Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 15, 1899, Image 11

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    l?jtcc.
I
-n 5f)9tltJ JoUp. Suiorifirif UtSft
ietzung von Wilhelm lljal.
Als rr daS Theater verlieb, lachte er
noch immer aus vollem Herzen, der
Toctor lamme, als ihn der Schrift
stcller Thourcl beim Ausgang einholte
und ihn mit sorgenvoller Miene fragte:
Sie haben sich amüfirt s-
.Ach, prachtvoll, großartig! Tiefe
Kleinen Tanaidcn" sind doch eine fa
mose Posse! Und dann dieser Badoche!
Ganz besonder? dieser Badoche ist un
bezahlbar! üt hat Alles, komische Be
wcgiingcn. komische Stimme und das
komischste Gesicht von der Welt! Ich
glaube nicht, daß ein Schauspieler je
in einer Posse so natürlich, so vollendet
natürlich gespielt hat. Und eine Kunst,
sich zu schminken! Sobald er nur er
scheint, bricht das ganze Theater in
Lachen aus. Ter Mann ist das wahre
(enic des Burlesken'."
THourcl hörte mit einer gewissen
Ungeduld zu und unterbrach schließlich
zerstreut, verdrießlich:
Toctor, können Sie mir morgen
eine Stunde opscrn? Irgend eine
Stunde?"'
Gewiß! Aber am Liebsten ist es
wir Vormittags. Tagen wir, zwischen
9 und 10?"
Abgemacht; ich werde Sie aus Ihrer
Wohnung abholen. Auf Wiedersehen
und besten Tank."
Sorgenvoll entfernte sich Thourcl.
während der Toctor Tanoye den 23oii
lcvard erreichte. Und noch immer er
innertc er sich an die Vorstellung und
erklärte unter lautem Lachen:
Ach! Tiefer Badoche!.... Haha!
Tiefer unvergleichliche Badoche!"
Am nächsten Morgen hielt der Fiaker
des Doctors und Thourcl' in Passn
vor einem kleinen mit Lorbeer und
wildem Wein umrankten Hause. In
dein Gärtchcn erblickte man Rosen in
reicher Fülle. Geranium schlang rothe
Blüthen um die Facadcn, und diese
Blüthen schienen sich wie lächelnde Lip
pcn zu öffnen. Ein hübscher Rasen
platz, ein Springbrunnen und das OJe
zwitfchcr von Vögeln, die auf den
Zweigen saßen, verwandelten dieses
Häuschen zu einer frischen, reizenden
Oase, die sich vorthcilhaft von den
übrigen Häusern aus weißem Sand
stein abhob.
Hier wohnt mein Freund," seufzte
Thourcl. wollen Sie so fleundlich
sein, ihn zu untersuchen? Er ist sehr
empfindlich; erschrecken Sie ihn nicht
allzusehr."
Sie durchschritten das Gärtchen und
wurden direkt in das Zimmer des
Kranken geführt. Ein auffälliger Un
tcrschicd zwischen dem Besitzer und seiner
Behausung. Ter große blasse und
hagere Mann, der fröstelnd in seinem
Sessel kauerte, hielt seine Augen starr
finM rtitf Vit ffrhi niri(Mif Kr
UHU ljlll UM VIV V VV
rührte sich nicht; fein traurig-düsteres
fC!iC..44 . .mit 4, 5 Hitlstv.
V?JtllUll, 111 l'llil MlUil HUI lll l
seit lesen konnte, veränderte sich nicht
beim Eintntt der beiden Besucher.
Der Doctor ergriff sanft seine Hand
und befühlte die trockene, kalte Haut
und den äußerst schwachen Puls, way
rend Thourcl das Leiden seines Freun
des beschrieb.
Er empfindet keine eigentlichen
Schmerzen. Toch sein Appetit ist gleich
Null, und er hat einen unbestimmten
Widerwillen gegen jede feste Nahrung.
Ebenso groß ist seine Abneigung, etwas
zu thun, sich anzukleiden oder zu gehen.
Nur mit großer Mühe kann man ihn
veranlassen, feinen gewöhnlichen Be
fchäftigungen nachzugehen. Sich fclbst
überlassen, würde er ganze Stunden
in diesem Sessel sitzen bleiben und in
vollständiger Unbeweglichkeit grübeln
und träumen. Er schläft schlecht. Nur
mit großer Mühe überwindet er iiner
klärliche Anwandlungen, zu weinen.
Und während seine Existenz gesichert
und glücklich ist, klagt er unaufhörlich
über düstere Ahnungen, es quält ihn
die Angst vor dem Ruin, er glaubt, die
Seinen könnten ihn verlassen und redet
sich taufend undenkbare Katastrophen
ein. Er gefällt sich nur in tiefstem
Schweigen und wünscht nichts weiter,
als die Einsamkeit. Nicht wahr?"
Ohne , zu sprechen, bestätigte der
Kranke mit einem mechanischen Kopf,
nicken die Schilderung Thourcl's. Und
sofort erkannte der Arzt an diesen
Symptomen, so unklar sie auch waren,
eine Neigung zur Lypomanie oder ge
wöhnlichcn Melancholie. '
Tann sagte er mit crmuthigendem
Tone:
Nun. das hat nicht viel zu bedcu
ten. Das müssen Sie bekämpfen. Tie
Therapeutik hat für Sie keine besonde
ren Mittel. Im Allgemeinen rathe ich
Ihnen zu ableitenden Mitteln, zum
Beispiel zu Touchcn von Zeit zu
Zeit...."
Tie nimmt er jeden Tag."
Zu leichten Getränken. Selters
oder Bitterwasser.'
Er trinkt nichts weiter."
Zur körperlichen Bewegung."
Tie macht er sich jeden Tag mehrere
Stunden." ' .k
Ter Kranke bestätigte jedesmal mit
seinem müden Kopfnicken die Antwor
ten Thourel's. Nun dachte der Toctor
nach. Er erkannte die Nothwendigkeit,
diesen schläferigen Geist zu wecken, ihn
aufzurütteln, ihm vencylcocnariige.
neue Eindrücke mitzutheilen, seine
ganze Aufmerksamkeit auf irgend einen
Gegenstand zu lenken, der seiner fixen
Idee vollständig fremd war. Und noch
jetzt im Banne seines tollen Lachens
vom vorigen Abend stehend, schlug er
dem Krönten vertraulich auf die Schul
ter und sagte zu ilim in heiterem, sie
gcöbcwußtcm Tone, wie ein Mann, der
eine befriedigende Lösung mit schwerer
Mühe gefunden hat:
Hören Sie, mein guter Freund, ich
weiß nur noch ein Mittel: Sehen Sie
sich die Kleinen Tanaidcn" an, da ist
ein gewisser Badoche, der den Traurig
ftcn zum Lachen dringt. Ich will ge
hängt werden, wenn Sie nicht, nach
Sem Sie ihn gehört haben, von Ihrer
Melancholie geheilt nach Hause gehen."
Ueber Thourcl's Gesicht huschte ein
schwaches Lächeln, und der Kranke wie
dcrhoite. während sich seine Augen ent
fetzt auf den Toctor richteten, mit bit
tcrem Grinsen:
Badoche soll ich mir ansehen?
Tas ist Ihr Mittel?"
a."
Ias taugt nichts!" ,
..Weshalb nicht?"
' Ter Monomane gestand mit höchster
Bitterkeit: Weil ich ja selbst . . . Ba
doche bin!"
Tann fiel sein Kopf wieder auf die
Brust zurück, und seine Augen hefteten
sich in tiefer Niedergeschlagenheit auf
den Boden, die zur Genüge bewies,
daß er sich schon seit langer Zeit nicht
mehr komisch" fand.
.
Acht Wochen später wurde der geniale
Komiker als unheilbar einem Irrenhause
übergeben
Das zweite Gesicht.
Jvnings-StaatsNuhspäpcr, äkroß die
Britsch.
Jhst Neu York Boro
Mister Editcr!
Ob Sie s glaube oder nct, Mister
Editcr, awwcr die Alti Hot, was man
scgt, des zweite Gesicht. Des heißt, sein
Sie so gut un thun Sie mich nct falsch
vcrstchn. Sie hat immer noch des näm
licye tfas, wie tun cm, im Gkgctyeil. es
werd sogar immer noch e Bißle älter,
denn wann ic wcrlllcu e ncics
Gesicht kricge thät oder gekriegt hätt,
da hätt ich gar nix dcrgcge. sonnern
ganz im Gegethcil, es wär mcr ganz
angenehm. Was ich mcen, dcs is, daß
die Alti e supcrnütschercll Gift hat,
räche ze sehe, wo se nct derbei ls
Ich mcen aach net, daß die Alti so
manchmal Sache erzählt, wo net qe-
häppent hawwe. Tcs is wieder was
Ärmeres. Tes kimmt aach vor, awwer
es is nct dcs. wo ich jctz driiwwcr rede
will.
Nämlich, was ich mcen, dcs is, daß
die Alti merklich Sache ganz genau wccß
un posctif bchaupte kann, wo fe nor
uff eme übernatürliche Weg, nämlich
dorch des sogenannte zweite Gesicht
erfahren kann
Nämlich for Jnstenz ich geh Mor
chcns fort und sag. ich that blos emol e
Postell mchle wolle oder ich mußt en
kranke Loschbruder besuche, weil ich am
Kammitti wär. un ich kimm dann nach
e Stundcr zwei oder drei noch weniger
hnm. da scgt mcr die Alti Point blänk
in's Gcsicht erci eraus: Du bischt beim
Tfchalli gcwcse odcr Tu bischt beim
Henry gcwcse (des is an der annere
Eck) oder Tu bischt beim Billy gcwcse
(des is eraund the Corner vum Tschalli).
Un so wahr wie Sie lcwe, Mister
Editcr. Sie könne Jhrn letzte Toller
druff verwette, sie streikt's immer rich
tig. Sie kann mer sogar aach ganz
exaktll genau un korrekt sage, wann ich
beim Tschalli un beim Henry gewese
bin. odcr wann ich beim Tfchalli un
beim Billy un beim Henry odcr wann
ich des kimmt aach als emol vor
beim Tschalli. beim Henry un beim
Billy gewesen sein.
Ich hen anfangs gedenkt, sie hätt e
Sistemm vun Spione oder prcivüt
Pinkertons, wo mich schüdowwe thun,
oder alte Weiber vun der Nachbar
schaft, wo mich watsche, thäte ihr Nach
richt zukomme losse.' Ich hen awwcr
ausgcfunne, daß sie ganz genau exäktli
wceß, wo ich gcwcse sein, mitaus daß
sie vun dcr Außcwelt ergend e Komu
nikäschen kriegt.
Tie Sach is also nor dorch über
natürliche Aberglaube, Hippnotißm,
zweites Gesicht, Geifterscherci un
schwarze Wahrsagerkunft zu erklärn,
un ich möcht Sie deswege bitte, mir in
ihrer nexte Nummer im Bricfkaschtc
auonym unter John Ritsch Esq."
Auskunft ze gewwe. wie die Sach ze
erklärn is un was es for Mittel gebt,
de Zauber ze hebe, dann es is im
höchste Grad ungcmüthlich, unner so
Umständ ouszegchn. Es vcrlcid't Eim
de beste Trunk, Mister Editer, wann
mer sich immer derbei denke muß: Es
nutzt Alles nix, un wann Te die schönste
un neieste Ausrcd vun dcr Welt erfinde
thätst. die Alti wecß doch, wo Te gcwcse
bist."
Mit dicser frcindlichen Bitt sein ich
unner dem Siegel dcr Bcrschwicgenheit
MitRigards
Yours
John Ritsch. Esq.
Pi Es. Te Zwölfte. Morchens früh.
Nevcr meind, Mistcr Editcr! Ich hcn
dcs Sikrit vun dcr Alti entdeckt. Sie
thäte in Jhrm Lebe net druff kimme,
Mistcr Editcr.
Wisse Sie. woher die Alti immer so
crüktli wccß. wo ich gcwcse bin? Pum
Kaiser. Ich mcen nct de Jmpcrer, son
nern mein Tog Kaiser". Tes is näm
lich e mixt Bried vun eme Windhund,
eirisch Setter, Dachs, dänische Bulldogg
un neufundländische Sänkt Börnhard.
Ten nenim ich als mit, wann ich blos
so in die Nachbarschaft geh. Torch den
Hund weeß die Alli genau, wo ich war.
Nämlich der Tschalli hat Sawdirst in
fein Platz gcstreut. dcr Hcnry vun dem
weiße Sand und dcr Billy vun dcm
dunkle Sand. Wann ich heim kimm,
branckt die Alti blos de 5und an
gucke, ob er Tagspühn. helle oder dunkle
canD oder t Mischung dcrvo in vie
Haare hänge hat. un sie wecß. wo ich
gcwcse scin.
Sein -ie lo gut. Mister Editcr. thun
Pe mir , klkinks .Mch" einisckc wie
fnlslcnh: Nn:ra?wm?: E outcr kht
schöner Hund, wachsam un treu, bcson
ners for Junggeselle odcr Wittwcr. wo
kce Frau hawwe, geeignet. Ter ehrliche
Abnehmer erhält $5 Belohnung.
Mit noch emol Rigards
Noch emol Vours
John Ritsch. Esq.
Unterbrochen Theater Borstel
lungen.
Heutzutage lassen sich die Thcatcrbe
sucher nicht so lcicht mehr hinreißen, in
den Gang dcr Handlung auf der Bühne
mit einzuarciscn, und es erregt ein de
sonderes Aussehen, wenn es einmal ge
schieht. Früher kam das öfter vor. Ein
paar Beispiele . erzählt eine Londoner
Revue. Als Mine. Eelcste in dem
unsterblichen" Werke Grccn Bushcs"
auftrat und in dcr Rolle der Miami,
dcr Jndicrin, ihrcn Gatten, einen Eng
länder, erschoß, weil dicfcr sie verlassen
hatte, erhob sich plötzlich eine Frau und
rief laut: Gieb's ihm ordent
lich! Er ist gerade so ein
Scheusal wie mein Mann!"
Als im Herbst 1874 im Olympia-Thca-ter
Tie beiden Waisen" aufgeführt
wurden, warf eine junge Tame mit den
Worten: Sie Biest!" erregt ihr
Opernglas auf Mrs. Huntley, die Mr.
Henry Ncville als den Krüppel Pierre
in der Tachstubcnszcne mißhandelte.
Der große Grimaldi wurde in Sadler's
Wcllsthcater eines Tages ausgezischt,
nachdem er scin berühmtes komisches
Lied Tippitywitchct" gcsungcn hatte.
Er wandte sich an das Publikum und
sagte: Ich habe genickt, die Stirn gc
runzelt, die Nase gerümpft, gewürgt, ge
gähnt, geschrieen, gegrinst, Grimassen
geschnitten, geschluckt,' kurz alles gethan,
was mit Kinn. Stirn. Nase. Backen.
Augen und Mund zu erreichen war.
Was wollt Ihr denn noch mehr?" Was
wir wollen." schrie Einer aus dem
Publikum, ein neues Gesicht
wollen wir!"
Eine besonders drollige Anekdote er
zählte die Herzogin von St. Albans.
die die Geschichte selbst erlebt hat. als sie
noch die unbekannte Miß Mellon war
Als ich noch ein armes Mädel war, das
sehr hart für seine 30 Schilling in der
Woche arbeiten mußte, ging ich während
dcr Fcricn nach Liverpool, wo ich im
mcr sehr gut ausgenommen wurde. Ich
sollte in einem neuen Stück auftreten
und die Rolle einer in größter Armuth
zurückgelassenen Waise darstellen. Ein
herzloser Kaufmann verfolgt die arme
Heldin des Stückes wegen einer großen
Schuld und will sie in's Gefängniß
bringen, wenn Niemand für sie Bürg-
fchast leistet. Tas Mädchen erwidert:
Dann habe ich keine Hoffnung, denn
ich besitze keinen Freund in der Welt."
Was? Wird kein einziger für Sie
Bürgschaft leisten, um Sie vor dcm
Gcfüngniß zu reiten?" fragte dcr ge
strenge Gläubiger. Ich sagte Ihnen
schon, ich habe in der ganzen Welt tci
nen Freund", lautete die Antwort wie
der; aber kaum hatte ich das gesagt, als
ein Matrose oben in der Gallerie auf
sprang, sich über das Geländer schwang,
und indem er sich von einem Rang zum
anderen hinabließ und über das Orche-
stcr hinwegsprang, sich in einem Mo
mcnt nebcn mich auf die Bühne stellte.
Einen Freund haben Sie doch, liebe
junge Frau," sagte er mit dcm größten
Ernst, ich will für jcdcn beliebigen Be
trag Bürgschaft leisten und Sie " mit
diesen Worten wandte er sich an den
verblüfften Schauspieler Sie Schlin
gcl, wenn Sie sich jetzt nicht drücken,
wird es Ihnen schlecht gehen." Ter
Lärm im Theater nach diesem Ausspruch
war unbeschreiblich. Trotz dcs Geläch
ters im Publikum blieb aber der Ma
trose unerschütterlich als mein Beschützer
bei mir ftchcn und konnte erst zum
Gehen bewogen werden, als dcr Tirck
tor. mir ein paar Thcatcrkassenscheine
überreichte."
Vom General Häseler.
Drci Meilen im Umkreise feiner
Garnison muß dcr Soldat jeden Baum
und jeden Stein kennen", lautet dcr
Grundsatz, wonach dcr Kommandeur
des 16. Armeekorps Graf von Häseler
die Truppen vorgebildet sehen will, und
Uebungen zur Erforschung, inwieweit
dies von den einzelnen Truppentheilen
und ihren Kommandeuren geschehen ist,
gehören zu den Eigenthümlichkeiten des
Grafen von Häseler. Augenblicklich,
wo drci Kavallcrie-Regimentcr in Metz
zu einer Uebung im Äufklärungsdicnst
zusammengezogen sind, bietet sich zu
solchen Erprobungen, die von den Ossi
zieren Gehirn - Revision genannt und
sehr gcfürchtct wcrdcn. reichlich Gclc
gcnhcit. und cs laufcn in militärischen
Kreisen so viele ergötzliche Erzählun
gen darüber um, daß es wohl der Mühe
werth ist. einige auch weiteren Kreisen
bekannt zu machen. Kürzlich fragte er
laut Boss. Ztg." einen biederen West
salcn nach dcn Namen der drei Berge,
die von dem Exerzierplätze bei Fres
caty sichbar sind. Der Soldat nannte
sie ganz richtig. St. Blcrise. Eol de Fcye
und Monson. Als er a'b den Weg zu
den Bergen beschreiben mußte, stockte er
bei dem Monson und f agte dann end
lich: dcr licge in Frankreich. Als dcr
General wcitcr fragte, y'vhcr dcr Sol
bat das wisse, antwortete dicfcr zö
gernd: Weil wir noch chicht obcn gcw'
seit sind." Ein schwaches Bcrzichcn der
Mundwinkel und ein iaum merkliches
Nicken des Kopfes, bat bei dem Gra
fen v. Häseler die höchste Anerkennung
bedeutet, lohnte dcn Mann. Zu scincr
Umgebung soll dcr Gc ncral dann ge
sagt haben: Meine Heeren, das ist die
beste Kritik, die ich über meine Methode
gehört habe.".
Ein anderes Mal zeigte er einem
Dragoner in dcr Fne einen Baum
und befahl, diesen uf dem nächsten
Wege anzureiten. Als dcr Rcitcr nach
einiger Zeit zurückkain, fragte ihn der
Gencra.1 über dengenommenen Weg,
dcn dcr Gcfragte auch zur Zufrieden
heit beschrieb.
Was für eii Baum war es?" hieß
es dann weiter.
Exzellenz, dn Baum habe ich nicht
gekannt, aber vier ist ein Zweig davon,"
lautete die Antwort, wobei er einen sol
chen aus den Stiefclschncht zog und
dem General überreichte.
Gut mein Sohn, es ist eine Pla-
tane." lautcdie Belehrung.
Sehen Sie jenen Ranch dort auf
steigen?" Ja. Exzellenz."
Woher kommt der?"
Allgemeines Schweigen.
Tort liegt Maiziercs (ein Hütten
werk, 15 Kilometer vom Exerzirplatz);
wenn Sie mit zwei Kreuzen (Geschwin-
diqkeitsbezcjchnunq für die Mcldcrei-
ter) darauf'zu rcitcn, wo sind Sie dann
in einer Viertelstunde?"
An der Mosclbrücke bci Longcville."
Warum nicht weiter?"
Weil der Rauch dann auch wohl da
ist. Exzellenz.
Wieso?"
(Nach einer kleinen Pause.) Weil
der Zug dann auch da ist."
Richtig! Ter Rauch kommt von
dcr Lokomotive dcs Ticdcnhofcncr Zu-
ges."
Achnliche kleine Scherze bilden all
abendlich die Würze dcr Unterhaltung
in den Offizier- asinos
Las Sprachrohr Manitous.
Als die erste Telegraphenlinie in
Nordamerika durch die Gefilde dcr In-
diancr gczogcn wurde, begegnete das
Untcrnchmcn' auf eite dcr Eingebe
renen änfangs eincm heftigen Widcr
stand. Da kam der lcitcndc Ingenieur.
um dcn Bcschädigungcn, namcntlich
dcm Umrcißcn dcr Stangen und Ab
schneiden der Trähte vorzubeugen, auf
den guten Gedanken, sich den Abcrglau-
bcn dcr Indianer dienstbar zu machen
Zu diesem Zweck richtete er nach
Vollendung der Linie von Fort Kcarncy
bis Fort Laramic. die gegen o00 eng
lische Meilen von einander entfernt
sind, es so ein, daß dcr Häuptling dcr
Arapohocs sich an dcm gleichen Tage
in Fort Kcarncy einfand, an welchem
dcr Häuptling der Sioux das Fort La
ramie besuchte. Nachdem die Beamten
auf beiden Stationen sich durch Signale
überzeugt hatten, daß jeder von ihnen
einen Häuptling nebcn sich stchcn hatte,
fragte der Ingenieur zu Fort Kearncy
den Arapohochäuptling, ob er nicht
Lust habe, em wenig mit seinem
Freunde, dcm Siouxhäuptling in Fort
Laramie zu plaudern. Ter Indianer
stellte eine Frage, und sein entfernter
Freund, dcr Sioux, antwortete. Tann
wurde die Unterhaltung lebhaft, und
Fragen und Antworten flogen hin und
her. Natürlich waren bcide Häuptlinge
außer sich vor Erstaunen; aber sie
forschten nicht nach einer Erklärung des
Wunders, sondern nahmen die Ver-
sicheruna der Telegraphisten auf beiden
Forts, daß der Telegraph das Sprach-
rohr Manitous. dcs großcn Gcistcs ,
fei, mit gläubigem Vertrauen auf.
Zum Schluß ließ man die beiden
Häuptlinge sich gegenseitig einladen,
auf der Hälfte des Weges zwischen bei
dcn Forts sich zu treffen. Tie Haupt
linge ritten jeder 250 Meilen weit, tra
fcn und überzeugten sich nun durch per
sönlichc Aussprache, daß es mit dcr Un
terredung, die sie in einer Entfernung
von 500 Meilen miteinander gehalten,
seine volle Richtigkeit habe. 'Alsbald
wurde die wunderbare Mär vom
Sprachrohr Manitous", dem Tcle
graphcn. untcr allcn Jndiancrstämmcn
bekannt. Tics hatte zur Folge, daß
von da ab Tclegraphcnstangen, Trähte.
Apparate sowie Stationen in den Au
gen dcr Indianer für heilig gehalten
wurden und unberührt blieben.
Schicksal eineö Schädels.
Als der brave preußische Patriot Fer
dinand von Schill, dcr durch seinen
Muth die vcrzagtcn Gcmüthcr der
Teutschen zum Kampfe gegen den über-
müthigen Welterobcrer Napoleon an
fachte, bci dem feindlichen Sturm auf
Stralsund am 31. Mai 1809. abseits
und unbemerkt von dcn Seinen, in der
Fährstraße gefallen war, wurde sein
Rumpf auf dem Stralsundcr Kirchhof
nothdürftig verscharrt, der Kopf des
tapferen Soldaten aber ging für 10,000
Franks als Kricgstrophae an den König
von Westfalen, Napoleons lustigen"
Bruder Jeromc. Von vielem gelangte
der Kopf, man wciß nicht wie, an dcn
berühmten Anatomen Profclior Bruq-
mann in Lcydcn, dcr ein Privatkabinctt
dcr vcrglcichendcn Anatomie besaß, das.
wegen scincr Vollständigkeit und guten
Anordnung damals zu dcn ersten in
Europa gerechnet wurde. In diclcm
von Fremden viel besuchten Kabinett
stand auf einem Zische, mit einem wei
ßcn Tuche verhüllt Schill's -chadcl in
Spiritus! Tas schaudervolle -chauftuck
wurde bereitwilligst gezeigt. Zwischen
den Augenbrauen sah man noch dcn
Hicb. dcn Schill mit dem -ädel ein
psangen hatte, ehe er von einer Kugel
in den Kops getroffen, entseelt zu Bo
den sank. Nach Brugmann's Tode ver
wahrte das anatomische Kabinett der
Universität Leyden dcn Schädel. Erst
183, wurde -chills Kopf nach
Braunschwcig gebracht und dort in einem
Mausoleum beigesetzt. Jetzt sind seit
länger als vierzig Jahren in Stralsund
sowohl dcr Platz, wo Schill fiel, als
auch scin Grab mit würdigen Denk
mülern geschmückt.
Ten Tesertionsprozcß gcqcn den Gc
fallencn hatte Friedrich Wilhelm U1J
niedergeschlagen, eit 1881' fuhrt
auf Befehl Kaiser Wilhelms II. das
erste schlesische Husarenregimcnt Nr. 4
den Namen des wackeren Schill.
Ter Hund alö Vheftifter.
Folgcndcs ncttcs Gcsckichtchen, das
angeblich dcn Vorzug hat, vollkommen
wehr zu fern, wird von einem franzö
fischen Blatte erzählt: Eine junge Pro
vcn?alin, die ihre Eltern kurz Hinterem
ander verloren hatte und nicht in den
Vcrmögcnsvcrhältnissen war, um eigc
nen Hausstand zu führcn, sah sich gc
zwunqen, in Stellung zu gehen. Bald
hatte sie ein konvcnircndcs Engagement
gefunden, doch verbot cs sich ganz von
selbst, daß 'sie ihren Hund, den treuen
Gefährten ihrer sorglos verlebten Bck
fischjahre bei sich behielt. Sie gab das
Thier für unbestimmte Zeit in die
Obhut einer Freundin ihrer Mutter
und zog mit schwerem Herzen in die
Ferne. Nach Verlauf von etwa acht
zehn Monaten fiel ihr ein bescheidenes
Erbtheil zu, und in dcr Absicht, mit
dem Gelde in ihrer Vaterstadt ein kleines
Geschäft zu beginnen, kehrte sie dorthin
zurück. Ihr erster Besuch galt dcr
Pflcqerin ihres Hundes. Ter kluge
Vierfüßler erkannte seine frühere Herrin
zwar sofort, aber er hatte auch zu dcm
-,ohne der alten Tame eine ticse Zu
Neigung gefaßt, die nicht ohne Erwide
rung geblieben war. Als nun das. junge
Madchen sein lebendes Eigenthum zu-
rückvcrlanqte, kam es zu einer höchst er
regten Szene, Monsieur wollte sich von
dcm Thiere auf keinen Fall trennen und
Mademoiselle erklärte schluchzend, daß sie
auf ihren Liebling niemals verzichten
würde. Endlich sucht man zu einem
Vergleich zu kommen, indem beschlossen
wird, von dcm vierbeinigen Streitobjekt
die Entscheidung treffen zu lassen. Ter
Hund soll demjenigen hinfort gehören.
dessen Spuren er aus eigener Jnitia
tive folgen wird. Herr und Tame un-
tcrnehmen gemeinsam mit dcm erfreuten
Fido einen Spazicrgang und ohne das
Thier durch Blick odcr Ruf zu beern
flussen. gehen sie an einem Scheidewege
langsam auseinander. Die auf die
Probe gestellte Hundcsecle hängt jedoch
mit gleicher Treue an beiden Freunden,
und mit kläglichem Gewinsel springt
der Teckel von einem zum anderen. Je
größer die Entfernung zwischen dcn
zwci Personen wird, desto ängstlicher
keucht das arme Geschöpf bald hinter
den rauschenden Frauenröcken her, bald
macht es laut aufheulend wieder kehrt,
um dem jungen Manne zu folgen. Aus
Mitleid mit dem Schmerz des beidersei
tiyen Lieblings haben sich die jungen
Leute nun die Hand zur Vereinigung
für das Leben gereicht, und allem An-
schein nach werden sie ein recht glückliches
Paar abgeben
Uhland's Schulzeugnitz.
Ein Buchhändler fli Stuttgart ist im
Besitze eines Original-Schulzcugnisscs
des Dichters Ludwig Uhland. Das
interessante Dokument im gewöhnlichen
Kanzleiformat ist .durchweg geschrieben,
mit Siegel verschen und hat den ziem
lich ausführlichen folgenden Wortlaut:
Johann Ludwig Uhland. I. U. L.
und Sekretarius hiesiger Universität.
gcbohr. d. 26. Apr. 1787, frequentirt
bereits seit mehr als einem Jahr, nach
nnrberiaer ordentlicher Besuchuna
sämmtlichen untern Klassen, die mcinige
als die vierte Klasse dcr anaiolychcn
Sckulc. Schon die Möglichkeit, ihn so
früh in dieselbe zu befördern und auf
nehmen zu können, ist der rcdcndste Be-
weis, nicht nur von vortrcnlichcn Na-
turanlagcn, sondern auch von gcfcg
netem Erfolg aller häuslichen und
öffentlichen Bemühungen für zweck-
mäßige Bildung derselben. Nochmchr
aber sprechen dafür die glücklichen Fort
schritte, die Ebenderselbe in allcn Sach
und Sprachkcnntnissen durch Fleiß und
Aufmerksamkeit auf meinen Unterricht
bißhcr ungehindert gemacht hat, so daß
er bcrcits der besten Abtheilung meiner
Klasse zugezählt wcrdcn mußte. Ter
Lehrer eines solchen, die Mühe des Un
terrichts mit dem erfreulichsten Erfolg
lohnenden Schülers hat die gegründet
sten Ursachen, von gleicher Fortsetzung
dcs Flcißcs für glücklichste Betreibung
dcr höheren Studien dereinst zuzu
sichern. Ticscs wollte auf geäußertes
Verlangen nach Amt und Pflicht dcr
Wabrbcit gemäß bezeugen, auch mit
eigener Namensuntcrschrift und bcigc-
druckten gewöhnlichen ilgiu velraf
tigcn. Tübingen d. 7. Tczcmb. 1797
M Johann Georg Huttcn Rcctor
Schola anat.""
?n wahrt Grund.
.Trauerst Du immer noch um Tei
nen verstorbenen Mann?"
O nein, letzt schon tun dcn zweiten."
Aber den haft Du ja noch gar
nicht."
Eden deshalb."
Ein Schlaul'erzn.
Herr Müller redet von Weinessig.
Der kleine Fritz: Aber. Papa, das ist .
ja falsch! Es muß doch heißen: Wein
trink' ich."
Küdne Eignung.
A: Der Zugführer Schmidt ist ein
furchtbar dümmlicher Mensch."
B: .Das liegt woyl daran, weil er
nur auf Bummelzügen fährt."
5tcgscszn. '
Sie (in, Journal lesend) : Was sich
dock so viele Männer die Köpfe darüber
zerbrechen, einen lenkbaren Luftballon
zu erfinden !"
Er: Vicl wichtiger wäre freilich die
Erfindung einer lenkbaren Ehefrau!"
?pcrt ain Nordxol.
..Wurde es nicht langweilig, wäh
rend Ihres Aufenthalts am Nordpol?"
TurchauS nicht, wir haben immer
Eishindernißrennen mit Seepferdcn
und Walrossen veranstaltet."
Scharfe Tonart.
Vertheidiger: Ich will Ihnen nicht
das alte Lied von der Nothwehr vor
fingen!"
Staatsanwalt: Tas würde auch zu
weit führen. Hier gilt nur dcr Tenor"
des Ecsctzcs!"
Frech.
Lehrer: Man hat mir gesagt. Tu
wärst ein ungezogener Junge, Karl!"
Karl: Na, da sollten Sie nur 'mal
hören, was mein Papa und meine
Mama über Sie sagen!"
ZidI.
Richter: Na. Angeklagter, da sehen
wir uns ja 'mal wieder."
Angeklagter: Ja, da könnten wir
zur Feier des Wiedersehens ein paar
Schoppen schmettern."
Ganz einfach.
Richter: Angeklagter, wie kommen
Sie dazu, gleichs sechs Uhren auf ein
mal zu stehlen?"
Angeklagter: Herr Richter, weil
meine Hand fo groß ist."
Aus einem Soldatenbrief.
... Tie Wurst, die Ihr mir geschickt
habt, hat der Herr Unteroffizier gegcs
fcn. Er sagte: Tann würde ich wenig
stens nicht Heimweh 'bekommen.
, Impertinent.
Gast: Kellner! Sapperment, ob
ich wohl noch erlebe, daß ich mein
Essen bekomme?''
Kellner: Warum nicht, Sie sehen
ja noch recht gesund aus."
Angenehiner Trost.
Gast: Na, mit dem Essen haben
Sie mich schön 'reingelegt. . . ich werde
die ganze Nacht nicht schlafen können!"
Kellner: Gnädiger Herr wollen ja
ohnedies morgen frühzeitig abreisen!"
Schwere Folgen.
...Also abgemacht, Sie portraiti
ren mich recht schön!... Nur finde ich
500 Tollars dafür zu viel; meine
Freundin hat bci Ihrem Kollegen blos
300 bezahlt!"
Was der kann, meine Gnädige,
kann ich auch... Toch das sage ich
Ihnen: dann wird's aber durchaus
ähnlich!"
Gerechtes Erstaunen.
Herr Meyer hat ein Rezept verschrie
ben bekommen, das ihm aber nicht ge
holfen hat. Er geht zum Doktor und
theilt ihm dies mit. Ter Arzt ist ver
wundert, daß der Erfolg ausgeblieben
und läßt sich das Rezept zur Ansicht
geben. Aha, da hab' ich mich ja ver
schrieben," spricht der Doktor, und im
Uebereifer platzt Herr Meyer heraus:
Haste geseh n! Er soll mir verschreiben
und dabei verschreibt er sich!"
Schneidiger IZger.
Herr Lieutenant haben im Wiesen
thaler Revier auch schon Hasen ge
schössen?" Geschossen??.... Ausjerottet!"
Aus dcr Instniktionsstimde.
Lieutenant: Sagen Sie mir,
Barthl, wie viel ist die Hälfte von z?"
(Rekrut nach einigem Besinnen):
Genau kann ich's nicht sagen, aber
viel ist's nicht!"
Gemüthlich.
Richter: ..Bei bnen da drunn
scheint's jeden Sonntag so eine kleine
Schlägerei zu geben?"
Angeklagter (freundlich): G'wiß!
Kommen Se dock 'mal 'raus, herr Ge
richtshof!"
Ein wichtiges Gcfükl.
Kapellmeister (während der schon vier
Stunden dauernden Probe, zu einem
Hornisten): Sie müssen die Stelle
schöner vortragen. Haben Sie denn
gar kein Gefühl in sich?"
Hornist:, Gewiß Hunger!"
Dcxlazirte Redensart.
Die Gans ist gestohlen worden,
nach der kräht kein Herhn mehr!"