2luf dcm Zimmerlatz,.'. nk Psingsttrinnerung von B. Herw i, .Und nu is Allen? fertig. Frau Tok tcr, nu kann der Feiertag kommen. Alles blitzblank gescheuert und reine, und der Kuchen prachtvoll gerathen; wir werden uns Pfingsten nicht blamiren. wcnn'S der liebe Himmel man nicht mit dem Wetter thut." .AlsoderKuchen ist gerathen. Jette?" fragte die noch wunderhübsche HauZ fra'u. ..Prachtvoll. Frau Tolter. wunder schön, der Bob tonnte sich gar nicht von der Küche trennen, das riecht so nach Feiertag, sagt er. und dabei sticdißt er mir eine Mandel nach der anern weg " TaS muht Tu nicht mehr erlauben. Jette. Bob ist ein großer Mensch und muß solche Kindereien lassen." Mutter!" rief da eine jubelnde Knabenstimme und kräftige Arme um fingen die zierliche Frau. Mutter, beim Kuchcnbacken werde ich noch zusehen, wenn ich selbst Student geworden bin: aber wenn Ihr Beide meint, daß Mandeln nehmen eine Sünde ist, na. so habe ich meine Strafe weg. es waren nämlich meist bittere die mir in die Finger kamen. Brrr!" Er schilt leite sich. Ein Tertianer. Bob!" mahnte die Mutter; Na, Jette, sag', und welchen Unsinn hat er noch getrieben?" , ..Unsinn?" ärgerte sich die Alte; Er vird schon keinen Unsinn nich machen. Geholfen hat er mir. Ganze Berge Maien hat der gute Junge in den üeU ler geschleppt, daß sie kühl bleiben, dann hat er Kalmus zerschnitten, und ich auch aber schlimm ist's nicht." Ein weiß umwickelter Finger kam zum Borschcin. Die Doktorin erschrak einen Augen blick. Was ist denn geschehen, Jette?" fragte sie. 'Unjeschickt war ich. Frau Tokter; ich lachte über seine Späße, und schnitt und schnitt und dachte so an all die schönen Pfingsten, die wir schon erlebt Na. Frau Tokter, Ihnen brauch' ich doch nicht zu erinnern, und schnitt mir einmal anstatt in den Kalmus in den Finger, daß das Blut man so spritzte, ich fiel Ihnen rein in Ohnmacht. Aber da hätten Sie den Jungen mal sehen sollen, wie er lief und Wasser holte und Leinwand und wusch und verband, er ganz allein, als ob er sich's vom Batcr abgesehen. Und was mir da so durch den Sinn ging, können Sie sich wohl denken. Nun thut's aber auch gar nicht mehr weh." Die Köchin war wieder an kne Arbeit gegangen. Tie junge Frau stand, wie in Er innerung versunken, ein süßes Lächeln umspielte den feinen Mund. Sie hat ganz Recht." flüsterte sie. ganz wie damals, merkmürdig ist's, gciz wie er," und liebevoll zog sie ihren Knaben an sich und legte ihm die Hand auf den blonden Kopf. Wie wer. Mama?" fragte Bob, und was war ebenso? Ach. sag es mir doch. Früher hast Du mir an solchen Abenden oft Märchen erzählt, nun laß es mal eine wahre Geschichte sein, bitte, Mama bitte." Er zog sie liebevoll zum Fensterplatz. Eine Erinnerung ist's, mein Kind, aus der Zeit, da Papa und ich noch Nachbarskinder waren. Es war auch am Tage vor Pfingsten, so wie heute; viele, viele Jahre sind seitdem bergan gen. Wir hatten damals hinter dem Hause einen großen Zimmerplatz, auf dem viele fleißige Leute arbeiteten. Ich habe Dir ja schon öfter davon erzählt, auch von dem weiten Hofe mit dem prachtvollen Ahornbaum in der Mitte. Da spielten wir Kinder viel umher; der liebste von allen Gespielen, war uns aber Robert, der Sohn unseres Wirth-, des Zimmermeistcrs Steffens. Stun dcnlang waren wir auf dem großen Platz, wo die Zimmerleute arbeiteten mit riesigen Sägen, unter denen der feine, gelbe Holzstaub wie eine dichte Wolke hervorquoll, mit scharfen Hobeln die Bretter glatt machten und als Ab fall die schönen Holzlocken an die Erde fallen ließen, die wir dann zu Allonge .Perrücken formten uns an den Kopf steckten. Dicht neben dem Holzplatz war ein kleines, schattiges Gartchcn, keil? Zaun trennte es vom Arbeits räum, eine doppelte, dichte Reihe von Flicderbäumen. Akazien und Goldregen bildeten die Grenze. Diese Pracht ist nicht zu beschreiben, wenn Alles im Lenz grünte und blühte; damals frei lich empfanden wir Kinder den Zauber nicht so. wir spielten mit den Blumen und Blättern, machten uns Kränzchen aus den Fliederblüthen und ließen sie durch die Schulbücher, in die wir sie legten, flach preffen. Hoch oben saßen wir auf den eng geschichteten Balken und pflückten die schönsten Flieder zweige, rissen die Akazienblütter ab und murmelten dabei, so wie wir es von den Großen gehört hatten: Er liebt midj liebt mich nicht von Herzen" :c. Und dann, überschauten wir das weite Reich vor uns. Damals erschien die Welt so groß, trotzdem der Platz von Gebäuden umgeben war. Hinten begrenzte in ein massiver, rother Prachtbau; wir wußten, es war ein Krankenhaus, wir sahen von unserem Thron aus die barmherzigen Schwestern im Anstaltsgarten spazieren gehen und sahen die vielen Fenster im Abendson nenschein blinken. Mit unserem Spiel Kameraden Robert Steffens saß ich am V Der SgmlWgH. Jahrgang 19. Beilage zum Nebraska Staats-Slnzeiger. No. 32. liebsten dort oben, wir plauderten, phantasirten und machten Zukunfts Pläne." Nun kommt's von Papa", unter brach Bob freudig die Erzählung der Mutter und hörte mit verdoppelter Spannung zu. Jawohl, mein Kind! Er sollte auch Zimmcrmcister werden, wie fein Vater, konnte sich aber dazu nicht entschließen, denn in ihm schlummerten andere Wünsche. Tiefe vertraute er mir an, wenn wir auf dem sammctwcichen HolzspähneBoden spazieren gingen: er hatte viel Elend und Noth gesehen, schon damals half er soviel, als er es vermochte. Jeden Sonnabend nach Schluß der Arbeitszeit war es Sitte, daß sich die armen Frauen der Nach darschaft einfanden, um die reichlichen Holzabfalle zusammenzusuchen, die sie in großen, grauen Säcken nach Hause trugen. Tas gelbe Hofthor war fest verschlos scn, vor ihm sammelte sich der Haufe der bedürftigen, schlecht gekleideten Frauen. Anfangs zehn bis fünfzehn, schwoll die Maffe oft bis vierzig, fünfzig an; gegenseitig suchten sie sich den Bor rang streitig zu machen, um nur ja eine der ersten zu sein, sobald die Paradies Pforte sich geöffnet, das schob und drängte und schimpfte und lachte , wie oft standen wir Kinder vom Weitem und sahen zu, sehnsüchtig mit den ar men Weibern den Moment des Auf schließe? erwartend. Dann strömte der Haufe unter Joh len vorwärts, eine überlief fast die an dere. sie stürzten sich auf die besten Klötze Abfallholz und schlugen sich oft um be sonders vortheilhafte Stücke. Wir hal seit dabei häufig, namentlich den Alten, und mühten uns ab, ihnen die schweren Säcke auf den Rücken zu heben. Jahr aus, Jahr ein ging das so weiter. Später beobachteten wir das Treiben weniger, wir hatten Pflichten zu erfül len, ich mußte der Mutter in der Wirth schaft helfen, und Robert hatte zu ler nen. Wir sahen uns wohl noch und sprachen uns. aber die alte, rechte Kin derfröhlichkeit war nicht mehr Vorhan den. Da standen einmal wieder an einem Sonnabend die Weiber auf ihrem Po sten vor dem Hofthor. Ein herrlicher, wonniger Maitag war es. der Tag vor Pfingsten. Alles grünte, blühte und duftete .... Flieder und Goldregen wa ren mit lila und gelben Blüthen über schüttet. Ich hatte große Sträuße ge pflückt und alle Räume damit ge schmückt. Jetzt half ich der Mutter beim Feier tagskuchen. Tie Fenster der Küche standen offen, vom Hose klang das Zwit schern der Bögel. die in dem alten Ahornbaum nisteten; es klang das Schwatzen der Frauen vor dem geschlos senen Thore, und vom nahen Kirch thurme klangen die Glocken. Feiertagsstimmung war in mein junges Herz gezogen. Mit Rührung und tiefem Mitleid sah ich dem unruhi gen Treiben der armen Weiber zu. Wie bescheiden sind ihre Ansprüche," dachte ich bei mir, ach. wer sie doch glücklich machen, wer ihnen doch mehr helfen könnte " Nun wird das Thor geöffnet! ich sehe wieder das alte Drängen und Stoßen und höre das freudige Rufen der Ersten das ärgerliche Stöhnen der Letzten fast unabsichtlich folge ich ihnen. Robert, der am Fenster steht, dabei einen Gruß zuwinkend ich wollte wieder einmal beim Sammeln des Hol zcs helfen. Da plötzlich bricht ganz in meiner Nähe ein Zank aus, ein kurzes, erbittertes Kämpfen, ein kleines Brett, von wuchtiger Hand geschleudert, saust durch die Luft und trifft eine arme Frau, die dicht neben mir am Boden hockt, am Kopf und betäubt sie so heftig, daß sie ohnmächtig zusammen sinkt. Einen Moment stand ich wie erstarrt, dann stürmte ich vom Platz bis zum Thor.. .. Robert!" schreie ich. und Mutter!" und eile wieder zurück. Bald kniete er neben mir vor der Bewußtlosen. Man brachte Waffer, Deine gute Großmutter Tücher, das Blut sickerte aus einer Wunde am Kopfe .. ..nun fanden sich einige mitleidige Frauen die streitenden Kampfhähne, die den 'traurigen Vorfall veranlaßt, hatten sich wohlweislich verzogen zu den nöthigen Hülfsleistungen, und die Aermste wurde behutsam über den Platz nach dem nahen Krankenhause getragen. Wir gingen neben ihr; d?r wackere Freund hielt ihre kalte Hand und drückte das feuchte Tuch an ihre Stirn an dem Portal sprach er mit der Pfört nerin, ließ sich bei der Oberin melden und that dies Alles so gewandt und sicher, daß Jeder seine Freude daran haben mutzte. Tann wurde die Frau untersucht und befragt.. .'.Wittwe war sie, kin derlos. der Mann lange vorher beim Bau verunglückt, einsam stand sie in der Welt, allein die arme Jette Bach." Jette .... Mutter .... Jette unsere Jette?" Ja, mein Liebling, aus dem elen den, verlassenen, verwundeten Weibe ward unsere Jette, von jener Stunde an sorgten wir für sie. Am anderen Tage es war ein won Niger, herrlicher Pfingftmorgen. gingen wir wieder zu der Kranken. Einen großen Busch Flieder und Goldregen hatte Robert heruntergeholt, ich hatte Maiblumen im Garten gepflückt und rothe Primeln die Blumen legten wir ihr auf's Bett und streichelten die knochigen Händ. Ihre Lippen zuckten, es war. als ginge ihr ein großer Schmerz durch die Seele. Endlich brachte sie es heraus. Nu grade zu Pfingsten," stöhnte sie; mein einzigstes, allerschönstes Fest, da bin ich immer in. die Kirche gegangen und ?!achmittags auf den Kirchhof, und da war's mir immer, als käme von oben auch ein Tropfen Trost in mein armes Herz und nu nu hat mir der liebe Gott das auch genommen." Ein mild blickender Mann hatte sich dem Bett genähert und sagte warm und eindringlich, indem er seine Hand ihr auf's Haupt legte: Klagen Sie nicht so unrecht, liebe Frau. Menschenliebe ist Gottesliebe. Wer seinem Nächsten hilft und Gutes thut, erfüllt die gött liche Mission, die in die Herzen gelegt ist. Tas ist die erste Ausgietzung des heiligen Geistes. Und dann schauen Sie dort hinaus, wo Alles blüht und grünt, da steht an dem großen Altar der Natur ein beredterer Priester, als wir es zu sein vermögen, und predigt die große Lehre von dem Wiedererstehen und dem unvergänglichen Schaffen des Gottesgeistes. Seien Sie zufrieden, meine Tochter, mit Ihrem Pfingsten Menschenliebe an Ihrem Lager und das große Frühlingsfest vor Ihren Blicken...." So ungefähr sprach er, verstehst Du das wohl, mein Sohn? Mir hat es sich unauslöschlich eingeprägt'.... Diese halbe Stunde war uns Beiden wie ein Gottesdienst gewesen. Ja, ein Früh lingsfest war es auch für uns. lachen der, blauer Himmel, goldiger Sonnen glänz, Vogelgczwitscher in den Lüften und Elockenklang die rechte Be gleitung zu unseren Empfindungen. Dann standen wir unter unseren blühenden Bäumen still. Lieschen, nun ist's fest," sagte mein Gefährte ernst, nun kenne ich meinen Weg, helfen und lindern und trösten, das ist das Rechte, das Schönste. Denke an diesen Pfingstmorgen und denke an diese Stunde denke aber auch an mich, wenn ich fern sein werde." Tann reichte er mir ein Sträußchen Goldregen und Flieder. Dies soll unser Wahrzeichen sein." Und so blieb es. Jedesmal zum Psingstfest, wo er auch fein mochte, sandte er mir duftende Fliederblüthen, und nach Jahren wieder an einem solchen sonnigen Mai tage da prangten sie in meinem Brauibouauet, das ich zur Kirche mit nahm, als ich Deinem geliebten Vater die Hand zum Lebensbunde reichte und Flieder duftete uns aus den Guir landen entgegen, mit denen die gute Jette die Pforten des neuen Heims ge schmückt. Tie alte, treue Seele! Jetzt jammert sie, daß das Psingstfest in diesem Jahr so früh fällt und der Vater am Ende keinen blühenden Flieder auftreiben wird. Und nun. mein Junge, weißt Tu Alles; hat Tir meine kleine Geschichte gefallen?" Ja. Mama, sehr," sagte der schöne Knabe, aber Eins weiß ich schon viel länger als heute was ich einst wer den will...." Die Frau sah den Knaben fragend an. Auch Doktor, wie der Vater! Weißt Tu, Mama, das Verbinden bei Jette ging wirklich ganz famos; nun weiß ich aber auch, warum sie dabei so gerührt war." Ja. es ist ein herrlicher Beruf, mein Kind, aber ein schmerer und un säglich mühevoller ; wie lange bleibt heut nur wieder der Vater!" Hurrah," rief Bob und stürmte da von. denn er hatte die Schritte des Heimkehrenden gehört, er mußte ihn zuerst begrüßen Tie Sonne war untergegangen Tie Glocken waren verklungen Tie Vöglein saßen stillinden Resten Auf den Straßen war noch viel Ge wühl Jeder haftete, um mit den Vorbereitungen zu Ende zu kom men Grüne Maien wurden von den in den Straßen haltenden Bauern wagen geholt Verhüllte Kuchen bleche wurden getragen duftende, köstliche Blumen. Tas gehört nun einmal Alles zu dem herrlichen Frühlingsfest, das seinen Zauber immer wieder auf's Neue in die Menschenherzen ergießt jener zartlila Strauß Fliederblüthen aber gehört erst recht dazu, den der ernste, doch so liebevoll blickende Mann seinem Weibe in die Hand drückt. Mein Pfingstgruß. Lieschen," sagt er innig. Tankbar schaut sie zu ihm auf und küßt die Blumen. Bob und Jette sehen sich bedeutungs voll an; sie haben es beide nicht anders erwartet, und beide sind sehr stolz darauf, daß sie nun die Bedeutung der Gabe kennen. IDie Jim zu einem Schwager kam. Novellelke von Herzceg, ?eulsch von Armin R o n a k. Böse Frauen hat es immer gegeben und wird es immer geben; aber ein schlimmeres Weib als Bettn Cliff hat die Natur sicher nicht erschaffen. Als hätte man sämmtliche keifenden, zän kischen und bissigen Frauen von ganz Texas und Mexiko in einem Keffel zu sammengebraut und daraus Betty Cliff als Extract distillirt. Selbst die Neger mütter drohten ihren Kindern mit Betty Eliff. wenn sie weinten. Reisende die sich im Urwalde verspäteten, hüteten sich wohl, in Cliffs Farm einzukehren; sie hörten lieber das Brüllen des Jaguars als das ewige Gckäufe der berüchtigten Betty. Armer Jim! So hieß nämlich Bet iys Bruder. Er war bereits tief in den Treißigen und sein Haar spielte be denklich ins Graue. Er wäre so gern seine Schwester losgeworden; aber Betty hatte zehntausend Tollars in der Farm stecken, und dieses Geld konnte Jim we gen der schlechten Ernten nicht beschaf seit. Sie zu verheirathen, war aber ganz und gar unmöglich. Nicht, als ob Betty .gegen das Heirathen gewesen wäre )m Gegentheil, sie hätte auch den häßlichsten Neger mit Vergnügen genommen; aber es fand sich in ganz Amerika kein Mensch, der es gewagt hätte, Betty Eliff zum Altar zu führen, nicht einmal unter den Cowboys von Texas, und die sind doch zu Allem fü hig. Eines Tages hatte Jim Cliff Ge schäfte in der Stadt. Er verspätete sich etwas beim Whisky, und als er feinen Pony bestieg, um nach Haufe zu reiten, begann es bereits zu dämmern. Als er den Urwald erreichte, war es vollends dunkle Nacht; nur hin und wieder blickte der Mond durch das dahinziehende Ge wölk und beleuchtete spärlich den schma len Pfad, des zu Jims Farm führte. Jim Cliff ritt ruhig seines Weges, und verließ sich auf den Jnstyikt seines Pferdes, das sich auch im Finstern gut zurechtfand. Auf einmal blieb sein Pferd stehen.. . Was war das? Von der Lichtung her tönte ein schreckliches Gebrüll herüber, das Jim bis ins Mark erzittern machte. Jim's Haare standen zu Berge, sein Pony schnaubte und zitterte am ganzen Leibe. Sein erster Gedanke war. nach der Stadt zurückzukehren, diese lag aber an die zehn Kilometer hinter ihm wäh rend bis zu seiner Farm deren nur noch zwei oder drei waren. Das wollte Jim Cliff denn doch nicht thun, er hätte sich selber dafür ausgelacht. Nach kurzem Ueberlegen setzte er seinen Karabiner in Bereitschaft und nöthigte sein wider strebendes Pferd, sich gegen die Lichtung in Bewegung zu setzen. Von einem mächtigen Baume gedeckt, hielt er dann vorsichtig Umschau.' Richtig, von dort kam es, jetzt hörte und sah er ganz ge nau. Unter den niederhängenden Zwei gen eines großen Baumes stand die dunkle Gestalt eines Reiters unbeweg lich wie eine Bronzestatue. Der Reiter, dessen Pferd, ungesattelt war, hielt seine Arme auf den Rücken verschränkt, reckte den Kopf in die Höhe und brüllte dazu aus vollem Halse. Bald sprach er zu seinem Pferd, bald schrie er um Hülfe bald bat er inständig mit ersterbender Stimme, bald fluchte er, daß man es meilenweit hören konnte. Halloh, ist denn ein Mensch in der Nähe, der den Strick um meinen Hals durchschneiden könnte. Ruhig. Drill, halt still, mein süßes Pferdchen, nur noch zehn Minuten oder eine Viertel stunde! Ich war Tir ja immer ein gu ter Herr, gab Tir Hafer und Heu, soviel Tu wolltest, während ich selber hungerte. Halt still, mein Schatz, rühr Dich nicht, miserabler Gaul, willst Tu mein Henker scin. elende Schindmehre?! Hollah! He!" Jims Pony hatte in diesem Moment seinen Kameraden gewittert und wie herte ihm lustig zu. Tie lebendige Statue horchte auf und schrie dann triumphirend: Hierher, mein Freund, nur gerade aus. hier bin ich." Guten Abend," sagte Jim. seinen Pony parirend. Den Henker auch ist das ein guter Abend, bin durchaus nicht davon ent zückt!" Was machst Tu denn dort unter dem Baume?" Dumme Frage! Siehst Tu denn nicht, daß ich an dem Ast gebunden bin?" So so. Warum machst Tu denn die Schlinge nicht los?" Einfältiges Geschwätz! Tu siehst doch, daß meine Hände auf den Rücken festgebunden sind!" Aha, Tu bist gewiß mit Meister Lynch zusammengetroffen." Jim lachte laut auf und trat etwas näher. Aha. jetzt erkenne ich Tich erst! Tas bist Tu ja, Galgenvogel, Bob Trapp! Haben sie Tich also doch einmal erwischt Tu Liebhaber fremder Pferde? Und wer hat Tich denn so schön hierherge hängt?" Ter Besitzer dieses Pferdes und seine Nachbarn. Zu zehn kamen sie über mich, die Gauner." Ich verstehe. Wahrscheinlich mein ten sie. daß ein solcher Gentleman auf besondere Art gehängt werden muß. Tarum setzten sie Dich auf Dein Pferd, damit dieses Tich hängt, wenn es das Stehen auf einem Platze fatt bekommen hat. Tas Thier scheinst Tu aber gut gezogen zu haben! Bist Tu schon lange hier?" Langweile mich nicht mit Deinen Fragen, sondern schneide lieber endlich den Strick durch." Fällt mir gar nicht ein! Deine Pa trone würden mir ja dafür das Haus über dem Kopf anzünden." Sie werden es nicht erfahren. Jim. schneide mich ab, und ich werde Dir stets dankbar dafür fein. Du weißt, ich war immer Dein Freund." Jawohl! Vorigen Sommer hast Du mir einen Schimmel gestohlen." Darüber sprechen wir lieber nicht, die Sache ist ja kaum der Rede werth. Ich habe den Gaul für fünf Tollars verkauft, auf Ehre. Ter Transport hat mich ja mehr gekostet. Aber nun, Jim, laß mich nicht 'änger hier reden!" Tu bist fc.t gut aufgehoben, viel Vergnügen!" Tu wirst mich doch nicht im Stiche lassen?" Ten einen Gefallen kann ich Dir thun, das Pferd unter Tir wegziehen." Taß Tu Tich nicht unterstehst. Trill beißt!" Jim wandte sich ab und ritt kaltblü tig davon. Bob schrie ihm mit wach sender Verzweiflung nach: Jim Cliff! Tas ist doch nicht Dein Ernst! Komm doch zurück, guter Jim!" Keine Antwort. Jim! Halt! Tu wirst es bereuen! Jim Cliff! Tu Schurke! Du Gauner!" Der Farmer ritt lachend weiter. Es gefiel ihm ungemein, daß der freche Pferdedieb endlich seinen Lohn bekom men hatte. Er war schon ziemlich weit, als aus der Ferne die Worte zu ihm drangen: Mr. Jim Cliff, ich liebe Ihre Schwester." Was war das? Jim riß sein Pferd herum und horchte gespannt; aber er hörte nichts weiter. Mit klopfendem Herzen ritt er zurück. Erst ging es im Schritt, dann im Trab, schließlich spornte er sein Pferd zum wildesten Galopp an. Tie Aeste der Bäume schlugen ihm ins Gesicht, er bemerkte es nicht; er hatte nur den einen Gedan ken: Mein Gott, wenn der Mensch nur nicht inzwischen erstickt ist! Ganz außer sich Athem kam er an die Stelle zurück. Entschuldigen Sie, Herr Trapp," sagte er freundlich, beliebten Sie nicht etwas zu sagen?" Herr Cliff, ich liebe Ihre Schwe ster." Und haben Sie ehrliche Absichten?" Ich halte hiermit um ihre Hand an." Herr Bob, der Antrag eines so aus gezeichneten Gentlemen ist für mich sehr schmeichelhaft." . Tann schneiden Sie mich vom Ast, damit wir uns umarmen können." Jim nahm sein Messer hervor. Ich willige mit Freuden in Ihre Heirath," sagte er. jedoch nur dann, wenn Sie Ihr Wort geben, daß Sie mit Ihrer zukünftigen Frau Texas für ewig verlaffcn." Ich verspreche es. Er war ohne dies meine Absicht, drüben in Mexiko eine große Pfcrde-Exportgescllschaft zu gründen." Jim wußte gut, daß Bob sein Wort zu halten pflegte; in dieser Beziehung war er ein tadelloser Gentleman. Ganz bewegt hob er scin Messer, da rief aber Bob dazwischen: Einen Moment noch, wenn ich bit ten darf; nur keine Uedercilung! Sa- gen Sie. Herr Jim. wie diel geben Sie rigenrlich der Braui milk" Ei. Herr Bob. verliebte Leute fra gen nicht nach der Mitgift! Jedoch ich gebe tausend Dollars." Was," schrie Bob entrüstet, nur tausend Dollar?, schämen Sie sicki nicht?" Ist Ihnen das zu wenig?" Tausend Tollars lächerlich! Unter zweitausend mache ich die Sache nicht." Jim Cliff wurde zornig. So ein Gauner und zweitausend Tollars! Ge fällt es ihm nicht mit taufend, so bleibe er. wo er ist. Tamit gab er feinem Pferde die Sporen und ritt davon. Eine Weile wartete er. daß Bob ihm nachrufen würde, dann überlegte er sich die Sache und rief zurück: Herr Bob, ereifern wir uns nicht, ich gebe zwölfhundert Dollars." Der Pferdedieb schien zu fühlen, welchen Werth er in Jim's Augen momentan hatte und sagte kurz: Ich bin ein reeller Mann und handle nicht." Aber bedenken 'Sie. Herr Bob, was aus Ihnen wird, wenn ich Sie jetzt verlasse." Ich verbitte mir entschieden, daß Sie sich in meine Privatangclegen hciten mischen." Sehen Sie. Bob, einem Anderen würde ich das nicht thun; aber Sie sind ein hochanständiger Mensch und aus guter Familie. Ich gebe fünfzehnhun dert, wollen Sie?" Bob würdigte den Antrag keiner Antwort. Sechzehnhundert Tollars, wollen Sie auch nicht?" Bob's Pferd hatte inzwischen den Rasen zu seinen Füßen abgcrast und rückte um einen Schritt vor. Tcr Halb gehängte konnte sich nur noch mit feinen Knieen an dem Pferde festhalten. Bob, fchrie Jim in der höchsten Erregung, Sie beuten meine Lage zu sehr aus! Sechszchnhundert, wollen Sie nicht? Ich gebe Ihnen auch ein Paar Jägerstiefel, ganz neu; mir sind sie zu eng. aber Sie haben einen kleinen Fuß und können sie bequem tragen." Sechszehnhundertfünfzig. die Stie zel und einen neuen Sattel," kam es t röchelnd aus der zugeschnürten Kehle ' Bob's. In Gottes Namen," rief Jim und schnitt seinen zukünftigen Schwager eilends vom Baum. Bob Trapp fiel auf den Rasen, er holte sich aber rasch, rieb sich den Hals, der die Farben der Tricolore zeigte und machte einen tiefen Zug aus' Jim's Whisky-Flasche. Tann ritten sie zu sammen wohlgemuth nach der nahen Farm. So bekam Betty Cliff einen Mann und Jim den langersehnten Schwager. Der Schnljung mit der Meister geige. Ueber eine neue Anwendung eines alten Gaunerkniffs wird aus Wien be richtet: Unlängst trat in den Laden, in der Martinsstrasze in Währing etablirten Delikatessenhändlers ein Junge, dem äußeren Ansehen nach ein Schuhmacherlchrling, der unter dem Arme eine Geige trug. Ter Junge machte ein sehr trübseliges Gesicht und klagte dem Geschäftsmanne, daß er um 60 Kr. für seinen in der Nähe etablir ten Meister Aufgeschnittenes holen und die Leige zu einem Jnstrumentenmacher behufs einer kleinen Reparatnr tragen solle. Nun habe er aber auf unaufge klärte Weise 3 Kr. verloren. Er bat daher, der Geschäftsmann möge einst weilen für die 30 Kr. die Geige in. Empfang nehmen, er werde sich das Geld irgendwo auftreiben und läng ftens in einer halben Stunde des In strument wieder abholen. Durch da? Mißgeschickt des Burschen gerührt. xoiU ligte der Mann ein, gab ihm das Ber langte und behielt die Geige in Pfand. Während er sie noch in der Hand h,elt, trat ein eleganter Herr in den Laden, um Schinken zu kaufen, und fragte, auf die Violine weisend, ob der Ge fchäftsmann musikalisch sei. Er be trachtete das Instrument dann genauer und bemerkte zu dem Telikatesscnhänd ler. daß die Violine eine Meister geige fei, für die er gerne 120 fl. gäbe. Er ließ 5 fl. als Angabe zurück und versprach, am nächsten Tage wiederzu kommen, um sich Antwort zu holen. Inzwischen kam der Bursche zurück und bezifferte den Wirth der Mcistergeige mit 80 fl.. welche ihm später nach mancherlei Unterhandlungen der Deli katessenhändlcr, über den erungenen Profit vergnügt, schmunzelnd aus folgte. Mit dem Gelde verließ der Bursche den Laden. Nun wartete der Geschäftsmann auf den eleganten Herrn, der die Geige kaufen wollte, doch dieser kam nicht. Jetzt stiegen dem Telikateffenhändler doch einige Beden ken auf, er tteß die Geige schützen und erhielt die niederschmetternde Auskunft, daß sie höchstens 3 fl. werth sei. Nunmehr sah er, daß er raffinirten Gaunern zum Opfer gefallen sei. Wie es schon geht, braucht Derjenige, der den Schaden hat, für den Spott nicht zu sorgen. Tie Geschichte von der Geige wurde bald im Bezirke ruchbar, und alsbald erhielt der Geschäftsmann meh rere Antrüge zum Kaufe von alten Meistergeigen. Triftig Grund. Warum verheirathen Sie denn Ihre Tochter noch immer nich?" Hm, sie will noch warten." Auf was denn?" Nun. bis Einer kommt!"