Deutsches iMut für Amerika. Nach Ucdkrlit'kiungk tni deutichkn Ärt fiedln. Von Marim Flicz,. Fort Ylandon rückt? nach einem Zeit räum vo:, wenigen Jähren immer vci tcr in die Prairieen des winden Westens hinein, länger blieb eS nicht auf einem Fleck. Hinter ihm blühten dann bald fruchtbare ?!iedkrlafsungen. heute längst voll und induftricrciche Städte, emvor. Fort ölandon wurde es nach seinem ersten Kommandanten, einem Kapitän, genannt. Wenige der ältesten Bemoh. ner jener Gegend, die auf deren der Civilisation langst erschlossenen Fluren zu den tapferen Pionieren zählten, mögen sich deS muthigen Kapitäns noch erinnern, einst der Schrecken der wilden Bewohner jener Landstriche, welche um ihre Scholle verzweifelt kämpften. Nie hat Kapitän Clandon gezit tert.. , . nur einen Tag feines Lebens schimpfte er sich Memme nur er sich selbst! An einem hellen Sommertage ging Kapitän Clandon. der das Vorrücken des Forts vier Mal bereits erlebt hatte, vor dem inmitten des Komplezcs befind lichcn Offizierhause auf und ab. Er schien unruhig, sorgenvoll. Leutnant Spencer!" ..Herr Kapitän!.. .." Und der vor übttgehende junge Offizier trat chrer bietig zu seinem llhcf. Sie kennen den Bericht unsere heute Nacht eingctroffenen Dutchman. Sie wissen also, was mich bedrückt. Während neun Tagen folgte der Tutch man den vereinigten Stämmen der Delawaren und Schwarzfüße. die gegen unser Fort marfchircn. , So lange die Munition reicht, halten wir uns gegen den diesmal zu unerwartet kommenden, überlegenen Feind, doch keine Stunde länger die Uebermacht ist zu groß. Sie sind unser bester Reiter. Leutnant, reiten Sie sofort nach Fort Bresby und lassen Sie hundert Mann mit der ent bchrlichcn Munition unverzüglich fol gen. Sie können frühzeitig genug zu rückkehren; denn der Angriff des dies mal so übermächtigen FeindeZ wird nicht eher erfolgen, bis er uns auch rückseitig in weitem Bogen umschlichen hat." Nur eine Sekunde hing des Leut nantS Blick an dem ihm vielleicht zu sorgenvoll scheinenden Antlig seines graubärtigcn Kommandanten. . Zu Befehl. Herr Kapitän!" Eilig schritt Spencer davon, noch mals rief ihn der Borgesetzte zurück. Ich brauche Ihre Eile nicht anzu spornen, darf Ihnen aber Folgendes nicht verschweigen: Als vor zwei Jahren unker Fort noch weiter zurück lag, be suchten mich Frau und Kind. Ich weiß, daß Sie und meine Tochter Ellen Fmander-liebten. Ich wollte Sie, lie der Spencer, Übertaschen, indem ich Ihnen bis heute nicht verrieth, daß ftrau und Tochter die Reise von Boston Mngst angetreten haben und meiner ' Berechnung nacy in orei ois vier .ugcn hier eintreffen können, wenn Sie nicht in Feindes Hand fallen." , Kapitän Clandon seufzte schwer, während der Leutnant erblaßte. Und nun mit Gott, Leutnant." fuhr Clandon fort, bis Bresby sind 72 Meilen morgen Abend werden Sie sich zurückmelden!" Die Besatzung traf alle zum Schutze des Forts nothwendigen Matzregeln, man prüfte die Festigkeit der Pallisaden und warf auf Befehl des Kommandan ten um die innerhalb der kleinen Festung gelegenen Gebäude Schanzen auf. falls ein Rückzug dorthin erforder lich würde. Tann begab sich der Kapi tän in Begleitung des ältesten Offiziers in seine Wohnung. Am Tische des zu ebener Erde befindlichen Zimmers, welches die Offiziere betraten, saß ein Mann, deffen schneeweißes Haar und Schnurrbart in seltenem Gegensatze zu seiner von Luft und Sonne gebräunten Gesichtsfarbe standen. Es war der Jäger Dutchman. wie man ihn nannte, der' dem Wild im Walde und Prairie nachstellte und die erbeuteten Felle an die auch hierher kommenden Händler verkaufte. Kapitän Clandon war von den Indianern gefürchtet, aber Dutch man war ihr gefürchtetster und am meisten gehaßter Feind. Als der Jäger i vor vielen Jahren einst in diese? Land kam. brachte er der für ihr Vaterland kämpfenden rothen Raffe seine ganze Sympathie mit. aber die verzweifelten wilden Krieger vergalten dem weißen Manne, auch da er als Freund kam. durch Tücke und Hinterlist, und Mr. Dutchman hatte dies an seinem Leibe schwer büßen muffen. So wurde er gezwungen, ein unerbittlicher Feind der Indianer zu werden. Aber gleichzeitig trat Dutchman als guter, warnender Engel der weißen Ansiedler auf, als bester, treuer Vorposten gegen den wil den Feind. Ueber seine Herkunft wußte man nichts Genaues, das Englische sprach er ohne Accent. Im wilden Grenzerleben fragt man kaum nach dem Woher deS Einzelnen. Dem vor sichtig marfchirenden Feinde um Tage reisen voraus, war er als Warner im Fort erschienen. - Mr. Dutchman," begann der Kapi tän und drückte den sich erhebenden Rie sen auf den Stuhl zurück, ich komme kurz zur Sache. Meine Frau und Tochter sind auf dem Wege hierher, vielleicht nur drei oder vier Tagereisen entfernt. Sie wiffen, was dies unter den jetzigen Verhältniffen bedeutet.. .. Wollen le oen winigen entgegen' 1 V Der Äßmlagsgast. Jahrgang 20. Beilage zum Nebraska Staats-Slnzeiger. No. 6. eilen und dieselben nach Möglichkeit sicher zu mir bringen? Lieber hätte ich sie unter dem Schutze des entfernteren Fort Bresby: aber mciiu Frau sucht ihren Platz in der Gefayr an meiner Seite." Weshalb fragen Sie. anstatt zu be fehlen, Kapitän. . . . hier stehe ich gern unter Ihrem Kommando!" Tann schulterte der Jäger die Büchse und fuhr fort, indem er die Pistolen im Gürtel untersuchte: Wenn nickt ein besonderes Hinderniß eintritt, hoffe ich, die Ihrigen wohlbe halten herzuführen, mein Leben bürgt für sie Und nun Gott befohlen. meine Herren Proviant und Muni tion ergänze ich beim Octonom die Zeit ist kostbar!" Etwas erleichtert athmete der Kom Mandant auf. als er seinen ahnungs losen Angehörigen diesen Schutzengel zuertheilt hatte. Er wußte, was Tutch mans Wort galt. Vom Mittage des nächsten Tages ab übernahm Kapitän Clandon selbst abwechselnd den Wacht dienst auf dem Aussichtsthurm. Als die Sonne dann sank, ließ das Fern rohr nichts von Leutnant Sperner er kennen, der mich am kommenden Mor gen nicht eintraf. Da der Kapitän und ein Offizier auf dem Thurm mit dem Fernrohr den Horizont wieder absuch ten. bemerkten sie weltentfernt im Rücken deS Forts, wo Himmel und Erde sich zu treffen schienen, zwei Man ner. Dieselben standen auf einer in der Prairie nicht seltenen, wellenförmi gen Erhebungen und spähten seitwärts aus. Die Offiziere erkannten Tutch man und Spencer, und sie begriffen, daß letzterer nicht hatte eintreffen kön nen. weil der gewohnte Weg zwischen den beiden Forts durch die Indianer bereits versperrt war; auf dem Umwege hatte er Dutchman getroffen. Frau Clandon und Tochter befanden sich also in höchster Gefahr, die außer Dutchman jetzt auch Spencer mit ihnen theilte. Von zwei Seiten her eilten auf Fort Clandon die Wagen der von Dutchman gewarnten Ansiedlerfamilien zu. welche in solchem Falle im Fort Zuflucht fan den. Die Männer waren der militüri schen Streitkraft erwünschter Zuwachs, sie kämpften tapfer; denn der raub lustige Feind verwüstete ihren Boden bis auf den letzten Halm Nachmittags drei Uhr meldete der Thurmposten, daß die Indianer von der Vorderseite des Forts höchstens noch vier bis fünf Meilen entfernt seien. Wie stets hatte das hohe Prairiegras die auf dem Bauche kriechenden Krieger bis dahin verborgen. Nichts im Fort durfte verrathen, daß man sie bemerkt habe. Wahrscheinlich würden sie die Nacht für den ersten Angriff wählen; aber sicher schickten sie eine Anzahl Späher voraus, um so nah wie mög lich den Feind in der Festung zu be obachten. Aus dem Fort krochen vor sichtig die rachedurstigen Ansiedler nach naheliegenden kleinen Hügeln, zwischen denen sie sich versteckten und hielten ihre Büchsen für die Späher bereit. Sonst war tausend Meter um das Fort jeder Grashalm ausgerodet, um dem Feinde ein näheres Heranschleichen unmöglich zu machen. Um sechs Uhr knallten sechs Schaffe sechs indianische Kund fchafter waren auf der Reife nach den seligen Jagdgründcn. Noch hatte die Sonne den Tageslauf nicht beendet, als der Thurmposten von der dem Feinde entgegengesetzten Seilte einen Äeisewagen'in schnellster Fahrt meldete, vom Fort mochte er noch fünf Meilen entfernt sein. Nach einer Viertelstunde erkannte Clandon durch das Fernrohr deutlich die das Gespann lenkenden Reiter Dutchman und Spencer. Gott sei Dank.... Frau und Kind schienen noch sicher hereinzukommen! Aber jetzt was war das .... Ungefähr drei Meilen hinter dem eilen den Wagin tauchte eine Reiterschaar auf.... dicht Reiter von Fort Bresby ... wilde Gestalten... Indianer... Es war undenkbar, daß ihnen der Wagen entgehen konnte. Wirre Ge danken durchflogen nur auf einen Augenblick das gequälte Haupt des Kommandanten.... Mit vierzig Rei tern konnte er den Bedrängten zu Hilfe eilen doch er opferte sie dort einer fachen Uebcrmacht und entblößte das ihm anvertraute Fort von Vertheidi gern Nein erst Soldaten Pflicht auch er blieb auf dem Posten. An der Vorderseite des Forts überließ er dem nächstältesten Offizier das Kommando, er befehligte auf der Rückseite, wo er den wahrscheinlichen Untergang der Seinigen vor Augen hatte.' Auch vorn nahte der Feind, die zwischen den Hügeln liegenden Ansied ler kehrten in das Fort zurück. Kaum hatten die Thore sich hinter ihnen geschloffen, als die Indianer heranstürmten. Noch konnte der Kapi tän die ganze Mannschaft dorthin wer seit. Einige Dutzend todte Feinde lagen vor den Pallisaden, wenige denen es gelang, sie zu überklettern, wurden nie dergehauen. Ter Feind zog sich unter Mitnahme der Todten zurück. Tie ein fache Taktik der Indianer, die sicher vortheilhafter für sie gewesen wäre, schien auf unerklärliche Weise gestört. We-Halb griffen die von zwei Seiten nahenden Massen nicht gleichzeitig an, und wieso zeigte sich der rückseitig nahende Feind zu früh? Der Wagen und seine Jnsaffcn konnten sie unmög lich veranlassen, die Aussicht, durch ihre Gesammtmacht das Fort vielleicht zu nehmen, fahren zu laffen. Kapitän Clandon wußte eS sofort, nachdem auch die Indianer den Jäger Tutchman. ihren verhaßten Feind, erkannt hatten. Was kümmerten sie das Fort und die vielen weißen SkalpS gegen den einen dieses Mannes! Ein Offizier beabsich tigte, mit dreißig Mann dem Wagen entgegenzureitcn, doch Clandon ge nehm'igte dies aussichtslose Opfer nicht und ließ absitzen. Nähe.r eilte der Wagen, wurde der Raum zwischen Wagen und Feind. Offiziere und Soldaten flehten den Kommandanten an. die Hälfte von ihnen dem Wagen und feinen Verfolgern entgegenstürmen zu laffen. Toch seine Weigerung war gerechtfertigt, vorn sammelten sich wie der die zurückgeworfenen Indianer. Höchstens noch tausend Fuß war der Wagen vom Fort entfernt, das ihm die Thore bereits geöffnet hatte, nur wenige hundert Fuß trennten die Flüchtlinge vom Feinde, einhundert fünfzig Flinten lagen an den Schieß löchern. Brennenden Blicks, ohne die Wimper zu zucken, starrte Kapitän Clandon, den Degen in der Faust, auf die furchtbare Szene. Plötzlich tönten noch ferne Trompetensignale Reiter von Fort Bresby und berittene Ansied ler waren der Fußtruppe vorausgeeilt, eine schätzbare Hilfe, leider zu weit ent fernt, um den Wagen zu retten. Einen Blick warf Tutchman zurück, riß die Pistole aus dem Gürtel, schoß den nächsten Indianer vom Pferde, um sich selbst dann von dem seinen gleiten zu lassen, während der Wagen weiter sauste. In der linken Hand die Pistole, in der rechten den Dolch, stand er auf recht sämmtlichen auf ihn einstürmenden Indianern gegenüber. Des Feindes ganze Wuth kehrte sich gegen den einen, kein Schuß fiel gegen ihn lebendig wollten sie ihn. Pistole und Dolch schafften zwei Mann aus der Welt. Rachgier gegen den gehaßten und ge fürchteten Dutchman ließ die Rothhäute Umsicht und Vorsicht vergessen. Jetzt stürmten die Berittenen aus dem Fort ganz nahe tönten die Trompeten derer von Fort Bresby Die Jndia ner glaubten sich schon umzingelt und flohen, überrumpelt, von den Reitern niedergehauen. Gräßlich anzuschauen lag der skalpirte Dutchman, das einzige weiße Opfer. Noch war Leben in diesem Manne von Stahl. Man hatte ihn auf das Bett im Zimmer des Kapitäns getragen. Der Feldscheer kühlte die verstümmelte blu tige Masse seines Gesichts mit nassen Tüchern. Gattin und Tochter des Kommandanten saßen weinend zu feinen Füßen, während die Offiziere neben ihm standen. Schickt einen Teutschen," lispelte der Sterbende. Bald stand ein Soldat der Besatzung, ein geborener Württemberger, an seiner Seite. Oeffne.. .; .meinen Rock Kamerad." sprach der Jäger deutsch. Der Deutsche knöpfte des Sterbenden Jagdhcmd auf. Am Unterhemde Dutchmans haftete das eiserne Kreuz des Deutschen Frei heitskrieges. Ich war stets ein ehrlicher Mann im Varerlande betrog mich mein Weib ich sterbe als braver Soldat es lebe der König!" Nach diesen Worten verschied der alte Dutchman. Dem Kommandanten hatte er Wort gehalten und sich für dessen Angehörige geopfert. Noch heute rühmen die alten Offiziere in den westlichen Forts die That des wackeren Deutschen, auch wenn sie sie nur vom Hörensagen kennen. Sie ist eine der vielen stillen Heldenthaten, die die Deutschen für die Amerikaner gethan haben. Telephonleiden. Von MarHoffmann. Weißt Du." sagte meine Frau eines Tages, weshalb haben wir eigentlich kein Telephon, wie die meisten Deiner Kollegen von der Feder? Es muß doch herrlich sein, mit Freunden und Be kannten jederzeit mündlich verkehren zu können!" Ja." erwiederte ich, daran habe ich auch schon gedacht, aber eS hat doch auch unangenehme Seiten und vcr ursacht Kosten!" Kosten? Tie sind bald wieder ein gebracht! Wenn wir eine Bestellung beim Kaufmann oder Fleischer machen wollen, brauchen wir nicht jedesmal hinzuschicken, und Zeit ist Geld! Und wenn mal Jemand trank wird!" Aber die Unannehmlichkeiten!" Ich sehe keine!" Aber ich! Man wird viel gestört und muß beständig bereit sein, Leuten Rede zu stehen, von denen man wegen irgend einer Lappalie angerufen wird!" Oh, da läßt sich'S abstellen! Und es braucht ja auch nicht in Deinem Zim mer angebracht zu werden, sondern da neben in dem kleinen Kabinet!" Kurz und gut. meine Frau wußte alle meine Einmünde zu widerlegen und nach vierzehn Tagen besaß ich fix und fertig diese moderne Einrichtung, wie sie sich so schön ausgedrückt hatte.' Seit dieser Zeit ging nach und nach eine völlige Umwälzung in unserem Haus wesen vor. Unsere Mahlzeiten wurden bedeutend schlechter: denn da die meisten Bestellungen telephonisch vollzogen wur den, so mußten wir. um häufiges Hin und Herschicken zu vermeiden, oft mit gelieferten Waaren vorlicb nehmen, die durchaus nicht auf der Höhe der frühe ren standen. Mein ungestörtes Arbei ten war auch dahin. Schon am Mor gen. wenn ich mich eben zur Arbeit an meinem Roman niedergelassen hatte und inl besten Zuge war. erschien meine theure Gattin. Natürlich auf den Zehen. Sie störte durch ein liebens würdiges: Ich störe doch nicht?" Tann huschte sie nach dem Kabinet, das nur durch meine Stube hindurch zugänglich war, und ich hörte allerlei Gespräche, z. B.: Herr Schulze, das Fleisch war gestern wieder hart! (Pause.) Na, also, dann liefern Sie uns heute besseres! (Pause.) Zwei Pfund Filet und für den Abend ein halbes Pfund gekochten Schinken! Schluß!" So ging's des Vormittags mehrere Male. Nachmittags wurde der Ton ein wenig anders, wahrend die Szenerie dieselbe blieb. Kaum hatte ich mich zu einem kleinen Mittagsschläfchen auf dem Divan in meinem Arbeitszimmer niedergelassen, so hörte ich's verstohlen an mir vorüberhuschen und vernahm halb im Traum die poetischen Sätze: Bist Du's, Lina? Hast Du mor gen Nachmittag Zeit? Dann komm' doch auf ein Stündchen zu mir, Frau Dr. Mühlenbeißer kommt auch! Ach, das thut mir leid! Ich bedaure sehr! Schluß!" Schatz." sagte ich endlich, das kann nicht so fortgesetzt werden! Wir müssen für Dich eine bestimmte Sprechzeit fest legen!" Das wäre ja eine schreckliche Be schränkung!" Schadet nichts!" rief ich wüthend. Du redest Vormittags eine halbe Stunde und Nachmittags ebenso. Das ist genug!" Schrei' mich doch nicht so an! Du bist überhaupt jetzt furchtbar nervös!" Damit ging sie aus. .maulte ein wenig, fügte sich jedoch schließlich. Ich verlor dadurch natürlich immer noch täglich eine ganze Arbeitsstunde; denn mäh rend eines solchen Gespräches konnte ich nur in irgend einem Buche oder Jour nale blättern. Ruhe und Sammlung gab es nicht mehr für mich, auch wenn ich allein war. Dann schrillte es plötzlich: Kling lingling! Ich stürzte hin und meldete mich. Bitte, komm' doch morgen Abend zu einer Vorstandssitzung der Freien poetischen Gesellschaft!" Gut!" Bald wieder: Klinglingling! Schicken Sie so bald wie möglich die Korrektu ren!" Klinglingling! Kannst Du mir nicht ein Billet zur morgigen Pre miere verschaffen?" Und so weiter ins Endlose. Aber es sollte noch besser kommen! Eines Tages führte sich unter Entschul digungen mein Hauswirth bei mir ein und bat mich höflich, ihm für ein paar Minuten die Benutzung meines Tele Phons zu gestatten. Ich konnte dem gestrengen Hausmonarchen natürlich nichts abschlagen, und dann ging's los! Er hielt den Fernsprecher offenbar für eine Art Schallröhre, und um sich dem Angerufenen verständlich zu machen, schrie, nein, brüllte er förmlich gegen die zitternde Membran. Ich dachte, ich solle vom Stuhl fallen. Aus den paar Minuten" wurde beinahe eine Viertelstunde, worauf er sich dankend und lächelnd empfahl. Er hatte seinem Freunde Lehmann die wichtige Mitthei lung gemacht, daß er heute Abend erst um halb neun statt um acht zum Skat erscheinen könne! Von nun an verbreitete sich mit rasender Geschwindigkeit im ganzen Haufe die frohe Kunde von der famosen Gelegenheit, durch mein Telephon mit Freunden und Bekannten sprechen ni können. Mein Zimmer wurde eine Art Taubenschlag. I Kind." wandte ich mich wieder an ! meine Frau, das kann so nicht weiter gehen!" Ta kam ich schön an! Aus Höflichkeit können wir'S den Leuten nicht abschlagen, und es würde auch so knickerig aussehen! Und denkst Tu etwa, wir dürfen uns die Haus bewohncr zu Feinden machen? Wie rücksichtsvoll sind sie gegen uns! Tie Plieschkes oben sind so liebenswürdig gewesen, uns ihre Klavierübungsstunde anzusagen, Nachmittags blos von drei bis sechs, und die kleine Operettcnsän gerin Mellanini unter uns singt auch blos Morgens von acht bis zehn, weil sie dann zur Probe muß. Nein, mein Lieber, Rücksicht gegen Rücksicht!" Ich finde aber diese Leute gar nicht so rücksichtsvoll." Tann werden wir uns ihre Rück sichtsnahme durch die unsere erobern!" Streite einer mit feiner Frau, noch dazu, wenn er sie gern h :V. Sie hat ja doch zuletzt Recht! Ich mußte seufzend nachgeben, und die Telephonmarder verkehrten weiter bei mir. Ta kam die Mellanini, und ich hörte ein Ge tuschle von Schätzchen", Liebling", Tanke schön", Ich freue mich sehr". Ganz bestimmt"; dann erschien der Leutnant vom dritten Stock und er zählte sich mit dem Tattersallbesitzer eine Pferdcgeschichte, dann ja, was weiß ich noch alles! Wie Schatten der Unterwelt ziehen sie alle jetzt noch bis weilen im Traum an mir vorüber, ich höre das schreckliche Rrrr!" Kling lingling!" und dann beginnen die Fragen oder Antworten. Denn es waren ja immer nur halbe Gespräche, die ich gehört hatte. Wie Monologe von Wahnsinnigen quälen sie mich, bis ich erwache. Sogar nach dem Hinterhause war die Kunde vom freundlichen Fern sprcchbesitzcr gedrungen, und auch von dort erschien bisweilen Jemand zur Gratisbenutzung. Dann hieß es: Ach würden Sie wohl so freundlich sein und mir die Sache zeigen? Ich habe noch nicht damit gesprochen." Bitte sehr!" Und ich mußte drehen, klingeln, bestellen, als wäre ich Tele phonisten geworden. Wenn ich Besuche zu vertraulichen Gesprächen bekam, empfing ich den Be treffenden bisweilen schon an meiner Thür: Bitte, kommen Sie auf die Straße zu einem kleinen Spaziergang, dort können wir sprechen!" Aber warum nicht im Zimmer?" Ich habe augenblicklich kein Zim mer!" Ach so," lächelte der Betreffende verstündnißinnig, wohl großes Rein machen?" Nein, noch schlimmer: mein Tele Phon wird benutzt!" Und dann kam das Schlimmste. Eines Nachts klopfte es an unsere Korridorthür. Als wir nicht öffneten, wurde die Klingel längere Zeit mit solcher Heftigkeit gezogen, daß ich mich auf Zureden meiner Frau schließlich bequemen mußte, aufzustehen, da das Dienstmädchen nicht zu hören schien oder nicht hören wollte. Nothdürftig bekleidet, eilte ich hinaus und stehe nach dem Oeffnen einem wildfremden Men schen gegenüber. Was wünschen Sie?" Ach, entschuldigen Se man, ick bin der Schmidt hier unten ausn Jrien kramkcller. Ihre Frau läßt ooch immer bei uns holen. Also, meine Frau is plötzlich so krank jeworden, wiffen Sie. und da wollte ick nu fragen, ob ick nich durch Ihr Telephon" Zum Donnerwetter!" rief ich, wis sen Sie denn nicht, daß in der Nacht keine Verbindung ist?" Nun." grinste er. um Verbindung handelt sich's ja nich!" Aber, lieber Mann, das Telephon geht nicht in der Nacht!" Jeht nich? Na. denn entschuldigen Se man! Denn muß ick jehen." Und kopfschüttelnd trappte er die Treppe hinunter. Diese Störung schlug dem Faß den Boden aus. Ich ließ die Leitung auf meine Kosten zu .meinem Hauswirth hinführen und schenkte ihm die ganze Einrichtung. Seitdem habe ich Ruhe vor dem Telephon und feinen Be nutzem. Ter eingenäht Ehemann. Ein amüsantes Geschichtchen von ei nem gewaltthätigcn Ehemann und sei ner sich rächenden besseren Hälfte wird aus Paris berichtet. Monsieur Antonin Urbain ist seines Zeichens Bohner. der Dank feiner wahren Herkules-Musku-latur etwas Tüchtiges schaffen kann. Das Handwerk ermüdet aber, macht durstig und heiß. Um seinen erschöpf ten Kräften aufzuhelfen, sich abzukühlen und seinen Durft zu löschen, trinkt der Mann natürlich. Er ibut des Guten dab?i meist etwas zu viel und die Folge ist. daß er stctS in einem höchst bedenk liien Zusende Hn td.'lichcs Domizil eneiitt. Beim 'Anblick seiner boldcn Gattin erwacht dann in dem Scknan senden d?r Wunsch, die Lei'tung?'abiz loit seiner muskulösen Arme zu probi" ren. Er thut dies, indem er Frau und Schwägerin ein Weilchen mit Stock schlagen traktirt. nack! welcher Prozedur er sick befriedigt zur Rnde legt. ,:m sei nen Rausch auszuichlafen. Die beiden ünglücklitcn Opfer des Trunkenboldes litten in Geduld, bis ihnen vor Kurzem eine gute Nachbarin Racbegedanken ein impfte. Seid doch nicht einfältig." sagte die in solchen Dingen erfahrene Person, benutzt die Zeit in der er 'schlaft. Näht ihn mit seinen Bett tüchcrn an die Matratze fest, daß er sich nicht rühren kann, und dann gebt ihm eine ordentliche Trächt Prügel.'" Mme. Urbain und ihre Schwester beherzigten den vortrefflichen Rathschlag und brach ten unlängst das Rachcwert zur Aus führung. Vorsichtig nähten sie den Schlafenden ein. daß er wie in einem Sack stak, und befestigten die Laken mittels einer Packnadcl und starkem Bindfaden an der Matratze. Tann ergriffen sie ein paar Robrstöcke und hieben auf den ahnungslos Schlum merndcn ein, daß eZ eine Art hatte. Auf das Gebrüll des wehrlosen Wüthe richs stürzten schließlich die Nachbarn herbei und befreiten ihn aus den Hän den der immer mehr in Rage gerathen den Frauen. Ter Mann war aber so übel zugerichtet worden, daß er nach dem Krankenhause überführt werden mußte, wo er wohl einige Zeit zubrin gen dürfte, ehe er die Züchtigung von zarter Hand überwunden haben wird. Ter Mann verzichtete darauf, die Scheidungsklage einzureichen; er sah wohl ein, daß ihm recht geschehen war. Der Mutter Mahnung. Am 14. Januar 1871 stieß bei St. Privat eine größere Abtheilung Fran zosen auf eine kleine Abtheilung hcssi scher Chcvauxlegcrs, und beide ge riethcn in ein kleines Gefecht. Ver gebens befahl der Führer der Fran zosen seinen Leuten, das Feuer einzu stellen, und forderte die vier Hessen, die sich tapfer wehrten, auf, sich der Ueber macht zu ergeben. Trotzdem stürmten die Franzosen vor. und ihr Führer, der sich ihnen entgegenwarf, erhielt von sei nen eigenen Leuten einen Bajonettstich. Tie Hessen ergaben sich der Uebcrmacht. Einer ver Hessen dankte dem Franzosen für sein menschenfreundliches Vorgehen, worauf der Franzose erzählte, daß seine Mutter ihn beim Abschied ermahnt habe, gegen Freund wie Feind gut zu sein, soweit dies der Kriegsbrauch ge statte, und überflüssiges Blutvergießen zu vermeiden. Tiefer brave Sohn war L6on Blat von Bischweiler. Nach vielen Jahren kam ihm in Odessa in Südrußland, wo er sich niedergelassen hatte, die Erinnerung an jene Begeben heit und der Wunsch, diesen Hessen, denen er btt Leben gerettet hatte, die Hand zu drücken. Zu ihrer Auffindung wandte er sich an den Kaiser, der ihm das 23. Dragoner-Regiment in Straß bürg nachweisen ließ als das Regi ment, dem die Hessen angehört haben mußten. In Darmstadt stellte dann Löon Blat persönlich die Namen der vier Hessen fest, und auf einer Reise in Hessen suchte er die vier ehemaligen Chevauxlegers, mit denen cr schon vor her Briefe und Photographieen ausge tauscht hatte, auf und feierte, aufs herzlichste aufgenommen, ein fröhliches Wiedersehen. Die vier Hessen aber stifteten für die Mutter unseres Bisch weiler Landsinannes eine Grabplatte mit der Inschrift: Der Erziehung, welche Du Deinem Sohne Leo gegeben, verdankten am 14. Januar 1871 vier hessische Dragoner ihr Leben. Im Auf trage aller Häufer." Aus Dankbarkeit stiftete Herr Blat eine Grabplatte für Häusers Mutter. v (Straßb. Neueste Nachr.) So war's nickt gemeint. Erste Dame: Mein Mann war an fangs gegen die Badereise und es kostete meine ganze Ueberredungskunft er meinte, es käme zu kostspielig nach den vielen Ausgaben des Winters. Zweite Dame: Und was versetzten Sie darauf? Erste Dame: Meine neue Winter garderobc. j Lupl?emislisch. Ist es wahr, daß der alte Oberför ster so riesig aufschneidet?" Das gerade nicht aber er erin nert sich immer an mehr, als er erlebt hat !" Schöne Aussicht. Arzt: Nächstens werde ich meinem zukünftigen Schwiegersohn meine Praxis übergeben!" Patient: Sooo!. . . . Da gehör ich wohl auch zur Mitgift Ihrer Tochter?!" Sensibel. Backfisch (vor der Auslage einer Buch Handlung): Marie, gehen wir weiter, dort liegt ein Liebesbriefsteller, und wenn ich den sehe, bekomm' ich allemal Herzklopfen." Boshaft. Dichter: ..Rath' mir. lieber Freund, wie bring' ich wohl am Besten den Held meines Dramas um?" Freund: Lies es ihm vor!"