Die ladi des 2jja!. Um GotteZwillen, wir find der loten!" schrie ein: junge Mädchen stimme. Gleich darauf kin kreischender HiisSitti. einig unterdrückte Flüche aui Mannermund. (in Koaliern von Flintenschüssen und drr lanqgkzogcnk Zromp.'tenton eines von corneri und Vgst gcschüttkltkn (5lcphanm das Dschungelqcdüsch der indischen Land schast brach links und rechts zur Seile und drr Thicrkoloß sank ausschnaudknd ijnd mit nllendem Rüiftl die Luft pkitschknd. in die Kni, Ein neuer ufschrki und aus dem hölzernen Thurm, den der Elephant auf seinem Rücken trug, stürzte, von der Iahe des 'Tiaerä, der seine Pranken in die Widerrist des zuckenden Tragthieres ge schlagen hatte, getroffen, ein formloser, zerfetzter und blutender Menfchenkörper in die 'Tiefe. Es. war der eine von den beiden Männern, in deren Gemeinschaft daS junge Mädchen, die Amerikanerin Miß Kitty (svanS, den Thurm zur ligerjagd bestiegen hatte. Fast in dem selben Augenblicke, als der eine Ge führte den tödtlichen Streich von der Bestie erhielt, krachte ein neuer Schüfe, und unten, neben sciiiem Opfer, wand sich das königliche Thier in den letzten, krankhaften Zuckungen. Kitt lvans hatte mit versteinertem Angesicht und stieren Augen dagesessen. Jetzt athmete sie auf. Ter zerrissene Äcfclhrte. der am Boden lag. kümmerte sie offenbar sehr wenig: sie warf kaum einen Blick auf ihn. Tie Freude, selber mit dem Leben davongekommen zu Jin, erfüllte sie ganz. Oh, Sir. das ist furchtbar," sagte sie leise zu ihrem Begleiter. Ist nun Alles vorüber?"' Der Angeredete wandte den Kopf hastig herum. Das Lastthier hatte sich wieder erhoben und streckte nun in teil der Aufregung den Rüffel spürend vor sich aus. Tann wieder jener fchnau bcnde Trompctenton, und mit unge stümer Wucht suchte sich das geangstigte Thier rückwärts in das Tschungelge büfch zurückzuziehen. Um Gottcswillen! Was bedeutet das?" rief die blonde Amerikanerin und faszte ihre Büchse fester mit den beiden Fingern. Ta scheint die Tigerin ihren Gut ten rächen zu wollen," entgegncte der Andere kaltblütig. Da in der That sehen Sie, Miß, die Augen der Bestie ja.... schießen Sie nicht...." Die Mahnung kam zu spät. Miß Kitty's Büchse hatte sich entladen, ohne das Thier zu treffen. Ein heiseres Wuthgebrüll aber verrieth, daß es den ilim entgegengcsandten Gruß wohl der standen habe. Gleichzeitig saß der Tiger auf dem Kopfe des Elephanten. Dieser stürzte Und suchte vergeblich mit dem Rüssel seinen Peiniger zu fassen. Ein Prasseln des Thurmes, glühend heißer Athem, der ihr eine Sekunde läng in das Gesicht wehte, dann Blut, daS ihr über die Augen rann sie könnte nicht mehr unterscheiden, ob es dMBlut des Thieres, oder das ihres Gefährten oder ihr eigenes war dann hörte sie noch einen scharfen Knall und ein kurzes Zischen dicht neben ihrem ' Ohr, und dann war Alles vorbei: Miß Kittn hatte das Bewußtsein ver loren. Als sie, immer noch mit geschlossenen Aügen. langsam ein verworrenes Träu men wiederfand, fühlte sie einen bren ncnden Schmerz und einen dumpfen Drück auf Stirn und Schädeldecke. Sie hörte eine tiefe, fremdländische Männerstimme leise reden, spürte die zärtliche Berührung einer weichen Hand, und wie ein vibrirender, wonnesüßer Ton zitterte es durch ihre Nerven. Ihre Augenlider öffneten sich halb und sahen ein tiefgcbräuntes. feingeschnittenes Mannesantliß über sich gebeugt, das von blauschwarzem Haar und Bart dicht umrahmt war, und aus dem zwei dunkle, abgrundtiefe Augensterne ihr entaeacnleuchtcten'., Das war nur ein Moment, ihre Lider schloffen sich sofort wieder, aber die seltsamen schwarzen Augen, in denen Gluth und Weichheit sich' zu mischen schienen, folgten ihr auch in die Nacht ihres bewußtlosen Dähindämmerns. Ein Gefühl der Ruhe, des Geborgenseins und einer ge Heimen Seligkeit überkamen sie, und trotz ihrer Schmerzen flog ein leichtes Lächeln über ihre Züge. zÄls sie zum zweiten Male erwachte, fand sie sich auf weichem Pfühle ausge streckt: kostbare Teppiche waren über sie gebreitet. Der Raum, in dem sie sich erblickte, machte die Mürchcnpracht aus Tausend und eine Nacht lebendig. Indisch gekleidete Frauen machten sich im Saale und um die Kranke zu.schaf fen. Sie schien aus ihrem Traum er wacht zu sein, um einen viel glänzen deren Traum zu erleben. Trüben an der Wand stand die Ge statt eines hochgewachsenen, schlanken Mannes, die Arme verschränkt auf der Brust. Kitty erkannte den Kopf wie der; mit dem sich so lange ihre ver schwiegencn Traume beschäftigt hatten. Es' ging wie ein magischer Bann von diesen Äugen aus, die wie Sterne aus unergründlichen Welträumen aufleuch teten. Sie konnte ihre Blicke nicht los lösen von diesem Gesicht mit seiner fer nen. fremden Schönheit. Der Mann gab den Frauen einen leisen Wink mit dem Kopfe, und diese ' zogen sich ebenso geräuschlos zurück wie sie bisher hantirt hatten. Beide waren jetzt allein, die Kranke und der indische Rajah; denn daß der Mann ein Fürst Der S oimlagsgast. Jahrgang 19. Beilage zum Nebraska 2ta !s-?lnzeigcr. No. 47. sein müsse, sah sie an der Pracht, die ihn umaad. an seiner stolzen, adligen Hallung, an dein schweigenden Gehör sam. mit dem man seinen Befehlen nachkam. Kaum hatten die ,rauen das Ge mach verlassen, als er die Arme aus ihrer Berschräntung fallen ließ, mit hastigen Schritten auf daS Lager Klttus zuichritt und mit einem Hmt den teppichbelegten Boden berührte. Eine lange, beängstigende stille trat ein. endlich vracy ciy vvans oas Schweigen. Ihr habt mir das Leben gerettet. Fürst. Ich danke Euch. Wo sind meine Gefährten?" sagte sie. ..Eure Geführten, miü" antwortete der Inder, hätten bessere Schützen sein müssen, um Euer Leben und ihr eigenes schützen zu können. Sie sind todt. Ich danke dem Himmel, daß ich noch recht zeitig kam. Einige Hautwunden, aber viel Blutverlust. In wenigen Tagen ist Alles vorüber." Ich danke Euch, nurst! Ich werde Euch immer danken'." sagte sie und reichte ihm mit leisem Lächeln ihre schmale weiße Hand. Der Rajah hielt sie umschlossen: seine brennenden Blicke schienen in ihre Seele dringen zu wollen, als er mit verschleierter Stimme ent gegnete: Tankt mir nicht. Miß! Ich that's für mich! Nicht nach Eurer Dankbarkeit verlangt's mich " Es schien, als wollte er noch etwas hinuifüacn: aber er unterbrach sich. während eine leichte Rothe über sein feines gebräuntes Gesicht flog. Tann beugte er sein Antlitz hastig nieder und drückte einen Kuß auf die kleine Hand, die er in der seinigen hielt. Bei der Berührung seiner Lippen uhr es blitzähnlich wie ein heißer. rollender Strom durch ihre Nerven. Die Hand zitterte. Ihre Augen rich teten sich groß, fast erschrocken, auf den Mann, der immer noch auf seinem Knie vor ihr lag, und dessen Blicke, die aus der Lavagluth eines Bulkans zu kom men schienen, sie mit einem magischen Netz umspannen. Kitty schloß einen Moment die Augen: denn sie fühlte, wie jähe Purpurröthe in ihr Gesicht emporgeschossen war. Der Inder ließ ihre Hand fahren und erhob sich. Die Welt sieht Euch offen. Ml." aate er. Was Ihr auch wünschet es soll geschehen! Nichts sei mein, was nicht auch Euer ist, mein Schloß, meine Schätze, meine Dienerschaft, mein Blut und mein Herz. Nehmt alles, und ich werde reicher sein als ich war.. Wenn Ihr, die ein gütiges Schicksal so wunder bar auf meinen Weg geführt hat. mir dafür einen anderen Wunsch gestatten wolltet verlaßt diese Mauern und diese Gärten so bald nicht! Mögen meine Augen noch lange Zeit die strah lende Sonne sehen, die ihnen so plötzlich aufgegangen ist! Wenigstens bis zu Eurer Genesung laßt mein Herz hoffen. Miß! Ihr sollt hier Königin ein und herrschen! Segnet das Haus noch, in welchem Ihr jetzt weilt! Möge eS Euch gefallen, immer darinnen zu weilen." An dem Ausganq blieb er stehen. wandte sich noch einmal um und schien die Absicht zu haben, zurückzukehren. Er besann sich aber und entfernte sich dann hastigen Schrittes, Miß Eoans in einer Sturmfluth widerstrebender Em pfindungen zurücklassend. Kitty blieb. Diese neuen Verhalt nisse hatten sie wie ein schwüler, wunder barer Traum umfangen. Die Märchen haft exotische Pracht'schmeichelte ihren Sinnen: der Troß von Sklaven und Sklavinnen, die der leiseste Wink kom men und gehen hieß, befriedigte ihre Eitelkeit; das Bewußtsein, den Besitzer all dieses Reichthums, den indischen Nabob als den gefügigsten aller Sklaven zu ihren Füßen zu sehen, erfüllte sie mit triumphirendem Stolz, und die glühende Leidenschaft, die aus seinen Augen brach und in das Eis ihrer kalten Seele nie gekannte Fencrbrände warf, thaten ihrem Verlangen nach dem Seltsamen und Romantischen wohl. So vergingen Wochen und Monate. Endlich' hatte sie dem Drängen des Nabob stattgegeben und ihm der sprachen, sein Weib zu werden. Ter Rajah war außer sich vor Glückseligkeit. Alles wurde zur feierlichen Vermählung vorbereitet. Am Tage vor der Hochzeit war Kitty verschwunden. Ter von einem Jagd zuge heimkehrende Rajah fand nur einen Brief von ihrer Hand, in welchem sie ihm mittheilte, daß sie angefangen habe, sich hier zu langweilen, und daß sie es vorzöge, in ihre Heimath zurück zukehren. Kein Wort um Verzeihung, kein Wort von Liede! Wie vom Blitz strahl zerschmettert sank der Fürst zu Boden. Trei volle Jahre waren darüber hin gegangen. Miß Evans lebte in der Stadt Ncw Z)or! und hatte jene roman tische Episode ihres Lebens fast ver gessen. Sie hatte unterdessen die Liebe eines vielfachen Millionärs errungen und sollte in einigen Tagen in den Hafen einer Ehe einlaufen, die sie mit ganzem Herzen herbeisehnte. Ter Hochzeitsmorgen war heran gekommen. Vergebens warteten die Tienerinncn iin Vorzimmer aus das Erscheinen ihrer Herrin. Endlich wagte es die Vertraute, hineinzugehen. Ta vernahmen die Genossinnen plötzlich einen lauten, kreischenden Aufschrei und das dumpfe Fallen eines Körpers. Man stürzte zitternd in das Schlaf Zimmer Kitty's. Am Boden lag ohnmächtig die Zofe; auf dem Bett ausgestreckt,' kalt und starr, .mit marmorweißem Angesicht Miß Evans, die königliche Gestalt um schlössen von weißem Gewände von wunderbarer, märchenhafter Pracht, halb Brautkleid, halb Todtenhcmd. mit blutrothen Edelsteinen um Arm und Busen seltsam besetzt. Nichts deutete darauf hin, wodurch sie den Tod gefunden. Eine ganz leichte braun rothe Linie um den Hals gab den ein zigen Anhalt. Um den linken Arm befand sich ein breiter kunstvoller Gold reif, flimmernd von Edelsteinen. Und bei genauerer Betrachtung setzten sich die feinen Tiamantcn zu Schriftzügen zusammen, die da lauteten: Ter Rajah seinem ihm für die Ewigkeit angetrauten Weibe Kitty Evans." Es wäre nicht möglich gewesen, den Ring zu entfernen, ohne die Leiche zu verletzen: man begrub sie so. wie man sie gefunden hatte. Tie Nachforschungen der Polizei nach dem Thäter blieben er folglos; aber etliche Stunden nach dem Begräbniß fand der Kirchhofswärtcr einen Mann mit schwarzem Locken- und Barthaar, todt auf dem Grabe Kitty's hingestreckt, die Pistole noch in der krampfhaft geschlossenen Hand. Nie mand hat erfahren, wer der Fremde war. , VOit ich Orleans eroberte. Zragi komische Kriegs - Erinnerung, Von Otto Behrend. Ja, meine Herren," sagte der Herr Major a. D. lachend, bei Orleans habe ich eine ziemlich komische Figur abgegeben, aber ich möchte doch um Alles in der Welt nicht, daß es anders gewesen wäre, denn so war ich der Ein zige von meinem ganzen Bataillon, der bei Orleans in's, Feuer gekommen ist. Das ging nämlich so zu. Wir waren am 4. Dezember 1870 schon seit dem frühen Morgen auf den Beinen, und seit der Mittagsstunde etwa drang der sich immer mehr der stärkende Kanonendonner eine? gewal tigen Kampfes zu uns herüber. Für uns aber gab es nur endloses Warten und Marschiren und wieder Marschiren und Warten in Kälte und Schnee. Es wurde Nachmittag, es wurde Abend, und ich gab allmälig die Hoffnung auf, noch in's Gefecht zu kommen, was mich als jungen Lieutenant nicht wenig ärgerte, denn ich brannte darauf, mich auszuzeichnen. Wieder einmal hieß es Aufmar schiren und Halt l Ich ziehe meine Uhr schon fünf Uhr. Tie Mannschaften stehen in Rührt euch! oder liegen an ihrem Platz auf dem Boden, und ich will gerade zu meinem Hauptmann vor gehen, als ich ihn plötzlich vom Pferde in die Arme einiger zuspringenden Leute gleiten sehe. Er war besinnungslos. Schon seit zwei Tagen hatte er sich krank gefühlt, und jetzt konnte er nicht mehr. So übernehmen Sie denn die Füh rung der Kompagnie, Lieutenant W.," sagte mein Bataillonskommandeur, und während sie unseren armen Hauptmann in ein nahe gelegenes Gehöft hinüber trugen, begann ich mich in meiner neuen Würde einzurichten. Ta stand des Hauptmanns Gaul, ein großer, starkknochiger Brauner, von dem Besitz zu nehmen meine erste Pflicht hicß. Am liebsten hätte ich das Thier hin ter die Front führen lassen, da ich ein schlechter Reiter war und mit dieser stolzen Kavallcrie-Kunst auf der K riegs schule schon schlimme Erfahrungen ge macht hatte; indeß ein Blick über meine wackeren Musketiere nein! es ging nicht., so durfte ich mich vor ihnen nicht bloßstellen. Ich näherte mich also dem Rosse, für das ich bisher nicht das geringste In tcreffe bezeigt hatte, um zunächst die Bekanntschaft anzuknüpfen. Ta kommt auch schon mein Bursche, ein paar rie senhafte französische Kürassiersporen in der Hand, und machte sich sofort daran, sie an meinen Stiefeln zu befestigen. Es war doch gut. Herr Lieutenant, daß ich die Tinger mitgenommen habe." sagte er ganz vergnügt. Mir wurde nun aber gar nicht ganz vergnügt, son dcrn etwas unbehaglich dabei zu Muthe, denn dieses scharfe Reizmittel mußte meine zukünftige ritterliche Situation ohne Frage noch mißlicher gestalten, als sie mir schon ohnedem vorschwebte. Schüchtern nur wagte ich die Einwen dung. ob die Sporen an meinen Stie fcln auch festsitzen würden, worauf ich die tröstliche Versicherung erhielt, daß sie wie angegossen paßten. Ich fasse mich also und denke, daß eS am besten fei. auf's Roß zu klettern, solange wir noch hielten. Ich mache deßhalb den ersten Schritt nach dem Bauche des Thieres und beginne ohne weiteres Zaudern das Aufsitzen. Ter Hornist hält vorschriftsmäßig den rech ten Bügel, ich packe die Zügel und nach einigem Angeln mit dem linken Fuße glückt es mir auch, den linken Bügel zu erwischen, und ich will mich kühn in den Sattel schwingen. Aber kein Gedanke daran, daß ich mit dem rechten Fuß auch nur den Sattcllöffel erreiche, nach zwei vergeblichen Versuchen stehe ich wieder, nachdem der linke Fuß höchst unsanft aus dem Bügel gerutscht war, wie vordem als freier deutscher Mann auf französischer Stoppel. Tie Bügel sind für Herrn Lieute nant viel zu lang." bemerkt nun mein Bursche, und der eigene Augenschein belehrte mich jetzt auch, daß der intclli gente Mensch Recht hatte. Die Bügel werden also ein gutes Stück kürzer ge schnallt, und nachdem ich den Braunen, der, offenbar mißtrauisch geworden durch die mannigfachen Manipulationen an seiner mittleren Region, schon vcr dächtig den Kopf nach rückwärts drehte, durch Krauen der Stirn wieder besänf tigt hatte, unternehme ich den zweiten Versuch, und dieser gelingt denn auch glücklicherweise mit einem energischen Ruck. Zum Glück nimmt der Braune dies nicht übel, so daß ich nun Muße habe, mich in reitermüßige Haltung zu rücken, rechts vom Hornisten, links vom Bur schen einen Bügel auf den Fuß gescho den zu erhalten, den ich gleich bis zum Absatz durchrutschen lasse. Tann fasse ich mit Hilfe meiner Kriegsschulerinne rung kunstgerecht die Zügel. Fortuna scheint mir jetzt zu lächeln, indem das Pferd gerade die Front nach der Kompagnie hat und ich so der Nothwendigkeit enthoben bin, schwierige Drehversuche mit ihm vorzu nehmen. Und wirklich, die Sache geht auch ferner famos, als wir uns bald darauf wieder in Marsch setzen. Ohne das geringste Zuthun meiner seits dreht das Rößlein um, sobald die Kompagnie vor uns abrückt, und bewegt sich in richtigem Tempo vor wärts. Wir ziehen also dahin über's Feld, immer näher dem ungeschwücht uns entgegenhallenden Kanonendonner, und ich gewinne immer mehr Selbst vertrauen. Sollte ich meine Reitkünste doch nicht vielfach unterschätzt haben? Ach, ich hatte keine Ahnung, daß das Verhüngniß in Gestalt der Kompagnie kolonnenformirung schon über mir schwebte! Also: Kompagniekolonnen formi ren!" ertönt das Kommando. Im Laufschritt führen die Leute den Befehl aus, pflichtgetreu fällt auch mein Röß lein in Trab, welche im Großen und Ganzen sonst nicht als gefahrvoll be trachtete Gangart aber ohne Säumen meine Kürassiersporen in innige Be rührung mit dem Bauche meines Gaules bringt. Der antwortet umgehend mit einem kräftigen Ausschlagen,' das sofort meine Nase vornüber in seine Mähne hineincxpedirt. Und nun beginnt der tollste Ritt, den wohl je ein Mensch i.i seinem ganzen Leben ausgeführt hat. Wie es gar nicht ander's möglich war bei meinem Vornüberschießcn, gerathen meine Kürassiersporen sofort wieder an die heiklen Partien meines Braunen, noch einmal keilt er aus, daß die Leute hinter mir erschreckt auseinander sah ren, als habe eine Granate eingeschla gen, und ich erst recht vornüber falle und ihm die Sporen in die Seiten hacke und nun geht die Geschichte los. Den Hals meines Rpffes umchlin gend. die Kürassiersporen fest in die kitzlichstcn Stellen meines Braunen ae- drückt, stürme ich dahin über Stock und Stein. Im Nu bin ich der Erste der ganzen Brigade, aber weiter geht es, immer rasender wird mein Rosz an Hufaren brause ich vorbei, wie der wilde Jäger. Herr Kamerad, pariren Sie doch!" ruft mir ein Offizier in wirklich licbens würdiger Weise zu; ein Anderer mit mitleidigem Herzen schickt einen Trom Peter aus, meinen Gaul aufzuhalten, doch das setzt diesen noch mehr in Wuth. Gehen Sie weg, Husar!" rufe ich in meiner Verzweiflung. Er verschwindet, ich sause weiter und komme jetzt in den Bereich des feindlichen Feuers. Kugeln umPfeifen mich. Granaten schlagen 'ein. aber nichts dringt meinen rasenden Klepper zur Besinnung. Weiter braust er und weiter, und ich bin auf dem besten Wege. Orleans ganz allein zu nehmen. Ta plötzlich stolpert mein Roß. ich stiege mit einem Saltomortale vornüber hinunter und sitze im nächsten Augenblicke tadellos sicher und fest mit breiter Flache auf einem Feldrain. .Sakra dös is ia a vreuk'scker tLcitnant!" höre ich neben mir rufen. und ich sehe mich mitten in einer baycrl schen Schützenlinie. Ich springe auf. mein linkes Bein schmerzt empfindlich; doch wag thuts. jetzt bin ich wieder ganz Mann auf n genen Füßen. Wo meine Kompagnie ist, weiß der Himmel, aber auch hier sind wackere Soldaten im Kampfe begriffen. Grade machten sie einen neuen Sturmlauf vorwärts. :ck) nebme einem Clirfiil- leiun Gewehr und Patronentasche ab uno lause mit. mt betäubendem Hurrahgeschrei geht es aus den weichen den Feind. Ich machte den letzten Theil dieses denkwürdigen chlachttages mit wle ein gemeiner Soldat, und ohne mich zu rühmen, kann ich sagen, daß ich als guter Infanterist die Scharte auswetzte, die ich als Reitcrsmann erlitten hatte. Siegreich rückte ich in der Nacht noch in Orleans ein. Am anderen Tag kam auch mein Ba taillon in die Stadt. Erst lachten mich meine Kameraden zwar weidlich aus, dann aber beneide ten sie mich, weil ich als Einziger vom Bataillon Orleans hatte erobern hcl fen. Von dem Gaule meines Haupt manns habe ich nie wieder etwas ersah ren. Vielleicht haben ihn die Franzo seil erwischt und zu Rokbecf verarbeitet. Es sollte mir leid thun, denn ich trage iym leinen Groll nach." Schwindler in Nord und Süd. Der Motor des vor einiaen Monten gestorbenen Keeley, welcher jetzt ziemlich allgemein is eine der größten schwin delmeiereien des Jahrhunderts ange sehen wird, hat gar manche andere Er sindungs oder Entdeckungs Schwin deleien in Erinnerung gerufen, die zum Theil noch frecher waren, obwohl frei lich keine derselben so lange den Wind in den Segeln behielt, w'ie jener famose Kraft-Motor! Auch die zwei nachstehen den Schwindelaeschickten haben einigen Anspruch darauf, der Nachwelt im Ge- oacylnig zu vteiven. Da ist vor Allem der Colorado'er Edelstein-Schwindel. welcher im Herbst des Jahres 1872 namentlich das Publi kum am Goldenen Thor halb verrückt machte. Unter Berufung auf Persön lichkciten, deren bloße Namen schon überzeugend auf Viele wirkten, wurde der Welt von San Francisco aus vcr kündet, daß Diamantenfelder von ne- radezu unfaßbarer Ergiebigkeit im nordwestlichen Colorado, unfern der Grenze von Wyoming entdeckt worden seien. Dieselben sollten eine Ausdch nung von nicht weniger als 2000 Acres haben, und George D. Roberts erzählte in einer Versammlung, in der es sehr feierlich zuging, daß zwei Männer schon an der Oberflüche für nahezu 100,000 Dollars Diamanten vom reinsten Was ser. Rubine. Granate. Savbir, Ama- thyste und Smaragde aufgelesen hätten! Auch legte er einen ganz schwärmerisch gehaltenen Bericht von einem. dn,mnl ziemlich berühmten Bergbau Sachver- Iianoigen namens -venry Janin. vor. Eine ganze Reihe Leute von Gewicht lieh der Sacke ibr Anleben. nd fnrm lich im Handumdrehen bildete sich eine (seseuichast zur Ausbeutung dieser märchenhaften Tiamanten-Fel'der, wel chcn schon, infolge der Nachbarschaft zweier Bergströme die denkbar glän zendste Zukunft garantirt erschien. Binnen 24 Stunden waren 15,000 Aktien zum Pari-Werth von je 40 gezeichnet, und das Publikum schrie nach mehr ! Aber alle diese guten Leute wurden an einem großen Narrensäl geführt. Jeder hatte sich auf den Anderen, und Alle wiederum auf Dritte verlassen, die nicht ganz so gut waren, wie sie. I Ein Bischen ipät siel es der neu ge gründeten Gesellschaft bei. eine gründ liche Untersuchung an Ort und 'Stelle durch ihre eigenen Sachverständigen vornehmen zu lassen. Und sich da! Höchst wunderbare Tinge wurden da entdeckt: Tiamanten vom Cape der guten Hoffnung, Edelsteine von Brasi lien und so fort mit Grazie; nichts als importirte Tamples" und ein Haufen Schund. Tie zwei ursprünglichen Entdecker" Arnold und Elack. die sich bis dahin vorsichtig im Hintergrund gehalten hatten, verdufteten schleunig nach unbe kannten Regionen. Ader ein Spieß geselle dieses edlen Duetts. I. B. Eooper. legte nachher ein volles Ge- ständniß ab. Die Schwindler hatten e sich ein hübsches Sümmcoen losten lassen; Arnold hatte in London für rund $4UKH Roh Diamanten und andere seltenere Steine angekauft und später in Arizona von Indianern noch ü0 Pfund Steine zweiten oder dritten Ranges ohne nennenSiverthe Auslage erworben, worauf er jenes Feld im nordwestlichen Colorado mit erstaun lichcm. vielleicht in dieser Art einzig dastehenden Kunstvcrständniß salzte." TaS war vielleicht der malerischste Schwindel deZ Jahrhunderts! Gedieh er bis zum richtigen Augenblick, so mußte sich der Einsatz lohnen. be trug doch schon der Pari-Wertb der er wähnten Aktien im Gange OOO.OOO Dollars! Eine Anzahl hervorragender Kaufleute wurde nur dadurch, daß sie die Einzahlung ihrer Zeichnungen un freiwillig verzögerten, vor völligem Ruin bewahrt. Als Schwindler zweier Welten kann jedenfalls Alfred Paraf. der be rühmte" Elsässisch Amerikaner, dessen Stern endlich hinter den Mauern eines südameritanifchcn Zuchthauses unter ging, sein Jahrhundert in die Schran kcn fordern. Paraf, ein hochgebildeter Chemiker und bezaubernder Gesellschafter, hatte sein väterliches Gut in Ausschweifungen verpraßt, und dies scheint ihn auf die Bahn des Schwindels und der Hoch stapele! geführt zu haben. Die Erträg nisse seiner chemischen Schwindel Er sindungen vergeudete er immer wieder in neuen Ausschweifungen, und dies führte ihn immer weiter auf der ab schüssigcn Bahn und machte ihn auch immer verwegner! Sein erste? Opera tionsfcld war Alt England gewesen, sein zweites wurde Neucngland (wo er u. A. den Gouverneur Sprague von Rhode Island 'reinlegte) und New Vork. sein drittes San Francisco. aber die Krone setzte er seinen Schwiu deleien denn doch auf dem vierten Operationsfelde auf, in der Republik Chile. Hier führte er sich als wahr haftiger Goldmacher ein, und es schien unglaublich, welches Furore er damit machte! Er heimste mindestens 5 Mil lionen Dollars ein. Aktien der von ihm gebildeten Gesellschaft, welche einen Pari Werth von 1000 hatten, vcr kauften sich bis zu K140,000 das Stück! Leider hielten er und fein Diener" Francisco Rogel sich ein klein bischen zu lang im Lande auf. und ein Direk tor der Gesellschaft' entdeckte, daß das, angeblich ans gemeinen Metallen her ausgezogene Gold vorher erst sehr ge schickt hineingeschmuggelt worden war. Die Polizei mußte Paraf's Leben vor dem wüthenden Volk retten, , und das chilenische Deportations-Zuchthaus von Valdiria stutzte ihin die Flügel für immer. Bom Tode erstanden. Eine der merkwürdigsten Verurthei lungen ist die, des englischen Kapitäns Simpson, der 1692 des TodtschlagS be schuldigt und zum Galgen verurtheilt wurde. Als er eine Stunde gehangen hatte und für todt galt, wurde er feiner Familie wiedergegeben, und als man ihn beerdigen wollte, bemerkte man, daß er noch lebte; man ließ ihm zur Ader, wendete alle Hilfsmittel an, und in wenigen Tagen war er vollkommen hergestellt. Simpson wollte sich natür-, lich nicht zum zweiten Male den Galgen aussetzen, entfloh auf einem Schmugg lerschiffe nach Holland, und eine der ersten Personen, die ihm in Amsterdam begegneten, war der Mann, den er sei nem Urtheile gemäß erschlagen haben sollte. Die beiden gesetzlich . Todten umarmten sich, speisten zusammen, er zählten sich lustig ihre Geschichte und erschienen 2 Wochen später Arm in Arm in London. Aber erst nach lan gen Verhandlungen wurden sie gesetz lich wieder der Liste der Lebendigen einverleibt. ünstlerstolz. Der berühmte Tenorist Roger war von einem reichen Bankier für fünf hundert Franken engagirt worden, bei einer Festlichkeit zu singen. Er sang sein erstes Lied, aber Keiner achtete aus ihn, und die Gäste schwatzten ruhig weiter. Nach einer Pause hielt der Wirth die Zeit für gekommen di. Gäste für ein zweites Lied zu erfreuen, aber Roger war verschwunden. Am nacyflen .age erhielt der Bankier einen Brief, in dem die Summ? nnn fn? Franken lag und das folgende Begleit schreiben: Ich habe die' Ehre. Ihnen die fünfhundert kranken ,uriick,s?n- den, welche ich von Ihnen empfing, und viiie. wencre runsyundert Franken als Schmerlensacld dafür Arminm daß ich die'Untcrbaltumi brer ffl.ift in so gröblicher Weije gestört habe.'" -chwer zubestimmen. Richter: Wann verließen Sie das Lokal?" Angeklagter: Als mein Jedränk alle war." Richter: Um welche Stunde war das?" Angeklagter: Aberhohcr Jerichts Hof, wenn mein Jedränk alle is, bin ick nicht mehr in der Lage, die Zeit so jcnau zu bestimmen." ?chlau ausgeredet. Gattin: Ich weiß nicht, lieber Emil, wozu Du das miserable Ding, unser Stubenmädchen, so artig be handelst!" Gatte: Ich will"mal mit Güte ver such, liebes Kind." A