Das CclMramm. John SanDuS, b:r Telegraphcn-Jn fpektor in Äinncapolis fafe eine? Nach mittsl.is auf feinem Bureau, als man ihm die Visitenkarte einer Tarne über Irichtk. .Bitten Sie die Tarne näher zu tre tcn sagte er rasch. lir erhob stch von seinem iupi, ai zugleich ein junges, schwarzgetleidetes Mädchen mit angenehmen Zügen das Zimmer betrat. .Sie werden sich kaum meiner erin nem, Herr Sandys redete sie ihn so gleich an. Tuch, gewiß Fräulein Ellinor. ich erinnere mich Ihrer gar wohl, obgleich Sie zu jener Zeit noch Kind waren. Sie besuchten lange die Schule und dann gingen Sie in's Ausland, so datz es nicht so wunderlich gewesen wäre, wenn ich Sie vergessen Hütte denn es liegt viel dazwischen." Ein Blick aus ihre schwarze Kleidung erinnerte ihn an den Tod ihres Vaters, weshalb er seine letzte Bemerkung gern ungeschehen gemacht hätte. Ja." erwiderte sie leise, wie viel liegt dazwischen! man rief mich nach Hause, an das Sterbelager meines ge liebten Vaters und erst nach seinem Tode erfuhren wir. was Ihnen wohl längst bekannt gewesen, daß er durch unglückliche Spekulationen an der Börse sein ganzes Vermögen verloren hatte. Ich bin gewiß, daß der Kummer über meine Mutter und meine Zukunft an seinen letzten Leiden mit Schuld ge Wesen und sein Ende beschleunigt hat." Herr Sandys, der nichts hierauf zu erwidern wußte, äußerte leise und fast unverständlich, wie solches höchst wahr schcinlich sei. Nun sind bald drei Monate seit jenen schweren Tagen verflossen," fuhr das junge Mädchen fort, und Mutter und ich haben unser ehemaliges Heim verlassen und bewohnen jetzt ein kleines Häuschen am anderen Ende der Stadt. Und mich hat mein Weg zu Ihnen ge führt in Gcschäftsangelegcnhciten ich möchte Ihre Meinung wissen." Erst jetzt blickte sie zu ihm hinauf und er bemerkte, wie ihr die Thränen in den Augen standen, obschon sie zu lächeln sich bemühte. Ich bin genöthigt, mir selbst meinen Unterhalt zu verdienen, weshalb ich mir einen Telegraphenapparat schon vor zwei Monaten erstanden und seit der Zeit das Telegraphiren erlernt habe und täglich bemüht gewesen bin, mich darin zu üben." Aber Fräulein Ellinor, mit Ihren Kenntnissen brauchen Sie doch wahrlich nicht Telegraphistin zu werden." Obgleich meine Erziehung theuer genug gewesen ist, glaube ich nicht, daß meine Kenntnisse für eine sclbstständige Stellung, in der ich mein eigen Brod essen könnte genügen wurden." Aber, liebes Fräulein Ellinor. ich rathe Ihnen entschieden ab. Tcle araphistin zu werden. Jeder Morgen, nachdem ich mein Tageblatt zur Hand genommen, bringt mir Bericht von neuen Erfindungen, die schließlich die ganze Telegraphie über den Haufen werfen und auch diese Kunst zum alten Eisen werfen wird als man uns das Telephon gab, glaubte ich, nun sei der Augenblick gekommen, und noch heute habe ich meine Bedenken, in wiefern es mit der Zeit unseren Telegraphen er- setzen wird was in aller Welt hat Sie aber auf den Gedanken gebracht. diesen Berufszwcia zu erwählen (" Ich will Ihnen aam offen den Grund fagen," antwortete sie lächelnd: Weil meines Vaters bester und edelster Freund der Inspektor der Telegraphen acsellschaft am hiesigen Orte war." Also das war es!" erwiderte Herr Sandys, Sie dachten, ich würde Ihnen schon zu einer Stelle verhelfen?" Ja. Herr Sandys. ich war memer Sache gewiß ich wußte. Sie würden mich keine Fehlbitte thun lassen!" Der Inspektor schien seiner Sache nicht so gewiß zu sein, hier die Hand zur Hilfe zu bieten er runzelte die Stirn, schüttelte bedenklich den Kopf. während er mit den Fingern auf den Tisch trommelte. .Sie sagten vorhin, Fräulein El linor. daß Sie mich in Gcschäftsange legcnhcitcn sprechen Wollten soll ich nun als Geschäftsmann mit Ihnen reden, oder aber -als ein alter Freund Ihres Vaters?" Von jetzt an als Geschäftsmann." erwiderte sie rasch. : Da muß ich Ihnen zunächst sagen. daß wir von Telegraphistinnen förm- lick überfluthet sind und datz das Telc araphircn eine gar schwierige Sache in." Entschuldigen Sie, datz ich Ihnen widerspreche, aber mir ist es sehr leicht geworden, ich glaube, daß ich viel äbiakcit aerade hierfür besitze." ..Erlauben Sie, daß ich eine Probe mit Ihnen anstelle?" ..Sebr aern. Herr Sandys." Tann gehen wir dort an den Tisch. wollen stc?" Das iunae Mädchen stand auf und zog die Handschuhe aus. Ter Jnspek. tor legte den Finger auf einen Tcle graphenfchlüsscl und sandte einen Be fehl, der sogleich beantwortet wurde. Tarauf gab er eine Ordre an den Tele graphisten der nächsten Station. Nein, bitte nicht," unterbrach ihn Ellinor. bitten Sie ihn, das Tele gramm so rasch als möglich zu senden." Der Inspektor, der nicht bedacht, daß sie selbstverständlich jedes Wort verstau , den habe, lächelte. Nun den, wie Sie wünsche sagte er. Einen Augenblick spater war Ellmor in voller Thätigkeit und ihre leichte anb fuhr rasch über's Papier hin Ter Inspektor stand an ihrer Seite lind sckiaute voll Slerwundcruna zu. wie rasch der eine Bogen dem anderen folgte und auf die Seite gelegt wurde Endlich ergriff er ihre Hand und unter. bracb die Arbeit. Ich könnte mit einer anderen Jeder wohl noch schneller schreiben, jagte sie, ich bin nicht an ein Tintenfaß gewöhnt, das hält auf Ter Inspektor lächelte, aber schwieg Tahingeqcn sandte er auss Neue eine Ordre an den Telegraphisten der imi ten Station, mit dem Bemerk, das nun aufacbene Telegramm selbst zu em vfanacn. Er nahm hierauf eine Zeitung zur Hand und ersuchte Ellinor. einen Art, kel auf der ersten Seite zu telegraphv rcn. Sie ergriff das Blatt und im nächsten Augenblick flogen die Worte mit solcher Geschwindigkeit über die Zeilen hin, daß der Empfänger des Telegramms bitten mutzte, langsamer zu arbeiten. Nun l t s genug, agie enviicy der Inspektor, ich mutz gestehen, datz Ihre Fertigkeit mich in Erstaunen versetzt hat. Sie verstehen Ihre Sache. Heute nun bin ich zu einem Entschlutz gckom mcn, dessen Erwägung mir schon wochenlang im Gemüth gelegen. Es ist hier am Ort ein Posten vacant. der mir mehr Aergcr verursacht hat, als alle die anderen Plätze zusammen. Tas ist die Anstellung am Telegraphencomptoir der Börse. Tiefes Amt fordert Eigen schaften, die bei den früher Angestellten sehr schwer zu finden waren. Ta gilt zuerst völlige Zuverlässigkeit. Es darf auch kein Fünkchcn eines Argwohns sich regen, daß der gegingste Wink gegeben wird über das, was tclcgraphirt wird Große Vermögen hängen von den Be fehlen ab, die unserm Eomptoir über geben werden. Selbstredend werden viele Ziffcrtclegramme eingesandt, aber in allen Fällen muß die größte Vorsicht beobachtet werden. Im Verlauf der letzten Monate hatte ich drei Telegra phistcn und wenn man auch dem gcqcn wärtia Angestellten nichts nachsagen kann, so sind dennoch von verschiedenen Seiten Klagen eingelaufen, als sei ihm nicht zu trauen und das ist schwer für mich. Ich habe ihn bis jetzt behalten, da ich keinen Ersatz wußte. Es ist mir noch nie in den Sinn gekommen, hier emeTamcan zustellen, doch nun will ich s mit Ihnen versuchen. Kommen Sie morgen um zehn Uhr, dann will ich selbst Sie nach der Börse geleiten. Ei neu meiner Assistenten werde ich Ihnen die erste Woche beiqcben. um Sie ein zuführen und in alles einzuweihen, bis Sie mit Ihren neuen Pflichten vertraut sind." Zur festgesetzten Zeit fand sich Elli nor den nächsten Morgen ein und der Inspektor begleitete sie durch das Pracht volle Gebäude hier, wo sich auch der einzige Ort befand, an dem das Ha- zardspicl geduldet war wenn auch in anderer Weise als in Monte Carlo. Ich hoffe, Sie haben wohlerwogen, was ich Ihnen gesagt," bemerkte der Inspektor, bevor sie eintraten. Ich bezweifle nicht, datz Sie Ihrer Stellung hier gewachsen sind, aber bedenken Sie wohl, die wichtigste Eigenschaft, die ich hier von Ihnen fordern muß, ist abso lutcs Schweigen. Nicht in Ihrem ei gencn Heim, nicht Ihrer eigenen Mutter gegenüber dürfen Sie den ge ringstcn Wink fallen lassen über das, was Sie im Leschost hören oder auch nur sehen Sie haben mich verstanden, nicht wahr?" Ja wohl. Herr Sandys. Sie brau- chen keine Furcht zu hegen." Tas Teleqraphcncomptoir selbst war ganz klein und nur durch eine ziemlich hohe Schranke vom Börscnlokal ge trennt. Hier sehen Sie Ihr Arbeitszimmer. Fräulein Ellinor," sagte der Inspektor. Herr ffielding wird vier bleiben, bis Sie völlig eingeübt sind in der neuen Arbeit." Hierauf verließ sie Herr Sandys und begab sich ms Börscnlolal, wo der In spektor stets gern gesehen war. Hallo, sandys!" rief ein junger Mann, was soll das heißen ? Da gleicht Ihnen nicht, mitten am Tage so umher zu spazieren. Wer mag die junge Dame sein ?" Sie ist eme gute Bekannte von mir, Herr yomaro, ermioerie sanoy kalt. Tas habe, ich mir gedacht, sonst hätte ich mich nicht an Sie gewandt, um Aufklärung zu erhalten." antwor- tcte der junge Mann, vertraulich lächelnd. Aber anstellen wollen Sie doch um's Himmels willen nicht diese junge, hübsche Tame. hier auf dem Comptoir." Sie hat schon ihre Anstellung und ich habe ihr auch mitgetheilt, daß alle hier angestellten Herren Ehrenmänner ind." Da sind ie aver jangulNljq schwerlich würde wohl jemand anders den alten Grimwood einen Ehrenmann nennen. Voilu. da ist er schon!" Im selben Augenblick trat ein älterer. nach vorn gebeugter Herr in den Saal. Er hatte ein abstoßendes Acußcre und einen unangenehmen lauernden Blick. Wissen Sie. Handys, was ich denke? Hat nicht gar der alte Grimwood sie veranlaßt, jene junge Tame hier anzu- stellen? Vielleicht wäre er der einzige. dem ihre Nähe glcichgiltig wäre: doch. denken Sie an uns junge Leute, die wir schon so auf der Hut sein müssen uns gegen seine Intriguen zu schützen Ich wünsche zum Beispiel auch nicht meine Gedanken von den Weizenpreisen abgelenkt zu sehen aber wie ist sie denn eigentlich? Ich werde es ja doch früher oder spater erfahren. ,-ie ist eine junge Tame, die ein Recht hat auf eines jeden hier angcstcll ten Geschäftsmannes Schutz und Ach; tung." antwortete Sandys mit Nach; druck, ist sie doch die Tochter Ihres alten, unglücklichen Chefs, eil Clintoch." Welch wunderbares Zusammcntref fen." erwiderte der junge Mann ernst soll diese Unglücksstätte, die den Va ter zu Grunde gerichtet, nun der Tochter den Unterhalt gewähren i Wissen sie, Sandys, ich wünsche doch, Sie stellten mich der Tame vor." Zu was würde das dienen? Ist sie doch einzig hier, um -sich ihr Brod zu verdienen, und ich wünsche durchaus, daß man sie unbehelligt lasse." Tas ist selbstverständlich; auch ick arbeite hier für meinen Lebensunterhalt und werde ihr sicherlich nicht zu nahe treten, vielmehr thun, was in meinen Kräften steht, um sie auch, wo es gilt, gegen Andere zu schützen." Ter Inspektor sah dem sprechenden einen Augenblick scharf ins Auge, wcl chcr ruhig seinen Blick auf ihn gerichtet hielt. cryoo icy plonilch mrncn im Saal ein lautes, wildes Turchcinandcr, Alles stürzte dorthin, man schrie laut und gcstikulirte nach allen Richtungen hin. Howard schien auch dem Strome fol- gen zu wollen, doch als er Ellinor ae wahrte, wie sie auf dem Telegraphen comptoir ängstlich umher schaute, eilte er auf sie zu. Doch der Inspektor trat Dazwischen. Fräulein Clintoch." redete er sie an. ich möchte Ihnen hier Herrn Stillson Howard auch einen ehemaligen tfreunb Ihres Vaters vorstellen." Es freut mich immer. Freunden meines Vaters zu begegnen." erwiderte sie leise. Ja. ich habe ihn gut gekannt. Fräulein Clintoch. und habe ihm viel zu veroanien wie hat er mir an- fangs. als es mir sehr schwer wurde. mich hineinzuarbeiten, so treulich bei- gestanden! Es würde mich in der That jeyr glücklich machen, wenn ich Ihnen hier irgendwie zu Diensten sein könnte und ein wenig von der großen Dankes- schuld abtragen, in welcher ich zu Ihrem Vater stehe." Tanke, danke!" erwiderte Ellinor. Telegramm, Fräulein!" ertönte die scharfe Stimme des alten Grimwood. indem er Howard ansah, als wolle er sagen: Hier gilt nur das Geschäft. nichts weiter." Howard verließ, vom Inspektor ge olgt, die Schranke; letzterer faßte ihn am Arme, indem er ihn in ernstem Tone warnte: Ich fürchte. Howard, daß es m kci- nein Nutzen für Fräulein Clintoch sein wird, wenn Sie deren Gesellschaft uchcn." Howard entschuldigte sich mit Grim- Woods Unverschämtheit Nein, nein." unterbrach der Inspek tor, diesmal war Grimwood vollstän- big in seinem Recht. Tie Tochter unseres alten Freundes ist hier um zu arbeiten und wird auch ihre Sache gut uno gcwi?jenyast verrichten, wenn man sie in Ruhe läßt gestört darf sie nicht werben. Nun trennten sie sich und Howard vegav Uch mitten durch die lärmende Menge hin an seinen Platz. mmcr vertrauter wurde Ellinor im Laufe der Zeit mit ihrer neuen Stcl lung. Ficlding hatte ihr rasch itire Arbeit angcwic en und sie in allem unterrichtet, von nun aber lag die ganz Verantwortung auf ihr allein, Die Telegramme flogen burtia unter ihren flinken Fingern und nie wurde eine Klage gehört über Verletzung des Geheimnisses, es drang vom Comptoir aus nichts in die Oeffentlichkeit. Sie genoß die Achtung Aller, ja. sie war sozusagen der Günstling des ganzen Personals, mit Ausschluß vom alten Grimwood. Turch Howards Hand gingen viele Telegramme und wenn er ein paar Minuten langer vor der Schranke vcr weilte, fühlte er des alten Grimwoods böse Blicke auf sich geheftet. Eines Abends traf Ellinor beim Nachhauscgchen mit Howard zusam men. welcher in derselben Straße einen freund be uchen wollte und sie daraus hin um die Erlaubnitz bat. sie begleiten zu dürfend Später begegneten sie sich öfters und bald wurde es zur Gewöhn- hat. daß sie miteinander sich von der Börse auf den Heimweg begaben. So begegneten sie einmal dem alten Grim wood, der sie mit übertriebener Höflich- lcit grüßte und ihnen hohnisch zulächelte. Howard aber that, als hätte er nichts bemerkt. Ta gab es eines Tages große Un ruhe und viel Aufregung am Weizen markt und das Absenden sowie das Empfangen der Telegramme ging mit einer Hast wie sonst selten. Die meisten waren Ziffcrtclegramme, auch die andc rcn hätten es Ellinors wegen eben so gern sein können, so wenig kümmerte sie sich um den Inhalt derselben. Als aber dann später der Lärm und die Spannung auss höchste gestiegen, fiel plötzlich ihr Auge auf ein paar Worte. die ihre ganze Aufmerksamkeit in An fpruch nahmen. Drängen und überreden Sie Howard, Weizen in großen Massen zu kaufen, dann haben wir ihn fest aber Eile thut noth! Dieses Telegramm war an den alten Grimwood gerichtet und von seinem Agenten in Chicago, an welchen Ellinor schon manches Telegramm abgesandt hatte, unterzeichnet Einen Augenblick fühlte sie sich vcr sucht, das Telegramm bei sne zu thun, doch bald war sie anderen ein nes. faltete es zusammen, couvertirte es und adrcssirte dasselbe an Mr. Grim wood. Sie verkaufte den Boten mit ihren Augen, der sich durch's Gedränge einen Weg zum Adressaten bahnte: rasch öffnete er dasselbe und steckte es alsdann in die Tasche. Hierauf blickte er nach Howard hin mit einem so ge hässigen Ausdruck im Gesicht, daß Elli nor zusammenschauerte. Howard aber stand mitten unter der Menge, eifrig mit der Hand gcstikulirend und mit kräftiger Stimme laut rufend: Ich nehme 10.000 Scheffel." Es war Ellinor klar, daß er Weizen kaufe, ohne daß irgend Ucbcrrcdung nothwendig gewesen, ihn in Grimwoods Netz zu ziehen. Heute sehen Sie aber ermüdet aus. räulcin Clintoch." redete sie einer der Beamten an. der eben an die Schranke getreten war, der Lärm stört sie wohl?" Ach nein, das gerade nicht aber was ist denn heute los?" Große Bewegung am Wcizenmarkt man zischelt sich zu, daß heute einer Pleite gehen muy, aber wer, das weiß ich nicht." Auf welcher Seite steht Grim wood?" a. oas in eine yciue maac. mein Fräulein, sie zeigt aber, datz Sie schon Verständniß für die Sachen hier haben das möchte wobl ein Jeder misten bis jetzt hat er sich sehr vorsichtig ge hallen. Im nächsten Augenblick rief die Pflicht Ellinor an ihren Platz, den ganzen Tag aber klangen die Worte des Telegramms: dann haben wir ihn fest, aber Eile thut Noth" ihr in den Ohren. Ach könnte sie ihm nur einen Wink geben! Tann aber hätte sie ihr Wort gebrochen! Und hätte sie auch ihren Posten aufgeben wollen, um ihn zu xd ten, mit dem sie sich erst vor wenigen Abenden verlobt hatte und an dem ihr ganzes Herz hing so wäre es doch Vcrrathercl gewesen, ihn zu warnen. Nichts konnte sie thun und sie mußte die Sachen ihren Gang gehen lassen. Als fi.' ihr Gelübde zu schweigen abgelegt, ahnte sie nicht, auf welch harte Probe e gestellt werden würde. Xex alte Grimwood kam in eigener Person mit einem Telegramm an die cuirnnie uno ein jaarses Auge anen ihre geheimsten Gedanken zu lesen; er agte aber nichts und kehrte nach Ablie- erung seines Telegramms sogleich um aijeioe war an seinen Agenten in ( r f. ; . ..uw Hn.Q wyuuuu uiuuu unu luuicie: Ällcs geht nach Wunsch!" Sie seufzte tief auf, als sie diese vier Worte erpcdirte. Als Ellinor um die Mittagsstunde hrcn Posten verließ, hoffte sie, heute nicht mit Howard zusammenzutreffen, sie würde unvermögend fein, mit ihm u prcchcn, ocsyalv eilte ie eine sei- tcngaffe hinunter. Sie war aber nicht weit gekommen, als sie die liebe, be- kannte Stimme hinter sich ihr nach rufen hörte. Aber nun sage, Ellino, was soll denn das bedeuten, mir so davon zu laufen ( Ich traute zuerst meinen Augen nicht, als ich Tich hier in s Seitcngätz chen einbiegen sah." Am meinte ich fürchtete sie hätten Du hättest heute einen so auf regenden Tag gehabt, daß Tu keine Zeit haben würdest, mich zu begleiten Ach Tu weißt doch ganz gut, daß ich um all den Weizen der Welt nicht darauf verzichten kann, Dir zu folgen. Freilich bewegt genug war der heutige Tag und er wird mir. wie äuch immer der Ausqanq fein wird, stets in der Erinnerung bleiben. Ich habe Weizen gekauft und werde morgen weiter kau- fen, soweit es irgend meine Mittel er laubcn und ich werde demzufolge mor gen entweder ein reicher Mann oder total ruinirt fein." Ellinor seufzte schwer auf. Warne ihn!" lautete in ihrem Innern eine Stimme, Gedenke Deines Gelübdes!" sprach eine andere. Endlich sagte sie langsam: Ta wär' ich lieber ein armer Mann m der kleinen öiine, als oa ich in solcher Aufregung leben sollte." Tas wollte ich auch, aber nun bin ich fertig mit solchem Leben. Morgen Abend verlasse ich die Börse als reicher Mann oder als Bettler. Wirklich, ich gehe nicht auf Geld aus um des Be- sitzcs willen Tu weißt aber, wem ich so innig gern eine sorgenlose Zukunft bereiten möchte. " Warne ihn!" ließ sich wieder die innere Stimme vernehmen. Tu hast Tein Ehrenwort gegeben!" sprach das Gewissen. Eben waren sie an einer Straßenecke angelangt, als Ellinor. ohne aufzu blicken, ihn dringend bat, umzukehren und sie allein nach Hause gehen zu lassen. Thu es mir zu Liebe," sagte sie. Aber. Ellinor, was hast Tu? Tu bist ja todtcnblaß. Hat es an der Börse etwas Unangenehmes für Tich gegeben?" Ich bin müde auch für mich war der Zag sehr anstrengend. -eioiiveriianoiicy iinv vann plage ich Dich noch mit meinen Angelegen heilen, aber sind es nicht auch Deine V Ich bitte Dich dringend, lasse mich allein! Thue mir s zu Liebe!" Ich will thun wie Du willst." Tann laß mich heute allein gehen Ten folgenden Tag war s der alte Grimwood selbst, der die Feindselig leiten eröffnete. Jetzt wollte er Weizen verkaufen und augenblicklich folgte die Masse seinem Beispiel, nur Howard kaufte weiter. Ich hoffe, daß Sie. was Sie schon gekauft haben, auch bezahlen können." äußerte Grimwood höhnisch. Toch lauste er selbst nicht mehr. Alles war in höchster Spannung, was für ein Ende die Sache nehmen werde; nun aber strömten die Tele gramme von Chicago. Und wie ein elektrischer Strom traf es Alle, als man hörte, der große Hutchinson habe auch große Massen Weizen gekauft, worauf die Preise rakctcnmäßig in die Höhe stiegen. Tas Brod des Armen wurde theuer im ganzen Land, um ein paar Spekulanten reich zu machen. Als Howard die Wahrheit erfahren, brachte ihm der Name Hutchinson" so fort Gewißheit über seinen Erfolg. Er war mit einem Schlage ein reicher Mann geworden. Gnmwood hingegen hatte große! Verlust erlitten, doch blieben seine Züge unbeweglich und als er sich Howard näherte, bemerkte man gar ein Lächeln aus seinen Lippen. -ie naven aus guten quellen ae schöpft, Herr Howard, und ich meinte doch, wir hätten unser Gchcimnß wohl bewahrt." Wir? Haben Tie denn auch Weizen gekauft? Wußten Sie denn das nicht? S nno sie niai o gul unterrichtet ae wcscn, als ich vermuthet habe nun ie werden auch nicht viel von dem ge wonncncn Gelde m der Tasche behal ten. Tas steht dahin, jedenfalls wird es nicht in die Ihrige fallen, denn, sobald ich meine Geschäfte abgewickelt habe werde ich nach Europa gehen Hat denn Ihre hat sie Ihnen denn nichts verrathen? Wen Von wem sprechen Sie und was loll mir gesagt worden sein?" .Ich dachte nur, am Ende habe Ihnen die hübsche Telegraphistin einen Wink gegeben; doch jetzt ist es Mir kla daß dies nicht der Fall gewesen." Howard trat einen Schritt naher und unwillkürlich ballte er die Faust. Nennen Sie ihren Namen nicht woyiverjlanoen r nowaro zitterte am ganzen Körper. Also lügenhafte Te lcqramme sind abgesandt worden. in der Hoffnung, sie werde mir dieselben zeigen und nun hören Sie: von der großen Summe, die Sie mir jetzt schul den, werde ich zunächst den Belauf von der Größe des Vermögens Ihres Va ters, wie es war, bevor er von Ihnen ruinirt wuroc. wegnehmen und ihr als Hochzcitsgabe schenken. Leben Sie wohl !" Jetzt war der Saal fast leer. How ard begab sich rasch hinüber an die chranke, wo Ellinor soeben im Begriff stand, sich auf den Heimweg zu be- geben. Nun. Ellinor, gilts aber für mich ein Telegramm abzusenden, willst Tu? Und wie gern!" erwiderte sie. Während er schrieb, wandte sie sich dem Apparat zu Tu möchtest es aber doch gerne vor- her lesen r fragte er. Lächelnd ergriff sie das Papier; da Telegramm lautete: Lieber Herr Sandys, ich erlaube mir, meinen Posten am hiesigen Tele graphcnamt zu kündigen. Wir werden bald Hochzeit feiern und nach derselben eine Reise nach Europa machen. Ellinor Clintoch." Aber, lieber Stillson, erwiderte sie, glücklich lächelnd, nach allem, was ich Herrn Sandys zu verdanken habe, wäre es doch das einzig Richtige, ihn mündlich von meinem Glück in Kennt- niß zu setzen also hatte es feine Rlch tigkeit mit jenem Telegramm Weizen zu kaufen ?" Ganz gewiß es war eben so nch- tiq, wie Wort zu halten Ellinor, Und das glückliche Paar ank sich selig in die Arme Der neue Demosthcncs. H u m o r e s k e von M. H e n n i g Peter Schncuzlcin ist Porstand eines Vereins, der im Begriff tcvt, sein zehn iäbriacs Stiftungsfest zu feiern. Ta eine schwungvolle Rede würdig bcgan gangen werden kann, so fällt Peter chncuzlcin sclvslvcrstanolich vie Aus- gäbe zu, sie zu halten. Peter Schncuzlcin ist nun keiner der aufgeblasenen Tropfen, wie man sie so häufig unter Gclcgenhcits - Rednern trifft, die da meinen, sie brauchen nur den Mund aufzumachen, um einer gan- zcn Versammlung zu imxonircn, o nein, er weiß recht gut, Rcdcn ist seine schwächste Seite. Aber was nicht ist, kann noch werben, und Uebung macht den Meister. In seinem Zimmer die nothwendigen tu dien zu machen, kann sich Peter Schneuz lein nicht entschließen, denn er sieht im Geiste bereits seine beschränkte, Haus genossen in allen möglichsten Stcllun- gen profanster Ncugier und das ist ihm bei der idealen Auffassung durchaus peinlich. Toch wozu bat uns denn die Geschichte große Vorbilder hinterlassen r Toch nur. um ihnen nachzuahmen. Voll Begeisterung eilt Peter Schneuz, lein an oen Mcercsjtraud. Ist doch das Brausen der Wogen die rechte Musik, um den Gedanken idealen Schwung zu verleihen und das Allein sein mit der erhabenen llncndlichicit die großartigste Gelegenheit, dieselben zu einem köstlichen Rcdcstrautz zu sam meln. Meine hochverehrte Versammlung!" so beginnt Herr Schncuzlcin. Die Stun de ist ge kom men " Ta läßt ein gellender Hilfeschrei den Redner jäh verstummen. Ein rauschen des Etwas Peter Schncuzlein ist auö allen Himmeln gefallen, als er eine ältliche Tame, die, von ihm nicht ge sehen, dort am Strande gezeichnet hatte, mit allen Zeichen des Schreckens die Flucht ergreifen sah. Aber Peter Schncuzlcin gab fein Vorhaben nicht auf. Ticsmal ging er in einen großen, finsteren Wald, wo kein Sonnenstrahl wärmend durch das dichte Blattcrdach dringen konnte. Meine hochgeehrten Herren," be gann cdjneiizlcin, aber er kam nicht weiter, denn er verspürte einen Stich in der Brust und mußte sich schlcu nigst auf einen Baumstumpf nieder lassen. Aus dem Dickicht aber tönte eine Stimme: Ei hcrjcses. nu üben, gudcn Abend ooch! Tas ist ja sehr schccne, aber erlooben Se. glooben Se. ich bin vielleicht doob? Ich hör' Se ganz gut. Suchen Se ooch Bilze? Sch'n Se, g'rad hab' ich än sehr schccnen gcfun den, aber sonst nischt. wie klecnes Lu dcrzcug! Nu üben!" Peter Schneuzlcin aber raffte sich auf und floh wie von Furien gepeitscht die fen Ort. Tief traurig ließ er den Kopf sinken. Seine Rede mußte er halten und doch wie sollte er es anfangen, sie zu üben. Gab es denn kein Plätzchen auf der weiten Welt, wo die banale Alltäglichkeit nicht hinzudringen vcr mochte ? Ta entsann er sich plötzlich eines hohen BergcS, der fünf Stunden weit entfernt war und gegen den die Jungfrau" die reinste Freitreppe war. Zu diesem beschloß er zu wallfahr ten; hier konnte ihn nicht einmal der flüchtige Fuß einer Gemse stören. Tie Mühseligkeiten, die Peter Schncuzlcin bei seinem Aufstieg zu er dulden hatte, ließen indeß seinen Eifer für die gute Sache nicht im mindesten erkalten. Kaum gönnt er sich, auf dem Gipfel des Berges angekommen, Zeit zum Vcr- schnaufen, denn die Gefühle, die in sei ncr Brust toben, drängen nach Gestal tung in beredtem Redefluß. Wer aber beschreibt seinen Schrecken, j als er sich plötzlich von hinten ' mit nerviger Faust gepackt fühlt und frei über dem fürchterlichen Abgrund schwebt, während eine Stimme ihm grauscncncgcnd in die Ohren tönt: Ucnn sie vollen schreien, so sollen Sie gehen in ein Narrcnhaus. Ick uerde schütteln, bis Ihnen ausgeht das Lunge!" Nur durch das feierlichste Versprechen. datz er in seinem ganzen Leben keinen Ton mehr von sich geben wolle, gelang es Peter schncuzlcin, sich von dem ge waltthätigcn reifenden Engländer zu befreien. Er gab daher sein Amt als Vorstand auf und lebte von da an glücklich bis an sein Ende. Ich schnitt es gern in alle Rinde ein." Vor einigen Wochen revidirte in einem lothringischen Torfe der Herr Maire die dortige Volksschule. Er fand wie sich das für ein Schulober Haupt geziemt vielerlei an den Lei- stungen und Bestrebungen der bildungs beflissenen Jugend zu tadeln. Jnsbc ondcre rügte er, wie die K. Volksztq." erzählt, die Unsitte, in die Schulbänke mit Hülfe des Taschenmessers Namen und sonstige graphische bildnerische Kunstwerke" einzuschncidcn, wovon die Bänke, auf dcncn das strenge Auge des Torfbchcrrschcrs ruhte, allerdings reich liche Proben auswiesen. Für den Fall eines fortgesetzten Lebenswandels" in dieser Beziehung wurden energische Strafen zugesichert. Während die Jugend in den vorderen und mittleren Bänken ernst und zerknirscht den mah ncndcn Worten lauschte, machte sich in den Hinteren Bänken allmälig cinstei gcndc Unruhe vernehmbar und ein munteres Gekicher folgte, das sich auch durch das drohende Hcranfchrcitcn des Herrn Maire nicht verscheuchen ließ. Tiefer aber hatte kaum einen Blick auf den Punkt geworfen, auf den die froh- lichcn Augen und verschiedene Finger pitzcn hinwiesen, als er seinen Hut nahm und sich verabschiedete. Es war dort nämlich der Vor- und Zuname des Herrn Maire selber von seiner Schul ,eit her eiiigcschnitzt, sammt der Jahres- zahl! in Praktikus. Nichtc (welche eben das Kochen lernt): Rathe mal, auf wie vielerlei Art man Beefsteak zubereiten kann?" Onkel: Na. ich denke auf zweierlei Art: entweder man kann's essen, oder man kann's nicht csscn!" i