Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 29, 1899, Image 11

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-I
r!cbuiffc eine Tauchers.
Von A rcd H o d.
Di, schlimmsten Gcsahrcn. denen ein
Zauber bei seiner schweren Berufs,
arbeit ausgesetzt ist. sind ganz anderer
Art. als wir gemeinhin anzunehmen
vsteaen. tf soll nicht in Zweifel ge
zogen werden, dak ein Taucher hier
und da in tropischen Gewässern einen
großen gefährlichen Bewohner des
Bieercs. einem seltsamen 5eethier.
einem Haifisch oder dergleichen begegnet
und vielleicht in der höchsten Gefahr
nur durch irgend einen glücklichen Um
stand dem Tode entrinnt: sicher aber
sind eS in der Regel andere minder
romantische (5'kignisse. welche das Leben
der kühnen Taucher gefährden. Wenig
stens sprechen dafür die Erfahrungen
eines Mannes, welcher kürzlich in der
Londoner Zeitschrift YhambcrS' Jour
nal" über seine (Zrlcbniffe unter Waffer
berichtete.
Beim Mauern unter Wasser in den
Hafcnanlagcn von P. wurde ihm beim
Herablassen des CtcinmatcrialZ infolge
AbstürzcnS eines piranitblockcs ein Bein
arg zerquetscht. Er hatte gerade noch
so viel Zeit, das Signal zu geben da
mit er hochgczogen werde; dann wurde
er oynmaaitig vor cenmen. ms er
wieder erwachte, lag er auf dem oben
errichteten Baugerüst, von dem Taucher
Helm befreit. Tie Gehilfen gössen ihm
Wasser über das Gesicht. Aber dieser
Fall verlief noch verhültnibmäbig
glücklich, denn schon nach 6 Wochen
konnte sich der Patient wieder von sei
ncm Lager erheben.
Man glaubt im Allgemeinen, daß
durch Zerreißen des Luftschlauches
Wasser in den Helm eindringen und so
den Taucher gefährden kann. Tas ist
jedoch nicht der Fall; denn, das Zufluß
Ventil am Helm ist so eingerichtet.
daß es sich bei einer Beschädigung des
Schlauches sofort schließen wurde, so
daß kein Wasser eindringen kann. Ter
Taucher kann jedoch unter Umständen
aus vuttmangct er naen; arbeitet er
jedoch frei" d. h. mit offenem Was
fer über sich so hat er noch genügen
den Luftvorrath, bis er an die Ober
fläche gelangt. Natürlich muß er so
fort den Genossen sein Zeichen geben,
was ein Taucher wohl schwerlich unter
laffcn wird. Arbeitet er aber in einem
gesunkenen Schiff, so liegt die Sache
natürlich weit schlimmer: doch vcrwcn
dct man heute so große Sorgfalt auf
die Tanchcrapparate. daß ein Zerreißen
des Luftschlauches kaum in Betracht
kommt. Eine ernstere und weit häusi
gere Gefahr, die unabhängig von der
Qualität des Apparates ist. 'bildet das
Verwirren oder Verstopfen der Luft
röhre: einer solchen Gefahr ist unser
Gewährsmann mit knapper Noth ent
rönnen. Laffcn wir ihn selbst dieses
interessante Erlcbniß in seiner schlich
tcn. aber recht anschaulichen Weise er
zählen: An den großen inneren Thoren
zwischen dem Tock von B. und der in
diese hineinführenden schleuse war
etwas in Unordnung, und ich war be
auftragt, die Sache zu untersuchen und
den Schaden zu beseitigen. Tiese
Schleuscnthore sind natürlich von
schwerer, massiver Construction und
von großem Gewicht. Tenn, indem sie
von beiden Seiten auf einander zu
gehen und in der Mitte der Schleuse
zusammenschließen, muffen sie der Ge
walt des Tockwaffcrs beim Hinein oder
Hcrausschleufcn eines Schiffes Stand
halten. Man hat die Thorflügcl so
stark construirt. daß ihr oberer Bord
breit genug ist. um die bekannten Fuß
brücken zu b'lden. die überall bei den
Docks zum Unbcrschreitcn schmaler Was
scrftraßcn dienen. Bei meiner Arbeit
hatte ich gefunden, daß sie darum nicht
schließen konnten, weil ein eisernes
Thürband am Grunde des einen Thor
flügcls gelockert war; und dieses fehler
hafte Band wegzubringen und durch
ein neues zu ersetzen, war ich seit eini
gen Tagen beschäftigt.
Als die Arbeit vollbracht war. wollte
ich gern sehen oder fühlen denn ein
Sehen war entschieden unmöglich, da
sichz wischen mir und dem Lichte über 20
Fuß schmutziges Tockwaffcr befand
wie mein Werk die Probe des normalen
Schlicßcns bestand. Ich hatte, bevor
ich zu diesem Versuch in die Tiefe stieg,
ein Zeichen verabredet, in welchem
Moment die Thore geschloffen werden
sollten. Da Alles in Ordnung war,
gab ich das verabredete Zeichen und
fühlte nach wenigen Augenblicken, daß
sich das Thor, auf dem meine Hand
ruhte, langsam bewegte. Es währte
jedoch nicht lange, so mußte ich bcmer
kcn, daß ich einen großen Fehler began
gen hatte; denn sobald sich die riesigen
Waffen in Bewegung gesetzt hatten,
wurde ich durch den in der schmalen
Schleuse entstehenden Wirbel langsam
emporgehoben und unwiderstehlich zu
dem Bercinigungspunktc hingezogen.
Tenn obwohl ein Taucher nebst feiner
Ausrüstung mehrere Ccntncr wiegt, ist
es durchaus nicht schwer, ihn aus dem
Gleichgewicht zu dringen. Ich machte
verzweifelte Anstrengungen, mich außen
am Thore festzuhalten, um nicht zwi
schcn diese gewaltigen Flügel getrieben
und todtgequctscht zu werden. Es ge
lang mir jedoch nicht, mich irgendwo
festzuklammern, und ich wurde in die
sich schnell verengende Spalte hinein,
aber auch glücklicherweise durch diese
hindurchgetricbcn. Man kann sich vor
stellen, wie mir zu Muthe war. da ich
beim Turchgleitcn ein Bein gegen jedes
Thorcnde anschlagen fühlte. Ich be
glückwünschte mich schon, daß ich dem
Tode wieder einmal glücklich entronnen
war. als mir plötzlich einfiel, daß der
Lustschlauch sich noch zwischen den sich
schließenden Thorflügcln an meiner
Seite befand. Tas bedeutete einen
nicht minder fürchterlichen Tod ein
langsames Sterben. Tenn durch den
plattgedrückten Schlauch wäre ich ge
fangen gewesen, bis mich der Luftman
gcl erstickt hätte. Hätte ich ein Mcffcr
gehabt, so hätte ich die Leine und den
Luftschlauch zerschnitten, meine Ge
Wichte abgestreift und mich darauf ver
laffcn. hinaufgetrieben zu werden. Ich
hatte jedoch einen Hammer bei mir, der
mittels eines am Stiel befestigten Rie
mens an meinem Handgelenk hing.
Schnell entschlossen ergriff ich ihn und
stieß ihn zwischen die sich jetzt fast be
rührenden Thorflügel. Es war der
letzte entscheidende Moment. Der
Luftstrom kam unverändert; der Ham
merkopf hatte das Schließen des Tho
res verhindert und meine schwache Ber
bindung mit der lebenden Welt da oben
wieder hergestellt.
Ehe ich noch Zeit fand, zu überlegen,
was nun geschehen müßte wenn ich
überhaupt etwas zu thun vermochte -r
fühlte ich den Hammer sich in seiner
Lage lockern und die Thore öffneten
sich wieder. Und jetzt wurde ich wieder
von dem Strom hindurchgetragen. in
entgegengesetzter Richtung nach dem
Punkte, wo ich mich zuvor befand. Ich
gab schleunigst das Zeichen zum Auf
holen und stieg bald nach unserem
Boote empor.
Als ich später über die Sachlage
nachdachte, sah ich ein, daß ich das
Signal zum Aufholen hätte geben kön
neu, als meine Füße den Boden vcrlo
ren. Aber alle Gedanken waren darauf
gerichtet, mich vor dem Zerquetschen
zwischen den schrecklichen Schlcuscntho
ren zu schützen. Es war ein äußerst
glücklicher Umstand, daß meine Beglci
ter, als sie bemerkten, daß etwas nicht
in Ordnung sei, nicht dem natürlichen
Impulse gefolgt waren, mich aufzuho
lcn. Denn hätten sie dies gethan, so
hätten sie mich sicher wieder in den
Strudel zurückgezogen, dem ich so knapp
entgangen war."
kogirbesuch.
Jvnings-Ttaats-Nuhspäper, äkroß die
Britsch.
Ihst Neu York Boro.
Mister Editer!
Ich hcn mich in meim Lewc noch nct
so geschämt, wie die letzte Täg. Yes
Sör, Mistcr 'Editer, ich sein merklich
äfchämt vun meiner Zitti, Eroß-Neu
York un vun die Jnhäbitänts, kom
menli kallcd Neu Yorkers. Ich fühl so
billig wie dreißig Cents. Nämlich, ich
hen Wislitters vum Weste. Es sein
Riläschens vun mir. Tie Riläschcn
schipp is zwar ziemlich distänt, awwcr
fe kann net gcleugent wern.
Tie Riläschens konsiste aus ihm un
ihr un eme Bubche, wo awwer nct mit
gckimme is, fonnern blos in eme vor
wurfsvolle Ton gege mich gemcntschcnt
werd, for mir ze pruve, wie mci Buwe
dcrgcge nixnutzig - un dumm un zerick
gebliwwe sein. Sie sein aus Gooseville,
Wis., die Riläschens. Am Samstag
sein se äreivt un zwar in dem Käräktcr
als Loschirbesuch. Glci, wie se aus
gesticge sein, hen fe komminzt. mir Vor
würs ze mache, bikohs weil die Nciägärä
Falls so e großes Tisäppointmcnt ze
ihne gewcfe sei. Ich glaab. Mistcr
Editer, die Leit hen sich vorgestellt, daß,
for sie ze Vliese, so ungefähr siwwe
Achtel vun die Kontents vum ätläntik
un passifik Oschiän kombeint üwwcr en
Berg dreimal die Höh vum Mont Blänk
(des is e hunncrttausend Kjubikfuß
hoher Mountän rn dcr tirolischc Schwciz)
erunncrfalle sollte, un dann wärn se,
glaab ich, noch net gesätisfeit gcwcse.
Tes war awwer noch gar nix. Alles
in Neu York thut die Leit net sätisfcie.
Ich hen des richtige Ting bei ihne ge
than un hcn se enüwwer nach Neu York
gcnumme un hen se an die Wolkckratzer
enuffgucke losse un hen gedenkt, da wern
se Respekt vor unsere Büldings kriege.
Se hen awwer gesagt, sie hätte sich die
Büldings viel höher vorgestellt. Was
denke Sie davo, Mister Editer? Bei
dene derheim in Gänsville is es Kot
tädsch vun annerthalb Stories schun e
Prachtbau un da sein die Picpels noch
nct emol mit siwwcnezwanzig Storics
sätisfcit. Ich glaab. wann mcr dene e
Bülding vun zweehunncrt Stories mit
eme Eiffclthurm an jeden Corner uf'm
Tache zeige that, da thäte se noch sage:
Tes hätte mer uns awwcr höhcr vor-
gestellt.
Tcs größte Tisäppointmcnt for die
Riläschens vun der West war die
Brooklyn Britsch. Se hen gesagt, wann
die Neu Yorker nix Anneres uffzcwcisc
hätte, da sollte se sich heimgeige losse.
Ich glaab nämlich, se hcn gedenkt, die
Britsch wär vun Brooklyn nach Ham
bürg oder Breme gebaut mit eme Top
pclRaceTräk un erer viergcleisigc
Eiscbahn mit ParlorCars un alle
madern Jmpruvments.
Ich hcn dcm Hcrrn Vetter die Hospi
täliti vun mein Haus pruve wolle un
hen en zum Tschalli gcnumme, wo ich
em die sämmtliche anwesende Prami
nente derzu mteriust hcn. Ta is dcr
Mann aus die Tisappointments gar
nct erausgcllmme. Er bot nämlich ae
denkt, jcdcr Mensch in Neu York' hätt
schun vun ihm gehört und gclcsc, weil
er emol in Gänsville (erer Willüdsch
vun drcizehnhunnert Jnhäbitans) inde
pcndcnt for Road-Kommischener gclaafe
is. Er hat fimwczchn Wollzs gckricgt
biseits feiner eigene.)
Ucmwer Alles, was die Leit hier sehe,
ticke sie. Tie fünfte Ebene desonners
war die größte Enttäuschung for sie.
2ie sage, dcswcge wär'n se tce tausend
Meile gcträwwcl't. so Häuser zu sehe,
wo aach blos auZ Stein warn. Tes
könnte sie in ihrem Eountq aach sehe.
Tes Eountq-Kohrthaus wär aach aus
ctcin. Und dann schimpfe se ümwcr
die Leit hier, weil die uff dcr Gatz an
ene vordcilaafe. ohne Hom d'ye do"
oder Schöner Tag hcint" oder Ziem
lich viel Witterung" oder sunst e geist
reiche Rimark ze Pässe.
Of course macht mich des Alles chcap
fühle, awwer ich hen mer gedacht, wann
es die Leit hier so schlecht gefällt, da
thäte fe uns vcrleicht des Vergnüge
mache, bald wieder abzcreise. Tiesmal
hen ich awwer e Tisappointment ge
hatt. Ter Herr Vetter Hot mer nüm
lich hcint anvertraut, länger als End
vum Siptcmber oder Anfangs Oktober
könnte er unter keine Sirkumstänzcs hier
blciwwe.
Wann Sie des rechte Ting bei mir
thun wolle. Mistcr Editer. da setze Sie
was enei. daß die schwarze Blattern,
des gelbe Fieber un noch e Paar anncre
farbige Epidemics hier krassirn thäte.
Ihne des Nämliche wünschend, sein ich
Mit beste Rigards
So lang Yours
John R i t s ch, Esq.
Ueber AdklinePatti,
die jetzige Baronin Eederström, erzäh
lcn die "Annales politiques et lit
teratres" folgende Anekdote. Tie
Neuvermählten befanden sich eben auf
der Hochzeitsreise und hatten bei ihrer
Abreise von Eraig-y-Nos nur die ein
zige Adreffe Postlagernd Cannes" hin
tcrlaffen, auch waren sie seit mehr als
acht Tagen ohne alle Nachricht von ih
ren Freunden. Gleich nach ihrer An
kunft in Cannes eilte die noch immer
jugendlich lcdhafte Patti, ohne auf die
Begleitung ihrcs Gattcn zu wartcn,
aus dem Hotel zur Post. Hinter dem
Schalter stand ein junger Mann von
wenig einnehmendem Acußcren. Ha
bcn Sie Briefe unter der Adreffe der
Baronin Adeline von Eederström
Patti?" fragte ihn die Tiva.
Eine Unmenge," lautete die mürri-
sche Antwort, sei einer Woche laufen
nur solche ein."
Tann bitte, geben Sie sie mir!"
und verlangend streckte die Patti beide
Hände dem Beamten entgegen, der dcm
Fnchkastcn cin umfangrcichcs Packet
entnommen hatte.
Können Sie mir eine Adreffe oder
sonst etwas Schriftliches zum Ausweis
vorzeigen?" fragte dieser jetzt.
, Nein! ja doch, meine Visiten-
karte, hier ist sie!"
Tie genügt mir nicht, Jeder kann
sich die Visitenkarte eines Anderen der
schaffen. Haben Sie sonst nichts ?"
Nein."
Dann muffen Sie eben später wie
verkommen."
Da lagen nun aber zwei besonders
heiß ersehnte Briefe, die die Patti eben
erkannt hatte und die sie durchaus so-
fort haben wollte.
Hören Sie, mein Herr," sagte sie
in schmollendem Tone zum Beamten,
schauen Sie mich doch genau an, ich
bin Adelina Patti, die Sängerin; ge-
miß haben Sie fchon Photographien von
mir gesehen; das ist nur schlechter Wille
von Ihnen."
Nein, ich handle nur nach der Vor-
fchrift." und mit diesen Worten schloß
dcr Unerbittliche das Schalterfcnstcr.
nahm die Briefe und legte sie wieder in
den Fachkasten. Ter Tiva traten vor
Verdruß die Thränen in die Augen,
aber sie mußte sich in's Unvermeidliche
fügen. Schon wollte sie fortgehen, als
ihr cin rettender Gedanke kam. Es
war noch früh am Morgen, das Bureau
fast leer, weder Beamte noch Publikum
zu schcn, nur ein alter Mann schrieb in
einer Ecke des Bureaus. Tas traf sich
prächtig. Und mit ihrer immer gleich
wunderbaren Stimme begann sie die
Romanze: "Une voix aimable et
tendre " Im selben Augenblick
wurden alle inneren Thüren des Bu-
reaus aufgerissen und drei bis vier Be
amte stürzten erstaunt herein. Ter
alte Mann aber klatschte in die Hände
und rief begeistert: Adclina! So kann
nur die Patti singen!"
Nun," rief diese dcm mürrischen
Beamten zu, sind Sic jetzt zufrieden!
Habe ich einen guten Ausweis ge
funden?" und lachend zeigte sie auf ihre
Kehle.
Jetzt geben Sie mir schnell die
Briefe, denn es kommen schon Leute!"
Triumphircnd trug Adelina ihre Brief
schaften von danncn.
Ein KatzkN'Jmporttur.
Als es im Nordwcstcn von Amerika
noch kcine Straßen, viel weniger Eisen-
bahnen gab, war es oft mit den aller
größten Schwierigkeiten verknüpft, nach
dort befindlichen Mincn-Tistrikten oder
sonst bewohnten Punkten zu gelangen
und namentlich, Waaren u. s. w. dahin
zu schaffen.
Einstmals hatte ein Bergmann nach
dcm nördlichen Jdaho, wo zur Zeit
viele edle Metalle gefunden wurden, in
ein dort errichtetes größere? Minenlager
eine Katze mitgebracht. Kaum hatten
die am Platze ctablirjcn Kaufleute, Ge
wcrbetreibcndcn und auch andere Leute,
deren Vorräthe ungcmein von Ratten
und Mäuscn belmqcfucht wurden, dies
ausfindig gemacht, als eine wahre Jagd
nach dem Thier angestellt wurde; Jeder-
mann wollte dasselbe haben, um sich
von den nagenden Unholden zu befreien.
Man bot dem glücklichen Besitzer Geld
über Geld, bis schließlich der Inhaber
einer Restauration das Kleinod für
fünfzig Tollars erstand. Der Vertäu
fcr. welcher sich während seines Aufent
Haltes durch schwere Arbeit einige hun
dcrt TollarS erübrigt hatte, kam nach
diesem profitabel Geschäft auf den Ge
danken, Katzen en gros zu importiren
und sie hier, sowie in den Nachbar
Camps womöglich eben so dortheilhaft
abzusetzen.
Zu dcm Behuf begab er sich einige
hundert englische Meilen nach Süden
zu in eine Gegend, die damals schon
ziemlich besiedelt war. Tasclbst schaffte
er sich für seine Baarschaft einen großen
Wagen und sechs Maulthiere an und
setzte sich alsdann in den Besitz von
gegen dreihundert Katz'n, die ihm nur
geringe Auslagen verursachten, da ihm
ein großer Theil derselben sogar unent
zeitlich überlassen wurde. Ter Wagen
hatte ein Obergcstcll. das ähnlich wie
ein HühnerhauS eingerichtet war. in
welchem die miauende Gesellschaft in
mehreren Etagen über einander saß.
Als die Ladung vollzählig war.
machte sich der spekulative Mann auf
den Weg. Ter erste Theil dcr Rcise
verlief ganz glücklich, und über die
Hälfte der Tour war schon zurückgelegt,
da fingen größere Terrainhinderniffe
an. sich dcm Transport entgcgenzu
stellen.
Eincs Tages fuhr unser Spekulant
an einem schönen Berge entlang, der
an und für sich gar nicht so gefährlich
ausschaute, aber den Ucbelstand besaß,
daß die großen Steine, auf denen man
sich fortbewegen mußte, ungemcin glatt
waren. Nichts Böscs ahnend ging dcr
Führer ncben seinem Gespann einher,
selbstgefällig schon den enormen Vor
theil berechnend, der ihm aus seiner
lebenden Waare erwachsen mußte, als
plötzlich dcr Wagen seitwärts rutschte
und in dicser Bewegung auch nicht eher
nachließ, bis ihn das vcrhältnißmäßig
hohe Gestell zum Umkippen gebracht.
Infolge des heftigen Sturzes zerbrach
der improvisirte Zwinger, und die ge
sammte Menagerie nahm Reißaus in
die Berge, nicht achtend auf das Locken
und Rufen des ganz verblüfften
Mannes, dcffcn erträumte Schätze mit
einem Schlage in alle Winde zcr
stoben.
Tic Katzen befanden sich in dcr Frci
hcit äußerst wohl und vermehrten sich
bald ungeheuer. Seitdem hat es Jdaho
nicht mehr an Katzen gefehlt, und es
bedürfte keines spekulativen Jmpov
tcurs" mehr.
Der geprellte Dieb.
Tie Summe von 40.000 Mark, die
der achtzehnjährige Hausdiener Willy
Lange in Berlin vor einigen Monaten
dcr Verlagsbuchhandlung von Brucr
unterschlagen hatte, ist zum größten
Theile aufgefunden worden und war
im Gruncwald bei Berlin. Tas B
T." meldet darüber: Lange blieb s. Zt
sowohl bei dcr Voruntcrfueyung, wie
auch bei der Hauptvcrhandlung bei dcr
Behauptung, daß ihm das Geld auf
dcm Kreuzbcrge gestohlen worden sei,
während er auf einer Bank sich nicdcr
gclaffcn habe. Tiefe Ausrede begegnete
sowohl bei dcr Kriminalpolizci. wie
auch vor Gericht berechtigten Zweifeln:
es wurde vielmehr angenommen, daß
Lange die irgendwo versteckte Summe
nach Erlangung seiner Freiheit erheben
und damit in's Ausland gehen wolle.
Alle Hinweise darauf, daß er nach Ver-
bußunq dcr ihm gerichtlich zuerkannten
Gefängnißstrafe von fünf Jahren unter
steter Bewachung dcr Gchcimpolizci
stehen würde und daher sich des verun
treutcn Geldes nicht werde erfreuen
können, prallten an dcr Entschlossenheit
des Tesraudantcn ab, weshalb die
Kriminalpolizei ihre Zuflucht zur List
nahm. Neben der Zelle des Jnhaftir
ten wurde Jemand einquartirt, der es
sich zur Aufgabe machte, das Vertrauen
des Lange zu gewinnen, um deffcn
chlichenauf die Spur zu kommen.
Er renommirte von seinen als Einbre
cher. Wegelagerer u. s. w. verübten
Thaten und wiegte dadurch den Lange
derart in Sicherheit, daß dieser schon
wenige Tage nach angeknüpfter Be
kanntschaft sich zu dem Gcständnitz her
bcllicß, daß er das veruntreute Papier-
gcld in Seltcrsflaschcn im Gruncwald
vergraben habe. Bei nächster sich dar
bietender Gelegenheit erklärte ihm aber
der Zcllcnnachbar. daß diese Eingra
bung eine große Tummhei sei, denn
während dcr fünfjährigen Gefängniß
strafe werde sicher das Papicrgcld in
den Flaschen vermodern und werthlos
werden. Lange schien das auch einzu
sehen, denn beim nächsten Spaziergang
auf dcm Gcfüngnißhofe wußte er sei
nem Vcrtrautcn einen Zettel zuzustecken,
der nicht nur eine genaue Zeichnung
über die Stelle, an dcr die Geldsumme
vergraben war, sondern auch die An
Weisung enthielt, das Gcld zu erheben
und den größten Theil an einen in
Brüffel lebenden Bruder des Lange zu
senden, während der verbleibende -iwa
dcm Absender zufallen sollte. Tie hier-
auf von dcr KrlMlnalpolizcl ange teil
ten Recherchen förderten thatsächlich an
dcr in der Zeichnung markirtcn Stelle
zwei Scltersflaschcn mit annähcrnd
30.000 Mark Inhalt zu Tage. Man
hofft, auch noch dcm Rcst auf dic pur
zu kommen.
Bäume und Hände schüttelt man am
liebsten, wenn sie voll sind.
jur eschicht, er Apotdekkn.
Bei den Griechen und Römern ftan
den die .Apotheken- in einem sehr
schlechten Rus?: der Dichter Horaz'z. B.
stellt die .Saldenköchc- mit Gauklern
und Bettlern auf eine Stufe. Im
Orient wußte man die Kraft der Apo
thcken besser zu schätzen, schon im frühen
Alterthum beschäftigte man sich dort
mit pharmazcutischcn Studien. Als
Gcburt-ftätte dcr eigentlichen Apotheke
gilt Bagdad. Turch die Araber wur
den diese Apotheken nach Europa, zu
nächst nach Spanien, verpflanzt. Von
dort gelangten sie nach Italien. Hier
erlebten sie eine Glanzperiode, in dcr
mit kostbaren, mit Blumen bemalten
Vasen, wie sie noch heute das Museum
von Florenz bewahrt, ein großer Luxus
getrieben wurde. Tamals bildeten dic
Apothcker eine eigene Zunft, die Ban
ner und Wappen führte. In Teutsch
land führen die ältesten Erwähnungen
von Apotheken nicht über die erste
Hälfte des 13. Jahrhunderts hinaus.
Im Lahre 1258 wird z. B. ein
Gerardus ApothccariuS" in Lübeck
erwähnt, dcr, wie öfter, ein Geistlicher
zu sein scheint.
Ter Ausdruck Apotheke" bezeichnete
in Süd und Westdeutschland bis zum
14. Jahrhundert etwa dasselbe wie
Kramladen; so wird im Jahre 1301
ein 1 Tuchladen eine Apothcka" ge
nannt, und 1290 findet sich ein Be
rictfi, daß sich in einem Hause 21 Apo
thcken befänden. Taß auch jene Apo
thekcn untcr Aufsicht der Aerzte standen,
wird aus Uln, (1436) gemeldet. Von
Einzelheiten ist aus jcnerZcit noch erwäh
ncnöwerth, daß dcm Berliner Apothe
ker 1488 das Privileg ertheilt wurde,
daß außer ihm Niemand in der Stadt
mit Konfekt oder gefärbtem Wachs han
dein dürfe; andererseits wurde 1048
dcm Apothcker zu Stcndal die Per
pflichtung auferlegt, zu jedem Neujahr
den beiden Bürgermeister Marzipan
und Zucker zu liefern.
Tie Wirkung der Musik aus die
Thiere
schildert Gambicr-Bolton in der Revue
Parisicnne". Nicht jeder hatte wie der
Verfaffer Gelegenheit, in den afrikani
schcn Wüstcn zu beobachtcn, wie der
Löwe durch mächtiges Brüllen Antwort
giebt auf das dumpfe Rollen des Ton
ncrs. Aber in den Zoologischen Gär
tcn kann man den Eindruck wahrnch
men, wclchen Musik auf die Thiere
ausübt. Tie Wirkung der Töne auf
die Vierfüßler ist ebenso verschieden wie
auf die Menschen. Manche werden zur
Wuth gereizt und stoßen Laute dcr Ver
zwciflung aus. Andere lauschen den
Klängen der Musik ruhig und heiter.
Einige Thiere verhalten sich ganz ver
ständnißlos. Tie Trompete und die
Baßpfcife versetzen die Thiere in Wuth;
dagegen errcgcn die Töne dcr Flöte
und der Hodoe kaum ihr Interesse.
Ter Tiger schätzt nur liebliche und
sanfte Weisen. Sobald solche Melo
diecn zu ihm dringen, fängt er an.
ununterbrochen zu qöhncn und sich be-
haglich nach Katzcnart zu dehnen und
zu strecken. Mitunter drückt er den
Rücken und die Flanken an das Gitter.
feines Gefängnisses, um beflcr hören zu
können. Ter Pavian hörte mit trau
rigcr Miene einem gepfiffenen Liebchen
zu, währcnd cin anderer das Kinn
hängen ließ und sich krampfhaft an den
Wärter anklammerte. Dabei schnitt er
gar ängstliche Gesichter. Nicht den ge
ringsten Eindruck macht die Musik auf
das Zebra, . und auch dcr Elcphant
blcibt unempfindlich bei den Tönen aus
einer anderen Welt.
Am Stammtisch
Ich sage Ihnen, meine Herren, über
die Schlauheit meiner Diana geht gar
nichts; laffen Sie sich erzählen, was das
kluge Thier kürzlich gethan hat. Rcgcl
mäßig am Ersten, ' wenn ich meinen
Gehalt in Empfang genommen habe,
erhält Diana von mir eine ganze Wurst.
Vor einiger Zeit, es war so ungefähr
um den Zwanzigsten herum, stehe ich
einmal in meinem Zimmer und reiße
von dem Kalender ein Blättchcn ab.
Ta mir dcr Hund dabei zuficht, hebe
ich die übrigen Blättchcn bis zum Ersten
ein wenig empor und fpreche zu ocm
Thicr: Sich 'mal. Diana, jctzt be
kommst Tu bald wieder deine Wurst."
Darauf gehe ich in mein Schlafzimmer,
um mich umzukleiden; wie ich wieder
herauskomme. was sehe ich am
Kalender prangt dcr Erste dcr Hund
hatte inzwischen die übrigen Blättchen
heruntergerissen und gefressen.
frem kaune.
Frau Laune sitzt am fürstlichen Tisch,
Sie stochert munsch m Braten und
ma.
Sie trinkt süßen Wein mit saurem
Gcicht.
Und wer mit ihr trinkt, dem schmeckt es
nicht,
Es ist die schlechte Laune.
Frau Laune sitzt am ärmlichen Tisch,
Tas Brod ist trocken, das Waffcr ist
rich.
Abcr sie scherzt und lacht und ihr Auge
alänn.
Und fröhlich wird mit ihr, wem sie
kredenzt,
Das ist dic gute Laune.
Vor dcm Amtsgericht.
Amtmann: Sind Sie crhcira
thct?" Landstrcichcrin (vcrschümt): Ncin;
ich bin noch zu haben!"
Unrtrfcvrtn.
Kunde: Sie in'eriren. daß Sie das
Fabrikat zu Originalprciscn verkaufen
und verlangen gleichwohl das Doppelte
dafür!'
Verkäufer: Nun. ist das etwa nicht
originell?"
Anzüglich.
Arzt (zur Gattin seines verstorbenen
Patienten): Man kann nur sagen.
Ihr Gatte ist cin Opser seines Berufes
geworden!"
Frau: Sie meinen wohl Ihres Be
ruses. Herr Toktor?!"
Gut erklärt.
Möchte- wiffen, warum man sagt,
es wäre Jemand angeheitert, wenn er
nichts anderes als betrunken ist."
Nun, heiter muß dcr Bctrunkcne
doch untcr allcn Umstünden sein, da
alles um ihn her tanzt !"
Ihre Ansicht.
Klein Lcnchcn (in dcr Zeitung
lcscnd): Mama, hicr in der Zeitung
steht: In der Stadt herrscht seitdem
Panik." Tas ist wohl wieder ein ganz
neuer König, der Panik?"
Tin neues Dersmaß.
Rentier Goldstamm hat einen gclchr
tcn Schwiegersohn, der ihm erzählt,
baß er griechische Tichter ins Platt
deutsche und zwar in fünffüßige Jam
bcn überträgt. Bald darauf wird
Goldstamm von einem Bekannten ge
fragt: Was macht eigentlich Ihr
Schwiegersohn?" Er erwidert: Was
wird er machen? Er macht fünf platt
füßige Iamben."
in feiner Junge.
Herr (zu einem 10jährigcn Jungen):
Was seh' ich. Arthur. Du rauchst?!"
Arthur: Ja, abcr nur importirte
Cigarren."
Nlißverständniß.
Auguste, ich sehe so oft einen Sol
baten bei Tir in der Küche; das kann
gefährlich werden."
Ach nein, gnädige Frau, er legt ja
seinen Säbel immer gleich ab."
Bezeichnend.
Ncumann: Ich sage Ihnen, die
Frau zankt sich mit sämmtlichen Haus
bewohnern."
Altmann: Ja, sic ist ein wahres
Hausfricdensbrechmittcl."
U?ohl möglich.
Albert: Unser Thurmwächter bläst
ja heute so tragisch, was mag er nur
haben?"
Bernhard: Na, vielleicht liebt er
unter seinem Stande."
Bestätigung.
Ist Haarfärbcn wirklich so gefahr
lich. wie man sagt?"
Und ob! Im vorigen Jahre färbte
sich mein Onkel das S)aat. und sckon
drei Wochen später war er mit einer
uvinwe mit vier Kindern verheirathet."
Mbne Behauptung.
Nordpolforschcr (erzählend): . . .Da
hockten wir nun auf dem Eise; immer
kälter wurde es. und noch immer war
nichts von unseren Gefährten zu sehen
wir saßen wie auf Kohlen!"
Neues Wort.
In einem öffentlichen Tanzlokal, wo
für jeden Tanz 5 Cents cinkassirt wer
den, fragte ein älterer Herr einen jun
gen Mann: Warum tanzen Sie denn
nicht?"
Mir fehlt dcr ncrvus drchrum"."
vor Gericht.
Richter: Sie. Herr Pascheles, Sie
haben jctzt die Gcrichtskosten zu bcstrei
ten." Paschclcs: Ja. bestreitcn will ich sie
sehr gern, Herr Richter, aber bezahlen
thu' ich sie nix."
Kindermund.
Karlchcn: Deine Schwester ist ver-
liebt, nicht wahr?"
Ella: Wer sagt dcnn das?"
Karlchcn: Niemand!"
Ella: Na, woher weißt Du es
denn?"
Karlchcn: Wenn dcr Briefträger
kNngelt, macht sie selbst auf !"
Bedenkliche Berichtigung.
Erster Schauspieler; Ich habe ac-
hört, Sie sollen bei Ihrem Gastspiel in
dem Stadttheatcr als Narziß" vom
Publikum ausgepfiffcn worden sein?"
Zweiter Schauspieler: Unsinn! Ver-
läumdung! 's war ja gar kein Publi
kum da!"
N)eibliche Reize.
Grenadier A.: Also vorgestern hatte
Deine Köchin bei der Begrüßung nur
eine Blutwurst in der rechten, und
gestern hielt sic in jcdcr Hand eine?"
renovier .: Jawohl, die enttal-
tct immer mehr Liebreiz."
5onntags-AfpelI.
..Krause!" ..Herr Feldwebel!" ff? ist
vor die Front.) Krause, heut' ist
onntagr ;su Bctedl. Lcrr 5cld-
wcbel!" Heut' Nachmittag gehen wir
Beide in dcn zoologischcn Garten!"
vergnügt : ,,u Beiebl. 5crr Feld
webel!" Gestern habe ich Sie nämlich
Rhinoceros geschimpft, und das möchte
icy ocm guten yicr doch ,n Ihrer Ge
gcnwart adbittcn!"