(Ohne Idkartc. Huinorcske von iVar.miliaii 2?o:!iti. Am 2. Januar ainu cuncntis icicr tcn wir Mitglieder des fidelen Jagd tlubs ..Unter euer" in unterem Stammlokal Zur frischen, fröhlichen Jägerin" nach altem Brauch und reuge dcater Sitte den Eintritt des neuen Jahres in diese schöne Welt, in der -Tank der Legion der Tonntagsjäger die Hafen nicht alle werden. Eine Zusammentrommelung scimmt licher Mitglieder unseres Vereins für den vlvcstcrabcnd oder ersten Januar hatte sich von jeher als vollendete Un Möglichkeit erwiesen. Tcnn wenn auch nur lauter durchweg echte Waldmcinncr und ganze Kerle in unseren Reihen Aufnahme gefunden hatten, so war doch Mancher darunter, der nach dem schönen Liede: Ich schieb' den Hirsch im wilden Forst"- die Liebe auch gefühlt hatte" und sich nicht abhalten ließ, an den Feiertagen des Jahreswechsels im Schoße seiner Familie Psannkuchen zu essen und Punsch zu trinken. Am zweiten Januar aber machten sich auch die schlimmsten Pantoffelhelden für die urgemüthliche Feier des Klubs frei. Statutengemäß wurde ein Grog aus zwei Theilen Rum und einem Theil Wasser tonsumirt, und nachdem die Sißung unter diesen erschwerenden Um ständen bis etwa 2 Uhr Morgens ge dauert hatte, war die Stimmung eine so vergnügte geworden, wie sie selbst in der frischen, fröhlichen Jägerin" zu den Seltenheiten gehörte. Gleich nach zwei Uhr ging einer der Klub-Kollcgcn hinaus, Treff", seinen getreuen Köter, einen Augenblick frische Luft schnappen zu lasten. Als er wie derkam, schlug er sich die Arme über der Brust zusammen, trampelte mit den Füßen und pustete in die Hände. Ist wohl kalt draußen?" fragte Jemand." Aber grimmig!" war die Antwort. Und ein Mondschein . . .,. Kinder, ein Mondschein ich sage Euch, eine An standsnacht ist draußen, einfach zu Ma Ich bei dem Mondschein könnte man ganz bequem einen Hirsch auf hundert Meter mit der Kugel schießen." Na, na," warf der dicke Rath Horn ein hol' der Teufel das Schießen mit der Büchse beim Mondschein . . . . " Heute geht's, sag' ich Ihnen. Herr Rath!" Ach. ist ja Unsinn , . . . Man hat schon mit der Flinte " Keine Streitfragen heute, meine Her ren", unterbrach der Porsißende. Tazu sind die gewöhnlichen Sißungs-Abende da, heute herrscht ungestörte Fidcli tas." Meinethalben ooch," brummte Horn, stand aber als enragirtcr An standsjägcr auf, um hinter die Bor hänge des Fensters zu treten und einen Blick auf den großen freien Platz zu werfen, an dem das Restaurant zur frischen, fröhlichen Jägcrin" lag. Bezaubernd schön breitete sich dieser Platz vor Horns entzückten Blicken aus. wie ci- Stück aus einem deutschen Mär- chen Der schneebedeckte Boden gleißte und flimmerte, und die Tücher der gegenüberliegenden Häuser schauten aus, als wären sie mit blauflüniaem Metall übergössen der Mond stand aber auch wirklich in seiner vollsten Schönheit am Himmel, und die Sterne glitzerten blitzblank und sahen durch die klare Luft noch mal so groß aus als aezvöhnlich Horn trat vom Fenster ins Zimmer zurück. Ja. Kinder," sagte er, es ist wirk lich großartig hell draußen, und.eigcnt lich 'nc Affenschande, daß man diese einzig schöne Nacht hier in der dumpfen Stube verbringt, anstatt sie dem edlen Waidwcrk zu widmen." Können wir ja machen!", ließ sich der Baß des Bankier Großkurt vcr nehmen, ich stelle mein Revier zur Bcrsügung, d. h., ich lade die Herren ein, mit mir nach S.,. zu kommen und den Einlauf auf Hasen wahr- zunehmen. Es kommt auch wohl diesem oder jenem ein Meister Reinccke oder ein Stück Damwild vor das Schieß rohr " Angenommen!" Bravo!" Brillante Idee!" Großartig!" klang es von allen selten aus der Tafelrunde Jetzt gleich soll's losgchcn?" fragte einer der Pantoffelhelden nach einer kleinen Pause ganz bestürzt Natürlich." nickte Eirokkurt, wir haben ja bis S. nur 'ne kleine Stunde zu fahren, und Droschken halten hier gleich um die Ecke mehr als wir brauchen " Bravo, vorwärts, marsch Tu, Lindcmann. spiele mal schnell den Aufbruch zur Jagd." warf Horn da- zwischen. Und schon donnerten Lindcmann's Bärentatzen die frischen, fröhlichen Takte des Aufbruchcs aus dem Vereins- Klavier heraus In zwei Minuten war alles auf den Beinen Statutengemäß mußten die Mitglieder des Klubs Unter Feuer" zu den Sitzungen im Jagdanzugc, Joppe und lange Stiesel erscheinen. Somit war also alles in schönster Ord nung. Ja, Kinder, wir haben doch aber .keine Flinten!" ließ sich der jungvcr hcirathcte Asscffor Stcinwald plötzlich etwas kleinlaut vernehmen. ..Na. Sie wohnen doch hier ganz in der Nahe, Assessor .... oder fürchten I 3 ic. daß Jbre Tcsocmona cic nicht wieder weglaßt, wenn sie Sie mal erst glücklich z.i Hauke hat ? Stcinwald brummcltt etwas Unver stündliches vor sich hin. Aber sein Ein- wurf halte in den Reiben der Klub genossen doch einen gewissen Anklang gesunden. Seltsame Beklemmungen bemächtigten sich so manches tapferen Jagerherzens, Erinnerungen an miir rische Wcibcrgcsichtcr. an endlose Gav dinenpredigten und im Handum- drehen war die lidcle Gesellschaft in ncci Laaer acsvalten. Aeh. Ihr seid Waschlappen!" warf der Großkurt den Spielverderbern in's Gesicht. Ja " entgcgncte einer aus der zahmen Reihe", wenn man die Flinte unbemerkt aus der Wohnung holen könnte aber mein? Knarre hab ich in der Schlafstube stehen." Ich die meine auch " Ich auch!" echotcn die Anderen. Na. dann will ich Euch was vor- schlagen", meldete sich der Gewehr- fabrikant Sandcl. der bis dahin schmus zclnd die verlegenen Pantoffelhelden beobachtet hatte 'Wer sich nicht nach Hause traut, kommt einfach zu mir. Ich habe, wie Ihr ja wißt, im mer an die hundert Schießprügel auf Lager. . . . Wenn Ihr nichts dagegen habt, staffier' ich Euch heut allcfammt j ,u aacröleulen aus. Ais m,cya digung verlange ich nur, daß Ihr die Munition von mir bezicht was Jh io so wie so wohl oder übel werdet thun müffen!" Allgemeines Hurrah begrüßte dies erlösenden Worte. In einer Minute war der ganze Klub feldmarschmäßig und trat etwas stürmisch in die klare. helle Wintcrnacht hinaus. Ah, wie wohl die Kälte den überhitzten Stirnen that!.... Im Nu war die ganze Reihe der an der Ecke haltenden Troschkcn mit Trupps von drei und vier Mann okkupirt, und die Fahrt ging los. Tie Armirung der Jagd-Gcscllschaft ging mit aller erdenklichen Schnelligkeit von' statten, und Sandcl machte gar kein so schlechtes Geschäft dabei; denn jeder der drciundvicrzig Schützen, die wir waren, kaufte ein halbes hundert Patronen: und drei Mann nahmen gar in aller Eile noch je einen reuen Rucksack mit. Tann verließen wir den Laden. Sandcl schloß die Bude zu, die Troschkcn, vierzehn an der Zahl, wur den wieder im Sturm genommen, und im schlanken Trabe setzte sich die 2ßir genkette in der Richtung nach s. in Bewegung. Lieblich leuchteten die weißen Cylinder der Kutscher in die helle Nacht hinaus Pier Uhr war's, als wir vor dem Gasthaus zu s. anlangten. Ta wir in der eisigen Kälte ohne Tcckcn und Müntcl hatten fahren müssen, so waren wir trotz der in der frischen, fröhlichen Jägcrin", vorgenommenen innerlichen EinHeizung" doch höllisch ausgcfrorcn und glücklich, mit einem kräftigen Cog nac vom Wirth dcr Torffchenke gleich zeitig die frohe Kunde zu vernehmen Mine Olle is all dorbic, für die Jagd- Herren Kaffee uptobröhen!" Um fünf Uhr standen wir, sammt und sonders in gcmcucncn Abständen von dem Jagdgcbcr postirt. an dcr Waldkante entlang, und bald dröhnte Schuß auf Schuß in den unVergleich lich wundervollen Wintcrmorgen hin- aus. Als wir uns beim Tagcsgrauen auf den Rendczvous-Platz hin zusam mcnzoaen. hatten 75 Meister Lampcs 7 Fasancn. 3 Füchschen und 2 Stücke Tamwild ihr Leben laffen muffen. Rath Horn hatte außerdem trotz vorangegangener feierlicher Verwar- nuna ein weibliches Stück Rehwild niedergeknallt und mußte diese Waid- mannssünde auf der Stelle mit dreißig Mark Strafe an die Jagdkaffe büßen. Der liebenswürdige Herr Großkurt hatte dem Wirth bei unserem Aufbruch noch in aller Eile Befehl gegeben, sich gegen halb acht Uhr mit zwei Dutzend Bcngels an einer genau bezeichneten Stelle des Reviers einzusindcn: pünkt lich traten die Bestellten an, und dcr Jagdgcber war eben dabei, die ersten Schützen und Treiber für den Kessel Nummer 1 ablaufen zu lallen, als in der Ferne die Helmspitze eines Fuß- gcndarms aufleuchtcte. Aha' sagte dcr Wirth, unse Härr schandarm hät ct knallen jehiert un nu kämmt er anzekrapelt, um to kicken. wat hier cijcntlich för sich jeiht!" Hcrrjcscs," rief Rath Horn. ic habe ja keine Jagdkarte bei mir." Ich auch nicht," sagte der Sanitäts rath Schulz. Donnerwetter ich auch nicht" sandcl. Und Hol's der Kuckuck," Ich auch nicht" Ich auch nicht" Wer kennte auch in dcr sicdclcn Stimmung an den blödsinnigen Jagdschein denken!" Man war doch schließlich zufrieden. daß man ne Knarre und Munition hatte " klang's bunt durcheinander aus dem dichtgedrängten Haufen dcr Jäger. sehen Sie, meine Herren, sagte Großkurt, indem er seinen Jagdschein hervorholte, was ein echter Jäger is, dcr führt scine Schicßkarte immer bei sich, selbst wenn er auf den Ball geht Hm, hm Ich habe übri gens eine Idee, mit dcr ich die vergcß lichcn Herren vielleicht allcfammt vor dem drohenden Strafmandat retten kann. Hm Wer außer mir hat noch seinen Schein bei sich?" Drei aus dcr Corona von drciund- vierzig waren cs, die sich mcldctcn. Also ausgcpaßt. meine Herren, suhr dcr jagdgcbcr fort: .Lacn ii den Mann des Gesetzes ruhig naher kommen und thu.i wir. als ob wir ihn gar nicht bemerken. Wenn er dann auf zehn Schritte 'ran ist. werde ich ihn plötzlich entdecken, HcrricleS. dcr Cicn darin!" rufen und in dcr Richtung auf das Torf zu ausklinkn. Dir drei an deren mit Karten versehenen Heeren folgen mir, und rennen, was ihre Beine leisten können. Zwischen mir und dem Gendarm Müller besteht eine alte jjrctnd schaft. und dcr obrigkeitliche Herr trach. tet schon ein Jahr lang vergeblich dar nach, mir mal was am Zeuge zu flicken Wenn er also schm wird, daß ich Hascnpanicr nehme, wird er denken, die ersehnte Stunde sei gckom mcn und. Sie alle ich Stich laffcnd. mir ohne Zögern nachsetzen. Alles weitere überlasten Sie dann mir! Na also, meine Herren, es ist so weit!" Ter dicke Hüter dcr Ordnung war auf etwa zehn Schritte herangekommen und pustete schon jetzt infolge dcs zu rückgelcgten Marschcs über das hörige frorene großschollige Pflugland. Tonncrwcttcr, der Gendarm!" rief Großkurt scheinbar bestürzt und rannte spornstreichs schräg an Müller vorbei in dcr Richtung auf die in der Morgen sonne blinkende Thurmspitze von S. davon. Stcinwald, Lindncr und der vierte Mann im Bunde wie dcr Wind hinter drein. Schnell hatten sie den sein Tempo merklich verlangsamenden Jagd gcber überholt. Ter Gendarm stutzte einen Moment, als überlegte er, was zu thun sei Tann aber er wähnte wohl seinen nur mäßig ausgreifenden Gegner Großkurt unschwer einholen zu können fetzte er sich in Trab. Wir mußten uns zwingen, um nicht hinter ihm her m ein schallendes GAächtcr auszubw chen. Tie ache entwickelte sich nun streng programmmäßig. Ter Bankier lic nicht lull pace, sondern immer so daß Müller überzeugt sein mußte, ih in den nächsten zwei Minuten beim Kragen zu haben. Endlich, nach einer tccplcchase von etwa 1000 schritten drang dcr Verfolger dem Verfolgten so nahe auf die Hacken, daß er rufen konnte: Halt halt, Herr Hcrrrrr! Ihren Jagdschein.. Großknrt machte noch ein paar Ga loppfprünge Tann stand er. kehrte sich um. salutirte und sagte keuchend: Ich muß schon sehr um Ent schuldigung bitten. Herr Herr Mül lcr. aber meine Jagdkarte hab ich ganz vcrgcffcn puh" Hm hm, das ist ja schr fa fatal," schnaufte dcr Gendarm zurück, aber den Galopp hätten sie sich fpa sparen können auf geschrieben werden Sie doch puh!" Er zog sein Notizbuch hcrvor und bat Großkurt um Angabe dcs or namcns und dcr genauen Adresse. Nachdem die Eintragung ordnunqs mäyig bewirkt worden war, faßte sich dcr Bankicr auf einmal in die Gegend feiner Brusttasche und stieß ganz übe rascht heraus: Tonner das ist ja famos. ich hab' ja die Malcsiz-Kartc doch bei mir hicr ist sie ,!" Mullcr's fcttcs Angcsicht wurde emige Eentimctcr langer, stirnrun zclnd prüfte er den ihm dargcreichtcn grüncn Schein, gab ihn zögernd zu- ruck und tagte dann: Tie Namen der drei Herren, die sich dort vorn augenblicklich ein wenig verschnaufen, wollen Sie mir wohl nicht angeben k" Ich wollte schon, Herr Müller, aber ich kann nicht. Ich kenne die Herren zwar vom Ansehcn. abcr nicht dem Namen nach!" . Hö.. .. komi ch.. ..hö.. ..hö. brummte pustend der Gendarm und fetzte sich wieder in Laufschritt, um die anderen Ausgckniffenen einzuholen. Großkurt begab sich, krcbsroth vor Vergnügen, zur Jagdgesellschaft zurück. und bald war das Kcffcltreiben wieder im vollen Gange. Ter nüch te,dcr sich inzwischen von Müller einkriegen ließ, war der Bau mcistcr Lindcner. Als er den Ulk dcs Jagdgebcrs mit ganz geringfügigen Variationen naturgetreu wiederholte, brauste der Gendarm auf: ,xTonnerwettcr, Herr Sie gehen woyt daraus aus, einen alten Beam- tcn zum Bcstcn zu halten? Waaas? Meinen Sic ich hab' meine Lunae gestohlen k Herr Herr " Ja, es thut mir m schr leid, Herr Gendarm, daß sie meinen Namen wieder aus Ihrem Notizbuch streichen müffcn, aber verdenken tonnen Sic mir's doch halt nicht, wenn ich keine Lust hab, dcr Staatskasse 15 Mark zu schenken! Vielleicht haben Sie bei den anderen Herren da vorn mehr Glück." Ach, sie, Sie sie denken wohl. icy ib micy von o ncn, 10 ncn Jagdherren ganz und gar zum Affen machen? Nee, zu solchem faulen Witz müffcn Sie sich schon 'ncn Tümmercn aussuchen, . . . " ,,'Nen Tümmcrcn? Wicso denn 'ncn Tümmercn? Ich vcrstehe überhaupt nicht, was Sie mit dem faulen Witz mcincn, Hcrr Wachtmeister?" Ach. dcr Teibel is Ihr Wachtmci- stcr! Denken Sie, ich wciß nich, daß die ganze Geschichte blos ein von dem dem Großkurt angezettelter Ulk is, um mich zu blamircn? Aber ,ch werd' hm etwas blasen der Blitz soll mich erschlagen, wenn ich mich mein mein Lcbtg noch mal mit den verwünschen Jagdpachlcrn einlasie die KerrclS " Tas Weit. brummclte er wüthend in seinen Bart, wahrend er Lindcner obnc Gruß den Rucken kehrte und die Landstraße zu gewinnen suchte. Nach dcn beiden andcren Ausrcißern sah er mit keinem Blick mchr herüber. Auch sie kamen, gleich dem Baumcister. sehr bald zur Jagdgesellschaft zurück. und ich kann's wobl sagen wir haben selten so erfolgreiche Keffcltrci den gehabt, wie an jenem herrlichen Wintertagk. da nur viere von uns drciundvicrzig eine Jagdkarte bei sich hatten. Waidmannsheil! Ein Stern". Erzählung von Zi o b e r t Q a st 1 1. Nicht weit von dem kleinen, kürzlich von mir geerbten Landgut? steht ein einsames, von hohen Ulmen übcrfchat- tetcs Häuschen, das von einer alten Bäuerin bewohnt ist. Tas Gesicht dcr guten Alten glich einem runzlichen Apfcl, und. auf einen Stock gestützt, ging sie tief zur Erde gebückt, die sicher bald ihre letzte Ruhestätte werden mußte. Sonst fand sich zwischen ihr und dcn übrigen Alten des Torses kein Unterschied. Wenige Zage nach meiner Ueber- siedclung auf das Gut, im vergangenen Sommer, stand ich, mir eine Cigarre anzündend, vor meiner Thür, als sie von dcr Weide zurückkehrend an mir vorubcrkam. Eutcn Tag, Nachbarin!" ricf ihr zu. ich Sic blieb stchcn, versuchte dcn Kopf empor zu heben und antwortete mit mädchenhaftem Lächeln: Mein Herr, Sie sind mir noch nicht vorgestellt, soviel ich mich erinnere Tiefe Antwort, dcr hclle Klang ihrer stimme, die Anmuth ihres Lächeln das ihr sonncnvcrbrattntes Gesicht ZU verjüngen schicn. frappirtcn mich etwa aber ich glaubte geradezu zu träumen als sie hinzufügte: scyaoci nicym: sie yaocn mir Guten Tag" gewünscht, und das ist eine Höflichkeit. Wolle Sie mir da Vergnügen machen, Mittwoch um Uhr bei mir eine Taffe Thee einzunch ntcn? Es ist mein Empfanqstag Mittwoch zur bestimmten Stunde bc gab ich mich zu ihr. Sie empfing mich mit ihrem anmuthigstcn Lächcln; gc klcidet war sie wie gewöhnlich, nur trug sie eine schneeweiße Haube auf ihren weißen Haaren und kleine, roth eilige faßte Pantoffeln. Seien Sie mir willkommen!" sagt, sic. Sie kennen mich zwar nicht, aber ich kenne Sie ein wenig. Tie Weiber wissen alles. Sie sind Journalist; Ihr Verwalter hat es mir gesagt." Mit cincr Elcganz. die mit ihrer Hinfälligkeit start kontrastirte, goß sie den dampfenden Thee in zwei kleine silberne Tassen und fuhr fort: Gewiß, ich weiß wohl, daß ich mir nicht gerade einen Journalisten hätte aussuchen sollen, um ihm meine Mit- theilungen zu machen. Tiefe Leute sind zu indiskret! Aber Sie müssen mir versprechen, das Geheimniß zu be- wahren; nicht wahr? wenigstens bi zu meinem Tode, der ja nicht mehr sern ist." O, liebe jyrait," tagte ich, was für trübe Gcdankcn!" Für die Leute bin ich Mutter Clau- dine, und Niemand kennt meine Ver gangenheit." Nach bieten Worten führte sie mich in cm Zimmer mit geschlossenen en sterläden, das voll von Blumen und mit rothen Kerzen erleuchtet war, und auf ein Bild zcigcnd, in wclchcm mir ein wunderbar schönes, jungcs Fraucn- antlitz entqegcnlachelte, sagte sie: Tas ist meine Vergangenheit! Sie heißt Claudme Ramicr!" Claudine Ramicr!" ricf ich aus und konnte kaum einen chrei dcr Ueber raschung unterdrücken. Ich nähcrte mich dem Bilde, und cs erinnerte mich in dcr That an ähnliche Porträts, die ich gesehen hatte. Ja, cs war genau das Bild der berühmten Sängerin, derentwillen sich vor sünfziq Jahren dcr Erbe eines Thrones getödtct hatte. Eine Heine Photographie, mit einem schwarzen Schleier bcdeckt, der zum Theil einen blühenden Rosenzweig verbarg, stak in dem großen Gold- rahmen. Ich vermuthete sogleich, daß diese Photographie eine schmerzliche Erinne- rung darstellte, und trotz meiner Neu gier'be als Journalist hätte ich nie eine Anspielung gemacht; aber mit zittern- dcr Hand und thränenfeuchten Augen üftcte Claudine Ramicr dcn schwarzen schleier. Es war das Bild eines kräftigen chöncn Jünglings, aufgcwachscn im vollcn Sonnenschein und gestärkt und gcbräunt von dcn Anstrengungen dcs rauhen Landlebens. Tie Alte weinte. Tann führte sie mich hinaus in den Garten, schloß die Thür zu ihrem Hciligthum und sagte: Kommen sie, tommcn sie! ich werde Ihnen von ihm erzählen." Ueber den Zaun von Brombccren und wilden Rosen, dcr ihr Gärtchen umgab, zeigte mir meine Nachbarin in der Ferne eine Anhöhe, welche sich, mit Tannen bewachsen, bis zu dem Torfe Sablonuay hinzieht. Tort unten," sagte sie. an jenem Wcizenfelde, das an der Straße liegt. am Fuße dcs Anhange würde ich mein Leben verloren haben ohne den Mulh eines braven Jünglings, Franz -cguin. Es ist schon lange her, lan ger als fünfzig Jahre, ch verlebte einige Zage bci einem Freunde, de'ien alter Wohnsitz sein spitzes Tach jenseits von Sadlonnay erhebt. Eines Vorgens machlc ich einen Spazierritt, ganz allein, als mein Pserd plötzlich dort auf der Hohe der Straße scheu wurde und in rasender Karriere den Abhang hinadstürmtk. Ich klammerte mich an den Sattel sest und wagte nicht abzu springen. Meine Zahne klapperten, und vor Schreck hörte fast mcin Herz auf zu schlagen. Plötzlich warf sich ein Mann dcm Pferde entgegen und faßte es an dcn Nüstcrn: es prallte mit dem Kopf an cincn Felsen und stürzte todt zusammen. Ohnmächtig, aber ohne irgend welchen Schaden erlitten zu baden, sank ich in die Arme meines Retters, der, als ich wieder zu mir ge kommen war. mich in das Schloß mei nes Freundes begleitete. Ader die Aufregung war ohne Zweifel zu heftig gewesen, denn ich mußte, vom Fieber ergriffen, eine Woche zu Bett bleiben Alle age kam Franz egiun, um sich nach mir zu erkundiqcn; als ich fast wicder hergestellt war, ließ ich ihn in mein Zimmer kommen. Schlichte und erröthcnd erzählte er mir, wie er von Weitem gcschcn habe, in welcher Ge fahr ich mich befand. Er arbeitete auf dem Felde, welches man von hier aus sieht, auf jenem Wcizenfelde. Er war sofort hcrbcigecilt und hatte mit großem Muthe und Gewandtheit das Pferd in seinem wahnsinnigen Laufe aufgehal ten. Leider war der arme Junge von einem Hufschlag dcs Pfcrdcs an der Seite verwundet worden, aber davon sprach er nicht. Ich bot ihm eine Bc lohnung an, abcr schüchtcrn antwortcte er mir. er sei überaus glücklich, daß er einer so schönen jungen Tame, wie mir, habe nützlich sein können, für die er auch zu sterben bereit fein würde. Kurze Zeit darauf kehrte ich nach Paris zurück und hatte sehr bald den jungen Bauer Franz Seguin ve:gessen. Eines Tages bekam ich seinen Besuch in meinem kleinen Palais, einem Geschenke des Fürsten Kuroff, das ich in der Avenue Friedland bewohnte. Ich cmpsing ihn. Er benahm sich ziemlich unbeholfen und wagte nicht zu sprechen, aber nach dem freundlichen Empfange, den ich ihm bereitete, faßte er Muth. Er frühstückte mit mir, und nach dem Kaffee fragte er mich, ob ich fein Weib werden wollte. Ich schäme mich, mein Herr, es heute zu bekennen, aber ich brach in ein schallendes Gelächter aus, und der arme Junge ging weinend fort. Ein Jahr später erhielt ich eine Visiten karte, auf welcher stand: Franz Se- ginn, Zögling der Akademie der schönen nunfle . -ja) ernenna iy:i, und ein tadellos gekleideter Jüngling trat bei mir ein. Meine Tame," sagte er, Sie haben mich bei mcinem letzten Be- Uiche ausgelacht. Und ich vcrstchc es: sie konnten nur lachcn über dcn Vor schlag, den Ihnen ein niedriger Feld- arveiter zu machen wagte. Aber ich liebe Tie und werde mich bcmübcn. mich emporzuschwingen, wenigstens so weit, daß ich Ihre Verachtung nicht ver diene." Ich war tief bewegt, aber berauscht von dem Festjubel, wollte ich ihm keine Versprechungen machen: ich lud ihn nur ein, mich öfter zu besuchen, um nur von seinen Arbeiten zu erzählen. Kurz darauf reiste ich nach Amerika. von wo ich erst nach zwei Jahrcn zurück kehren konnte. Wahrend meiner Reife erhielt ich lange, verzweifelte Briefe von dem armen Jungen, die ich jedoch mit einem Worte dcr vonnuna zu dcant- Worten versäumte. Tann hörte seine Correspondenz ganz auf. Ich kehrte nach Frankreich zurück, wo ich neue, be- rauschende Triumphe feierte, die mich ganz und gar meinen Anbeter vcrgcffcn ließen. Erst einige Jahre später schricb er mir, daß cr, entmuthigt durch meine Gleichgültigkeit, die Malerei anfgcgc ben habe und zu seinen Feldarbeiten zu- rückgekehrt sei. Er sagte mir für immer Lebewohl und versicherte, daß er vor schmerz sterben wurde. Ter Brief war so rührend, daß ich thräncndcn Augcs mir bittcrc Vorwürfc machte, die Ursache dcr Vcrzwciflung dicsts bravcn und cdlcn Herzens zu sein. Zugleich fnhlic ich werden sie mir s glauben mein Herr? daß ich den Jüngling, der mir das Leben gerettet hatte, innig liebte; meine Liebe hatte in meinem Herzen geschlummert. Es war das gelier, das unter der Aiche glimmte, und das der Wind des Un glücks zu lodernder Flamme entfachte. Ich verließ mein Palais, ohnc Jcman- dcn den Grund meiner Abreise Nitzu theilen, und kam in tiefer Nacht in die ses Haus, wo Franz Seguin todtkrank darniederlag. Er war nicht wiederzu- erkennen, der arme Mensch: sein von chwarzen Haaren umrahmtes Gesicht war so bleich und seine Augen von den chlano en Naeyien und vergo Neuen Thränen so groß. Aber sein fieberndes Antlitz' erheiterte sich bci meinem Er scheinen in kindlicher Freude. Ueber- chwanglich dankte er mir, daß ich ge- kommen sei. und ich gestand ihm alles, was mir aus den Lippen brannte. Ta erhob er sich und war wie umgewan delt, so daß er genesen zn sein schien. Am anderen Tag legte ich das BOierin nenkostüm an. Und dcr arme sicr benskranke Mcnsch verließ wie durch cin Wunder der Liebe das Bett und einige Tage später konnte er auf meinen Arm gelttipi. kleine -Paziergange im (nuten machn, wo wir uns jetzt befinden. " Claudine Ramicr trocknete sich die thränenfeuchten Augen. Tan suhr sie fort: ..Aber ach! er sollte die Kra 'nicht überstehen, er hatte zu viel ge- litten. Au einein Herbstmorgen ent schlief er. ein glückliches Lächeln in seinem blaffen Antlitz, in meinen Ar mcn, und sein letzter Seufzer war ei Kuß." Ich wiederholte meiner Nachbarin das gegebene Verspreclien, in den Zei tungkii ihrem Wunsche gemäß nichts über sie mitzutheilen. Und sicher würde ich den traurigen Liebesroman der de rühmten Sängerin nicht erzählt haben. wenn ich nicht kurzlich die Nachricht von ihrem Tode erhalten hätte. Tat adbkftcvt r,ibricht. Tcr Graf de E-vanna. dcr Kriegs minister des Königs Ferdinand deS siebenten von Spanien, und zugleich General-Kapitän von Katalonien, war ein äußerst geistreicher und origineller Mann. Er war im vollsten Sinne des Wortes ein Feinschmecker und hatte immer eine vortrefflich besetzte Tafel, so genau und sparsam er sonst auch sein mochte. Sein Licblingsgcricht waren junge Erbscn. die man' in Spanien zu jeder Zeit haben kann. Eines Tages hatte der Graf sich ein Gericht junger Erbscn bei dcr Köchin bestellen lassen, aber der Zufall will, daß seine Gemah. lin sich in die Küche verläuft, als die Köchin eben mit dem Ausschälen dcr Erbscn bcschüftigt war. Tie Gräsin war eine Feindin dicscr Gcmüseart. Erbscn erregten ihr Ekel, sie mochte sie nicht sehen, viel weniger essen, und so befahl sie der Köchin, die Erbsen nicht auf den Tisch zu bringen. Man setzt sich zur gewöhnlichen Stunde zu Tisch. Tcr leneral sieht sich, nachdcm bcrcits mehrere Gerichte aufgetragen worden, vergebens nach den Erbscn um und schickt deshalb einen Tiencr in die Küche, um sein Lieblings gcricht hcraufzuholen. Ter Tiencr abcr kommt mit dcm Bescheide zurück, die Gräfin habe sich für heute die Erbscn verbeten. Ter General erwidert kein Wort und bleibt nach wie vor in dcr bcsten Laune. Nach Tisch aber rief er dcn wachthabcndcn Offizier derselbe, wclchcr diese Episode in seinem Tage buch niederschrieb zu sich und gab ihm den Befehl, für den Abend keine weibliche Person aus dcm Palais zu lasscn, sie möge sein wer sie wolle. Da dcr Ofsizicr ems Erfahrung wußte, daß dcr Gcncral nicht schcrzte und blinden Gehorsam verlangte, ließ er auf dem Vorplatz, dcm cinzigcn Zugang nach allen Abtheilungen des Hauses, zwei Grenadiere aufstellen und verschärfte noch den Befehl des Generals. Tie Gräfin war mit ihrer Tochter auf den Abend vom Grafen Santa Eo lonna zum Balle gebeten. Beide, fest lich geschmückt, waren im Begriff weg zugehen, als sie, auf dcn Vorplatz ge langt, mit einem: Zurück, meine Ta mcn!" von der Schildwache abgewiesen ' wurden. Ich bin ja die Generalin," sagte die Gräfin aufgebracht und versuchte weiter zu gehen. Tie Posten aber ließen sich nicht abschrecken und sperrten, das Ba jonett fällend, beiden Tarnen den Weg. Tic Gränn, außer sich vor Wuth, eilte zum Grasen, um sich über das Beneh inen der Soldaten zu beklagen. Ter General aber entgegnete ihr: Beruhige Tich, liebe Frau, es geht dies Alles ganz natürlich zu. Tu be sichist Tcincr Köchin, ich meinen Sol- baten!" Seitdem bestellte die Gräfin niemals mehr Erbsen in der Küche ab. Sin Zweirad für .?, Gulden. Ein Diamant- und Goldgruben- besitzer aus Süd-Afrika sah unlängst auf einer Radfahr-Ausstellunq in Wien cin originelles Zweirad. Tie Maschine war aus massivem Golde und Silber gefertigt, aber dabei verhältnißmäßig schr Icicht. Tie Arbeit selbst war von künstlerischer Pollendung, so daß das Rad besser einen Platz im Museum ver dient hätte, als aus schmutzigen Straßen und Chauffccn dahinzurollcn. Doch dcr Afrikaner, ging auf Freiersfüßen und suchte gerade ein paffendes Ge- schenk für seine Zukünftige. Was konnte jedoch dem verliebten Minen- bcsitzcr gclcgcncr kommen, als dieses goldene Zweirad, zumal die Aus erwählte seines Herzens sehr passionirte Radlcrin war? Er erkundigte sich daher nach dem Preise, und erfuhr, daß der selbe fünfzigtausend Gulden betrage. Eine armselige Kleinigkeit für einen Nabob' Er kaufte es und ließ das Rad außerdem, da ihm das Geschenk noch nicht kostbar genug erschien, mit Edel steinen besetzen, so daß er insgesammt O:, 000 Gulden kostete. Der dumme Johann. Frau lzu ihrem Manne, der soeben von der Jagd heimgekehrt ist): Nun. Hugo, wo hast Tu denn Teilte Jagd beute?" Mann: War mir zu schwer; wollte mich nit den Hasen nicht abschleppen und sagte daher zum Hausknecht vom Hotel Germania, er solle sie mir in's Haus tragen! Sich, da kommt er gcradc mit meiner Tasche! Nun wo haben Sie die Hasen?" Hausknecht: Entschuldigen Sie, Haien waren nicht mehr da und da hab' ich deshalb geräucherte Aale gc-kaust. X A