Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 13, 1899, Image 11

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    ine Urahne der Kf niain Pic
toria.
Tcr H (icburtstdj ber englischen
Königin erinnert an eine alte außerhalb
nalantS beinahe vergebene beschichte,
welche den Wechsel der Tinge und das
Epiel des Glücke? so recht vor Augen
fuhrt. Nur wenige dürsten wissen, daß
Königin Viktoria in ihrem Stamm
bäum eine Urahne besitzt, die Zchün!
mamscll war. ehe sie Mutter von König
innen wurde.
13 war am 10. Juni 1045, an einem
herrlichen Tommertage. In dem wun
dervollen Seebads Vorgate bei London
saß ein bildhübsche?, kaum fünfzehn
Lenze zahlendes Mädchen am Todten
lager seiner Mutter. Ter Vater war
schon feit einigen Jahren todt, und nun
stand das arme Kind als verlassene
Waise auf der weiten Gotteswelt. Als
die Leichenfrau kam, um ihres Amtes
zu walten, trat die Nachbarin mit in
die Kammer. Aber anstatt das der
waiste Mädchen zu trösten und ihm
Muth für das fernere iZrdenleben zuzn
sprechen, äußerte sie abfällige Worte
über die Verstorbene und deren Gatten,
indem sie zur Leichenfrau sprach: Ja.
nun kommt das Ende vom Liede.
Wäre der Mann sparsam und ordent
lich gewesen, so hätte er sein Erdtheil,
wohl an dreihundert Pfund, ansehnlich
vermehren, zum mindesten aber sparen
können, denn sein Geschäft warf ihm
eine stattliche Summe ab. Nun füllt
die Tochter der Gemeinde als Bettlerin
zur Last." Tiefe harten Worte trafen
das Herz der Waise wie ein Tolchstich.
Als Bettlerin! Nern, gewiß nicht! Sie
wollte niemandem lüstig werden! Mu
thig wollte Ellen, so hieß die Waise,
für ihr Fortkommen arbeiten und käm
pfen oder in Ehren untergehen.
Als die Mutter beerdigt war, lenkte
Ellen ihre Schritte nach der nahen
Residenz London, um irgend etwas zu
ergreifen. Aber es waren damals
schwere Zeiten, erlitten die königlichen
Truppen doch eben, am 15. Juni 1645.
die Niederlage bei Nasebn. Tie Le
bensmittel waren unermeßlich theuer,
der Verkehr gericth ins Stocken, was
Wunder also, daß Ellens Baarschaft
bis auf einen Schilling zusammen
schmolz! Ellen war der Verzweiflung
nahe, denn in jedem Hause, wo sie we
gen Arbeit vorsprach, erhielt sie barsche
Abweisung. Aber das Vertrauen auf
Gott, der ja der verlassenen Waisen
Vater ist. ließ ihren Muth nicht gänz
lich sinken. Endlich, nachdem sie fast
acht Tage lang unter den unsäglichsten
Entbehrungen umhergeirrt, war ihr
das Glück hold; sie erhielt eine Stelle
als Bierverkauferin in der großen
Brauerei von Peasley. Turch das
nun wieder beginnende geregelte Leben
erhielten Ellens Wangen die alte Fri
sche. und gutes Essen und Trinken
machten aus dem verkümmerten Mäd
chen gar bald eine stattliche Jungfrau.
Herr PeaLley. der Besitzer der Brauerei,
fand mit der Zeit Gefallen an seiner
schmucken Verkäuferin, zumal er be
merkte, daß sie infolge ihrer bestechen
den, ungekünstelten Freundlichkeit die
Gäste erheiterte und das Geschäft zum
Blühen brachte. Als er ihr dann nach
einigem Zögern seine Hand fürs Leben
anbot, sagte die um Vieles jüngere
Ellen Ja", und zum Verdrusse der
Frauen und Mädchen des Stadtbezirks
wurde Ellen im Alter von kaum sieb
zehn Jahren die Gattin des reichen
Braucreibesitzers Peasley. Toch schon
einige Jahre später starb Peasley und
vermachte seiner jungen Frau testamen
tarisch seine ganzen Besitztümer. Tie
zahlreichen Verwandten fochten indessen
das Testament an, und nur der ausge
zeichneten Vertheidigung ihres Anwal
tes Hvde verdankte Ellen, daß das Ge
richt ihr das Erbtheil unverkürzt zu
sprach. Nun stand die vor wenigen
Jahren noch Mittel- und rathlose Waise
als steinreiche Wittwe da, und zahlreiche
Sprößlinge des höchsten Adels, die tief
verschuldet waren, bewarben sich um die
Gunst Ellens. Aber alle erhielten von
ihr ein Körbchen. Nur einem war sie
zugethan: dem Anwalt Hyde. dem sie
ja im Grunde genommen ihren Reich
thum verdankte; denn ohne seine Ver
theidigung wäre der Prozeß schwerlich
zu ihren Gunsten entschieden worden.
Auch Hyde, der während des Prozesses
täglich mit Ellen zn sprechen hatte, fühlte
sich zu der jungen Wittwe hingezogen,
und nach Jahresfrist war Ellen Frau
Hyde.
Mit außergewöhnlicher Klugheit be
gabt, lenkte Hyde die Aufmerksamkeit
auf sich und wurde, als er nach dem
Sturze Straffords, des mächtigen
Staatsmannes und Statthalters von
Irland, der am 12. Mai 1641 auf dem
Schaffot endete, sich in die Reihe der
Königlichen stellte, Schatzkanzler von
England und Mitglied des Geheimen
Rathes. Für seine weiteren Verdienste
er bemühte sich u. a. nach Karls 1.
Hinrichtung Frankreich und Spanien
für König Karl 11. zu gewinnen
wurde er von diesem zum Lordkanzler
und später zum Grafen von Elarendon
ernannt. Tas eheliche Band zwischen
ihm und seiner Gemahlin Ellen war
gefestigt worden durch einen Sohn und
zwei reizende Madchen, von denen be
sonders die Aeltere, Gräfin Anna, statt
lich emporblühte. Ter Herzog von
York, der 1685 auf die Tauer von nur
drei Jahren als König Jakob 11. den
englischen Thron bestieg, verkehrte viel
in der Familie des Grafen von Clären
don und vermählte sich mit der Gräfin
Anna. Ellen wurde somit Graf
Elarendon war bereits am 9. Sepiem
ber 1(74 zu Reuen gcstorb:n und ist in
der Westminsterabtei beigesetzt 1655
die Schwiegermutter Konig Jakob- II.
Testen Ehe entsprossen zwei Tochter:
Maria und Anna, die spater beide die
Königskrone trugen. Maria vermahlte
sich 1677 mit dem Prinzen Wilhelm von
Cranien, dem Erbstatthalter der Nieder
lande. Tieser Prinz landete am 5.
Nov. 1686 mit einem niederländischen
Geschwader in Torby, zog am 1. Te
zember in London ein, erklärte seinen
inzwischen nach Frankreich entflohenen
Schwiegervater. König Jakob 11. als
deS Thrones verlustig und wurde durch
ein am 22. Januar 1689 zusammen
getretenes Konventions-Parlament am
13. Februar 168'.' zum König Wil
helm III. von Großbritannien und
Irland erhoben. Tie zweite Tochter
König Jakobs 11.. Änna, vermählte
sich im Jahre 1683 mit dem Prinzen
Georg von Tänemark und folgte ihrem
Schwager, dem Könige Wilhelm III.,
der am 19. März 1702 kinderlos ge
sterben war. auf dem englischen Thron.
Am 1. August 1714 starb sie als letzte
Königin aus dem Hause der Stuarts.
Beide Königinnen, sowohl Maria wie
Anna, nehmen in der englischen Ge
schichte einen ehrenvollen Platz ein.
Thatsache ist demnach, daß England
drei Königinnen der einst von aller
Welt verlassenen und geschmähten
Waise Ellen verdankt, die hinauszog,
um nicht ihrer Gemeinde als Bettlerin
zur Last zu fallen, und schließlich durch
ein gütiges Geschick die Schwiegermutter
eines Königs und die Großmutter zweier
Königinnen von England wurde, die
auch in Königin Victorias Stamm
bäum zu finden sind.
Strohwittwcrschaft.
Jvnings-Staats-Nuhspäper,
äkroß die Briisch.
Jhst Neu Z)ork Boro.
Mister Editer!
No Flowers!
Tie Alti mit der Bälanz vun der
Familie is fort in die Kauntri un ich
fein trauernd Hinterbliebener Stroh
widower. Ich hen eigentlich aach mit
gesollt, awwer die Älli Hot eigesehe,
daß ich hier Busineß ze tende hen, wo
net niglekted wern derf.
Es gebt Männer. Mister Editer, wo
sich freue, wann se Grüß-Widower sein.
So Männer kann ich net achte, Mister
Editer! (Sein Sie so gut un schicke
Sie den Brief mit der Stell blau an
gestriche an die Alti.)
Mich Hot die Aebsenz vun der Fä
milie, espeschelli vun der Misses Ritsch,
schun am erschte Abend ganz melankelli
gemacht. (Tes derfe Sie aach wieder
blau anstreiche.) Ich wollt die Fämilic
wär wieder hier! (Tobbel anstreiche!)
Ich sein in meiner Kümnierniß zum
Tschalli un hen mich ganz alleenig bei
eme Battelche hingesetzt.
Mei Verlasseheit Hot mer en phileso
fikell Törn of Meind gegewwe un ich
hen mer vum Tschalli e Blatt Papier
(wo als zum Aufschreiwwe beim Skat
gejust werd) un en Ledpensil gewwe
losse un hen mei philesophische Betrach
tunge niedergeschriwwe. Ich sein, wie
Sie wisse, net eigebildet. awwer ich
denk, es is des Beste, was in der Lein
noch geschriwwe worn is. Ich denk, ich
werd die lange Sommerabend während
der Abwesenheit vun meiner liebe Frau
Gemahlin derzu verwende, e Werk ze
schreiwwe. (Tes könn Sie wieder blau
marke!)
Ich geb Jhne hier e Paar Sämpels
vun meine Betrachtunge:
Wann mer so denkt: Wer sollt's ei
gentlich gar net denke, was mer sich
manchmal for Gedanke mache kann.
Aber, was is der Juhs?
Was alleweil for Sache möglich ge-
macht wern, des is alles Mögliche!
Wie kimmt es, daß mer immer am
meiste Torscht Hot, wo die Tschäns for
was Gutes ze trinke am slimste is?
Taß Eim was vorkimmt, was Eim
werklich im ganze Lewe noch net vor
gekimme is, des kimmt Eim heintzetag
jede Tag vor.
Wann es net sei soll, da is es halt
net. Awwer so is es halt emol.
Ei Mensch is so gut wie der Annere.
Tes heißt, des glaab ich noch lang net.
Mehrschtens is er noch e lang Seit
besser.
Te Differenz merkt mer gewöhnlich
erscht. wann es kee Differenz mehr
macht, ob mer'n merkt oder net. Wer
kann's dann enihau net mehr different
mache.
Leit, wo sage, daß die größte Kaf
fern des meiste Geld hen, sein gewöhn
lich Kaffern, wo es ze niz gebracht
hawwe.
Tes menschliche Lewe is nor e
Traum. Manchmal awwer aach net.
Enihau, wann es net so geht, wie mer
sich's geträumt Hot. da kallt mer des
menschliche Lewe noch ganz annere
Name.
Was is der Juhs ze datiern, wann
mer doch wceß. daß es kee Juhs is?
Well, Mister Editer, was sage Sie
derzu? Sein des tiefe Gedanke, oder
sein es net? Well, ich sollt schmeile!
A?wer. des will ich Jhne sage. Mi
ftcr Editer. angreife thut Eim die
Kopfarbeit. Namentlich en fürchterliche
Töricht kriegt mer dervon. Ich hen
heint in Konsequenz dervon en ganz
weibliche Kops, un grad heint that ich
en kliere Kopf brauche, dann ich hen
grad k Tispatsch vun der Misses Ritsch
gekriegt folgenden Inhalts:
.Please, send owwe im Büro dritte
Schublad. oder vcrleicht in der Baz im
Klasett nebich dem Teining-Room die
Läses, wo an den Treß warn, wo ich
bei der Silver-Wedding vun der Mis
ses Meyer ihrem Kossen angehatt hen,
also den Fächer mit die schwarze Läses
un Tippelche druff, des Jackett vun der
Maud, net des. sonnern des annere.
un die schwarze Stackings vum Johnny.
sie liege ze nnnerst im Trunk im lange
Klosett oder im Bäökitt. wo die ge
waschenc Wäsch, wo gestoppt oder ge
flickt wern muß, liegt. Buy Side-Eomb
to match Mauds, also zwei Z)ards for
den Stoff ze matche. wo ich mit hier
genomme hen. Vergeß net. was Te
verschproche hast.
Zausend Kisses.
Misses John Ritsch. Esq."
Krieg die Kränk! Tes soll ich mit
meim werbelichc Kopp alles besorge?!
Um stilles Beileid bittet
Yours
John Ritsch. Esq.
ttt Teufel mit dem Streichholz.
Folgendes lustige Geschichtchen wird
dem K. A." aus der Kuseler Gegend
berichtet: In der Nähe unseres Ortes
sind weit von einander drei Gehöfte ge
legen. In einem dieser drei sollte am
Palmsonntag die Eonfirmation der
älteren Tochter feierlich begangen wer
den. und getreu der Tradition vergaß
man auch nicht des schönen Brauches,
ein Schwein zu schlachten, der nie und
nimmer zu verachten ist. Mit dem
üblichen Pomp wnrde das Schlachtfest
gefeiert, und am Abend wanderten die
Schinken und Würste in gewaltigen
Portionen auf die Vorrat'hskammer.
um alsbald in den Schornstein zum
Räuchern gehängt zu werden. Selbigen
Tages war fürsorglich der Kaminfeger
bestellt, der die Essen und Kamine mit
Besen und Kugeln in harter Arbeit in
ordnungsmäßigen Zustand brachte.
Darüber war's ihm gar zu spät gewor
den und an Heimgehen war an diesem
Tage gar nicht mehr zu denken: das
war aber auch weiter 'nicht schlimm,
denn bei saftigem Wellfleisch und einem
guten Schlachtfesttrunk flössen die
Abendstunden rasch dahin, und müde
von des Tages Arbeit suchte der
schwarze Mann bald sein Nachtquartier
auf. Wie er ging und stand, streckte
er sich mit schwarzem Antlitz nieder,
aber reinen Herzens fiel er in süßen
Schlummer.
Plötzlich fuhr er aus seinen süßen
Träumen auf, geschreckt durch ein Ge
räusch von Männertritten drunten auf
der harten Tenne. Richtig, kam's da
nicht mit leichtem Knarren der Leiter
zum Heuboden herauf? Doch; es war
keine Täuschung möglich; zwei Männer
waren's, die, leise mit einander
flüsternd, die steile Leiter emporkletter
ten. Offenbar halten sie es auf die
Schinken in der nebenan gelegenen
Vorratskammer abgesehen. Mäus
chenstill duckte sich unser wackerer
Schlolfeger in's Heu, um die kommen
den Dinge zu erwarten. Jetzt standen
die beiden Bösewichlcr auf dem Heu
boden. Also du," sagte der eine mit
gedämpfter Stimme, also du nemmschl
die zwaa Schinke nun ich ncmm
Werscht, so viel als ich trage kann.
Jetzt mach emol e Streichholz an, daß
mer die Tihr sinnt." Ter andere be
gann in seinen Hosentaschen zu suchen,
endlich langte er die gelbköpsigen
Schwefelhölzer hervor und versuchte sie
auf die mit Recht so beliebte Art des
Streichens am gespannten Hosenbein
zu entzünden. Aber o weh! Tie
Streichhölzer mußten feucht gewesen
sein, denn eins nach dem anderen ver
sagte, und mit einem Fluch warf der
Schinkendieb eins nach dem anderen
beiseite.
Nun glaubte der verborgene Kamin
kehrer seine Zeit gekommen; er suchte
leise in seinen eigenen Taschen nach der
Zündholzschachtel und hielt sie parat.
Da, dess iss 's lescht," fluchte der Ein
brecher, e Tunnerwettcr noch
emol, d o soll j v d c leib
haftige Deiwel neifahre!"
Kaum aber hatte er das Wort heraus,
da flammte plötzlich eine kleine fchwe
selige Flamme vor ihnen auf und in
dem ungewissen Scheine stand eine
lange schwarze Gestalt vor den zn Tode
Erschrockenen, die ihnen entgegenbrüllte:
Hier iss'r, was foll'r?" Mit
einem Satz waren die beiden Spitz
buben vom Heuboden herunter und in
der Tenne. Hals und Bein hätten sie
brechen können, aber das kümmerte sie
nicht. Spornstreichs liefen sie mit blu
tigen Köpfen in die Nacht und in's
Dunkel hinaus. Niemand hat sie er
kaunt, aber wenn in dem benachbarten
Torfe Zwei mit verbundenen Köpfen
erscheinen, da sieht ihnen allemal Alt
und Jung mit vielsagendem Lächeln
nach.
BiSmarck und Moltkc bei Lenbach.
Solange Bismarck noch im Amte
war, kostete es List und Geduld, ihn
zum Sitzen" zu bringen. Er machte
gar kein Hehl daraus, daß er keine
besondere Vorliebe sin die Künstler im
Allgemeinen und Maler im Besonderen
habe. Schmeichelhast war ja das nicht,
aber die Fürstin versicherte entschuldi-
gend: Mein Mann meint das natür
lich nicht so!" Saß er aber es
kam da immer auf Minuten an dann
war er auch ruhig und dielt tapser aus.
Nur zn lange dürfte die Malerei nicht
dauern. Tabei war der Fürst doch
neugierig. Er wollte die Zeichnung
gleich sehen, ob was draus wird!"
-Pater, in den Ruhetagen in Fried
richsruh, war er zum Sitzen leicht zu
haben; nur mußte man es ihm bequem
und die Sitzerei" nach seinem Wunsche
einrichten. Vor Allem mußten die
Hände nach Bequemlichkeit ruhen kön
nen. Tcr Oberkörper durfte nicht ge
rade wie 'ne Stange im Sessel gerichtet
sein, fondern so nun eben, wie er
wollte, und nicht immer, wie es dein
Maler paßte. ..Es ist ein Glück für
den Maler." meinte Professor von Len
dach während einiger letzten Sitzungen,
daß er bei dem Kopf Eurer Turch
laucht genau weiß, wo er anpacken soll
das Gesicht bleibt sich immer gleich".
Meinen Sie. Professor?" entgeg
ncte der Fürst, den Kopf wendend.
Ja. Freude. Acrgcr, dieselben
Züge. Nur das Aiige ist verändert."
Tas freut mich zu hören, lieber
Lenbach, denn es ist nicht immer gut,
wenn die Gedanken auf dem Geficht zu
lesen sind, wie Romane.
Franz von Lenbach hatte immer seine
liebe Noth mit den Mustermenschen.
Moltke hat auf des Künstlers Bitte sich
ohne die berühmte blonde Perrückc, die
er sonst trug, malen lassen und so den
unglaublich durchbildeten Schädel zum
Studium dargeboten. Nach zwei
Sitzungen während gerade Lenbach
malte setzte der Marschall ruhig seine
Perrücke wieder auf. Als Lenbach auf
blickte und Moltke plötzlich mit der
Perrücke sah. sagte der Schlachtcnlenkcr
lächelnd: Lieber Herr Lenbach. wir
wollen die Geschichte mit dem platten
Schädel doch sein lassen. Mit der
Perrücke auf dem Kopf kann ich doch
vielleicht noch Eroberungen machen,
aber ohne diese sieht mein Schädel wie
ein frisch geölter Stubcnbodcn aus."
Aber es ist doch schade, wenn die Welt
nicht " Moltke unterbrach den Mei
stcr: Na, 'auf die Pcrrücke kommt's
doch beim Bilde nicht an, lieber Len
bach oder doch ? Aber wenn Sie
schon angefangen und es Ihnen, wie
es scheint, Vergnügen macht, soll die
Welt sehen, was unter der Perrücke bis
jetzt verborgen war. also malen Sie
den geölten Stubenboden weiter!" Und
Moltke nahm die Perrücke wieder ab.
Ueberlistung.
Bei Napoleon's Wiederkehr aus sei
ner ersten Verbannung von der Insel
Elba nach Frankreich trug sich ein klei
nes Seeabenteuer zu, das von dem
Kaiser und seinen Freunden als ein
Wahrzeichen neuen Glücks genommen
wurde. -Während Napoleon auf Elba
am 25. Februar 1815 ein prächtiges
Fest veranstaltet hatte, das die Auf
mcrksamkeit seiner Wächter ablenkte,
war es ihm gelungen, auf der Brigg
l'Jnconstant" davon zu segeln. Ten
noch schwebte der Flüchtling in fort
währender Gefahr, von französischen
und englischen Schiffen, die in den
Gewässern kreuzten, erkannt und wie
der eingefangen zu werden. Am 28.
Februar, dem dritten Tage der Fahrt,
kam die französische Brigg der Zephyr"
in Sicht und Napoleon's Fahrzeug so
nahe, daß bei dem matten Winde an
ein Entkommen nicht mehr zu denken
war. Sein treuer General Bcrtrand,
der sich mit ihm an Bord der l'Jncon
stank" befand, rieth zur Gegenwehr auf
Leben und Tod.
Napoleon bestand jedoch darauf, zu
nächst zu einer List die Zuflucht zu neh
men. Seine Annahme, daß der Kapi
tän des Zephyr" von der Flucht des
Kaisers noch keine Kunde habe, erwies
sich bald als richtig. Auf Napoleons
Geheiß mußteu sich seine Grenadiere
platt auf das Verdeck legen und die
Mützen abnehmen, Napoleon selbst
setzte sich eine Theermütze auf, hüllte sich
in einen Theermantel und erwartete
gelassen, eine Stummelpfeife im
Munde und ein Sprachrohr in der Hand,
das Vorüberfahrcn des Zephyrs".
Tieser kam Bord an Bord vorbei.
Man begrüßte sich durch das Sprach
rohr und vom Zcphyl" herüber srug
der Kapitän nach dem Befinden des
gefangenen Napoleon auf Elba. Napo
leon drückte den Südwester tiefer in die
Stirn und schrie durch's Sprachrohr:
Wundervoll gut!" Darauf strich der
Zephyr", ohne daß sein Führer den
geringsten Argwohn geschöpft hatte, an
der l'Jnconstant" vorbei. Als sie in
der Dämmerung des Abends ver
schwand, fielen sich die Grenadiere mit
Jubelrufen über Napoleons neu auf
gehenden Glücksstern" in die Arme.
Wie der iet;ige Grofzherzog von
Baden UM sich rettete.
Unter der Ueberschrift: Eine Mai
nacht aus dem Jahre 1849 in Karls
ruhe" veröffentlichen der nationallibe
rale Mannheimer General-Anzeiger"
und die Badische Landeszeitung" den
Bericht eines Augenzeugen über die
Scene, wo Großherzog Friedrich als
junger Offizier nur mit äußerster Ge
sahr sein Leben durch einen Sprung
aus der Jnfanterie-Kaserne rettete. Ter
Verfasser des Berichtes war damals Po
lytechniker in Karlsruhe und erzählt:
Als das eiserne Thor verbogen und
geknickt zu Boden lag, drängte Alles in
die Kaserne. Ich stand mit ungefähr
zwei oder drei Kommilitonen neben dem
Thorbogen der Kaserne, als plötzlich
ein Fenster edener Erde von innen auf
gerissen wurde und ein junger Offizier
sich auf die Fensterbrüstung schwang.
Todtenbleich mit verwirrtem Haar und
mit aufgerissener Uniform blickte er
erschreckt hinter sich und sprang dann,
dicht vor uns zur Erde. Ei. das ist
ja Prinz Friedrich!" rief plötzlich ein
Bürger, der neben uns stand. Aller
dings war es Prinz Friedrich, jetziger
Großherzog, welcher den Regiments
Kommandeur Holz zur Kaserne be
gleitet hatte, um die rebellirenden Sol
daten zur Ordnung zurück zu bringen.
Toch jeder Zuspruch war gescheitert.
Wie rasend drangen die betrunkenen
Soldaten mit gezogenen Säbeln auf
beide ein, und während Oberst Holz,
der die Lokalitäten kannte, von seinem
Sohne unterstützt, durch eine Hinter
thür sich rettete, obwohl stark verwun
det, eilte der mit dem Tode bedrohte
Prinz durch den Korridor der Kaserne
in ein Zimmer der Frontseite der Ka
ferne und fand sich plötzlich durch einen
Sprung aus dem Fenster mitten unter
uns. Wir erkannten sofort die Gefahr,
nahmen ihn im Verein mit einigen
Bürgern in die Mitte und eilten davon.
Es war aber auch die höchste Zeit. Noch
hatten wir die Ecke der Kaserne nicht
erreicht, als eine Rotte wüthender, be
rauschtcr Soldaten mit gezückten Sa
dein unter furchtbaren Trohungcn aus
dem Thore stürzten, um des Prinzen
habhaft zu werden. Unzweifelhaft hatte
ihn die Rotte ermordet, wenn er in ihre
Hände gefallen wäre. Aber er war in
Sicherheit, und noch heute erfüllt es
mich mit innigem Tank, daß ein glück
licher Zufall es mir gestattete, zur Rct
tung eines so edlen Fürsten beigetragen
zuhaben."
Ter waschecht gefärbte Leutnant.
Ein junger Leutnant in der russischen
Armee wurde unlängst der Held eines
sehr eigenthümlichen Abenteuers. Tcr
junge Offizier machte seit einiger Zeit
der Tochter eines Färbers in Moskau
den Hof, doch der Vater, wohl wissend,
daß die Liebelei zu nichts Reellem führen
werde, verbot ihm auf das Energischste
sein Haus. Tas Verbot wurde jedoch
nicht beachtet, und als dem Alten endlich
die Geduld riß. beschloß er. sich von dem
Lästigen auf eine sehr originelle Manier
zu befreien. Ungeachtet seines ver
zweifelten Widerstandes ergriff er den
jungen Mann und tauchte ihn in eine
Bütte mit Farbe. Nachdem er dieses
Verfahren verschiedene Male wieder
holt hatte, ließ er den Unglücklichen
laufen. Außer sich vor Wuth stürzte
der Leutnant nach Hause und verbrachte
Stunde um Stunde damit, die glün
zende Farbe von Gesicht und Händen
zu entfernen. Aber es war vergebene
Mühe, die Farbe blieb haften bis zu
den Wurzeln seines Haares. In dieser
seltsamen Verfassung präsentirte sich
nun der Leutnant dem Gcncralgouver
ncur von Moskau, der ihn natürlich
sehr befremdet anstarrte. Nachdem er
den Grund der Verwandlung erfahren
hatte, schickte er sofort zu dem Färber
und gebot ihm auf das Strengste, dem
jungen Mann feine natürliche Gesichts
färbe wieder herzustellen. Aber stolz
erklärte der Künstler", daß diese Farbe
nach einer neuen Erfindung gemischt
sei und waschecht" wäre, so bald ginge
sie nicht wieder ab. Tcr Leutnant ist
krank vor Wuth, daß er nun so als
Aushängeschild für den alten Färber
meister dienen muß, er befindet sich
gegenwärtig in chemischer Behandlung,
doch dürfte es immerhin noch einige
Wochen dauern, bis er wieder sein
Milch- und Blutgesichtchen erhält. Tem
schönen Töchterchen des Färbers geht er
nun meilenweit aus dem Wege.
Ein Schwerenötker.
Er: Fräulein, hier in dem Boot
muß ich Ihnen ein Kuß geben."
Sie: Muß?"
Er: Ja. damit das Citat zur Wahr
hcit werde: Ein Vergnügen cig'ner
Art, ist doch eine Wasserfahrt"."
Im Gebirge.
Aber wie kann man nur so faul
sein? Warum wollen Sie die Berg
Partie nicht mitmachen?"
Aus einem sehr einfachen Grund!
Ter Berg hat zweitausend Fuß und ich
nur zwei das ist kein Verhältniß!"
'Richtig.
180 Pfund hab' ich gradaus! Wol
len Sie sich nicht auch wäg'n, Herr Zip
singer?" A, hören S' mir auf mit den Au
tomaten! So oft ich mich auf so einer
Waag' wäg'n thu. werd ich leichter!"
So, um wieviel denn?"
Jedesmal um einen Cent !"
Auf dem Balle.
Mutter: Irma, dort schwirrt der
junge Z. . . um uns herum, sei ja recht
liebenswürdig, wenn er Tich anspricht,
denn Tu weißt, er will sich vcrheirathcn,
jetzt hat er gerade 'nen Frack an. und
da ist cr zu Allem fähig."
Genau eingetheilt.
Sie liegen aber mindestens acht
Stunden täglich in der Kneipe!"
Ich habe eben den Normal-Arbeits-tag
schon eingeführt: acht Stunden bin
ich verheirathet, acht Stunden schlafe ich
und acht Stunden bin ich Mensch!"
Beruhigend.
Junger Rechtsanwalt: Machen Sie
sich keine Sorge, verehrter Herr. Die
ersolgrciche Führung Ihres Prozesses
soll meine Lebensausgabe werden."
Lnzro.
Herr Leutnant werden wobl oft zu
einem Rendezvous eingeladen?"
Selbstverständlich! Habe mir je
druckte Rendezvous Absagekarten an
schaffen müssen."
Seilblld.
Tourist (in einem Gebirgsdorf zum
Wirth): Kann ich Alpenbutter haben?"
'Wirth: Ja. aber nicht vor einer
Stunde! Tie Bötin bringt sie erst aus
der Stadt mit !"
Nie recht.
Ticncr (zu sich selbst): Wie macht
man's nun rccht. dcr vorige Herr ent
ließ mich, weil ich nicht gehorcht habe,
und der jetzige jagt mich fort, weil ich
gehorcht habe."
Aus alle Fälle richtig.
Geschichtslehrer: Was wird der
Prinz von Wales, wenn die Königin
von England mal stirbt?"
Schüler: Ein Waisenkind."
Vorsicht ist die Mutter der Weisheit.
Meister (zu seinem Lehrjuizgen):
Fritze, hier haste eenen Jroschcn, hol'
mir davor vier Zijarren!"
Lehrling: Brauch ick dazu keenen
Jiftschein?"
Auswatzircich.
Tourist (in einem Gebirgs-Hotel):
Ich möchte morgen einen Berg bcstei
gen."
Geschäftsführer (ehemals Commis):
Euer Gnaden dürfen nur bestimmen,
wir haben Berge von 1000 bis 4000
Meter."
Beiin Pferdehändler.
Herr: Ich will ein junges, gesundes
Thier."
Händler: Tann nehmen Sie den
Schimmel, ein kerngesundes Pferd."
Herr: Tas glaub ich. denn sonst
wäre er nicht so alt geworden!"
' Frech.
Tie Madame: Tas muß ich Ihnen
aber sagen, Anna, wenn Sie Ihre Ar
bcit nicht flotter verrichten, so bin ich
gezwungen, ein anderes Mädchen zu
nehmen!"
Anna: O bitte, thun Sie das nur,
zu zwei geht es dann auch flotter."
Schmerzensgeld.
Sonntagsjäger: Hier haben Sie
zwei Mark Schmerzensgeld, weil ich
Sie unversehens getroffen. Wie heißen
Sie?"
Ter Angeschossene: Hase!"
Sonntagsjäger: Hase? Ta haben
Sie noch eine Mark, weil ich nun ein
mal einen Hasen getroffen habe."
vor Gericht.
Herr Richter, ich begreif' gar nicht,
wie mich der Mensch da auf Ehrende
leidigung verklagen kann!"
Wieso?"
Nämlich, i bin der Landlord und er
is blos mei Tenant !"
Gebildet.
Handwerker (einer Köchin einen Hei-
rathsantrag machend): , Tu weißt
ja, Kathi, daß ich Dich immer schon
gern gehabt hab' nid "
Köchin: Halt wenn Tu mir einen
Heirathsantrag oder eine Liebcserklä
rung machen willst, so kniest Tu Tich
vor mich hin! Ich war mehr wie zehn
Jahre bei den feinsten Herrschaften im
Tienst und weiß, was sich gehört !"
Unartig.
Tarne: Dieser Witz ist alt, den habe
ich schon als Kind gehört."
Herr: Ach nein, so alt ist er denn
doch noch nicht !"
Gleich errathen.
Grcthe: Was ist denn der Herr, mit
dem Tu vorhin gctanzt hast?"
Klara: Conditor."
Grethe: Tas dachte ich mir. Es ist
ein so süßer Mensch."
Beschränkte kogik.
Köchin (zu ihrem Soldaten): Jetzt
sag' 'mal, warum denn wegen so einem
Krieg eigentlich das Brod theuer wird?
Schießt man denn mit Knödeln?"
Imnicr derselbe.
Arzt: Werde dem Herr Leutnant
'mal Blutegel ansetzen."
Leutnant (vom Adel) : Glaube nicht,
daß die Tinger anbeißen, werden blaues
Blut nicht mögen."
Nicht z knapp.
Tarne: Essen Sie Spargel gern?"
Herr: Je nachdem; ich finde immer,
ein Bund Spargel schmeckt nicht beson
ders, aber zwei Bund schmecken ausge
zeichnet." Variante.
Tu hast ja Tiamanten und Perlen,
Hast alles, was Menschenbegehr,
Tu hast ja so schön we'ße Zahne,
Mein Liebchen! Wo hast Tu sic her?
Boshafte Annonce.
10 Mark Belohnung Demjenigen,
welcher mir aligiebt, wann ich den
Herrn Bureauchef in' seinem Amtslokal
sicher treffen kann. E. Müller.
in netter Mensch.
Chef: Na. das ist gut! Ich bin
früher im Comptoir als Sie!"
Kommis: O bitte, ich lasse meinen
Chefs stets den Vortritt!"