Die Aktiengesellschaft zur Ab lcnkunz dcs ßcljitrcms. HumsikSke von iimcirann Hir'ck'cld. Jcremias Meyer, seines Zeichens Rentier, war ein ftoilcr alter Knabe, der gern etwas mitmachte, und er konnte es sich auch leisten, denn er hatte, wie man so sagt, Geld wie Heu. Er hatte sich einem Kreise gleichgcstnn ter alter Herren angeschlossen, und sie machten zusammen nun die tollsten Züge, und dabei war ihnen keine Bratwurst zu theuer." Kein Wunder, daß dabei eine Äasse Geld draus ging, daß Herr Meyer sehr tiefe Griffe in seine Kasse machen musztc. denn das Leben in Berlin, namentlich das flotte Leben, ist sehr kostspielig. Tiefe Eeldausgaben machten sich so bemerkbar, dass sie sogar der Frau Auguste dcS Herrn Rentners auffielen, die so schon auf den Herrn Gemahl schlecht zu sprechen war, weil er ihrer Meinung nach zu viel bummelte, und schließlich erklärte Frau Mcyer ihrem Manne eines schönen Morgens, daß sie von heute ab die Verwaltung der Gcl der in die Hand genommen habe; denn die Verschwendung könne sie nicht mehr länger mit ansehen. Herr Meyer, der ein sehr großer Pantoffelheld war, erschrak heftig; er wußte, was feine Auguste wollte, das machte sie, und darum adieu nun Soupers und Seitreisen, denn auf mehr als dreißig bis vierzig Thaler Ausgchgeld pro Monat durfte er nicht rechnen, wenn seine Alte" die Kasse führte. Herr 'ceyer sann und ann. wie er einen Ausweg finden könnte, aber ihm kam kein rettender Gedanke, und be trübt schlich er sich am Spätnachmittage mit seinen letzten vier Zwanzigmärkern in der Tasche zu seinen Freunden, die in einer Weinstube schon bei einem guten Rüdelsheimcr bcsammen saßen. Mcycr wurde mit Halloh willtom ... . .. CY , ' . . Q f Q irn ueqeiKcn. Wir oaoen ivas crucs ausgeheckt, was Großartiges," rief man ihm zu, über vier Wochen ist Schlit tenfahrt mit Tomen nach Potsdam. In Potsdam ist Bummel den Nachmil tag über und Abends gchts mit Zug nach Haus!" . Meycr berechnete im Stillen, daß die Geschichte allein an hundert Mark kosten könnte, und er schüttelte betrübt den Kopf. Ich kann nicht," seufzte er. Was, ist der Kerl verrückt gewor den? . . , Seht den an!" ... so rief man durcheinander. Mensch, Tir sollte ja die Hauptrolle bei dem Unternehmen zufallen!" Meycr schüttelte aber noch stärker den Kopf. Ich kann beim besten Willen nicht." Tie freunde umringten ihn jetzt, fragten nach dem Grunde. Mcyer jedoch seufzte nur. und es dauerte sehr lange, bis er sich herbeiließ, ein volles Gc stäiidniß abzulegen. Tas also war der Grund! Verblüfft saßen alle da und sahen einander an; was war da zu machen! Zu lachen fiel keinem ein, denn die Herren hatten fast sämmtlich Frauen zu Haus, und sie wußten, daß mit denen nicht zu spaßen war. Er muß einige Wechsel ausstellen," meinte jetzt einer, drei Monate Ziel, mag sie sein? Alte hernach einlösen." Ja, das hilft nur für ein Viertel jähr." warf ein Anderer ein. und was dann? Hernach wird die Freude ganz zu Ende sein." Man kam nach manchem Hin- und Vcrrcocn oarjrn, zu erklären, da ein Wechsel das Beste wäre, Aeceptanten fänden sich, und Meycr war auch bereit, diese Schandthat zu verüben, als nach Ungern Sinnen der Oberlehrer Junker an sein Glas klopfte und sich Ruhe ausbat. Meine Herren," begann er, daß für unsern Freund Mcycr nach Kräften gesorgt werden muß, ist uns Allen klar; aber wir sind noch nicht einig darüber, auf welche Weise gesorgt wer den müsse " Sind einig, sind einig . . " rief man dazwischen; aber Herr Junker schüttelte den Kopf. Nein," sagte er, ich bin mit der Wechselreiterei nicht einvcrstan den, und Freund Mcycr, das sehe ich ihm an. hat zu solchen Streichen auch keine rechte Lust; aber ich habe einen ganz andern, viel großartigeren Plan. Meyers Alte soll eigenhändig das Geld zu den Saufereien hergeben, und mein Plan ist derart, daß uns Allen damit geholfen ist. wenn dem Einen oder Andern von uns etwas Achnlichcs wie .Mcycr passircn sollte." Raus mit dem Plan!" rief man jetzt von allen Seiten; Herr Junker bat um Ruhe, und dann wandte er sich an Mcycr: Hör' mal, Mcyer: hat Teine Alte eine Ahnung vom Golfstrom?" Golfstrom?.." Vcrständnißlos sahen alle dcn Sprecher an. Na zum Tonncrwcttcr ja, vom Golfstrom!" fagte dieser ärgerlich, und dann sah er Meyer erwartungsvoll an. Na viel wohl nich'" entgcgncte die ser, in Geographie war meine Alte immer 'n bischen schwach." So, das ist ja schön," ließ sich Herr Junker hierauf vernehmen; also hört, wir gründen heut eine Akticn-Gcsell-schaft zur Ablenkung des Golfstroms." Aktien. Gesellschaft... zur Ablen kung des Golfstrom.. ." Tie Gesichter der Anwesenden wur dcn immer langer; der Apotheker stieß sogar, dcn Rcchnungsrath in die Seite und flüsterte ihmzu: Tu. ich glaube. Er ha: der ist verrückt geworden! schon immer so was. ." Ter Oberlehrer ließ sich aber nicht beirren. Liebe Freunde." sagte er, Ihr und namentlich unsere grauen werdet schon lange gemerkt haben, da es im Winter ganz eklig kalt bei un ist; auch der sparsamen Frau unseres Freundes Mcyer dürfte das aufgefallen sein. In jedem Lehrbuche der cogra vhie nun wird zu lesen sein, daß Eng lands und Islands Küsten ein warmer Strom bespült, der das Klima dort mildert, der Golfstrom. Wir gründen nun heute noch eine Gelellschaft, die sich angeblich zur Ausgabe macht, den Golfstrom theilweise auch bis nach Teutschland zu lenken und dadurch die Wärme bei uns zu erhöhen. Wir arbeiten einen großartigen Prospekt aus, der besonders die Segnungen für Teutschlands Menschheit, namentlich die Armen, hervorhebt, preisen gebüh rcnd die Gemeinnützigkeit des Werkes und auch Meycr wird ein solcher Pro sockt zugestellt. Natürlich muß der Rummel gedruckt werden; aber wa machen wir uns aus dcn paar Mar Kostcn, haben wir doch unsern riesigen Span dabei, und dann wette ich darau daß Frau Meycr sich bewegen läßt, für einige Tausend Mark Aktien für da Unternehmen zu zeichnen; wenigsten wird sie sicher ihrem Manne zu dem Zweck einige Tauscndnoten aushändi gen. Ein paar Aktien könnten wir ja schließlich auch anfertigen laffen, unser Freund, der Herr Maler Leuthold wird sicher eine prächtige Zeichnung dafür entwerfen, und dann, Freunde dann istMcycr nicht auf ein Viertel jähr, sondern auf lange Zeit wieder gerettet: denn die Tauscndmärker der Frau Meyer werden sicher angelegt und so peu a peu verjubelt!" Hurrah! Ter Oberlehrer soll leben riefen alle Gäste; Herr Meycr ließ einige Flaschen extra anfahren, und die Gelehrten der Runde machten sich an Entwerfen eines Prospektes, während der Maler Leuthold die wunderlichsten Zeichnungen für die anzufertigenden Aktien entwarf. Tie ganze Angelegenheit wurde rasch ins Werk gesetzt; nach Ablauf einer Woche schon hatte Meycr den in den großartigsten Ausdrücken verfaßten Prospekt in Händen. Demzufolge mußt, jeder Zeichner mindestens dcn Titcl Wohlthäter dcr Mcn chheit nnd ein Tenkmal noch zu seinen Lebzeiten ex halten. Frau Meycr mar zwar noch ein wenig mißtrauisch, als sie mit ihrem Manne aber in dcr Gründungsversammlung war, in dcr dcr Wenrciscndc Junker eine mächtige Rcde über die Segnungen des Golfstroms hielt, welche cqnun gcn man auch dem Vatcrlande zuführen müßte, und als sie sah, wie die Anwe senden, alles Freunde von Mcycr und Freunde dcr Tafelrunde nur so Zehn- taufende und wieder Zchntauscndc zcichnctcn. da gab sie auch ihrem Her- zcn einen Stoß und zeichnete funftau send, während sie ihrem Manne ricth, mit dcr gleichen Summe an dem Unter nehmen theilzunchmen. Nachdem noch bcschloyen worden war, dan binnen acht Tagen gegen Aushändigung dcr Aktien fünfzig Prozent des Nennwcrths zu crlegcn scicn, schloß man die Gesell- schaft. In gewaltig gehobener Laune ging Frau Meycr nach Haus; sie sah sich al Wohlthäterin dcr Menschheit" gefeiert und sah auf dcr Potsdamcr oder einer andcrcn Brücke oder auf einem Platze schon ihr Standbild m Erz. Als nach acht Tagen ein Herr kam, dcr sich als Bankier dcr ncugegründeten Gesellschaft leqitimirte und ihr zehn großartig ausgeführte Stamni-Priori- tats-Aktien" des Unternehmens aushän digtc, zahlte Frau Meyer mit Freuden fünftausend Mark, und mit einem ge- wältigen Zechgelage wurde der glückliche Tag von der Tafelrunde gefeiert, und mit noch viel gehobeneren Gefühlen nahm Mcyer an der Schlittenfahrt nach Potsdam theil. Für ein, zwei Jahre war er feiner Meinung nach nun aus aller Noth, und wenn das Geld auf die Neige ging, konnte man ja, wie man sich's vor behalten hatte, Nachzahlung dcr sünf zig Prozent fordern. So ging die Zeit hin unter den sonst gewohnten Bummelzügen und Knei pereien, und Frau Meyer wunderte sich nur darüber, wo ihr Alter das Geld dazu herhaben mochte; denn mehr wie vierzig Thaler bewilligte sie ihm nie für den Monat. Wenn sie seines späten Ausbleibens aber dcn Gemahl manchmal befragte, dann zuckte dcr nur dic Achseln und meinte in sehr wichtigem Tone: Ja, liebes Kind, die vielen Arbei ten, die nothwendigen Besprechungen, gerade jetzt, wo die Arbeiten zur Ver lcgling des Stromes angefangen haben; ja. das kostet Zeit! Außerdem müssen wir mit dcr Regierung von England unterhandeln, die gegen die Verlegung Einspruch erheben will, auch die Eis Pächter in der Nord- und Ostsee und auf allen Strömen wollen eine Be schwerde an die Regierung einreichen; das kostet uns Alics schrecklich viel Arbeit." Frcku 'Mcycr gab sich damit zufric dcn, und wicdcr verging Monat auf Monat. Als sie da 'einmal ungeduldig wurde und Resultate sehen wollte, da berief man eine Gcneral-Vcrfaminlung zusammen; Herr Oberlehrer Junker hielt wieder eine großartige Rede, und am Schlüsse dcr Versammlung wurde Mcyer wegen seiner Verdienste um dic Gesellschaft, seiner aufopfernden Arbeit. der Freudigkeit, mit dcr er keine Kraft bis in die spate Nacht der Eeiellschan zur Versüqiinq stellte." durch Aülama tion zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt; Frau Meyer aber wurde Ehrenmitglied. Stolz ging daS Ehepaar nach Haus. vrau Meyer träumte diele Nacht, iie würde vom Könige in Audienz empsan gen. und am nächsten Morgen bestürmte sie den Gemahl, daß er die Beförde rung und Ehrung, die ihnen zu theil geworden war, in die Zeitung bringen sollte. 'ceyer spielte den Bescheidenen; er wehrte ab. Tas Verdienst ringt sich auch so durch. Auguste." sagteer, nur keine Reklame, das sieht nicht fein aus." Frau Auguste dachte aber anders darüber als ihr Mann, und am näch sten Vormittag zog sie sich nobel an. ihr schmarzseidenes Staatskleid, und dann fuhr sie in die Redaktion des Lokal-Anzeigers." Man wies sie an den Lokal-Redak-teur, und dem trug sie ihr Anliegen vor. Ter lächelte, als die Tame ge- endet hatte; sicher hielt er sie sur über geschnappt. Ja, liebe Frau." fagte er endlich, eine solche Akticn-Gcsellschast ist uns absolut unbckannt." Was. unbckannt? Und dabci hat der Weltreiscnde Junker eine große Rede dort gehalten und hat von dcn Segnungen für Teutfchland gesprochen. Wenn es sich um das Wohlergehen des Voltes handelt, davon müssen Sie doch Notiz nehmen!" Ja. auch ein Wcltrcifender Junker, der sich jckt in Berlin aufhalten soll. ist uns unbekannt, und dann, liebe Frau, dürfte es doch wohl unmöglich sein, dcn Golfstrom abzulenken." Was, unmöglich?. . . Und wir ha den doch zehntausend Mark gezeichnet und schon fünftausend eingezahlt..." Frau Meycr stand mit offenem Munde da. Tann sind Sie sicher das Opfer eines schlechten Scherzes geworden, oder ete und Ihr Mann sind Schwindlern in die Hanoe gefallen. Tenn ie müssen wissen, daß der Golfstrom eine warme Meeresströmung ist, also eine trömung mitten im Ozean, die gar keine , feste Ufer hat und darum nicht verlegt werden kann. Sie würden uns übrigens sehr verpflichten," schloß der Redakteur, wenn Sie uns dcn Aus- gang dcr Sache mittheilen wollten." Gebrochen wankte Frau Meycr nach Haus. Also cin etrorn ohne User und solch einen Tummkopf von Mann dcr das nicht einmal wußte, na, da sollte doch gleich. . . Sie wollte es übn gens ihrem Mann schon zeigen, und die Schwindler, die wollte sie nehmen, die olltcn vor die Polizei. Herr Mcycr war zum Glück nicht da. als seine rau ankam, und sie wurde mit dcr Zcit ruhigcr. Ta fiel ihr dann ein, daß es wohl das Beste sein würde. wenn sie ganz schwelge ois zu einer dcmnächstigcn Versammlung, die in vierzehn Tagen stattfinden sollte, wie ihr Mann gesagt hatte, dann konnte sie die Schwindler alle auf einmal äffen. - r..(. i J i f rv co sagie womoglicy iyr wann zu einem Freunde etwas; die Sache wurde lautbar, und dann konnten sich einige dcr Gauncr vielleicht aus dem Staube machen Endlich kam auch der Tag dcr Rache Frau Mcycr hattc die Polizei vcrstüw digt, und als die Aktionäre" in ihrem Versammlungslokal, einem Rcstaura- tionssaale, tagtcn, drang die Polizei ein uno eruane Alle mit Ausnahme von Mcycr und seiner Gattin für ver- astet. Na, dicscr Schreck! Umsonst betheuerten dic Herren, der Eine, dasz er der Oberlehrer Dr. Jun kcr, der Andere, daß er der Rechnunqs- if. cv, ' r f . . raiy ieinni sci. umsonst vemuyte sich Meyer, dcn Beamten darzutbun. daß das seine Richtigkeit hätte, daß die Herren seine Freunde waren, und daß nur ein Ver chcn vorliegen könnte: Frau Auguste schrie, sie wären Alle ganz gemeine Schwindler, legte als Beweise den Prospekt und die Aktien" vor, und sie fand bei dcn gestrengen Beamten damit mehr Glauben als'die Herren alle zusammen. Schmunzelnd zogen jcne mit dcr Beute ab. Im Untcrsuchungsgcfänqniß voll- brachten dic Armen eine fürchterliche Nacht; was half da aller Trost, daß sie ja Morgen erlöst werden müßten: sie aßen nun einmal drin. Am frühen Morgen schon fand sich Herr Mcycr beim Untersuchungsrichtcr ein und legte ein offenes Bekenntniß ab, wie die Verhafteten ihm zu Liebe und mit seiner Beihilfe fein eigenes Geld nur hatten erbeuten wollen, das eine Gemahlin zu sehr unter Schloß und Riegel hielt, und dcr Richter lachte nun, ließ dic Aktionäre" und dcn Aufsichtsrath" sich vorführen, und unter Führung ihres Präsidenten" konnte die Akticn-Gcscllschaft zur Ver legung des Golfstroms bald heimziehen. Tie Herren waren gerettet; aber un- rettbar verloren war Meycr, dcm seine Frau, als sic dcn Sachvcrhalt erfuhr, eine surcytcriicye fccene machte. Von dcn fünftausend Mark bekam Frau Auguste zwar nichts mehr zu sehen, die hielt Herr Mcyer fest: aber sie rächte sich dafür, indcm sie ihm für ein halbes ahr die Monatsgroschcn ganz entzog und ihm nachher nur zwanzig Thaler pro Monat gewahrte. Tas war das Ende des so ruhmvoll begonnenen Unternehmens z.:r Ver legung des Golfstroms. Kefj iVnbeurs 3luJcn'C An einem Scptcm vertage des Jahre 1839 war in einer Bordeanxer Zeitung zu lesen, da eine Tochter des Zeichen lehrers Raymond Bonheur einen -eldst Mordversuch gemacht hatte, durch rasch ärztliche Hilfe aber gerettet worden wäre. Es war Rosa Bonheur, die aus Gram über verschmähte Liebe in der That sich hatte vergiften wollen. Ta damals erst 17 Lenze zählende Mädchen hatte sich in dcn um ein Tutzend Jahre älteren Maler l'eon Guibert, der im Hause ihres VaterS wohnte, sterblich verliebt. Guibert aber, eine nüchterne Natur, entzog sich den Ausmertsamkei ten Rosas und ertheilte ihr den Rath das Herz erst dann reden zu lassen wenn sie sich nicht mehr von ihrem Vater ernähren zu lassen brauche. tie fer Rath war hart, gab jedoch der Welt eine große Künstlerin. Im ersten Augenblick war Rosa s verzweifelt, daß sic nicht mehr leben zu können vermeinte und sich selbst dcn Tod geben wollte. Als sie aber gerettet worden war, dachte sie über die Worte Guiberts nach und fand schließlich, daß er meat yane. -eitdem war mosa deren künstlerische Begabung sich schon in der Schulzeit bekundet hatte, ficbcr haft thätig: sie studirtc fleißig, cntwar allerhand Skizzen und half ihrem Vater Zeichenunterricht geben. Eines Tages kam dcr Maire eines Ortes, in der Nähe von Bordeaux, zu Raymond Bonheur, und wünschte von ihm seine Katze mit ihren vier Jungen gemalt zu erhalten. Entrüstet über eine solche Zumuthung, wies Bonheur den Austrag zurück. Seine Tochter aber, die das Gespräch mit angehört hatte, eilte dcm Maire nach und vcr sprach, ihn am nächsten Tage zu be suchen und die Katzen zu malen. Am nächsten Tage fand sich Rosa richtig beim Maire ein und ging sogleich an die Arbeit: sie schuf von seiner Lieb inqkatze nebst dcn vicr Jungen, dabci abcr auch von dcr Frau dcs Maire ein so lebenswahres Bild, daß dcr hochcnt ückte Katzcnfreund ein qlänzcndcs Honorar zahlte. ?as war das erste bekannte Bild Rosa Bonhcurs aus dem Thicrlcbcn, und wurde nochmals vom Lord Wilfcrt um dic Summe von ',090 Franken erworben. Ter Beifall, dcn es fand, wirkte aus die junge Künst lerin ermunternd und anspornend, und sic gab sich in ihrcm künstlerischen Stre- den fortan ganz ihrer Vorliebe für di Thierwclt hin. Turch dcn Gcncralpächtcr Tumonlin nach Paris empfohlen, hatte dort Rosa gerade an ihrem 19. Geburtstag die Freude, ein von ihr auf Bestellung gemaltes Bild: Hammel und Hasen auf dcm clde" ausgestellt zu sehen Tiefes Bild wurde in sachverständigen Kreisen auf's Günstigste beurtheilt, und bald folgten andere Bilder Rosa's, dic ihren Ruf als bedeutende Thicrmalcrin immer fester begründeten ; so ins besondere: Ein Pferd zu verkaufen". Eine lagernde Kuh" und Tie Rinder- hccrde in Eantal". 1849 malte sic die Nivcrnais'schcn Pflugochscn", welche allenthalben dic größte Bewunderung erregten. Abcr was bedeutete für Rosa die Bewunderung der ganzen Welt! Noch hing das Herz dcr Künstlerin an Lernt, obgleich dicscr für sie unerreichbar war; denn cr hattc sich inzwischen in Bordeaux glucklich vcrhenathkt. Um in der freien Natur Zerstreuung zu suchen und um die yierwett vcoo achten zu können, wozu ihr ja in Paris selbst nur wenig Gelegenheit geboten wurde, suchte sie die Wälder und Wie sen der Umgebung der Stadt auf. Tort studirte sie das Vieh unter dcn mannigfachsten Verhältnissen: Wie es schlief, wie es fraß, wie es arbeitete. Da man sie abcr als Frau bci ihrcn tudicn öftcrs vcrlacht und beleidigt hatte, pflegte sic für ihre Ausflüge, die sie gewöhnlich in Begleitung ihrer bci- dcn Hunde Nero und Roland machte, Männcrklcidcr zu tragen. Im Hause dcr Künstlerin konnte man eine kleine Menagerie finden. .Da gab es außer ihrcn beiden Hunden cin paar Pferde. verschiedene Arten Ziegen, eine Kuh, einen Ochsen, einen Esck, einen Ham mcl, Katzen. Kaninchen, selbst einige Affen und Papagcicn. sowie andere Vögel. Sogar ihre Skizzen wurdcn jctzt mit hohen Prciscn bezahlt; als ihr abcr eines gcs von einem cngliscycn Kunsthändler für ihr Skizzcnbnch die -umme von 00,000 Franken geboten wurde, sagte sic : Tiefe Skizzen sind cin Theil von mir selbst: so lange ich lebe, trenne ich mich nicht von ihnen. tcrbe ich, so mag meine arme Familie daraus Vortheil ziehen oder cin An derer, wenn cr die Gabe einer armen Kollegin nicht verschmäht, wie einst r Herz!" Anz?ulme und besuchte dort die M'ag dalcnenKarelle. wo sie durch cin die büßende Magdalena darstellende? Altar bild ungemein gcses'clt wurde. ie berrlich war namentlich der Kops, ge malt, wie deutlich im Antlitz der Kamp zum Ausdruck gebracht, durch den die Entiagung zur Tugend wird! Nur ein Genie vermag cin solch Bild zu schaffen!" rief Rosa begeistert aus. ..Es war auch ein genialer Künstler der dieses Bild gemalt," sagte der Kirchendiener, der Rosa führte; leider ist der Meister, dcr in unserer Stadt lebt, seit einem Jabre blind. Tiefe Bild war seine lchke Arbeit." Blind ?" rief Rosa entsetzt au. und wo wohnt er. wie nennt sich der Arme?" Er woknt ganz in der Nahe; fragt nur nach Meister Leon Guibert ; jede, Kind zeigt Euch fein Hauö!" l'eoii Guibert! O mein Gott!" Rosa Bonheur hatte jctzt nichts Eili qcrcs zu thun, als sich nach Leon's Wohnung zu bcgcbcn. Welch' ein Bild des Jammers bot sich hier ihrcn Augen dar! Zusammcngccngt in einem kleinen ctiibchen war die zahlreiche ?a milk, und Leon, der einst so stattliche Mann, saß zusammengekauert am en ster, ein hilfloser Blinder. Welch' ein Wiederfinden ! Lange blieb Rosa bei dcm Manne, dcn sie einst so innig geliebt noch liebte, und der nun so elend war. Leon war durch übermüßige Anstrengung um sein ohnehin schwaches Augenlicht gekommen. Als Rosa in ihr Gasthaus zurück- kehrte, sühltc sie sich unwohl, und hatte nur noch die Kraft, einen Brief an ihrcn Bankicr zu schrcibcn; sie brauchte ja Geld, viel Geld sur die amilie Leon s. Ein hitziges Fieber ergriff Rosa, und in ihren Phantasien wurdcn die Schafe zu Elephanten, die Hasen zu Leoparden und drohten sie und Leon mit dem sie sich vereint in eine Wildniß versetzt glaubte, zu überfallen. Unter der Pflege ihrer jüngeren chwester Juliettc. die von Paris her vcigccilt, wurvc die Lebensgefahr, in welcher Rosa schwebte, überwunden. Toch nicht lange sollte man sich ihrer Gcncsung srcucn. Noch war sie nicht wieder ganz zu Kräftcn gelangt, als sie mit fabelhafter Hast an dcn Ent wurf eines großen Bildes ging. Es sollte ihr Meisterstück werden, wie sic wchmüthig sagtc. Tie Köpfe dcr vcr- folgten Hasen abcr, die Rosa stizzirte hatten Mcnschcnqcsichtcr und die Meute der vcrfolgcndcn Hunde die verschieden artigsten Gestalten und Fratzen. Ter Geist der Künstlerin war getrübt. Tas Meisterstück" kam nicht zur Aus- sührung. Plötzlich brach sic bci dcr Arbcit in ein heiseres Lachen aus, und ihr Haupt sank wie eine geknickte Blüthe auf dic Skizze nieder. Erst nach langer Zeit erholte sich die Künst lerin wicdcr, um dann noch cin Altcr von tl Jahren zu erreichen, dcm vor wcnigcn Wochcn dcr Tod cin Ende be-rcitctc. Konnte Napoleon Deutsch? der Erste In den Jahren 1851 und 1S52 war Rosa Bonheur durch Bestellungen so ehr in Anspruch genommen, daß sie gar nichts ausstellen konnte, asur war 1853 ihr großes Bild : Ter Pariser Pfcrdcmartt" eines der Haupt- und Glanzstücke in dcm damaligcn Salon, das alcich von dcr Ausstellung wcg von einem englischen Kunsthändler ur 40,000 Franken angekauft wurde. Im September 1853 kam Rosa auf einem Anssluge naen oem ctaotajcn Es ist lange die Meinung verbreitet gcwescn. Napoleon i. habe Teutsch ver landen, ja sogar etwas Teutsch gcspro- chcn. Abcr wcdcr das Eine, noch das Andere war nach dcm Zeugnisse Aller, die mit ihm in nahe Beziehung gctom men sind, der Fll. Er mußte sich vielmehr Alles, was nicht französisch oder italienisch war, verdolmetschen las- cn. Dabei machte es ihm viel Vcr- dru, weiln die Antworten nicht schncll gcnug crfolgtcn. Bci dcr unbcdcu tcndstcn Antwort oder Aussagc gemei- ncr Leute, denen cr eine Frage vorlegte, wollte cr immer sogleich dcn Sinn ent- rath cln. Er unterbrach dann unge- duldig dcn Dolmetscher durch ein: Was sagt er? (qu est-ce qu ü dit.-) in einem halb rauhen, halb schneiden den Baßtone. Toch ließ er sich bei sol- chen Fragen die Verzögerung, welche das Uebersetzen vcrursachtc. immcr noch her gefallen, als wenn Jcmand, dcr chlccht französisch sprach, mit ihm rade- brechen wollte. Er unterbrach dann den Sprecher sehr ungnädig und befahl ihm. deut ch zu sprechen. Napoleon s Aussprache selbst, wenn cr französisch prach, war kurz und wcgcn mancher verhallenden Worte oft unverständlich. och lag in seinen prägen sur gewöhn- lich wenig Abwechslung, so fragte saft immer einen -oldatcn, dcr irgend cin Gesuch an ihn hatte oder hm empfohlen worden war: Wie viel T icn stj a hre ? " (cumdien de serv ice ? ) . Eine stereotype Frage von ihm war gleichfalls, wenn er sich in einer Gegend zurechtsinden und die Erof,e oder die Wichtigkeit eines Ortes bei seiner Un ternehmung beurtheilen wollte: Wie weit ist es' von hier nach N.?" Wie stark ist die Bevölkerung?" scombin d'ici i X? Quelle population?). Auf die betreffende Antwort, die oft einen sehr irrigen Maßstab ergab, wurde das die Last der Einquartierung, der Lieferungen und der Besatzung be stimmt. In der Unterredung heftete Napoleon stets seinen Blick auf den, der mit ihm sprach, gleichsam als ob er ihn durch schauen und seine Gedanken ergründen wollte. Tie Verdolmetschung besorgte meist derGroßstallmeistcr Eaulaineourt. dcr ziemlich fcrtig deutsch sprach. Teutsche Ortsnamen war Napoleon fchr oft genöthigt in den Mund zu nch icil. Abcr ihre Aussprache machte sci- er für solche Laute nicht geeigneten Zunge große Schwierigkeiten. Mau ni'.ißle die Namen oft aus dein Umstan den oder der Lage errathen, m ver stehen ware5 sie nicht. So zischt oder polterte der korsiicke Emporkömmling anstatt Zeitz Sin. anstatt Weißen sclö oder Weinig Wiiienitz, anstatt Teplip Tilpsit. anstatt lir lisch, anstatt Hochtirch Obghirsch. Wie allen Romanen, wäre auch Na poleon die Erlernung der deutschen -prache schwer gefallen. Zum gute Theile trug aber auch bci ihm dic Ge ringschatzung anderer Sprachen und Nationen, die gar zu große Vorliebe für die einzige frnirnl nation dazu bei, sich nicht die geringste Mühe in der Aussprache des Teutschen zu geben. Um sich recht gefährlich zu stellen, machte er mitunter absichtlich mehr Verstöße, als er bei gutem Willen hätte vermei den können. Auch unter Napoleon's Ossizieren waren selbst in den höheren Graden sehr wenige anzutreffen, die einige Fertigkeit im Teutschen erlangt hatten. Tie Hauptmasse verstand sehr wenig oder gar nichts davon. Was aber für Fernstehende leicht den Anschein erwecken konnte, als ob Napoleon dcntsch spräche, lag vielleicht in dcm Umstände, daß er außerordentlich häufig ein Wort gebrauchte, das dcm Französischcn und dem Teutschen gemeinsam ist das Wort he hü. TicS Wörtlein Hä" hatte, von Napoleon betont, eine so vielfache Bedeutung, ja er wußte es so wunderbar zu moduliren, daß man be reits von Weitem bemerken konnteob ihm eine Freudens- oder eine Hiobsft zugegangen war. Wenn er auch den Sinn dcr Rcdc schon längst erfaßt hatte, so drückte er doch dadurch noch auf das Bezeichnendste sein Wohlbeha gen oder feinen Mißmuth aus. Einen ganz fürchterlichen Klang mag das Hü?" gehabt haben, das am 2. Mai 1813 von seinen Lippen erschallte. Ter Kampf tobte an jenem denkwürdi gen Zage mit furchtbarer Wuth bei Eaja. in der Nähe von Llltzen und Großgörschen. Gelang es den Preußen. von hier aus noch eine halbe Stunde vorzudringen, so war die ganze Marsch linie der französischen Armee zwischen Weißcnfcls und Leipzig durchbrochen; im Rücken crsclbcn hätte die preußische Rcücrci, gegen Wcißenfcls hin. die glänzendsten Vortheile erfechten können. Napoleon fühlte auch die Bedeutung dcs Wcndcpunttcs, dcr für scin Kricgs glück wührcnd dcr ganzen Periode seit 1812 entscheidend geworden wäre, sehr gut. Er weilte fast dcn ganzen Tag über auf jcncm Punkte hinter Eaja. gegen Lützcn zu, wo dic Infanterie in mehreren Echelons und seine alte Garde nebst der Reiterei als Reserve aufgestellt war. Bei keinem dcr nachfolgenden Gefechte in Sachsen hat er sich vielleicht dcm fcindlichcn Fcuer in demselben Maß ausgesetzt wie hier, wo ihm ein leuchtete, wie sehr der Muth dcr Armee, die Meinung der Nation, die Erbal- tung seines Russ von dem Gewinn die fer Schlacht abhing. Niemalsbat vielleicht auch seine Umgebung ist sei nem Gesicht so sprechende Spüren der Verlegenheit wahrgenommen. alL an diesem Tage in dcm Moment, wo bereits dcr fünfte Angriff auf Eaja und Rahen abgeschlagen war und einer sci ner Brigadcn. förmlich fliehend, aus dem ersteren Torfe gejagt wurde. In diesem Augenblick erhielt Napoleon eine Meldung durch einen seiner Ordonnanz Offiziere. Mit einem grimmigen Hä?" liefe er sich die inhaltschweren Worte wiederholen und warf zugleich einen so langen, ungewissen, scheu fragenden Blick auf Berthier und Eaulaincourt, als ob er sagen wollte: Glaubt Jhr's. daß mein Stern untergeht?" Erst fünf Monate darauf, in den glorreichen Octobertagen 1813, sollte diese Frage entschieden werden. Vssen alt. und Trinken bei einer märkischen Hochzeit. Aus Groß,Gcrstcdt, den 2. Juni, be richtet die Magd. Ztg.": Bei der letzten großen Hochzeit, die hier gefeiert wurde, sind zur Speisung dcr 3-10 Hochzeitsgäste außcr 2 fcttcn Kühcn von 10 und 12 Ecntncrn Lebendgewicht, 4 fetten Kälbcrn von 110125 Pfund. 5 starken Hammeln und 30 Hühnern noch 2 Schweine im Gewicht von je 300 Pfund zubereitet worden. Nebst y Baumkuchen und einer großen Zahl Torten wurdcn 8 Ecntncr Butter vcr braucht. Tamit dcn Gästcn dic Kehle nicht trocken wird, schaffte man 12 Ton- ncn Lagerbier. 1 Tonnen Weißbier und 2 Tonnen Braunbicr herbei. An onstigcn Getränken wurden konfumirt 350 Flaschen Wein, verschiedene Fla schcn Eognac, Rum, Liqucur und 50 Liter Kornbranntwcin. Ticsc Unmcnge von Speisen und Getränken läßt erken ntn, daß cs allen Hochzeitsthcilnchmcrn sehr gut geschmeckt haben muß. Ominöses Borkommniß. Als Napolcon der Tritte bald nach dem Staatsstreiche Tüd-Frankrcich be- reiste, hatte man ihm in einem Stadt chen einen Triumphbogen errichtet, von wclchcm eine Krone an einem Stricke niedcrhing: unmittelbar darüber war dic Inschrift angebracht: Tcm Vcr- dicnstc seine Krone." Ter Wind riß abcr die Krone zu früh herab, und als Napolcon durch den Bogen fuhr, hing nur noch dcr lcere Strick mit einer Schlinge hernieder. Napoleon soll dar- über nicht im Mindesten erfreut gc- wclcn sein, wohl abcr dic anwesenden Republikaner.