Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 27, 1899, Image 1

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Jahrgang 19.
Lincoln. VuK Donnerstag, 27. April 199
a. 46.
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K
MM
Auöllllld-Dcpcschcn.
Rußland am persischen B!cer'
dnscn.
Ctflttttldt uii der Irtibund.
ein Crirnt.
Deutschland.
53 e r I i n , 26. April.
. Die Rückkehr des BttgmannesGraef
aus dem Zuchthause zu Werden nach
seinem Heimathsort Essen hat den
Bergleuten des dcrtigen Distriktes zu
grohen Ovationen für die vor ca. vier
Jahren wegen Meineide? verurtheiltcn
sozialistischen Agitatoren, die von ih
ten Genossen wie Märtyrer . verehrt
werden. Veranlassung gegeben. Die
Ovationen waren um so herzlicher, als
bekannt geworden war. daß Graef im
Zuchthaus roh behandelt worden war
fbnh einmal sogar zwanzig Peitschen
hiebe erhalten hatte. Dies war so ge
kommen. Grats, welSr kränklich ist.
hatt nicht das vorgeschriebene Pen
fürn für den Leistensabrikanten Diet
rich geliefert und war von letzterem
wiederholt zu rascherem Arbeiten an
getrieben worden, worauf Graef ein
Schimpfwort aussticfz. Dietrich machte
hiervon Anzeige und Gracf erhielt da
für die Tracht Prügel.
Hierzu bemerkt der Vorwärts",
das Urtheil in dem Meineidsprozeß
habe seiner Zeit den Unwillen der gan
zen civilisirten Welt hervorgerufen.
Die bürgerlichen Idealisten hofften,
talj bald eine Begnadigung erfolgen
würde, oder wenigstens wurde erwar
tet, daß man beim Strdfvollzug das
Loos der Märtyrer des Klassenkam
pfes möglichst erleichtern werde. Hier
in haben wir uns bitter getäuscht",
schließt das Blatt, aber die Peitschen
iikebe werden ein Brandmal an der
Stirn unserer Kultur bleiben."
(Im August 1835 fand vor dem
Schwurgericht in Essen der Prozeß
s:gen die des Meineids angeklagten
iozialdemokratischcn AgitatorenSchrö
xer, Meyer und Graef und die Berg
7eute Thiel. Bcckmann, Wilking und
Jmberg statt. Tie Angeklagten hatten
in einem Preßprozeß gegen den Re
dakteur des Organs des Rothen Wer
bnndes". Margraf. unter Eid ausgc
sagt, Schröder sei bei einer Bersamm
lung in Bankau (bei Bochum) von
Gcdarm Munter mißhandelt worden,
freit der Beamte bcstritt. Die Zeugen
machten anfangs übereinstimmende
Aussagen, später verwickelten sie sich
jedrch in Widersprüche. Der Prozeß
endete damit. daßSchröder zu ?z Iah-
ren, sicher zu 3j Jahren. Thiel. Bcck
wann und Wilking zu drei Jabrcn
Zuchthaus und mbera zu lechs Mo-
ixten Gefängniß verurtheilt wurden.
Einige Jahre früher war Schröder
an der Spitze einer Deputation von
Bergleuten vom Kaiser in Audienz
empfangen worden.)
ffast sämmtliche Berliner 3eihincien
gedachten in sympathischen Leitartikeln
des II.Geburtstages desKönigs Albert
von Sachsen. Der Kaiser sandte aus
yuringen. wo er ich zur J.iad auf
halt, ein äußerst herzlich gehaltenes
Glückwunschtelegramm an den König,
der den Tag in geräuschvoller Zurück
Hezogcnheit auf Schloß Strehlen ver-
litte.
Nach Stargard in Pommern ist der
Don der dortigen Staatsanwaltschaft
wegen Veruntreuung steckbrieflich ver
folgte Bankier Karl Meißner zurück-
gekehrt und hat sich den Bedorden frei
willig gestellt. Er hatte sich nach den
Ver. Staaten geflüchtet und hielt sich
,zuiekt tn Chicago aus.
In Hamburg ist die Gattin des bel
fischen Generäl-Konsuls E. L. Beh
rens dadurch, daß "die Pferde ihrer
gutsage scheuten und durchgingen.
Scinahe um'S Leben gekommen. Frau
Behrens sprang cus dem Wagen und
zog jich dabei schwere innere Bcrletzun
gen zu.
In einem Anfall von Geistesgestört-,
heit hat in ineqensourg die Gattin des
Generalarztes Rrßwurm Selbstmord
begangen. Sie sprang aus einem Fen
fter des dritten Stockwerks auf das
Straßenpflaster und war auf der
Stelle eine Leiche.
resterreikUngarn.
Wien. 26. April.
Hier ist die lekteNummer derWochen
schrift Die Zeit" wegen eines Artikels.
betitelt Wie Deutschland über Ocster
reich denkt" confiszirt worden. Der
Artikel richtete sich gegen den Dreibund
und warf Deutschland falsche Freund-
schaft vor.
Der Börsen-Koinmissionär Goliath
in Wien ist wegen Unterschlagungen,
deren Höhe noch nicht genau feststeht.
verhaftet worden.
England.
London. 26. April.
Der heutige 300. Jahrestag der
Geburt Oliver CrcmwellZ wurde hier
festlich begangen.
Rußland.
Ct. Petersburg. 26. April.
. Aus Vessbl des russischen Krieasmi
Mters ist Don Jaime. dem Sohn des
, spaniickien Kronprätendenten Don Car
los, mitgetheilt worden, daß er entwe
der sofort nach Warschau zuruckkom
men muß, oder seine Stvellung als Of
fizier der russischen Armee aufzugeben
hat. Die mtliche Mittheilung des
. Kriegsministers wurde Don Carlos
seinem Vater, zugestellt und sollte als
Beweis dafür dienen, daß Rußland für
die Zaristische Sache nicht die geringste
ympaiizie yar.
ffrankr:ch.
P a r i 3 , 26. April.
Der Matin" meldet, daß die Gräfin 1
Efterhazy. die Gemahlin des vie,ge
nannten Major Esterhazn, heute die
Scheidungsklage gegen ihrenMann ein
gereicht hat.
Ctrong. der Pariser Correspondent
des Londoner .Obferver". wurde ge
stern auf der Straße von dem enzli-
schen Journalisten isherard angegris
fen. Ctrong schlug mit seinem Spa
zierstocke auf seinem Angreiser los. bis
dieser zerbrach. Sherard erhielt ver
schiedene Kopfwunden.
Der Figaro verottentiiazt heute vas
Zeugniß des Hauptmanns Cuignot vor
dem Ecsfationshose. der als runoe
für seine Ansicht, daß Dreyfus schuldig
sei anqab: 1. Dreyfus' eigenes Ge
ständniß; 2. en technischen Inhalt des
Bordereau und 3. dA geheime Dos-
sier. Euianot mußte aber zugeben.
daß das geheimeDossier nichts enthalte.
was sich auf Dreysus beziehe oder sei
ne Schuld beweise, außer die Depesche
PanizardlS.
Belgien.
Brüssel. 26. Arril.
Der Streik der Kohlengräber greift
immer weiter um sich, und in demsel
ben Verhältniß steigt die Hoffnung der
Streiker auf schließlichen Erfolg. Way
rend noch vor vier Tagen die Zahl der
streikenden Grubenarbeiter 40.00 be-
trug, ist sie jetzt aus 70,000 gestiegen.
Auf Ersuchen des Gouverneurs der
Provinz öamault sind drei lschwa
dronen Kavallerie nach Charleroi und
Louivcre gesandt worden, um die viuye
aufrecht zu erhalten.
Indien.
Bombay. 26. April.
Die Times of Jndia will aus un
anfechtbarer Quelle erfahren haben,
daß Rußland am persischen Meerbu
sen einen Landstrich erworben habe,
von dem es zu irgend einer Zeit Be
sitz ergreifen könne. Der erworbene
Hafen soll der von Bunder-Abasser
sein. Tie Nachricht soll von Teheran
stammen.
Asten.
Victoria, B. E., 26. Apcil.
Auf der Empreß of China" kamen
hier die Delegaten Japans zur Frie
dcnskonferenz im Haag an. Die Dele
gation besteht aus den HauptleutenSa
komöto und Uyehora und dem Advoka
ten Jnagara.
Der auf demselben Dampfer ange
kommene britische Oberlichter von
Hongkong sagte, daß Großbritannien
am 17. Mai von Kaulonn Besitz ergrei
fen werde.
Mit dem Dampfer angekommene
Postnachrichten besagen, daß ein Be
amter des amerikanischen Konsulat
auf Grund einer beim amerikanischen
Konsulat in Canton am 17. März von
E. B. Drew eingereichten Klage dem
W. F. Sylvester von der Firma Lvuis
Spitzel & Co. in iient in einen Zay
lungsbefehl im Betrage von 13.000
Tael überreichte. Sylvester hatte sich
verpflichtet, 500 Mausergewehre und
l Million Patronen auf dem amerika
niscken Schiffe Abbey" in Singapore
zu landen. Andernfalls hatte er sich
verpflichtet 15.000 Taels Strafe zu
zahlen. Waffen und Munition suchte
der Dampfer dann in Luzon zu landen,
wurde jedoch von den amerikanischen
Behörden beschlagnahmt.
W?gen der Erhebung der Muhame
dancr im Nordwcsien des Reiches hat
die Karserin-Regentin den Vize-König
von Laucchow " ermächtigt, Truppen
auszuheben und hat eben dorthin eine
große Menge lschneuseuer- und Ma-
schmengcschutze, sowie zahlreiche Hin-
terlader abgesandt.
Am 4. April kam in Hongkong die
Mannschaft der in dem chinesischen
Meere untergegangenen britischen Bar!
Clyde" an.
In Kongu (Korea) hat ein Volks
hause das Haus eines französischen
Missionars zerstört und ihn selbst weg
geschleppt. H c n k o n g . 26. April.
Die hiesigen britischen Behörden sind
durchaus nicht sehr hoffnungsvoll be
züglich baldiger friedlicher Besetzung
des neuen britischen Distrikts nahe
Hongkong. So oft die aufständischen
Eingeborenen vertrieben werden, sam
mein sie sich immer wieder und besetzen
Dörfer, aus denen sie verjagt wurden,
auf's Neue. Hinter Tai Ho Fu sammelt
sich jetzt eine Streitmacht von angeb
lich 40.000 Chinesen.
Kanaöa.
Toronto, 26. April.
Der gestern auf Deadmail Island
verhaftete Theödcre Ludgate hat mit
dem Bürgermeister Gardner abgemacht,
daß weiteres Vorgehen bis zurZusam
menkunft des Stadtrathes unterblei
ben soll. Der Stcttrath faßte jedoch
keinen Beschluß. Die städtischenBeam
ten sind jedoch, entschlossen die Rechte
der Stadt aufrecht zu erhalten.
Ottawa. 26. April.
Die veranschlagten Jahresausgaben
für das 'Nächst? Finanzjahr belaufen
sich auf 546.2Z6.550 gegen Z47.900,.
487 im vorigen Jahre.
Mit dem cto belegt.
Cpringfield. Jll.. 26. April.
Der Gouverneur Tanner hat wieder
zwei von der Staats - Legislatur ange
nommene Vorlagen mit seinem Veto
belegt: nämlich die Vorlage behufsEin
führung von Wahl Stimmmaschinen
und die Vorwqe betreffs Gewährung
tn Zucker Prämien.
Lchiffsnachrichten.
Bremen. 25. April.
Weimar von New S)ork.
Gibraltar. 24. April.
.Saale" von New Nork nach Neapel
! und Genua.
im . t. wuiicCIMIiVMIil&t.
W a s h i n g t o n . 2. C.. 26. April.
Das F!o:tenamt hat die Nachricht
erhalten, oiij der Bundeskreuze: Bus
salo" mit ausgedienten oder inoalide.i
amerikanischen Truppen von den Phi
lippinen auf der Fahrt nach New Z)zrk
in Gibraltar angekommen ist. Er ton
ein 21. März von Manila abgefahren.
Laut einer Meldung des General
Brocke in Havara an das Kriegsam!
sind fotgenve Soldaten der amer. Ar
mee auf Cuda gestorben: .
23. April. Puerto Principe. Gemei
ner Herman G. Bartelme. Co. A. 8,
Kavallerie Regiment. Typhus; Sa
gua La Grande. Gemeiner Edward
Kraky. Co. F, 2. Infanterie Regi
ment. 21. zufällig ertrunken.
Der verfügbare Baarbestand des
Bundes . Schatzamtes beträgt dem
beute veröffentlichten Ausiveise zufolg!
$283,877,487, wovon $242,512,264
auf die Goldreserve entfallen.
Zurwtare Vrplofion.
Philadelphias. April.
In Fleer's chemischer Fabrik an der
24. Straße erfolgte um neun Uhr heute
Vormittag eine Benzin - Erplosion.
durch welche das Gebäude zerstört und
zwei Menschenleben vernichtet wurden.
Viele wurden verletzt.
Ueber einen Block weit ist
kein Gebäude unbeschädigt geblieben
und die naheliegenden Gebäude wurden
ganz oder theilweise zerstört.
Die Todten sind: Walter Manwar
ing, Hülfs - Superintendent; Charles
McKinley. Maschinist.
Die Verletzten sind, soweit festge
stellt: Frau Lizzie Donohue, tödtlich: Frau
Barr. leicht; Frau Q'Donnell und
Säugling, lc!cht; Charles Marion. 12
Jahre alt; Harry Randall, von Cam
den. N. I., Frank Glideson. 1 Jahr alt
schnür verbrannt; Frau Glideson,
schwer verbrannt; Margaret Driscoll,
John Mikee, John Hannerhan, Tho
mas Taly, Andrew Monahan, alle
durch fliegendes Glas verletzt; Sallie
E. Stachyvuse. 37 Jahre alt; George
Connor, von Camdcn, N. I., Edward
Galanough. 13 Jahre alt; Michael
Hanahan, 32 Jahre alt. Ein Feuer
wehrmann, durch fallende Trümmer
verletzt.
Es ereigneten sich eigentlich zwei Ex
plosionen in einem Zwifchenraume von
etlicben Minuten. Wie gewaltig die Ex
plosion toa-., läßt sich daraus ermessen,
daß Fensterscheiben, zwei Meilen von
der Unglusstätte entfernt, zertrümmert
wurden. Soweit festgestellt ist, befan
den sich zur Zeit der 1. Explosion nur 4
Männer in der chemischenFabrik. Man
wiring wurde hoch in die Luft geschleu
dert und sein Körper fiel 25 Jards
von dem Gebäude entfernt, zu Boden.
Chas. McKinley verbrannte.
Neben Fleer's Fabrik befand sich die
Grocery von Arthur Donohue. Wie es
heißt, schliefen zur Zeit zwei Kostgän
ger im oberen Stockwerke, von welchen
man bis jetzt nichts gesehen hat. Frau
Donohue, die Mutter des Groceristen,
ist so s6wer verletzt, daß ihr Tod jeden
Auaenblick eintreten kann.
Auf der anderen Seite der Straße
befand sich das Wohnhaus der Frau
Glideson. Das brennende Benzin setzte
die Kleider der Frau und ihres Kindes
in Brand. Mit dem Säugling im
Arm rannte Frau Glideson. eineFeuer
säule. auf die Straße. Die bereits zur
Stelle befindlichen Feuerwehrleute
löschten so schnell wie möalich die
Flammen, woraus die Frau nebst dem
Kind in ein .yowital aevracht wurde,
, Der angerichtete Schaden läßt sich
noch nicht abschätzen. Es sind mehr als
hundert 5)ai;!cr beschädigt.
I
No, tin Z5c,gcriHt.
G a l c n a . Kas.. 26. April
Der Neger Chas. Williams alias
Jones wurde heute Morgen früh in sei
ner Zelle im städtischen Gefängnisse von
einem Mob erschossen. Williams hatte
gestern die Negerin Laura Canasar ge-
todlet.
Der Mob bestand cms etwa 25 mas
kirten Negern. Vier der Lyncher erbra
chen die Thür zum Gefängnisse; der
eine hatte eine Axt, der zweite einen
Sjrick und ein Dritter führte ein Pistol
mit sich. Als sie vor Williams' Zelle
anlangten, schlugen sie ohne Weiteres
die Thüre ein und befahlen dem Jnsas
fen, herauszukommen. Williams be
theuerte jedcch scineUnschuld, und wäh-
rend er ein paar Backsteine zur Vertdei
diaung aufraffte, f:roer:e er dicÄußen-
stehenden aus, ihn gereü! zu behandeln,
Die Antwort waren vier Schüsse, die
alle trafen. Williams stürzte sofort todt
?u Boden.
Ti? Lyncher entfernten sich so ruhig,
ils wie sie gekommen waren. DerWahr
spruch des Coroners war der gewöhn
liche: Von unbekannten Personen ge-
tödtet.
Soweit sind noch keine Verhaftungen
vorgenommen worden.
&urd! ermordet.
Denver. Colo.. 26. April.
Bei Vyers. Arapahoe County, 70
Meilen östlich von hier, wurde die Lei
che von Otto Goctte oder Brown".
wie er gewöhnlich genannt wurde, ge
fünde. Gcett: verschwand am 30.
t2cptcmber xSüS und seine 2000-chase
wurden später in Omaha verkauft und
ein Mann Namens R. H. Beeler erhob
dasür in der hiesigen Colorado Na
tional Bank das Geld auf eine AniNi
sung. Man schöpfte später Verdacht,
daß Gcette ermordet würde und Vee
ler' der Mörder sei. Tie Spuren des
Letzteren gingen irt Salt Laie City
verloren. Daß Eceit: ermordet wur
re, wird nun dadurch bestätigt, däß die
Leicke ein großes Loch im Schädel auf-weist.
AnSlliud-Dkjieschen.
!:er am?nkauischk Staats Et
kretär mißbilligt daS Xti
halten ttozklan's.
Ztt Teutsche Marquardt will tn
englischen apitä Gtnrdie
fordern. .
1
Teutsche und Amerikaner 9oi Manili.
i
Deutschland.
Berlin. 25. April.
Eine halbamtliche Note berichtet, daß
der amerikanische Staatssekretär, John
Hay. drin - deutschen Botschafter in
Washington. Frh. von Holleben, erklärt
habe, daß er das Verhalten, das Ka
pitän Joseph L. Coghlan. ,des Com
mondanten des Bundeskreitzers Ra
leigh", entschieden mißbilligt.
Herr Marquardt, der Cotzrespondent
des Lokalanzeigers", meldet in seinem
bereits erwähnten Schreiben aus Apia
noch, er werde, sobald er dtn Falke"
verlassen dürfe, Sturdee vor die Klinge
fordern, da die Behandlung die dieser
ihm angedeihen ließ, geradezu gemein
gewesen sei. i
In der auswärtigen Politik ist et
was Ruhe eingetreten das ist die
Signatur der letzten Tage, die sich i.i
allen Blättern, die man zur Hand
nimmt, widerspiegelt. Allerdings be
hauptet die Samca-Angelegenheit noch
immer ihren Platz in dem Neuigkeits
Budget der Zeitungen, da die gerade
jetzt fortdauernd einlaufenden Post
Nachrichten erst ein klares Bild von den
dortigen Ereignissen geben, indessen ist
jetzt doch die innere Politik, die in letz
ler Zeit, namentlich wegen der Oster
ferien des Reichs- und Landtages in
den Hintergrund getreten war, wieder
mehr zu ihrem Rechte gelangt.
Aus offiziellen Kreisen trafen hier
Briefe ein. welche sich über die gegen
wärtig herrschenden ausgezeichnetenBe
Ziehungen zwischen Deutschen und
Amerikanern auf den Philippinen aus
sprechen. W!e eZ heißt, schrieb Prinz
5cinrich von Preußen in lieienSwürdi
ger und verbindlicher Form an Admi-
ral Dewey. Als die Irene" von Jloilo
abfuhr, stellte ihr Admiral Dewey
Fleisch aus imcritanischen Vorräthen
zur Disposition, als in Manila nur
theures, fast ungenießbares F'isch zu
bekommen war, und auch der Kreuzer
Kaiserin Augusta erhielt aus dersel
ben Quelle Fleisch. Eis und Kohlen.
Wie weiter gemeldet wird fraterni-
sirten in Hongkong die Bemannungen
der deutschen Schiffe mit denen der
amerikanischen Kriegsschiffe Monte
rey" und Baltimore." Einer Reihe an
derer, ähnlicher Thatsachen wird gleich-
falls Erwähnung gethan.
' Der amerikanische General Miller
offerirte dtm deutschen Konsulat in
Manila amerikanische Wachtposten und
in Jloilo wirkten Amerikaner bei den
Maßnahmen zum Schutze der Deut-
schen mit.
Aus diesen Thatsachen gebt klar und
deutlich hervor, daß die Meldungen
englischer Blatter von einem feindseli
gen Verhältniß zwischen den Deutschen
und Amerikanern nichts weiter, al
die bekanntenHetzlügen sind. TieHetzbe
richte werden in die Welt gesetzt, deut
fche Zeitungen basiren darauf ihre
Leitartikel, ud letztere werden dann
von England aus nach Amerika geka
belt, um dort böses Blut zu machen.
Die Presse bespricht im großen Gan
zen die kriegerischen Vorgänge auf den
Philippinen in freundschaftlicher und
ruhiger Weise. Mehrere der großen
Blätter drücken sogar entschiedenes
Vertrauen daraus aus, daß es ameri
künifcher Energie und Tapferkeit bald
gelingen werde, die Ruhe dort vollstan
big herzustellen.
Sehr viel Aufregung verursacht noch
immer die Affaire betreffs des St. Jo-
sephs-Waiienhauies in Potsdam, von
der schon wiederholt berichtet worden.
Die Mehrzahl der Blätter ist entrüstet
darüber, daß die Berliner Waisen dem
Beschluß des Stadtverordneten-Kollc-giums
zufolge, in dem Waisenhause
verbleiben sollen, obgleich in gerichtli
cher Verhandlung zeugeneidlich festge
stellt wurde, daß ein auf einem Brett
festgeschnallter Waisenknabe Namens
Steiner 59 Hiebe erhalten hat. Der
Staatsanwalt hat gegen das Urtheil,
durch welches Schwester Carola und
der Wärter Bastian. die wegen Kvr
pcrverletzung angeklagt waren, freige
sprachen wurden, Berufung eingelegt.
icte zzrei prechunq erfolgte, weil Pro
fcssor von Bergmann als Sachverstän
diger begutachtete, der Knabe habe
Schläge verdient und eine Mißhand
lung liege nicht vor; überdies zeige die
lschaoetviivung ves Knaben, dai der
selbe zum Verbrecher prädestinirt sei.
Wegen dieses Gutachtens wird Profes
sor von Bergmann in der Presse hef
tig angegriffen.
Bemerkt sei übrigens, daß die Pfle
geeltern des Knaben denselben loben
und entschieden beftreiten, daß er un-
gedorsam und renitent sei.
Die Meldung einer englischen Tele-
graphenagentur. daß die Reciproci-
tatsveryanviungen zwi chen Teutsch-
land und den Ver. Staaten in Wash
ington in's Stocken gerathen und nach
Berlin verlegt worden wären, um sie
wieder in Fluß zu bringen, ist unwahr
Aus befterQuelle kann mitgetheilt wer
den, daß die Verhandlungen gleichzeitig
pcrallen erlin uno in Watvinqron
gcführtvTverden und ihren ungestörten
Fortgang nehmen. Details über die
selben mitzutheilen ist aber zur Zeit
nnthunlich.
Mit der sogenannten ZuchthauZvorj
laze sck eint eö doch noch einen Haken zu
hab!, denn es beißt jetzt, es sei zwei
felbaft, ob dieselbe dem Reichstage noch
in dieser Session zuoeben werde. DieS
deutet darauf tin. da zwiscben den
Bundesregierungen doch Meinungs?er
schiedenbeiten herrschin, die durck die
Verbandlungen von Kabinett zu Kabi
nett nicht ausgeglichen worden sind nnd
letzt im Buudesrath. dem der Gesetz-
entwurf drrliegt, von Neuem hervor-
treten.
Tos Hamburger Seeamt beschaktig
t: sich beute mit dem Seeunfall des
Dampfers Pretoria" von der Ham-bürg-
Amerika Linie, der am 15. Fe
bruar von Rcmorqueuren nach P!y
mcuth eingcstileppt wurde, weil in
Folge schwerer Stürme sein Steuerap
parat außer Ordnung gerathen war.
Der Spruch des Ceeamts ging dabin,
daß Niemanden eine Schuld treffe,
viclmlhr das Verhalten des Kapitäns
Karlowa. des Steuermanns Hoff, des
Maschinisten Kortc und der Besatzung
zu rühmen fei. Der Dampfer hatte
555 Passagiere on Bord.
kürzlich mitgetheilt, hat die
preußische Regierung dem Kathederso
zialiften Dr. Aron? untersagt, an der
Universität Bcrlin weiter Vorlesungen
zu halten. Um nun festzustellen, ob
das Verbot euch beobachtet wird, er
schien heute ein Kriminalkommissär in
bet Universität und überzeugte sich da
von. daß Dr. Arons am schwarzen
Bretl leine Loilcsungen angeschlagen
hak.
Das Ceniralkomite der Gesellschaft
vom Rotben Kreuz verwendet den Rest
betrag der während des spanisch-ame-rilanischcn
Krieges gemachten Samm
hingen zum Besten der aus den Kolo
nien Hcinikibrenden Spanier, von denen
sich die Mehrzahl in sehr unter
stützungsbkdürftioem Zustand: befin
det. Der Münchener Hofopern Sänger
Bertram ist, nachdem die von ihm
gegen seine Verhaftung erhobene Be
fchwerde zurückgewiesen worden, nach
Hamburo transportirt worden. Er
steht unter der Anschuldigung des Be
truges. weil er mit dem Hamburger
Stadttheater einen Engagementsver
trag abgeschlossen hat und auf Grund
desselben sich einen Vorschuß von 10.
000 Mark hat geben lassen, obgleich
er an die Münchener Hofbühne noch
für mehrere Jahre kontraktlich ge
bunden ist. Wie es heißt, will Pos
sart den Vühnen-Verein veranlassen,
gegen das Vorgehen der Hamburger
Theaterdirektion gegen Bertram zu
protestiren.
Die frühere Wagnersängerin Rosa
Sucher, die vor einiger Zeit der Bühne
Valet gesagt hat, übernimmt die Aus
bildung vorgeschrittener Opernschüler
in deni Konservatorium von Klind
worth und Scharwenka in Berlin.
Im Berliner Theater" ist Pranges
Drama Kain" mit sehr gemischten
Gefühlen ausgenommen worden. Zi
schen, Schlußrufe und Applaus er
tönten durcheinander.
Die Direktion des MüncheucrVolks
theaters hat den Schauspieler Georg
Seufcrt. dessen Verschwinden von der
Bühne das Publikum durch energisches
Zischen verlangte, entlassen. Seufcrt
unterhielt, wie schon gemeldet, ein Lie
besverbältniß mit der Metzgersfra
Katharina Sanier und letztere ver
suchte, ihre Kinder zur Ermordung deö
Gatten und Vaters aufzustacheln.
Diese machten jedoch der Polizei Mit
theilung, und die Frau wurde verhaf
tet. In Wiesbaden hat der Düsseldor
fer Bcrgwerksbesitzcr Teukcr, der dort
als Kurgast weilte, Selbstmord be
gangen. Im königlichen Feuerwerkslabora
torium in Spandau hat eine Erplo
sion stattgefunden, wobei ein Ladora
toriumsarbeiter Namens Weinbrecht
getödtet, ein gewisser Anders und der
Oberaufseher Binder schwer verletzt
wurden.
Berlin, 25. April.
In offiziellen Kreisen wird der
Coghlan - Vorfall milde, als dek
Ausfluß der Weinlaune" aufgefaßt.
Ein Vertreter des Auswärtigen
Amtes sagte zu dem Correspondenten
'da Afsociirten Presse":
Die amerikanische Regierung hat
prompt uno wirksam Alles gethan,
was wir gerechterweise erwarten konn
ten. Dies allein, selbst wenn es nicht
für andere Anzeichen wäre, zeigt uns,
daß die amerikanische Regierung sich
in keiner Weise mit den Aeußerungen
eines einzelnen Offiziers identifizirt."
Das Tageblatt" ruft in einem
inspirirten Artikel die Thatsache zurück,
daß der Vorfall schon ein Jahr alt ist
(auf die Botschaft Bezug nehmend,
welche der Admiral Dewey dem Admi
ral Diederichs gesandt habm soll), und
fügt hinzu:
Wenn wir zugeben müssen, daß Ad,
miral Dewey zuerst gegen das deutsche
Geschwader Verdacht hegte, so wurde
dieser Verdacht später beseitigt, und
ihr: Beziehungen wurden äußerst cor
dial, indem Admiral Dewey selbst sein
Schiffe am Geburtstag der Kaiserin
flaggen ließ, was die internationale
Etikette nicht verlangte.
Der Localanzeiger" sagt betreffs
des Capt. Coghlan:
Er ist irisch-amer. Abstammung,
welche die Ungehobelten, hoch und nie-
driq der an,er. Klasse hervorbringt.
Der Börsen - Courier" hält es für
sonderbar, daß die Amerikaner wieder
Streit mit Deutschland suchen, anstatt
zuerst die Filipinos zu besiegen, welche
ibncn für eine Weile genug Arbeit ver-
sprechen.
Z it Vossische Zeitung" sagt:
.Capt. Cozhlan gehört zu der Klasse
der amer. Osfiziere, welche infolge
ihre leichten Sieges über Spanien an
Größenwahn leiden."
Die NorddcutsckK Allgemeine Zei
tung" bemerkt:
Wir werden die politisch: Vedeu
tung einer solchen Indiskretion seitens
eines einzelnen ausländischen Offiziers
nicht überschätzen, besonders nicht, da
sie anscheinend begangen wurde, wäh
tend sich der Sprecher in angebeitertem
Zustand befand. Wir machen auf die
Thatsache aufmerksam . daß Kapt.
Coughlan sofort von seinen Vorgesetz
ten eine Rüge erhielt."
resterreich, Ungarn.
Wien. 25. April.
ES fällt gemein auf. daß es Mi
nisterprisident Graf Thun duldete, daß
die Wiener Abendpost" einen Aufruf
des Aktionskomites zur Bekämpfung
der Los n Rom"-Bewegung ab
druckte, in dem der Passus vorkommt,
die sogenannten befreundeten Nach
barlönder" unterstützten die Bewegung.
Man sieht dieS als einen neuen Beweis
dafür an, daß Graf Thun in feinem
innersten Herzen ein Gegner des Drei
bundes ist.
Von einer großenAnzahl Eltern sind
Beschwerden über den Uebertritt noch
nicht volljähriger Kinder, namentlich
Studenten, von der katholischen zur
protestantischen Kirche eingelaufen, und
es besteht deshalb die Absicht, durch
eine Aenderung des interkonfessionellen
Gesetzes die Handhabe für ein Vorgehen
gegen die Proselytenmacher zu erhalten.
Der böhmischePastor Lumnitzer und
ein sächsischer Gastprediger sind in
Wien wegen Beleidigung der katholi
schen Kirche in Anklagestand versetzt
worden.
Interessant ist auch, daß Fiirstbi
schof Kopp von Breslau in Weidenau
in Oesterreichisch-Schlesien. das zu sei
ner Erzdiözese gehört, ein Haus ange
kauft hat. um daselbst ein deutsches
Priester-Seminar zu errichten.
Ueber das gegenwärtig der österrci
chischen Gewehrprüfungs- Kommission
vorliegende Modell einer neuen Mord
Waffe hat die Reuter'sche Agentur an
scheinend irreführende Berichte ausge
schickt. Aus gut unterrichteter Quelle
verlautet, daß der Erfinder dieser neu
en Feuerwaffe ein siebzehnjähriger
Kroate. Namens Mapan ist. Mit die
sem Gewehr, das eine Ladekapazität
von 15 Patronen hat. sollen in der
Viertelstunde 600 Schüsse abgegeben
werden können. Im l. u. k. Arsenal zu
Wien werden gegenwärtig von sachver
ständigen Offizieren und Technikern
mit diesem neuen Massenmordinstru
ment eingehende Versuche angestellt.
Der frühere Direktions-Sekretär des
Wiener Hofburgtheaters und Gatte der
bekannten Schauspielerin Stell Ho
henfels. Freiherr v. Bergr. wird wahr
scheinlich die Leitung des neuen Ham
burgcr Schauspielhauses übernehmen.
prallen.
Rom, 25. April.
Im Senat erklärte der Minister des
Aeußeren, Admiral Canevaro. betreffs
der enolisch - französischen Nil Con
vention und ihres Effekts auf Tripolis,
daß Großbritannien und Frankreich
genügende Absicherungen gegeben hät
ten, daß sie keine Absicht, weder jetzt
noch in Zukunft, if Tripolis hätten
und daß die Handelsstraßen zwischen
Tripolis und dem Hinterland offen
bleiben sollen.
Es kommt die Meldung hierher, daß
auf dem Monterosa, im Norden der
Appenninen Goldfunde gemacht wor
den seien.
Belgien.
Brüssel. 25. April.
Man beecbnet.daß sich heute weitere
25.000 Mann dem Kohlengräber-Aus-stand
angeschlossen haben Darnach
würde die Gesammtzahl der Ausstän
digen jetzt 50.000 betragen.
Türkei.
Constantinopel. 25. April.
Der Sultan hat mit dem amerikani
scken Gesandten O. C. Strauß eine
Besprechung gehabt, in deren Verlauf
er zur besseren Entwickelung der Land
Wirthschaft um Entsendung zweier
amerikanischer Sachverständiger er
suchte, die dem Ministerium der Land
wirthschaft, der Forsten und des Berg
baues beigegcben werden sollen.
Westindische Inseln.
St. Pierce. 25. April.
Am Freitag kam hier die amerikani
sche Flotte unter dem Befehle des Ad
mirals Sampson an. An Bord war al
les wohl; der größere Theil der Schis
fe fährt heute nach San Juan. Aber
die Marblehead" fährt nach Südame
rika und Montgomery" zur Repara
tur nach Fort de France. Es wird er
wartet, daß die Flotte am 3. oder 4.
Mai in New Aork ankommt.
Kanada.
Vancouver. B. C.. 25. April.
Man erwartet heute Ruhestörungen,
wenn die beiden Chicagoer Stewart
und Wells es versuchen sollten, von
dem Theile der Dead Mans-Jnsel Be
sitz zu ergreifen, den sie von der ka
nadischen Regierung zur Anlage einer
Sägemühle gepachtet haben. Der
Bürgermeister Garden behauptet näm
lich. daß die Insel als städtischer Park
anzusehen sei und will sich deshalb ei
ner Besitzergreifung widersetzen
L a n c o u v e r . B, C.. 25. Arril.
Theodore Ludgate, der Vertreter der
Firma Stewart & Wells von Chicago,
wurde nebst den Arbeitern, die er nach
Teadman's Island gebracht hatte, um
eine Sägemühle zu bauen, verhaftet.
l?k'uvernkur ralesby'O
flrutunft.
ElfbarS. Jll.. 26. April.
Da cs;riitu;f; Ui früheren 6cu
verrikurs Wid-at; I. Ohlesby. der Ak
stern Nc.chni'itag in seinem Heim Ogle
liurst in Folge liner Gehirnerschütte'
rung staib. lie er sich durch einen Fall
zuge.',lgen hat!e. wird von Oglehurft
cus ruf dem Fritdhof von Ellhart
statlsiiidcn.
! pompromisi.
T o : k d o . O.. 26. April.
Der Verband der Geistlickien von Ta
ledo hat die Erklärung erlassen, daß er
damit einverstanden ist. wenn die
Ctadt die Wirthschaften eignen und für
eigene Rechnung betreiben würde.
Wahrsck?einlich wird dem Ctadtraih.
eine diesbezüglich Petition zugesandt
werden.
eldgmord.
C t. L o ,'. i 6 . Jll.. 26. April.
Cidney I. Casetty von Peoria. Jll
Ass..Gen. Passenger- undFracht-Agent
der Peoria. Decatur & EvanLville
Bahn, wurde im Forest Park todt aus
gefunden. Er hatte sich mit Morphin
vergiftet.
Zseuer.
C h i c a g o , 26. April.
Tie Explosion einer Gasolinlampe
verursachte um 5 Uhr gestern Morgen
ein Feuer in der Wohnung von Da
r.iel Berlshine. No. 732 44. Straße,
das schnell um sich griff und erst ge
löscht werden konnte, nachdem ihm Ei
genthum im Werthe von $1500 zum
Opfer fiel. Frau Berkshine war um
die genannte Zeit mit der Zubereitung
des Frühstücks beschäftigt. Sie be
nützte dabei einen Oelofen, der aus ir
end einer Ursache explodirte. Die
Frau sowie ihr Gatte versuchten, die
Flammen zu löschen, allein sie muß-,
ten ihr Vorhaben ausgeben, nachdem
sie im Gesichte und an beiden Händen
recht schmerzhafte Brandivunden erlit
ten hatten und sich durch schleunige
Flucht von den schnell um sich greifen
den Flammen retten. Das ganze Ge
bäude glich bald einem großen Feuer
mcere und die Flammen konnten erst
gelöscht werden, nachdem das Haus
fast vollständig eingeäschert worden
war Auch de benachbarten Gebäude.
No. 370 und 374 44. Straße, die von
W. M. Mimley und Albert Bailey be
wohnt find, geriethen in Brand und
wurden erheblich beschädigt.
t?invrccher.
C h i c a q o . 26. April.
DerNc,chtwächter BernardBrink hc.t
te gestern Mcrgcn einen heißen Kamps
mit mebreren Einbrechern zu bestehen,
im Verlaufe dessen ihm recht übel mit
gespielt wurde. Einer der Strolche
wurde nach einer aufregenden Jagd,
bei welcher der Einbrecher sowohl, wie
seine Nachfolger eine Reihe von Schuf
fen abfeuerten, verhaftet. Er nennt
sich Fred Cook und befindet sich in der
Polizeistation an der Harrison Straße
hinter Schloß und Riegel.
Kurz noch 2 Uhr gesternMorgcn, als
der Wächter Lrink auf seiner nächtli
chen Runde hinter dem Geschäfte der
Schall Tailoring Co.. No. 305 Dear
born Str. vorbeikam, sah er Licht in
demselben. Mehrere Einbrecher waren
vom Plymouth Place aus durch ein
Fenster über einer Thüre cingedrun
gen und gerade damit beschäftigt, Klei
derstzfse und Anzüge zusammen zu pa
cken, als Brink erschien. Derselbe
glaubte anfangs, daß die Strolche An
gestellte in dem Geschäfte seien, als aber
bald darauf einer der Burschen ein
Stück Tuch unter feinem Rocke verbarg
und durch die Hinterthüre verschwand,
wurde er eines Besseren belehrt. So
fort eilte Brink durch die Thüre von der
Dearborn Str. aus in das Geschäft,
um die Einbrecher festzunehmen. So
bald dieselben seiner ansichtig wurden,
eilten sie auf ihn zu. schlugen ihn nie
der und tractirten ihn mit Faustschlä
gen und Fußtritten. Mehrere Passan
ten, welche die Hlllserufe des Wächters
hörten, benachrichtigten die Polizei und
bald waren mehrere Blauröcke zur
Stelle. Dieselben kamen gerade noch
recltziitig, um die Einbrecher da
vonlaufen zu sehen. Brink war ihnen
dicht auf den Fersen und feuerte meh
rere Schüsse a,if sie ab, w:lche sofort
von den Strolchen erwidert wurden.
Auch die Polizisten machten Gebrauch
von ihren Waffen. Verwundet wurde
Niemand, aber es gelang schließlich. tU
nen der Einbrecher, den genanntenFred
Cook. fest zu neh'üen. Brink war von
den Strolchen re. schlimm zugerichtet
worden. Sein Kopf zeigt mehrere
Wunden.
ikebeusmüdt.
C h i c a g o . 26. April.
In einem Anfalle von Schwermuth
versuchte n stern Morgen der 64 Jahre
alte Charles Zehman. No. 870 West
13. Straße wohnhaft. Selbstmord zn
begehen, indem er Morphium nahm.
Seine Gattin fand ihn kurze Zeit fpä
ter ächzend und stöhnend in seinen,
Schlafzimmer vor und rief sofort einen
Arzt zu Hülfe, dem es auch mit Hülfe
der Magenpumpe gelang, den Lebens
müden wieder zum Bewußtsein zu
bringen. Zehmann befindet sich jetzt
wieder außer Gefahr und wird in we
riaen Tagen wieder ganz hergestellt
sein.
Ein teuflischer Plan. Laura:
Ich weiß. Tu und Minna seid Riva
linnen. und eben deshalb wunderte ich
mich .daß Tu ihr das Kompliment ge
macht hast, sie habe eine wundervolle
ffsliTisrf. Nase!" Marie: .st tbat'S
aus Rache! Nun wird sie sich sortwäh
rend ihre Nase im Spiegel besehen und
' in Folge dessen bald so schielen wie eine
schlecht gemalt: Eule."