Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 13, 1899, Image 11
ine Urahne der Kf niain Pic toria. Tcr H (icburtstdj ber englischen Königin erinnert an eine alte außerhalb nalantS beinahe vergebene beschichte, welche den Wechsel der Tinge und das Epiel des Glücke? so recht vor Augen fuhrt. Nur wenige dürsten wissen, daß Königin Viktoria in ihrem Stamm bäum eine Urahne besitzt, die Zchün! mamscll war. ehe sie Mutter von König innen wurde. 13 war am 10. Juni 1045, an einem herrlichen Tommertage. In dem wun dervollen Seebads Vorgate bei London saß ein bildhübsche?, kaum fünfzehn Lenze zahlendes Mädchen am Todten lager seiner Mutter. Ter Vater war schon feit einigen Jahren todt, und nun stand das arme Kind als verlassene Waise auf der weiten Gotteswelt. Als die Leichenfrau kam, um ihres Amtes zu walten, trat die Nachbarin mit in die Kammer. Aber anstatt das der waiste Mädchen zu trösten und ihm Muth für das fernere iZrdenleben zuzn sprechen, äußerte sie abfällige Worte über die Verstorbene und deren Gatten, indem sie zur Leichenfrau sprach: Ja. nun kommt das Ende vom Liede. Wäre der Mann sparsam und ordent lich gewesen, so hätte er sein Erdtheil, wohl an dreihundert Pfund, ansehnlich vermehren, zum mindesten aber sparen können, denn sein Geschäft warf ihm eine stattliche Summe ab. Nun füllt die Tochter der Gemeinde als Bettlerin zur Last." Tiefe harten Worte trafen das Herz der Waise wie ein Tolchstich. Als Bettlerin! Nern, gewiß nicht! Sie wollte niemandem lüstig werden! Mu thig wollte Ellen, so hieß die Waise, für ihr Fortkommen arbeiten und käm pfen oder in Ehren untergehen. Als die Mutter beerdigt war, lenkte Ellen ihre Schritte nach der nahen Residenz London, um irgend etwas zu ergreifen. Aber es waren damals schwere Zeiten, erlitten die königlichen Truppen doch eben, am 15. Juni 1645. die Niederlage bei Nasebn. Tie Le bensmittel waren unermeßlich theuer, der Verkehr gericth ins Stocken, was Wunder also, daß Ellens Baarschaft bis auf einen Schilling zusammen schmolz! Ellen war der Verzweiflung nahe, denn in jedem Hause, wo sie we gen Arbeit vorsprach, erhielt sie barsche Abweisung. Aber das Vertrauen auf Gott, der ja der verlassenen Waisen Vater ist. ließ ihren Muth nicht gänz lich sinken. Endlich, nachdem sie fast acht Tage lang unter den unsäglichsten Entbehrungen umhergeirrt, war ihr das Glück hold; sie erhielt eine Stelle als Bierverkauferin in der großen Brauerei von Peasley. Turch das nun wieder beginnende geregelte Leben erhielten Ellens Wangen die alte Fri sche. und gutes Essen und Trinken machten aus dem verkümmerten Mäd chen gar bald eine stattliche Jungfrau. Herr PeaLley. der Besitzer der Brauerei, fand mit der Zeit Gefallen an seiner schmucken Verkäuferin, zumal er be merkte, daß sie infolge ihrer bestechen den, ungekünstelten Freundlichkeit die Gäste erheiterte und das Geschäft zum Blühen brachte. Als er ihr dann nach einigem Zögern seine Hand fürs Leben anbot, sagte die um Vieles jüngere Ellen Ja", und zum Verdrusse der Frauen und Mädchen des Stadtbezirks wurde Ellen im Alter von kaum sieb zehn Jahren die Gattin des reichen Braucreibesitzers Peasley. Toch schon einige Jahre später starb Peasley und vermachte seiner jungen Frau testamen tarisch seine ganzen Besitztümer. Tie zahlreichen Verwandten fochten indessen das Testament an, und nur der ausge zeichneten Vertheidigung ihres Anwal tes Hvde verdankte Ellen, daß das Ge richt ihr das Erbtheil unverkürzt zu sprach. Nun stand die vor wenigen Jahren noch Mittel- und rathlose Waise als steinreiche Wittwe da, und zahlreiche Sprößlinge des höchsten Adels, die tief verschuldet waren, bewarben sich um die Gunst Ellens. Aber alle erhielten von ihr ein Körbchen. Nur einem war sie zugethan: dem Anwalt Hyde. dem sie ja im Grunde genommen ihren Reich thum verdankte; denn ohne seine Ver theidigung wäre der Prozeß schwerlich zu ihren Gunsten entschieden worden. Auch Hyde, der während des Prozesses täglich mit Ellen zn sprechen hatte, fühlte sich zu der jungen Wittwe hingezogen, und nach Jahresfrist war Ellen Frau Hyde. Mit außergewöhnlicher Klugheit be gabt, lenkte Hyde die Aufmerksamkeit auf sich und wurde, als er nach dem Sturze Straffords, des mächtigen Staatsmannes und Statthalters von Irland, der am 12. Mai 1641 auf dem Schaffot endete, sich in die Reihe der Königlichen stellte, Schatzkanzler von England und Mitglied des Geheimen Rathes. Für seine weiteren Verdienste er bemühte sich u. a. nach Karls 1. Hinrichtung Frankreich und Spanien für König Karl 11. zu gewinnen wurde er von diesem zum Lordkanzler und später zum Grafen von Elarendon ernannt. Tas eheliche Band zwischen ihm und seiner Gemahlin Ellen war gefestigt worden durch einen Sohn und zwei reizende Madchen, von denen be sonders die Aeltere, Gräfin Anna, statt lich emporblühte. Ter Herzog von York, der 1685 auf die Tauer von nur drei Jahren als König Jakob 11. den englischen Thron bestieg, verkehrte viel in der Familie des Grafen von Clären don und vermählte sich mit der Gräfin Anna. Ellen wurde somit Graf Elarendon war bereits am 9. Sepiem ber 1(74 zu Reuen gcstorb:n und ist in der Westminsterabtei beigesetzt 1655 die Schwiegermutter Konig Jakob- II. Testen Ehe entsprossen zwei Tochter: Maria und Anna, die spater beide die Königskrone trugen. Maria vermahlte sich 1677 mit dem Prinzen Wilhelm von Cranien, dem Erbstatthalter der Nieder lande. Tieser Prinz landete am 5. Nov. 1686 mit einem niederländischen Geschwader in Torby, zog am 1. Te zember in London ein, erklärte seinen inzwischen nach Frankreich entflohenen Schwiegervater. König Jakob 11. als deS Thrones verlustig und wurde durch ein am 22. Januar 1689 zusammen getretenes Konventions-Parlament am 13. Februar 168'.' zum König Wil helm III. von Großbritannien und Irland erhoben. Tie zweite Tochter König Jakobs 11.. Änna, vermählte sich im Jahre 1683 mit dem Prinzen Georg von Tänemark und folgte ihrem Schwager, dem Könige Wilhelm III., der am 19. März 1702 kinderlos ge sterben war. auf dem englischen Thron. Am 1. August 1714 starb sie als letzte Königin aus dem Hause der Stuarts. Beide Königinnen, sowohl Maria wie Anna, nehmen in der englischen Ge schichte einen ehrenvollen Platz ein. Thatsache ist demnach, daß England drei Königinnen der einst von aller Welt verlassenen und geschmähten Waise Ellen verdankt, die hinauszog, um nicht ihrer Gemeinde als Bettlerin zur Last zu fallen, und schließlich durch ein gütiges Geschick die Schwiegermutter eines Königs und die Großmutter zweier Königinnen von England wurde, die auch in Königin Victorias Stamm bäum zu finden sind. Strohwittwcrschaft. Jvnings-Staats-Nuhspäper, äkroß die Briisch. Jhst Neu Z)ork Boro. Mister Editer! No Flowers! Tie Alti mit der Bälanz vun der Familie is fort in die Kauntri un ich fein trauernd Hinterbliebener Stroh widower. Ich hen eigentlich aach mit gesollt, awwer die Älli Hot eigesehe, daß ich hier Busineß ze tende hen, wo net niglekted wern derf. Es gebt Männer. Mister Editer, wo sich freue, wann se Grüß-Widower sein. So Männer kann ich net achte, Mister Editer! (Sein Sie so gut un schicke Sie den Brief mit der Stell blau an gestriche an die Alti.) Mich Hot die Aebsenz vun der Fä milie, espeschelli vun der Misses Ritsch, schun am erschte Abend ganz melankelli gemacht. (Tes derfe Sie aach wieder blau anstreiche.) Ich wollt die Fämilic wär wieder hier! (Tobbel anstreiche!) Ich sein in meiner Kümnierniß zum Tschalli un hen mich ganz alleenig bei eme Battelche hingesetzt. Mei Verlasseheit Hot mer en phileso fikell Törn of Meind gegewwe un ich hen mer vum Tschalli e Blatt Papier (wo als zum Aufschreiwwe beim Skat gejust werd) un en Ledpensil gewwe losse un hen mei philesophische Betrach tunge niedergeschriwwe. Ich sein, wie Sie wisse, net eigebildet. awwer ich denk, es is des Beste, was in der Lein noch geschriwwe worn is. Ich denk, ich werd die lange Sommerabend während der Abwesenheit vun meiner liebe Frau Gemahlin derzu verwende, e Werk ze schreiwwe. (Tes könn Sie wieder blau marke!) Ich geb Jhne hier e Paar Sämpels vun meine Betrachtunge: Wann mer so denkt: Wer sollt's ei gentlich gar net denke, was mer sich manchmal for Gedanke mache kann. Aber, was is der Juhs? Was alleweil for Sache möglich ge- macht wern, des is alles Mögliche! Wie kimmt es, daß mer immer am meiste Torscht Hot, wo die Tschäns for was Gutes ze trinke am slimste is? Taß Eim was vorkimmt, was Eim werklich im ganze Lewe noch net vor gekimme is, des kimmt Eim heintzetag jede Tag vor. Wann es net sei soll, da is es halt net. Awwer so is es halt emol. Ei Mensch is so gut wie der Annere. Tes heißt, des glaab ich noch lang net. Mehrschtens is er noch e lang Seit besser. Te Differenz merkt mer gewöhnlich erscht. wann es kee Differenz mehr macht, ob mer'n merkt oder net. Wer kann's dann enihau net mehr different mache. Leit, wo sage, daß die größte Kaf fern des meiste Geld hen, sein gewöhn lich Kaffern, wo es ze niz gebracht hawwe. Tes menschliche Lewe is nor e Traum. Manchmal awwer aach net. Enihau, wann es net so geht, wie mer sich's geträumt Hot. da kallt mer des menschliche Lewe noch ganz annere Name. Was is der Juhs ze datiern, wann mer doch wceß. daß es kee Juhs is? Well, Mister Editer, was sage Sie derzu? Sein des tiefe Gedanke, oder sein es net? Well, ich sollt schmeile! A?wer. des will ich Jhne sage. Mi ftcr Editer. angreife thut Eim die Kopfarbeit. Namentlich en fürchterliche Töricht kriegt mer dervon. Ich hen heint in Konsequenz dervon en ganz weibliche Kops, un grad heint that ich en kliere Kopf brauche, dann ich hen grad k Tispatsch vun der Misses Ritsch gekriegt folgenden Inhalts: .Please, send owwe im Büro dritte Schublad. oder vcrleicht in der Baz im Klasett nebich dem Teining-Room die Läses, wo an den Treß warn, wo ich bei der Silver-Wedding vun der Mis ses Meyer ihrem Kossen angehatt hen, also den Fächer mit die schwarze Läses un Tippelche druff, des Jackett vun der Maud, net des. sonnern des annere. un die schwarze Stackings vum Johnny. sie liege ze nnnerst im Trunk im lange Klosett oder im Bäökitt. wo die ge waschenc Wäsch, wo gestoppt oder ge flickt wern muß, liegt. Buy Side-Eomb to match Mauds, also zwei Z)ards for den Stoff ze matche. wo ich mit hier genomme hen. Vergeß net. was Te verschproche hast. Zausend Kisses. Misses John Ritsch. Esq." Krieg die Kränk! Tes soll ich mit meim werbelichc Kopp alles besorge?! Um stilles Beileid bittet Yours John Ritsch. Esq. ttt Teufel mit dem Streichholz. Folgendes lustige Geschichtchen wird dem K. A." aus der Kuseler Gegend berichtet: In der Nähe unseres Ortes sind weit von einander drei Gehöfte ge legen. In einem dieser drei sollte am Palmsonntag die Eonfirmation der älteren Tochter feierlich begangen wer den. und getreu der Tradition vergaß man auch nicht des schönen Brauches, ein Schwein zu schlachten, der nie und nimmer zu verachten ist. Mit dem üblichen Pomp wnrde das Schlachtfest gefeiert, und am Abend wanderten die Schinken und Würste in gewaltigen Portionen auf die Vorrat'hskammer. um alsbald in den Schornstein zum Räuchern gehängt zu werden. Selbigen Tages war fürsorglich der Kaminfeger bestellt, der die Essen und Kamine mit Besen und Kugeln in harter Arbeit in ordnungsmäßigen Zustand brachte. Darüber war's ihm gar zu spät gewor den und an Heimgehen war an diesem Tage gar nicht mehr zu denken: das war aber auch weiter 'nicht schlimm, denn bei saftigem Wellfleisch und einem guten Schlachtfesttrunk flössen die Abendstunden rasch dahin, und müde von des Tages Arbeit suchte der schwarze Mann bald sein Nachtquartier auf. Wie er ging und stand, streckte er sich mit schwarzem Antlitz nieder, aber reinen Herzens fiel er in süßen Schlummer. Plötzlich fuhr er aus seinen süßen Träumen auf, geschreckt durch ein Ge räusch von Männertritten drunten auf der harten Tenne. Richtig, kam's da nicht mit leichtem Knarren der Leiter zum Heuboden herauf? Doch; es war keine Täuschung möglich; zwei Männer waren's, die, leise mit einander flüsternd, die steile Leiter emporkletter ten. Offenbar halten sie es auf die Schinken in der nebenan gelegenen Vorratskammer abgesehen. Mäus chenstill duckte sich unser wackerer Schlolfeger in's Heu, um die kommen den Dinge zu erwarten. Jetzt standen die beiden Bösewichlcr auf dem Heu boden. Also du," sagte der eine mit gedämpfter Stimme, also du nemmschl die zwaa Schinke nun ich ncmm Werscht, so viel als ich trage kann. Jetzt mach emol e Streichholz an, daß mer die Tihr sinnt." Ter andere be gann in seinen Hosentaschen zu suchen, endlich langte er die gelbköpsigen Schwefelhölzer hervor und versuchte sie auf die mit Recht so beliebte Art des Streichens am gespannten Hosenbein zu entzünden. Aber o weh! Tie Streichhölzer mußten feucht gewesen sein, denn eins nach dem anderen ver sagte, und mit einem Fluch warf der Schinkendieb eins nach dem anderen beiseite. Nun glaubte der verborgene Kamin kehrer seine Zeit gekommen; er suchte leise in seinen eigenen Taschen nach der Zündholzschachtel und hielt sie parat. Da, dess iss 's lescht," fluchte der Ein brecher, e Tunnerwettcr noch emol, d o soll j v d c leib haftige Deiwel neifahre!" Kaum aber hatte er das Wort heraus, da flammte plötzlich eine kleine fchwe selige Flamme vor ihnen auf und in dem ungewissen Scheine stand eine lange schwarze Gestalt vor den zn Tode Erschrockenen, die ihnen entgegenbrüllte: Hier iss'r, was foll'r?" Mit einem Satz waren die beiden Spitz buben vom Heuboden herunter und in der Tenne. Hals und Bein hätten sie brechen können, aber das kümmerte sie nicht. Spornstreichs liefen sie mit blu tigen Köpfen in die Nacht und in's Dunkel hinaus. Niemand hat sie er kaunt, aber wenn in dem benachbarten Torfe Zwei mit verbundenen Köpfen erscheinen, da sieht ihnen allemal Alt und Jung mit vielsagendem Lächeln nach. BiSmarck und Moltkc bei Lenbach. Solange Bismarck noch im Amte war, kostete es List und Geduld, ihn zum Sitzen" zu bringen. Er machte gar kein Hehl daraus, daß er keine besondere Vorliebe sin die Künstler im Allgemeinen und Maler im Besonderen habe. Schmeichelhast war ja das nicht, aber die Fürstin versicherte entschuldi- gend: Mein Mann meint das natür lich nicht so!" Saß er aber es kam da immer auf Minuten an dann war er auch ruhig und dielt tapser aus. Nur zn lange dürfte die Malerei nicht dauern. Tabei war der Fürst doch neugierig. Er wollte die Zeichnung gleich sehen, ob was draus wird!" -Pater, in den Ruhetagen in Fried richsruh, war er zum Sitzen leicht zu haben; nur mußte man es ihm bequem und die Sitzerei" nach seinem Wunsche einrichten. Vor Allem mußten die Hände nach Bequemlichkeit ruhen kön nen. Tcr Oberkörper durfte nicht ge rade wie 'ne Stange im Sessel gerichtet sein, fondern so nun eben, wie er wollte, und nicht immer, wie es dein Maler paßte. ..Es ist ein Glück für den Maler." meinte Professor von Len dach während einiger letzten Sitzungen, daß er bei dem Kopf Eurer Turch laucht genau weiß, wo er anpacken soll das Gesicht bleibt sich immer gleich". Meinen Sie. Professor?" entgeg ncte der Fürst, den Kopf wendend. Ja. Freude. Acrgcr, dieselben Züge. Nur das Aiige ist verändert." Tas freut mich zu hören, lieber Lenbach, denn es ist nicht immer gut, wenn die Gedanken auf dem Geficht zu lesen sind, wie Romane. Franz von Lenbach hatte immer seine liebe Noth mit den Mustermenschen. Moltke hat auf des Künstlers Bitte sich ohne die berühmte blonde Perrückc, die er sonst trug, malen lassen und so den unglaublich durchbildeten Schädel zum Studium dargeboten. Nach zwei Sitzungen während gerade Lenbach malte setzte der Marschall ruhig seine Perrücke wieder auf. Als Lenbach auf blickte und Moltke plötzlich mit der Perrücke sah. sagte der Schlachtcnlenkcr lächelnd: Lieber Herr Lenbach. wir wollen die Geschichte mit dem platten Schädel doch sein lassen. Mit der Perrücke auf dem Kopf kann ich doch vielleicht noch Eroberungen machen, aber ohne diese sieht mein Schädel wie ein frisch geölter Stubcnbodcn aus." Aber es ist doch schade, wenn die Welt nicht " Moltke unterbrach den Mei stcr: Na, 'auf die Pcrrücke kommt's doch beim Bilde nicht an, lieber Len bach oder doch ? Aber wenn Sie schon angefangen und es Ihnen, wie es scheint, Vergnügen macht, soll die Welt sehen, was unter der Perrücke bis jetzt verborgen war. also malen Sie den geölten Stubenboden weiter!" Und Moltke nahm die Perrücke wieder ab. Ueberlistung. Bei Napoleon's Wiederkehr aus sei ner ersten Verbannung von der Insel Elba nach Frankreich trug sich ein klei nes Seeabenteuer zu, das von dem Kaiser und seinen Freunden als ein Wahrzeichen neuen Glücks genommen wurde. -Während Napoleon auf Elba am 25. Februar 1815 ein prächtiges Fest veranstaltet hatte, das die Auf mcrksamkeit seiner Wächter ablenkte, war es ihm gelungen, auf der Brigg l'Jnconstant" davon zu segeln. Ten noch schwebte der Flüchtling in fort währender Gefahr, von französischen und englischen Schiffen, die in den Gewässern kreuzten, erkannt und wie der eingefangen zu werden. Am 28. Februar, dem dritten Tage der Fahrt, kam die französische Brigg der Zephyr" in Sicht und Napoleon's Fahrzeug so nahe, daß bei dem matten Winde an ein Entkommen nicht mehr zu denken war. Sein treuer General Bcrtrand, der sich mit ihm an Bord der l'Jncon stank" befand, rieth zur Gegenwehr auf Leben und Tod. Napoleon bestand jedoch darauf, zu nächst zu einer List die Zuflucht zu neh men. Seine Annahme, daß der Kapi tän des Zephyr" von der Flucht des Kaisers noch keine Kunde habe, erwies sich bald als richtig. Auf Napoleons Geheiß mußteu sich seine Grenadiere platt auf das Verdeck legen und die Mützen abnehmen, Napoleon selbst setzte sich eine Theermütze auf, hüllte sich in einen Theermantel und erwartete gelassen, eine Stummelpfeife im Munde und ein Sprachrohr in der Hand, das Vorüberfahrcn des Zephyrs". Tieser kam Bord an Bord vorbei. Man begrüßte sich durch das Sprach rohr und vom Zcphyl" herüber srug der Kapitän nach dem Befinden des gefangenen Napoleon auf Elba. Napo leon drückte den Südwester tiefer in die Stirn und schrie durch's Sprachrohr: Wundervoll gut!" Darauf strich der Zephyr", ohne daß sein Führer den geringsten Argwohn geschöpft hatte, an der l'Jnconstant" vorbei. Als sie in der Dämmerung des Abends ver schwand, fielen sich die Grenadiere mit Jubelrufen über Napoleons neu auf gehenden Glücksstern" in die Arme. Wie der iet;ige Grofzherzog von Baden UM sich rettete. Unter der Ueberschrift: Eine Mai nacht aus dem Jahre 1849 in Karls ruhe" veröffentlichen der nationallibe rale Mannheimer General-Anzeiger" und die Badische Landeszeitung" den Bericht eines Augenzeugen über die Scene, wo Großherzog Friedrich als junger Offizier nur mit äußerster Ge sahr sein Leben durch einen Sprung aus der Jnfanterie-Kaserne rettete. Ter Verfasser des Berichtes war damals Po lytechniker in Karlsruhe und erzählt: Als das eiserne Thor verbogen und geknickt zu Boden lag, drängte Alles in die Kaserne. Ich stand mit ungefähr zwei oder drei Kommilitonen neben dem Thorbogen der Kaserne, als plötzlich ein Fenster edener Erde von innen auf gerissen wurde und ein junger Offizier sich auf die Fensterbrüstung schwang. Todtenbleich mit verwirrtem Haar und mit aufgerissener Uniform blickte er erschreckt hinter sich und sprang dann, dicht vor uns zur Erde. Ei. das ist ja Prinz Friedrich!" rief plötzlich ein Bürger, der neben uns stand. Aller dings war es Prinz Friedrich, jetziger Großherzog, welcher den Regiments Kommandeur Holz zur Kaserne be gleitet hatte, um die rebellirenden Sol daten zur Ordnung zurück zu bringen. Toch jeder Zuspruch war gescheitert. Wie rasend drangen die betrunkenen Soldaten mit gezogenen Säbeln auf beide ein, und während Oberst Holz, der die Lokalitäten kannte, von seinem Sohne unterstützt, durch eine Hinter thür sich rettete, obwohl stark verwun det, eilte der mit dem Tode bedrohte Prinz durch den Korridor der Kaserne in ein Zimmer der Frontseite der Ka ferne und fand sich plötzlich durch einen Sprung aus dem Fenster mitten unter uns. Wir erkannten sofort die Gefahr, nahmen ihn im Verein mit einigen Bürgern in die Mitte und eilten davon. Es war aber auch die höchste Zeit. Noch hatten wir die Ecke der Kaserne nicht erreicht, als eine Rotte wüthender, be rauschtcr Soldaten mit gezückten Sa dein unter furchtbaren Trohungcn aus dem Thore stürzten, um des Prinzen habhaft zu werden. Unzweifelhaft hatte ihn die Rotte ermordet, wenn er in ihre Hände gefallen wäre. Aber er war in Sicherheit, und noch heute erfüllt es mich mit innigem Tank, daß ein glück licher Zufall es mir gestattete, zur Rct tung eines so edlen Fürsten beigetragen zuhaben." Ter waschecht gefärbte Leutnant. Ein junger Leutnant in der russischen Armee wurde unlängst der Held eines sehr eigenthümlichen Abenteuers. Tcr junge Offizier machte seit einiger Zeit der Tochter eines Färbers in Moskau den Hof, doch der Vater, wohl wissend, daß die Liebelei zu nichts Reellem führen werde, verbot ihm auf das Energischste sein Haus. Tas Verbot wurde jedoch nicht beachtet, und als dem Alten endlich die Geduld riß. beschloß er. sich von dem Lästigen auf eine sehr originelle Manier zu befreien. Ungeachtet seines ver zweifelten Widerstandes ergriff er den jungen Mann und tauchte ihn in eine Bütte mit Farbe. Nachdem er dieses Verfahren verschiedene Male wieder holt hatte, ließ er den Unglücklichen laufen. Außer sich vor Wuth stürzte der Leutnant nach Hause und verbrachte Stunde um Stunde damit, die glün zende Farbe von Gesicht und Händen zu entfernen. Aber es war vergebene Mühe, die Farbe blieb haften bis zu den Wurzeln seines Haares. In dieser seltsamen Verfassung präsentirte sich nun der Leutnant dem Gcncralgouver ncur von Moskau, der ihn natürlich sehr befremdet anstarrte. Nachdem er den Grund der Verwandlung erfahren hatte, schickte er sofort zu dem Färber und gebot ihm auf das Strengste, dem jungen Mann feine natürliche Gesichts färbe wieder herzustellen. Aber stolz erklärte der Künstler", daß diese Farbe nach einer neuen Erfindung gemischt sei und waschecht" wäre, so bald ginge sie nicht wieder ab. Tcr Leutnant ist krank vor Wuth, daß er nun so als Aushängeschild für den alten Färber meister dienen muß, er befindet sich gegenwärtig in chemischer Behandlung, doch dürfte es immerhin noch einige Wochen dauern, bis er wieder sein Milch- und Blutgesichtchen erhält. Tem schönen Töchterchen des Färbers geht er nun meilenweit aus dem Wege. Ein Schwerenötker. Er: Fräulein, hier in dem Boot muß ich Ihnen ein Kuß geben." Sie: Muß?" Er: Ja. damit das Citat zur Wahr hcit werde: Ein Vergnügen cig'ner Art, ist doch eine Wasserfahrt"." Im Gebirge. Aber wie kann man nur so faul sein? Warum wollen Sie die Berg Partie nicht mitmachen?" Aus einem sehr einfachen Grund! Ter Berg hat zweitausend Fuß und ich nur zwei das ist kein Verhältniß!" 'Richtig. 180 Pfund hab' ich gradaus! Wol len Sie sich nicht auch wäg'n, Herr Zip singer?" A, hören S' mir auf mit den Au tomaten! So oft ich mich auf so einer Waag' wäg'n thu. werd ich leichter!" So, um wieviel denn?" Jedesmal um einen Cent !" Auf dem Balle. Mutter: Irma, dort schwirrt der junge Z. . . um uns herum, sei ja recht liebenswürdig, wenn er Tich anspricht, denn Tu weißt, er will sich vcrheirathcn, jetzt hat er gerade 'nen Frack an. und da ist cr zu Allem fähig." Genau eingetheilt. Sie liegen aber mindestens acht Stunden täglich in der Kneipe!" Ich habe eben den Normal-Arbeits-tag schon eingeführt: acht Stunden bin ich verheirathet, acht Stunden schlafe ich und acht Stunden bin ich Mensch!" Beruhigend. Junger Rechtsanwalt: Machen Sie sich keine Sorge, verehrter Herr. Die ersolgrciche Führung Ihres Prozesses soll meine Lebensausgabe werden." Lnzro. Herr Leutnant werden wobl oft zu einem Rendezvous eingeladen?" Selbstverständlich! Habe mir je druckte Rendezvous Absagekarten an schaffen müssen." Seilblld. Tourist (in einem Gebirgsdorf zum Wirth): Kann ich Alpenbutter haben?" 'Wirth: Ja. aber nicht vor einer Stunde! Tie Bötin bringt sie erst aus der Stadt mit !" Nie recht. Ticncr (zu sich selbst): Wie macht man's nun rccht. dcr vorige Herr ent ließ mich, weil ich nicht gehorcht habe, und der jetzige jagt mich fort, weil ich gehorcht habe." Aus alle Fälle richtig. Geschichtslehrer: Was wird der Prinz von Wales, wenn die Königin von England mal stirbt?" Schüler: Ein Waisenkind." Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. Meister (zu seinem Lehrjuizgen): Fritze, hier haste eenen Jroschcn, hol' mir davor vier Zijarren!" Lehrling: Brauch ick dazu keenen Jiftschein?" Auswatzircich. Tourist (in einem Gebirgs-Hotel): Ich möchte morgen einen Berg bcstei gen." Geschäftsführer (ehemals Commis): Euer Gnaden dürfen nur bestimmen, wir haben Berge von 1000 bis 4000 Meter." Beiin Pferdehändler. Herr: Ich will ein junges, gesundes Thier." Händler: Tann nehmen Sie den Schimmel, ein kerngesundes Pferd." Herr: Tas glaub ich. denn sonst wäre er nicht so alt geworden!" ' Frech. Tie Madame: Tas muß ich Ihnen aber sagen, Anna, wenn Sie Ihre Ar bcit nicht flotter verrichten, so bin ich gezwungen, ein anderes Mädchen zu nehmen!" Anna: O bitte, thun Sie das nur, zu zwei geht es dann auch flotter." Schmerzensgeld. Sonntagsjäger: Hier haben Sie zwei Mark Schmerzensgeld, weil ich Sie unversehens getroffen. Wie heißen Sie?" Ter Angeschossene: Hase!" Sonntagsjäger: Hase? Ta haben Sie noch eine Mark, weil ich nun ein mal einen Hasen getroffen habe." vor Gericht. Herr Richter, ich begreif' gar nicht, wie mich der Mensch da auf Ehrende leidigung verklagen kann!" Wieso?" Nämlich, i bin der Landlord und er is blos mei Tenant !" Gebildet. Handwerker (einer Köchin einen Hei- rathsantrag machend): , Tu weißt ja, Kathi, daß ich Dich immer schon gern gehabt hab' nid " Köchin: Halt wenn Tu mir einen Heirathsantrag oder eine Liebcserklä rung machen willst, so kniest Tu Tich vor mich hin! Ich war mehr wie zehn Jahre bei den feinsten Herrschaften im Tienst und weiß, was sich gehört !" Unartig. Tarne: Dieser Witz ist alt, den habe ich schon als Kind gehört." Herr: Ach nein, so alt ist er denn doch noch nicht !" Gleich errathen. Grcthe: Was ist denn der Herr, mit dem Tu vorhin gctanzt hast?" Klara: Conditor." Grethe: Tas dachte ich mir. Es ist ein so süßer Mensch." Beschränkte kogik. Köchin (zu ihrem Soldaten): Jetzt sag' 'mal, warum denn wegen so einem Krieg eigentlich das Brod theuer wird? Schießt man denn mit Knödeln?" Imnicr derselbe. Arzt: Werde dem Herr Leutnant 'mal Blutegel ansetzen." Leutnant (vom Adel) : Glaube nicht, daß die Tinger anbeißen, werden blaues Blut nicht mögen." Nicht z knapp. Tarne: Essen Sie Spargel gern?" Herr: Je nachdem; ich finde immer, ein Bund Spargel schmeckt nicht beson ders, aber zwei Bund schmecken ausge zeichnet." Variante. Tu hast ja Tiamanten und Perlen, Hast alles, was Menschenbegehr, Tu hast ja so schön we'ße Zahne, Mein Liebchen! Wo hast Tu sic her? Boshafte Annonce. 10 Mark Belohnung Demjenigen, welcher mir aligiebt, wann ich den Herrn Bureauchef in' seinem Amtslokal sicher treffen kann. E. Müller. in netter Mensch. Chef: Na. das ist gut! Ich bin früher im Comptoir als Sie!" Kommis: O bitte, ich lasse meinen Chefs stets den Vortritt!"