Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 15, 1899, Image 1

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MV.
Jahrgang 20.
Lincoln. Neb., Donnerstag, 15. Juni 1899
tflö. 4
AllsIttüZ-Dcpcschkll.
Krntttussichtkn.
Allerlei itdc.gtschichte.
Via xrich,-r Nordpaisahrkr.
, Tkutschlano.
s B e r l i n . 13. Juni.
Örefjrt Interesse Hai hier der jüngste
Roman in, Hause Romanow erregt.
(Großfürstin Helene, die 1882 geborene
Tochter des Großfürsten Wladimir.
Aaterbruders des Kaisers, und seiner
Gattin Üliaria Pawlowna. Herzogin
von Mecklenburg, hat (wie bereits kurz
gemeldet. A. d. R.) ihre Berlobung
mit dem Prinzen Maximilian von Ba
den ausgelöst, weil sie, wie man sich in
Petersburg erzählt, eine Neigung zu
dem Bruder des Zaren, dem einund
zwanzigjährigen Ärohfürsten Michael,
flfüfct hat und dieser die Neigung er
wiedert. Tie Verlobung fand im Mo
nat September vorigen Jahres statt
und wurde vielfach als das Ende der
zwischen den Höfen von Karlsruhe und
St. Petersburg bestandenen Gereizt
beit angesehen, die bekanntlich daher
rührte, das, auf Betreiben des hessi
schen Hofes ein angebotener Besuch des
qrobhcrzoglich Bädischen Ehepaares
beim Zarenpaar in Darmstadt nicht
angenommen wurde. Böse Zungen
flüstern allerdings, daß Prinz Mari
milian von Baden der jungen Groß
fiirstin gegenüber es an der nöthigen
Galanterie habe fehlen lassen und ihr,
tet siebzehnjährigen, als Wjähriger zu
alt vorgekommen fei. Die St. Pe
tersburger Polizei will die Entlobung
so schnell als möglich in Petersburg
vergessen machen; sie hat alle Bilder
und Photographien des frühern Braut
pacres kurzer Hand konfiszirt und den
Weiterverkauf derselben verboten.
Wie gemeldet, hat hier in Berlw
ein New ?)orler Rechtsanwalt gemein
sam mit feiner Geliebten Selbstmord
begangen. Die betreffenden Personen
sind der New Forker Rcchtsanwalt
Cäsar Würtemberq und seine Geliebte
Lisbeth Brandt. Letztere war 29 Jahre
alt und hatte zu Eäsar Würtcmberg
eine Neigung gefaht, der sie Ehre und
Familie opferte. Ihr Bater. ein Haupt
mann a. D. und Oberpostsekretär,
wollte das Verhältniß nicht dulden. Da
Lisbeth aber von dem Geliebten nicht
lasse wollte, so fanden die Eltern sich
in Rrmögcnsrechtlicher Beziehung mit
ihr ab und zahlten ihr eine Äbfin
dungssumme aus, verboten ihr aber
das Haus, was sich die Mutter ves
Mädchens so zu Herzen nahm, daß sie
vor Gram starb. Die Liebenden bez
c,en in Berlin eine Wohnung und ga
ten sich der Polizei gegenüber als Ehe
paar auS. obgleich sie nie getraut wa
ren. Als die der Lisbeth Brandt über
gcbene Abfindungssumme von beiden
Liebenden verzehrt war, trat die bitter
sie Noth an sie heran, der sie schließlich
in Ende machten, indem sie Cyankali
. nahmen. Von Würtembergs Vorleben
weiß man hier nichts.
Die Nordd. Allg. Ztg." meint, daß
der Reichstag mit Hülfe des Centrum
ie Vorlage zum Schutze Arbeits
williger glatt annehmen werde. Sie
lobt den Staatssekretär des Innern,
Graf von Posadowsky, weil er
in der erläuternden Denkschrift so
viel Material über die AuFschreitunzen
von Streitern im Allgemeinen und den
Terrorismus der Sozialisten im Be
sonderen zusammengebracht habe, daß
auch der verstockteste Gegner der Bor
lege sich bekehren müsse.
Diesem Optimismus setzt die Na-tional-Zeitung"
einen Dämpfer auf,
indem sie von Graf Posadowky's Denk
schrift behauptet, sie bringe in tragi
scher Haltung die bedeutungslosesten
jinge"; beim Lesen dieser famosen
Begründung" sei es schwer, ernst zu
bleiben. Da werde beispielsweise als
ein Zeichen der Verbissenheit der Strei
ter ein Borfall aus Schmolln im fach
fischen 5k reise Bautzen gemeldet: ' wie
dort ein tanzender Streiker mitten ini
Walzer seine Tänzerin losließ und mit
den Worten stehen blieb: Ein ehrlicher
Arbeiter tanzt nicht mit einer Streik
brechen!" Dann wandte er sich noch
mals zu der verdutzt Dastehenden und
riefPsui!", in welches alle Amvesen
den einstimmten; nur ein Maurer hat
te Mitleid mit der Verlassenen und
sagte: Den Streikbrechern gebührt
Strafe, aber Ihr. die Ihr Euch hier so
gegen ein schutzloses Mädchen benehmt,
Berachtung." Allerdings, so fährt die
Nat.-Ztg." fort, bringt die Denkschrift
auch eine Reihe von Belegen dafür, daß
Arbeitswillige häufig durch Vergewal
iigungen abgehalten wurden, Arocii
anzunehmen; und es sei bewiesen, daß
oegen solche Bergewaltigungen dem
heuligen Gesetz die wirksamsten Straf
mitte'l fehlen.
Die Korrespondenz für Centrums
blätter" findet es komisch, daß die Os
siziösen glauben, das Centrum werde
schließlich doch der Vorlage zustim
men, weil ja gerade die katholischen
Arbeitervereine häufig unter dem fo
eialiftisckzen Streikzwang leiden, und
twortet mit dem stolzen Wort: Un
seit Partei eine solche engherzige und
feige Politik zuzutrauen. -haben die of
fiziösen Schreiberseelen kein Recht."
Die Aussichten der Kanalvorlage,
deren zweite Lesung am Donnerstag
im preußischen Abgeordnetenhause
stattfinden soll, scheinen sich 'dank Mi
nisters v. Miquel'Z nunmehrigen Ein
tretens dafür und in Folge der drohen
den Auflösung des Landtages that-
sc'cklich zu cessern. Recht praktische Po
litiker sind der Ansicht, daß. falls die
Regierung den Schlesiern. von denen!
der Widerstand hauptsächlich auZqehi,
einige Kompensationen, eine Le'.
besserung der scklesischen Wasserweze
oder eine Oder-Regulirung anbietet,
die 261 Millionen noch bewilligt wer
den. Die Kreuzzeitung" freilich erklärt
und sie hat großen und mächtigen
Anhang gerade in Schlesien: Wirth
schaftliche, technische und finanzielle
Gründe, so wie auch die Erfahrungen,
welche man im In- und Auslande mit
Kanälen gemacht hat. machten die Ab
lehnung der Borlage absolut nothwen
big. Im auswärtigen Amte ist man voll
von Bewunderung über die von den
Amerikanern auf den Philippinen trotz
Regenzeit und Wegelosigkeit der Inseln
entwickelte Zähigkeit. Ein höherer Be
amtcr desselben sprach die Hoffnung
aus, daß die Anstrengungen der Union
dort bald von Erfolg gekrönt sein mö
gen; Deutschland bednure schon feiner
Handelsintercssen wegen aufrichtig,
daß die Amerikaner noch keine größeren
Fortschritte gemacht haben. In Bezug
t'llf die Londoner Veröffentlichung der
Sulu-Akte und auf das Gerücht, daß
die Amerikaner deutsche Schiffe am
Anlaufen dcr Sulu-Jnseln verhindert
hätten, erklärte derselbe, im deutschen
auswärtigen Amt sei davon nichts be
konnt; außerdem glaube man dort
i'berhaupt nicht an ein unfreundliches
Auftreten der Amerikaner in jenen R:
pionen, man rechne vielmehr mit Be
stimmtheit darauf, daß, falls wegen
der Sulu-Jnseln besondere Abmachun
gen erforderlich werden sollten, auf ein
Entgegenkommen seitens der Regie
rung in Washington.
In einem Vortrage vor dem So
zialwissenschaftlichcn Studentenver
ein" äußerte sich gestern Max SchiPPcl.
Herausgeber des sozialdemolratischcn
Central-Wochenblattes Der Sozial
demokrat" und sozialistisches Mitglied
des Reichstages für Chemnitz in Sach
sen: Jeder Sozialist könne für Kolo
nien eintreten: nur der kleinbürgerliche
Fozialismus sei ein unbedingter Geg
ner jeder .olonialpolitik." Was
wird der nächste Parteitag dazu sagen?
Die Schippel'sche Aeußerung dürft
dort heftig angegriffen werden, denn
bis jetzt 'haben sich die Alten" im
Sozialismus, wie Bebel und Lieb
knecht. stets als heftige Gegner der Ko
lonialpoliti. des Reiches gezeigt.
Auf Vorschlag der Wahlprüfungs
Kommission hat das preußische Abgc
ordnetenhaus die drei Breslaucr Wah
len beanstandet. In allen drei Wahlbe
zirken scheinen große Unregelmäßigkei
ten vorgekommen und Wahlbeeinflus
sungen versucht worden zu sein. Spe
ziell wird die Regierung aufgefordert,
zu untersuchen, ob, wie stellenweise be
hauptct wird, in Wahllokalen Gelb
ausgezahlt wurde, und Aeußerungen
wie: hier seien leicht 5 bis 6 Mark' zu
verdienen" u.s.w. gefallen sind. In ei
nigen Protesten gegen die Wahlen wir!,
besonders betont, daß die Sozialisten
sich in dieser Hinsicht gar keine Zurück
Haltung auferlegt und ganz offen Be
stechungsgelder angenommen hätten.
Die beanstandeten Wahlen sind die der
Abgeordneten Bergcath Gothein,
Oberlandesgerichtsrath Schmieder und
Oberlehrer Wetckamp. Der Erstere ge
hört der Freisinnigen Vereinigung, die
beiden Letzteren der FreisinnigenVolks
Partei an.
In dem Remscheider Militärbeste i
ungs - Prozeß find bis jetzt, und da?
Ende ist noch nicht abzusehen, bereit
72 militärdicnstpflichtige Personen
verwickelt uno schen strenger Bcstra
fung entgegen. Am Bedauerlichsten aber
ist es, daß die Drückeberger meistens
Söhne angesehener und reicher Eltern
sind, die mit ihrem Gelde ihre Kinder
der Dienstpflicht entziehen wollten.
Unserem großen Mitbürger Theod?"
Mommsen ist eine neue anerkennende
Ehrung aus dem Ausland zu Theil
geworden: die Pariser Akademie der
Inschriften hat ihn einstimmig zum
korrespondirendcn Mitglied erwählt.
Die Eilers'sche Färberei in Wil
helmshaven ist durch die Explosion
eines mit Benzin gefüllten Ballons zum
großen Theile zerstört worden. Eilers'
Frau und Kind und die in der Färberei
gerade beschäftigten Maurer Siedler
i;nd John wurden durch umherfliegende
Sprengstücke getödtct, sechs Personen,
worunter Färbereiöesitzer Eilers selbst,
trugen schwere Verletzungen davon.
Der jüngst aus Amerika nach Haß
loch in der Rheinpfalz heimgekehrt
Simon Kühn wurde dort wegen betrü
gerischen Bankeroits verhaftet.
In Magdeburg ist die Maschinenfa
brik von Lanqensiepen abgebrannt.
Lcstcrre:ch-Unqarn.
Wien. 13. Juni. .
Die Regierungsbehörden derStcier
jmut l'fibcn in ihrem Kampf gegen die
LoL-voN'R!'m"-Bcwegung eine im
pfindlicke Niederlage erlitten. Sie
hatten den Auskultanten Fraii und
den Redakteur Palzer, beide in Graz,
wegen Hockrerratlis resp. Gcheimbün
delci anklagen lassen. Beide Angcklaz
te siiid jezt vom Grazxr Gericht steige
sprochen und nur w'aen PreßvergchcnZ
zu einer geringenGeldstrafe verurteilt
worden.
Einem Friedhofsmarder eigener Art
hat die Polizei in Lieben in d'r böhmi
sch,, i Bczirkshauptmannschafl Karoli
Hntlial das grubschanderische Hand
werk gelegt. Der dortige Todtcngrä
ber Pschiban ist verhaftet und dem Ge
richt eingeliefert, worden, weil er nach
gewitscncrmas'cn nächtlicher Weile Ske
leite auöqearabkn und die auZgcgrabe
neu Mensä'enknochen an eine Kunst
iüngeisabrik verkauft bat.
Znlaüd-Dcpkschcn.
Nähkkks übrr die Kämpfe fü
lich von Manila.
Erklärung für .der gegen die
lhikago'er Platsorm verlangt. .
Bahuunfall.
Von den Philippinen.
Manila. 13. Juni.
Unter den üblichen Ceremonien nrni
de gestern Capt. Hy. Nichols von der
Monadnock" beerdigt. Er starb, ehe
sein ersehntes Ziel, die Einnahme von
Paranaque. erreicht wurde. Seit zwei
Monaten lag dcr Monitor vor dem
Orte, wollte aber nicht eher abgelöst
werden, bis der Platz genommen sei.
Washington. T. C.. 13. Juni.
Gen. Otis meldete folgende Todes
fälle: Carl A. öarlson. Comp. H.. 22.
Ins. Regt.; Mclvin P. Daily. Comp.
G.. 4. Caval. Regt.; Robert E. Miles.
Ccmp. E.. 4. Caval. Regt.; Patrick
Branigan, Ccmp. C., 4. Cao. Regt.;
Elifford H. Bowser, Sergeant, Comp.
K.. 1. Colorado; John A. Saxton,
Comp. M.. 1. Montana; Geo. A.King.
Comp. L.. 17. Ins. Regt.; Frank L.
Garrison. Comp. I.. 17. Ins. Regt.;
Ralph A. Odell. Comp. A.. 2. Oregon,
Oscar A. Finnigar. Comp. A.. Ütah
Artillerie; I. I. Choe. Comp. G.. 2.
Oregon.
Washington. 2. C.. 13. Juni.
Der General Otis in Manila hi
folgende Verlustliste gekabelt:
G et öd t et: 1. Washington Regt.,
6. Juni, Gemeiner Carl M. Thorgesen,
1. Nord - Dakota Rgt.. 10. Juni. Co.
M, Gemeiner Thomas Healy.
Verwundet: 2. Oregon-Regt.,
S. Juni, Co. H. Gemeiner Ezra Kirtz,
Charles Doughty. Co. L C.ayton M.
Ransom; 1. Washington - Regt., 6.
Juni. Co. G. Gemeiner Joseph Tob
man. 1. Jdaho - Regt.. Gemeiner Hugh
Hutchinson 1. Colorado - Regt., 10.
Juni, Oberst-Lieut. Cassius M. Moses
Co. B. Sergeant Geo. M. Laschell. Ge
meine Bert E. Joung, Francis I.
Henry. Co. D Asa Morrill. Co. EWm.
I. Jurrier, Harry Heqener. Unteroffi
ziere Robert F. Reed, Thomas Rylott.
Gemeine Frank Duvall. Harry Mack
Icm, 13. Infanterie - Regt.. Co. D.
Sergeant Boyle Christenfen, Co. E
Gemeine Charles Bcsse. M. M. Henrp.
h. Infanterie - Regt.. Co. C, Gemeine
Barney Gonyea. Robert Prager, Co.
K. Joseph F. Beavens. 21. Jnfante
rie - Regt.. Co. F. Gemeine Caspcr
Cool. Andrew McFarland. 14.' IN'
fanterie - Regt.. Co. D. Unteroffizier
Conrad Hallaner, Co. F. Gemeiner
Walter Brogdon, 1. Montana-Regt.,
Co. D, Gemeiner E. L. Clem, W. F.
Kramer. 12. Infanterie - Regt.. 11.
Juni. Cs. L. 1. Sergeant Henry Clark.
I ür oder gegen.
N e w ?) o r k . 13. Juni.
Die Silber-Demokrater. dieses St?.a
tes werden in der Sitzung des demo
irdischen National-Comites in Chi
cago am 20. Juli die Annahme einer
Resolution befürworten, iiurch welch:
erklärt wird, daß nur Delegaten sol
cher Staaten, deren Staats-Concen-tion
die Chicago'er Platform indossir
te, in der Rat. Convention Zulaß er
halten sollen.
Dr. J?hn H. Gardner .ein persön
licher Freund Bryan's, meinte, es wür
de sehr gut sein, auf diese Weise Tam
many und die New Yorker StaatsOr
ganisation zu einer Erklärung für ode:
gegen die Chicago'er Platform zu z.nn
gen.
Bahnunfall.
Genes eo, Jll.. 13. Juni.
Der westlich fahrende Kansas City
Bcstibulcd Crpreßzuq der Rock Island
Bahn entgleiste theilweise nahe dem
Orte; die aus dem Geleise geworfenen
Magen wurden gegen die Locomotive
eines Frachtzuges geschleudert, der
auf dem Nebcngeleise stand. Es wur
den 1? Pcrsvncn verlegt, darunter
zwei schwer. Die Namen sind:
C. A. Keefer. 1627 Briar Place,
Chicago.
H. R. Hu.itinqton, Condukteur. Blue
Island.
W. H. Smiih. Bremser, 515 06.
Place. Chicago.
M. E. Reidy.Postclerk. 60 50.Court.
Chicago.
W.'J. Parks. 61 Huron Str., Chi
cago; Maschinist bei Schlesinger und
Mayer.
Frau A. Brelau, New Dork.
Unbekannte Frau, schwer verletzt.
John A. Buchanan. Pittsburg.
Arthur Steeley, Circleville, Iowa.
Albert 9hrj, Davenport. Iowa.
Frl. Carrie Nickll, Pella. Iowa.
George R. Dean. Maysville.
Frau George R. Dean.
F, E. Bance. Eddi'ville, Iowa.
Frau F. E. Aance.
Der Zyeuer'DZmon.
T e r r e H a u t e . Ind.. 13. Juni.
In Perryoille. Ind., vernichtete letz
te Nacht eine Feuersbrunst einen 6000
Biisbel Korn enthaltenden Getreide
sveicher. das Bahnhofs - Gebäude der
Chicago & Eastern Illinois - Bahn
und' mehrere Fnchi - Wagen. Das
Feuer entstand durch einen Funken aus
einer Lokomotive. Die Ortschaft
wurde nur mit Schwierigkeit gerettet.
rtrutcn.
S p r in g f i e l d , Jll.. 13. Juni.
Der neunzehnjährige John ?)oung
crtrnnk bei Meritt's Ziegelbrennerei in
einem Teich. Er war beim Baden von
Krämvfcn befalle worden.
Anöland-ZIcpcskll.
i
Bou der Konferenz im Haag.
Ter reifer L.ubet'S erhält
4 Jahre kfangnih.
Boriiiglicher tan dcr ptkuß, Finanzen.
TeutZchlan.
Berlin. 14. Jun
Der Bund dcr Laadwirthe arbeitet
jetzt mit stärkerem Hochdruck als je
gegen die Kanalvorlage und will nichts
unversucht lassen, um derselben ein
frühes Grab ?,u bereiten. Ob jedoch
die Anstrengungen des Bundiö erfolg
reich sein werden, ist eine zweite Fra
ge; hat sich doch die Konstellaiion be
deutend zu Gunsten drr Völlige ge
ändert, indem jetzt Finanzminister Dr.
v. Miquel Alles daran setzt, um der
Vorlage zum Siege zu veryelftn. Wie
bereits vor einer Woche gemcldet.theilte
schon damals die frankfurter Ztg."
mit. daß Minister v. Miguel un
zweideutig" zu Gunsten des Kanal
baues eingeschwenkt sei. nachdem er
demselben vorher cU Finanzminisier
der nicht zu berechnenden finanziellen
Folgen wegen ziemlich abwartend ge
gcnüber gestanden habe. Die Ab
fchwcnkung hat sich thatsächlich vollzo
gen, und zwar in einer Weise, die nur
eine Deutung zuläßt, nämlich die. daß
der Minister sich in seiner Stellung
gefährdet fühlt, sollte die Kanal - Vor
läge von dem Schicksal ereil? werden,
welches ihr der Landwir:hbund zu be
reiten so eifrig bestrebt ist
In Buggenhagen's Halle fand eine
Antisemiten-Versammlung statt, welche
sehr zahlreich besucht war, weil ange
kündigt worden. Graf Pueckler von
Klein-Tschirne werde dort wieder ein
mal eine seiner fulminanten Hetzreden
gegen die Juden vom Stapel lassen.
Wie letzte Woche gemeldet, war der
Graf bei der letzten Antisemiten-Ver-sammlung,
in der er als Redner auf
getreten war, in seinen Ausfallen gegen
das auserwählte Volk so heftig gewor
den, daß die Polizei einschritt und die
Versammlung aufhob. Diesmal ließ
die Polizei den gräflichen Redner sich
austoben. Nachde..l er seine Rede been
det, wurde ihm eine ungeahnte Ehren
bezeugung zu Theil, indem man ihm
einen prächtigen Lorbcerkrcnz über
reichte, der o,uf seidener Schleife die
Aufschrift trug: Dem tapferen Gra
fen der Deutsche Antiseniitenbund."
Die Berliner Neuesten Nachrichten"
geben bei Besprechung der derzeitigen
Finanzlage Preußens ein Bild, wel
cks nichts als die hellsten Farben auf
meist. Auch nicht eine dunklere Schat
tirung ist in dem Bilde zu bemerken.
Die Nachrichten" behaupten, die Fl
nanzlage sei augenblicklich so günstig,
daß auch die weitgehendsten Flottenver
stärkungen bewilligt werden könnten,
ohne daß man befürchten müßte, daß
.ine Steuererhöhung für diesen Zweck
nöthig fei.
Im Alter von 73 Jahren starb hier
der berühmte Landschaftsmaler Otto
von Kameke. '
In Niedersteuse. Regierungsbezirk
Breslau. starb der General der Jnfan
terie Hellmuth von Ziemietzki. Er war
General a la fuite" des 1. Pommer
'schen Grenadier-Regiments König
Friedrich Wilhelm 4.. welches zur 5.
Jnfanterie-Brigade gehört.
In der Zeche Eintracht" bei Essen
ereianete sich gestern beim Tiefbau ein
Stemniedersturz. bei dem vier Berg
lcute um's Leben kamen.
Der Schöpfer des Lorelei-Brun-ncns.
der ' bekannte Bildhauer Prof.
Ernst Herter und seine Gemahlin, sind
gestern mit demLloyd-TampferKöni-g:n
Louise" nach New ?)ork abgereist.
In Hamburg begann heute das
Großlvgenstst des Gut-Templer-Or-dens.
Verintcr von 204 L?qen hatten
sich eingcfunden. Delegat Delbriick
von Bremen und Forcl von Zürich
hielten Vorträge.
Im 12. Wahlkreis des RegierungS
beides Düsseldorf. Kreis Neuß-Gre-vcnbrvich,
wurde an Stelle des am 3.
Mai dS. Js. verstorbenen klerikalen
Abgcordw'tkn Roth der Klerikale Am
Zclnhoff gewählt.
Die Sozialisten hielten gestern in
Nürnberg Protcstversammlungcn ab,
wil das doriiae Bezirkamt das An
schlagen und Ankleben von Plakaten
untersagt hatte, auf welchen das Wort
Zuchtbausvorlage" gebraucht war.
Der jüngst von Amerika hnmgekchr
te Hugo von Widdern wurde in Ber
lin auf die Anklage der Bigamie schul
dig ' befunden und zu einem halben
Jahre Gefängniß vcrurlheilt.
Berlin, 14. Juni.
Die Kölnische ZcÜung" sagt heute
bezüglich der Nachrichten über die im
Haag angeblich zur Schau getragen:
Feindseliglcit ' Deutschlands gegen
Schiedsgerichte, baß Teutschland zur
Zeit zu dem Artikel 8 des russischen
Programms sieht, welcher verfügt, daß
ein Schiedsgericht ernannt werdet
wann die Umstände'kö erfordern, und
fügt hinzu: Nachdem Deutschland die
Pläne für die Einfeung eines permz
nenten Cchildsqerichtks' geprüft hatte,
beschloß es, daß es dieselben nicht an
nehmen kann, ausgenommen die ab
folute Unparteilichkeit des Gerichtes
kann oarantirt werden."
Canada.
. S t. I o h n . N. T.. 14. Juni.
Das Dorf Bay of Islands an der
Westküste von Neufundland, ist durch
Feuer zerstört worden. Es brannten
fi!) Däuser ab, 57 Familien sind ob
dachlos. , ii
England.
London. 14. Juni.
Heute Morgen fand ein mehrere
Shintn wäbiki'.derMinIsterrith statt,
worin angeblich endgi'iig das Berhal
ten Großbritanniens gegen die süd
afrikanische Republik bestimmt wurde.
Man crwariet. daß der Kolonienmini
sier Ebamberlain heute Nachmittag
eine Elllarung im Unterheuse abge
den wird, wenn er nick't. wie ebenfalls
verlautet, zurücktritt. Auffallend ist.
daß beuie verlautet, Cbamberlain
werde in nächstlr il!cche. also wahrend
der Sitzungen des Parlaments, nach
Prns und Lausann? reisen.
Nach eint r Depesche aus Buenos
Ayres ist das norwegische Schiff Sa
ratoga. welches tm 6. März von Pen
saola nach Puerto Belgrane segelte, gc
scheitert und verloren. Das Srtiif f
miß: 1R2 Registertons.
London. 14. Juni.
Der Colonial - Sekretär Joseph
Chambcrlain antwortete imUnterhause
auf eine diesbezügliche Frage, daß die
Regierung vollständigeBerichte über die
Conferenz in Bloemfontein abwarten
werde, bevor sie ihrem Bertreter, dem
Sir Alfred Milner, weitere Instruktiv,
nen sende.'
Liverpool. 14. Juni.
Ein unbckanter großer Dampfer,
welcher zwei schwarze Schornsteine hat,
strandete heute Morgen in dichtem Nc
bel bei Roe Point, bei der Insel Man.
Italien.
Rom. 14. Juni.
Eine halbamtliche Note sagt, der ita
lknische Offizier, der gestern in Nizza
verhaftet wurde, sei der General San
Guiseppe. nicht St. Joseph (was übri
gens dasselbe bedeutet), der die Cremo
ncscr Brigade befehligt, die in Placon
tia in Garnison liegt. Der General
befand sich auf Urlaub in Nizza, und
wurde, wie die Note sagt, während ei
nes Ausfluges von Gcndarmen verhaf
tet. Frankreich.
P a r i s . 14. Juni.
In Niza wurde der italienische Ge
neral Eillctte de St. Joseph verhaftet,
als er die Grenzbefestigungen besich
tiate. Mai' fand bei dem General
eine Anzahl Bcfestigungspläne. Der
General besitzt eine Villa an der fran
zösischen Riviera und wurde seit lan
gcrcr Zeit scharf beobachtet. Er leug
nete entschieden jede Absicht zu spioni
ren und sagte, daß jeder Tourist solche
Pläne erhalten könne, wie sie bei ih.n
gefunden scicn.
Baron Christian!, welcher bei den
Rennen von Auteuil den Präsidenten
mit einem Stocke angegriffen hatte,
wurde heute zu 4 Jahren Äefängn'
verurthcilt. Die Verhandlungen fan
den vor dem EorreUionshofe statt. Die
Strafthat ist nach dem Gesetze mit 2
bis 5 Jahren Gefängniß zu büßen.
Dennoch erregte es allgemeines Er
staunen, als der Baron zu 4 Jahren
verurthcilt wurde. Christian! zeigt:
sich äußerlich durchaus ruhig.
Baron Christian! gab als Milde
rungsgrund für feim. Handlungsweise
an, daß er sich in einem Zustande hoch
sier Erregung befunden habe.
Präsident Loubet besprach heute mit
den leiden Präsidenten des Senats
und der Teputhtekammer die Lage
und überzeugte beide von der Noth
wei'.digkeit einer schleunigen Beendi
gung der Kiisis. Man hält jetzt Poin
care für den nächsten Premier und
glaubt auch, daß er bereits ein Mini
steriuni bereit habe, in welchem die her
vorragendsten Republikaner vertreten
sein sollen.
Die Anklagekammer erklärte heute,
daß gegen den Oberstlieutnant Pic
auart, welcher in Verbindung mit dem
Drcyfusprozeß der Fälschung beschul
digt war, kein Grund zur Anklage vor
liege. Picquart wurde vor einigen Ta
gen freigelassen, nachdem er "beinah:
ein Jahr in Untersuchungshaft gefes
sen hatte.
Poincare hatte heute eine Untern
dung mit dcm Präsidenten Loubet im
Elysee. Als er den Palast verließ, sag
teer, daß er nicht endgiltig ersucht wur
de, ein Kabinett zu bilden.
Man will jedoch wissen, daß er den
Auftrag erhielt, ein neues Kabinett zu
bilden, aber ablehnte. ,
Poincare wurde von Loubet auf
gefordert, morgen wieder nach demEly
see zu kommen, und es ist immer noch
die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlich
keit vorhanden, daß Poincare ein Ka
binett bildet. Dasselbe würde wahr
schkinlich wie folgt zusammengesetzt
sein:
Poincare, Premier und Kultusmi
nister. Telcasse. Minister des Innern.
Bourgeoisc, Minister des Aeußern.
Krantz, Kriegsminister.
Rouvier oder Telombre, Finanzmi
nistcr. Waldek - Rousseau. Justizminister.
Lannessan, Hondelsminister.
Sarrien. Minister für öffentliche
Vautcn.
Jean Dupuy. Ackerbauminister.
Ouillain. Kolonialministcr.
Llrgentinien.
Buenos Ayres. 14. Juni.
Zwischen Argentinien und Uruguay
ist einSchicdgerichtsvcrtrag abgeschlos
sen N'vrden. Die diplomatischen Be
zicbungen mit dein Vatikan, welche seit,
1880 unter dcm Präsidenten Roca ab
gelrockcn waren, smd wieder ange
knüpft würd, n. Der Gesandte der Re
publik in Pari ist zugleich im Vatikan
beglaubigt.
Inland-Dkpkschkn.
seifte Kämpfe im Suden von
Manila.
Furchtbare Berliecruiigen durch
LSirdelstürme am oberen
Mississippi.
Tkwey', Bescheidenheit.
Bon den Philippinen.
Washington. D. C.. 14. Juni.
Gen. Otis sandte das folgende Tele
ramm: Manila. 13. Juni. Lawton's
Truppen hatten ein schweres Gefecht
mit dem Feinde in starken Verschon
zungen nahe Bacoor. Prov. Cavite; der
Feind wich mit schwerem Verluste zu
rück; unser? Verluste ca. 30. Die
Insurgenten in diesem südlichen Theil
waren ungestört gewesen, bis sie mit ei
nem Angriff auf Manila drohten; jetzt
zerstreut ind auf der Flucht; Zweifel
haft, ob sie ferner Stand halten wer
den. Otis.
Manila. 14. Juni.
Es wird gemeldet, daß Gen. Luna
l-nd sein Adjutant Lieut. Pasco Ra
mon, am 8. Juni in Aguinaldo's
Hauptquartier von dessen Leibwache er
mordet wurden.
Luna und Ramon waren, wie es
scheint, zu einer Berathung gekommen,
und mit dem Capitän der Leibwache in
Streit gerathen. Einer von ihnen zog
einen Revolver. Die Wache tödtete
Luna und Ramon alsdann mit ihren
Bajonetten.
In der Bucht von Bakoor bei Cavite
Viljo entwickelte sich ein heftiges Feuer
zwischen der, Insurgenten am Ufer und
den Kanoncnbooten Callao". Mani
la", Moguit,". Pri,iccton".Helena",
.Montcrcy" und Monadnock". oDie
Jnsurqcntcn erwiederten das Feuer
aus Verschanzung?n vier Stunden
lang; endlich zogen sie sich zurück und
es cntspann sich ein schwerer Kampf
zwischen ihnen und Gen. Lawton's
Truppen.
Manila. 14. Juni.
Die Kämpfe bei LasPinas hielten
den ganzen Tag an. Gen. Lawton rief
die ganze Streitkraft von 3000 Mann
auf die Beine und um 5 Uhr war er
nur im Stande gewesen, die Jnsurgen
ten 500 Bords bis an den SeapotcRi
ver zurückzutreiben, wo sie sich ver
schanzten. Die Insurgenten leisteten
verzweifelten und müthigen Wider
stand. Sie versuchten die linke Flanke
der Amerikaner zu umgehen. Der
Verlust der Amerikaner beläuft sich
nach mäßiger Schätzung auf 60. Der
Kampf dauert an.
Manila. 14. Juni.
(6.05 Nachm.) In dem Kampf süd
lich von Las Pinas kam es zum ersten
Mal zu einem Kampf zwischen ein:r
amer. Feldbattaie und einer Batterie
der Insurgenten.
Während der verflosscnenNacht wur
den von LaS Pinas aus drei Kanone:,
schüsse auf die amer. Truppen abgege
ben. Als heute Morgen die Lage dcr
feindlichen Batterie festgestellt wurde,
wurden zwei Geschütze der 6. Artillerie
und vier Bergkanonen auf etwa 600
Dards davor aufgepflanzt. Die Rebe:
Ien hatten ein großes Geschütz, aus
dem sie sclbstvcrfenigte mit Nägeln ge
ladene Kaiiätschen feuerten.
Die Insurgenten zielten vorzüglich.
Die ersten ihrer 5kartätschen krcpirien
gerade vor Scotts Batterie und eine:.;
Gemeinen oom 14. Jnf.-Regt. wurde
daö Bein zerschmettert.
Das Gebiet durch das di amer.
Truppen zogen, bot viele Terrain
schwierigkeiten ; Lagune wechselten mic
Sumpf und Sumpf mit Lagune. So
bald de: Kampf begann, wurden die
Amerikaner von allen Seiten von ver
borgencn Ji'surgenten beschossen, selbst
die Ämlgos oder sog. freundlich gesinn
ten Eingeborenen die in derStadr ver
steckt waren, schoben auf die amer.Soi
baten. Ein paar Compagnien des 21. Ini,
Reg. rückten in Plänklerlinie dem
Strande entlang und stießen auf eine
kleine Jnsurgcnlenavtheilung. die sich
zurückzog. Plötzlich wurde von den
Seiten und im Rücken ein hefiigcZ
Feuer auf die Amerikaner eröffnet, so
daß sie sich an den Strand zurückziehen
mußten, wo sie Deckung suchten, so gut
cs eben ging und während dem gr
mancher Amerikaner fiel. Nachdem ilU
Munition beinahe alle war, zogen ivx,
die Einundzwanziger zurück, aber un
selben Augenblick kam dcr General
Lawton angesprengt und brachte die
Leute zum Stehen. Ein Häufchen blieö
auch stehen und rafften dann Lawton,
Major Star und die Leutenants Do
novan und Donnelly Gewehre der Ver
mundeten auf und schoben auf den
Feind; sie schössen mehrere Philippini
sche Scharfschützen von einem Bau:,i
herab. Als ihreMunition erschöpft war.
sammelten das Häufchen Amerikaner
die Verwundeten und brach, da kein
anderer Ausweg übrig blieb, durch des
Feindes Flanke und stieß zu dec
Hauptmacht der Amerikaner.
Nachmittags, als Verstärkung an
langte, wure der Kampf wieder aufge
nominen. Der Monitor Monadnock"
ankerte nah: dem Strande während die
kleinen Kanonenboote dcr Küste ent
lang fuhren und die Rebellen aus i'qxtn
Schnellfeuergcschützcn mit einem Hagcl
von Geschossen überschütteten. Es g'
lang den Amerikanern schließlich, bei
Feind über den Fluß Zapote zu trci
den. Dies war aber auch alles. Siu,:
denlang lagen sich die Gegner gcgcn
über, nur durch den schmalen Wasser-
laus g:ircnnt. Das Schießen d.ucrlk
ohne Unterbrechung. Ein Bataillon
rizch dem a.ideren wurde vom General
Lawton zur Front beordert, bis LaS
Pina beinah ganz von Truppen ent
b:cst nur. So lagen die Truppen sich
gegenüber, zwischen iqncn die Brücke,
welche die Amerikaner gar so gern ge
nommen hätten, was aber so gut wie
unmöglich ist. da die Insurgenten aus
der anderen Seite Schanzen aufgewor
sen haben, deren Wände 10 Fuß dick
sind. Um 4 Uhr verstummte das Feuer
für eine Stunde. Es wurde ein Arti!
lerie Feldwebel abgesandt, um die
?wei in Reserve befindlichen Bergge
schütze herbeizuholen. Der Brave
konnte, am Ziel angekommen, gerade
noch rufen: Bringt diese Kanonen zur
Front", dann stürzte er erschöpft vom
Pferde. Es ist zur Zeit unmöglich, die
Verluste der Insurgenten abzuschätzen,
aber ohne Zweifel sind sie groß.
Tod und Verwüstung.
New Nichmond Wis.. 14. Juni.
Seit gestern hat das blühendeStädt
cken New Nichmond beinahe zu ezistiren
ousgehört das Opfer eines Eyklons.
Von den 2200 Bewohnern ist kaum
einer dem Tod, Verletzungen oder an
deren schweren Leiden entgangen. (New
Richmono liegt 36 Meilen östlich von
St. Paul Und an der Wisconsin-Cen-tralbahn
sowie an der Duluth - Su
perior Zweiglinie der Omaha-Bahn.
Nicht weit davon ist dcr Willowfluß,
an welchem sich eine Anzahl großer
Säge- und anderer Mühlen befinden.
Ringsum ist reicyes Farmland. Das
Städtchen war eines dcr ältesten im
westlichen Wisconsin und enthält oder
enthielt viele schöne Wohnhäuser.)
Kaum eine Familie ist zu finden, dic
nicht ein Glied oder mehrere unter den
Todten oder Vcrletzien hat. Wie viele
Personen durch den Sturm ihrLeben
verloren, ist zur Zeit noch nicht genau
bekannt; ccnscrvativen Schätzungen
zufolge beträgt die Zahl der Todten
etwa 50 und die der Verletzten etwa"
200. Die Leichen, soweit sie geborgn
si.d, sind nach den beiden hiesigen Kir
chen gebracht worden, wo sie den Ange
hörigen übergeben werden. Dic Verletz
ten befinden sich in dcr Obhut der die
len Aerzte und Krankenpfleger, die von
den umliegrnden Städten und Ort
schaften per Bahn und per Pferd und
Wagen herbeigeeilt kamen. Viele sind
auch bereits nach den Hospitälern in
St. Paul und Minneapolis gesandt
worden. Das einst so blühende Städt
chen bietet einen traurigen Anblick dar
wo das Auge hinblickt, nichts als
Trümmer. Tod und Verwüstung.
Mit dem Begraben der Leichen hak
man bereits begonnen, da viele schon
in Verwesung übergegangen sind.
Von den 500 Häufern, welche die
Ortschaft bildeten, sind 300 total ver
nichtet; in der Sturmbahn ist nichts
Aufrechtes mehr zu finden, nicht ein
mal ein Pfosten. Die Scene bietet einen
Anblick dar, als ob vom Himmel her
unter mit einem Rammbock die Häuser
in den Grund gestampft wurden. Die
Einwohner sind noch halb betäubt von
deck schrecklichen Unglück und es hält
schwer, eine klare Darstellung von dem
Schreckens - Ereigniß zu erhalten. Der
Pastor Dr.'Deginan gab folgende ,
Schilderung: Es war etwa 6.30 Uhr
Abends. Am Himmel kamen drohende
Wolken angezogen die nichtsGutes ver
kündeten. Tann hörte man ein Ge
räusch. das gerade wie das Pustcn von
50 Lokomoiivcn klang, die bergauf zic
hcn. In der Ferne konnte man die Luft
mit Trüninierstücken gefüllt sehen. Der
Pastor gab dann den Alarm und flüch
tete nebst Anderen in den Keller des
Pfarrhauses, wo cr betete und die Ab
solution ertheilte, während das Krachen
der einstürzcndcn 5zäuser und das
Heulen und Toben dcL Orkans beinahe
die Stimme des Priesters übertönte.
Plötzlich verstummte der Lärm der
Cyklon war weiter gerast, nachdem cr
Tod und Verderben über das Städt
chen gebracht hatte. Dafür hörte man
von allen Seiten das Wehklagen der
Geretteten und das Jammern und
Stöhne,: d'r Verletzten, während mx
die Schrecken noch zu vergrößern, hier
imd dort F,ammen aus den Trümmer
Haufen brachen. Der Gcfchäftsihcil ist
gänzlich vernichtet, nicht eine Mauer
steht mehr. Es war schwer zu cntschei
den, wo mit der Hülfelcistung zuerst zu
beginnen, u,,d es dauerte geraume Zeit
bis das Rcltungswerk systematisch e
trieben wurde. Die vier Aerzte des
Ortes konnten nur in beschränktem
Maßstabe Hülfe leisten, da keinerlei
Medizinen zu erlangen und auch ihre
Instrumente verloren waren.
Von der Umgebung sind noch keine
Nachrichten eingetroffen; ohne Zwei
scl hat der Sturm auch dort jchlimni
gehaust. Um elf Uhr Nachts kam vn
Stillwater dcr erste Hülfszug an. Uin
5 Uhr heute Morgen traf ein anderer
von Chippwa Falls ein, und um
Mittags kamen zwei weitere vo St.
Paul und Stillwater. Bon St. Pau!
war auch eine Abtheilung Polizei an
gelangt, die große Hülse leistete, indem
sie die Betrunkenen und die Diebe, wel
che Ruinen durchsuchten, verhaf.e
ten. F a i r b a u l t . Minn.. 14. Juni.
Elroy. Biola. Rockson. Tomah litten
gleichfalls schwer; eine Menge Vieh er
trank, die Ernte wurde zum großen
Theile vernichtet; viele Gebäude beschä
digt; Vieh ertrunken, Brücken fortge
schwemmt und Telegraphenleitungen
zerstört.
Auch in Hudson. Wis.. sowie m La
Cri.ssc richtete der Sturm viel Unheil
an. In Mankato. Minn.. Winona.
Minn., Spirta. Wis.. und anderen
Orten geschah viel Schaden.