Per CSnvnfcpf. S,n Srltimp aus cvnikiindikn. 2?an S. M. Wir sind eine kleine, aber gemahlte Gesellschaft an Bord der Batavia". die von dem Hafen, deren Namen sie trägt, nach Singapore unterwegs ist. Wie wir so nach dem Tinncr auf Teck uns behaglich in unseren langen Rohr stuhlen lehnen, läßt unser fünfglicdri gcr Kreis an Jnternationalität nichts zu wünschen übrig. Ta ist der Kam tan. Jobn A. Campbell aus Belfast, besten büschige Augenbrauen den ein zigen Haarwuchs auf seinem im Hebn gen absolut kahlen Schädel bilden. Ueber ihm sitzt, oder liegt vielmehr. Willem Boek. ein dicker Holländer. Auf ihn folge ich. Karl M. auS Bre wen. seit fünf Jahren ohne Unter brechung in Bangkok ansässig, momen tan auf einer dringend nothwendigen Erholungsreise nach Hause begriffen. Mein Nebenmann ist Gaston Jolifet "6g Paris", wie er stets hinzusetzt, damit nicht etwa Jemand denken könnte. Gaston Jolifet könne irgendwo anders wohnen, als im Mittelpunkt der Welt. Zwischen dem Franzosen und dem Ka pitän streckt Fergusson seine unendlich langen Beine aus. ein Schotte, wie er im Buche steht: hager und schnig, mit knochigem Gesicht ; ein glühender Ber ehrer von Whisky mit wenig Wasser. Wir sind alle weit in der Welt herumgekommen. Tas bewegteste Le bcn hat aber unstreitig der Schotte hinter sich, den nur feine natürliche Schweigsamkeit hindert, seine (Zreig nisse zum Besten zu geben. Heut' Abend aber hat er sich fleißig mit der Flasche beschäftigt, und wir wissen, daß jetzt schon ein kleiner Anstoß genügt, um ihn zum Erzählen zu bewegen. Ter Kapitän hat von seinen Fahrten an der hinterindischen Küste berichtet und seiner Ansicht Ausdruck gegeben, daß dort für einen zivilisirten Europäer nichts zu holen sei. Was wissen Sie denn von dem Le den im Innern ?" fragte plötzlich der lange Fergusson, indem er sich das große Glas, das vor ihm steht, zu einem Drittel mit Whisky füllt und das Verdünnen mit Wasser ganz der gißt. Ihr i Seepferde seht ja doch nichts, als die Küste und ihre armselige Mischöevölkcrung. Von den Geheim nissen des Jnnenlandes, von den Schätzen, die da zu holen sind, von den Verbrechen, die dort für ein paar bunte Steinchen begangen werden, habt ihr ja keine Ahnung!" Seht mal, der kommt auch daher!" sagte er nach einer Pause und dreht einen breiten goldenen Ring, den wir für seinen Trauring gehalten haben, halb auf dem Finger herum. Der dicke Boek pfeift leise und richtet sich halb auf. Donnerwetter, das ist ein Stein dien!" Keiner von uns kann einen Ausruf des Staunens zurückhalten. Auf dem Ring sitzt ein dreieckiger, flachgeschlif fener Rubin von herrlichstem Feuer und jener an frisches Taubcnblut er innernden Farbe, die nur den besten und kostbarsten Steinen eigen ist. Ter kleine Jolifet springt ganz er regt auf. Warum tragen Sie den Stein denn nicht sichtbar? Wie kann man so etwas verstecken!" Ter Fran zose versteht nicht, daß man einen kostbaren Schmuck nicht auch zum Schmücken benutzt. Weil ich nicht Lust, habe, mir von irgend einem Malayen oder Chinesen, der etwa auch Geschmack an rothen Steinen findet, Löcher in den Leib bohren zu lassen." lachte Fergusson. Wo haben Sie den Stein her?" Ja, das ist eine lange Geschichte," sagt der lange Schotte und greift nach dem Glase. Erzählen! Erzählen!" Na, meinetwegen!" Er leert das Glas mit einem Zug, und sein braun gebranntes, hageres Gesicht röthei sich; der Schimmer der Abendsonne kann es nicht sein, denn die ist untergegangen. Ich war" so erzählt er- vor zehn Jahren, oder so etwas, in Selan gor, da oben, in der Mitte zwischen Burma und dem Acquator. Reizen des Ländchen, wissen Sie, mit einem sogenannten Sultan an der Spitze, der Whisky trank, wie ein Nigger, was ich für sehr schädlich halte für einen Nigger. Ich kam mit dem alten Kna ben wenig in Berührung. Ich stand zwar in seinen Diensten, um die Wege bauten in feinem Urwaldkönigreich zu beaufsichtigen, für die er ab und zu mal ein paar tausend Rupien hergeben mußte. Im Allgemeinen hatte ich we nig zu thun und trieb mich oft ganze Tage im Dschungel herum, um zu schießen, was mir vor die Büchse kam, vom wilden Büffel bis zum Tiger. Es war eine ziemlich anstrengende und gefährliche, aber lohnende Jagd. Eines Tages es war etwa zwei Stunden vor Mittag, in der ärgsten Hitze stießen wir, ich und mein indi scher Diener Pertal Singh, bei der Verfolgung eines angeschossenen, jun gen Leoparden, auf eine Lichtung im Dschungel, in deren Mittelpunkt, ganz von Schlinggewächsen überwuchert, ein uralter, verfallener brahminischer Tem pel stand. Auf dem freien Platz vor dein Tem pel lag unser Leopard verendet. Ich überließ dem Diener die Sorge für unsere Jagdbeute und schritt mit einem gewissen Gefühl der Befaizgen hcit, das mir sonst nicht gerade eigen ist. überie von hohem Grase verdeckte Schwelle. Im Innern hatte die tro pische Wildnis; noch nicht Eingang ge funden. Die mabtizen Säulen, die die glatte Decke stützten, standen noch unversehrt. Zwischen ihnen hatten rie sige schwarze Spinnen ihre Netze aus gebreitet, und beim Weitcrfchreiten konnte ich noch gerade rechtzeitig zurück springen, als eine lange, grünlich schil lernde Schlange, durch meine Annähe rung aus ihrem Mittagsschlas auf. gestört, dicht vor mir in einer Spalte zwischen den grauen Quadern der schwand. Die weite Halle, in der mein Tritt auf den Steinplatten des Fußbodens ein unheimlich dröhnendes Echo weckte, gab mir ein solches Gefühl der Einsam keit und des Verlaffenseins. daß ich meine Inspektion schnell beendete und erleichtert aufathmcte. als ich wieder blauen Himmel nnd blendende Sonne über mir hatte. Ich fragte den Diener aus. der in zwischen der erlegten Bestie das Fell abgezogen hatte, ob er den Tempel kenne, und wie lange er schon verlas sen sei. Wenn der Sahib auf Pcrtal Singh hört, hütet er sich vor dem Tempel. Er steckt voll von Schlangen, und drei Leute aus dem Torf am Fluß sind hin eingegangen und nicht wieder heraus gekommen." Es siel mir auf. daß der Inder beim Sprechen seine Augen nicht erhob und überhaupt nur zögernd Auskunft gab. Warum suchten die Eingeborenen, die doch sonst die größte Angst vor Schlangen und Skorpionen haben, einen alten verlassenen Tempel auf. dessen kühle Räume ein bevorzugter Tummelplatz für allerlei kriechendes Gethier fein mußten. Mit Mühe brachte ich endlich das Geheimniß heraus. Der große Hanuman, der Gott mit dem Affenkopf, wohnt in dem Tempel, und seine Schätze sind dort begraben." Jetzt wußte ich, was die Eingcbore nen suchten. Aber: Wo sind die Prie ster des Hanuman?" Alle gestorben, Sahib! Nur einer lebt noch im Torf am Fluß ein alter Mann." Mehr wußte der Inder nicht zu sagen. Auf dem Rückweg kamen wir durch das Torf, das, kaum tausend Schritt von meinem Bungalow entfernt, sich an derselben Seite des Flusses aus dehnte. Bei einer kleinen, etwas abseits ge legenen Hütte winkte mir mein Be gleiter: Hier wohnt der Hanuman Priester." Ich konnte der Neugier nicht wider stehen und trat durch die niedrige Thür Öffnung in das Innere der elenden Behausung. In einer dunklen Ecke des scheinbar verlassenen Raumes lag auf einem mit Baststricken bezogenen Bambusgestell wie es die Eingebore nen dort allgemein als Ruhelager be nutzen, ein steinalter Mann mit lan gem, silbernem Bart, der magere, braune Körper unbedeckt. Um seinen Hals hing eine Schnur mit einer Horn kapsel daran. Ten Greis störte mein Eintritt nicht. Unbeweglich, mit geschlossenen Augen, lag die hagere Figur da. Ich grüßte ihn laut mit dem den in dischen Brahminen geläufigen Gruß. Er rührte sich nicht. Ich trat näher, erfaßte die herabhängende Hand und fühlte, daß aus dem armseligen Körper vor mir das Leben schon seit mehreren Stunden entflohen sein mußte. Eine unbezwingliche Neugierde hielt mich zurück, meinen Tiener herein zurufen. Ich beugte mich über den Todten und öffnete die auf seiner Brust ruhende Kapsel. Mit großer Vorsicht zog ich daraus ein zwei Mal zusam mengefaltetes Stück eines getrockneten Palmenblattes hervor und trat damit an die Thür. Zu meiner Ucberraschung sah ich darauf, mit rothex Farbe ge malt, das Bild des vor wenigen Stun den verlassenen Tempels, darunter in deutlichem Umriß den Kopf eines Löwen, weiter nichts. Enttäuscht faltete ich das Blatt wie der zusammen und legte es in die Kap sel zurück. Tann trat ich hinaus und schickte meinen Diener zum Dorfältesten, um für die Bestattung des Brahminen zu sorgen. In den folgenden Tagen konnte ich die Zeichnung, deren Geheimniß der Alte mit in's Grab genommen hatte, nicht aus dem Kopf bekommen. Immer tanzte vor meinen Augen der Löwen köpf. Woher kam er, und was bedeu tete er? Auf der malayijchen Halbinsel gibt es, wie Sie wissen, gar keine Löwen. In welcher Beziehung stand dieser Kopf zu dem Tempel? ' Eine Woche später war ich früh mor gens aufgebrochen, um die Arbeiten an der neuen Straße zu inspiziren, und ritt gegen Mittag wieder nach Haufe, gefolgt von Pertal Singh, der meine Büchse trug. Plötzlich bemerkte ich zu meiner Rech ten eine enge Oeffnung in dem hier besonders dichten Gebüsch, scheinbar der Anfang eines Fußpfades, wie ihn die Eingeborenen zur Verbindung zwischen ihren Dörfern durch das Dickicht brechen. Aber nach jener Seite hin lag meines Wissens kein Torf. Ich stieg ab. befahl dem Inder, auf mich zu warten, und drang, die Büchse über der Schulter, durch die schmale Lücke in das Dschungel ein. Ter Pfad war offenbar selten betre ten. aber doch unschwer zu verfolgen. Er führte schnurgerade, ohne Biegung, durch daS Gedusch. Nach etwa zehn Minuten wurde es vor ihm bell, und Hochs: erstaunt trat ich heraus auf die wohlbekannte Lichtung. Vor mir lag. von blendender Sonne bestrahlt, die altersgraue Ruine, der Tempel des Hanuman. Meine Neugicr war von neuem machtig erregt. Auf meine hohen Rei tcrstief'cl vertrauend, die ich für ziemlich schlangensicher halten durfte, trat ich durch die steinerne Pforte in die hohe, fensterlose Halle. Eine wohlthuende Kühle ließ mir den Aufenthalt darin heut weniger unheimlich erscheinen, als bei dem ersten Besuch. Ein Rundblick überzeugte mich, daß alles unverändert war. Eben wandte ich mich zum Gehen, als mein Blick auf dem Fuß boden haften blieb. Turch eine der Luftöffnungen an der Tecke .fiel ein Sonnenstrahl in die Dunkelheit und malte dicht neben mir auf den Boden einen grellleuchtcnden, scharfumrissenen Fleck. Erregt trat ich näher. Tie Sonne zeichnet? auf der grauen Platte deutlich und unverkennbar den Kopf eines Löwen. Ich warf die Büchse von mir und kniete vor der Platte nieder. Mit vor Erwartung zitternden Händen wischte ich Staub und Sand bei Seite und sah, ohne davon noch überrascht zu werden, dieselbe Zeichnung mit feinen Strichen in den Stein eingeritzt. Mit Hilfe meines Jagdmessers ge lang es mir in wenigen Minuten, die nicht sehr schwere Platte zu lockern und an einer Seite zu heben, dann umzu drehen und zu stürzen. Mit der breiten Klinge grub ich in fieberhafter Hast den Sand heraus, und nach kurzer Zeit stieß meine Hand auf Widerstand. Vorsichtig grub ich weiter, und bald lag vor mir ein silbernes Kästchen, so groß wie meine Faust. Ich sprengte den Teckel auf und wäre beinahe von staunendem Entzücken über wältigt hingesunken. Meine Augen ruhten auf dem Schatz des Hanuman. Leuchtend und glitzernd im Sonnenlicht lagen vor mir große und kleine Rubinen, Saphire und Smaragden, meist ungeschliffen, aber schon in dieser Form von unermeßlichem Werth. Mit gieriger Hast wühlte ich in diesem Juwclenberg. die schönsten Steine heraussuchend, um sie bewun dernd zu betrachten und in der Sonne funkeln zu lassen. Ein breiter Schatten verdunkelt die Halle. Ich blicke auf und lasse vor Entsetzen das Kästchen in die Grube zu rückfallen. Im Eingang zum Tempel steht hochaufgerichtct ein mächtiger Tiger, wüthend mit dem Schweif die Flanken peitschend, die gräulichen Augen funkelnd wie die Smaragden vor mir: Ter Wächter des Tempels. Gebannt, wie der Vogel durch die Schlange, kniee ich regungslos, meine Blicke einbohrend in die wie Phosphor leuchtenden Augen des Feindes. Jetzt duckt sich der geschmeidige Körper zum Sprunge. Im selben Augenblick ist der Bann gelöst; ich reiße die Büchse, an mich und ohne anzulegen schieße ich beide Läufe gleichzeitig ab. Es ist zu spät. Tas im Sprunge tödtlich getroffene Thier reißt mich mit sich nieder, und von der ungeheueren Masse begraben, sinke ich bewußtlos zu Boden. Als ich wieder zu mir kam, stand die Sonne 'schon tief am Himmel. Mit schmerzendem Kopf und zerschlagenen Gliedern wälzte ich mich unter der tod ten Bestie hervor. Mein erster Gedanke war das Kästchen. In der Grube fand ich es nicht; mit seinem kostbaren Inhalt war es verschwunden. Ich fiel von neuem in Ohnmacht. In völliger Dunkelheit wachte ich auf. Mühsam schleppte ich mich zum Aus gang. Da stand vor dem Tempel an dem Stamme einer Palme gebunden mein Pferd. Von Pcrtal Singh war nichts zu sehen." Der Schotte goß mit unsicherer Hand den Rest aus der Flasche in sein Glas. Ist der Kerl nicht gefangen worden?" fragte der kleine Jolifet. 'Seine Leiche wurde zwei Wochen später, mit einem Messerstich in der Seite, vor einem chinesischen Gasthaus in Singapore gefunden." Und die Steine?" Verschwunden! Ten Rubin fand ich in meiner Tasche." Theodor Storm als Humorist Mit dem Humor ist es eine eigene Sache. Schier unübersehbar ist die Reihe der Schriften, die mit der Etikette humoristisch" versehen sind. Aber größtentheils sind es taube Blüthen auf dem Baume der Literatur; sie schim mern und leuchten einige Augenblicke in dem Sonnenglanze des Tages, dann werden sie von dem ersten Lüftchen herab geweht, um auf immer zu verschwinden. Ganz besonders scheint dies das Schick sal aller Geisteserzeugnisse der profes sionellen Humoristen zu fein. Wenn man heut zu Tage die zahllosen Bände eines Saphir, Oettinger u. s. w. durch blättert, so ist man förmlich überrascht, unter all' der Witzhascherci, an der sich eine ganze Generation amüsirt hat. fast auch nicht eine Stelle wahren, herz erquickenden Humors zu finden. Ab gesehen von den wenigen großen Humo ristett (Cervantes, Rabelais. Jean Paul, TickenI u. s. w.). die aus ihrem unerschöpflichen Füllhorn die Mensch hcit mit den köstlichen Gaben überschüt tetcn, verdanken wir hauptsächlich sol- chcu Tichtern. deren eigentliche Be dcutung auf anderen Gebieten liegt, die feinsten und edelsten Blüthen des Humors. Ich erinnere nur an Her mann Kurz. Gottfried Keller und Ju ftinus Kerncr. Auch Theodor Storm, der große Lyriker und Novellist, bat uns trotz seiner im troßen und Ganzen ernsten Geistesrichtung mit einigen bumorifti scheu Perlen beschenkt. Als Probe las sen wir 2 seiner TöntjeS" folgen: .Tree to Bedd." ES wohnte einmal in einem Torfe eine alte Frau, die hatte viel Geld und Gut. Nun hatte wohl mancher lang fingrige Bursche sich gern sein Meil da von genommen: aber die Frau stand in dem Ruf. als könne ihr nichts vcr borgen bleiben. Trotzdem fanden sich jedoch drei Burschen, die nicht für voll dran glaubten und sich beriethen, wie sie Abends der Alten ein gut Stück Geld abholen möchten. Nun aber pflegte die Frau, wenn sie AbendS beim Spin nen das erste Mal gähnte, zu sagen: Tat wer Een to Bedd," wenn sie zum zweiten Mal gähnte: Tat weren Twee" und wenn sie beim dritten Mal gesagt hatt: Tat weren Tree!" so setzte sie hinzu: 'Nu kaam ick!" Und ging zu Bette. Als nun Abend geworden war. so kam der erste von den drei Tiebcn und guckte in das Fenster, da saß die Alte noch bei ihrer Lampe und spann. Oho!" sagte sie und gähnte: Tat wer Een!" Ter Bursche' aber glaubte, die kluge Frau habe ihn gemeint und wisse um ihr ganz Vorhaben. Ta machte er lange Beine und lief zu den Anderen zurück und erzählte ihnen, wie es ihm ergangen. Tarauf kam der Zweite dran; der guckte auch in's Fenster, da gähnte die Frau zum zweiten Mal und rief: Oha. dat weren Twee!" Ta glaubte auch er, weil er der Zweite war, und lief zurück, wie der Erste. Jüm sind man all dumme Jun gens," rief der Tritte, und machte sich ebenfalls auf den Weg. Als er aber an's Fenster kam, da gähnte die Alte zum dritten Mal und rief: Oha, dat weren Tree!" Tann stieß sie das Spinnrad von sich, stand ans und setzte hinzu: Nu kaam ick!" Ta lief auch Tritte auch weg ; die Frau aber ging ruhig in ihr Bett. Tcnn," pflegte mein Vater zu sagen, wer ein bös Gewissen hat, den kann ein altes Weib mit der Nachtmütze durch's Schlüsselloch jagen." Weshalb sie den Nachtwächter nicht begraben wollten. (Auch eine Torfgeschichte.) Im Kruge am Fenster saßen drei Gäste, die eben aus der Stadt zurück gekommen waren; sie unterhielten sich leise, aber eifrig. Der kleine wallbei nige Krüger mit der weißen Zipfel mütze ging neben den Tischen auf und ab und suchte vergebens seinen Antheil von den Neuigkeiten abzubekommen. Tie am Fenster waren unbarmherzige Menschen, je mehr der Krüger die Ohren spitzte, desto flüsternder und eifriger wurde das Gespräch. Es war nicht mehr zum Aushalten; endlich ging dem Krü ger die Natur durch, er stand entschlos i'en still und fragte: Js dar wat Nyes passeert in de Stadt, Jochum Peterscn?" Wat Nyes? Ah nä, Carsten nä Nyes is dar eigentlich nich passeert." Aber die Unterhaltung am Fenster wurde trotzdem immer eifriger und im mer leiser. Der gequälte Krüger fal tete die Hände auf dem Rücken und setzte seinen trostlosen Spaziergang fort. Aber nein, es war platterdings unmög lich! Noch einmal wandte er sich an die Unmenschen: Kunn ick dar denn nich en bäten Teel an nehmen, wat dar Nyes in de Stadt passeert is?" Ja dat kunn Carsten ja noch," antwortete' Jochum Peterfen, wandte aber in demselben Augenblick dem Fra ger den Rücken. Das war zu viel. Mein Gott," schrie der kleine Krü ger, wat is dar denn passeert, Jochum Petersen?" Ja, Carsten, dat is 'ne dumme Ge schichte!" En dumme Geschichte, Jochum Pe tcrscn?" Ja, Carsten se will'n de Nacht Wächter nich begraben." De Nachtwächter nich begraben, Jochum Peterfen? Tat is ja wat Uter ordentliches!" Se Wille ein abers doch nich begra ben. Tat isn Teuuelsspill; se sind damit all bi de Landvagt West und bi't Amthuus. AVer dat helpt Allens nix. se willn em doch nicht begraben. Na. nu sind se damit na de Regcerung." Wat Jochum nich seggt! Tat is ja ganz wat Uterordcntlichcs! Aver. mein Gott, warum willn se de Nachtwächter denn nich begraben?" .Ja, Carsten wil he nich dood is." , Tar hcw ick ja denn keen Wort ge gen to erinnern." ?itt Kosakenstückchen. Zwei Kosaken, den Uriadnikis (Un teroffizier bei den Kosaken) Archipof und Schzcdorf, hat der Czar vor einigen Tagen eigenhändig den ihnen von ihm verliehenen Anna Orden überreicht. Tiefe Kosaken waren nebst ihrem Vor gesetzten, dem Obersten des russischen Gencralstabs Artamanof, eines Heeres Abtheilung des Ncgus Menclik von Abyssinien beigegebcn, die im vorigen Jahre nach dem Weißen Nil zog. Beim Zusammenfluß der Sobata und des Weißen Nils wurde Halt gemacht und die abwünische Flagge gehißt. Ter Weiße Nil theilt sich an dieser Stelle in drei Arme, von denen der mittlere eine beträchtliche Breite und viele Krokodile bat. Es wurde beschlossen, das gegen üdcrliegende Ufer zu erkunden, aber Niemand von den Soldaten entschloß sich hinüber zu schwimmen. Ter Kosa kcnoderft Artamanof. der mehrmals be merkt hatte, daß die Adyssinier keine be sondere Meinung von dem Muth und der Entschlossenheit der Weißen im All gemeinen und der Russen im Brsonde ren haben, wollte bei dieser Gelegenheit den Abyssiniern zeigen, was ein Kosake kann. Ohne feine Begleiter, die beiden Kosakenunteroffizicre. zu verständigen, warf er sich rasch entschlossen in den Fluß und begann hinübcrzuschwimmcn. Sofort folgten ihm seine Untergebenen. Tie Adyssinier standen ganz entsetzt da und schauten verblüfft den waghalsigen Kosaken nach, wie sie unversehrt das andere Ufer gewannen, es untersuchten und wieder zurückkehrten. In der Nähe des Ufers schössen mehrere Krokodile auf sie zu, aber durch einen kühnen Sprung retteten sich die Kosaken an's Ufer zu den Abyssiniern. die sie stürmisch be grüßten. Für dieses kühne Stückchen sind die Kosaken von dem Czaren be lohnt worden. Ziege als riegöverbündtte. Als die Stadt Eßlingen auf öffcnt lichcm Reichstag 13130 Kaiser Karl den Vierten beleidigte, sandte dieser ein Exckutionshcer gegen die Stadt, um eine ihr auferlegte Strafsumme von 109.000 Goldguldcn beitreiben zu las sen. Tie Summe konnte jedoch nur zur Hälfte von den Bewohnern erpreßt werden. Um nun die Eßlinger dafür in anderer Weise empfindlich zu schädi gen, ließ der Anführer des kaiserlichen Heeres alle Ziegen von der Alb" in Schwaben herunter und in die reichen Weinberge der Stadt Eßlingen treiben, damit dort die Weinstöcke abgefressen würden. Tie Verwüstung, welche die näschigen Thiere in den Weingärten an richteten, war eine so große, daß in den nächsten Jahren keine Traube zu ge dcihen vermochte. Sr kennt die Frauen. Es ist sonderbar, ich kann meine Frau nicht dazu bringen, mir etwas auszubessern oder anzunähen! Heute Morgen bat ich sie um einen Knopf für die Weste; sie hat sie nicht angerührt." Tu hast sie gebeten?" fragt der Freund. Ja, was soll ich sonst thun?" Bitte nie eine Frau, etwas auszubessern! Das hilft nichts. Mache es wie ich! Wenn mir etwas entzwei geht, frage ich meine Frau, wo die ab getragenen Sachen hinkommen, ich müßte den Gegenstand dort hinlegen. Dann verlangt meine Frau, den Ge genstand zu sehen. Ich halte ihn hin ter meinen Rücken und entgegne: Nein, nein. Tu kannst nichts mehr damit an fangen! Tann fordert meine Frau sehr energisch, daß ich damit herausrücke. Es geschieht. Mit weiblichem Stolz erklärt sie sofort: Tas ist ja aber noch sehr gut! Es braucht nur Und dann geht sie sofort daran, den Schaden auszubessern." Eine Explosion im I. Jahr hundert. Man sollte meinen, daß nur unserem Jahrhundert, mit seinem kolossalen Fortschritten auf allen technischen Ge bieten schreckliche Katastrophen vorbe halten find. Die französische Geschichte erzählt aber schon von einer gräßlichen Explosion im sechzehnten Jahrhundert. Unter der Regierung des Königs Hein rich II. war ein großer, und runder Thurm zur Befestigung der Bastille er baut worden. In diesem Thurm lager tcn 200 Pfund Pulver. Da, eines Abends, explodirte das Pulver mit ent sctzlichcm Krach, der Thurm zerfiel in Trümmer, so daß kein Stein auf dem andern blieb. Sehr viele Häuser und Kirchen in der Umgebung wurden zer stört, und Eisenthcile von dem Dache des Thurmes flogen mehrere Meilen weit. Tie schmerzhafte Cedille. Eine vornehme" Dame in Köln, so wird der Frankfurter Zeitung" be richtet, deren Schulbildung nicht ganz im Einklang mit ihrem Wohlstand war, stellte eines Tages einen ihrer Gäste der übrigen Gesellschaft als Herrn von Frankois statt Franois" vor. Als nun der Herr bemerkte: Gnäd'ge Frau gestatten, habe eine Cödille" unter dem c". erwiderte die Dame ganz theilnehmend: Aber, mein lieber Herr von Frankois. Sie sollten entschieden etwas dagegen thun das muß doch sehr schmerzhaft sein!" Offenbar 'war sie der Ansicht, daß es sich um eine Art Hühnerauge handle. warum. Sie: Alle Bekannte sind des Ruh mes voll, wie vortheilhaft mir das neue Kostüm steht. Tu allein verlierst kein Wort darüber." Er: Ja sieh', liebes Kind, die ande ren Leute verlieren eben nur Worte ich aber das Geld!" Sie kennt ihn. Frau: Siehst Du, diesen blauen Hut muß ich haben." Mann: Aber Schatz, ich denke Frau: Du denkst? Was ist denn das wieder für eine Gewohnheit." ?channnz. Ich weiß. Sie habcn jetzt Geld und wollen mir keines leihen!" Wieio winen Sie das?" Weil 2ie gleich bei meinem Koni men Ihren Rock zugeknöpft dabei,!" .U'l. Wie konntest Tu nur die junge Tarne ungeplüiioert vorbeilassen?" Räuber: Ader ich werde mich doch unrasirt wie ich bin keiner jungen Tame nahern." ReiniaiinzslNiN,?!. Madame: Minna, die Trcppenge lander sind immer schmutzig. Ich war heute bei Frau Bergfeld, da waren sie spiegelblank." Minna: Ja, Madame. Frau Berg feld hat auch die drei kleinen Jungcns!" Trmujz! .. Sag', liebe Freundin, lebst Tu glücklich mit Tcincm Mann?" Natürlich! Ter soll sich unterstehen, mit mir nicht glücklich zu leben!" Doppelt erfreulich. Unteroffizier (zu einem Rekruten): Freut 'mich, daß Sie so leicht be greifen!.... Und Sclchcr ist Ihr Vater? Tann freut's mich doppelt!" An; dem nimeii. Und zu welcher Klasse der Thiere gehört der Mops?" Wenn er gerollt ist. zu den Fischen, und wenn er nicht gerollt ist, zu den Säugthieren!" furchtbarer verdacht. Junger Ehemann (seine Frau an der Küchcnthüre überraschend): Tu er röthest, Emma, Tu wirst so verlegen (streng): hast Tu vielleicht wieder ge kocht?" Der ?onntagsrciter. Reiter: Ich will nach dem Thier garten reiten geben Sie mir ein Pas sendes Pferd!" Pferdeverlciher: Ja was verstehen Sie dcnn unter passendes Pferd?" Reiter: Ganz einfach! Geben Sie mircin's, das ebenfalls nach dem Thier garten will!" l?ersübrcrisch Richter: , Wie können Sie eine so widersinnige Behauptung aufstellen, daß Sie durch das Lesen des Kochbuches zum Ticbstahle einer Kiste Eier derlei tet wurden?" Angeklagte: Ja. sehen Sie, Herr Richte da liest man immer: Nehme 4 Eier nehme 6 Eier " und woher nehmen und nicht stehlen?!" - Bei'm Kaffeeklatsch. Frau Räthin: Und was ich Ihnen, natürlich unter Diskretion, mittheilen muß: Tie Frau Lieutenant ist also richtig ihrem Manne untreu!" Frau Direktor: Was Sie sagen! O wie interessant! Na, heute treffe ich die Frau Tottor, der werde ich es im Vertrauen" auch mittheilen!" Frau Räthin: Ach da hilft Ihnen Ihr Vertrauen Nichts die Toltorin sagt Nichts wieder!" Die probe. Tie Mutter giebt dem kleinen Hans zwei buntbemalte Zuckerfigurcn, vcr bietet ihm aber, davon zu essen, da die Farben sehr giftig wären. Hans und sein jüngerer Bruder Franz spielen da mit. Eines Morgens aber fehlt eine der Figuren. Hans", sagt die Mutter, wo hast Tu die Figur ge lassen?" Ich hab' sie Franzen zu essen gegeben." lautet, die Antwort, Und wenn er noch lebt, wenn ich aus der Schule komme, esse ich die andere sichste!" Sprachkenntniß. Kellnerin (zum Gaste, der ihr ein Trinkgeld gegeben): "Merci, Mon sieur .... Gelt'n S', ich kann gut Englisch?" Grob. Fräulein A.: Was würdest Tu darum geben, wenn Tu mein Haar hättest?" Fräulein B.: Ich weiß nicht, was hast, Tu denn dafür gegeben?" Stimmt. Sohn: Papa, was veranlaßt denn die Männer, bei der Verlobung immer der Braut einen Tiamantrinq zu schenken?" Vater: Meistens die Braut!" In l?erlegenbeit. Handlungsgehülfe: Herr Chef. zwe. Reisende sind da." Chef: Was nun? Zwei Plagegeister und nur einen Hausknecht! Durchschaut. Baron (arg verschuldet): Herr Kom merzienrath, ich bitte um die Hand Ihrer einzige Tochter Rebekka." Kommerzienrath: Ihr Antrag ist mir nicht unschmeichelhaft, Herr Baron, aber sagen Sie. weshalb soll denn grad' ich Ihre Schulden bezahlen?" Zu spät. Fräulein: Sie wollten mir schon lange eine Locke verehren. Herr Lieute nant!" Lieutenant: Grad' gestern letzte ab- geschnitten, gnädiges Fräulein müssen schon die nächste Ernte abwar-ten!"