fc. in böses Iagdabcntcucr. V,n H. Roboliky, . tri war in dm sechziger Jahren. Ich wollte nach Hamburg fahren und halte in Uelzen den von Hannover angctom menen Personenzug bestiegen. Tiefer war im Ganzen wenig besetzt. In meinem t'oupee sa außer mir nur noch ein Förster, ein Herr von etwa ja, von wieviel Jahren? Tas ließ sich schwer errathen. Ter Mann imponirte durch eine große, kräftige Gestalt. Mit einem Paar Schultern tonnte der Pas sagier aufwarten, wie sie den markigen Kürassieren eigen zu snn pflegen. Auch die Bewegungen meines ViZ-aviS der riethen jene Elasticität, die auf gesunde, unverdorbene Jugend folgern läßt. Dazu hatte der Grünrock rothe Wangen, wie das schönste Mädchen, einen schmar zen Bart wie ein Südländer, dunkle Augenbrauen, aber schneeweißes Haupthaar! Mich interessirte dieser Mann, und nach längerem Schweigen richtete ich an meinem Reisegefährten die Frage, ob er die Heidgegend genau kenne? Ter Förster heftete seine großen Au gen auf mich und antwortete in freund licbcm Tone: .Besser als wohl viele Andere: znt Jett lang war icq unrocii der Göhrde tationirt. und vie in ja C-n , 'v. v .! sj,f CV.M . sllfl von jpeioeiuno ri,igc,uvc. ipi bekleide ich bei Hannover eine Stelle." Gefiel es Ihnen auf Ihrem alten Platze nicht? fragte ich von Neuem den nsten Mann. X Tas will ich gerade nicht sagen!" meinte der Jäger treuherzig.' Aber es fniinft kick an iene Keaend ein furcht- bares Erlebniß. daS ich durchgemacht habe! Ich bin schon oft in Gefahr ge wesen: dock trat noch nie der Tod so drohend an mich heran, als in der Heide. Hatten Sie dort einen unglücklichen Kampf vielleicht mit Wildern zu bestehen?" fragte ich weiter. Der Reisende sckiittelte den Kopf. Das wäre so schlimm nicht!" meinte er lächelnd und legte die knochigen Hände auf seine Knie. Auf dergleichen Er' eigiüfse muß ja jeder Forstmann unter Umständen gefaßt sein. Aber wenn man von Minute zu Minute langsam seinem Ende entgegensieht und sich nicht helfen und retten kann, oas l,i geraoezu füntiierlick!" Es werden diesen Herbst zwei abre." subr der Mann fort: ..ich war an einem prächtigen Abend in die Heide gegangen, um ein Paar Bnlyuyner zu sckieken. Einen Hund hatte ich nicht mitgenommen, denn ich wußte, daß ich beim Umherstreifen in dem yoyen raui hestimmt etliche der Bögel aufstöbern würde. Bon einem putenarilgen mt sernkenande auS trat ick in die braun rothe unermeßliche Wildniß. Voran wuckerten nock überall Heidelbeeren zwi schen der harten Erica. Hier und da glänzte eine dichtbelaubte Stechpalme ausz dem Miniaturwald hervor. Ein !0)u:iuci xyuujyuiuciucciniuuuj uu--clirn aus das kleine Volk unter sich. r I IW . . . CYll J.L.l..uL..HUuAi4t t r rt und die kleinen BlPhenglöckchen des Heidekrautes rührten ncy im Aveno ,ink als wollten sie au läuten an fangen. Jetzt betrat ich einen schmalen Knsad. der mick bald in das unver fälschte Heidelbereich führte. In der Ferne erhob nch, wie cm Ellano. ein Rudel von Krüppelkiefern. Auf diese edackte ick loszusteuern, weil ich wußte. daß sich Abends in ihren Zweigen oft Birkhähne hören ließen. Ich versuchte es. den Ruf der Birkhenne nachzu ahmen, und that dies einige Male, um zu erforschen, ob f,ch nichts von vem ge suckten Wilde in meinem Bereiche auf hielt. Fast bedauerte ich es schon, daß ich nicht doch einen Huno mirgenom wen. Beim zweiten Locken wurde es in meiner Nähe laut, und gleich daran strick in balbes Dukend der interessan ten Nöael über das Heidekraut dahin. Auf jeden Schuß fiel ein Huhn. Bald snl.ite auck ein stattlicher Hahn nach. Mit dem Erfolg zufrieden, wandte ich mich nun graben Weges einer mir bekannten Meierei zu. in der gegen ge rnn?z Entgelt einfache Erfrischungen verabreicht wurden. Von dort aus wollte ich direct nach Hause zurua fffirpn Noch war es ziemlich hell. Unzählige 'icarden ließen in der dichten Heide Winn m nnotonen Gesana ertönen. Wcnn ich mich mit dem Fuß durch dqS, Kraut strich, hüpften jedesmal woyl an ,,,in:in ker Knrinaer nach allen Seiten davon. Allmählich begann aber die endlose Fläche m der Lerne ncy in ein fnrminfes Nnaemik ju verlieren. Däm mcrung senkte sich auf die Erikawüste hernieder und ein verflogener aiaee strebte in eiligem Fluge dem fernen Wfti ,tt. Bald sah ich Rauch gen Himmel steigen. Da lag die Ansiedlung. Ein strohgedecktes, schwarzgeräuchertes Haus ohne Schornstein, ein mehr denn ein iaches Stallgebäude, ringsum etliche trriim Kartoffel, und Roggenland, ein schlecht umzäunt Hausgarten mit ewigen krüppelhaften Obstbäumen, ein nWti,fi-tM' Backofen ' das war ungefähr das ganze Gewese. Ter Qualm zog oben zur Einfahrtsthür des Hauses hinaus, den yolzernen Pservr topf auf dem Giebel oft ganz ver Yiitfitm Nahe der Besitzung hütete ein alter vro,mn sine beerbe von Heidfchnucken. Ter Hirt faß gedankenlos inmitten der - Schase auf einem Stein und strickte. Als der wachsame Zottelhund meiner gewahr wurde, suyr er miu)u uu Vki Jahrgang 19, t mich los. und nur auf energisches An rufen gehorchte er knurrend seinein Ge dieter. Es dunkelte bereits, als ich die An siediung wieder verließ. Eine kurze Strecke gab mir der Wirth noch das Geleite: dann trennten wir uns. Sorgsam achtete ich auf den tfUß h?,ih um ibn nickt u verlieren. War das Wetter am Nachmittag ruhig und klar gewesen, so hatte icy jetzt ziemlicher Wind aufgemacht, der pfeifend über die Heide strich. Einzelne Wolken jagten eilend dahin. Sie flößten mir aber keine Besorgniß ein, und ich hoffte noch trocken nach Hause zu kommen. Mit dem zunehmenden Winde ver doppelte ich meine Schritte. Ab und zu mußte ich aber doch anhalten, um auf den Weg zu achten. Sehen konnte ich lhn nicht mehr. ' mmer nur vorwärts trieb es mich. Mir kam eS jetzt' vor, als ob das Kraut immer dichter wurde. 303 ouaie miq nieder und blickte scharf auf den brau- nen Boden. Der Pfad war verschwurt' den. Fast hörbar fing mit das Herz an zu klopfen. Spähend drehte ich mich nack allen Seiten herum. Nun wußte ich erst recht nicht mehr, wo aus und ein. Doch links mutzte ich mich halten, denn in der Richtung lag der Wald. Fast undurchdringlich wuroe oie Heide. Bis an die Knie reichte mir manchmal das zähe Kraut.' Stellen weise mußten sich die Füße mit aller Gewalt durch das .Gewirr drängen. Jetzt fiel auch prasselnd Regen vom dunklen Himnvl herab, der mich bis auf die Haut durchnäßte. Aufs Gerathewohl schritt ich weiter. Da planschte es unter meinen Stiefeln. Ich mußte in eine Pfütze getreten fein. Nun saß gar das eine Bein im breiigen Erdreich fest. Halt l Da drüben schim- inert es weißlich her. vesano ,icy jedenfalls wieder festeres Land. In gewaltigem Sprung hatte ich den Platz erreicht und sank im lelven Moment bis'än die Hüfte in Wasser und Moor, ck alaube. ein Aufschrei entschlüpfte meinen Lippen. Trotzdem ich furchtbar erschrak, faßte lch-micy docy icyneu uno uchte meinen Unterkörper wieder mi zu macken: . aber während ich das linke Bein langsam zu heben begann, bohrte sich das rechte tiefer in die ?cylamm masse. Scklieklick war ich bei der An strengung um mehrere Zoll tiefer ge unken. Nock verlor ick die Geistcsaeacnwart nicht. Wenn ich meine Flinte quer über den Morast legte, vermochte ich mich vielleicht daran in die Höhe zu heben. Ich drückte das schöne Gewehr auf den torsigen Brei nieder. Einige Binsen- iträucher und kumpsgras trugen wirk lich die Last. Jetzt machte ich den Arm frei, um mich hoch zu bringen. Die schwarze Wurzelschicht ritz auseinander, und ich hatte Mühe, meinen treuen Be glciter wieder an die Oberfläche zu be fördern. " Wenn ich mein Gewehr abschoß, hörte vielleicht einer der Imker, die in der Einöde verstreut hausten, den Knall und kam mir zu Hülfe. Doch die Rohre waren beide voll Wasser ge laufen, und jedenfalls war auch das Pulver durchnäßt. Die Zündhütchen knippsten wohl ab, die Schüsse gingen indeß nicht los. Der Regen hatte sich etwas verzogen. Am .Horizont wetterleutete es und mo- mentweise erhellte der zuckende Blitz die unermeßliche Hewestaaze. U5on irgend einem lebenden Wesen keine Spur! Der Untergrund, in dem meine Beine steckten, war kalt. Mich begann zu frieren. Dazu die nasse Kleidung des Oberkörpers! Ich zitterte wie Espen- laub. Die Ueberzeugung drängte sich mirMlt Schrecken auf: Führte nicht ein glücklicher Zufall irgend Jemand zu meiner Rettuna herbei, so mukte ich elendiglich in dem fürchterlichen Moor zu Grunde gehen, und stumm jcylvß ycy über meinem unaekört Verballenden Todesschrei der schwarze Abgrund. Bald reichte mir der Morast vis unter die Arme. Den anderen Morgen schien ich nicht mehr erleben zu sollen. Da blitzte es wieder hell auf. Wie fürchterliche Ungetyume mit cyrealicyen Gestalten standen ein paar ganz schwarze Wolken drohend am Nachthimmel. Wir von ,der grünen Farbe find ja sonst keine Duckmäuser; aber hell und gläubig slente ick iekt zum fterra der Welten empor, mich nicht so gräßlich umkom- men zu lassen. Wenn ick meine Jagdtasche und die daran bänaenden Birkhühner im Verein mit meiner umgestülpten Mütze auf das Moor legte und die Flinte darüber vlacirte. vermochte ich mich am Ende etliche Stunden vor weiterem Versinken zu schützen, mocy yam t0) ja die Arme frei. Es war aber ein anstrengendes Stück Arbeit, die Tasche mit den Vögeln an das Tageslicht zu bringen. Endlich, gelang es mir. zen eoer behölter" deckte eine etwas steife Dachs ÄlZMllllgöAll Beilage zum Nebraöka Ttaats-Anzeiger. schwarte. Ich warf das Ganze flach auf den Morast, fugte auch meine Kopfbedeckung hinzu und legte das Ge wehr darüber. Mit beiden Händen hielt ich mich lose an den Rohren fest, und wirklich zeigte diese merkwürdig schwimmende Insel etwas Tragfahig keit. Sa verainaen in sckrecklicker Oval bleiern und langsam mehrere Stunden. Allrnäblick war aber mein Traahalt doch unter der Last des Körpers gesun- ken. und als ein schwacher lchistreisen im Osten den Morgen verkündete, sahen kaum noch meine Schultern aus dem fürchterlichen Grabe hervor. Bon Zeit zu Zeit hatte ich um yuls aerusen. Kein Laut in der wetten Einöde brachte mir auch nur einen Hoffnungsschimmer. Einmal wollte ich unter energischem Ruck den Kopf her unterdrücken. Tann hatte alle Qual ein Ende und in einer oder zwei Minu- ten war Alles vorbei ! ocy ourcy Selbstmord zu enden? Nein, das ver mochte ich nicht über mich zu bringen. Nun ioa der Moraen sckön und pur- purn herauf. Es schien ein prächtiger Tim in werden. 3ur Reckten, kaum fünf Minuten von meiner Marterstätte entfernt, dehnte ncy ein veoeuienoer Laub- und Nadelwald aus. Wo ich war. wußte ich nicht. Noch einmal schrie ich, so laut es mrine Kräfte zu gaben, um Hülfe. Ich mußte den Knnk s,nck Kalten, damit das schwärz liche Oberwasser des Bruches nicht mein Kmn berührte. ..Hülfe! pulse:" Nun war's mir, als ob die schillernden Moorpflanzen ihr Geschlinge nach mir ausstreckten, um mich ganz in ihr sin steres Reich hinabzuziehen. Aus einem der nahebei befindlichen, schweigenden Wassertümpel schaute das Antlitz der Sonne so leichenhaft hervor, als be klagte es ein ungesühntes Verbrechen. Wie höhnisches Lachen erscholl der Ruf eines Sumpfvogels. Vor meinen Au nen kina es an ,u flimmern. Ium letzten Male schrie ich auf. Tann war's mir so wohl und traumhaft. Ich hörte und sah nichts mehr! Donner und Hoagel! Wie kommen Sie denn in dütt Bebermoor?" Durck diesen derben Ausruf wurde ich plötzlich aus meiner Ohnmacht wachgerufen. Am Rande des Bruches stand ein wettergebrüunter Junker aus dem altmärkifchen Hans Jocyen Win sei", wie ick aus dem Dialekt hörte. Er schlug die Hände vor Schreck und Entsetzen über dem Kopf zuiammen ..Welsen Sie mir doch!" flehte id schwach. Und das brachte den Mann zur Besinnung. Hollen's sich man nock 'n klein Bli cken!" rief er uno stürmte wie der Wind davon. Wie lange er fortblieb weiß ich nicht, denn ick war aleick darauf abermals von einer Ohnmacht umnachtet. Als ich wieder zu mir kam. wareu zwei Männer um mick tbätia. meinen star ren Körper aus dem zähen Torfmoor zu befreien. Das war keine leichte Auf- gäbe. Mein Retter hatte ein großes Stück 'Raun aus dicktem Mecktwerk uer beigeschleppt und dieses brückcnartig über das Bevermoore qe choven. Eine ?eine niurde mir unter die Arme ae sckleikt. und so kam ick aanz allmählia an das Tageslicht. Ich konnte weder stehen noch gehen, und nachdem mich die gutherzigen Menschen in einen ihrer eiaenen Anmae gekleidet, luden sie mich auf eine Karre und der Jüngere fuhr mich nach der 'nur eine halbe Stunde entfernten Försterei. Wie mir der Mann unterwegs er- zählte, vernahmen sie schon während der Nackt meine banaen iöülferute. waaten fick aber in der Finsterniß nicht in die gefährliche Moor-Gegend. Erst als die Junker mich am frühen Morgen noch einmal aufschreien hörten, hatte sich der Eine auf den Weg gemacht und mick dann aucv aluaucy aemnoen. war die höchste Zeit gewesen. nierzkin Ä.aae munie ica niu oas i . ri Cl'.ff V.a Bett hüten. Die Spuren jener schreck- llchen Nacht fühlte ich noch lange in meinem Körper. ' Einen ganz anderen Menscken glaubte lck aber bei einem Blick in den Svieael vor mir ui seben Mein bis fo lange dunkles Haar war schneeweiß geworden, wie fie es yeuie noch sehen :" Maidmann ickwiea und auck ick dachte über die schlichte ernste Erzah luna meines Reiseaetävrten nack. :m Hamburg trennten wir uns. Ich habe ihn nicht wiedergesehen ! Lvas Komplott. Humoreske von E. Fahroiv, Diese alte Stetting bringt mich noch um ! Morden könnt ich sie. die ent seklicke Nerson !" rief Eva Römer, und ihre sonst so sanften, blaugrauen Au- gen blitzten, daß es ordentlich gefayr lich aussah. Giebt es denn auch etwas Tragische reZ, als wenn der junge Held, den man liebt, und der oh, so etwas merkt man! gerade auf dem Sprunge ge wesen war, um einen anzuhalten, plötz- ich abschwenkt? Und wohin abschwenkt? Direkt hin in in die Netze einer verblühten, künst- lich aufgetakelten Wittwe, Regina -tetting. die sich auf die Geistreiche, auf die Geniale hinausspiclte! Und dabei hatte er sonst doch so viel Schön- heitssinn, soviel isthetischcs Gefühl, der junge Willi Bensdorf. Sohn von Bens- dorf & Co.! Jede Woche traf sie ein- und zweimal owohl Willi Bensdorf wie Frau Stet- ting irgendwo. In Gesellschaft oder im Theater, bei Bekannten oder im Kon zert. überall traf man sich. früher war dies häufige Begegnen Evas größte Seligkeit gewesen. Sie hatte bei diesen Gelegenheiten aus Wll lis Feuerbliken. aus einzelnen Hände drücken deutlich seine wachsende Liebe für sich herausgelesen. Jetzt aber! Jetzt war diese schwarzlockige Wittwe mit den grünbraunen Nixenaugen auf getaucht, hatte Willi an einige gemein fame Wochen aus dem Seedade errin- nert und ihn zienzlich deutlich in ihr )aus gezogen. Es gab übrigens außer Eva noch eine gekränkelt? Persönlichkeit in dieser Ko mödie, und das war der Apothckende- sitzer Mettner. der sich eines Schmer bouches. einer Glatze und eines sehr widerhaarigen Charakters erfreute. Diesen hatte Frau Stetting abfallen lassen, gründlich, unwiederbringlich! Ja. sie hatte sich über ihn mokirt, ihn lächerlich gemacht. Welcher Mann ver gäbe jemals dergleichen! Sie brütete nur zwei, sonst recht ver chiedenartige Menschenkinder gegen die- selbe Person Rache. Arme Regina! Es machte sich eines Abends, daß Eva und Herr Mattner über die Wittwe herzogen so herzlos waren sie! und hierbei auf die erborgten Reize der Dame zu sprechen kamen. tzrie schminkt sich!" erklärte va empört. Natürlich thut sie das. Wenn ich nur 'mal an ihren Toilettetisch heran kommen könnte, ich wollte ihr das An- streichen schon anstreichen!" Herr Mattner lachte erfreut über sein Wortspiel.' ,. Wie denn?" fragte Eva athemlos vor Spannung. O das sind so chemiscke Geheim nisse, wissen Sie. Wenn die Dame meinen Wunderpuder gebrauchte, sie würde grün und blau werden vor Acv ger, ja grün und blau." Ach." stieß Eva heraus. Sie sah mit so leuchtenden, erwar tunqsvollen Augen den Apotheker an. daß er wohl begriff, hier bot sich ihm eine günstige Gelegenheit, einen Rache akt auszufuhren. zlsraulcin Eva," aate er mit mög- liehst schmeichelnder Stimme, ich will Ihnen gern zu einem guten Spaß behilflich sein, wenn Sie wollen. Wenn Sie dafür sorgen könnten, daß sie einen gewissen Puder an einem bestimmten Abend bei Gaslicht gebraucht, so so ist sie blannrt.. Tüchtig blamirt." Eine kurze Minute schwankte Eva zwischen Gut und Böse. Aber ihre Liebe zu Willi siegte, sie wollte, sie mußte die Rivalin vernichten! Noch einige Augenblicke flüsterte das unglückliche Paar miteinander, dann war das Kom- plott fertig. Es war vierzehn Tage später. Evas Eltern gaben ein Mittagessen, das nach damaliger Sitte um sieben Uhr Abends stattfand. Die angesehensten und reich- sten Gäste waren geladen, auch Frau Stetting und Willi Bensdorf. Eva sah entzückend aus. In ihrem luftigen, anspruchslosen Kleidchen aus rosa Gaze, das in feiner zarten Tönung so frühlingsmäßig aus sah, wie ihre eigenen Wangen, be grüßte sie neben den Eltern alle An- kömmlinge. Sie wußte. Frau Stetting würde etwas später kommen. Zur richtigen Zeit fand sie sich in der Damengarde robe ein, scheinbar, um nach dem Rech- ten zu sehen. Mit geschicktem Griffe vertauschte sie die bereitstehende Puderdose, deren qe heimnißvollen Inhalt nur sie- allein kannte und der dicke Apotheker Matt ner. Ein nur zu wohlbekanntes Rauschen seidener Röcke und eine Wolke schweren Parfüms kündeten die Ankunft ihrer emdin an. Mit gutgespiclterUeberraschung wen- dete sich Eva um: Ah, Sie sind's, gnädige Frau! Wir haben Sie schon sehr vermißt, darf ich Ihnen behilflich sein?" Ach. Sie sind sehr liebenswürdig, danke sehr, m, diese jungen Mädchen sie sind immer so flink ... so sehr flink ach, nicht so schnell." Z$f No. 49. Oh,' sagte Eva mit süßer Giftig keit, Sie sehen ja selbst noch so jung aus, gnädige Frau! aber bitte, bitte schön,' hier ist alles Nöthige der zeihen Sie, .wenn ich inzwischen wicoer zu den Eltern Sie könnten nach mir verlangen... .Bitte bitte sehr, mein liebes Kind!" Mit einem devoten Knir war Eva davongeschwebt, mit einem hcrablaffeii! den gütigen Lächeln hatte die inter effante Wittwe sie verlassen. Jetzt rasch die Puderquaste her: Xi? er Irrwisch von Mäochen hatte ihr doch bei ihrer unerlaubten Hilfe den ganzen Nasenrücken und auch die Wangen blank gestreut. Prüfend besah Frau Stetting den gelblichen Puder. Hin! Er war fein, auch roch er sehr gut. Sie betupfte sehr vorsichtig ihr Ge sichi damit, dann, da sie sab. daß er gute Wirkung machte, rieb sie sich damit tüchtig ein. Voilä!" sagte sie. nachdem sie fer tig war. Nun werde ich wohl dem klei nen Bensdorf wieder gefallen." Merkwürdiger Weise begrüßte sie Willi heute Abend jedoch etwas weniger enthustasti ch als sonst. Tas hatte zwei Gründe. Erstens sah Eva heute so reizend aus. daß der junge Schmetterling sich plötzlich erin nerte, dieses kleine Mädchen ja eigend lich" und vielleicht" heirathcn zu wollen. Und zweitens hatte die Frau Stetting s Eintritt sein Nachbar ihm zugeraunt: Tonnerwetter, die alte Stetting sieht doch weiß Gott, noch ganz gut aus!" " Die alte" Stetting? Und noch" ganz gut.. Hm!" , . Während des Diners saßen Eva und Willi, nur durch zwei Leutchen getrennt, schrägüber von Frau Regina. Sie kokcttirte stark, wie gewöhnlich. Mit Willi auch, wie gewöhnlich. Gegen Ende des Mahls begab sich etwas Fürch terliches . . . . ' Das Pastellbild", wie Eva ihre Feindin titulirte, begann sich langsam, aber immer deutlicher zu verändern. Ter Nasenrücken, die Wangen, das runde, etwas zu fette Kinn, kurz, alle die Stellen, welche mit dem schön duf- tenden Pude? eingerieben waren, färb ten sich nach und nach sonderbar bläu lich, grünlich, schwärzlich. . Man begann Frau Stetting mit ent- setzten Blicken anzusehen. Man stieß sich an und raunte miteinander, das Gesicht sah jetzt geradezu schreckenerre- gend aus, grünblau marmorirt. Die Besitzerin dieses furchtbaren Ge sichts allein merkte nichts. Lebhaft und lustig plauderte sie weiter, während sie dem Grunde der immer bemerkbarer werdenden Heiterkeit nachforschte. Was giebt es denn Komische??" fragte sie endlich ihren Nachbar. Man lacht überall da muß etwas vov gehen " Verzeihen Sie, gnädige Frau," stotterte dieser. aber ich glaube ich fürchte es ist irgend etwas mit Ihrem Teint wenn Sie vielleicht ein- mal in der Garderobe nachsehen woll ten " Frau Stetting erbleichte unter ihrer -ckmmke äh. Rasch erhob sie sich, drückte" das Ta schentuch vor ihr Gesicht und ging in die Damengarderobe. Tort vor dem Spiegel fiel sie nicht in Ohnmacht, sondern stieß wuthbebend eine Verwünschung aus, die nicht ganz salonmäßig klang. Sofort ahnte sie den Zusammenhang. Sie ergriff die Puderbüchse (in der längst wieder ein ganz unschuldiges Präparat ruhte), und steckte sie in die Tasche. .Sie wollte den greisbaren Beweis für die Schlechtigkeit dieses nichtswürdige Geschöpfes" haben. In der nächsten Minute war sie die Treppe hinabgerauscht auf Nimmer Wiederkehr. Nachdem .die gescheckte Wittwe ver schwunden war, brach sich die boshafte Heiterkeit der Jugend vollends Bahn. Willi Bensdorf konnte sich nicht helfen, er mußte mitlachen; es hatte zu un überwindlich komisch ausgesehen, dieses schottische Gesicht.... Das kommt vom Schminken!" sagte Eva bedeutungsvoll zu fljm. Erst nach Wochen, nachdem er wie der reumüthig ganz zu ihrer Fahne zu riickgekehrt war und sich mit ihr verlobt hatte, beichtete sie ihm ihre VerrNherei. Sie wollte kein Geheimniß vor ihm ha den. Und seinem etwaigen Urtheil vorgreifend, setzte sie reuig hinzu: Ich that's ja nur aus Liebe zu Dir! Aber nie wieder thu' ich so etwas!" Und deshalb. verzieh er ihr diese erste und einzige.Perfidie ihres achtzehnjäh rigen Lebens. Eva ist niemals wieder heimtückisch und rachsüchtig gewesen. Sie hatte es ja auch nicht mehr nöthig! Tie Tkulsch'm,rikaner. l ?eiiler sind wir nichk gr:?nmkn. Aus unserm dcutfcken Vaterland. Wir hatten Vieles mitgenommen. Was bur noch fremd und unbekannt. Und als" man schuf aus dichten Wal- der. Aus dürrer, öder Wüstenei Ten schönsten Kranz von reichen Fel dern, Da waren Teutsche auch dabei! Gar Vieles, waS in früheren Zeiten Ihr kaufen mußtet uver in Meer. Das lehrten wir Euch selbst bereiten, Wir stellten manche Werkstatt her. O, wagt es nicht. Dies zu vergessen. Sagt nicht, als ob dem nicht so si; Es kündcn's tausend Feueressen: Da waren Teutsche auch dabei! Und was in Kunst und Wissenschaften Euch heut' verleihet Kraft und Stärk'; Es bleibt d?r Ruhm am Teutschen haften; Tas Meiste war der Deutschen Werk. Und wenn in vollen Tönen klinget. An's Herz des Liedes Melodei, Ich glaub', von dem. was Ihr da singt. Ist vieles Teutsche auch dabei! D'rum steh'n wir stolz auf diesem Grunde. Den uns're Kraft der Wildniß nahm. Was wär's mit diesem Staatenbunde, Wenn nie ein Deutscher zu Euch kam? Wie in des Bürgerkrieges Tagen, So schon bei'm ersten Freiheitsschrei, Wir dürfen's unbestritten sagen: ' Es waren Teutsche auch dabei! Cin geprtNter Schuft. Murillo, der größte spanische Maler aller Zeiten, empfing eines Tagen den Besuch eines der .reichsten Kaufherren von Sevilla, der ihn ersuchte, ihn nach dem Marktplatz zu begleichen, wo er ihm eine schöne Zigeunerin zeigen werde, deren Bildniß er von ihm gemalt haben wollte. Der Künstler leistete der Auf forderung Folge, fand' ein ungefähr siebzehnjähriges Mädchen, das vor einem Korbe sitzend Früchte feilbot und erklärte sich bereit, den Auftrag auszu- fuhren, forderte indeß hundert Gold stücke dafür. Der Preis wurde ihm zu gesagt, und er ging nun zu den ihm von dem Besteller genannten Ange hörigen des Mädchens, einem Oheim und dessen Sohn, um die Erlaubniß zu erhalten, daß ihm das Mädchen zu dem Gemälde sitze. Nachdem sie einig ge worden, und die erste Sitzung für den nächsten Tag vorbereitet worden wsr, entfernte sich der Künstler, war aber sehr erstaunt, als ihm der zunge Zigeu ner bis in seine Wohnung folgte, wo er ihn um eine Unterredung vat. die ziemlich lange währte. ; Vchon die erste kizze ließ ein Met- sterwerk erwarten. Der Kaufherr, der kam, um sich' nach den Fortschritten der Arbeit zu erkundigen, war entzückt da von, gerieth aber vor Schreck und Zorn ganz außer sich, als Murillo ihm er klärte, er werde ihm das Bildniß nicht unter tausend Goldstücke lassen. Unter Toben und fluchen nannte er den gan zen Handel null und nichtig, erklärte sich jedoch schließlich mit der neuen Forderung einverstanden. Es mußte ihm doch sehr viel an dem Besitz des Bildes gelegen sein, und er mochte fürchten, der Maler könne, wenn er länger zögere, abermals den Preis er höhen. Das Gemälde rückte ohne weite ren Zwischenfall der Vollendung ent gegen. Es ward eines der ausge zeichnetsten Werke des Meisters. Alle, die es sahen, waren entzückt davon und nicht zum wenigsten der Auftraggeber. Ohne Murren zahlte er den bedungenen Preis.' Murillo strich das Geld ein und sagte dann mit feinem Lächeln zu dem Kaufherrn: Sie haben mit dem Oheim des Mädchens um dieses ge feilscht und wollen es durch Vermitte lung eines Piraten nach Tunis als Lockspeise dienen. Ihr Angebot hat dem alten, schlauen Zigeuner zwar ge faller, das meinige gefiel ihm jedoch noch dessen. Sein Sohn und das Mäd chen lieben sich; ich fand es für ange messen, die jungen Leute mit einander zu verheirathen, die tausend Goldstücke haben gerade dafür ausgereicht. Hier ist das Brautpaar, der Oheim und der Priester, beliebt es Ihnen, einer der Trauzeugen zu sein?" Mit diesen Worten öffnete er die Thür eines Nebenzimmers, wo die Ge nannten versammelt waren. Der Ueber listete nahm sein Bild und entfernte sich schäumend vor Wuth, während die Trauung in Murillo's Wohnung voll zogen ward. Noble schuhe. In ein sehr vornehmes Schuh Waarengeschäft tritt eine Dame und be schwert sich, daß ein Paar Stiefel, die sie erst vor einigen Tagen gekauft habe, bereits völlig zerrissen seien. Der Ge schäftsinhaber schüttelt den Kops. Wie ist das möglich?" Endlich nach langem Besinnen ruft er aus: Ah, jetzt hab' ich es! Sie wer den mit diesen Stiefeln auf der Straße gegangen sein. Wir haben sonst nur Kundschaft, welche im Wagen fährt!" ' Einziges Mittel. Sieh' nur, wie besorgt die Haus frau um den Dichter Knöchle ist, der darf den ganzen Abend nicht aufhören zu essen und zu trinken!" Allerdings aber nur, um es ihm unmöglich zu machen, seine Gedichte vorzulesen!" . , Jf ; j