Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 04, 1899, Image 12

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    Gcttcs'.'.nz.
TZovill' von 7, Jttampf.
W?irt Wann. i will nicht fahren.
ick, 'kann nicht." tief das junge Mädchen
mit h-rBorbreAeiiber i.'eiDcnatt an
ihre grauen Augen mit flehendem AuS
druck aus die l'iutter naneno.
O .Nun. Lisa. ?u rotict, dab ich
k,ts ',ik,n w,n,n anS LauS aebunde
bin. so gern ich auch zu meinem Kinde
,il, würd,." entaeanete die Mutter
,mii Tn könntest' es also ruhig
ns,k,n hslfc unsere arme Margot wab
rcnd ihrer nach Sarno'S Nachricht
, .iHfvilpn kelii ernsten Krankheit
der Pflege fremder Leute iiberlasi
MeiMI hiiu ich nicht von T
erwartet!" Jrau Lührscn sah die sonst
. . . t-i:.
o ruhige uno immer uuisuiuuc
ter vorwurfsvoll und befremdet an.
Tchweiaend ließ Lisa den Ponvur
m?.,,, i Urr fii raebcn. Schwer
VU J.lUill vv 1'? ' .) '
nflt,i..h i'itiDfit fest auf kinandev
V -TT I ' ,
gepreßt, die Hände gegen die Schlafe
iit Mmiifte sie noch eine Welle
mit sich.' Mit leiser aber fester Stimme
sagte sie bann: verzeihe, cama. i
n,rnnf, mhh nn beute Abend sau
vnHup ..-, - t-;
ich!" Anscheinend ruhig verlies; sie das
Zimmer, die Mutter bestürzt ziiruaia,
.Tas arme Kind'. So hat sie eZ doch
nicht überwunden", flüsterte die
MmtriUfo liettif'slt. Gewiß, es war
eine herbe bittere Enttäuschung für das
junge Mädchen geweftn. oas ii,re ycis,e
nufrAtm sehe ,1, dem iunacn Schrift
.steiler Hans Sarno nicht erwidert
nur, hnfe sich dessen Interesse und
Aufmerksamkeit vielmehr vom erster
Tag an. an dein er das HauS des Ba
nauier Lührsen betreten hatte, einzig
und allein Lisa'S jüngerer Schwester
der damals kaum 18iührigen Margot
zugewendet hatte... war dies von
Allen als etwas Selbstverständliches
hingenommen worden. Neben der leb
frnft liebenswürdigen Margot mit
iWm ftinliii-ndcn. konniaen Wesen ver
Mmniih eben die stille, ernste Lisa fast
völlig. Dazu kam noch, datz Margot
in ihrer lieblichen Schönheit von der
Natur vor der älteren Schwester ganz
entschieden bevorzugt war: auch Lisa
war keineswegs häßlich, aber gewiß war
es auch noch Niemand eingefallen, ihr
blasses Besicht mit dem ernsten, fast
streng blinkenden Augen hübsch zu nen
um Krfinn nach weniacn Wochen
hatten sich damals Sarno und Margot
ihre gegenseitige Neigung ge,ianoen.
und aan, erfüllt von ihrem jungen
Glücke, merken sie nichts davon, daß
9is hi kiible Lisa, sich in Liebe zu
Sarno fast verzehrte. Ihr hatte bisher
noch kein Mann zu imponircn vermocht,
das selbstbewußte, kluge energische
Wesen Sarno's aber machte einen tiefen
Eindruck auf sie,
Frau Lührsen war es nicht entgangen,
daß Lisa während der Brautzeit ihrer
PrtttipfW immer stiller und blasser
wurde. .. Und als sie dann einige Male
gesehen hatte. , wie das zunge Mädchen
die Augen unverwandt mit zärtlichem
Ausdruck auf den Schwager gerichtet,
in seliger Selbstvcrgcffenheit seinen
Worten gelauscht hatte, als er mit
Margot über seine Pläne und Ansichten
sprach, da konnte die Mutter nicht länger
daran zweifeln, daß auch Lisa den
juugen Mann liebte, der, sich ganz
seiner Leidenschaft für Margot hinge
bend. deren ernste, schweigsame Schwe
per fast gar nicht beachtete.
Gleich nach seiner Vcrhcirathung.
vor nunmehr einem halben Jahre, war
Sarno mit seiner jungen Frau nach
N. übergesiedelt, wo er an einer ange
sehcnen Zeitung das Amt eines Rcdak
teurs versah. Da Lisa den Geliebten
seit dieser Zeit nicht wiedergesehen hatte,
hoffte Frau Lührscn. daS junge Mäd.
chen habe die bittere Enttäuschung über
wunden; die soeben erlebte Scene aber
mußte sie zu ihrem xnmmer vom Ge
gentheil überzeugen.
Lisa war nach der Unterredung mit
der Mutter in ihr Ziminer geeilt. Hier,
unbeachtet und allein mit ihrem
Schmerze, warf sie sich weinend auf das
Eopha. ihr Gesicht in den Händen ver
grabend. Wie hatte sie gerungen und
gekämpft. Es war allcs umsonst ge
wesen. Und jetzt sollte sie Sarno wie
dersehen und mit ihrer uncrschütterten.
brennenden Liebe im Herzen von neuem
erfahren, wie gleichgiltig sie ihm war,
wie er sie der, Beachtung kaum für
werth hielt. . Ich will nicht reisen, ich
kann nicht!" schluchzte sie immer wieder
wie eine Verzweifelte.
Und doch sah sie noch der Abend des
selben Tages die Reise nach N. an
treten; das Mitgefühl -und die Liebe zu
der schwer erkrankten Schwester hatten
den Sieg davongetragen. ,
Als Lisa, in N. angelangt, zum er
ftcn Mal, an das Bett der Schwester
getreten war, hatte diese sie nicht mehr
erkannt. Die junge Frau lag in hohem
Fieber vollständig bewußtlos da. sich
unruhig hin und herwerfend und ab
und zu zusammenhanglose Worte vor
sich hinmurmelnd. Der : Arzt hatte
hochgradiges Nervenfiebcr konstatirt und
mit 'bedenklicher Miene geäußert, daß
der Zustand der Kranken zwar noch
nicht ganz hoffnungslos fei. daß aber
die Genesung nur bei äußerst sorgsamer
Pflege und treuer Befolgung seiner
Anordnungen eintreten könnte.
Weder Tag noch Nacht wich Lisa
vom Bette der kranken Schwester; eine
Pflegerin, die HanS hatte hinzurufen
wollen, verbat sie sich, da Margot ja
ausdrücklich nach ihr verlangt hatte.
Alle drei Stunden trug sie die Fiebernde
auf Anraten d?Z ToiksrZ in'Z B.'d.
um idr Erleichterung zu verschaffen.
und befolgte aucd sonst in Allein auf
Gena-.'.cste die Raid-lagc des Arztes.
Bei ai ihui Angst und corge um
das Leben der geliebten Schmcüer b."
drückte sie noch ein anderer schwerer
Kummer. Wie sie vor dem Gedanken
gezittert hatte, im Gespräch mit Sarno
ihre innersten Gefühle vor seinen Augen
nicht verbergen zu können! Mit bit
terem. leidenschaftlichem Schinerze er
kannte sie jetzt, daß ihre Furchl nur
allzu unbegründet gewesen war; nach
den wenigen TankeZworten. die Sarno
ihr bei ihrer Ankunft gesagt hatte, schien
es keine weiteren Berührungspunkte
mehr zwischen ibm und ihr zu geben.
Mit kurzem Gruße pflegte er Nachmit
tags, aus der Redaktion zurückgekehrt,
das Krankenzimmer zu betreten und sich
neben MargotS Bett zu feßcn. um dort
stundenlang, ohne auch nur einmal das
Wort an Lisa zu richten, in sich ver
funken zu verweilen. Wie nahe hätte
es für ihn gelegen, bei ihr. die doch die
gleiche Angst um das Leben Margots
bedrückte. Trost zu suchen, statt deffen
trug er seinen Schmerz wortlos mit sich
herum. Und dies neue Zeichen seiner
Nichtachtung schreckte sie davor zurück,
das erste tröstende Wort an ihn zu rich
ten, troßdem sie seinen starren, flutn
men Schmerz kaum mehr zu ertragen
vermochte.
Als er eines Nachmittags wieder
wolil schon über eine stunde in duste
res Brüten versunken an Margots
Lager gesessen hatte, ohne einen Blick
von dem siebergerötheten Antli der
iunaen Frau abzuwenden, preßte er
plötzlich, von Schmerz überwältigt, seine
Hände vor das Gencht und rief mit ex
stickter tlinme, . halb klagend, halb
flehend aus: Margot. meine liebe.
liebe Margot!"
Da konnte La nicht langer an sich
halten. Tief ergrincn wandte sie sich
zu ihm und sagte, ihre Scheu überwin
dend: Wir brauchen ja noch nicht alle
Hoffnung fallen zu lassen, Hans! Mit
GotteS Hilfe wird sie schon wieder ge
fund werden! Er kann ja nicht wol
len. daß sie schon jetzt von uns gehen
oll!"
Sich mit cnergiichem muck erman
nend und Lna mit dankbarem Blicke
ansehend, entaegncte Sarno, während
ein schwacher Hoffnungsschimmer seine
Miene erhellte: Ich könnte mir ein
Leben ohne sie auch nicht ausdenken!
Akich Tu kennst ja Margots sonniges,
heiteres Wesen genügend, um ermcnen
zu rönnen, was ich an ihr verlieren
wurde."
Ja, Hans, auch wir zu Hause
haben sie alle sehr lieb, sehr lieb," ent
gegnete Lisa einfach. Und nach kurzem
Ätlllichwelgen fugte sie hinzu: Du
weißt ja, wie schwer uns der Abschied
von ihr geworden ist. Könntest Tu
mir nicht etwas von ihr erzählen. Hans.'
bat sie dann in der Absicht, seine Ge
danken wenigstens für kurze Zeit von
der traurigen Gegenwart abzulenken.
eS ist so lange her, seitdem sie fort von
uns ist."
Und mit gedämpfter Stimme erzählte
er. Und je langer er über die verflos
senen Tage sprach, desto mehr ver
schwand zu Lisa's Freude der düstere,
schwermüthiqe Zug aus feinem Gesicht.
Als er sich schließlich auf Lisas dringende
Bitte zurückzog, um noch einige -tun
den zu rlshcn es war über dem Er
zählen die Nacht hereingebrochen da
aqte er. die Hand Lisa S fest mit der
seinen umschließend, in zuversichtlichem
Tone: Nicht war. Lisa. Tu glaubst
doch auch, daß sie wieder gesund wird,
daß sie gesund werden muß!"
Und Lisa entgegnete ern t: Wir
wollen Gott darum bitten, Hans!"
Aber noch trat lange keine Be lerunq
im Zustande der Kranken ein. Tie
Miene deS Arztes wurde immer bedenk
licher, da das Fieber trotz Lisa's auf
opfernder Pflege nicht nachlancn wollte.
Es waren dies schwere Tage für Lisa
und Sarno, und doch schienen sie ihnen
Beiden weit erträglicher zu fein, als
die ersten Tagen der Krankheit; könn
ten sie sich doch jetzt gegenseitig Trost
zusprechen. Es schien, als hätte Sarno
r auf das erlösende Wort aus Lisas
Munde gewartet. Und jetzt Veraina
ein Tag, an dem er nicht diese oder
jene Begebenheit aus der kurzen, glück
liehen Zeit seiner Ehe erzählt oder sich
mit ihr über seine geschäftlichen In
teressen ausgesprochen hätte. Auch in
dem Herzen des jungen Mädchens sah
eS jetzt friedlicher auS. Ihre Leiden
chaft für, Sarno schien einer stillen.
chwestcrlichen Liebe gewichen zu sein;
der Gedanke, sich SarnoS Achtung er
rungen! z haben, ; und der tägliche
freundschaftliche Verkehr mit ihm ge
mährten ihr volle Befriedigung.
So flog auch, ein glückliches Lächeln
über ihr Gesicht, als Sarno eines Nach
mittags voll herzlicher Dankbarkeit zu
ihr sagte: Lisa, wie sehr habe ich Dich
bisher verkannt. Margot hat mir
zwar schon immer von Teinen vielen
guten Eigenschaften gesprochen; aber
offengestanden habe ich ihr darin nie
o recht Glauben geschenkt. Du warst
rüher auch zu still, zu zurückhaltend
mir gegenüber. Gewi trugt Tu
irqend einen Groll gegen mich im
Herzen?"
Min, Hang." entgegnete Lisa, den
Schwager mit festem Blicke ansehend.
während eine leichte Röthe ihre Wangen
überflog. Ich habe Dich immer hoch
geschätzt, aber ich bin eben eine ganz
andere, eine unglücklichere Natur als
Margot."
Und endlich, endlich die Krank
beit dauerte nun schon nahezu drei
Wochen ein Hoffnungsstrahl! Eines
Morgens fand Lisa das Fieber um
einige, wenige Grade gesunken. Auch
der Arzt wurde wieder ho?tnungsooller.
bedeutete doch die Abnahme des Fiebers
einen Schritt auf dem Wege der Be''
serung. wenn auch die Lebensgefahr
noch tcincswezs vorüber war. Aber
Lisas treuer Pflege gelang eS schließ
lich. die Gefahr zu beseitigen. Und
regelmäßig und sicher schritt die Ge
ne'ung fort.
Und eineS Tage? schlug Margot die
Augen zum ersten Male wieder auf
Vollkommen klar blickte sie um sich.
wenn sie auch durch die lange Krankheit
zu sehr geschwächt war. uin ein Wort
hervorbringen zu können. Ihr erster
Blick ncl auf Sarno. der heftig bewegt
neben inner geliebten, dem Leben wie
deraewonnenen Margot auf die Kniee
sank und, ihre Hand mit beißen Küssen
bedeckend, von jauchzender Freude lin
mer wieder , dieselben Worte ausrief
Margot. meine liebe, liebe Margot!'
Lisa, die neben ihm an Margot'ö
Lager gesessen hatte, erhob sich und
ging schweigend in tiefer Ergriffenheit
aus dem Zimmer. Wie ander? hatte
damals vor Wochen der Ton geklun
gen. in dein er voller Verzweiflung
den Namen feiner Frau gerufen hatte!
Glück und Jubel tönte ihr zctzt aus sei
ner Stimme entgegen.
Ihre Augen füllten sich mit Thrä
nen, und ein Lächeln umspielte ihren
Mund. Ja. jetzt fühlte auch sie sich
glücklich mit ihrer reinen, geläuterten
Liebe im Herzen und im Beivusitlcin.
durch ihre selbstlose, aufopfernde Pflege
zum Glücke zweier geliebter Menschen
beigetragen zu haben.
,, -n
Das Haus.
Seit dem Tade seiner Mutter be
arbeitete Tom -Tonovan. der einzige
Jrländcr unter lauter Teutsch-Texa
nern. allein feine Farm in NeuStein
berg. Er war als ein fleißiger und
überaus gutmüthiger Bursche bei Alt
und Jung beliebt, und da er sich eines
schmucken Aussehens erfreute, schenkte
ihm der weibliche heiratsfähige Theil
der Bevölkerung seine ganz besondere
Aufmerksamkeit. Tim hatte jedoch nur
Augen für die hübsche Bessie Walters.
die mit ihrer vermittwcten Mutter
den Kramladen gegenüber der luthe
rischen Kirche betrieb. Aber merkwür
big während Tim auf der Jagd
schon manchem Bären auf den Pelz
gerückt war und sich bei einer Rause
rei vor dem stärksten Gegner nicht
fürchtete, wurde er durch einen Blick
aus den dunklen Augen Bcssie's so
verwirrt, daß er nicht den Muth fand.
daS entsprechende Wort zu sprechen,
obgleich es das begehrenswerthe Mäd
chen nicht an freundlichen Aufmunte
rung fehlen ließ.
Diese Unbeholfenheit der Erkorenen
gegenüber verursachte Tim gar viele
orge,,sie war in der hat sein ein
ziger Kummer, und gerade jetzt hatte er
seinem freunde red Bern unter Aus
brüchen der Sclbstverdammung seine
Noth geklagt.
Fred zog die Stirne kraus, kraute sich
hinter den Ohren und sprach: Weißt
Tu, lm, ich kann mich ganz m Teine
Lage denken, denn auch ich habe eine
heilige Scheu vor allen i,rauenzimmcrn,
besonders aber vor der Lena Willems
gehabt. Hundertmal wollte ich ihr
eine Liebeserklärung machen, allein
immer blieben mir die Worte in der
Kehle stecken. Mein Vater hat mich
schließlich gelehrt, wie man's zu Wege
bringt, und ich habe damit bei der
Lena Willems riesig Glück gehabt.
Siehst Tu hier meine Uhr und das
Haus auf dem .Teckel? Nun, an
einem Sonnntaz gehe ich zu der Lena,
setze mich zu ihr, ziehe meine Uhr aus der
Tasche und sag': Miß Lena, wie gefüllt
Ihnen die Uhr? Die Uhr ist sehr hübsch,
antwortete Lena. Tann frag' ich: Was
halten Sie von dem Häusel, das darauf
gravirt ist? Tas Häusel ist noch hüb
scher, sagt sie, und ich fahr' fort: Und
wie würde es Ihnen gefallen, wenn wir
Zwei in ein solches Häusel ziehen und
zusammen hausen würden ? Tas
wäre am allernettestcn. sagt die Lena,
und da drauf hab' ich sie riesig abgeküßt
und am nächsten Sonntag hat uns der
Pfarrer zusammengeschmiedet. Siehst
Du, Tim, so macht man es."
Tim hatte aufmerksam zugehört. Jetzt
zog er seine silberne Uhr aus der Tasche,
öffnete sie und sprach: Hm. daS ist
Alles ganz schön und gut, aber auf
meiner Uhr ist kein Haus."
Bist Tu aber ein Schlaumeier."
rief Fred lachend: ich hab' nicht ge
meint, daß Tu mir's ganz genau nach
machen solltest, nein, Tu mußt Dir halt
etwas AehnlicheS ausdenken!" Mit die
en Worten nahm Fred von seinem
Freunde Abschied.
Tim beschloss, die Angebetete nicht
eher wieder auszusuchen, als bis ihm
ein Plan, bei ihr auf den Busch zu
klopfen, eingefallen wäre. Allein wie
er auch sann und sann und sich den
Kopf zerbrach, es wollte ihm kein Ge
danke kommen. Am nächsten Sonntag
zog es ihn trotz seines festen Entschlusses
mit aller Macht zur Geliebten, und so
ging er betrübten Herzens und so klug
wie zuvor zu Bessie. Tie Mutter em
pfing ihn. führte ihn in den Parlor
unv ersuchte ihn. sich einige Augenblicke
zu setzen. Bessie fei noch in der Küche
beschäftigt.
Tim ließ sich in einem Schaukelstnhl
an dem runden Tische nieder, nahm ein
llluNrirtes Bla'.t in die Hand. Ta er
nicht deut'ch Icken konnte, betrachtete er
die Illustrationen. 2o kam er auch an
das Bild eines stattlichen, von Bäumen
umgebenen Haukes, und beim Anblick
desselben schoß es ihm plötzlich wie ein
BUS durch den Kopf.
Als Bessie eintrat, grüßte er sie kecker
als ,e zuvor, nahm das Bua) vom
lisch, ging ihr entgegen und sprach
.Miß Bessie. wie gefällt Ihnen das
Buch?" Tie Schöne war etwas ver
wundert, sowohl über die ungewohnt
liche Erregung ihres Galans, als auch
über seine Frage, und erwiderte nur
C, ganz gut." Er öffnete das Buch
zeigte der Geliebten die entsprechende
Seile und fragte: Und nun. Miß
Bessie. wie gefällt Ihnen dieses Haus
und wie wär's, wenn wir Zwei zusam
men in so einHaus hineinziehen thäten?
TaZ Mädchen betrachtete das Bild
las die Unterschrift, dann schoß ihr die
Rötbe des Zornes in die Wangen.
warf das Buch auf den Tisch und rie
Tim zu: Sie können schon in so ein
Haus ziehen, denn verrückt genug dazu
sind Sie!" Tann wandte sie sich um
und stürzte aus dem Ziminer.
Ehe er sich von seiner Erstarrung er
holen konnte, trat Fred, der seiner Nach
barin etwas sagen wollte, in den Par
lor. erblickte Tim in seiner sprachlosen
Bestürzung und fragte, was denn vor
gefallen sei. Ter niedergeschmetterte
Liebhaber fand nur langsam Worte
um den Vorgang zu berichten, und
schloß mit dem Ausruf: Tas ganze
Unheil kommt nur davon, weil ich sei
Beine nach Teiner verwünschten Manier
auf den Busch geklopft habe."
Fred wunte nicht, was er zu diesem
unerwarteten Ausgang der Werbung
seines Freundes sagen sollte. -Er kam
an den Tisch, betrachtete in dem offen
daliegenden Buch das Bild und brach
mit einemmale m ein helles rächen
aus. ..Ach. jetzt ist mir AlleS klar."
rief er und faßte feinen verblüfft drein
chauenden Freund am Arm. - Tas
kommt davon, daß Tu nicht Teutsch
kannst. Was Tu Bessie zeigtest, stellt
die Irrenanstalt m Pimville vor, und
eine Einladung in s Narrenyaus hat
für ein Mädel allerdings nichts Ber
lockendes."
Tim war von der Eröffnung seines
Freundes gänzlich niedergeschmettert
Er griff nach seinem Hut, streckte Fred
die Hand entgegen und sagte: Triff
mich morgen um acht Uhr beim Notar;
ich gebe Dir die Vollmacht, meine arm
zu verkaufn, denn ohne Bessie kann ich
in NeuSteinberg nicht leben. Ich gehe
nach Eolorado in die neuen Goldminen
Entweder geh' ich dort drauf; oder ich
werde reich, auch ohne Teine Manirer
auf den Busch zu klopfen, die nicht
einen Cent werth ist."
O. sie ist gar nicht so schlecht, und
wenn sie fehl schlug, so kam es, wie
Fred ganz richtig bemerkte, nur daher.
baß Sie nicht deutsch verstehen," so
sprach in diesem Augenblick eine weib
liche Stimme. Tim schaute auf und
sah Bessie, welche als richtige Evastoch
ter ledes Wort der Unterredung er
lausch, hatte, unter der Thüre stehen
und ihm freundlich zulächeln.
..Tem Uebel kann abgeholfen wer
den," rief Tim mit strahlendem Blick,
ich werde deutsch lernen, das heißt,
wenn Sie mich lehren und mir den
Unterricht als. meine kleine Frau in
meinem Hause geben wollen."
Einverstanden!" antwortete Bessie.
vielliebchen.
Tki;'e von E. R i t t e r.
Es herrscht laute, aber durch die For-
men der guten Gesellschaft in Schranken
gehaltene Fröhlichkeit an der festlichen
Tafel. Man ist bereits am Nachtisch
angelangt. An der jungen" Ecke wird
ein wahres euer von nauvonoons
eröffnet; unter Kichern und Lachen wer
den die geistreichen Verse, die dem süßen
Inhalt der Geschosse beigegeben sind,
verlesen. Krachmandeln werden geöff-
net, und wenn ein Doppelter sich fin
det,.' dann bietet ihn der Herr seiner
Dame galant zum Vielliebchenessen dar.
Am untersten Ende des Tisches sitzt der
junge Hausarzt, der Gastgeber, ein
hübscher stattlicher Mann mit ernsten
Gesichtszüqen, über die bisweilen ein
ironisches Lächeln gleitet, wenn er das
Gebahren der ihn umgebenden Gesell
schaft beobachtet. Er hat Zeit zum
Beobachten, denn seine Nachbarin, ein
stilles junges Mädchen, nimmt ihn nicht
allzu sehr in Anspruch. Sie giebt ihm
zwar auf alle feine Fragen beieitwillig
Antwort, in sehr schlichter Weise, aber
sie versteht es nicht. Konversation zu
machen". Es gewährt dem Arzt einen
eigenthümlichen Genuß, das feine Pro
sil, die glanzenden blonden Haare, die
glatt die schmale Stirn umrahmen, zu
betrachten.
Es konnte ihn schon locken, zu er-
gründen, was eigentlich hinter dieser
Stirn verborgen ist. was m diesen
klaren blauen Augen schlummert, aber
im Festsaal ist dazu nicht Gelegenheit.
Die allgemeine Fröhlichkeit wird
immer lauter, erreicht einen immer
höheren Grad. Ter Arzt öffnet für
seine Nachbarin Krachmandeln, und
ctzt findet er auch einen Toppelkcrn.
Ein Lächeln fliegt über sein Antlitz.
Tas wäre vielleicht ein Weg. etwas über
des Mädchens Eigenart zu ergründen,
denfalls eine Art Anknüpfung. Er
spricht: Ein Vielliebchen, gnädiges
Fräulein, wollen wirk Verlieren !-ie,
o bekomme ich eine Hanoaroeii von
Ihnen; verliereich, so bleibt mir die
Freude. Ihnen mit einer Gabe nahen
zu dürfen, die Sie an den heutigen
Abend erinnern mag. an den Abend
den wir zivei Einsiedler inmitten all
der Lust um uns verbringen. Denn
gestehen Sie es nur. auch Ihnen steht
das laute Treiben nicht zu."
Tarin haben Sie recht. Herr To!
tor; aber mit dem Vielliebchen bitte
zürnen -it mir nicht, wenn ich eS ad
schlage, blkte nicht."
Ter Arzt staunt. TnS ist ihm noch
niemals passirt. Er antwortete erst
nach einer ganzen Weite. Ich muß
mich natürlich bescheiden, mein Fräu
lein, wenn Sie durchaus nicht wollen
aber den Grund wüßte ich gern."
Ach." das junge Mädchen er
röthct. wobei sie sehr lieblich aussieht
ach. ich schäme mich fast, es zu ge
stehen: aber Sie sagten, wenn ich ver
licre, müßte ich Ihnen eine Handarbeit
schenken, und ich verliere gewiß, denn
ich bin so ungeschickt, und dann wenn
ich verliere, ich käme in Verlegenheit
Ich bin nämlich, da ich es nur gestehe
ganz ohne Talent. Ich male nicht, ich
schnitze nicht, ich brenne nicht, ich ver
stehe nichts von Gummiknetarbeit
nichts von Nadclmalerei, kurz, es
würde mir sehr schwer fallen, Ihnen
eine moderne Handarbeit anzufer
tigen."
Ter Arzt lachte belustigt. Nun
gnädiges Fräulein, dann liegt Ihre
Begabung jedenfalls auf anderen Ge
bieten. Sie singen gewiß, oder Sie
spielen Klavier, oder gar die Geige.
oder Sie schreiben Novellen, oder Sie
wirken für die Emanzipation der
Frauen "
Auch das nicht, Herr Toktor, nicht
von Allem, ich wiederhole es; ich bin
ein gänzlich talentloses Mädchen, zum
ummer meiner Mama und meiner
drei Schwestern, die alle sehr, seh
talentvoll sind. Mama meint immer,
ich hätte vor fünfzig Jahren leben
müssen."
..Und warum meint sie das."
Je nun, weil ich nicht in die mo
derne Zeit passe, weil ich mir die Er
runqcnschaften derselben nicht zur Ge
nuqe zu Nutze mache. Ich habe nam
lich aber eie Kursen es nicht weiter
aqcn eine Leidenschaft für das
Strümpfcstricken. Man kann so nett
dabei lesen und denken und träumen
und ich nähe so gern Wasche, und dann
koche ich so gerne. Und über das Alles
ist Mama sehr böse, und die Schwestern
auch nur Papa, der nimmt mich in
Schutz, wahrscheinlich, weil ich ihm
immer feine Pfeifen stopfe. Ter gute
Papa ist so dankbar für solche kleinen
Ticnste und die Anderen haben keine
Zeit dazu, weil sie so talentvoll sind
Aber nicht wahr, Herr Toktor, ich kann
Ihnen doch nicht Pfeifen stopfen als
Vielliebchen, oder Thee aufgießen oder
Herbarien ordnen? Das geht doch nicht
Also lassen wir es besser mit dem Viel
liebchcn."
Des Arztes Antlitz hatte sich immer
mehr erhellt, wahrend eine Nachbarin
gesprochen, und jetzt erwidert er eifrig:
..Nein. nein, mein liebes Fräulein --
lassen wir es nicht, essen wir getrost das
Vielliebchen ich weiß eine Einlösung"
ganz nahe neigt er sich zu dem
jungen Mädchen wer verliert, der
giebt sich selbst dem Anderen für das
ganze Leben. O, wie dankbar wäre
ich, wenn ich diese liebe talentlose Hand
" dabei saßt er unter dem Tisch nach
der zitternden Rechten seiner Nachbarin
festhalten durste. Sie ist sicher
geeignet. Glück zu spenden einem
Manne, der schon lange nach einem
solchen weiblichen Wesen gesucht hat,
der sich fürchtet vor einer gar zu talent
vollen" Frau. Soll es gelten, Viel
liebchen?"
Das Mädchen schaut zu ihm auf,
chcu und selig so gut wie er hat ihr
noch niemals ein Mann gefallen, sie
hat ihn rühmen hören von Kranken und
Armen und leise, kaum hörbar und
doch von ihm verstanden, dringt es an
des Arztes Ohr: Es soll gelten!"
Devot.
HI Lakai (zum Fürsten): Darf ich
Hoheit darauf aufmerksam zu machen
mir erlauben, daß Hoheit soeben einen
Knopf von der Uniform zu verlieren
geruht haben!"
Rascher Temperatunvechsel.
O. Fräulein Eugenie, warum be
handeln Sie mich so eisig ?"
Na. warten Tie nur. ich werde Jh
nen zur Abwechslung die Hölle heiß
machen."
Auch eine Hochzeitsreise.
Der Hausmeister Schnaky hat qehei
rathet und da seine Herrschaft gerade
abwesend ist und er nicht das Haus ver
.issen darf, macht er feine Hochzeits
reise im vhrstuhl.
Boshaft.
Stammgast: Ter Herr
war wohl
vermuthen
ein Kollege von Ihnen?"
.'cliiyanoier: voraus
Sie das?
Stammgast: Er sagte, er habe im
r habe im
5 Tollars
vergangenen Quartal für 65 Tollars
J!',asser an die Stadtkasse zu zahlen ae
:tadtkasse zu zahlen ge
habt
, Druckfehler.
Mehrere Studenten suchen gemein
same Schla stä"lle.
Es ist mit Geldtaschen so wie mit
Menschen: Tie kleinsten nnd bescheiden
slcn haben das Gold m sich.
Erster Gedanke.
Radler (der. einen steilen Abhang
herunterstürzt): Herrgott, meine neu
Laterne!"
HL'! Ausweis. 1 .
Können Sie sich auch als feinere?
Stubenmädchen ausweisen?"
..Jawohl. Madame, ich bcsive ein
hochfein vernickeltes Ziveirad."
Unter rtroI4ett. ,
Tiefen Sommer war ich in einer
Wasser.Heilanstalt!"
Tas war wohl eine Wasser und
BrotHeilanstalt?"
Zmmer nobel.
WaS. Sie trinken gar Nordhauser.
Herr Baron ?"
Ja. aber aus 'ner echten Ehampag
nerflaschc."
der Küche.
Madame: Wie. Ihren Bräutigam
lassen Sie die Gans einkaufen ?"
Köchin: Na. der hat doch am mei
sten Interesse daran, daß er eine gute
bringt!"
Ada!
Frau A: Gehen Sie gern in aroke
Gesellschaften?"
nrau B.: Nein, denn man weiß
gar nicht, über wen man sprechen soll,
wenn Alle anwesend sind."
Lin Losaniger.
Ist es Tir recht. Männchen, wenn
wir heute 'mal im Kinderzimmcr
essen?"
Er: Gewiß, mein Kind. Hab
ganz gern 'mal 'ne Abwechslung im
E,en!"
Auch ein Vorzug.
Erster Stromer: Tu. wäbste.
än
de
Vorzug hawwe m'r doch vor
Ferschte."
Zweiter Stromer: Ei. mir könne
nit gut unner unserm Stand hcirathe."
Rünstler-SchmZchcn,
Frieda: ..WaS ist denn Dein Ver.
lobter. Tora?"
Tora: ..Konzertmeister eines Theater
Orchesters."
Frieda: .,Sooo? ch will. Püoit
behüte, nichts gegen ihn saacn. aber ich
nähme keinen Violinisten. Erstens
würde der auch zu Hause die erste Geige
spielen wollen, und zweitens muh man
sich bei einem Geiger immer auf Sai-
tensprunge gefall machen!
Bb weh!
Was weinst Tu denn gar so herz-
brecherisch. Liddy?"
Mein Bräutigam will nichts mehr
von mir wissen!"
Warum denn?"
Weil er zu viel von mir weiß "
Höhere Protzerei.
Vater Cui seiner Tochter): ..Was.
aus Liebe willst Tu Tick beiratben las
sen, wo Du Dir den aussuchen kannst,
der die meisten Schulden hat!" V
l?on der Schmiere.
Schmierendirektor: ...iören (-ic irf
nehme Sie in eine Konventionalstrafe
von fünfundzwanzig Cents, wenn Sie
noch einmal während der Vorstellung
als Leiche eine Prise nehmen!"
j?oesie und Prosa,
A: Es ist doch etwas Wunderbares
um das Erwachen der Natur."
B: (mit einem scheuen Blick auf die
Frühjahrstoilette feiner Frau): Kostet
mich baare fünfundachtzig Tollars die-
es Jahr."
Ziele der Technik.
A: Haben Sie davon gehört, daß
die Franzosen lenkbares Luftschiff" er
funden haben? Sie wollen Adler vor
den Ballon spannen, die mit Lenkstan
gen dirigirt werden sollten, an denen
ch Flenchstücke befanden!"
B: Na. dann werden sie wohl auch
bald das lenkbare Unterseeschiff" haben
sie spannen einfach Karpfen davor
und dirlgiren die Viehcherchen mit
Lenkstangen und komprimirtem Butter
teig!"
Lin teuflischer Plan.
Laura: ..Ich weiß. Tu und Minna
leid Rivalinnen, und eben deshalb.
wunderte ich mich, daß Tu ihr das
Kompliment gemacht hast, sie habe eine
wundervolle klassische Nase!"
Marie: ,.3ch that's aus Rache! Nun
wird sie sich fortwährend ihre Nase im
Spiegel besehen und in Folge dessen
bald so schielen wie eine schlecht gemalte
Eule."
Cffcnberzige Bestellung.
Tame ibcim Vortraitmaler): 5vrr
Professor, ich wünsche meinen Schwie
gersohn durch ein Bild von mir zu
ericyreaen. ,
Durchschaut.
Hausfrau: Wenn Sie Ihre Winter-
fachen vor Motten schützen wollen, dann
bringen Sie sie nur zu mir!"
Schauspieler: Tanke! Ich kann sie
a auch selbst versetzen!"
Lr bat Recht.
A: Es ist ganz unglaublich, was
für 'ne Masse berühmter Menschen
cdt."
B: Tas ist ein wahres Glück! Wo
kämen sonst die Straßennamen alle
her?"
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