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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (June 15, 1899)
Der erste Schuß in virainien. lon . von St)U'ie uociau. Rlka ie wartn früh in der deut schcn Armee Cfnu'- Ader einen Krieg haben Sie drüben doch wohl nicht mit gemacht?" wandte sich kürzlich gelegent lich veS gemeinschaftlichen AdendessenZ ein hrei äse hoheS Männchen an mich. daS sich mir früher als Toktor der Me dizin vorgestellt hatte. Ich dejahte die erste und verneinte die zweite Frage. ' .Sehen Sie. ich war auch früheren,, mal Soldat bei den Grauen, den ion föderirtcn, zwar nur ein halbeZ Jahr, aber ich war dabei, wie der erste Schutz in Birginien fiel. Tie ganze Geschichte war allerdings recht unblutig, aber sie war doch das Vorspiel des nun bald mit all' seinen Schrecken ausbrechenden Krieges zwischen den Nord und Süd Staaten." .Na. ich sehe, lieber Toktor. warf ich ein. Sie wollen Ihren ersten Schutz in Virginien gerne zum Besten geben, also schieben Sie ihn nur los!" Der kleine Heilkünstlcr wurde etwaZ verlegen, ich schien aber doch seine Ge danken richtig errathen zu haben. Ja. ja. Sie haben Recht, ich wollte Ihnen allerdings die Geschichte erzählen. ?der wenn ich Sie langweile, stehe ich natürlich davon ab." Nichts für ungut, werther Toktor. ich habe zwar schon lange meinen Säbel abgeschnallt, trotzdem höre ich gerne einmal eine kriegerische Erzählung. Er innerung. oder wie Sie eS nennen wol lcn. selbst wenn sie ziemlich unblutig verlaufen ist. Also nur los Im Jahre 1861," begann mein medizinischer Gewährsmann, war in den Süd'Staaten die Zahl derjenigen Männer, die schon einmal in Kriegs Zeiten Pulver gerochen hatten, verschwin dend klein. Zwar traf man gelegent. lich auf einen alten ehrwürdigen Ve teranen von 1812. aber seine Ersah, rungen und Erlebnisse gingen meisten theils nicht über einen falschen Alarm hinaus. Ter, mexikanische Krieg rief dann noch einmal den größten Theil dieser alten Krieger zu den Fahnen, aber seitdem waren die meisten derselben zur großen Armee versammelt worden, und die Ueberlebenden standen in einem Alter, das nicht mehr den Strapazen und Anstrengungen eines Feldzuges ge wachsen ist. So traten denn Haupt sächlich junge Burschen, die im Anfange der 2er Jahre standen, in die con föderirte Armee, darunter auch ich. Von irgend welchem militärischem Wis. sen konnte bei uns nicht die Rede sein, und was in dieser Hinsicht fehlte, such tcn wir durch guten Willen und Enthu. siasmus zu ersetzen. - Im Mürz des Jahres 1801 ging es sehr lebhaft vor den Thoren der Stadt Richmond zu. In den Baracken des knrtinpn Kollenc. dessen Studenten sich schon zu den Fahnen begeben hatten, soat ein Bataillon Artillerie einquar lirt. Es waren fast alle Richmond. Boys", aus denen sich unsere Truppe zusammensetzte. Es wurde uns manch mal recht schwer um's Herz, so Tag für Tag dem monotonen Dienste im Ange säte der aus der Ferne winkenden Häuser, in denen unsere Familien und Sweethearts" wohnten, obliegen zu müssen. Da kam eines schönen Mor gens vom Obercommando der Befehl, datz sofort eine Abtheilung von 50 Mann zur Verstärkung in die Front gesandt werden sollte. Beinahe die ganze Truppe meldete sich zu dieser Detachirung. ein Jeder hatte den ewigen Drill von Herzen satt. Die Glücklichen und von Allen Beneideten, auf welche die Wahl fiel, marschirten noch an dem selben Tage nach dem Bahnhofe der York-River-Eisenbahn, von wo aus der Transport nach dem bedrohten, aber Niemandem bekannten Punkt erfolgen sollte. Bald war unser Trennungs schmerz denn auch ich war unter den Auserwählten überwunden, und mit Jubel und Gesang ging er hinein in die im jungen Grün prangende Früh lingsnatur. Ein Unfall, welcher der Lokomotive zustietz, zwang uns Mars jünger, die Nacht auf den harten Bän ken zu verbringen, und. als wir am nächsten Morgen in West Point, damals noch ein kleines Dorf, ankamen, hatte der Frohsinn einer gedrückten und miß muthigen Stimmung Platz gemacht, denn Alle fühlten sich in Folge der schlaflos und auf unbequemen Lagern zugebrachten Nacht am ganzen Leibe zerschlagen und gerädert. In West Point wurden die beiden Geschütze, eine Boothaubitze und eine dreizöllige RifleKanone. auf das Deck eines kleinen Dampfers gebracht, wäh rend wir Mannschaften, um kein Auf. sehen während der Fahrt zu erregen, unter Deck gehen mußten. Auf dem unteren Laufe deS Stromes sollte seit einigen Tagen ein bewaffnetes Yankee boot herumkreuzen, uns es gau, von demselben unbemerkt, an den Bestim mungsort. Gloucester Point zu gelan gen. Wir kamen nicht in Sicht des. selben, sondern begegneten nur einigen friedlichen Fischerbooten. Bei Gloucester Point wurden gerade bedeutende Be festigungen errichtet, und eS war dem Obercommando zu Ohren gekommen, datz der Feind von Fort Monroe ein Kanonenboot ausgesandt hätte, um die Schanzarbeiten zu unterbrechen und die Erdwerke zu- zerstören. Da die dort ftationirte Compagnie nicht stark genug erschien, um mit Erfolg eiriem feind. lichen Angriffe zu begegnen, so hatte man zu 'ihrer Unterstützung unser Mt Jahrgang 20. Tetachement Artillerie herbeigezogen, Tie Batteriewerke, welche von einer groben Anzahl Neger unter der Leitung einiger Jngenieurofsizicre aufgeführt wurden, lehnten sich mit einem Flügel an einen Sumpf an, der allmählich in das Strombett verlief und. um diese? nicht zu verschlammen, mit einem Werft eingefaßt war. Tie ganze Armirung. die wir dort vorfanden, bestand auS einem alten eisernen Sechspfünder, der seiner Eonftruktion nach noch aus dem vorigen Jahrhundert stammte, denn er ward noch vermittelst einer Lunte ab gefeuert. Da die Rampen und Bettungen für unsere beiden Geschütze noch nicht vollendet waren, so erbauten wir uns zwischen den Hauptwerken und dem Wasser ein kleines Schanzwerk in Lüncttenform, während das alte Eisen geschütz in der rechten Flanko derselben dicht an der Werft aufgestellt wurde. Die Lünette war in kurzer Zeit mit Hilfe der Neger aufgeworfen, und man schritt allgemein zum Mittageffen. Zum ersten Male mußten wir unsere eigenen Köche spielen, und es währte geraume Zeit, ehe die Nahrungsmittel soweit zugerichtet waren, daß man sie auf das Feuer setzen konnte. Schon brodelte es in den Keffeln. ein ange nehmer Duft stieg uns in die Nasen und ließ uns auf ein wohlschmeckendes Essen hoffen, als plötzlich der Offizier, welcher mit dem Fernglas den Strom beobachtet hatte, uns zu unseren Ge schützen rief. So mutzten wir denn unser fast schon fertiges Diner" auf geben und es seinem eigenen Schicksale überlassen. In der Ferne sah man ein Schiff herandampfen, jedenfalls hatte dasselbe unser Boot in Sicht bekommen und hoffte, es nun hier kapern zu können. Vorläufig war nur ein langer Rauch, streifen zu erblicken, der sich merklich den Schanzen näherte und in kurzer Zeit so nahe gekommen war. daß man mit blobem Auge einen niedrigen Rad Kämpfer mit einem Schornsteine erken nen konnte. Als das Fahrzeug ungesayr noch 1000 AardS von den Erdwerken entfernt war. befahl unser Comman dant einen Schuß über den Bug bin. wegzufeuern. Die kleine Rifle-Kanone sandte donnernd ihr Geschoß, das aber bei Weitem nicht sein IStel erreichte, fondern mehrere Male auf dem Was. ferspiegel aufschlagend, einige hundert Yards vor dem Schiffe in dem Strome versank. Das Fahrzeug letzte lernen Curs ruhig fort und schien sich nicht weiter um diesen Schutz zu kümmern. Wir ließen eS nun naher herankom men. und. , als es in Schußweite schien, ward es genau auf's Ziel ge nommen, da es den Warnungsschuß nicht beachtet hatte und unzweifelhaft fernbliebe Absichten hegte. Das Wa er spritzte unmittelbar vor dem Bug hoch auf, der Schutz hatte getronen, Die Räder hörten auf, sich zu bewegen, das Geschoß war entweder in den Rumpf geschlagen oder dicht über das Deck hin weg gefegt. Das Fahrzeug ließ sich nun langsam vom Strom herumtrei ben, um feine Breitseite dem Lande, zu zeigen. Der Union Jack" flatterte lustig in der leichten Brise. Da stieg eine Rauchwolke dicht vor dem Bug auf, und wenige Minuten später flog der erste feindliche Gruß des Nordens dem Süden entgegen. Der Schutz war gut gezielt, ging aber zu kurz. Jetzt folgte ein lustiges Geknalle von beiden Seiten. Der älte Sechspfünder fiel in das Concert ein und zeigte sich seinen modernen Kamraden edenbür tig. Der Dampfer brachte nun ein Geschütz zur Geltung, das. wie man später entdeckte, ein 32Pfünder war. Endlichwurde er des nutzlosen Schictzens müde und fuhr langsam in der Rich tung nach der Mündung weiter. Jeden falls hatte er seinen Recognoscirungs zweck erreicht. Später lasen wir in den Zeitungen, datz eS das bewaffnete Schleppboot panier gewesen in, und betrachteten es als ein günstiges Voneichen, datz wir ein Fahrzeug, das dem Namen nach die ganzen Nord ftaaten repräsentirte, beim ersten Mal kräftig zurückgewiesen hatten. Auch für unsere Batterie war es zum Guten, datz das Gefecht endete.. Denn die Fluth fetzte mit aller Macht ein. und das Wasser stand in der Lünette bereits einen Suß hoch. Es waren im Ganzen dreizehn Granaten verfeuert worden. von denen drei, wie wir nachyer ersuy ren. das feindliche Fahrzeug getroffen hatten. Wir brauchten uns also unse rer artilleristischen Leistungen nicht zu schämen. Da der Kampf endgiltig vorüber zu sein schien, machten wir uns in Eile daran, die verlassenen Kochtöpfe wieder aufzusuchen und das unter brochene Mittagsessen zu Ende zu drin gen. Ein Jeder war über die Maßen hungrig. Wer aber beschreibt unseren Schrecken, als wir wahrnahmen, daß. während wir die Ehre der Palmetto 4Ay jjui Beilage zum Nebrasla Staats-Anzeiger. Flagge vertheidigten, ein anderer Feind vom Rücken auS in das Lager einge brachen ivar! TaZ ganze Lager war von einer Heerde Schweine überfallen worden, die alle Pfannen, Kessel und Gefäße umgeworfen und alleZ Eßbare entweder in ihre Magen hatten geleiten lassen oder in den Grund getrampelt hatten. Niemand war zur Aufsicht bei den Feuern zurückgeblieben, denn alle Neger und Nichtcömbattanten hatten sich bei dem ersten Schusse eiligst auS dem Staub gemacht, und sich hinter den Hügeln in Sicherheit gebracht. So mußte man wieder von neuem an die Bereitung der Mahlzeit schreiten, die dieses Mal um Vieles schmieriger war. da man sich die Lebensmittel erst müh sam von den benachbarten Farmern zu sammenbetteln mußte. Ein herrlicher Abend brach heran, bleicher Mondschein ergoß sich malerisch über die weite Wasserfläche (Der kleine Mann war ganz poetisch bei seiner un blutigen Geschichte geworden), eine leichte Seebrise strich schmeichelnd durch die Luft und lietz das Laub der Bäume und die Halme der Gräser' sich vor ihr neigen. Auf den Wällen der Schanzen gingen die Wachtposten träumend und gemessenen Schrittes einher und ljetzen dann und wann ihr Auge spähend über die Umgebung schweifen. Vor den Zelten brannten helllodernde Feuer, und, um sie herumgeschaart saßen wir tapferen Vaterlandsvertheidiger in lebhafter Unterhaltung über die Er lcbnisse begriffen. Ein Jeder wußte über einen anderen Moment aus dem Kampfe zu berichten, der uns zum er sten Male, wenn auch nicht gerade von einer gefährlichen Lage die Rede hatte sein können, den kommenden Ernst des Krieges vor Augen' geführt hatte. Lächelnd erzählte sich die Bedienungs Mannschaft des alten Sechspfünders. welchen Streich ihnen das alte Möbel" spielte. AIS sie bei Abgabe des ersten Schusses dicht um das Geschütz herum stand, hatte dasselbe nach dem Abfeuern einen solchen Satz nach' rückwärts ge macht, daß die ganze Bedienungsmann schaft in allen möglichen Sprüngen durch die Luft geschleudert wurde und sich mit verdutzten Gesichtern etwa 15 Schritt hinter der Kanone auf dem Erdboden sitzend wiederfand. Nachdem sich ein Jeder die schmeszende Stelle ge rieben und sich überzeugt hatte, datz nichts gebrochen war, war Alles wieder vorsichtig zu dem hinterlistigen Geschütze zurück geschlichen. Das nächste Mal sah man nicht so eifrig dem Schusse nach. Nicht geringes Gaudium verursachte während des Feucrgefechtes ein Hund von jener Rasse, die so ziemlich alle Hundegattungen repräfentirte. Kläf send und heulend lief er beständig vor den Schanzen hin und her. Sobald ein Schutz fiel sprang er mit allen vier Beinen gleichzeitig in die Luft, um die Rauchwolken zu fangen, und sauste dann dem Geschosse nach, dessen Spuren er vergeblich im Wasser wiederzufinden suchte. Jedes Mal, wenn das Geschoß aus dem feindlichen 32Pfünder ange flogen kam und, dicht vor den Erd werken das Wasser hoch aufwühlend, in die Tiefen desselben versank, tauchte das lebhafte Thier demselben nach und blieb oft so lange unter Wasser, daß wir dachten, es wäre ertrunken. Sehen Sie. ich war zwar nur ein halbes Jahr Soldat (eine nicht mißzu. verstehende Anspielung auf meine tha tenlose zehnjährige Dienstzeit), denn bald darauf reklamirte mich meine Mutter als ihren einzigsten Ernährer, aber ich war doch dabei, wie der erste Schuß in Virginien, der erste Schuß in dem dann bald mit aller Furie ent brennenden Bürgerkriege abgefeuert ward. Was nützt mir alles Sol datische, wenn man es nicht verwerthen kann und nie einen Feind zu sehen be kommt," fügte das Männchen hinzu, halb mitleidig, halb verächtlich auf mich blickend. . Na, meinetwegen konnte der Kaiser doch nicht extra einen Krieg anfangen," warf ich bei der Renommage ein, was ich drüben versäumte, habe ich übrigens hier bei meinen Recontres mit den In dianern im Westen gründlich nachge holt. Sehen Sie hier." damit schob ich meine Pelzkappe von der Stirn zu. rück, hier können Sie das Merkmal erblicken, das mir das BowieMesser eines Apachen zurückließ!" , Entsetzt starrte das Doctorchen auf die blutig-rothe Narbe, die quer über meine Stirn lief. So etwas konnte er bei feinem ersten Schutz in Virginien" denn doch nicht aufweisen, und ..schau dernd wandte sich der Gast mit Grau sen". Datz ich vor etwa drei Wochen mir bei einem Falle während eines Schlittschuhlaufens die Stirne aufge schlagen hatte, behielt ich wohlweislich für mich. Wer wcitz, was ich sonst noch für Injurien wegen meines Nichtsthuns innerhalb meiner Dienstzeit seitens des MöM Mannes mit dem ersten Schutz in Virginien" hätte über mich ergehen laiftn munen ! Mein verehrter Leser, gewiß vermein test Tu eine höchst spannende. vi"lleicht sogar bluttriefende Erzählung von in?r zu vernehmen, und nun bin ich Dir mit dieser Harm und anspruchslosen Schil derung unter die Angen getreten Warum? Weil ich dachte. Du möchtest gleich mir in dem Wahne gefangen ge wesen sein, datz die acht Tage später er folgte Beschießung des Forts Sumters den Anfang des Bürgerkrleqcs bildete Obige Schilderung des ersten Schusses in Virginien", : unbedeutend sie an und für sich auch gewesen sein mag. hat mich eines besseren belehrt und dürfte auch Dich eines Besseren belehren, denn sie entspricht der Wirklichkeit und ist weder meiner Phantasie, noch der meines Gewährsmannes entsprungen Der Spieler. Hbmoreske von Armin Ronai. Kommerzienrath Ehrenberg fröhnte neben vielen anderen Passtonen mit besonderer Vorliebe dem Pikettipiel. Er stand auch in dem Rufe, in diesem Kartenspiel ein vollendeter Künstler zu sein; und wenn er jemanden im Klub zu einer Parthie Pikett aufforderte, so hieß das bei allen, die ihn kannten, so viel als: Geben Sie mir Ihre Baar schaft her! Es kam auch feiten genug vor, daß jemand den Muth hatte, sich mit diesem anerkannten Champion aller Pikettspieler messen zu wollen. Jüngst hatte Kommerzienrath Ehren berg geschäftlich in Magdeburg zu thun. Schon am Bahnhof traf er einen Be kannten, Herrn Friedrich Fels, Buch Halter an der Centralbank, dessen Auf sichtsrath Herr Ehrenberg angehörte. Er kannte den jungen Mann sehr gut und redete ihn auch sofort an: - Verreisen Sie auch Herr Fels?" Jawohl. Herr Kommerzienrath. ich habe bei der Kreditbank in Magdeburg zu thun." Das trifft sich prächtig, da können wir ja zusammen reisen." Die Herren machten sich's in einem Coupee bequem. Der Kommerzienrath bot Herrn Fels eine Havanna an und erkundigte sich mit warmem Interesse nach seinem Fortkommen bei der Bank. Sie sollen ja, wie ich gehört habe. für die erledigte Prokuristenstelle in Aussicht genommen fein, wie steht es denn damit V Soviel mir Herr Direktor Schmidt gesagt hat, bedarf es nur noch der Zu- stimmung des Aufstchtsrathes, und wenn der Herr Kommerzienrath die Güte, ha ben wollten " Gewiß, gewiß, lieber Herr Fels, ich hörte ja nur Gutes von Ihnen und werde die anderen Herren schon zu ge Minnen trachten. Uebrigens spielen Sie Pikett?" Jawohl, Herr Kommerzienrath. ich bin darin sogar, wenn ich so sagen darf. Spezialist." Soo." Der Kommerzienrath run zelte etwas die Stirn. Und würden Sie sich getrauen, mit mir zu spielen?" Es wird mir eine große Ehre sein." Der Kommerzienrath fühlte sich wie der Löwe dem Thierbändiger gegenüber! Soll er ihn auffressen oder nur ein we nig zerzausen? Er bezwäng sich aber und lagte mit gelassener Miene: Und wie hoch wollen wir denn spielen ?" Ich denke, um eine Mark." -Der Kommerzienrath war jetzt noch unangenehmer berührt. Der junge Mann begann, ihm entschieden zu miß, fallen. Entweder ist er ein Aufschneider oder ein Hazardeur, der bei Gelegenheit alles auf eine Karte setzt. Und er fragte höhnisch: Wird das nicht etwas zu hoch sein?" Wenn's dem Herrn Kommerzienrath zu hoch ist,' können wir ja um die Hälfte spielen." , , Das werde ich mir wohl noch leisten können." erwiderte dieser in ziemlich unhöflichem Tone. Innerlich aber dachte er: Warte nur, mein Sohn, da für sollst Du büßen. - Bald war aus dem Koffer des Kom merzienraths ein Kartenspiel improvi sirt. selbst die beiden Täfelchen und die nöthige Kreide fehlten nicht der Kommerzienrath reifte nie ohne seine Pikettrequisiten. Also zehn Partien." sagte er, das wird bis Magdeburg gerade aus reichen." Der junge Buchhalter schien Glück zu haben; schon bei der ersten Austheilung konnte er sechs mit sechzehn nebst vier, zehn Assen", also einen Neunziger" melden! Der Kommerzienrath bekam einen einzigen Stich. Etwas gereizt schob er die Karten von sich, während No. 4. Herr Fels lächcnd und ruhig seine Points notiite. Die erste Partie verlor der Kommerzienrath mit .double". Ader auch die folgenden brachten für ihn ein höchst überraschendes und uner wartctcs Resultat: Er verlor mit Glanz alle zehn Partien! Ter Verlierer pflegt ja auch sonst nicht liebenswürdig zu sein; hier handelte es sich aber auch noch um den Nimbus. So ein grüner Junge gewinnt von ihm zehn Partien hinter einander und noch dazu mit einem sol chen iinatz. Rechnen wir ab." rief der Kommer zienrath schroff. Herr Fels hatte 3200 Point acwon nen. Man hatte ungarisch" gespielt mit allen l-chikancn. 7Vr .0nrnmirjiinriitfi rmfim s?i 1nr " (. f tcfeuille heraus und schrieb etwas auf eine ittcnlarte. die er dann dem zun acn Manne überaab. Wollen Sie sich das Geld morgen bei meinem Sekretär auszahlen lassen." Bitte, Herr Kommerzienrath, die Kleinigkeit eilt ja nicht so sehr." ..Kleiniakeit i . . . . Tint Sie vielleickt . . . . übrigens, wie gesagt, bringen Sie oie ache morgen m Ordnung. Der Bucdbalter steckte die Visitenkarte zu sich, ohne sie auch nur angeblickt zu oaoen. Das veränderte Benehmen des Kommerzienraths war ihm aufgefallen und zwar recht unangenehm. Er schrieb alles dem Verluste zu; freilich konnte er nichts dafür, der Kommerzienrath hatte ihn ja selbst zum Spiele aufge fordert. Als der Zug in Magdeburg hielt verließ der Kommerzienrath rasch das Coupee, für seinen Partner hatte er nur einen railen Gruß. Inzwischen waren zehn Tage ver gangen. Herr Fels arbeitete auf sei nein Bureau im alten Geleise weiter und dachte kaum mehr an feinen Magde buraer Abstecher: auck die für ibn so erfolgreiche Pikettpartie schien er ver gecn zu ygven. Er hatte gerade letzt an wichtigere Sachen zu denken. Die Direktoren der Bank hatten feine Er Nennung zum Prokuristen mit entspre chender Gehaltserhöhung in sichere Aus sicht gestellt. Aber auf einmal schien irgend eine Gegenströmung sich geltend zu machen. Direktor Schmidt, der ihm sehr gewogen war, hatte ihm erst gestern gesagt: Es schien schon alle in Ordnung zu sein. Herr Fels, aber ich weiß nicht, im AufsichtZrath dürfte Jemand gegen Ihre Ernennung Stimmung gemacht haben. Ich habe bemerkt, daß einige Herren direkt gegen Sie stimmen wer den. In diesen Tagen ist Sitzung; ich werde natürlich mein möglichstes thun." Herr Fels war von diesen Eröffnun gen keineswegs erbaut; er konnte sich die ihm feindliche Stimmung durchaus nicht erklären. Schließlich , hatte es ja noch Zeit; er war ja jung genug, war ten zu können, wenn ihm auch die in Aussicht stehende Gehaltserhöhung sehr zu statten gekomiisen wäre. Damit wäre er auch seinem Ziele, baldigst heirathen zu können, näher gerückt. In Gedanken mit der nahe bevor stehenden, für ihn fo folgenschweren Sitzung beschäftigt, saß Fels an seinem Schreibtisch und erledigte die Einkäufe der Morgenpost. Da wurde er von einem Diener des Aufsichtsraths geru fen. Hochklopfenden Herzens trat er dort ein und sah sich dem Kommerzien rath Ehrenbcrg gegenüber, der allein im Zimmer anwesend war. Herr Fels," redete ihn dieser an. Sie scheinen sehr vergeßlich zu sein." Wieso. Herr Kommerzienrath?" stotterte der Buchhalter. Oder in Geldsachen sehr leichtfertig! Und wenn man Prokurist einer Bank werden will " Ich weiß in der That nicht, Herr Kommerzienrath " Warum haben Sie Ihren Gewinnst sich nicht auszahlen lassen?" Ach, diese Kleinigkeit." Den Henker auch, nun habe ich es satt. Sie scheinen ia ein nnHlnf'r 9int, schneide? zu sein! Ich habe mich nach Ihren Privatverhältnissen erkundigt, und Sie nennen dreit,ispnkzwikn. dert Mark eine Kleinigkeit?" ..Dreltauscndzweibundprt WinrV Der iunae Buckibaltcr blickt ben Onm, merzienrath mit den unverkennbaren Jeicoen eyruchnen tzrttaunens an. ..Haben Sie denn nickt fn ne h mir gewonnen?" fragte betroffen und eirvas mlioer ver ttommerzlenrath, als er die Miene seines Untergebenen sah. Dreitausend nein. Herr Kom merzienrath. Wenn man zu so niedri gem Satz spielt, kann man nicht so viel gewinnen." ..Ja. aber Mcnsck. feie Mfist s,,l.n doch, daß wir um eine Mark den Point uneien ivouien. ..Ganz reckt, um eine m,,., Partie." Die Pur...! ach. bitte, sehen Sie doch mal nach, ob Sie meine Karte noch haben." Herr Fels suchte in seinen Taschen nach und fand die Visitenkarte, die er weiter gar nicht angesehen hatte. Nun sah er freilich, daß in einer Ecke mit etwas undeutlicher Schrift dreitausend zweihundert Mark notirt waren. Er war starr. Ter Kommerzienrath ging einige Male im Zimmer auf und ad. Schlimm, schlimm." sagte er nach einer Pause, .ich hielt Sie für einen profes sioncllen Kartenfpieler. für einen Ha zardeur, hm, für einen Bankveam ten gewiß keine gute Empfehlung, und zumal, wenn man Prokurist werden will " .Tann darf ich mir wohl auch erklü ren. warum ich fo schlecht beurtheilt werde, Herr Kommerzienrath " .Sie haben recht. Es scheint sich hier ein falsches Urtheil gebildet zu haben. Aber. eS ist ja noch alles gut zu machen." .Ich wäre Ihnen dafür herzlich dank, bar." Nun gut. Herr Prokurist, das wäre ja in Ordnung. WaS hätten Sie aber gethan, wenn ich gewonnen hätte? Ich hätte entschieden auf den dreitau sendzweihundert Mark bestanden." Herr Fels war in größter Verlegen heit. DaS wäre mir freilich furchtbar unangenehm gewesen; Sie hätten mir eben glauben müssen." Ter Koinmerzicnrath reichte ihm freundlich die Hand. Nun glaube ich Ihnen auch! Aber den Gewinnst sollen Sie doch haben, genau so, wie er auf der Karte steht als Brautgeschenk an Ihrem Hochzeits tage. Und wenn Sie hin und wieder einen freien Abend haben, so können Sie mich besuchen, dann spielen wir einige Partien Pikett aber nur zu einem Pfennig den Point! Sonst könnte mir das Vergnügen doch zu kostspielig werden." Cromwell'Legende. An Oliver Cromwell. den gewaltigen Lord-Protektor". der nicht nur, wie'die englischen Royalisten meinten, ein Königsmörder" war, sondern wäh rend der kurzen Zeit seiner Regierung den Grundstein zur Größe deS eng lischen Reiches gelegt hat, knüpfen sich allerhand Legenden. Die Familie Cromwells war mütterlicherseits mit den Stuarts verwandt, und deshalb wohl kehrte Jakob I. Stuart 1603 bei dem Vater Cromwells in Huntingdon ein. Der fünfte Sohn deS Hauses, Oliver, damals vier Jahre alt, gerieth beim Spiel mit dem 3jährigen Karl Stuart in Zwist, den sie nach Knaben art mit ihren kleinen Fausten auf der Stelle ausfochten. Daß aus diesem Streite der Königssohn mit blutender Nase hervorging, gilt als Prophe zeiung dafür, daß er ein halbes Jahr hundert später von demselben Oliver Cromwell auf das Schaffott geschickt wurde. Den Frieden sollte Cromwell im Grabe nicht finden. Nach der Restau ration der Stuarts wurde auf Befehl Karl II., des Sohnes des durchCromwell Hingerichteten Karl I., die Leiche Crom wells, seiner Mutter und seiner Tochter ausgegraben und an den Galgen ge hängt. So glaubten die Stuarts. Aber' die Eingeweihten wußten es besser. Nur Wenigen war es bekannt, daß der am Galgen hängende Leichnam nicht Crom well, sondern Karl I. war. Als Crom well im Sterben lag, so glaubt noch heute das Volk, bat er seine Vertrau ten, dafür zu sorgen, daß feine Ueber reste vor der Mache der Stuarts sicher bleiben möchten. Und so geschah es. Ein in das Geheimniß eingeweihter Chirurg mußte, nachdem der Königs sarg eröffnet war, daS Haupt des hin gerichteten Königs an den Rumpf nähen. Dann wurde die Leiche des Königs aus dem Sarge genommem und statt ihrer die Leiche Cromwells in den Sarg gelegt. Der todte König erhielt seine Ruhestätte in dem Sarge der als Sarg Cromwells galt. So kam es daß Karl II. seinen todten Bater an den Galgen hängte, und daß der Königs Mörder in der Gruft der Stuarts ruhte. ver schlaue Franz. Lehrer: ..Du warst gestern nirfif i der Schule, Franz; wo ist Dein Ent-schuldigungs-Zettel?" gränz: Ich habe keinen." Lebrer: .Also la' T)h einen Kni schuldigungs-Zettel schreiben und bring' ihn mir morgen mit hörst Du?" Franz: Von wem soll ich ihn mir ausstellen lassen?" Lebrer: ..Von Deinem Vater nattir. lich." mam: ..O. mein Vava ist mnn schwach in Entschuldigungen, wie die Mama immer sagt." höhere Kochkunst. Er(kurz verheirathet): Mein Gott. Elise, was hat denn die Suppe heute für einen abscheulichen Geschmack? Du scheinst schlechtes Salz hineingethan zu haben!" Sie (entrüstet): Schlechtes Salik Wo denkst Du hin? Echtes Karlsbader ,alz!" vorurtheil. Nun. wie hat Ihnen der Akt ae. fallen? Wunderschön, nicht!" Großartig! Aber ich denke. Sie mögen Wagncr'sche Musik, nicht?" yerrgott. richtig'. E,n Glück, daß Sie mich daran erinnern, Adieu!"