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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (May 18, 1899)
r Pfingsten. M a r c. Z? o y n. Sieben Uhr! Feierabend! Ans dem -cttcnportal des gror.cn Hauses, in dem sich das (ionscctions geschast von Martin Saatfeld befand vollen die -chaaren der dort anae stellten Arbeiterinnen. Alle athmeten zuerst wie befreit mit langen Zügen die milde Abendlutt ein. in den vircen räumen war es heiß und eng gewesen dann schüttelten sie ihre lciderröck, um alle noch daran hastenden Nahiad chen loszuwerden, und vertheilten sich nach monoton gemurmeltem Abschieds grüß gegen einander, ra?ch in den an arenzenden Straßen. Ein sebr iunaes. hübsches, blondes Madchen zögerte' länger, um aufmerk sam die Straße entlang zu spähen, und es schien sie zu verdrießen, daß einige ihrer Arbeitsgcnossen lich im Weiter aebcn lachend nach ihr umschauten. 9hm, Bcrtha. Sie können noch lanae umsonst ausschauen rief dann eine spöttische Stimme laut zurück, .Ihr Robert kommt auch heute nicht. ich habe es Ihnen ja schon vorhin ge sagt." Tas rufende Mädchen kam dann lachend zurück, als es keine Antwort bt kam. Aber so warten Sie doch nicht länger. Bertha," wiederholte das Mäd chen spöttisch, ich habe ja von der Emilie genug erfahren, daß sie in der letzten Zeit immer mit Ihrem Robert zusammen gewesen ist." Ich warteauf meine Mutter." ent- gcgncte Bertha Hangen ablehnend so " Konnte die Andere, nun denn Ade und vergnügte Feiertage!" Bcrtha Hansen antwortete nicht Es war nur gut, daß sie nun allein war, denn sie hielt die Thränen nur noch mühsam zurück, seufzend wandte sie sich dann zum Heimweg, sie wußte ja, die Mutter war jetzt zu Hause, ihr Warten hatte nicht dieser gegolten. Langsam schritt ste durch die von hastenden Menschen belebten Straßen dem entlegenen Stadtthcil zu, in dem sie mit ihrer Mutter wohnte. Bom . Dom läuteten die Glocken, die Kinder vor den Häusern lärmten, auf den Apfelbäumen der kleinen Hofgärten, die hier neben den alten Häusern am Wafferlauf blühten, schlugen die nin ken, und in den mit dicken Dolden bc- deckten Flicderbüschen, die sich über das leise dahinrauschende Wasser neigten, jagten stch schreiend die Spatzen Manche niedrige Hausthür war mit frischem Birkcngrün geschmückt, die Fenster in allen den Wohnungen, die hier von der Arbciterbevölkerung be- vorzugt waren standen weit geöffnet, die frisch gewaschenen Vorhänge wehten leise im Winde. Wie in einem ein zigen großen Willkommengruß an das Fest der Freude in der Blüthezcit des Jahres schien Alles hier auszuklingen. Dem müde daherschreitendcn Mäd chen lag das Herz schwer in der Brust. Wie hatte Bertha Hansen sich grade auf dies Pfingstfest gefreut, und wie war doch Alles zuletzt so ganz anders ge-kommen. Daheim hatte die Mutter schon alle Arbeit beendet, im Zimmer und in der kleinen Schlafkammer duftete es nach Goldlack und Flieder, in der sauberen Küche, nach frischgebackenen Kuchen Frau Hansen blickte der Tochter froh entgegen. Jetzt kann Kaiser und König kommen," lachte sie, ich bin mit Allem fertig, aber ich bin doch froh. daß der Besuch morgen sich nicht so arg vornehm dunkcn wird." Das Mädchen legte ihren Hut und ihre Nühtasche fort und setzte sich auf einen Stuhl weit vom Fenster entfernt Der, den Du erwartest. Mutter, der wird nicht .kommen, es ist ja wohl aus mit mir und dem Robert." ..Was?! Aus mit Dir und Robert? Seit wann denn und warum?" Nur ein qualvolles, trockenes Schluch zen war die Antwort. Frau Hansen trat- zu der Tochter. Bertha, hast Tu Dir etwas zu Schul den kommen lassen? Denn sonst auf den Robert hätte ich Häuser gebaut. So ein Mann wie der bricht doch nicht fein Wort um nichts." Ach Mutter!" Hast wieder mit ihm gezankt?" schalt Frau Hansen, hast wieder ein mal probirt, wie lange seine Geduld reicht, wie? Und diesmal ist wohl der Geduldfaden gerissen. Nun kannst Tu nichts sagen?" Mutter, jetzt nicht, ich weiß ja selbst noch immer nicht was ich denken soll." Die alte Frau wandte sich seufzend ab. Ja. dachte sie. die kleinen Kinder trampeln einer Mutter auf die Schürze, die großen wohl gar aufs Herz. Der Robert Behrens. so ein tüchtiger, lieber Mensch! Die Bertha wäre so geborgen in der Ehe mit ihm gewesen, und nun sollte Alles aus sein? Sie nahm den Blüthcnstrauß vom Tisch und stellte ihn auf die Commode in der Ecke, draußen in der Küche schob sie verdrossen den gut gerathenen Kuchen in den Schrank; der Schreck um dieses entschwindende Glück des Hauses war ihr in alle Glieder gefahren. Schweigend saßen sich die beiden Frauen bei ihrer einfachen Abendmahl zeit gegenüber, dann reinigte Bertha das Geschirr und ging mit einem zag haften Gutenachtgruß in ihre Schlaf kammer. Die Mutter verstand die schmcrzrciche Bitte, die in der leisen Stimme zitterte, sie saß dann Avch ein Weilchen allein in oracnden Gedanken, ehe ne ihr Bett in gcnuber doch ,m Willen des davon Be der Küche aufsuchte. troffcncn eine groe Macht lag. adzu Bald erstarb jenes Geräusch in Haus wenden, oder zu tragen in ruhiger und -lraye. nur Ich flüsterten die würdiger Ergebung, sah sie, trotz blülbenbedeckten Fliederbüsche unter den aller schweren Gedanken, bald wieder Küchenfcnstcrn und schickten ihre süßen froh auf alle Blüthcnpracht, auf die am Dühe zu der alten Frau, die den lichten Himmel dahimegelnden Wölk Schlaf nicht finden konnte. Da knarrte chen und auch neidlos auf die Schaaren leise die Thür und Bcrtha kam durch fröhlicher Menschen, die überall Wege den dunklen Raum getappt und letzte sich auf den Rand des Bettes der Mut tcr. .Ich will Dir Alles sagen. Mut tcr," sprach sie tonlos und zwang ihre Stimme zur Festigkeit. Gleich nach Aftern schon habe ich oft mit Robert zanken müssen, weil ich so viel mal umsonst auf ihn warten mußte, wo ich ihn sonst immer sicher erwarten konnte; dann habe ich erfahren ach es giebt immer gleich Mädchen, die einem immer so etwas zustecken baß er viel mit der Emilie Lange zusammen gewesen ist. und Tu weißt doch, daß der Robert sie von früher her schon kennt und nun in den letzten Wochen, wo ich Robert im mcr seltener sah er hatte ja für mich nie Zeit da haben mir die Mädchen hinterbracht, daß er wohl täglich zu der Emilie in ihr Haus gegangen ist. Und vor vier Tagen habe ich dem Robert Alles dies tüchtig vorgeworfen und er ach nichts hat er darauf geantwortet. als da er bar ch tagte: M:w ist es aber genug, ich will nicht hören, daß Tu mich und die Emilie schlecht machst. Ich sage Tir nichts mehr, ich könnte meine Selbstbeherrschung verlieren. aber ich sage nur noch das: zu Pfingsten und -tcge bedeckten, schien doch die -tadt alle ihre Bewohner hinausgctchickt zu haben zur Pnngstsrcude an diesem gesegneten Junitagc. Gerade die Einsamkeit und stille der verödeten Straßen im Innern der Stadt lockte endlich Bcnha doch hin auszugehen und ihren grübelnden Ee danken zu entfliehen. Sie ging dann durch Straßen, die sie seit Jahren nicht durchichritlen hatte, kein Kind spielt, heute hier aus dem Pflaster, auf dem die letzten Strahlen der Abendsonne glänzten. Tort in das große, rothe Gebäude war Bertha zur Schule ge gangen, daneben in dem kleinen, dürf tigen Häuschen wohnte e,n kranke, Kmd, das immer in Betten verpackt im Hausgang oder vor der Hausthür an. Bcrtha kam naher, wahrhaftig. da say e einen tuhl in der gcöstne- icn auslyur ncycn, aus dem in eine Tecke gehüllt ein Mädchen saß. Mit der gleichen, unbekümmerten Theil nähme, wie zur Kinderzeit, ging sie au das Mädchen zu. ic renne yam den ops gegen die vcyne ihres Wcidcnscncls gelegt. die magere Hand hielt einen blühenden kannst Tu es gleich gewahr werden, wie Flicdcrkranz empor, zu dem die Augen der tranken emporblickten. AIs Bcrtha näher trat, wandte sich ihr Blick auf die Kommende. Verdutzt blieb diese stehen, ue hatte thörichter Weise ae, dacht, hier ein Kind zu finden, nun sah sie, daß nicht sie allein feit den Schul es weiterhin nun zwischen uns stehen wird." Und seitdem habe ich ihn nicht wieder gesehen i'nd ich weiß ja wohl nun, wie mein Pfingsten fein wird Tie Mutter hatte sich im Bette aufge richtet. Ihr stieg die Angst in den Kopf, so schlimm hatte sie sich das Zer- jähren gealtert war. Tie großen blauen würfniß zwischen den Beiden, die doch Augen, die reine zarte Stirn, der zu schon mit einander von Hochzeit qcspro- angenehmen Lachein sich verziehende chen hatten, nicht gedacht. Sie strich Mund gehörten einem voll erwachsenen leise über die zitternden Hände der Mädchen an, der arme noch immer in Tochter. Tas sind schlimme Nach- alter Weise gelähmte Körper hatte die richten, Bertha," sagte sie ernst, ich kindliche Eckigkeit verloren. kann auch jetzt nichts dazu sagen. Geh schlafen Kind, und denk an Gott und nicht mehr an Teine schuld bei der Sache." Mutter, meine Schuld?" Ich will nicht weiter reden, Bertha, Ach das schöne Fest morgen, und ich hab gedacht, das sollte Tir so schön wer- den. wie nie sonst." Tie Alte legte ich nieder und wandte ihr Gcncht ab. Ta schlich das Mädchen hinaus, Ein groncs Mitleid mit der alten Frau dort, und vor Allem mit sich clbst. stieg in ihr auf. Wie hatte nur Ich bin hier früher zur Schule ge gangen," stotterte Bertha in plötzlicher Berlegcnhcit. Und da haben sie mich hier gleich geicycn." lächelte die Kranke überlegen. uno wollen mich nun wieder begrüßen. das ist freundlich von Ihnen." Sie sind aber noch immer krank." sagte Bcrtha stockend. Ich wcrde nie gesund sein." Berthas Augen fuhren unsicher um, her. der Anblick des blaffen, sanften Gcstchtö vcnahm ihr icde Faffunq. Wollen cic sich dort ein Weilchen der Robert so handeln können ? Alle aus die Bank setzen und mir Gesellschaft Freude in die cm Leben war nun da- icineit? as wäre sosehr nett von m. morgen, wenn alle Welt so froh Lyncn. ich bin hier ganz allein." f .. . L. " L f- H CWil. . . . . 44 ' f sein wuroe, oa wuroe ne allein zu Allem, ganz allem yai man sie Sause sein und weinen. gelassen?" Tie durchfeufzte Nacht schien kein Ich bin das gewohnt, die Nachbar- Ende nehmen zu wollen, doch als der Ichast kennt mich hier. Heute ," ein erste Schimmer des Morgcnlichts her- mattcr Blick streifte die zarten Blüthen auszitterte, versteckte Hertha ihre ver weinten Augen unter der Bettdecke, sie wollte den Tag nicht herauskommen ehcn, der so viel Pein für sie bringen wc r: . i. ii. .v.... wuivc. vcr ic vcrmvuiie Ivevcr oas Licht dcr Sonne von sich fernhalten, noch von ihren Ohren das fröhliche Zwitschern dcr Bögeln, die hier überall in den kleinen Gärtchen Heimathrcchte hatten, oder das feierliche Geläut der Kirchenglocken. Tenk an Gott und nicht mehr an Teine Schuld," hatte die Mutter gelagt. Ja. wo war denn ihre Schuld? Sollte sie denn nicht das Recht haben, den Mann, der sie heirathen aus ihrem schoß, am Psmgstfcft. da wollten doch Alle in's Freie gehen. Ta blieb ich mit den Blumen hier zurück." Werden ie nie gesund werden?" Nein, nie." Wie können Sie dies Leben ertra gen?" rief Bcrtha. Ich musz. Es ist wohl schwer. aber. Ach. schon als Kind habe ich gelernt still zu sein, wenn alle anderen Kinder im picl um mich her spran gen ic schwieg und schmiegte ib wucht in die kühlen Blüthen. cmtia ocircicyleie noc immer wie athcmlos die vor ihr Sitzende. Sie würde, der Vernachlässigung anzukla- war schön, und sie war klug, das klang gen? Ach. und er hatte sich ja nicht ein- aus ihrer sanften Stimme und ihren mal gegen alle ihre Anschuldigungen überlegenen Reden hervor; sie war vertheidigen wollen, keine Abbitte, selbst jung, jung wie Bertha selbst, sie mochte kein Wort mehr war sie ihm werth ge- ocy auch jetzt um ich her die glücklichen wcscn, er hatte sie nur mit gerunzelter 2.'caocyen seyen, die lieben dursten, ge tirn angesehen, und in so drohender. Hevt wurden, wahrend ne. auf den spöttischer Weise auf das Fest heute Kessel gebannt, die Jahre dcr Jugend f,;.;?. . .nw ss v: im förttUofwör iw k5i,.,-s iuiuuuiiitu. " .'imi 11 um uui uic 3m im vjiuutryieu, im yonnungSio en sehnen verbringen mußte und ohne den Trost, den Arbeit, harte treibende Arbeit dem Vergcffenwollen bringen lonrne. Von unerklärlichem Triebe ae ie fragte wohl, ob Bertha lenkt, faßte Bcrtha dic Hand der Krän- ihr zur Kirche gehen wollte, n. verzeihen sie mir," bat sie leise erzeiben, icai" Tie Thränen traten in Bcrtha's Au- gen, sie wandte sich ab. ..Ach. ick bin schlecht, undankbar, aber ich bin so un- giuaucy yeute." Die Kranke lächelte. ..Heute?" - sagtc sie frisch, indem sie Berthas Hand faßte, kann nicht der morgende Tag oeuer iniir ..Ach." schluchzte Bertha. ich könnte zu keinem von den, anderen Mädchen davon sprechen, aber gewiß, ich möchte cy.ru...-.,. s....xu i. w iiuuc uuiunuuu tu luuiuc. i'iiujla hören, nichts sehen von aller Freude aller anderen Menschen. xie Mimer anen ne qewayren zu lasten. nicht mit schalt aber nicht, als ste dann doch al lein gehen mußte. Als die Beiden dann später ihr Mittaqeffen beendet hatten, sah die alte Frau doch wieder sehnsüchtig zu den Fenstern hinaus auf alle die selbst in dieser stillcn Straße zu Tage trctendcn Reize die es Herr, lichcn, sonnigen, bluthenduftendcn Pfingsttages. Schließlich nahn sie doch Hut und Tuch. Ich kann mir ja denken, da Tir nicht viel am Reden mit mir oder gar mit Andern liegt," sagte sie, und mir es Ihnen sagen, wie mein Herz traurig ist gewiß auch nicht froh zu Muthe, fei." Und während die ruhigen Augen aber einen Pfingsttag wie den heutigen sanft zu ihr binblickten. sprach sie zu dcr S&ijl Vin sink (ÜnH rA ni.S f, ,1 .".. I , f. " iuim uu uui viui uuuf 3u. (jiiuuc, iuiiuC!i uuuen von uircm uiniiicr. v r. n 11. cvy . . " t w I . t . ' ' uno ,o will III) einen Weg uoers eio von dem ttptrauen qcqcn ihrcn Vcr, oder in den Wald machen." Tie Altel lobten, von seiner befremdlichen Art x . crn-ifj. - V -CI . CVl . - r ' , 1 ' zvgerie nv ein xuniuifii in ver v,senen lyren orwursen zu begegnen, von Thür. Ob nicht die Bertha doch mit ilren hoffnungslosen Worten aus ihn ' r . . -i V. i r n w ... ! s.s'irr . j .. . I " iyr geyen mocyiek ,.cge ocn cyiussel uno von aller gestörten Pnnqst reude nur an den gemoynten Platz." agte Und in alle diese Beneble miickten fi Frau Hansen endlich seufzend, daß ich ihn pnde, wenn Tu noch fortgehen wolltest." Bcrtha wandte sich ab und bedeckte ihr Gcficht mit der Hand. Ta gi:'.g die Mutter leise fort. sie war alt und alle on genug doch bald Selbstanklagcn und Selbst vorwürfe über Undankbarkeit, da sie oocy so gesund sei und auch immer so gesund gewesen, und wie sie doch arbci- ren tonnte und wie ibre 1'cuttcr so ant Z" ihr sei und wie sie nun immer qc- censchensreunoe ,icy in kuo verwan- oacyi ave, es müsse Alles immer wci dein sehen, aber in ihrem engen 'evcn ter gut und gar noch bcNcr werden. voller Arbeit hatte sie auch oft Kummer und daß sie dem Robcrt nicht so patzige sich wieder in Glück verwandeln sehen, Vorwürfe hätte machen sollen, und daß und in ihrem einfachen, geduldigen sie heute so gegen Gott selbst gehadert , r . r'tfi wp-l ii . " ycrzcn lebte oie uvcr,icyi, oan oem yane. und von '.'ccuem kam die fle selbstverschuldeten Unglück, ja selbst den hcnde Bitte, die arme Kranke möcht, . t . w s r .- . r . r f . . ' Schrecken des vcrocrvlicyen usaus gc-1 iyr nicyi ooe sein. Ach nein, weder bött noch tbcilnahm loS hätte diese alle den reuevollen Thrä nen gegenüber sein können. Sie hatte wohl schon oft von gesunden, nach Liede au-schauenden Mädchen Erzählungen von deren Erfolgen anhören, und das eigene Herz im Entsagen üben muffen, aber seinen Liebeskummer hatten bisher noch nie ein junges Herz vor ihr ent hüllt und wie ein Erschrecken kam es über sie, darüber, daß gesunde In gcndfrische auch solche Schmerzen tragen muffe. Fast wie geborgen vor solchem Weh durch ihre Hülgofigkcit kam sie sich vor. Weinen Sie nicht," tröstete sie die schluchzende Bcrtha, es kann ja noch Alles gut werden. Vielleicht kehrt er zu Ihnen bald zurück, oder Gott hilft Ihnen sonst zum Trost. Sie sind doch gut." Nein, nein, ich bin nur so sehr der wöhnt. immer ist es mir bisher so gut gegangen." klagte Bcrtha. Ta klangen Schritte von heimkehren den Spaziergängern-, die in die stille Straße einbogen. Erschrocken fuhr Bertha auf. Ich will heim." rief sie hastig. Tie Kranke nickte. Es ist meine Tante mit ihren Kindern." sagte sie und hielt noch Berthas Hand fest. Werden Sie wiederkommen? werden Sie mir sagen wollen, wie Sie es über winden konnten?" Bcrtha versprach es und schritt rasch davon. Anders ging sie fort, als sie gekommen war, sie kam sich wie um Jahre gealtert vor. Sie bog von den traßcn ab und betrat einen Theil dcr alten, nun schon lange nicht mehr be- nullen neoiiose, vlc sicy sasl ringsum die Stadt hinzogen. Hier war es ein sam. Tcr frische Kummer hatte hier kein Grab zu besuchen, nur da und dort schritt ein altes Weiblcin um halb versunkene. Hügcl oder faß auf einem verwitterten Bänkchen. Hier schien allein den Vögeln in den dichten blü- thenreichen Büschen, in den wohl hun dcrtjährigcn Bäumen das Reich zu ge hören. In allen Tonarten pfiffen und sangen sie, schlüpften zutraulich um Kreuz und Leichenstcin und schmctter- ten ihre Abcndliedcr in die stille Blü- thcnluft. In cmcr schattigen Ecke letzte sich auch Bcrtha nieder, ihr war feierlich, wie in der Kirche, zu Muthe. Wie viel frohes Leben, wie viel Wünsche, Hoffnungen, lagen hier begraben, zugleich mit alle den Schmerzen und bitteren Enttäu- chungcn, die erst im Grabe zur Ruhe kamen. Und über alle dem Vergang lichcn blühten in dcr ihncn gesetzten Blüthezcit Baum und Strauch.' sangen die Vögel, als kümnierte sie kein Ge danke an Lebcnslast oder an kommende A?mlersnoiy. Wer es doch auch so durste, so konnte! Tcr sanfte Abcndwind schmeichelte um ihre Wangen, wie mit zärtlichen Freudeshänden, das betrübte Herz schien still zu werden hier in Betrachtung des großen Lebens und Vorgehens in dcr 1catur. Die alte Mutter daheim freute als sie das Haus leer fand. Bertha war also doch ausgegangen; eine heimliche ossnung stieg in ihr auf, sie möchte am Ende inBegleitunq von Robcrt zu- rückkchren. Doch Bcrtha kam endlich allein. Sie war blaß aber ruhig, küßte schweigend die Mutter und machte sich im Hause zu schaffen. Wie dankbar war sie der guten alten Frau, daß diese sie nicht mit 'iirnnpn 'Tinrttiiirf in nhnr U,ifi. ..... ...31. v..vw. ) w. vu ' IfVA' schlügen plagte, ach. die Mutter war ia Ww immer nur gut zu ihr gewesen und kein Zcrwürfniß mit Robert konnte ihr Verhältniß zur Mutter stören. Im Stubchcn wehte eine gute Luft, Kirche, es ist wic ein neuer Glaube über mich gekommen. Als Kind hatte ich früher manchmal so eine Empfindung als durfte ich den lieben Gott bei d, Hand sa'scn. und ja Mutter, das habe ich heute wieder empfunden, es war wic ein Schmerz und Zrost zu gleich, und es hat mir aufgeholfen." Tie Mutter nickte. Ja. so hatte auch beute wohl der Psarrer auf dcr Kanzel gesprochen, wie er vom Geist Gottes ge prcdigt. Horch, Mutter, die Vögel zirpcn noch, und es ist fast zehn Uhr. die liegen doch schon zum Schlas im Rest. Was sie wohl zu verkündigen haben?" Ein -chattcn s,cl in das noch gc öffnctc. niedrige Fenster. Bertha! Mutter! Seid Ihr noch wach?" Robert!" So will ich einmal den Spitzbuben den Weg zeigen." lachte es vom venstc her. und mit geschicktem Schwung klct tcrtc ein Mann 'in's Zimmer. Ach wie, schön, daß Ihr noch wach seid, ich hätte mich sehr gekränkt, wenn ich mein Wort, von wegen Pfingsten, der Bcrtha nicht hätte halten können. Ich komme eben erst von dcr Bahn, mcin Zug hatte Verspätung, und ich tonnte ohne hin crst gcstern Abend von Mühlhauscn fort. Bertha, Tu sollst mir keine Vov wurse mehr machen, denen ich aus weiche, ich hatte es mir schön gedacht. aber am Ende war es ungeschickt von mir, Tlch so ganz überraschen zu wol len." Robcrt drückte die wortlose Braut fester an sich. Ich hätte mir -doch sagen können, da Tu Tir falsche Gc danken darüber machte t, daß ich 10 oft von Tir fortblieb. Abcr jctzt, ach Bertha! Ja Mutter, wir können nun wirklich von Hochzeit reden. Ich habe alle Probczcichnungen fertig gemacht. um eine stelle in Acuhlhaufen zu be kommen, der Emilie ihr Bruder hat mir viel von seinen Instrumenten und Buchern geborgt, ich habe alle Abend bei Lang's gesessen, und dort gearbei tct, und nun hier habe ich meine An stcllung sicher bei Röhrbcrg & Eomp Jawohl, angcstcllt Nun, Bcrtha. was die kam von den Beeten dcr Handels gärtnerei da drüben hinter den lang gezogenen Gittern. Wenn doch das arme kranke Mädchen täglich solche Luft in jener engen Straße haben könnte. Als dic Schatten der Dämmerung tiefer wurden, zog Bertha eine Fuß- bank dicht an den stuhl der Mutter. Mutter." sagte sie leise, indem sie darauf niedcrsatz. ich sehe es schon ein, ich habe meinem Kammer selbst vcr schuldet, ich habe es zu gut; ich wollte den Robert commandiren, wollte, daß er von jeder Stunde seines Tages mir Rechenschaft ablegte. Ich habe ihn angeschuldigt, habe die Emilie bc- schimpf; und ihn dazu und wciß doch eigentlich von nichts. Der Robert muß einen Grau vor mir bekommen haben. Muttcr verzeih mir. wenn es Tir nun Kummer macht, daß es so wcit gckom mcn ist." Frau Hansen seufzte. Ach ich Kind, abcr Tu! Na. halt den Kopf hoch, ich hoffe immer, die Sache zwischen Euch kann noch nicht ganz auseinander sein. Und wenn s doch scm soll, nun 0 hast Tu cinc harte Lchre bekommen. Der Robcrt ist gut. Tu mußt es wirk lich schlimm mit ihm gctricbcn haben, sonst hätte er Dich um keine Andere verlassen. Wir wollen jctzt lieber nicht von dem Allen redcn, wcnn Dir reu müthig zu Sinne ist. dann geht doch das Bitterste gleich mit dem Zorn fort. Soll ich nicht Licht anstecken. Kind?" Ach, laß uns noch so hier sitzen. Muttcr, die Gaslaterne leuchtet ja ein wenig. Ich möchte denken, ich fei noch ein Kind wic früher, und Tu nähmst mich auf dcn Schooß." ie Alte strich ihr sanft über das Haar. Tas war recht, daß Tu noch ein wenig ausgegangen bist." sagte sie. Und Bertha erzählte von ihrem Aus ang. Muttcr. es war wie in dcr in Mühlhauscn, mit 2000 Mark, sagst Tu dazu?" Üiobcrt wartcte auf Antwort, aber nur ein Seufzer unnennbaren Glücks zitterte über des Mädchen Lippcn. Wie mir miteinander stehen werden zu Pfingsten." flüsterte Bcrtha endlich. Robert, ich vcrdicne mein Elüc5ja wohl gar nicht" Ach schätz, mache Tir keine Ge- danken mehr, ich habe ja doch dcr Emilie nichts von Teincm Geschwätz gcsagt. Tu dumme, eifersüchtige Liese Tu. die halt schon grosze stucke aus Dich, so viel habe ich immer von Tir erzählt. Sie sind bei Lange's Alle sehr gut zu mir gewesen und Keins hat meine Ucbcrraschung verrathen; da gehen wir gleich morgen zusammen hin, um uns zu bedanken, und Nach mittags geht's in dcn Wald." Bcrtha nickte nur, sie konnte kaum ihre Sinne zusammenhalten in diesem überwältigenden Glücksgcfühl. Ja wohl, zu Emilie," sagte sie dann, aber ich muß morgen auch noch zu ci ncm anderen Mädchen mit Tir zusam inen hingchen. Ich kenne sie von dcr Schule her, sie ist krank, und kann nie glücklich werden, wie ich, aber sie ist gut, viel besser als ich. Ach. Robert, könnte ich eine gute Frau für Tich wer- dcn!" im Jahre vornimmt, einmal im Früh ling um den Viehbestand zu bcsichti ge'. das zweite Mal im Herbst. um nach den Weideplätzen und den Ein richtungcn zurUeberwintcrung zu sehen. Aus Hunderten von Wagen gehen dic'e Reisen vor sich, zahlreiche Leute werden eingeladen, und eine stattliche Eskorte von Hirten. Eowbovs. Wächtern. Köchen und Tiencrn begleitet dcn Zug. Mrs. King weiß natürlich gar nicht mchr ge nau. wic groß ihr Viehbestand und ibr Grundbesitz ist. Vor zehn Jahren besaß sie ungefähr jr0.000 stülsc, Stiere und Färsen. 5.0Kälber. i'0,0"0Schaafe und 2500 Pferde. Ihr Ol'erinspektor.dcr am besten in dem ganzen Betriebe Be scheid weiß, giebt an, daß in der ge sammten Tomäne heute mehr als 800. 000 Stück Hornvieh. 100.000 Schaase und 10.000 Pferde vorhanden sind. Jedes Jahr verschickt man ungefähr 30.000 Stück Vieh, die für eine Summe von 75 bis 100 Millionen Fr. verkauft werden. Tas Königreich der Mrs. King hat eine eigenartige Organisation, in der Alles bis in's Kleinste geregelt ist. Tie Bevölkerung der. Tomäne beträgt insgesammt 2500 Personen, in jedem Torf etwa hundert. Alle Angestellten haben die Verpflegung, die Wohnung. den Arzt und die Medikamente unent geltlich. Nur für ihre Kleidung müssen sie selbst sorgen. Tas Personal der Mrs. King ist unabhängiger und steht sich besser, als der Leibeigenen" der Hüttenwerke von Rockefeller und Knight. Tie zweite Tollarkönigm ist Mrs. . Susanna Brausford Einern. Sie ist ' noch 'ehr jung, sehr hübsch und hat ihre Millionen mit ganz verblüffender Geschwindigkeit erworben. Ihr Mann, A. E. Emery. starb vor fünf Jahren, als sie noch kaum zwanzig Jahre alt war und hinterließ ihr als einziges Vermögen Bergwerke, die man für ganz werthlos hielt. Mrs. Emery aber machte sich unverzüglich an die Arbeit. Nach einer genauen Untersuchung der Erze gelangte sie zu der Ueberzeugung, daß genug Silber darin enthalten wäre, um die Ausbeutung rationell zu machen. Ihre Energie wurde belohnt. Jeden Tag erschien die Mine reichhaltiger. schon am Ende des ersten Jahres zog sie monatlich 30.000 Fr. aus der Mine. Tiefe Mine, Tilver King" genannt, stößt an den Grcat Ontario", das reichste Silberlagcr dcr Wclt. Tcr Er trag des Tilvcr King" vermehrte sich unaufhörlich. Jndcsscn war Mrs. Emcry noch nicht damit zufricden. son dcrn erwarb im vorigen Jahre noch den rand Zentral", cm Oioldlaaer n dem reichen Bcrgwcrk - Distrikt von Eureka. In einem Jaöre warf ihr die neue Mine 5 Millionen Fr. ab und sie hat sich gcwcigcrt, sie einer Gesell chast tur 0 Millionen abzutreten . . . Mrs. Emery. deren Sckönberi beriibmt st, ist das Schooßkind dcr Pjerbun- dcrt". Alle Welt drängt sie. stck in New York niederzulassen, abcr bis jctzt hat sie sich noch nicht entschließen können. Es ist natürlich, daß dic hübsche Dollar onigin zu dcn am meisten umworbenen grauen Amcrika's gehört. Im lcktcn Jahre hatte sie nicht weniger als 138 Bewerber. grauen sich AUllioncn erwerben. Von dcn New Aorkcr Millionarin- nen ist oft dic Rede. Aber es handelt stch in dcr Rcqcl um die Frauen von Millionären, die die allgemeine Auf merksamkcit durch die Art auf sich zie- cn. wie sie die ungeheuren Vermögen ausgeben, die von ihren Vätern oder Ehemännern erworben sind. Anders steht es mit den zwei amerikanischen grauen, von denen L. "de Norvins in dem neuesten Hefte der Revue des Revues" erzählt. Diese sind eigentliche Millionärinncn, sie haben Beide ihre kolossalen Vcrmögcn selbst erworben. Mrs. Henrietta King, mit dem Bei namen Königin des Viehs", ist dic erste. Als ihr Mann, dcr in Tcras eine Thierzüchterci eingerichtet hatte, im Jahre 1885 starb, hinterließ er ihr durchaus kein Vermögen. Abcr dic energische Frau scheute sich vor der Arbeit durchaus nicht. Sie vergrößerte ihr Gut, vcrmchrtc dcn Vichbcstand bedeutend, schuf sich ncue Absatzwege und nahm den Verkauf selbst in die Hand. In kurzer Zeit hatte sie ein Vermögen, mit dem viel Andere sich wohl zur Ruhe gesetzt haben würden, aber das Millioncnficbcr hatte sie gepackt und sic arbeitete nur noch cif- rigcr. Heute schätzt man den Umfang ihres BcUtzthuins ZwNchcn 000,000 und 700,000 Hektar. Es'ist ein wah rcs Königreich, das von seiner BcliNc- rin mit dcr Autorität cincs absoluten Herrschers regiert wird. Ihr Wille ist Gesetz, und man gehorcht ihr ebenso respektvoll, als ob sic dcn ganzen Oiclctzcs Apparat cincr organiiirtcn Gcscllschaft zu ihrcr Verfügung hätte. Mrs. King ist eine Frau von etwa 50 Jahren, mit einem cncrgischcn Gesicht. Sic hat auf ihrcn Gütern selbst zwei Wohnungen, abcr sie rclidirt lieber in einem wahren Palast, den sie sich kürz lich in dcr Stadt Eorpus - Christi Tcxas) hat bauen lassen. Man vcr mag sie abcr nur richtig zu schätzen, wenn man sie auf ihren großen Jnspck tions - Rciscn begleitet, die sic zweimal In höllischer Berlegtnhcit. Folgende heitere Tnnamit-Kcsckickt trug sich vor mehreren Jahren in einer ,u),e,Mn groizcren rtseyast zu: Ein dortigcr Gendarm wurde in großer Aufregung versetzt, als ihm der Post böte ein tlcincs Kästchcn überbrachte. enen noienoer nicht angegeben war. Tcr argwöhnische Beamte nahm das Schlimmste an, nämlich, daß ihm von feindlicher Seite eine Höllenmaschine gesandt werde. Tas Packet wurde vor sichtig auf das Polizciamt getragen, wo es zunächst eine Stunde lang in's Was scr gelegt wurde. Ta sich 'trotz dieser Vorsichtsmaßregel abcr Niemand von dcn anwesenden Personen getraute, das vcrhängnißvolle Kästchcn zu öffncn, wurde es in einen benachbarten Rcstau rationsgartcn gctragcn. wo es geöff net werden sollte. Aber die schwierige Frage war die: wie machen wir's, da mit Niemand dabei verunglückt? Bald war diese Frage gelöst: Tas Kästchcn wurde auf eine kleine Anhöhe gestellt. uno öt Anwesenden warfen aus dcr Fcrnc muthig mit Stcincn danach Trotz dcs Bombardements wollte das V Kästchcn abcr absolut nicht crplodircn. r Ta kam ein Schlauer auf einen gutn Einfall. Tas Kästchen fand Aiifstcl hing in cincr Lukc dcs StcigcrtHurmes dcr gcucrwchr. dann wurde der Sohn eines Gutsbesitzers zu Hülfe . geholt, dcr sich im Besitze cincs Tcschings be fand, und aus angemessener Entfernung sandte er seine Projektile auf das gcfähr liche Kästchcn ab. Und siehe da, er traf, aber cinc Explosion fand nicht statt. Jctzt faßte endlich ein junger Mensch Muth, und unter der gespannten Auf merksamkcit dcr zahlreich Versammelten schritt er tapfer auf das Kästchcn zu. nahm es und fand darin ein zcrschos fcnes Stück Buttcr ncbst einem Zettel, auf dein die Worte standen: Ist dies für 30 Pfennige Buttcr." Gut bezeichnet. Galan: Oiestattcn Sie daß ich Ihnen meinen Schirm anbiete?" Tamc: Sie schlängcln sich immer im Regen an Einen heran. Sic sind dcr reine Regenwurm." Anzüglich. Mein Kopf Patient: Zerspringen. Arzt: Tas kommt Ihnen vor, es ist nichts dnnn!" ist voll zum nur so