitherspicl in den Wirthshäusern sich freie Zeche Nachtlogis und zuweilen auch einiges Zehrgeld erwarb. Tics war allerdings nur ein kümmerlicher, unuchcrcr Er wcrb, und manchmal mußte er bitteren Mangel leiden. Wohl sah er sich bei Gelegenheit nach regelmäßiger Arbeit um; doch überall vergebens; niemand konnte ihn brauchen. Endlich kam er in's Westfälische Tort traf er in der Nähe von Münster auf der Landstraße einen, Trupp söge nanntcr Hollandsgängcr, nämlich sehr arme, abcr rüstige, arbeitsgewohntc Leute, die gemeinsam nach Holland zogen, um den dortigen reichen Bauern beim Grasmähen und den sonstigen Erntcarbcitcn gegen gute Bezahlung zu helfen, wie das seit langer Zeit schon Brauch da zu Lande war. Tcr junqc Zitherspieler schloß sich ohne langes Bc sinnen ihnen an und gelangte unbc helligt mit ihnen über die holländische Grenze, wo er sie dann verlief. Denn in landwirtschaftlichen Arbeiten qan unerfahren, konnte er natürlich nicht daran denken, eine derartige Bcschaf- tiqung anzunehmen. Wieder verließ er sich auf feine Zither. Ta die Holländer so viel Wohl gefallen haben an den zahlreichen Glockenspielen ihrer Kirchthürme, meinte er, sie mutzten sich auch für sein Zither spiel begeistern können. Tarin täuschte er sich aber, denn die Leute fragten im Grunde nicht viel danach, so daß er sich mit seiner mustkall?chcn Kunst auch im reichen Holland, das er nach allen Rich hingen durchzog, nur kümmerlich durch zuschlagen vermochte. Nach Verlauf einiger Monate konnte er sich schon in der Landessprache ziemlich gut mit den Leuten verständigen. So kam er in die Nähe von Amstcv dam lind sah da viele prächtige Land- Häuser und noch mehr große Windmüh len. In einem Wirthshause, wo er einkehrte und während einiger Tage Zithervorträqe zum besten gab, lernte er einen jungen Holländer kennen, dem diese Musik außerordentlich gcsiel. Auch für die Persönlichkeit dcs Musikern ten interessirte er sich und suchte mit ihm bekannt und befreundet zu werden. Andreas erfuhr, dan lern neuer Freund Hendrik Wouters heiße und in einer Kornmühle angestellt sei. In einer Kornmühle?" fragte er. Nein, in einer Farbenmühle," der- setzte Wouters. Wir beschäftigen uns reillch nur mit einer Farbe, aber sie ist die beste und einträglichste von allen." Welche ist's denn?" Smalte wird sie genannt. Es ist das schönste und herrlichste Blau." Hendrik deutete auf die Wände dcs Schenkzimmers, in welchem sie bei ein- ander saßen. Nach holländischer Sitte waren die Wände mit schönen Fliesen oder Kacheln belegt. Auf den weißen Kacheln aber sah man Landschaften, schiffe, Mühlen. Blumen und Figuren aller Art in blauer Farbe. So ist die Smalte, welche wir machen," sagte er. Tics sind Telftcr Kacheln; erst seitdem die dortigen Fabrikanten Smalte von uns bekom mcn. können sie solche Sachen zu Stande bringen. Tenn Smalte ist ,feuer beständig, hält beim Brennen jede Gluth aus und verändert sich nicht. Aber der Absatz nach Telft kommt noch wenig in Betracht gegen den anderwci tigen. Tie meiste Smalte geht nämlich nach China und wird dort zu sehr hohem Preise verlaust. Man braucht sie zur Anfertigung dcs berühmten neuen blauen Porzellans, welches dort, wie euch in Europa, so überaus theuer ist und doch so eisrig von den reichen und vornehmen Leuten gekauft wird. In den Läden der Amsterdamer Händler kann man solche kostbare blaue chinesische Porzcllanfachen bewundern." Und diese schöne blaue Farbe kennt man erst seit kurzem?" Seit etwa scchszehn Jahren. Früher konnte man sich das dazu Nöthige nicht verschaffen, kannte es hier zu .Lande übcrhcupt gar nicht." Was ist es denn, das dazu gebraucht wird?" ' Nun. ein Mineral ist's, welches erst mit einigen Zuthaten Cuarzmch! und Pottasche geschmolzen werden muß. so daß eine Art Fritte entsteht, die dann zerstampft, feingemahlen und geschlämmt wird. Zu unserer Mühle gehört auch ein Schmclzhaus." Wer ist dcr Besitzer?" O, ein sehr reicher Mann, dcr wohl ein Vermögen von etlichen Millionen Gulden besitzen mag. ras schönst Landhaus hier nahebei gehört ihm ebenso ein prächtiges Haus in Amstcr dam. Tas alles hat er mit dcr Smalte verdient, dcnn vor Jahren war er nur ein kleiner pitzcnhändlcr." Wie hcißt er?" fragte ahnungsvoll Andreas. ..Tanicl Haaiiepoot," antwortete Hendrik. Ta habe ich ja ein wichtiges Ge hcimniß entdeckt, das für eine Vatcv stadt von großer Bedeutung werden kann." dachte derjunge Zitherspieler. in beschloß, wenn möglich, mit Hilse seines Freundes, eine Anstellung als Arvciter in dcr Stuhle zu erlangen um auf solche Art dem Fabrikatiöns Geheimniß auf den Grund zu kommen Als er solchen Wunsch äußerte, unter dem Borwande. daß er des unstetem Musikantenlebens überdrüssig sei. saat Hendrik, daß dies wohl zu ermöglichen lern würde, da der in der Mühle ame stellte Meister eben jetzt cincn Arbeiter mehr brauchen tonne. In dcr That fand Andreas auf solch Art die gewünschte Anstellung. Auch im chmclzhause wurde er zuwci cn beschäftigt. So lernte er die Bereitung der malte grundlich kennen. Tanicl Haancpoot kam oft in die Mühle, um nach dcm Rechten zu sehen ex junge Sachje sah ihn, wurde abcr clbst nicht von ihm bcachtet. Als rci cher Mynhecr, in prächtiger kostbarer Kleidung, erichicn er hier, nichts erin ncrtc im Acußcrn an den bescheidenen pitzenaufküufcr in schneebcrq. Andreas schrieb an cincn Bekannten in der Heimath, um von ihm Nachrich ten zu erlangen: wußte er doch nicht genau, ob er, selbst im Besitze eines so wichtigen Gchclmniffcs. es wagen dürfe, sich wieder in seiner Vaterstadt blicken zu lasten. Tcr damalige langsame Postengang veranlaßte, daß er erst nach geraumer Zeit Antwort erhielt. Tie- selbe lautete dann aber sehr tröstlich. Arnold Brugaers Verwundung sei allerdings schwer gewesen, die Kuns eines geschickten Arztes abcr habe ihn gercttct. Er sei jetzt gänzlich hcrgcstcllt und habe bekannt, daß er dcr Angreifer gewesen sei. Andreas könne also ganz orglos. zurückkehren. Tie schöne Regina, welcher sein Brief gczcigt wor den sei, lasse ihn herzlich grüßen. Noch sei Rcgina zu haben; denn Arnold Bruggcr habe sich nicht mit ihr, son- dern auf den Wunsch feines Vaters mit dcr Tochtcs des Bürgermeisters ver lobt. o stand dcnn dcr Heimkehr dcs zungen l'camus nichts im Wege, und letzt vertraute er sich dem Freunde ganz an. Nachdem er ihm die wichtige Thak ache mitgetheilt hatte, daß er wisse, von woher Haancpoot das geröstete Kobalk erz beziehe, sagte er: Willst du mit mir nach meiner Hcimath reisen, so werden wir bcide mit unserem Wiisen und Können dort sicherlich unser Glück machen und reiche Leute werden." Hendrik erklärte sich nach kurzem Bc- sinncn dazu oercit. Er besaß ein klei ncs Vermögen von zwölfhundert Gul- den, das in Amsterdam verzinslich an- gelegt war. itcs mugte cr erst aus- kundigen, um nach Verlauf von einem Monat das Geld ausgezahlt zu erhal- ten. Vierzehn Tage nach dieser Verein- barung der beiden Freunde erschien Taniel Haancpoot wicdcr einmal in einer Mühle. Da es ganz windstill war, konnte nicht gearbeitet werden. Auch sonst war zur Zeit gerade nichts zu thun. Andrea? und Hendrik seinen auf einer Bank vor dcr Mühle traulich bei- ammen. Ersterer spielte die Zither. Als Haancpoot das ihm von fcincn häufigcn Besuchen Schnccbcrg's und dcs Erzgebirges her wohlbekannte Jnstru mcnt erblickte und die Töne hörte. chrie er aufgeregt: Wer ist dieser Mensch?" Einer unserer Arbeiter ist s," ver- setzte dcr Mcistcr. Ein Holländer?" Nein, ein Teutscher, ich glaube ein Sachse." Blizem, ich hatte doch befohlen, kein Ausländer solle beschäftigt wer- den." Je nun, Hendrik Woutcr hat ihn mir gut empfohlen." Ter da bei ihm sitzt?" Ja, Mnnhcer." Beide sollen augenblicklich entlassen werden! Man zahle ihnen sofort den Lohn aus." ! Tcr Mcistcr zuckte die Achseln. Kommt hcr!" ricf er. Alle begaben sich in's klcine Comp- toir der Mühle. Hendriks und Andreas erhielten, was sie an Lohn noch zu fordern hatten. Tann schrie Hannepoot giftig: Nun könnt ihr euch meinet wegen zum Hcnkcr scheren! Laßt euch hier nie wicdcr blicken!" Wird uns auch gar nicht einfallen, Ihr Grobian." ricf spöttisch Hendrik. Ohnehin hätten wir die Mühle bald verlaffen. Wir können selbst Smalte fabriziren. sei es in Holland, sei es im miu uiajrn vjriücoiiae, oori. rvo oas werthvolle Kobaltcrz so billig zu habcn ist. Tas laßt Euch gcsagt sein. Ihr Grodsack!" Tanach verließ er mit Andreas die Mühle. Tanicl Haancpoot abcr war wie vom Tonncr gcrührt. Er sah. daß scin kostbarcs Gchcimniß in höchster Gefahr sei. 3. Andreas und Hendrik hatten sich nach Amsterdam begeben. Gemeinschaftlich bewohnten sie ein Stübchcn in einem kleinen Gasthause. Noch mußten sie vierzehn Tage warten auf die Auszah lung von Hendriks Geld. Um während dieser Zeit nicht müßig zu scin und auch ctwas Reisegeld zu verdienen, beschloß Andreas, in den Gasthäusern dcr großen Stadt Abends Zither zu spielen. Tas that er auch mit einigem Erfolge, so daß dcr klingende Lohn nicht ausblieb. Sein ortskundiger Freund begleitete ihn immcr. Ohne daß sie es ahnten, wurde jedoch ihr Thun und Treiben von einem Spione ihres früheren Prinzipals auf mcrksam beobachtet. Tanicl Haancpoot erhielt stcts genauen Bericht. Eines Abends hüllte er sich in seinen Mantel und ging nach dcr Toelcnstraat. wo er in ein spclunkenartig aussehen des. altcs. düsteres Haus trat. Tcr Wirth dicfer Spelunke hieß Jan Troost und war ein berüchtigter Seclcnvcr iäufer". einer jener Leute, welche junge Leute für den Militärdienst in den oft indischen Kolonien anwarben, meist mittels Anwendung von List und Rün kcn, oft abcr auch mit Gewalt. Tic Regierung .drückte die Augen zu, dcm nothwendigen" Unwesen gcgcnübcr, besonders wenn es sich nur' um arme Ausländer handelte, um Moffjcs", wie dcr Amstcrdamcr Pöbel die Teut schcn zu schimpfen pflegte. Es waren nämlich nie Leute genug zu bekommen für den Soldatendicnst auf Java und Sumatra, wo Hunderte und Tausende den mörderischen Sumpfsicbcrn erlagen oder in den Kämpfen mit dcn Eingcdo- renen umkamen. ue bolländiicbe Scelenverkäufcrci" war also ähnlich. wie in England das gewaltsame Matro scnpresscn. nur noch viel ruchloser. Haaiiepoot hatte mit Jan Troost eine lange Unterredung. Nach einer Stunde verließ er ihn, erleichtert um zwcitau send Gulden, die er vorsorglich mitgc bracht hatte. Zum Glück hatte ein hübichcs und gutherziges Mädchen. Namens Antje, eine verwaiste Nichte dcs Scclcnvcrküu fers, die in einem Nebenzimmer am trickrahmen saß. dcn bedeutungsvollen cinn des geiicimnitzvollcii Geiprachs erlauscht. Tanicl Haancpoot ?" Ja, dcr ist's." Er wollte uns vcrderbcn. weil wir scin Fabrikatiöns Geheimniß kcnncn. Habt Tank, tausend Tank, holde Antje, sür Eure Hilse." Tie bcidcn verließen hurtig dcn Keller und stica.cn die Treppe hinauf. Antje führte sie auf die Straße. Tanach begaben sich die Freunde nach ihrem Logis, steckten ihr Geld ein und packten rasch ihre wcnigcn Habscligkcitcn zusammen. Bcvor dcr Tag graute, verließen sie Amsterdam. Als Tanicl Haancpoot erfuhr, daß die bcidcn sich glücklich gcflüchtct. scin schändlich Anschlag mißlungen und sein Fabrikations-Gchcimniß nunmehr zweiffello? gefährdet fei, ärgerte cr sich darüber dermaßen, daß ein Schlagan fad ihn niederwarf. Einige Jahre iechte dcr reiche Mann noch hin, fast qanzüey gclayml. xann laro cr plötzlich. Endlich wurde Hendriks Geld ausbc- zahlt. In der Frühe dcs folgenden Tages wollten die Freunde Amsterdam verlassen und ihre Reise nach Teutsch- land antreten. Ten Abend vorhcr begaben sie sich noch einmal zu cincm Wirthe, dcr drin- gend Andreas um einige Zithervorträqe ersucht hatte. Nach Beendigung dieser musikalischen Leistungen verließen sie spät in dcr Nacht das Lokal, um nach Hause zu gehen. Ta wurden sie plötzlich in einer einsamen Straße überfallen, niedcrge worfcn, mit Stricken gefesselt und durch in dcn Mund gesteckte Maulbirncn" am Schreien verhindert. In dcn bcnachbartcn Häusern wurden bei dem Lärm hie und da Fenster gc öffnet und Neugierige schauten aus die dunkle Straße. Toch niemand eilte zur Hilfe hcrhci. Andreas und Hcndnck wurden in einen Keller geschleppt, wo man sie ein- chlosz, nachdem man sie ihrer Bande und auch dcr Maulbirnen" entledigt hatte. Wir sind in dcr Gcwalt von eclcn- Verkäufern," sagte Hendrik. Man will uns nach Batavia bringen." Was sollen wir da V Soldaten werden." Sind solche Greuel möglich hier zu Lande ?" Leider ist das ctwas Alltägliches." Ist keine Rettung möglich ?" Ich glaube nicht. Ticse Schurken ind so schlau,. und ihr ruchloses Treiben findet sogar die stillschweigende geheime Unterstützung der Behörden." iie verzweifelten an ihrer Rettung. Toch kam ihnen solche in dcr Gestalt Antjes. Gegen zwei Uhr in der Nacht schloß die Barmherzige sachte die Keller- thüre auf und kam hcrcin mit cincr Laterne. Ich hcixe Antje und bin die Nichte besten, dcr euch hier clngeschloncn hat," sagte sie. Ich will euch retten. Fliehet! Aver vcrraiuci micy nicoi. oenn oas würde mein Verderben sein." Edles Mädchen!" ricf Hcndrik. Wollt ihr wiffen. wer meinem Onkel zweitausend Gulden gezahlt hat, damit er euch auf ein Schiff bringe, das übermorgen nach Batavia in See geht." Andreas und Hendrik gelangten nun wohlbchaltcn nach Schnecberg in Sach- sen. Tort enthüllten sie dcr Bcrqbc hörde das Gchcimniß. Soglcich wurde dcr Bau einer nach holländischem Mu stcr eingerichteten Kobaltblau oder Smaltcmühle beschlossen. Hcndrik Wou tcrs und Andreas Fichtlcr wurden tcch nische Lcitcr des Werkes. Es gelang ihnen, eine die holländische noch über treffende, so vorzügliche Smalte zu sei brizircn, daß man damals diese Herr liche Farbe Tas Tchnecbergcr blaue Wunder" nannte. Andreas fand, daß Rcgina ihm noch ebenso in Liebe zugeneigt sei, wie früher. Sie wurde fürs Leben die Seine. Bald nach dcs Freundcs Hochzeit reiste Hendrik nach Amsterdam, in Familien- und auch in Geschäfts angclcgcnhcitcn. Er suchte Antje auf, die jetzt bci einer armen Näherin wohnte. Ihr Onkel Jan Troost. dcr Seelenverkäufer, war nämlich cinige Tage zuvor von einem seiner Opfer cr schlagcn worden. Hcndrik, der an Antje stcts liebevoll gedacht, verlobte sich mit ihr, hcirathctc sie bald nachher und nahm sie mit nach Schnecberg. wo er und scin Frcund Andrcas mit ihren trefflichen Frauen langeJahre glücklich lebten und wirkten. Tie sächsische Regierung verbot die Ausfuhr dcs rohen wie auch des ge rösteten Kobaltcrzcs, um die Fabrila tion der Smalte dcr cigcncn Landcs Industrie zu erhalten. Kobaltcrz, vor dcm so wenig geachtet, wurde nun eines dcr werthvollstcn Produkte des erzqc- birgischen Bcrgbaucs. Tie holländischen Kaufleute sahen sich fortan genöthigt, aus Sachsen für theures Geld die schöne blaue Kobaltfarbe zu beziehen, sowohl für dcn Bedarf in dcr Telftcr und an dcrcn niederländischen Fabriken, wie auch hauptsächlich für dcn noch viel bedeutenderen Export nach China. 3 Francs, die ihm feine Frau am zuvor gegeben, hatte er auch ich! t-s, Centime mehr bei sich. Zu,,, war dcm Böfewicht die Uhr entg.iug sie steckte in seiner inneren WestW:''.'c und war 20 Minuten nach li ib, stehen geblieben. AIs Peter sich all diese Einzelbei:, , wieder klar gemacht, sammelte er Holzschuhc und Mütze, welche hi Strauchwerk dcs Grabcns hänge blieben waren, und mit Hilfe sei ;:' Stockes richtete er sich mühsam aus. Sein Entschluß war gefaßt: da er einem nächtlichen Raubanfall Opfer gefallen, so wollte er VInzci.k davon erstatten. Unter Schmerzen und Stöhncn er den Weg bis zu seinem Hcimatlide-.f Zurück, und begab sich gleich auf die Gendarmerie, wo er mit allen Einzel heilen über das Attentat, dem er zuin i.'pscr gefallen, berichtete. Tcr Bca,n,c hörte ausmcrksam zu, schrieb feinen Rapport und brachte denselben seine Vorgcsctztcn. Sofort wurdcn dic Re chcrchcn aufgenommen. Vierzehn Tage später, als Peters Katzenjammer verflogen und cr sich auch wieder ohne ach" und weh" bewegen konnte, wurde er aufgefordert, sich a.if der Gendarmerie einzusinken. Ter Beamte ertheilte ihm zuerst eine scharfe Rüge, ohne jcdcn Grund die Polizci mit scincm Anlicgcn bckclligt zu habcn. und dann hiclt cr Pcter Minute für Minute vor, wie cr an dcm Markttag im Kirchdorf die Zeit ver brachte. Ja. es stimmte genau! Nach dcr Prügelei war Pctcr in cincr andn Kncipc gcwcscn, dort hatte er dcn seines Geldes vertrunken also war es ihm nicht gestohlen worden .... Als er sich dann auf dcn Heimweg begeben, da hatte er, statt die breite Landstraße zu nehmen, in scincin Rausch sich auf dcn Bahndamm begeben er chwarze Mann", dcr ibm ciuen so kräftigen Fußtritt an cincn aewinei, Körpcrthcil versetzt, war die Lokomotive dcs Gütcrzugcs gewesen, der II Uhr 15 Minuten das Kirchdorf passirt Nach diescr Rede wurde dcm armcn Pcter zu seiner großen Bestürzung mit gctheilt. daß die Eisenbahnverwciltunq wegen unbefugten Betretens dcs Bahn dammcs die Klage gegen ihn anqe strengt habe und er zur Zahluna von i". "tv.iti. s hits;( r: J QIUIIV5 utniiii;iui jti. Der schwarze Mann. Httmorcske von I. B i n g t r i n i c r. Es war ein heller Zag, als Pctcr die Augen aufschlug. Statt in scincm wcichcn fcderreichcn Bctt zu liegen, in das er nur mit Hilfe cincr Lcitcr gc langcn konnte, bcfand cr sich in einem tiefen Graben neben dem Bahndamm. Scin Erstaunen war sehr groß. Er fuhr mit dcr Hand nach dem Kopf: dcr schmcrzte empfindlich: er wollte sich aus richten: ein Stöhncn entfuhr ihm, scin Körper war wie zerschlagen. Ta kam Pctcr die Erinncrunq an dic lctztcn Stunden zurück. Am verflossenen Tag war cr zum Markt in dcm benach bartcn Kirchdorf gcwcscn. Er hatte sich nach dem Preis für Getreide erkundigen wollen. Nachdem er viel auf dem großen Platz hin- und hcrgcwandcrt, war er mit den drei oder vier guten Bekannten in eine Schenke gegangen. Manch Glas war geleert worden, wic es eben am Markttag brauch ist. Ein wenig angchcitcrt, waren cr und seine Bekannten mit dcn Leuten am Neben tisch in Streit gerathen, der in eine gründliche Prügelei ausartete, so daß der Wirth dic Gäste an die Luft gesetzt hatte. Tarauf hatten sie ihren Turst dann wo anders gestillt. Am Abend schließlich, als Pctcr rccht unsicher auf dcn Füßen, hatte er sich ausüben Heimweg nach feinem Torf gemacht. Als er die Stadt hinter sich gehabt, war cr links umgcbogcn, bei einem Gitter vorbei, und dann unbesorgt im mer vorwärts geschritten. Ta es in- zwischen dunkle Nacht geworden, hatte cr angcfangcn zu singcn, rccht laut, um sich Mull) zu machen. Es ging auch alles ganz gut. mit- unter freilich wollten die Fur nicht gerade so wic cr, abcr wcnn er nach einigen chivankungcn das Icichge wicht wicdcrgcwonncn, dann bcgann cr Refrain seines Licdcs um so lauter, und vorwärts ging cs. immcr weiter. Plötzlich aber vernahm cr hintcr sich Gcräusch. Voller Angst hatte cr sich umgewendet, um zu erspähen, wer ihn verfolgte, da abcr, che cr noch undcut lich dic Umrisse eines schwarzen Mannes erkannte, hatte derselbe ihm, ohne jede wcitcrc Erklärung cincn müchtigcn Fuß tritt gcgcn cincn gewissen Körpcrlhcil versetzt, und ganz zerschlagen war Pctcr in dcn (iirabcn gcrollt. Pctcr crinncrtc sich nicht mchr, was nachhcr mit ihm gcschchen, aber der schwarze Mann hatte ihn jedenfalls beraubt, denn von den 5in wüsterangklsäck,stschkr"Loch zcitövrauch. In deutschländischen Blättern lesen wir: ..Es ist ein alter enalisckicr Brand,. über die junge Ncnvcrmähltc im Augen blick, wo sic das Elternhaus am Arm dcs Gatten verläßt. Hände voll Reis körncr auszuschüttcn, und der Prinz von Wales hat cs nie versäumt, seinen Töchtern gcgcnübcr dicscn chrwürdigcn Brauch zu üben, wenn sie das Marl dorough - House verließen. In dcm Glauben, denNcuvcrmähltcn noch mchr Glück zu bringen, pflegt man sogar dem Wagen, dcr sic ihrer Familie enchihrt, alles alte Schuhwerk der Angelstrigen nachzuwerfen. So kann man oft wahr nehmen, daß die junge Frau ihr Vater Haus mit einem blauen Auge verläßt, das sic einem zärtlichen Bruder oder Vetter zu verdanken hat. Ein euro paischcs Blatt erzählt nun folgende Be gcbcnheit. dic cincn höchst traurigen Ausgang genommen hat. Als sich kürzlich dcr Kanonikus Charter von anicroury, vcryclraiyclc, slog ein Tutzcnd alter Stiefel nach dcm Wagcn, dcr ihn mit scincr Neuvermählten cnt führte. Tic Pferde scheuten, rasten mit dem jungen Ehepaar davon, der Wagcn fiel um und zerbrach in tausend Stücke, und die unglückliche junge Frau wurde mchr todt als lcbcndig unter den Trümmern hervorgezogen, während ihr Gatte durch die Glassplittcr dcr zer brochcnen Fensterscheiben schwere Ver lctzungen davontrug. Voraussichtlich wird dcr bcdauerliche Unglücksfall der alten, abgeschmackten Sitte, gegen die sich schon längst verschiedene Stimmen erhoben haben, ein Ende machen." Tas harmlose Rcisschüttcn findet sich auch bci Englisch -Amerikanern. Ta und dort kommt unter diesen bei Hoch Zeiten auch das Werfen mit alten Schuhen u. dgl. vor. Toch wird es im Allgemeinen nicht so roh betrieben wic in England. 'Y (chinesische Räuber. Eine Folge dcs lctztcn chinesisch-japa-ncsischcn Kricgcs ist, wie der Ostasiat. Lloyd" mcldet, die große Zahl von Räuberbanden, die namentlich im Nor dcn Chinas das Reisen unsicher machen. Tas Ncucstc aber ist eine Versicherung gegen räuberische Uebcrfülle. Eine Reihe von den zu diesem Zwecke gcgrün beten Gesellschaften versichert den' Rci scndcn gcgcn Verlust durch Räuber. Tcr Wagen oder das Boot dcs Vcr- sicherten wird durch eine Flaggc dcr bctrcffcndcn Gesellschaft kenntlich ge macht. Außerdem werden ihm zwei Schützen mitgcgcbcn. Erscheinen nun irgendwo Räuber, so untcrhandcln zu nächst dic Schützen mit ihnen. In der Regel gelingt es unbelüstigtcsPassireil durchzusetzen: zuwcilcn abcr auch vcr langen die Räuber Beute. Tann lau sen die schützen mcistcns cilcnds da von. Taß die Mehrzahl der Räuber die Reisenden pasfircn läßt, ist ein deut licher Bcwcis, daß sic mit den Vcrsiche rungsgcscllschaftcn unter einer Tccke stecken und sich mit ihnen in die Versi cherungsprämien theilen.