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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (May 25, 1899)
Die luusjpcthcFc Cin HeiiereS O'tidi'.Aidicn von 23. Zrnkinz Wenn Iran Tippelmann die An schassung irgend eines neuen yudichen Stiickes für die Zimmereinrichtung oder eine? ihr praktisch erscheinenden Gerä theS für Küche oder HauSwirthschaft bei ihrem Manne nicht durchsehen konnte, so pflegte sie diesen Gegenstand bei der nächsten Gelegenheit dem Gatten als Angebinde zu Weihnachten oder zum Geburtstage zu verehren. Tas ist eine sehr empfehlenswerthe Manier, die in konsequenter Turchsuy rung dem Tippelmann'schen Haushalte schon manchen ansehnlichen Inventar. Zuwachs eingetragen hat. So sind die Portieren zwischen der guten Stube und dem Eßzimmer ein MvurlSlagsgeiaienr, das die liebende Gattin schon vor Iah. ren ihrem Eheherrn machte, der Servir. tisch hat seiner Zeit als Gabe für den Mann unter dem Weihnachtsbaume ge standen, und auf dieselbe Weise sind viele andere nützliche Jnventarstücke in den Besitz der Familie gekommen. Herr Tippelmann freute sich bei sol. chen Ueberraschungen natürlich immer ungeheuer, gab der auf des Hauses Zier bedachten besseren Hälfte einen herz lichen Tankeskutz und bezahlte ganz im Stillen die Rechnung, die ihm nach der üblichen Frist von dem betreffenden Geschäfte über das Geschenk zugeschickt wurde. In der allerjüngstcn Zeit hatte sich nun in der Tippelmann'schen Faniilie ein Mangel bemerkbar gemacht, der von der Hausfrau mehr und mehr als drückender Uebelstand empfunden wurde. Es fehlte nämlich eine Hausapotheke. In den abgelaufenen 15 Jahren der Ehe hatte man unbegreiflicher Weise ein solches Möbel garnicht vermißt. Tie Gläser, Büchsen, Schachteln und Tüten, worin der eiserne Bestand an Pfeffermünzthee, Wurmkuchen,Cholera. Tropfen und allen den übrigen zahl, reichen Hausmitteln, die in einer mit Kindern gesegneten Familie immer zur Hand sein müssen, verwahrt wurden, hatten bisher an verschiedenen Stellen der Wohnung ihr Tomizil. die Thee düten im Küchenschranke, die Pulver, und Pillenschachtcln im oberen Auszuge der Nachtschränkchens, die Gläser und Fläschchen auf dem Borte des Wasch, tisches. Zur Hand waren sie dort im. wer gewesen, und diese Ordnung der Dinge würde auch wohl für die Zukunft , noch vollständig befriedigt haben, wenn nicht eines Tages eine Freundin der Frau Tippelmann bei einem Damen Kaffee eine Anwandlung von Migräne bekommen und diese günstige Gelegen, heit benutzt hätte, den versammelten Damen einen Einblick in ihre nagelneue und reizend eingerichtete Hausapotheke zu gewähren, der sie nun ein Migräne Pulver zur Bekämpfung ihres Leidens entnahm. Die Migräne schwand sofort, so daß Frau Dippelmann nachträglich aller. Hand Zweifel an der Echtheit des An. falles aufstiegen. Dafür aber empfand Frau Dippelmann seit dieser Stunde eine Sehnsucht nach dem Besitze eines ähnlichen Apothekenschränkchens, und diese Sehnsucht wuchs von Tag zu Tag. Schade nur. daß der Gatte so gar kein Verständniß für die Zweckmäßigkeit eines solchen Möbels besaß! Als sie ihm, anknüpfend an die Vor. lesung einer sehr lehrreichen Auseinan. Versetzung aus Klenkes Hauslexikon", zuerst mit den Gedanken vertraut zu machen suchte, vertheidigte er zunächst hartnäckig die bisherige Gepflogenheit des Hauses und schlug dann vor. das eine der oberen Schränkchen im Büffet den Apothekerwaaren einzuräumen. wenn diese durchaus ganz unter sich bleiben sollten. Der Barbar! Als ob eine Hausfrau ihr Vusiet zu dergleichen Zwecken her geben würde! Vergeblich blieb es auch, daß Frau Dippelmann ihren lieben Kurt in den nächsten Wochen mit großer Beharrlich keit vor die Schaufenster der Möbel Magazine führte und ihn dort durch den Anblick allerlei niedlicher Schränke chen zur Sinnesänderung zu verlocken suchte, und so griff sie denn schließlich zu ihrem alten oft erprobten Trick Herr Dippelmann bekam die Haus Apotheke zum Geburtstage. Eigentlich hatte er diesmal Gardinen für die gute Stube erhalten sollen, aber damit hatte es zur Noth auch Zeit bis zum Weih nachtsfeste. Anfangs hielt Herr Dippelmann in seiner Harmlosigkeit das in der That sehr niedliche Möbel für einen Ziaar renschrank, und daher war seine Freude zunächst aufrichtiger als gewöhnlich Als er aber probeweise ein Kistchen sei er Trabucos hineinstellen wollte, zeigte oer Raum zu wenig Tiefe; und auf die Bemerkuilg. daß man den Schrank wohl werde umtauschen können, erhielt er nun erst von der Gattin über den Zweck desselben die rechte Aufklärung. Seine Stimmung wurde dadurch we. sentlich gedämpft, wenn er sich das auch nicht merkn ließ. Am nächsten Tage war es das erste Geschäft der Hausfrau, die neue Apo. theke einzuweihen. Natürlich gehörte sie ins Wohnzimmer, und weil dort sonst keine passende Stelle an den Wän den verfügbar war, so mutzte der Re gulator seinen Platz, an dem er nun schon 15 Jahre der Familie gute und böse Stunden geschlagen hatte, aufge den und wurde an die Fensterseite ge hängt. Freilich hatte er da eine sehr ungünstige Beleuchtung, man mußte. immer ganz nahe herantreten, um das Zifferblatt erkennen zu können; dafür aber hing die Hau-apctheke nun sehr wirtuna-voll über dem Servirtische. Tie ganze Familie betlieitigte sich am Elnkramen des -chranlchens. Alle al ten. langst ausrangiltcn Medikamente wurden bervorgcsucht. sogar das vor staubte Gläschen mit Jakobsöl. das der Hausherr mal vor 10 Jahren zum Einreiben der erkälteten Sckulter be nutzt hatte und dessen Inhalt jetzt zu einer zähen, braunen Kruste zusammen getrocknet war, und ebenso der defekte Jnhalir Apparat, von dem der In strumentenmacher schon im vorigen Winter erklärt hatte, daß das absolut unbrauchbar gewordene Ding auch nicht wieder reparirt werden könne. Tie Marublum, Pseffermunz und Brust thee - Tüten mußten natürlich auch heran, und so war das Schränkchen bald stattlich gefüllt. Trotz des vom Hausherrn erhobenen Einwands, daß die Geier.Apotheke ja im Nachbarhaus sei, man also jeden Augenblick alles Nothwendige erhalten könne, holte Max noch am selbigen Vormittage zur Komplettirung des Schrankinhaltes eine Rolle Heftpflaster, ein Packet Ber bandwatte, einige Gazebinden und ein Fläschchen Karbolwaffer, und schon am Nachmittage konstatirte Frau Tippet mann beim Oeffnen der Hausapotheke mit Genugthuung, daß es darin schon gerade so röche, wie in einer richtigen Apotheke. Ta sie sich bei dieser Ge legenheit dem nasalen Genusse etwas lange binaeaeben hatte, so theilte sich der widerliche Geruch auch dein ganzen Zimmer mit, und man mußte gleich nachher eine Weile Fenster und Thüren aufsperren, wobei Herr Tippelmann sich einen Schnupfen zuzog. Zum Glück war Mentholin in der Hausapotheke vorhanden, und so wurde Herr Dippelmann der erste Patient kl ner Frau, die sich von nun an mit wahrem Fanatismus der Hellkunst be mächtigte und stets nach neuen Opfern auf der Suche war. DieOstertage selbst lieferten schon günstige Gelegew heit in Fülle. Bekanntlich hat der Reichthum an allerlei Gebäck und Zuckerwerk, den diese Tage mit sich bringen, für Kinder und Erwachsene leicht Beschwerden zur Folge; diesmal aber war Mama Dippelmann mit ihren Marzipaneiern, mit dem schweren Öfter kuchen und sogar mit gefüllten QMo ladensachen so freigebig, daß schon am Abend des ersten Festtages alle drei Kinder Veranlassung gaben, mit Mag nesta und doppeltkohlensaurem Natron aus der Hausapotheke einen Feldzug gegen die deutlich bemerkbare Magen verderbniß zu beginnen. Am anderen Morgen nahm die Hausfrau selbst ein Antlpyrln Pulver und rieth dem (sat tcn zum Gurgeln mit übermangaw saurem Kali, da sie bei ihm eine Hals entzündung im Anzüge glaubte. Auch die Kinder mutzten gurgeln, um der m.n. k,k illlCUUUl) UUIJUUIUIU. ' Als am dritten Feiertage Mathilde, die geschäftige Hausmagd, beim Glä serspülen, dem diesmal des Hausherrn schöne? Spezialalas mit dem Mono gramm zum Opfer fiel, sich eine kleine Hautwunde am rechten Daumen zuzog, wurde auch sie sofort in Behandlung genommen. Zur Auswaschung mit Karbolwasser und einem ArnikaBer. bände waren alle Vorbedingungen vov Handen, und obwohl Mathilde mit aller Energie gegen ein solches Versah. ren protestirte und erklärte, daß sie Arnikatinktur an Wunden durchaus nicht vertragen könne, setzte Frau Tip pelmann ihren Willen durch, und acht Tage lief das Mädchen mit einem so umfangreichen Verbände an der Hand umher, daß von Hausarbeit gar keine Rede sein konnte. Dann zeigte sich nach Mathildes Ansicht infolge der Tinktur die kleine Wunde so bösartig, daß man zum Arzte schicken mußte, der kopfschüttelnd den Finger schnitt und die Sache in weiteren acht Tagen wieder glücklich m Ordnung brachte. Wenn diese Erfahrungen den Kuriv eifer der Frau Dippelmann auch nicht gerade anfeuerten, so dauerte doch die Lust zum Quacksalbern noch eine ge- räume Zeit fort, niemand war vor ihren Medikamenten sicher, und die Kinder ergriffen schon die Flucht, sobald sie die Mutter eine verdächtige ., Bewegung nach dem verhängnisvollen Arznei schränkchen machen sahen. Da ereignete sich bei einer kalten" Abendgesellschaft im Dippelmann'schen Hause, daß der Hausherr einer feiner vielen Lleblingsspeisen diesmal waren es in Gallert gekochte Rippchen von jungem Wildschwein reichlich viel Ehre angethan hatte; selbst das von Herrn Dippelmann sofort angewandte Hausmittel, nämlich ein nicht zu klei nes Gläschen Hennessy" mit drei Ster nen, wollte dagegen nicht anschlagen. Das war nun etwas für die Haus frau. Mit Begeisterung eilte sie an ihre geliebte Hausapotheke und kam mit einem Büchschen zurück, dessen In halt sie als Pepsin Magnesia bezeich, nete. Herr Dippelmann machte gute Miene zum bösen Spiele, sperrte ge horsam seinen Mund auf und bekam einen Kaffeelöffel voll des Pulvers auf die Zunge geschüttet und einen Schluck Waffer nachgegossen. Die Kur hatte eine ganz unerwartete Wirkung. Wie wahnsinnig sprang Herr Dip. pelmann empor, lief räuspernd, hustend und prustend im Zimmer umher uud drohte, nachdem Athem und Redekraft nach und nach wiedergekehrt waren, mit sofortiger Andieluftsetzung der ganzen vermaledeiten Hausapotheke, wenn ihm von deren Inhalte noch einmal irgend etwas nahegebracht würde. Selbstverständlich war Frau Tippel mann nicht wenig getränkt, und mit Recht. Seine besten Absichten so miß verstanden zu sehen, ist schmerzlich. und zudem mußte sie ganz gewiß, daß Herr Tippelmann sich irrte, wenn er daS ihm kunstreich applizirte, wohl thätige Pulver für eine Mischung von Ziegelmehl und Torfftreu erklärte. Es war PepflnMagnesia und nicht, ande res. dabei blieb sie. bis der in der Ge scllschaft anwesende Troguist Müller die . Schachtel zur Hand nahm und deren Inhalt schnell als Zahnpulver feststellte. Tiefem fachmannischen Urtheile at genüder konnte grau Tippelmann ihre Behauptung, daß sie noch niemals Zahnpulver in ihrer Hausapotheke aufbewahrt habe, nicht lange aufrecht erhalten; kleinlaut mußte sie schließlich die Möglichkeit eines Versehens zu geben. Seitdem ist die wackere Tame in der Wahl ihrer Kur-Odjekte sehr vorsichtig geworden, beschränkt ihren medizini sehen Eifer fast ausschlietzlich auf die wehrlosen Kinder und hört es ungern, wenn man, was im Kreise ihrer Be kanntschaft merkwürdig häufig geschieht, von dem Nutzen der Hausapotheken im Allgemeinen und der sanitären Wirkung des Zahnpulvers als innerliches Mittel im Besonderen spricht. Nebel. Ein furchtbares Eisenbahnerlebniß. Bon E. König. Vor einer Reihe von Jahren, an einem Novemberabend, hatte ich Ver- anlassung. auf der South Eastern Railway von Canon Street in London nach der Station Spa Road zu fahren. Nach einem kalten, nebligen Tage war die Zahl der Passagiere gering. In dem Coupee zweiter Klaffe, welches ich bestieg, befand sich nur ein Reisender, ein untersetzter Mann von etwa sieben unddreitzig bis vierzig Jahren. Er schien in einem Buche zu lesen. Als wir die Glaskuppel des Borouqh Marktes erreicht hatten, hielt der Zug an, und ich war zum ersten Mal im Stande, meinen Reisegenosscn zu be trachten. Es geschah dies, als er das Buch auf den Sitz warf und geradeaus blickte. Er war etwas über Mittel- qröße und hatte die breiten Schultern eines Athleten. Seine Gesichtszüge machten auf mich einen unheimlichen Eindruck, obschon sein Antlitz, von den Augen abgesehen, die einen eigenthüm. lichen Schimmer hatten, nicht häßlich war. Ich wußte nicht, daß wir so nahe beim Krystallpalaste sind." sagte er brüsk. Beim Krystallpalaste?" wiederholte ich etwas überrascht, wir sind nicht in der Nähe des Krystallpalastes. Der Borough-Markt würde sich geschmeichelt fühlen, wenn er wüßte, daß er für den sydenham-Palast gehalten wurde." Borouqh-Markt! Natürlich habe ich nur einen Spatz gemacht," lachte mein Gefährte; aber sein Lachen war kein hei teres. ; Er nahm sein Buch wieder auf. Wiewohl er aber die Augen auf die -äeite gerichtet hielt und hier und da ein Blatt umwendete, war es äugen scheinlich, daß sein Lesen wenig mehr als ein Vorwand war. In dem Wagen war es so finster, daß es ganz unmöglich schien, die Buchstaben zu erkennen. Plötzlich ging mit meinem Reisege. fährten eine Veränderung vor. In fei nen dunklen Augen glühte ein Feuer, und um seinen Mund war ein Aus- druck, die mich zugleich abstießen und anzogen. Sind Sie viel gereist?" fragte er plötzlich, mit dem Rücken gegen die Thür lehnend und mich neugierig be- trachtend. Ich war nie von der Insel weg!" entgegnete ich. -,,AH," sagte er, ich war überall. In Italien. Rußland. Indien. China. Timbuctu. überall überall. Ich war in der Nähe des Nordpoles und am Südpol." ' Wirklich? Sie müssen ein großer Reisender sein, mein Herr!" ant wortete ich. Ich war niemals auf dem Mond. Niemand kann ein großer Reisender sein, wenn er nicht dort gewesen ist." Dann fürchte ich, daß es außer Jules Verne deren nicht viele giebt." So ist s, so ist s! Und doch würde eine kleine Reise über diesen abscheu. lichen Nebel und über die Wolken hin aus angenehm sein. Sind Sie nicht auch meiner Meinung?" ' Nicht ganz," entgegnete ich. Ich für meinen Theil würde weit lieber an meinem Kamin sktzen." Sie wollen wirklich? Sehen Sie er; riechen Sie diesen Nebel?" Er ritz das Fenster auf und wahr- lich der Nebel, der hereindrang, war schlimm genug. Ich gebe zu, daß er weder für die Augen, noch für den Hls angenehm ist! bemerkte ich. Ich weiß, Sie wollten Ein Jeder würde froh sein, hinauszukom men," fuhr mein seltsamer Geführte ort. Dabei funkelten seine Augen in einer Weise, die mir Grauen einflößte, und um seine Mundwinkel zuckte es ver dächtig. Natürlich hatte ich unter solchen Um ständen den lebhaften Wunsch. Spa Road zu erreichen. .Ja. derjenige, welcher die Londoner vom Nebel befreien tonnte, würde ein großer Wohlthäter derselben sein!" sagte ich. Sein?" flüsterte mein Reisegefährte mit seltsamem Ernste. .Nun. ich bin dieser Mann!" Während er sprach, duckte er sich nieder und sah mit einem Blick zu mit empor, der mich erschreckte. Er knöpfte seinen Rock zu und streifte die Aermel in die Höhe, indem er wieder flüsterte: Ich bin der Mann. Ich kann Sie von diesen Nebeln befreien ich kann mich selbst davon befreien!" Jetzt fuhr mir der Gedanke durch den Kopf, daß ich mit einem Wahnsinnigen allein war. Ich erkannte den wilden Glanz seiner Augen. Wir werden zusammen nach dem Monde reisen." zischteer. Adieu, ihr Nebel! Sagen Sie mit mir den Nebeln Lebewohl!" Ich hatte mich nun aufgerichtet und machte mich zum Kampfe bereit, der voraussichtlich nahe war. Ich konnte mir nicht verhehlen, daß ich ihm als Gegner nicht gewachsen schien, aber ich hoffte, ihn die wenigen Minuten hin halten zu können, welche nöthig waren, um Spa Road zu erreichen. Unser Ballon würde in einer solchen Nacht schwerlich steigen." sagte ich mit erheuchelter Gleichgültigkeit. Betrach. ten Sie nur die Dichtigkeit des Nebels. Wie sollen wir hindurchkommen?" Tas hat etwas für sich!" nickte er. indem er sich niedersetzte. Doch das Bestreben verlohnt einen Versuch. Ja. es ist eines Versuches werth!" Wieder sprang er auf und näherte sich mir. Dann zog er seine Hände a.s den Taschen und unternahm einen Griff nach meinem Halse. So fangen wir es an. so bekomme ich das Gas für die , Luftfahrt. Ich todte Sie zuerst, um Ihnen einen Vor fprung zu geben. Tann nehme ich selbst einen Anlauf und folge Ihnen." Ein Hilferuf, den ich ausstieß, ging in dem Schalle eines Nebelsignals ver loren, dann schwankten wir vor und rückwärts in dem Waggon in einem Kampfe, der buchstäblich ein solcher auf Leben und Tod war. Plötzlich ließ mich der Wahnsinnige los und hielt einen Augenblick in feinem Angriff inne, und gleichzeitig fuhr zu meinem Schrecken der Zug ohne auch nur seine Geschwindigkeit zu vermin dem, durch meine Station. Ich be fand mich im unrechten Zug, und nun gab es keine Hoffnung auf Beistand früher, als bis wir New Croß erreich ten. Die Mitreisenden hatten offenbar meinen Hilferuf nicht vernommen. Plötzlich stürzte sich der Irre ohne ein Wort der Warnung wieder auf mich und zwar mit einer so unwiderstch lichen Wucht, datz ich zu Boden stürzte. Wir werden zum Mond fahren!" kreischte er. Ich habe ein Messer: wir können uns den Weg durch den Nebel schneiden!" Ich war hilflos. Trotz meines Sträubens befand ich mich nun ganz und gar in seiner Gewalt ! O wie langsam schien mir doch der Zug zu laufen! Mir kam es vor, als ob er wie eine Schnecke kröche! Und wie eigenthümlich lebhaft meine Gedanken waren! Ich sah mein Heim und die lieben Menschen, die mich in demselben erwarteten und fragte mich, was sie wohl sagen würden, wenn sie von meinem Tode hörten! Ich ertappte mich bei dem Gedanken, wie hätzlich die Augen des Wahnsinnigen waren und bemerkte sogar die Farbe seiner Hals binde blau mit weißen Tupfen. Plötzlich hörte ich, wie in einem Traume, den Menschen, der auf meiner Brust saß, zischen: Wir werden nun den Weg zum Monde durchschneiden; mein Messer ist scharf. Ich will es an meinem Halse versuchen!" Ist es so recht, mein Freund? He?" fragte er lachend. Verlassen Sie aber ja den Waggon nicht, bis ich zu Ihnen hinaufkomme! Ich bin geschwind." sagte ich. und ich muß gestehen, daß ich meine eigene stimme Nicht erkannte. Wenn ich aber zuerst gehe, holen Sie mich sicher lich nicht mehr ein. Fangen Sie an, ich werde dann folgen!" Ich soll anfangen?" Ja, Sie sind muthiger, stärker, und haben das Messer. Sie müssen den Weg bahnen!" Freilich, freilich. Das habe ich ganz vergessen!" schrie er. Freilich! Ich mutz den Weg bahnen!" Immer noch aus mir fitzend, zog er langsam seine blitzende Klinge über seinen Hals. Im nächsten Augenblicke war ich mit Blut Übergossen. Gleich zeitig entfiel das Messer seiner kraft losen Hand. Aufspringen, die offene Wunde erfassen und ihre Ränder an einander pressen war für mich das Werk eines Augenblicks, obschon das plötzliche Entrinnen aus der Gefahr mich tau mein machte. Im nämlichen Momente erreichten wir die Station New Croß und ein Portier riß die Wagenthür auf. Glücklicherweise war die Wunde, welche der Wahnsinnige sich zugefügt hatte, nicht tödtlich, und einige Zeit nach meinem Erlcbniß vernahm ich, daß der Aderlaß eine wohlthätige Wir kung auf sein Gehirn ausgeübt hatte. Er war ein höchst gefährlicher Wahn sinniger gewesen, dem es gelungen war. aus einer Privatirrenanstalt zu entfliehen. Als ich auf die Uhr in New Croß geieyen. yatte ich zu meinem ctaunei gewahrt, daß die Fahrt in der unHeim lichen vcfcl!ichast kaum funtzeyn Mi nuten gedauert hatte. Es waren aber die längsten und fürchterlichsten meines Lebens gewesen! Ttt Mutter Bild. Eine Geschichte, die aus einem fenti mentalen Roman oder aus einem Rührstück gesprungen zu sein scheint. wird mit voller Garantie für deren Wahrheit in amerikanischen Blättern erzählt. Helden der Geschichte sind ein kleiner Schiffsjunge und der berühmte Admiral Temey. Wenige Augenblicke vor Beginn der Seeschlacbt vor Manila. als eben das Commando gegeben war Klar zum Gefecht", fiel einem Schiffs jungen an Bord deS Flaggschiffes feine Jacke über Bord. Sofort erbat er die Erlaubniß, feine Jacke holen zu dürfen Als ihm diese verweigert wurde, sprang er an der anderen Seite des Schiffes über Bord, holte seine Jacke, zog sie an und stellte sich in die Reihe. Er wurde wegen Ungehorsams in Haft genom men. Admiral Tewey sollte nach der Schlacht das auf mehrere Jahre Ge fünqniß lautende Urtheil unterzeichnen Er fragte, was den Schiffsjungen eigentlich veranlaßt hatte, ungehorsam zu sein. Ter Schuldige, der ganz tue dergeschlagen war. zog als Antwort auf des Obertommandnenden Frage ein fach eine Photographie auZ der Tasche der Jacke und hielt sie dem Allgewal tiqen mit den Worten hin: Die Mut ter!" Er sagte, die Jacke mit dem Bilde der Mutter hätte er um alles in der Welt nicht miffen wollen. Tewey küßte den kleinen Mann mit Thränen in den Augen, ließ ihn frei, und sagte: Boys. die für der Mutter Bild ihr Leben lassen, geben es auch für das Vater land und brauchen nicht m Eisen zu liegen." Aus der Zopfzeit. Kurfürst Wilbelm I. von Hessen war ein Fürst, der es mit dem Volke aufrichtig wohl meinte. Er war streng aber gerecht, nur einen Fehler hatte er er war sehr geizics. Doch darunter hatte das Volk wenia oder aar nickt zu leiden, vielmehr verband sich bei ihm mit dem (en aar oft ein vrakti cder feinn Während seiner Regierungszeit gab es noch keine Eisenbahnen, das hinderte indeß die Bewohner der kleineren Städte und des Landes nicht, die Residenz Kas fel zu besuchen. Auf Leiter und son stigen Wagen trafen sie an Sonn und Festtagen schaarenwei e dort ein. Eines Tages war auch eine größere Anzahl tudenten aus Marbura gekommen und hatte sich auf einem Rasenplatze ganz in der Nahe des romantisch vele genen Schlosses Wilhelmshöhe gelagert, allerband Allotria treibend. Als nun der Kurfürst in Begleitung eines Adjutanten aus dem Schlosse trat, da vergaßen die lugendfrohen Mu fensöhne sich so weit, laut über den Zopf, den der Landesherr trug, zu spotten. Aber," flüsterte der Adjutant em pört, das ist ja unerhört, die spotten über Euer Körnalicben Aoin!" ..La Er ne nur spotten," erwiderte ruhig lächelnd der Kurfürst, ein jeder von ihnen läßt einen Louisd'or hier sitzen und das kommt meinen Bürgern wieder zu Gute. Tie Feder der ExKaiserin. Wenn die Kaiserin Eugenie jemals etwas über ihren Gatten schreibt, ge braucht sie stets die Feder, mit welcher der Friede von Paris unterzeichnet wurde. Alle diejenigen, welche Theil an diesem historischen Ereignitz hatten, wünschten die Feder als Erinnerung zu behalten. Die Kaiserin war aber so einig, zu bitten, daß nur eine einzige Feder dazu verwandt würde und zwar die. welche ihr als Andenken zu behalten allem zu kam. DaS wurde ihr bewilligt. Der Halter hat die Gestalt einer Feder, die aus der Schwinge eines Gotdadlers ge zogen ward und ist reich mit Diamaw ten verziert. In' Sachsen is' an'n scheensden. De Reichen hawen scheenes Gäld; De Bauern hawen scheenes Fäld; Met drinkd ä scheenes Bierchen ; Mer siehd Sie scheene Dhierchen, Hier giebd es scheene Flisse Und scheene Rägengisse. Der Brodz hadd scheene Heiser, Der Schbieler scheene Deiser," Der Lährer scheene Bischer, Das Mädel schöne Tiecher. De Hausfrau scheene Hauwen, Der Schlossen scheene Schrauwen. Mer dridd off scheenes Flasder; Mer roochd än'n scheenen Gnasder. De Gardcreider" scheene geh'n: J'n Sachsen is Sie alles fcheen. Ein neues Milieu. Lebrer: Nun. Känscben. wer bat alle die schönen Felder und Wiesen und Berge gemacht, die Du hier siehst?" Känscken: ..Ich weik nickt. Wir sind ja erst hierher gezogen." in nettcL Anfang. Professor (zu seiner ihm eben ander lobten Braut): Darf ich Sie jetzt Meta nennen?" Sie: Aber warum denn, meine Eltern haben geglaubt, Marie wäre gut genug." Es ist stets verdächtig, wenn die Groben höflich werden. tt 5uertz. Der Abend senkt sich nieder Auf'S rege Erdenthat. So ruhig kehrt er wieder Und grüßt uns allzumal. Und stille wird'S und heimlich. Tas Boglein träumt schon Icis , 4 Nur Nachtigall noch jubelt Tie alte, fuße Weis'. ES dunkelt ! Bor den Thüren Ta sitzt och Alt und Jung. Tie Alten sitzen ruhig. Tie Jungen auf dein Sprung'. Und stiller wird'S und stiller. Bald sitz' ich ganz allein Am grünbelaudten Fenster In meinem Kammerlein. Sei mir gegrüßt du Abend. Gegrüßt, ibr hellen Stern'. Ihr bringt mir liebe Freuden, Gedanken in die Fern'! Und stiller wird'S und stiller. Jetzt bin ich ganz allein; Ta tritt zu mir willkommen Erinnerung herein. Ich seh' den schönen Garten, Am weindekränzten Haus. Tie blüh'nde Riesenrose, D'rin Vöglcin ein und aus. Ten Birnbaum vor der Thüre. Ach! voll der schönsten Frucht. Und unter ihm die Treppe Umrahmt des Epheus Wucht. Und hier auf grünen Bänken Ta sitzt ein Greisenpaar, Gott ! meine alten Eltern Mit silberweißem Haar. Wie zittern ihre Hände, ' Und ich so weit, so weit ! Ich gebe der Erinn'rung Mit Wehmuth das Geleit. W. Hartmann-Ankuin. Protzerei.' Parvenu: Ich sag' Ihnen, wenn Se 'mal in meinen Geldspind blicken wollten, müßten Se erst e Brille mit dunklen Gläsern aufsetzen, sonst wären Se geblendet." Ver Bretterdieb. Richter: Nun erzählen Sie kurz, was haben Sie auf dem Gerüst ge macht?" Strolch: Ick habe 'n bisken abje rüstet." Geinüchlich. Wie kommt es, daß Ihre Semmeln seit einiger Zeit bedeutend kleiner ge worden sind?" Ja wissen Sie, wir haben drei neue Kunden hinzugekriegt !" Nlißglückter Hinweis. Lehrer (im französischen Unterricht): Was heißt also les yeux (Augen) Müller?" Müller (schweigt). Lehrer: Na, was hab' ich denn rechts und links von der Nase?" Müller: Warzen!" Begrenztes llergnügen. A. : Sie waren mit Ihren vier Töch- tern in Norderney? Amüsirt?" B: O ,a! Ich habe viel Vergnügen ausgestanden!" Ein guter Kerl. Anaefallcner (zum Räubers .,Es thut mir sehr leid, daß ich kein Geld bei mir hab', aber ich werd' allen meinen wohlhabenden Freunden und Bekannten diesen Waldweg zum Spazierengehen empfehlen ! Darum. ' A.! . Merkwürdig d?r ferr Wiislor hat NUN auch die dritte Verlobung wie der zurückaeben lassen, wie man so etwas nur fertig bringen kann." B.: Ei, dem macht s sogar vielen Svaß. er liest sich nämlich aar zu aern in der Zeitung!" . Das kehte. Erster Student: ..Wenn d,s vM bald anders wird und meine Gläubiger nickt unterlassen, mick auf Sckritt imfc Tritt zu verfolgen, dann bin ich leider gezwungen " Zweiter Student: Deine Gläubiger zu bezahlen?" Erster Student: Zu Hause zu blei ben und aus Langeweile zu studiren." Melanchalische Betrachtung. Lieutenant (eine BallGesellschaft be sehend, in der sich keine Uniform befin- det): So öde. traurig und trostlos würde die Welt nach der militärischen Abrüstung also überall aussehen!" Aus Aalau. Meier: Wie kommt hn& imtVr Freund Krause keine Haare mehr hat?" Sckiihe: Das weint Tu nicht? D! Neger haben Krauses (krauses) Haar!" An der Börse. A.: ..Ist es denn wirklick wabr? Kr hat sich's Leben genommen?" B.: Allerdings, er hatte falsch spe kulirt und deshalb griff er zur Pistole." A.: Was dazu für eine Kouraae ac hört !" B.: ..Saaen Sie das nickt. ?ith denke mir fo einen Entschluß gar nicht so schwer. Fortleben, sich wieder auf raffen und feine Verpflichtungen erfül len ist viel schwerer." C.: Und das allerlchwerste ist: rick ig spckuliren!" X M