Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 06, 1899, Image 1

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Jahrgang 20.
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Va'ncoln, Mcb., Donnerstag, 6. Juli 1899
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Inlö?.d-?cpcjchc.
Olis' Armee soll B.-rstckrlungen
erhaltcn.
Tsch wir fei usrus um Frei
willig erlassen werden.
Tcr Streik in Houikftkad.
Truppen Hebung.
N e w ?1 o r k , 4. Juli.
' Dem Herald" wird von Washina
ton gemeldet: Da General Otis nnl
bete, daß er 6338 Mann brauche, um
die regulären Regimenter zu ergänzen,
und 2000 Mann für die beiden Frei
willigiN'Regimenter, die bilden soll,
werden morgen die Befehle zur Anwer
bung von 15,000 Mann veröffentlicht
werden. Dadurch wird Otis 44,000
, Mann erhalten, so daß er nach Ab
zug ton ca. 12 Prozent Kranken, eine
dienstfähige Aimee von 39.000 zur
Beifügung haben wird.
- Das Kriegsamt hat die Nothwendig
keit weiterer Truppensendungen vor
hergeskhen und bereits 2000 Rekruten
nach Manila abgesandt, 4000 weitere
werden um die Mitte des Monats ab
fahren. Zum 1. August hofft man
acht reguläre Regimenter organisirt
und reisefertig zu haben.
Die Nachricht, dast General Otis
nur zwei Regimenter Freiwilliger for
miren will und dafür noch 2000 nö
thig hat. zeigt, daß höchstens 80 Frei
Willi sich wieder anwerben lassen wol
len. nicht genug, um ein Regiment zu
bilden.
Washington. D. C.. 4. Juli.
Das Kriegsamt erklärte bestimmt.
daf, vorläufig kein Aufruf um 15.000
ffleiwillige erfolgen werde, trotzdem
ständen für General Otis 35.000
Mann zur Verfügung, wenn er sie
wolle. Die Rekrutirung der regulären
Armee ist so gut wie beendet. Im
Herbst kann Otis hoben: 17 Regimen
ter Infanterie. 25.840 Mann? 3 neue
Freiwilligen-Regimenter, 4134 Mann;
vier Batterien 3.Artillerie. 489 Mann:
zehn Batterien 6. Artillerie. 1230
Mann: 4. Kavallerie. 1230: Ingenieur
Bataillon. 200 Mann. Cignal-Corps.
150 Mann, zusammen 33,270 Mann.
Washington, T. C.. 4. Juli.
Einer Kabeldepesche des Generals
Otis zufolge benöihigt er die folgende
Zahl von Truppen per Regiment, um
die einzelnen Compagnicen auf die
Lrschriftsstärke von 128 Mann zu
ingcn.
Infanterie: 3.' Regt.. 336;
4. Regiment. 304; 6. R'gt.. 157; 9.
Regt., 305; 12. Neot.. 30: 13. R:at..
253: 14. Regt.. 739; 16. Regt.. 270;
17. Regt.. 294; 18. Regt.. 828; 20.
Regt.. 338; 21. Regt.. 195; 22. Regt..
460; 23. Regt.. 680.
Artillerie: 1. Artillerie, 8; 3.
Artillerie, 256; 4. Artillerie. 2; 5.
Artillerie. 2; 6. Artillerie. 93; 4. Ka
vallerie, 493; Ingenieure 7.
Folgende Zahl von Freiwilligen ist
noch nache der Hcimath zu bringen:
Infanterie: California Regt.,
1188? Colorado - Regt., 1144; Jdaho
Rezt.. 593; North Dakota - Regt..
623; Wyoming - Regt., 300; Minne
fota - Regt.. 1165: South Dakoia
Regt.. 917; Montana Regt.. 906.
Artillerie: California Artille
rie. 358; Washington Artillerie. 1068;
Tennessec Artillerie, 946; Kansas Ar
tillerie. 1052.
Cavallcrie: Nevada, 88; Wyo
ming, 85; Iowa 995.
S i g n a l - C o r p s: 106.
Bpn den Phlippinen.'
M a n i l a . 4. Juli.
Hier liefen Berichte ein über einen
Aufstand auf der Insel Recros anläß
lich der Heimreise des California-Rc-giments.
250 feindliche Eingeborene,
i ' meistens mit Bolos bewaffnet, griffen
eine Compagnie Soldaten, die sich zur
Heimkehr rüstete, an und tödteten einen
Mann und verwundeten einen anderen.
Dann wurden sie vertrieben.
Der Trnnspcrtdamvfcr Sherman"
wird die California Tnipven mit nach
Manila und von dort nach San Fran
cisco bringen.
Der Dampfer..G70nt" wird das Co
lcrcdo Regiment befördern.
2er Streik.
Pittsburg, Pa.. 4. Juli.
1 Der in den Homestead Stahlwerker,
am Samstüz begonnene Streik hat bis
jetzt auf den Betrieb der Werke keinen
Einfluß gehabt, da in allen Departe
ments gearbeitet wird. Die Streiter
. verhalten sich ruhig.
Am 4. Juli wird die Fabrik ge
schlcssen bleiben; am Mittwoch dürste
es sich zeigen, ob die Streiker Aussicht
cuf Erfolg haben oder nicht.
Solleu belohnt werde.
' Washington. D. C.. 4. Juli.
Di' von amerikanischen JZ:aclit:n
cusgegangene Bewegung, die Sym
pathie für den französischen Haupt
knann Dreyfus in substantiellem Gestalt
zu zeigen, nimmt von Tag zu Tc,g
größeren Umfang an. Beiträge sollen
tarnt zahlreich eingelaufen sein, ob-
gleich die Sache vorwiegend vrtia'.im
betrieben, und Alles vermieden wird,
was etwa französisch: cfrisise aufre
ccn könnte.
Es wUb beabsichtigt, nicht nurDrey
fuS selbst, sondern ach denjenigen,
welche für ihn in die Schranke traten,
wie Picquact und Zoll, ein greifbares
Zeichen von Anerkennung zu geben.
Auch ist vorgeschlagen. All:Z ?u rtr
suchen, um Dreafus zu bewegen, :iach
Amerika überzusiedeln-
Auölalld-Dcpcschcll.
Echlimme iiat in Belgien.
llgemeines Stimmreckt erlangt.
!
Unruhen in pauie.
Teutfchland.
! Berlin. 4. Juli.
: Die Kanal-Kommission hat heute die
Kompensationsfordetungen als Mate
rial für die zweite Plenorberathung
der Regierung überwiesen. Diese zweite
Berathung findet am 7. August d. Js.
statt.
, Die Post sagt: .Die Kanalfrage war
utsprünglich keine politische, sondern
eine rein wirthschaftliche Frage. Erst
dadurch gelangte sie zu politischer Be
dcutung. daß die Regierung im Falle
ihrer Ablehnung mit der Auflösung deZ
Abgeordnetenhauses drohte."
Im preußischen Landtage griffen
Justizminister Schönstedt und Land
wirthschaftsminister Frhr. von Ham-merstein-Loxten
die Broschüre des Dr.
Voigt über die Vertheilunq der städti
schen Grundstücke" an und behaupte
tcn, die Broschüre schädige die städti
schen Grundbesitzer. Der zur Freist
nioen Volkspartei gehörige Abgeord
retc Dr. Munckel spielte unverblümt
darauf an, daß Dr. Voigt bei Abfas
sung seiner Broschüre im Finanzmini
stcrium Unterstützung gefunden baoen
müsse. Finanzminister von Miquel gab
dies nicht allein zu, sondern erklärte,
er habe das dem Dr. Voigt überlieferte
statistische Material nachgeprüft und
gesunden, daß Voigt's Zahlen korrekt
seien. Indessen machte Minister Schön
stcdt gute Miene zum bösen Spiel und
erklärte, er würde anders gesprochen
haben, wenn er den von Miqu.'l ge
schilderten Vorgang gekannt hätte.
i Obgleich die Polizei in Herne bei
dem Begräbniß der Erschossenen um
lfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen
.hatte und in großer Anzahl zur Stelle
!var, erwies sich alles dies als nicht
lnothwendig, da die Zahl der zum
Äegräbniß Erschienenen auffallend
gering war. Eine als Demonstration
;auf einer benachbarten Anhöhe aufge
zogene rothe Fahne wurde sofort ent
fcrnt. i Die Veranlassung zum Streik ist
,noch nicht gehoben. Bisher erhielten
,die Steinschlepper 3.20, die Kohlen
Schlepper 2.50. die Pferdejungen tag
lich 2 Mark Taaelohn. Sie beanspru
,chcn 4.00. bezw. 3.75 und 3.25 Mark
,täglich, aber die Zechen lehnen es ab,
'darüber zu verhandeln,
j Dem Londoner Globe" war an
gcblich aus Washington gemeldet wor
!den, Botschafter v. Holleben werde nach
!fcinem Urlaube nicht auf seinenPosten
'zurückkehren und durch Fürst Bismarck
Abgelöst werden, weil er als Botschaf
iier unnöthige Reibereien hervorgerufen
haben solle. Diese Meldung wird hier
.ls pure Erfindung gekennzeichnet.
Maximilian Horden, der bekanntlich
jin Weichselmünde eine sechsmonatlich:
Hast wegen Majestätsbeleidigung ab
sitzt, erzablt in der Zukunft", das; er
an der Flasche alten Rheinweins mit
getrunken habe, die der Kaiser am 22.
Januar 1894 dem von der Influenza
eben genesenen Altkanzler Fürs: Bis
marck durch den FlügeladjutantenGraf
Moltke übersenden .ließ. Der Brief,
der die Sendung begleitete, dem Für
sten zu seiner Genesung Glück wünschte
und denselben nach Berlin einlud, war
bekanntlich der erste Schritt zu: Vcr
söhnung Mischen dem Kaiser und Bis
marc!. ' Harden sagt nun. der Fürst
habe, als die Flasche geöffnet wurde,
ihn eingeladen, mit ihm auf das Wohl
des Kaiftrs anzustoßen, weil Sie es
ja. ebenso gut mit dem Kaiser meinen,
wie ich."
Obwohl der Kaiser den angemelde
'ten Besuch in Lübeck absagen und den
präsidirenden Bürgermeister Dr. Klua
an Bord der Hohenzollcrn" bitter'
ließ, hat der Besuch doch, allerdings
linoffiziell, stattgefunden. Der Kaiser,
der fichieden Empfang verboten hatte,
fuhr mir derSalonpinasse der Hohen
zollern" nach der Hansastadt und nahm
im dortigen Rathskeller ein Frühstück
des Jachtklubs an, zu dem die Spitzen
der Stadt und Garnison Einladun
gen erhalten hatten.
Bei demselben h''elt der Kaiser fol
Kkndei Rede: E? hore, die Gründung
des Lübecker Jachtklubs sei ein Zeichen
für das Bestreben der Nation, ihre
Zukunft immer mehr auf dem Wasser
zu suchen. Die Führung dazu sei na
türlicher Weise von den Hansastäoten,
insbesondere von Lübeck, aufgenom
men worden, wo jeder Zoll Boden hi
storischen Hintergrund habe. Er hoffe
der blühende Segelsport werde die
deutsche Unternehmungslust im Aus
lande befördern. , Er hoffe
ferner, daß die Flagge seines
Großvaters, gleich derjenigen Nelsons,
nicht bloß an den Mast gebunden, son
dern festgenagelt sein möge, und daß.
wenn sie heruntergeholt werde, d!ez,
so Gott will, mit Ehren geschehe.
Wegen Erkrankung des Erbprinzen
Danilo von Montenegro ist dessen
Vermählung mit der Herzogin Jutta
von Mecklenburg- Strelitz nochmals
aufgeschoben worden.
Der Hauptmann a. D. Paul
Wendland in Berlin, welcher die All
gemeine Börsen-Zeitung" herausgiebt,
ist wegen Betruges verhaftet worden.
In München hat Professor Witt
mann von der dortigen Technischen
Hochschule Selbstmord begannen, da
ihm ein organisches Leiden die Lust
am Leben raubte.
Die Konzcrtsängerin KatheNeuberg
in Hannover beging Selbstmord, in
dem sie sich in das Wasser stürzte.
Berlin. .4. Juli.
Die Beamten des auswärtiger!
Amtes haben dem Corrcspondcntcn
der Ass. Presse ocgenübcr erklärt. daj
die Nachricht. Kaiser Wilhelm habe
dem Fürsten Herbert Bismarck den
Lotschaftcrposten in Washington anze
boten, gänzlich unbegründet ist.
K o b u r g . 4. Juli.
Tcr Landtag nahm heute die Vor
läge an. rvelä.: on Herzog von Albany
zum Thronerben von Sachsen Ko
durg . Gotha erklärt. Sollte die Al
ban'y Linie ausstcröcn. so fällt dii
Thronfolge an den Prinzen Arthut
von Connaught oder wenn die Con
naughts anssterben. an den Erben d
Prinzen von Wales.
rest erreich, Ungar.
IBien. 4. Juli.
Die Statthalterei von OberQester
reich loste, wie aus Linz gemeldet wird,
den Germaner.bund Hohenstanfen"
dort auf, wtil derselbe großdentschen
Tendenzen huldigte.
Im Pczirke Rudolfsheim in Wien
fand ein Brand statt, bei welchem zwei
Personen erstickten.
Belgien.
Brüssel. 4. Juli.
Die Lage in Belgien wird schlim
wer. Die aus Soziatisten und Radika'
len bestehende Opposition verlangt
nunmehr allgemeines Stimmrecht unl
wird nicht mit weniger zufrieden sein.
Infolge dessen werben morgen beim
Zusammentritt der Kammern neuclln
ruhen erwartet. Die Lage der Regie'
rung ist schlimm, da sie in jedem Falle
gefährdet ist. Das allgemeine Stimm
recht würde zweifellos die Zahl der
Sozialisten vermehren, die man ge
rade durch die neue Vorlage beschran
kcn wollte.
In den großen Industriezentren ha
ben die Arbeiter beschlossen, die Arbeit
niederzulegen, wenn nicht das allge
meine und gleiche Stimmrecht gewährt
wird. Schon rüstet sich die revolutio
näre Partei auf einen blutigen Zu
sammenstoß. indem sie unter der Hand
Waffen vertheilt.
In Brüssel selbst verlief der vergan
gene Sonntag ziemlich ruhig, dage
gen kam es in der Provinz an der
schiedenen Stellen zu Ausschreitungen.
Im Park, wo eine Musikkapelle
spielte, wurde deren Spiel durch das
stürmische Absingen der Marseillaise
übertönt. Die Polizei war machtlos.
700 bis 800 Sozialisten marschirten
die Marseillaise singend zu dem Volks
bause, wo Beschlüsse zu Gunsten des
allgemeinen Stimmrechts mit großem
Jubel angenommen wurden.
Am Schlimmsten ging es in Alost
zu. wo Abbe Daens, ein sozialistisch
gesinnter katholischer Priester, eine
Rede hielt. Die Polizei suchte die
Menge mit aller Macht zu zerstreuen,
war aber nicht dazu im Stande.
In Mons beschloß eine Massenver
sammlung der Bergleute, die Arbeit
niederzulegen, falls das Wahlgesetz
nicht am Dienstag in einer ihnen ge
nehmen Weise erledigt werde. 25,000
bis 30.000 Mann würden durch einen
solchen Streik in Mitleidenschaft ge
zogen.
Massenversammlungen in Verviets
und Antwerpen (hier nahmen an der
selben 20.000 Radikale und Soziali
sten Theil) faßten gleiche Beschlüsse.
Die Bürgermeister von Brüssel,
Antwerpen, Lüttich und Gent theilten
) der Regierung mit, daß sie für nichts
einstanden, falls die Regierung nicht
den Forderungen nachgebe.
Der König soll entschlossen sein,
das Parlament aufzulösen und Neu
wählen auszuschreiben, wenn die Re
gierung keine befriedigende Lösung der
gegenwärtigen Wirren findet.
Brüssel. 4. Juli.
Abends wurden hier eine Anzahl
kleinere Versammlungen abgehalten.
Die Redner forderten , ihre Zuhörer
auf. auf derHut zu sein.damit die neuen
Vcrschläge der Regierung sich nicht als
nicht ernst gemeint herausstellen. Un
ruhen gab es keine.
Es verlautet, daß die Mitglieder der
Bürgergarden, die in Lüttich gestern
mit umgedrehten Waffen nach dem
o,',ialisten - Club marschirten und an
den dcrtigenTemonstrationen theilnah
men, von der Regierung prozessirt wer
den. Die Betreffenden sagen, daß sie
nur ihre Rechte als Bürger ausübten.
Niederlande.
I m H a a g . 4.- Juli.
Das Entwurf - Comite derSchieds
gerichts - Commission der Friedens
conferenz, nahm in zweiter Lesung
Sir Julian Pauncefote's Plan für die
brricutung eines permanentenSchieds
gcrichtstribunal an.
Die Erörterung der viclumstrittencn
Frage betreffs 'der Beschlagnahme
von Privateigenthum auf hoher See
wird auch diese Wche vom Comite für
Ktiegsregeln fortgesetzt. Viele Dclcga
tcn halten die Annahme der betreffen
den amerikanischen Vorschläge für
wahrscheinlich.
Kanada.
Montreal. 4. Juli.
Von Grand Mere wird gemcloet,
daß die Dortige große Papiermühle,
welche dem General Rüssel A. Alge:
gehört, total niedergebrannt ist. Die
Ortschaft Earthby ist gänzlich durch
Feuer vernichtet worden und sind nun
400 Personen obdachlos.
Das n der Jnter - Colonial Rail
way gelegene Dorf Mitchell ist in
Brand. Alle tiefe Feuersbrünste wur
tcn durch Prairiefeuer verursacht.
ZLland'Dcpcschcll.
Tas Ciillinnati'kr Eangerseft
hat klii Tefijit von Ä.OOO
ergebe:!.
Ti, erste Dividende der angelsäch
fischen Allianz.
Ter 4. Juli hat wieder viele Unglülkefällk
im Eesolgk.
im bitterer Nachklang.
E i n c i n n a t i . O.. 5. Juli.
Dos Sänger - Fest, das vom musi
kaUschen Standpunkte aus ein großer
Erfolg war. hat ein Defizit von 555.
C00 hinterlassen, und dabei ist die
große Halle noch nicht einmal fertig.
Hervorragende Bürger werden durij
Subscripticmen helfen, daö Defizit zu
tilgen.
Die LlUiattZ?ivkende".
Washington, D. C., 5. Juli.
Mit der Regelung der Alaska
Grenzfraze liegt es wieder 'sehr im Ar
gen. und der zuversichtlich erwartete
modus vivendi will immer noch mchl
zustande kommen. Zuversichtlich erwar
tet worden war derselbe von hiesige:
Seite, weil man sich des weitesten Ent
gegenkommens beflissen und Zugestand
nisse gemacht halte, die thatsächlich über
das Maaß der Rechtfertigungs - Mög
lichkeit hinausgehen. Immer noch ein
Stück und immer noch ein Stück hatte
Sekretär Hay von dem Terrain ab
schneiden lassen, welches seit mehr all
drei Jahrzehnten im unbestrittenen
Besitz der Ver. Staaten gewesen, nur
um die landgierigen Canadier zu bewe
gen. endlich einem modus vivendi zuzu
stimmen und die Verhandlungen der
hohen Ausgleichs - Commission wieder
aufzunehmen; aber je mehr er gao,
desto mehr forderten sie. Hatte er ihnen
gestattet, am oberen Ende des Lhnn
Kanals bis fast nach Klulwan zu kom
men, so verlangten sie nicht nur Kluk
wan. sondern auch noch einen Hafen
platz im Ailin - Golddistrikt. Das ist
denn doch selbst Herrn Hay zu stark ge
worden, und als e: die'scr Tage gefragt
wurde: ob dies die erste Dividende sei,
welch? die anglo - amerikanische Al
Itan; abgeworfen, nickte er grimmig:
Sie haben Recht, eine feine Div
dende".
Ein mit der Administration in Ver
bindung Stehmder sagten
Die Lec. Staaten und Canada soll
tcn sich einen Schiedsrichter anschaffen,
wie unser Gesandter Buchanan in Ar
geutinien es ist. Herr Buchanan ist ein
wahrer Künstler im Grenzen-Ziehen,
das hat er bei der von ihm vorgenom
menen aroentinisch - chilenischen Grenz
rcgulirung bewiesen. Der Grenzstreri
hatte seit vielen Jahren gedauert, Kom
Missionen hatten die Frage berathen,
Vermessungen waren vorgenommen,
Schiedsgerichte hatten ihre Entschci
düngen gegeben, aber die Frage blieb
unerledigt, und ein paar Mal war c
nahe gmug daran, daß die Waffen zur
Entscheidung geführt hätten. Da ward
schließlich noch ein letzter Versuch zur
friedlichen Beilegung gemacht, man er
nannte den amerikanischen Gesandten
in Buenos Ayres. William I. Buchn
nan, zum Referenten. Eine der streiten
den Nationen öcanjpruchte die Wasser
scheide der Cordilleren als Grenzlinie.
Die andere wünschte eine Phantasie
Linie über die höchsten Bergspitzcn ge
zogen zu wissen. Der schlaue Sankee
Diplomat zog nun die Grenzlinie stück
weise. Die erste Sektion war eine Linie,
welche ein Stiick der Wasserscheide füc
Chili abschnitt; taxob großer Applaus
und Jubel in Chili. In Buenos Ayres
lniff man die Lippen zusammen und
grimmige Blicke hagclten auf den
Grenzrichter. Der aber zwinkerte mit
dem linken Auge und zeichnete du
nächste Sektion der Grenzlinie; diese
machte einen weiten Bogen, der Was
serscheide folgend, und nun war alles
eitel Freude in Argentinien, die Ent
täuschung über die erste Enttäuschung
war dort vergessen, aber in Chili run
zelte man die Brauen und brummte.
So wechselte das Sektion für Sektion
und als Herr Buchanan seine Grenz
lim: fertig hatte, waren die Vortheile
und Nachtheile auf beiden Seiten so
gleichmäßig vertheilt, wie das nur mög
lich war. Nc'ch einigem Hin- und Her
reden cueptirten beide Regierungen
das Resultat und Herr Buchanan er
hielt als Zeichen der Hochachtung von
jeder der Parteien ein Geschenk von
25,000 Pfd. Sterling; da war auch er
zufrieden.
Vierte Juli'Unfälle.
M c C o o i . Nebr.. 5. Juli.
Das vorzeitige Entladen einer Ka
ncne, welche zur Feier des glorreichen
Vierten benutzt wurde, hatte die V:r
letzung von bin Knaben zur, Folge.
Charles Traver handhabte den La
destock. als die Kanone sich entlud; dem
Knaben wurde die rechte Hand abgc
rissen; ferner wird er ein Auge verlie
ten, vielleicht auch beide; außerdem
wurde er noch in anderer Weise so
schwer verletzt, daß er kaum mit dem
Leben davonkommen wird. Willie Kil
Patrick verlor einen Daumen und wurde
ihm das Gesicht schrecklich verbrannt.
Jack Wentz wurde ebenfalls schwer im
Gesicht verbrannt. Der stählerne Lade
stock flog die Main Straße herauf, flog
durch ein Gebäude und riß den kleinen
Orville Hammel das Bein auf.
Während des Tages wurde George
Gummere von Stratton hierher ge
tracht, da ihm durch die Explosion eines
Gewehres die linke Hand abgerissen
wurde.
rb'S stimmt?
N e w ?) c r k . 5. Juli.
Eine Berliner Depesche an den He
kald" sagt, daß Fürst Herbert Bi
inarck's Besuch in Travemünde eifrig
besprochen wird; seine Feinde sagen,
der Kaiser habe sich geweigert, ihn zu
empfangen.
Das .Kleine Journal", welches
Klart specielle Informationen vom
Hof zipaben vorgiebt, sagt, daß die
Audienz längere Zeit dauerte, daß
Fürst Bismarck den Bojschafterposten
in Washington aus Privatqründen
ausschluq. sich aber bereit erklärte, als
Botschafter nach London zu gehen.
Die Wahrheit ist daß die Audienz
hinter verschlossenen Thüren stattfand,
und nahm der Kaiser die Gelegenheit
wahr. Bismarck's Meinung über dii
Politik im Allgemeinen und über die
Kanal - Vorlage im Besonderen len
nen zu lernen.
Hw 4. Juli Rede.
Barnesville. Ga., 5. Juli.
Herr Wm. I. Bryan hielt hier vor
der BarnesvilleChatauqua" eine Red,
über die Bedeutung des 4. Juli, unc
berührte im Laufe derselben auch die
Tagesfragen.
Er bezeugte der republikanischer
Partei seinen Respekt als Beschützerin
der Trusts. Die Trust - Frage werde
immer wichtiger, sagte Herr Bryan.
eine direkte Folge der steten Vermeh
rung der Trusts. Zum Schluß nahm
er entschieden Stellung gegen Expan
sion. Er sagte:
Die Philippinen behalten gege
den Willen ihrer Bewohner schließt
eine neue Abweichung der Regieruno
ein. Als erer dieser Nation will ich
kein Volk, das die Unabhängigkeits
Erklärung nicht lesen kann. Die Doc
trin der Gewalt liegt hinter, nicht vor
uns. Das Erpansions - Argument ist
das Argument George des Zweiten,
Sollen wir an diesem Festtage sagen,
daß wir 100 Jahre lang unter einem
falschen Prinzip lebten? Nein! Et
liche sagen, nehmt die Bibel in die eine,
das Gewehr in die andere Hand.
Dank Gott! Ich bin nicht zu Gunst
einer solchen Verchristlichung. Wir
sollten unter keinen Umständen von der
republikanischen Regierungsform ab
weichen, und wir sind noch nicht bereit,
die Doktrinen, der Eroberung und der
Gewalt zu acceptiren. Es ist nicht der
Wunsch der Republikaner. Gutes zu
thun, sondern der Wunsch, mehr Geld
zu verdienen, liegt 'hinter ihrer Colo
mal - Politik."
sisenb,'k'n Unfall.
Leadville, Col.. 5 Juli.
Die östlich fahrende Abtheilung deS
Passagier - Zuges No. 2 der Denver &
Rio Grande - Bahn verunglückte west
lich von 'hier. Folgende Personen
wurden mehr oder weniger schwer ver
letzt: W. C. Hamilton. Lehigh. Iowa; R.
F. Wyan. Portland. Ore.; A. Schack.
Park Ridqe. Jll.; W. H. Morrow. Mi
lan. Mo.: W. T. Musktumuß. Penn
sylvania; Frau E. R. Klnney. Den
ver. Colo.; E. G. Brennan. Conduc
teur der Denver & Rio Grande-Bahn,
Denver. Colo.: G. M. Burkhardt.
Post-Clerk. Denver; Thomas Walker,
Conductcur der Colorado Midland
Bahn; William Cooke. Streckenauf
scher. Leadville.
Der Zug fuhr infolge der Unterwn,
schung der Geleise der Denver & Rio
Grande - Lahn llökr die Geleise der
Colorado Midland Bahn. Wie ver
lautet wurde die Entgleisung durch
eine gebrochene Schiene verursacht.
Die Verletzten sind nach Leadville
gbracht worden.
Eine Königin gestorl'en.
San Francisco. Cal.. 5. In!:.
Der aus asiatischen Häfen via Hono
lulu hier angekommene Dampfer Cop
tic" hat die Nachricht iiberbracht, daß
die Wittwe des verstorbenen Königs
Kalakau von Hawaii Kajiolani. gestor
ben ist.
Verderblicher Brand.
Chicago, 5. Juli.
Das Geschäft der Western Paper
Stock Co.. No. 1456 Jndiana Avenue
ein vierstöckiges Gebäude wurde gestern
Vormittag ein Raub der Flammen.
Der angerichtete Schaden beträgt etwa
$80,0, und ist durch Versicherung
zum Theil gedeckt.
Mehrere Mädchen, die mit dem Cor
tuen von Papier in dem Gebäud: be
schäftigt waren, wurden mehr oder w'
Niger schwer virletzt, eines on ihnen so
schlimm, daß an seinem Aufkommen
gezweifelt wird.
Die Verletzten sind:
Maggic Goda. No. 456 ClintnnStr..
an den Banen verletzt.
Frances Draper. an der Wood und
16. Straße wohnhaft, fiel von einem
Fenster im dritten Stockwerke, am
Rücken verletzt.
Agnes Labuta, No. 156 Fisk Str..
fiel die Treppen berab. Kopfwunden
und an den Schultern verletzt.
Albertine Bicnes. an der 18. ud
Wood Str. wohnhaft, fiel die Trepven
hcrab. am Rücken und den Füßen ver
let. Anna Prctraust. No. 658 Jcffcrsm
Str., am Rücken verletzt.
Agnes Cztewsll. No. 7818 Huston
Str.. leicht verletzt.
Maria Boraczki. No. 714 Wood
Str.. schlimm cm Rücken verletzt.
Froniks Scuboda. sprang aus einem
Fenster. Fußgelenk verrenkt.
Pauline Sawicki. No. 797 W. 18.
Str. wohnhaft. Rückgrat verletzt.
Vermißt werden:
Stephan Cudois. arbeitete im vierten
Stockwerke.
Frau Josie Drnile, No. 584 13. Str.
wolmhaft; war im obersten Stockwerke
beschäftigt.
George Grillm. 22. Str. und Archcr
Eve. wohnhaft , dkrbkirathkt; Fuhr
mann bei Tbomas Jzckson. Wurde un
mittelbar vor dem Feuer in dem Ge.
bcude gesehen.
Fünf unbekannte ??ädchen, die man
während des Brandes an den Fenstern
bemerkte, nd von denen es zweifelhaft
ist. ob sie gerettet werden.
Tas niederai-branntc Gebäude war
vcts!öckig und erstreckte sich :.on bei
Jndiana Ave. bis zur Alley. Es wai
von. Dc,ch bis ?nm Boden mit Papier
Waaren angefüllt. Im dritten und
vierten Stockwake befanden sich du
Sorticrzimn!lr, in denen das Abfall
Papier fortirt wurde. Diese Arbeit
wurde von polnischen Mädchen unc
Fi.auen besorgt, für deren Rettung iw
Fall? eines Brandes nur je eine Feuer-,
leiter an jedem Ende des Gebäudes nn
gebracht war.
Dos Feuer kam kurz nach 11 Uhr
im Erdgeschosse des genannten Gebäu
des zum Ausbruche und griff mit kaum
glaublicher Schnelligkeit um sich. Das
vcrhandene Waarenlager bot dem aie
rigen Elemente willkommene Nahrung
und bold glich das ganze Innere des
Gebäudes einem Flammenmeere.
Unter den 150 Mädchen und Frruen
die in dem Gebäude beschäftigt waren
entstand eine gewciltiae. kaum be
schreibliche Panik. Auf den Trep
pen und an den Ausqängen karr
es zu einem gewaltigen Gedränge und
viele der Unglücklichen wurden nieder
getreten und dabei arg verletzt, andere,
denen der Ausweg bereits abgeschnitten
war. eilten an die Fenster und schrieen
händeringend um Hilfe. Einige der
Mädchen sprangen auch aus dem zwei
ten rnd dritten Stockwerke nieder und
die meisten von ihnen wurden dabei
schlimm verletzt, nur cines von ihnen,
das den Sprung in die Tiefe aus dem
dritten Stockwerke wagte, nahm wun
dcrbarer Weise nicht den geringsten
Schaden.
Nicht genug Lob verdient Robert
Tavis, ein Farbiger, der als Wächter
in dem genannten Gebäude angestellt
war. Seinem Muthe verdanken fünf
zi'hn Mädchen, die er aus dem dritten
Stcckwerke rettete, ihr Leben. Das
Gebäude stand fchon in hellen Flam
mcn. als er sich durch Rauch und Feuer
hindurch seinen Weg in das Innere
bahnte und die zu Tode erschreckten
Mädchen auf die Straße brachte. Lau
ter, jubelnder Beifall belohnte, den
Wackcten jedesmal, als er mit einem
der Mädchen im dreien erschien.
Auch JvlnEregson. No. 6938 Seipp
Ave. wohnhaft, erwies stch als ein
Held, in dem er hrei zu Tode erschreckte
Mäcchcn rettete. Er war ihnen beim
Hcnibklehl'rn von cinrr Feuerleiter be
hülflich. und verhinderte sie am Sprin
gen. Ein anderes Mädchen fiel dicht
vor ihm nieder, als er auf einem Fen
si'r stand. Er streckte seine Hände aus,
um die Unglückliche zu erfassen, und
wäre selbst beinahe dabei niedergefallen.
D Berledren wurden nach' dem in
der Nähe befindlichen St. Lukas-Ho-spital
überführt.
Das Gerücht, daß dieses Gebäude in
Flammen stehe, batte eine ungeheure
Menschenmenge nach der Brandstätte
gelenkt, und die zahlreichen Leute, wel
che das Zcrsiörungswerk beobachteten,
waren alle einig in ihrem Urtheile, daß
die UnglückssciUe sich nicht ereignet hat
ten, wären Feucrlciern 'in genü
gender Zahl an dem Gebäude an
gebracht gewesen. Die wenigen vor
handcnen Feuerleitern erwiesen sich als
vollständig unzulänglich, um den zhl
reichen in den oberen Stockwerken be
schädigten Mädchen ein zeitiges Ent
kcmmen aus dem Gebäude zu ermög
lichen. Man glaubt, daß das Feuer durch
die Explosion von Naturgas, das in
dem Gebäude benutzt wurde, verursacht
worder! ist.
Kapitän Hufnagel über seine Ge
fanginnahme.
S. M. Krzr. Falke". 20. 4. 39.
Meine liebe Schwester 5zedwig!
Wenn der Mensch lange lebt, so er
lebt er viel! Das kann ich von mir
auch sagen, denn jetzt habe ich es schon
zum Kriegsgefangenen gebracht, eine
Beschäftigung, für die ich nun gerade
keine besondere Neigung habe, sondern
lieber mit Frau und Kindern vereinigt
wäre. Sonst geht es mir aber gut, ich
bin auf dem deutschen Kriegsschiff und
lebe mit den Herren Offizieren in der
Messe; die Herren sind äußerst n.'tt
und liebenswürdig und es entwickelt
stch die ganze Gefangenschaft mehr zu
einer Erholung, als zu irgend eiwuS
Anderem.
Am 1. Avril war hier ein Gefecht
zwischen Engländern und der Mataa-fa-Vartei;
letzteres fiel für die Eng
länder recht kläglich aus; um ihre
Schlappe etwas zu beschönigen, wur
den zwei englische Matrosen dazu ver
möcht, unter Eid auszusagen, sie hat
tcn gesehen, daß ich das Gefecht qeler
tet; dies ist lächerlich, ich bin während
ocs ganzen Nachmittags bei Frau unZ
Kindern gewesen und habe unser c
höft nicht verlassen, wofür so uns
viele Zeugen vorhanden sind.
Am Tage nach dem Gefecht brachre
Fritz eine Lafette eines demolirten Ge
schlltzes angeschleppt, itn nächsten Tag
setzte ich die Gesellschaft davon in
Kenntniß und diese den Admiral des
amerikanischen Kriegsschiffes.
Am 3. Morgens wurden wir wie
der feste weg bombardirt, die Gränz
ten flogen über uns hin, richteten aber
leinen Schaden an. Leute, welche rch
zum Einqraben einer erschossenen Kuh
in die Pflanzung geschickt hatte, kamen
mit der Nachricht: in der Pflanzung
seien Weiße; anfänglich glaubt; th,
diese seien gelandete Truppen, kam
schließlich aber zu der Ansicht, es müs
jen Versprengte vom 1. April sein.
Nackidem das Bombardeme?': vorbe!
iar. ging ich am 4. Morgens i.t oe
Pflanzung, um die Spuren der I'er
sprengten auszunehmen, fand diese!
den aber nicht, suchte mir einn Sa
moaner und machte ihm dkutlict, dzg
sie die Weißen nicht angreifen sollen,
ich würde zum Admiral g'!'en und c.n
fragen, wie ich mich den We'.ßen ge
gcnüber zu Verhalten habe. .;n:i Cf,r
ich gegen 9 Uhr Morgens mi; einem
Boote von der Pflanzung und wurde,
als ich zum ersten Posten ta.n. ;Vft
verhaftet und in das englische Konsu
lat gebracht. Dort angkkom.,ien. our
den mir zwei beschwor.'ne Absagen
von zwei englischen Matrosen vorgele
sen und ich wurde auf Das eng'is,!
.'kliegsschiff Taurangr" g'brrcht.
AIs wir beim Falte" v.rb?:hrr?.
rief mir der wachthabend; O,"zui zu.
was los sei, ich antwortete ihi. ich sei
verhaftet worden. Schon nach einer
Viertelstunde kam ein Offizier des
Falk,", der um Aufklärung über mei
ne Festnahme bat. unv gegen Abend
wurde ich ausgeliefert und sitze nun
noch immer hier, obgleich drei Mann
beschworen haben, daß ich zur Zeit des
Gefechts das Gehöft nicht verlassen
habe.
Fritz ist in Vailcle und vertritt mich;
mir wird die Zeit lang und ich möchte
gern nach Hause, in den nächsten Ta
gen kann daraus aber noch nichts wer
den.
Sorgen braucht Ihr Alle Euch nichl
zu machen, die Granaten thun uns
nichts, da sie ja nicht direkt auf uns
abgefeuert werden, und gegen zu früh
kreppirende schützt uns unsere Bcfesti
gung, in der zu sitzen es für die Kin
der gerade nicht angenehm ist, dagegen
machen läßt sich aber nichts.
Wir gehen traurigen Zuständen ent
gegen, und dies Alles nur, weil der
englische 5tonsul ein gewissenloser ehr
geiziger Diplomat ist, der sich einen
Namen machen will, ganz gleich, wie
viele unschuldige Menschen dabei zu
Grunde gehen.'
Wir arbeiteten so schön vorwärlZ
nd hatten die besten Hoffnungen.
Was jetzt werden, soll, darüber laß!
sich nichts sagen; es ist möglich, dafj
ich auf meine alten Tage noch mal wie
der werde von vorn anfangen müssen.
Wenn jetzt doch endlich Samoa deutsch
würde, damit diese Kriege ein Ende
nähmen!
Viele herzliche Grüße an Dich und
alle Familienglieder von
Deinen tr. Bruder ,
' -', K. Hufnagel.
Ter nervöse eueral.
Aus der Janqtsereise des Prinzen
Heinrich voii Preußen erzählt der
Ostas. Lloyd" folgende Episode:
Als es in Kiangyin bekannt wurde,
daß Prinz Heinrich von Preußen die
Festungen bicr besichtigen wolle, aerieth
der General, der die Festungen kom
mandirt, in nicht geringe Aufregung.
Der General, welcher aus Hunan
stammt und sebr gegen Europäer vor
eingenommen ist. ist ein recht nervö
ser Herr; er war gar nicht zu beruhi
gen. Alle Vorschläge, welche Herr John
Jürgens für einen Empfang des Prin
zcn Heinrich machte, wurden mit aro
ßcm Mißtrauen aufgenommen. Der
kommandirende General Lie Chau
Chun war von dem General der Fe
stvngen vollständig beeinflußt. Als der
Cbefinstruktor Herr Jürgens dem Ge
ncral Lie über die getroffenen Anord
nungen Vorstellungen machte, befahl
Letzterer mit besondern Nachdruck, daß
die Eeschützmannschaften nicht von den
Geschützen entfernt werden dürften und
ersuchte zugleich Herrn Jürgens, dafür
Scrge zu tragen, daß nicht zu viele
Soldaten mit dcm Prinzen an Land
kämen. Als nun S. M. S. Gefion"
ocoen 10 Uhr Abends am 3. Mai un
ter den Festungen vor Anker ging, öe
mächtiote stch der Offiziere an Land
große Unruhe. Der kommandirende
General Lie schickte seinen Adjutanten
zu Herrn Jürgens und ließ fragen.waö
nun gemacht werden müßte. Sofort
schlafen gehen", erhielt er zur Ant
Wort, damit wir morgen bei Zeiten zu
dem Empfang bereit sind." Es ist
nicht unmöglich, daß während der nun
fclgenden Nachtstunden die Wohnung
des Herrn I. Jürgens besonders be
wacht worden ist. Um acht Uhr Mor
oens cm folgenden Tage landete Prinz
Heinrich mit feiner Begleitung. Der
Prinz wurde vom General Lie empfan
gen, die Ehrcn-Kompaqnien präscntir
tcn das Gewehr; die chinesische Kapelle
spielte die deutsche Nationalhymne, und
ein Salut von 21 Schüssen wurde ge
feuert. Ter Prinz ritt sofort zu den
Festungen hinauf, wo kurz vorererzirt
wrrde.' Dann ging es weiter nach den
noch höher gelegenen Batterien, die auch
ki'rz besichtigt wurden. Später begab
sich der Prinz nach dem Paradeplah?.
wo die Tsie Ehang Quin-Briqade Auf
stellung genommen hatte. Er ritt die
Front ab. ließ Parademarsch und Ge
wehrezerziren machen. Der Prinz war
mit dcm, was er sah. augenscheinlich
zufrieden und gab solches den Chinesen
zu verstehen. Darauf besuchte er das
Lcgcr des Generals Lie, nahm hier ein
Gläschen Wein und tauschte mit den
Chinesen einigeKomplimente aus. Nach
kurzer Zeit wurde aufgebrochen. Der
Prinz begab sich direkt zur Landungs
stelle zurück, wo eine Pinasse für thu
bereit lag. um ihn an Bord der Ge
fion" zu bringen. Dann ging die Reif
scfcrt flußabwärts weiter.
Vom Erhabenen zum Lächerli
cken ist nur ein Schritt" aber zurück
ist's eine lange Neuefahrt.