190 Der Hausfreund. und eben eine große Reise antrete. Das war der letzte Brief. Sie hörte nie mehr etwas von ihm. Sie weinte viel, bis ein Umstand eintrat, der ihre Ge danken für eine Zeit lang ablenkte. Das Mädel kam zur Welt. Josefine wurde es getauft. Er hieß Josef. Sie sollte wenigstens seinen Taufnamen tragen, wenn sie sonst den Namen der Mutter tragen mußte. Mit jener großen Liebe, die Gott dem Weibe ins Herz gelegt hat, widme te sie sich ihrem Kinde. Leicht wurde ihr die Erziehung nicht. Die Eltern starben ihr. Sie hatte Niemanden. Und sie war furchtbar arm! Schwer mußte sie ar beitcn. die Nacht mußte sie zum Tage machen, um das Auskommen zu sin den. Denn der Kleinen durfte nichts abgehen. Die wurde erzogen und mußte lernen, als ob sie reicher Leute Kind wäre. So wuchs sie heran, gut, brav und schön, ein frappantes Ebenbild der Mutter von einst. Leute, welche Leni ehemals gekannt hatten, schlugen d!e Hände über dem Kopfe zusammen über die Ähnlichkeit. Und es kam auch der Tag, daß sich Einer in die Josefine vergaffte. Er war bei einer Eisenbahn angestellt. Durch Prctection war er dort hineingekom wen. Die Protectiön hatte er verloren, und so kam er nicht vorwärts. Das mußte aber einmal doch geschehen, und sobald er zum definitiven Beamten er nannt war, wollten sie heirathen. Dar auf warteten sie schon beträchtliche Zeit. Du Realisirung des Wunsches rückte nicht näher. Jede Ernennung brachte ihnen eine Enttäuschung. Er war brav, fleißig, sein Bureauchef gestand ihm das zu, aber er fand nirgends eine Brücke zu dem einzigen, allmächtigen Manne, zu dem Generaldirector, der sein Glück ach! das Glück so Vieler in Händen hielt. Wie zu diesem Manne gelangen, wie sein Herz rüh ren? Da faßte Josefine einen Entschluß, den sie vor der Mutter und dem Ge liebten geheim hielt. Die hätten sie scnst schön heimgeschickt. War sie doch im Begriffe, einen Kinderstreich zu be gehen, der seine Zukunft unter Um ständen gänzlich vernichten konnte. Daß sie ihn dadurch lächerlich machen konnte für immer, das war ihr. nicht in den Sinn gekommen. Josefine that nänilich nicht mehr und nicht weniger, als daß sie direct zu dem allmächtigen Eeneraldirectsr ging. Der sah sich das schöne, junge Blut lange an, schüttelte das Haupt, fuhr sich mit der Hand über die Stirne, schüttelte dann wieder das Haupt und f'vg um ihr Begehr. Sie sagte resolut, was sie hergeführt habe. Der General director hörte ihr mit halbem Ohr zu. Wo hatte er dieses Gesicht schon gese ben? Wie heißen Sie?" frug er end lich. Jostfine Schwarz!" Schwarz?" Festen Blickes fixirte er das Mädchen . . . Mit einemmale er innerte er sich an etwas, woran er schon .lange, lange vergessen hatte . . . Ihr Vater?" frug er rasch. Ich habe ihn nie gekannt. Er ist schon lange todt!" Die Mutter?" Leni Schwarz!" Dem großen Herrn wurde es ganz eigen zu Muthe. Er konnte den Blick des Mädchens nicht aushalten ... Es ist zu dumm, daß ein Generaldüector den Blick eines solchen Kindes nicht aushalten kann. Zu dumm, daß er sich von einem solchen zufälligen Zusam mentreffen bestimmen ließ, der Sache Ernst beizumessen. Aber er frug doch weiter. Mit kühler Ruhe, wie sie einem so mächtigen Herrn eigen ist, frug er Dieses und Jenes. Richtig war es die selbe Leni Schwarz. Ujid wenn er die Rechnung stellte und von dem Mädel hörte, wie alt es auf die Stunde sei, dann wußte er noch mehr ... Was kam ihm doch auf einmal in den Sinn, dem großen Herrn? Er wurde barsch, fuhr sie an. Sie solle ih res Weges gehen. Schlechte Beamte das, die sich von Mädchen protegiren lassen. Wenn er keinen anderen Protector hat . . ." sagte sie dreist. Und ohne sollen geht es nicht bei der Bahn, sagt er immer," setzte sie naiv hinzu. Da mußte er lächeln. Und es wurde ihm auf einmal weich ums Herz. Aeußerlich schien er aber rauh. Es passe einem so jungen Mädel nicht, was sie gethan habe, sagte er. Die Mutter soll selbst kommen. Morgen gleich. Um elf Uhr werde er für sie zu sprechen sein. Daheim glauben sie, die Pcpi sei vtirllckt geworden, als sie beichtete. Dc.nn sahen sie, daß der Kinderstreich ernst war. Der Geliebte war böse, stürzte fort, wollte nicht mehr wieder kon.men. die Mutter fchalt, aber am nächsten Tage ging sie doch zum Gene raldirector. 'Vielleicht doch! Was thut eu'e Mutter nicht alles für ihr Kind? Und als sie heimkam, konnte Jose sine es gar nicht fassen, was für Aen dnung mit der Mutter vor sich gegan gen sei. Sie schien verjüngt, sie schien eine Andere geworden zu sein. Es dauerte lange, bis die Kleine sie dazu brachte, zu sagen, was sie beim Gene raldirector erreicht habe. O, mehr als Jcsefine gedacht hätte. Er sei ein Jung geselle und bedürfe dringend für sein Hauswesen eine Leiterin. Dafür hätte er sie engagirt. Und in Zukunft sei es mit der Arbeit und der Plackerei vor bei. Was den jungen Herrn anbelangt, wenn die Pepi durchaus auf ihm be stünde, müsse man eben sehen, daß er rasch vorwärts kommt . . . Und Josefine sagte zu ihrem Lieb sttn vorwurfsvoll: Da haft Du immer gesagt, daß der Generaldirector für Leute, die keine Protectiön haben, nicht zugänglich ist? Bei dem gibt es leine Protectiön . . R e g e n w e t t e r. Wenn mein SchLtzchen schmollt Mir ein bißchen grollt, Sieh, dann denk' ich immer: Lange währt es nimmer. Bis das Ungewitter zieht vorbei. Weißt du. der April Thutauch, was er will; Doch von kurzer Dauer Sind die Regenschauer, Und dann folgt der wunderschöne Mai. Glossen. Wer nicht liebt Wein, Weib und Ge sang. Der bleibt ein Narr sein Leben lang." Ein trefflicher Spruch ich räume es ein; Nur müssen die drei auch genießbar sein. 0 GünstigerMoment. Du warst also in Gesellschaft Dei nes Bräutigams während der Mond finsternis draußen. Habt ihr auch den Moment der totalen Verfinsterung ge nau beobachtet?" Ach nein, Tantchen, zu der Zeit ha ben wir uns geküßt." 0 Surrogat. Hausfrau: Mina, warum rasselst Du denn so furchtbar mit dem Blechge schirr?" Köchin: Ach Jott. Madam, mein Dragoner kann heut' nich' kommen und da imitiere ick mir 'n bißchen Säbelje rassel." AuseinerVertheidigungs rede. Vertheidiger: Und dann bedenken Sie, meine Herren Geschworenen, noch diesen Umstand: bei seinen langen Ar men hätte der Angeklagte einen viel tie feren Griff in die Kasse thun können, als er ihn faktisch gethan!" Ein Eingefleischter. Sie: Kein Wunder, wenn Dir der Kopf weh thut, Du hast ja gestern wieder 6 Maß Bier getrunken." Er: Die hätten mir nicht geschadet. Weiberl; aber vorm Bettgehen hab' ich noch ein Glas Wasser getrunken." 0 Grausame Strafe. Wie strafen Sie Ihren Mann.wenn er Sie einmal besonders ärgert?" Dann muß er auf den Junggesel lenstand schimpfen." 0 Das Alter brüstet sich immer mit seiner Erfahrung, selbst dann, wenn es nie eine gemacht hat. Wie man sich verlobt. Ekizz? on ?r truij4 0 (Vrnil Aoa4 Frühling und Sonnenlicht. Die Zweige des Goldregenbaumes beugten sich unter dem Gewicht der schweren Blumendolden. Die Päno nien glühten beim Kuß der Sonne, und der Flieder erfüllte die Luft mit mil dem Wohlgeruch, während der wilde Wein seine frischen, grünen Ranken um die hell gemalten, schlanken, eiser nen Pfeiler liebkosend schmiegte. Zwei Damen befanden sich auf der Veranda; sie waren Schwestern, ob gleich sie einander eigentlich wenig gli chen. Die ältere, Amalie, die Frau des Hauses, war eine reife Schönheit niit strahlenden, dunklen Augen, schwarz zem Haar und üppigen Formen. Sie stützte sich aufrecht stehend an eine Säule und starrte gedankenvoll vor sich hin. Die Schwester Betty saß auf der Treppe, die Hände um das eine Knie gefaltet. Sie war ein ganz jungesMäd chen, fast noch Kind.mit blonden Locken und lächelnden, blauen Augen. Betty erhob den Kopf. Sage mir, Amalie, wie machtest Du es damals, als Du Dich verlob test?" Damals, als ich mich verlobte?" Ja. Was sagte er und was sagtest Du?" Das dessen entsinne ich mich nicht." Aber Amalie, das mußt Du doch noch wissen!" Betty. Du bist ein großes Kind. Du denkst doch wohl nicht daran. Dich zu verloben?" Nein; denn ich glaube eigentlich, daß ich bereits verlobt bin." Aber Betty" Das Unglück geschah gesternAbend, wenn ich verlobt worden bin; denn wir beide sprachen kein Wort. Nur " Nur?" O, Du verstehst mich recht gut denn, siehst Du, das Ganze ging folgendermaßen zu. Als wir gestern zu Abend gegessen hatten und Du am Pia no saßest und phantasirtest, Dein Mann war im Schaukelstuhl fast einge schlummert kam der Leutnant her aus zu mir auf die Veranda. Ich saß ebenso hier, wie ich jetzt sitze, und da setzte er sich neben mich. Dann weiß ich eigentlich nicht, wie es weiter zuging; aber er schlang seinen Arm um meine Taille." Und das erlaubtest Du, Betty?" Nun, wenn man auf einer Treppe ohne irgend welche Rückenstütze sitzen muß, dann sitzt man doch viel besser so." So. das thut man? Weiter?" Plötzlich fühlte ich seinen großen blonden Schnurrbart auf meiner Wange. Ich habe bisher stets geglaubt, daß es unangenehm fein müsse, mit ei nem solchen Schnurrbart in Berührung zu kommen; aber das war keineswegs der Fall. Der Bart war so fein und weich. Und denk Dir, plötzlich nahm er sich einen Kuß!" Er nahm einen Kuß?" Ja, er nahm nur einen, denn die anderen bekam er. Es waren gar nicht so wenige. In demselben Augenblick kam das Mädchen mit der Lampe, da erhoben wir uns beide und traten in die Stube. Bemerktest Du nicht, wie roth wir waren? Und daher müssen wir wohl verlobt sein nicht wahr?" Aber sagte er denn nicht ein einzi ges Wort?" Ja, als er ging, drückte er mir die Hand und flüsterte: Morgen werde ich mit Deinem Schwager sprechen." Er sagte Du, das war doch sicherlich deutlich genug." Nun, dann werden wir also hören, was mein Mann sagt, sobald er zu Mittag nach Hause kommt. Wir können ihn jeden Augenblick erwarten. Amalie. Ich hörte die Loco motive pfeifen." Die Hausfrau beugte sich über das Geländer und sah auf den Weg hinab. Dort kommt er. Aber er kommt nicht allein, der Leutnant begleitet ihn." Da kannst Du sehen, daß es den ncch eine Verlobung war. Ach mein Gott, ich schäme mich so feh! Ich . glaube, ich laufe ins andere Zimmer." ' Zu spät, zu spät! sie sind bereits hier." i Der Leutnant stand in der offenen ' Gartenthür, kühn und kräftig in seiner 1 dicht anschließenden Uniform, während die Sonne auf seinen blanken Knöpfen ' spielte und seinen dicken blonden Schnurrbart fast vergoldete. Er führte die Hand militärisch an : die Mütze, sein Gesicht strahlte. Betty hatte sich erhoben und stand mit gesenkten Augen da und spielte er röthend an den Atlasschleifen ihres Kleides. Hinter den jungen Leuten wechselte das Ehepaar schelmische Blicke. Es mußte sicherlich doch eine Verlo- bung sein. G a st w i r t h s-G e b u r t s t a g. Dein Stammwirth feierte gestern seinen Geburtstag?" Ja. er gab ein paar Flaschen vom schlechtesten zum besten." 0 Appell. Angeklagter: Jessas. seien S' still, Her.r Staatsanwalt! So arg wie Sie setzt mi' ja als nit mei' Alte 'runter!" n Stille Freude. Emporkömmling (früher als wenig skrupulös bekannt): ' Ja, rasn man sieht, wie sich die Menschen begaunern, freut man sich, daß man das alles hin ter sich hat!" EinguterKerl. Sie: Nun, wenn ich Dir so unaus ffehlich bin, warum läßt Du Dich nicht von mir scheiden?" Er: Aus purem Mitleid mit mei nem Nachfolger." Der erstaunte Ehemann. Der ältere Student dort, welcher nächstens ins Examen steigt, ist schon verheirathet." Ehemann: Ach, kann ein Mensch gleichzeitig so viele Prüfungen ertra gen?!" 0 Findig. A: Der Postsckretär hat ja eine so reiche Frau gefunden!" B.: Ja, es geht nichts über die Fin digkeit der Post!" 0 Schneidig. Herr (am Meeresstrand): Was ha ben Herr Leutnant denn vor? Leutnant: Bloß 'mal Briefmarke am Ocean anfeuchten." o Jmmerderselbe. Wie ich sehe, sind Sie von Ihrer lebensgefährlichen Krankheit wieder glücklich genesen." i Händler Hirsch: Ja, des Tod hat noch einmal mit sich lassen handeln." Ein O p t i m i st. Eben bist Du durchgefallen und säufst Sekt?" Bemoostes Haupt: Trinke aufsGe lingcn beim nächsten Mal!" 0 Bezeichnend. A. : Wie der Assessor fromm Hut, wenn er bei seiner reichen Tante weilt!" B. : Ja, der ist sehr tausendmark scheinheilig." 0 Gedankensplitter. Frauen bleiben ewig Kinder, wenn sich's um etwas Glänzende handelt. Wenn man sagt: Die Welt spricht." ist diese oft nur ein altes Weib. Ein guter Vorsatz gleicht einem Nc genschirm: man vergißt ihn leicht. Mancher verspottet den thörichten Glauben der Einfältigen und hält sich für klug, weil er nichts alaubt; er weiß aber nicht, daß er selber den größten Unsinn glaut, nämlich: er sei klug. i A n.