Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 18, 1899, Image 1

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Jahrgang IS.
Äincoln, Meb., Donnerstag, 1. Mait8SS
Nn. 52.
. MIR
AusIttlld9cpkschkZ'
tzine Erklärung der Junta der
Filipinos.
Art Jstpd will Rd in stiaem
' Welche schaffen.
BebrängiiiIe kr chinksischk !rg,krun.
I Teutschland.
1 53 e t li n . 16. Ga
Die Ansichten der Presse uiitx oie
wahrscheinlichen Erfolge der Friedens
Konferenz, die am nächsten Donners
tag im Haag zusammentritt, laut.'
nicht sehr vielversprechend. Wie bereits
mitgetheilt, sind auch die Antworten
auf die vom Berliner Tageblatt' an
Professoren. Parlamentarier und an
dere im öffentlichen Leben stehende
Persönlichkeiten gerichtete Umfrage,
wie sie über die Friedenskonfercnz den
ken. keineswegs vertrauensvoll ausge,
fallen. Von speziellem Interesse ist die
AiKwort Theodor MommsenZ Diesel
be lautet: .Mir erscheint die Friedens
Konferenz als ein Druckfehler in der
Weltgeschichte und über solche schreibe
ich keine Kommentare." Mit diese
Sceptizismus sieht man von allen Sei
ten der Konferenz entgegen.
Ueber das Interview mit Kaiser
Wilhelm." welches die New Porter
World" als große Sensation für ihre
Sonntagsnummer ankündigte. äus;er:e
sich ein offiziöser Gewährsmann sol
gendermakzen:
Es ist nicht hübsch, das; die
World" ihre Gepflogenheit. Jnter.
views zu erfinden, auf den Kaiser aus
dehnt. Es ist ja ohnehin allgemein be
kannt. daß der Kaiser den Amerika
nern gegenüber die freundlichsten Ge
fühle hegt.
Was den Prinzen Loewenstein an
belangt, der die Kämpfe zwischen den
Amerikanern und Filipinos als
Schlachtenbummler mitmachte und tet
Ealoocan aus Zufall erschossen wurde,
weil er sich fortwährend an exponirten
Punkten herumtrieb, so hat das ant
liche Deutschland keinerlei Beziehun
gen zu ihm gehabt. Er war ein Aden
teurer, der die verschiedensten Streiche
ausführte, und unter Anderem auch
dem Manila-Klub in Manila, in wel
chem alle repräsentativen Ausländer
verkehren, den Bären aufband, er wi,ie
in Folge seiner guten Beziehungen, daß
die Deutschen unter der Hand zum
Kriege treiben. Diese Geschichte ist um
so peinlicher, weil sie es sehr begreisl'ch
machjß wenn auf amerikanischer Seite
gegen Deutschland Verdacht geschöpft
wurde."
Das Herrenhaus hat beschlossen, dZe
Regierung aufzufordern, jungen Leu
ten bis siebzehn Iahren den Aufent
halt in Wirthschaften zu verbieten und
gleichzeitig die Kommunen anzuregen,
für eine erfrischende und veredelndeUn
terlaltung cn Sonn- und Feiertagen
Sorge zu tragen, damit die Jugend
nicht in die Versuchung gerathe, sich
die Zeit in Kneipen zu vertreiben.
Auf Wunsch des Kaisers hat der
KrieaZministcr eine Verfügung erlas
sen, dcrzufolge diejenigen Thei'lnehmcr
an dein bevorstehenden Gesangswett
streit in Kassel, welche militärisch:
Dienstleistungen zu absolviren haben,
nicht vor Ende des Monats zu den
Uebungen eingezogen werden sollen.
Der Kaiser hat für diesen Sänger
krieg" den ersten Preis gestiftet.
Der Schriftsteller Maximilian Har
den, der wegen Majestätsbeleidigung,
begangen durch mehrere in der Zu
kunft" erschienene Artikel, zu sechsMo
naten Festung verurtheilt worden war,
hat seine Strafe jetzt aus der Festung
Weichselmünde bei Danzig angetreten.
In Straßburg im Elsaß wurde ein
Student Namens Weiß, ein Amerika
r.tx, zu vierzehn Tagen Gefängniß ver
urtheilt, weil er einen Rechtsanwalt in
Mtfrt hatte, der mit Weiß wegen der
Hewikehr eines von diesem entführten
Mädchens zu unterhandeln suchte.
Den neuestenBerichten aus den fchle
fischen Hochmasserdistrikten ist zu ent
nehmen, daß das Schlimmste vorüber
zu sein scheint, wenn auch die schlesi
schen Gebirqsslüsse sich noch recht wild
und ungeberdig zeigen. Dagegen
führt die Elbe noch immer gewaltige
Wassermassen thalabwärts, so daß z.
B. in Rief, dem bekannten sächsischen
Eisenbahnknotenpunkt, der Elbverkehr
unterbrochen ist. Doch hofft man,
denselben vielleicht schon heute oder
morgen wieder aufnehmen zu kön
uen. Bei einer Uebung des Pionier-Ba-raillons
No. 17 in Stettin stürzte in
Folge Kenterns eines Bootes fünf
Pioniere in die Oder. Der Pionier
Lemke ertrank, während die anderen
vier mit knapper Noth gerettet wur
den. Das deutsche Kaiserpaar ist aus
den Reichslanden zurückgekehrt und in
Wiesbaden eingetroffen.
In Todtnau im Schivarzwald sind
durch eine Feuersbrunst eine große An
zahl Häuser in Asche gelegt worden.
Aus Offenbura in Baden ist der
. Kasstrer des Holzarbeiter - Verbandes,
Carl Hoffmani mit Hinterlassung ei
nes beträchtlichen Defizits flüchtig ge
wzxden. Berlin, 16. Mai.
Der russische Botschafter dahier,
Ijiraf v. Osten Sacken, wird der gro
i.en Militärparade beiwohnen, welche
ju Ehren des Geburtstages des Zaren
m 18. Mai in Wiesbaden abgehalten
wird.
Der Baron Hevl zu Hernsheim, na-tional-liberales
Mitglied des Reich?
tags, hat zur Bekämpfung der Lungen-
schwindsucht drei Millionen Mark ge
schenkt.
Der amer. Telegzt zu dem Conzres;.
der über Mittel und ffi zur Be
kämpfung der Sdjv&tff oeralyen
soll. Dr. o. Schwnmd, t hier ange
kommen. . refterreich, Ungarn.
Wien. 16. Mai.
Es wird gemeldet, Kaiser Franz
Joseph habe sich über die zerfahrenen
Zustände in der österreichisch-unqari-
chen Monarchie schr lndigmrt ausge
prochen und geäußert, er werde dafür
dreien, daß bald wieder Ruhe herrsch
und geordnete Verhältnisse den jetzigen
auf die Dauer unhaltbaren Zuständen
Platz machten.
Um der Los von Rom"-Bewegung
zu steuern, hat die österreichische Regie
rung den Vertrieb der Leipziger Flug
schriften Deutsch-evangelischer Früh
ling" und Katholische Bauern" in
Oesterreich verboten.
' In der letzten Sitzung des nieder
österreichischen Landtages kam es zu
einem offenen Bruch, indem die Linke
unter Protest den Saal verließ, nach
dem Dr. Eduard Kopp sich darüber
beschwert hatte, daß Joseph Strobach
als Vorsitzer den Abgeordneten Dr.
Ncske der bewußten Lüge geziehen
habe, der Regierungsvertreter Land
marschall Frhr. von Gudenus aber
erklärte, daß Niemand berechtigt sei,
den Vorsitzer zu kritisiren.
Vorher war Dr. Lueger gegen die
modernen Parlamentarier zu Felde
gezogen, die, wie er unter Anderem
äußerte, keinen Schuß Pulver werth
wären. Hierzu bemerken die Wiener
Abendblätter mit treffendem Spott,
daß Dr. Lueger sicherlich der letzte fei,
der zu einer sölchcn Kritik berechtigt fei.
denn er selbst sei einer dieser moder
nen Parlamentarier" und gerade er
habe am meisten dazu beigetragen, den
Parlamentarismus in den Koth zu zie
hcn. Im Cafe Jmperial in Wien hat der
in Folge seiner Excentrizitäten gericht
lich entmündigte Bühnen-Schriststeller
Oskar Friedmann im Beisein vieler
Kolleacn den Herausgeber der Zeit
schrift Die Fackel". Dr. Phil Carl
Kraus, blutig geschlagen, weil dieser
geschrieben hatte, daß das durchgefal
lene Lustspiel Fricdmanns, Das Drei
eck", bereits die geistigen Verirrungen
des Verfassers bewiesen habe.
In Wien wurde der Reservist Franz
Fritsch verhaftet, weil er den Civilisten
Antoniazzi. mit dem er auf der Straße
in Streit gerieth, mit seinem Seiten
gewehr erschlug.
Der bekannte österreichische Reisende
und Schriftsteller Ernst von Hesse
Wartegg feierte in Wien sein 2öjähri
ges Schriftstellerjubiläum. Sein erstes
Werk Di: Werkzeugmaschinen zur
Metall- und Holzbearbeitung" erschien
1874 in Leipzig. Es folgten dann:
Der unterseeische Tunnel zwischen
England und Frankreich". Atlantische
Seebäder", Prairiefahrten", Missis
sippifahrten". Tunis: Land u. Leute",
Canada und Neufundland", Mexiko;
Land und Leute", Tausend und ein
Tag im Ocid:i,t", Die Einheitszeit
nach S!uildenzonen", Chicago, eine
Großstadt im amerikanischen Westen",
..Curiosa aus der neuen Welt", u. a.
Im Bärengrund, einem tiefen Thal
aus der böhmischen Seite des Niesen
gebirgeS, nicht mit von der Quelle der
Elbe, stürzte in Folge des Hochwassers
das Wohnhaus der Wittwe Neumann
ein, wobei vier Personen verletzt wur
den. Niederlande.
I m H a a g . 16. Mai.
Der Baron de Stael , einer der De-
legaten Rußlands zur Friedens Con
ferenz. welcher zugleich den Vorsitz fuh
ren wird, conferirte mit dem hollandi-
schen Minister des Aeußern und über-
reichte ihm den Alexander Newskl-Or-de.
Die Friedens - Conferenz wird ihre
erst E?:tzunJ am Donnerstag Nachmit
tag abhalten.
Es verlautet , daß die amer. und
britischen Delegaten etwas Aussicht ha
den. daß die Frage internationaler
Schiedsgerichte von der achten Stelle
auf dem Programm auf die erste ge
rückt wird, wie sie es wünschen.
Auf Weisung des päpstlichenStaats
Sekretär, Cardinal Rampolla, hat der
hier accredirte päpstliche Nuntius den
Haag verlassen. - Es ist dies ein Pro
tnst dagegen, daß die Regierung der
Niederlande auf Drängen Rußlands
es unterließ, den Vatikan einzuladen,
einen Delegaten zur Convention zu
senden.
China.
P e k i n q . 16. Mai.
Die Forderung Rußlands, sein
mandschurisches Eisenbahnsystem durch
den Bau einer Bahn nach Peking zu
erweitern, erregt hier noch immer die
größte Besorgniß. Die chinesischen
Würdenträger haben fortdauernd lan
ge Besprechungen mit der Kaiserin
Regentin. Man vermuthet, daß Ki
rinoder Mulden der Ausgangspunkt
der neuen Linie sein soll..
H o n q k o n a. 16. Mai.
Die Chinesen in dem Hongkong ge
genüberliegenden Kanulang - Territo
rium, welches jüngst von den Briten
okkupirt wurde, zeigen von Neuem ihre
Abneigung gegen das britische Regi
ment. Es sind in Folge dessen 900
Mann von Hongkong nach Kaulang
mit Maschinengewehren abgesandt.Au
ßerdem sind das britische Kanonenboot
Swift" und 3 andere Kanonenboote
mit versiegelten Orders in See gegan
gen. Diese Kriegschiffe haben 500
Mann an Bord. i
Auch das Hinterland von Kaulang
befindet sich in Aufruhr und chinesische
Truppen sind dorthin abgegangen.
I' .. . i .
London. 16. Mai.
Die hiesige Junta der Filipinos hat
von Azuinaido folgende am- VI. Mai
in Hongkong ausg:g:denc Depesche er
halten :' JZi Rezierunq der Filipinos
hat sich in üedereinstl'ümung mit der
im Lande allgemein herrschenrenStim
mung entschlossen, den krez unter
allen Umständen sorlzusetz.'n. bis ;ie
Unabhängigkeit cewonnkn ist. Die
Filipinos weisen' die amerikanischen
Friedensangebote en:schi.den zurück, da
diese sich auf Autonomie beschränkn,
verbunden mit Versprechungen einer
späteren Selbstregicrung. Die Fili
pinos verlangen eine genaue Erfül
lung der Bestimmungen des Vertra
ges, welcher von den amerikanischen
Vertretern abgeschlossen wurde, als
diese um ein Bündniß mit den Fili
pinos zur Bekämpfung der Spanier
ersuchten."
Alle Generäle der Filipinos unter
stützen Aguinaldo. Die gemeldetenFrie
densangebote des Generals Luna sind
unwahr. Unsere Armee ist in der Nähe
Manila'S und greift die ganze Linie
der Amerikaner gleichzeitig an. Die
Hitze und die Regengüsse verursachen
in der amerikanischen Armee viele
Unfälle. Alle Hospitäler sind mitKran
ken und Verwundeten überfüllt. Von
dem Reaiment Cincinnati wurden von
General Otis 400 Mann gefangen
gesetzt, weil sie sich in ihrer Weigerung
zu kämpfen einer Insubordination
schuldig gemacht hatten. Die in
Manila garnisonirenden regulären
Truppen verhalten sich ruhig. Die
Freiwilligen werden schlecht behandelt,
sie sind stets an der Front und erhal
ten nur spärliche Rationen. Die Unzu
friedenheit zwischen Amerikanern und
Europäern ist allgemein."
Heut; kam hier die Königin Victo
ria von Windsor in Begleitung des
Herzogs und der Herzogin von Jork
mit Gefolge an und begab sich zum
Kensmgton Palast.
Frankreich.
Marseille. 16. M i.
Hier eingetroffenkn Postnachrichten
besagen, daß eine allgemeine Empö
rung an der Elfenbeinküste von Afrika
ausgebrochen ist. Die Aufständischen
hatten in Liberia Magazin - Gewehre
aufgekauft r.nd griffen die französi
schen Truppen 25 Meilen von Ta
bou an.
Es folgte ein hitziges Gefecht, und
die Franzosen verloren 3 Offiziere so
wie 40 getödtete und verwundete Sene
galsoldaten. Es sollen mehrere Hun
dert der Aufständischen gefallen sein.
Paris, 16. Mai.
Der neueste Beitrag des früheren
Majors Esterhazq zum Dreyfus - Fall
besteht in der Mittheilung, daß Lemer
cier - Picard, dessen wirklicher Name
Lehmann war , nicht Selbstmord bk
gangen habe, sondern ermordet worden
sei.
Die Filipino - Junta dahier erklärt,
daß die bevorstehende Rückkehr des Ad
mirals Dewey nach den Ver. Staaten
nicht auf Dewey's Gesundheitszustand
zurückzuführen sei, sondern auf Mei
nungsverschiedenheiten zwischen ihm u.
dem General Otis. . Dewey s:i dafür,
ein Abkommen mit den Filipinos' zu
treffen, und habe öfters den Präsiden
ten McKinley dringend aufgefordert,
eine Politik zu verfolgen, die im Ein
klano mit seinem (Dewey's) Ursprung
lichem Uebereinkommen mit Aguinaldo
betreffs Unabhang'.gmt der F:!lpi::c1
stehe.
Canada.
V ancou ver. B. C..16. Mai.
Auf Deadman'sJsland wurde heute
die 'Ausruhrakte verlesen. Ludgate,
der schon mehrereMale verhindert wor
den war, mit dem Bau einerSägemüh
le zu beginnen, machte heute mit 50
Mann einen weiteren Versuch und
machte zur selben Zeit bekannt, daß er
nur der Gewalt weichen werde. Es
dauerte aber nicht lange, so war er von
enPolizisten zusammengeschlagen und
gefesselt. Jetzt befindet er sich im Ge
fängniß. Balniunfall.
Burlington. Wis.. 16. Mai.
An einer Bahnkreuzung wurden von
einem Zuge der Wisconsin Central
Bahn drei Personen überfahren. Die
Namen der Verunglückten find: Frau
Charles Tintel aus Milwaukee. Aug.
Kleefeld, ihr Bruder, aus Norway ,
Wis., und Joseph Hneming aus Wa
terford, Wis. Die beicen triten waren
sofort tobt, wäizrend jjujming tödtliche
Verletzungen erlitt.
In vonvcniion.
Freeport. Jll.. 16. Mai.
Hier hat der Jahres - Convent der
deuischen katholischen Vereine des
Staates Illinois begonnen; es haben
sich mehrere hundert Delegaren zu dem
selben eingefunden.
Der erste Convent wurde im Jahre
1873 in Peoria abgehalten, und in
demselben waren vierunddreißig Verei
ne vertreten. Heute sind lax Vereine
mit 30,000 Mitgliedern hier vertreten.
Der Verband wurde zum Schutz der
Rechte der deutfchenKalholiken gcgrün
det und die zu demZweck zu entwicke.n
de Thätigkeit wird das Tt,ema der Be
rathungen des Convents bilden. Chi
cago ist durch 67Vereine vertreten. Der
Convent wird drei Tage in Sitzung
bleiben.
Die Rashvillt" auf der Sliitf,
fahrt.
S t. L v u : s , Mo.. 16. Mai.
Das Kanonenboot NasHville," das
mehrere Tage lang hier ank:rte, t,at die
Fahrt flußabwärts angetreten.
Auöllllld'Dkpeschen.
Verhaftungen von bntischen
Offizieren in Pretor
dlichkrSklbstmrverich des
khtmaliaen österr. Premier
Ministers ras adeni.
Zur Nonscreni im Haag.j
Teutschland. :
Berlin. 17. Mai.
Der amerikanische Botschafter An
drew D. White. welcher der erste Re
präsentant der Ver. Staaten auf der
Friedenskonferenz im Haag ist, reiite
heute Morgen in Begleitung des Ire-
berief W. Halls von New York, welcher
der Sekretär der amerikanischen 2xie
gation sein wird, und der Gesandten
der Wer. Staaten in der Schweiz und
Rumänien, welche ebenfalls als Deie
gaten an der Conferenz thcilnehmcn
werden, nach dem Haag cbv Herr
White glaubt, daß er Anfang Juli
wieder in Berlin sein wird. Die Deie
gaten haben ihre Familien zürückge-
lassen. ,
Der päpstliche Nuntius i Mlln
chen. Msgr. Lorenzelli. hat den Direkt
tor der Theologie und PhilosophieHer
mann Schell, Professor der Applogetik
an der Universität Würzburg, dor sich
citirt. damit derselbe den Inhalt feiner
auf den Index gesetzten liberalen
Schriften personlich widerruf. Die
Maßregelung' Dr. Schell's von Rom
aus machte seiner Zeit rn ganz Deutsch
land großes Aufsehen, Dr. Schell füg
te sich aber aus Wunsch der theologi
schen Fakultät der Universität Würz.
bürg, welche ihn der Fikultät undHoch-
schule erhalten wollte, und versprach,
seine Lehren dem Urtheile Rom's ent-
sprechend mit der Kirchenlehre in Ein-
klang zu brmqen.
Obcrbaurath Dircksen, der Erbauer
der Berliner Ring- und Stadtbahn, ist
heute m Erfurt gestorben.
(Ernst Dircksen. geboren 31. Mai
1831 zu Danzig. studierte in Berlin,
war, zum Theil noch während der Stu-
dienzeit, beim Bau der Weichselbrllcke
bei Dirschau. bei den Bahnhofsarbeiten
in Frankfurt a. d. O. und beim Bau
der Rhein-Brücke bei Köln beschäftigt
und unternahm, nach Ableguna der
Baumeisterprüfung 1858. eine! Stu
dienreise nach Frankreich. Bis 1867
war er Betriebsinspektor in Oberschle
sien und baute von da ab bis 1370 die
Ringbahn um Berlin. WLHres des
Krieges 187071 war Dircksen Chef
der 1. Eisenbahnabtheilung und stell
te als solcher die Verbindungsbahn von
Remillh nachPont-a-Mousson her. Bis
1874 stand er als Regierungsrath den
umfassenden Neubauten von Bahnen
im Bezirk der Bergisch-Märkischen Ei
senbahn vor. 187482 leitete Dirck
sen mit großem Geschick die umfang
reichen Projektirungs- und Ausfüh
rungsarbeiten der Berliner Stadtbahn,
1882 wurde er als Oberbaurath und
Abtheilungsdirigent nach Köln a. Nh.
versetzt zur Leitung der Umgestaltung
der gefammten dortigen Bahnanlagen.
Seit 1890 war Dircksen bei der Eisen-bahn-Direktion
in Erfurt mit den in
deren Bezirk beabsichtigten Neubauten
betraut.)
Im Künstlerheim zu Weimar, einer
ri:n - . . . . y". jr. - . . r . -f .
Iiiiuug i'ci: oriivivkl!kii muuipikic
rin Marie Sccbach, wurde heute unter
cntsprcchendkn Feitrlichkeiten eine Bü
ste der tdlen Stiftcrin enthüllt und
gleichzeitig das mit dem Heim vcrbun
dene Mustum eröffnet. DasHeim wur
de im Jahre 1893 durch eine Stiftung
Marie Secbach's in Höhe von 180.000
Mark für bilfÄcdürftige Pensionäre
der Genossenschaft deutscher Bühnen
gehöriger in's Leben gerufen.
Ein Vandali5mu rhester Art wird
aus Venedig gemeldet. In der dort:
gen GemäldeAusflcllung sind fünf
ausländische Gemälde in böswilliger
Weise zerstört worden. Darunter be
finden sich zwei Werke Franz von Len
bach's. Wie kürzlich mitgetheilt, wurden auf
dem Annenfriedhofe in Dresden
sämmtlicheTulpenzwiebeln. die auf den
Gräbern der 49cr Maigefallenen ge
pflanzt waen. von ruchloser Hand her
ausgerissen. Jetzt kommt nun der
Dresdtt.er Anzeiger" mit der erstaun
lichen Erklärung, die Tulpenzwiebeln
wären von Mäusen derartig juerich
tet ivvrdcn. daß sie hätten weggeworfen
werden müssen.
Aus Leipzig ist der Waarenhausin
Haber Gattel mit Hinterlassung von
150.000 Mark Schulden verschwunden.
Der Assistenzarzt an der Obrentli
nik in Jena, Loens, hat aus bisher nn
bekannten Gründen Selbstmord began
gen. Berlin, 17. Mai.
Die Kommission des preußischen
Abgeordnetenhauses, an welche die Ka
nal - Vorlage verwiesen worden war,
hat dieselbe mit 17 gegen 11 Stimmen
bgelehnt.
reflerreich. Ungarn.
Wien. 17. Mai.
Hier verlautet, daß der ehemalige
Ministerpräsident Graf Baden!, wegen
schwerer Verluste auf dem Rennplaii?
einen Selbstmordversuch gemacht hat.
Die unheilvolle politisch Thätigkeit
des Grafen Badeni ist noch bekannt. Er
ist der Vater der antideutschen Spra
chenverordnungcn, welche endlich die
lange Gcduld der Drutschen mit der
offenen und versteckten Slavisirunas
Politik der Habsburger zum Ucberlau
sen brachten. Das Vermögen Badeni s
wird auf Z2.500.000 geschätzt.
Wien. 17. Mai.
Der Bruch, der sich im niederöster
rcichischen Landtag vollzogen hat. bau
er! fort. Die deuische Linke, welche am
Freitag, weil sie ihre Rechte verkürzt
sah. die Sitzung unter Protest verließ,
hielt sich von der gestrigen Sitzung fern.
Es ging wieder sehr erreg: und lar-
mend zu. Die Abgeordneten Schleicher.
ttrotz und Troll hielten unter großer
Unruhe antisemitische Hetzreden, und
dann legte Dr. Lueger zu einer Rede
t seinem bekannten Radaustile los,
Er griff diesmal den Verwaltungs-
gericht shof an. weil derselbe die Sub
oentionirung des Kirchenbau Vereins
durch Kommunalgelder für ungesetzlich
erklärt hat und schloß, nachdem ertcl
len aus kinemRoman von Simon Thun
verlesen hatte, seine Philippika mit den
Worten: und solcher Spitzbub hat öa
Urtheil mitgefällt."
Der protestantische Pfarrer Heinrich
Schneider m Hoheneloe m Böhmen, ein
Rhernpreuße, ist aus Oesterreich aus
gewiesen worden. Es hangt dies mit
der Los von Rom" - Bewegung zu-
lammen.
Sodann ist Oskar Medinq's (Gre
gor Samarow) neuester Roman Der
Krone Dornen für den Umfang der
österreichisch - unzarischen Monarchie
verboten worden.
In Graz ist der Oberlandesqerichts-
Präsident Geh.'ime Rath Josef R. von
Maser. Mitglied des österreichischen
Herrenhauses, im Alter von 88 Iah
ren gestorben.
(Der Verstorbene wurde 1848 Land
rath in Innsbruck und 1850 Staats
anmalt in Graz. Graz verlieh ihm das
Ehrenbürgerrecht für eine gelungene
Durchführung eines Testaments - Fäl
schungs - Prozesses, durch welchen den
Armen der Stadt 300.000 sl. zufielen
Die Städtegruppe Pettau wählte ihn
1861 in den steinschen Landtag und
dieser in den Reichsrath, wo er für ein
den modernen Anforderungen der Zeit
entsprechendes Strafrecht eintrat. Er
gehörte zur Autonomistrn-Gruppe auf
der Linken, welche den Ausgleich mit
Ungarn förderte. Am 6. Dez. 1865
wurde er, weil er in der Adreßdebatt:
des steirischen Landtages heftig das
MinistcriumBeluedi angegriffen hatte,
von derOberstaatsanwaltschaft entkernt
und dem Oberlandesgerichte zugetheilt.
Später Präsident des Landgerichtes in
Klagenfurt, wurde er am 20. Janua.'
186 von Herbst zum Seltionschef im
Justiz - Ministerium ernannt. 187
wurde er zvn: Präsidenten- des Ober
landesgerichts in Graz ernannt, wo er
den nationalen Bestrebungen auf Slo
venisirung der steirischen Gerichte wie
derholt entgegentrat. Auch nahm er
mehrere Male bei öffentlichen Gelegen
heiten Anlaß, den Gegensatz feiner
Anschauung mit der Haltung der
Regierung rib des Leiters der Justi;
zum Ausoruck zu bringen).
England.
London, 17. Mai.
Andrew Carneaie ist heute ärgerlich
nckch Skibo Castle abgereist. Er sagte
bei seiner Abreise: Ich yosie m oer
Einsamkeit der Hochlande Schutz vor
der Armee von Bettlern zu sinden, die
mich unausaesekt um Beiträge für al!?
möglichen Z.vecke ersuchen." Ueber seine
Mittel für philanthropische Zwecke in
bereits im Voraus verfügt. Es sei
nutzlos, ihn mit Zuschriften zu plagen.
Lord Hopc. der Bruder des Herzogs
von Ncwcc.s.le und Gemahl der mm
kanifchenSchivspielerin MayYohe. bat
hui: das Gericht um die Erlaubniß,
ein Famlliencrbstück, einen 44 Karat
wiegenden blauen Diamanten verkau
fcn'zu dürfen, dessen Werth auf $S5
000 bis $125,000 c.eschätzt wird. Der
Herzog von Ncwcastle, als Haupt der
Familie, oppor.iltc dem Verkaufe.
Run land.
Petersburg. 17. Mai.
Soeben ist ein Prozeß zu Ende ge-
führt, der hier großes Aufsehen er
regte. Maria Merschwizka, eine Dame
von adliger Herkunft, welche in den bc
sten Kreisen verkehrte, wurde schuldig
befunden, ihren Liebhaber und 2 Frau-
en aus Eifersucht vergiftet zu' yaoen.
Sie hatte außerdem ein Kmd gestohlen
und Dokumente und Wechsel gefälscht.
Sie wurde zu 15-jähriger Strafgefar
genschaft in Sibirien und zum Verlust
des Adels verurtheilt.
S t. P e t e r s b u r g . 17. Mai.
Das Militärblatt Svet" theilt mit.
daß China -,it Rußland behufs einr:
Anleihe für die Vergrößerung und Re
organisirung feiner Flotte unterhandle.
Italien.
Rom, 17. Mai.
Der Papst hat vier neue Kardinäle
ernannt. Zwei sind die Erzbifchöfe von
Turin und Toulouse, Mchemy und
Mathieu; der dritte ist ein spanischer
Mönch, dessen Name noch nicht bekannt
ist .und der vierte ist Francisco Nava
di Bontife, Erzbischof von Catanien
auf Siziliens
Spanien.
Madrid. 17. Mai.
Der General Rios in Manila bat
öer Regierung gekabelt, daß er mit dem
amer. Befehlshaber General Otis das
Abkommen getroffen hat, daß die fpan.
Truppen sofort Zamboanga und Zolo
räumen werden. Der Dampfer Leon
der 13" der mit amer. Truppen nach
Zolo abgefahren ist. werde dort beim
Abzug der span. Truppen der span.
Flagge die üblichen Ehren erweisen.
Von Zolo fahre der Dampfer dann
nach Zamboanga, wo er mit dem Gen.
Rios und d", Dampfern Porto Rico"
und Uranus" zusammentrifft. Die
Amerikaner werden jedoch Zamboanga
nicht besetzen.
ranlretch.
P a r i s . 17. Mai.
Der Erzbischof Jreland ließ sich über
die Friedenskonferenz im Haag dahin
aus, daß alle Nationen die der Eonse
renz zu Grunde liegenden Prinzipen
billigten. Alle vernünftigen Menschen
erkannten an. daß nationale Streitia
leiten, wenn immer möglich, auf ver
kiünftiger Grundlage beigelegt werden
sollten. Die Ansammlung gewaltiger
Heere sei der Fluch Europas, viele Län
der hätten schon die äußerste Grenze
der Anspannung erreicht. Wenn dies
nicht bald anders werde, gingen sie un
abwendbarem Ruin entgegen.
Civilisation und Christenthum seiet
zusammenwirkende Kräfte und diese
sollten dem Schauspiele Halt gebieten,
daß sich die Nationen bis an die Zäy
ne bewaffnen, um sich zu vernichten.
Jreland versicherte zum Schluß, daß
er nicht ein Vertheidiger des Friedens
um jeden Preis sei. Es gee Zeiten, da
der Krieg unvermeidlich sei. Es möge
vorkommen, das; ein Krieg gesetzlich, gc
recht und so heilig sei, wie' die Kreuz
züge. In Rom habe er jedermann als
Freund des Friedens befunden.
In einem heute abgehaltenen Kabi
nettsraih verlas der Colonicenminister
Guillain eine Depesche, welche derGou
verneur von Ziboutil vom MajorMar
chand erhalten hatte, welche sagt, da.
die Mitglieder der Expedition bei be
stem Befinden sind und daß sie am 16.
Mai rn Ziboutil ankommen werde.
Major Marchand wird in Toulon
offiziell vom Praiekten und Abgeord
neten des Marine- und Kolonialmini
sters empfangen werden. Bei seinerAn
kunft in Paris wird er am Bahnhos
von Vertretern des Kriegsministers,
des Colonial- und des Kriegsmini-
sters empfangen werden: ferner von
solchen des Präsidenten und von einem
Comite des Militär - Club. Es finden
dann eine Neihe von Festlichkeiten zu
Ehren des heimkehrenden Asnkarelsen
den und seiner Begleiter statt. JedeS
Mitglied dcr Expedition wird eine für
diese Gelegenheit geprägte Medaille
Zur Erinnerung an den Marsch von der
atlantischen Küste zum Rothen Meer
erhalten.
Belgien.
Brüssel, 17. Mai.
Der Herzog von Orleans kam ge
stern auf der Reise von Palermo nach
London hier an und wünschte, etliche
Tage hier zu verweilen. Der Justizmi
nister weigerte sich jedoch, ihm die Er
laubniß dazu zu geben, weil er befürch
tete, daß durch die Agitation der fran
zösischen Nationalisten feindlicheKuird
gedungen hervorgerufen würden.
Y.hina.
H e n c, k o n g , 17. Mai.
Ein Theil der britischen Truppen
welche in das Gebiet gesandt wurden,
wo die Unruhen ausbrachen, ist zurück
gekehrt, nachdem die Soldaten die
Stadt Kaulung genommen, die chinesi
sche Garnison gefangen und die briti
sche Flagge gehißt hatten. 50 Wallifer
Füseliere wurden als Garnison dor!
gelassen. Von der Expedition, welche
nach dem Hinterland zog. hat man noch
keine Nachricht erhalten.
Südafrikanische Republik.
Capstadt. 17. Mai.
Dem hier erscheinenden Argus wird
aus Pretoria telegraphirt, daß der
Staqtösckrciär der südafrikanischen
Republik. P. W. Reitz. bestätigt habe,
daß dort eine Anzahl gehcimnißvoller
Verbaftunucn vorgenommen seien, und
daß geriichtweise verlaute,, die Verhaf
teter. feien britische Offiziere.
P r c r o t i a , 17. Mai.
Der briti,'che diplomatische Agent
und Geschäftsführer, Conyngham
Greene, hate heute Nachmittag mt
dem Präsidenten Krüger ein Interview
und drückte sün Bedauern darüber aus.
daß Männer, welche die Uniform dcr
Königin getragen haben, sich an einer
solchen Bewegung betheiliaen sollten.
Präsident Krüger erwiderte, daß er
nicht glaube da die Verhafteten br -
tische Offiziere seien, bis es bewiesen
sei. Er fugte hinzu, er hoffe, die Af-
faire werde keinen Einfluß auf die gc -plante
Zusammenkunft zwischen ihm
und Sir Alfred Milner, Gouverneur
der Kap-Kolonie, haben.
Johannesburg. 17. Mai.
Es sind hier eine Anzahl Männer
unter der Anklage des Hochverraths
verhaftet worden.
Pretoria. 17. Mai.
Die Verhaftung von 7 anqebl. briti-
schen Offizieren inJohannesburz unter
der Anklage des Hochverraths hat hier
ungeheure Aufregung verursacht. Die
Verhafteten, mit Namen Nicholls. Pat
terson, Tremlett, Ellis. Freis. Hooper
urod Milche? sind auf einem Extrazuge
hierhergebracht woron. Nachdem sie im
Gefängniß abgeliefert waren, wurden
sie von dem hiesigen britischen diploma
tischen Agnten besucht.
Die Vcrmstunqen wurden von
einem Geheimpolizisten bewerkstelligt.
welcher, wie versichert wird, sich ocr Be
wegung ansloß, welche den Zweck
hatte, Leute anzuwerben, um einen
Uufstand h?bizuführen. Man fand bei
den Gefangenen belastende Dokuments
man erwartet noch weitere Vcrhaftun
gen. Pretoria. 17. Mai.
Die verhafteten Offiziere. 8 an der
Zahl und nicht 7. wie zuerst gemeldet
wurde, sind:
Hauptmann Patterson, Oberst R. F.
Nicholls. Lieutenant T. 3. Tremlott.
C. A. Ellis. kürzlich ein Privat-Deiec-tioe
in Johannesburg: Lieutenant
John Allen, der Ouartiermeister Mit
iell, sowie die früheren Sergeanten
I. Fries und R. P. Hocper.
Keiner der L'eihasteten war im
Dienste der .Brilish South Asric,
Charterev Eompanv".
Es beißt, daß der betreffende. Poli
zei - Commissär vier Monate lang an
dem Falle arbeitete.
Das Kabinett des Transvaal ist zur
Zeit in gelximer Sitzung und erörtert
die Verhaftungen.
Kapstadt. 17. Mai.
Laut Nachrichten von Pretoria lau
tet die Anklage gegen die verhafteten
Offiziere dzhin. daß sie, während sie
angeblich als Privatleute sich in,
Rand" aushielten, sie in Wirklich'
keit damit beschäftigt waren, Leute an
zuwerben. um auf ein gegebenes Sig
nal hin eine Rebellion zu entfachen.
Johannesburg. 17. Mai.
Es sind weitere VerHafts - Befehle
ausgestellt worden. Es wird bebau?,
tet. daß die verhafteten Offiziere eben
falls daran waren, ein Streitmacht in
Natal. der britifckzen Eolonie zwischen
dem Orange - Freistaat und dem Jndi
schen Ocean, zu organisiren, um an der
geplanten Erhebung in Johannesburg
teilzunehmen.
London. 17. Mai.
Die hiesigen Nachmittagsblätter
bringen lange Spezialdepeschen aus der
Kapstadt, welche melden, daß in Jo
hannesburq 7 Männer verhaftet und
nach Pretoria gebracht wurden. Den
Depeschen zufolge haben die Verhaf
tungen in ganz Südafrika ungeheures
Aufsehen erregt.
Standard and Diggcr's News",
das Organ der Buren in London, hat
eine Depesche aus Pretoria erhalten,
welche sagt, daß dieHaftsbefehle gestern
Abend ausgestellt und um Mitternacht
vollzogen wurden. Die Depesche fügt
hinzu, daß eine Verschwörung angeb
lich seit 4 Monaten bestand und daß
die Verhafteten, welche in Diensten der
Südafrikanischen Liga sollen gestanden
haben, bereits 2000 Mann angeworben
hätten.
London. 17. Mai.
Der Colonial - Sekretär Joseph
Chamberlain wurde in Foyer des Hau
ses betreffs der Verhaftung im
Transvaal interviewt. Er sagte, offi
ziell habe er noch nichts von der Sache
gehört und er sei der Ansicht, man soll
te der Sache keine zu große Bedeutung
beilegen. Im Haus erregte die Nach
richt großes Aufsehen.
0aiii.
PortoPlata.17.Mai. '
Die Negierung Haitis hat die vom
'Präsidenten von San Domingo borge
schlagen? Grenzregulirung angenom
men. Beide Präsidenten werden in
Mole St. Nicholas mit einander kon
fernen. Beneznela.
Caracas. 17. Mai.
Gen. Hernandez, der Leiter der vor
jährigen Revolution, welcher am 12.
Juni 1898 in der Nähe von Fumae
gefangen wurde, ist vom Präsidenten
Andrede in Freiheit gesetzt worden.
Die Macht der Trusts.
W a f h i n g t v n . D. 17. Mai.
Vor der Industrie - Commission er
schien u. A. auch der Generalanwalt
von Ohio. Frank S. Monett, um als
Zeuge in der Untersuchung der Trusts
und ihrer Geschäftsmethoden vernom
men zu we.den. Seine Aussagen be
schränkten sch auf Angelegenheiten dec
Standard Oil Co., gegen welche er als
Generalanw.ilt selbst eine Untersuch
ung eingeleitet hat.
Monett sagte, daß die Standard Oil
Co. oder die ihr unterstehenden Gesell
schaften von dm Telegraph- undEise!,
bahn - Gesellschaften' ungebührlich be
vorzugt würden. Die Letzteren gewähr
ten derselben oft viermal niedrigereRc.
ten als den gewöhnlichenBürgern. Hrr
Monett erklärte ferner, daß der Oei
Trust seine Dividenden nach Belieben
festsetzen könne, da er ja den Preis deS
Oels im Kleinverkauf nach Gutdünken
festsetzen könne. Rockefeller sei eigentlich
die Standard Oil Co.. da er die Mehr
beit der Aktien controllire. Das Eigen
thum des Trust sei ursprünglich $97,
250,000 rvrth gewesen, aber heute
müsse man es mit 5 multipliziren.
Monett erregte großes Aufselen mit
folgender , Angabe: Das Geheimniß
der Aufrechterhaltung aller Trusts be
steht in den Vergünstigungen, welche
sie von den Bahnqesellschaften bei der
Berechnung der Transportationsge-
buhren empfangen. Die Trusts stehlen
sowohl die Bundes-, wie die Staats
rechte, und benutzen sie zur Unter-
drückung der Industrie. Es sollte ihnen
einfach der Freibrief entzogen werden,
wenn sie nicht demGesetz gehorchen wol-
len; Ursache dazu läßt sich leicht finden.
Der beste Weg. die Trusts zu control
liren, besteht darin, daß die Transpor
tations - Gesellschaften besser control
lirt werden."
Reichte Strafe.
N e w B c r k . 17. Mai.
Der Nal'viller Anwalt Artbur S.
Colyar jr., oekcinnte sich schuldig, ver
sucht zu haben. Nicholas A. Heckman,
den wichtigsten Zeugen im Molineux
Prozeß, aus dem Staat zu entführen.
Er wurde zu 60!ägiger Zuchthallshaft
verurtheilt. Er nahm das Urtheil la
chend entgegen.
(? wird weiter untersncht.
New A o r k . 17. Mai.
Das Mazet - Untersuchungscomite
hat seine Sitzungen wieder aufgenom
men. Van Wyck war als Zeuge vorge
laden. Das Comite wird jeden Diens
tag, Mittwoch, Donnerstag und Frei
tag zusammentreten, bis es fertig is'.
Indessen tritt die Extra-Sitzung der
Legislatur störend dazwischen.