tSefaljreu zur 5.
2'.;; ao 1iV
Xoä Schicksal der glücklich v;eia:iCietf it
.Bulaaria". der Möfnimitl)ui tteg
reiche Kamps der -chmmaiittichaft
' aeam dir tückischen Elemente dkschastigt
no immer bis Ocffentlichkeit. Was
daS sagen will, drri volle Wochen lang
jede Minute Tod und Untergang vor
Auge, gegen slurm und cucn an
znkämpfm, ei Spiel der Wogen, das
kann nur Derjenige beurtheilen, der
selbst einmal dem Tod iiiä '.'luge ge
schaut bat.
Glücklich hatte ich früher schon meine
neuntägige AmerlkafaHrt zurückgelegt.
glücklich war ich wieder nach neulich
land Zurückgekehrt, wir hatten gut Wet
tcr und gute Fahrt gehabt, dein alten
Acair wird ti Berdru bereitet haben.
daß ich ihm nicht auch huldigte und die
(ZrstlingSspclse. und rantopser dar.
brachte: da führte mich einige Jahre
später mein Psad gen Nordost in die
sinnilchcn scheren. 'Zuvor icdoch toll
tcn wir Petersburg anlaufen und die
Handelsplätze der Ostseeprovinzen
Libau, Riga, Reval. Unsere Fahrt
begann in Stettin. Preußens erstem
Eechaudclsplatz.
Die Fahrt versprach besonders intcr-
kssant zu werden: machte doch die neu.
gebaute Euronia" ihre erste Reise.
Stolz lag der machtige Bau am Boll
werk, die gelbbraunen Schornsteine
leuchteten weit hin durch die zahlreichen
Barken und Briggs, die im Hasen
lagen: mit sichtlichein Behagen blickte
der Kapitän auf die reiche Ladung, die
sich tief im Laderaum barg. Zumeist
waren es landwirthschaftliche Masdri
ncn und Gerathe. die als Ergebnisse
deutscher Industrie ihren Weg nach
Rußland nahmen.
Bom Grosztoppflaggenknopf über den
Kreuzmast weg flatterten Wimpel und
Flaggen, von leichter Brise bewegt:
Kommandobrücke. Bordeck und Kühl
waren mit Blumen und Guirlanden
geschmückt, und am Strande kamen
und gingen Hunderte von Menschen,
dem neuen Dampfe vor seiner Erst
lingsreise noch einen Abschiedsgruß zu
zurufen. Abends um 9 Uhr, so lautete die
Echifssordre. hatten wir Passagiere an
Bord zu sein, da frühmorgens um 5
Uhr die Anker gelichtet werden sollten.
So pünktlich zur Minute fanden wir
uns ein. nachdem wir uns im Luft,
dichten" die Henkersmahlzeit hatten gut
schmecken lassen. Ich sage wir". Die
drei Passagiere, die wir nachher zusani
mcn unserer Reise machten, ein kuri
scher Rittergutsbesitzer, Herr v. K.. ein
Kaufmann und meine Person, hatten
nämlich unbewußt, daß wir gleichen
Zielen zusteuerten in dem düsteren
Gambrinustempel gesessen und uns zur
Reise gestärkt. ' Natürlich Jeder für
sich, bis wir uns dann an Bord wieder
fanden. Nun war allerdings der
Zwang beseitigt und als uns der lie
bcnswürdige Kapitän Emil einlud,
während der ersten zwei Tage seine
Gäste zu sein, gebot uns gesellschaftliche
Pflicht von selbst engsten Familien
' anschluß. Gern hätten wir die einzige
mitfahrende Dame in unserem Kreise
gehabt, indessen iqar ihr Geist williger
als das Fleisch; sie kam an Bord, ruhte
die Nacht, wurde aber am nächsten
Tage, als sie in das 'Lommer'sche Haff
sah', von solcher Wassersucht" ergrif
fen, daß sie sich in ihre Gemächer zurück
begab und ihr Dasein erst wieder ver
lündctc, als ihr gemeldet wurde:
.Land!"
Dafür nahm das männliche Reise
triumvirat die Einladung des Kapitäns
um so lieber an, und während dieser,
ein alter Jndienfahrer, der mehr als
zwanzig Mal mit seinem Segler das
Kap der guten Hoffnung umsegelt
hatte, sich mit dem neuen Schiffe ver
traut machte, benutzten wir die herrliche
Maicnnacht, um unsere Ansichten über
Schifffahrt im Allgemeinen und Beson
deren zu äußern und zu verfechten.
Unsere Betrachtungen endeten schließ
lich in einer sehr ausführlichen Apolo
getik über den Hering. Unser Mer
lantilgcfährte machte" nämlich in
Heringen. Unser Beider Kenntniß dieses
Thieres beschränkte sich zumeist darauf,
daß wir seine Nützlichkeit und feine
ußcrordentlich heilwirkende Kraft ins
besondere nach dem Genuß von Bier
rühmten; nun aber wurden wir in das
ganze zoologische Mysterium eingeweiht,
lernten die verschiedenen Arten und ihre
Nährkraft kennen; erfuhren, daß der
jungfräuliche Hering ein Matjeshering
sei, ein alter Kerl und Bater unzähl
barer kleiner Heringe eine Jhle heiße,
und viele andere schöne Sachen. Das
intercffante Thema hatte unsere Gau
nicn so gekitzelt, daß mein Reise
gcnoffe sich plötzlich bintenüb.'r legte
nd verzweifelt rief: Waffer, Waffer!"
Bekanntlich ist aber gerade auf dem
Waffer nichts schwerer zu erlangen als
Wasser, und so blieb uns nichts übrig,
als unser heißes Begehren in Bier und
Wein zu stillen.
So verlief die Nacht! Die ersten
Morgcnsonnengluthen sahen uns noch
bei seucht-fröhlicher Arbeit, wir schau
ten hinaus auf die See das Meer
erglänzte weit hinaus doch halt,
keine elegische Stimmung! Wir lagen
noch fest verankert, erst gegen 4 Uhr
regte es sich an Bord; unser Kapitän
war aber nicht zu sprechen für uns. er
hatte eine große Aufgabe vor: die Re
gulirung der Kompasse; Peil und
Steuerkompaß sind das Herz des
Schiffes. Wißbegierig schauten wir ihm
von ferne zu. ohne zu erfahren, wann
die Rcgulirung beendet sei. Da ertönte
plötzlich kraftig Kommando:
Stopp! 2temborö recht-!" Lang,
sam vorwärts!" Tie Schraube peitschte
den zischenden Schai!! ur.d langsam
glitt die Euronia' ubcr das Waffer
hinaus in das Haff. In stiller Be
trachtung sahen wir dem majestätischen
Schauspiel zu. dami faßten wir uns
und wünschten dem Schicr glückliche
Fahrt.'
Ein Dankcsivort aus fröhlich lächeln
dem Munde, ein kräftiger Handcdruck
von einer schweren Seemannsfaust, ein
aufathmcndcs Gott sei Dank" und
dann eine Einladung: Nun, meine
Herren, ein Glas Sekt zur Feier!"
Die Tauffeier wahrte etwas lange,
aber nichts störte ja; die Curonia"
fuhr richtigen Kurs. Erst in der zwei
ten Nacht incrktc unser Schiffer, wir be
fanden uns unmittelbar vor Bornholm.
Doch das ficht einen alten Seebären
nicht an. nur war Zeit verloren. Neben
dem Kompaß trat jetzt das Loth in An
Wendung und es wurde ununterbrochen
gefühlt". Endlich wa'.en wir wieder
im richtigen Fahrwai,er. aber das schöne
Wetter wich einem starken Nebel. Zwei
Tage und zwei Nachte fuhren wir nur
mit halber Kraft und auch diese wurde
noch verringert. Sonnabend Morgen
hatten wir die Anker gelichtet, späte
stens am Montag Nachmittag hätten
wir die erste Reisestation, Rußlands
bedeutenden Hafenplatz Llbau, erreichen
muffen; schon glaubten wir das Ziel zu
gewinnen, die -onne kroch ein wenig
durch den Nebel, in dunklen Umrissen
konnte man den Lcuchtthurm, die Mo-
len und die an der Düne lich hinziehen
den Häuser erblicken, dann aber stieg
der Nebel dichter und dichter und ein
undurchdringlicher Schleier umhüllte
uns. Tie Lichter wurden aufgesetzt
und bei der drohenden Gefahr, auf eine
der Sandbänke, welche vor der Küste
liegen, geworfen zu werden, ließ der
nun doch besorgt gewordene Schiffer
stoppen". Laut rasselte der Anker aus
den Kettenklüsen zu Grund und ein be
ängstigendes Gefühl legte sich auf unsere
Gcmüther. Die fröhliche Heiterkeit
machte elnem ernsten Tone Platz, und
als der Kapitän seinen Südwester an
legte und sich am Steuer festbinden
ließ, ahnten wir die ganze Gefahr, der
wir ausgesetzt waren. Mehrmals hatte
er uns aufgefordert, in die Kajüten zu
gehen, aber endlich gab er unseren Bor
stellungen nach und ließ uns an Deck.
Lautlos gingen ivir vom Pordeck nach
dem Achterdeck und wieder zurück, dann
näherten wir uns der Kommandobrücke
und blieben hier sitzen, um den weiteren
Gang der Dinge z beobachten. Es
sollte unser Aller Glück und Rettung
sein!
Die verankerte Euronia" drehte sich
inzwischen im Kreise, die Wellen peitsch
ten mit kurzem, knackendem Ruck an
Planken und, Spanten und mun
empfand, daß die von Nettelbeck seiner,
zeit einmal verächtlich Entenpfiitze"
getaufte Ostsee wegen ihres kurzen Wel
Anschlages doch ein ganz gefährliches
Gewässer ist. Unser Kapitän war sich
der Gefahr und seiner schwierigen Auf
gäbe voll bewußt; kein Wort kam über
seine Lippen, die Hand lag fest an der
Kurbel, sein Auge sah in das undurch
dringliche Dunkel. Bo verging Stunde
auf Stunde, es kam die Nacht und wie
der der Tag. Kein Laut war vcrnehm-
bar; nur hin und wieder wurde ein
kleines Fischerboot tief unter uns vor
beigejagt, ein Zufall, wenn die Jr.sas
fen wieder die Küste erreichten.
Stumm saßen wir Zwei in der Nähe
des Kapitäns, eingehüllt in Decken und
Tücher, um uns vor dem Meilüftcrl"
zu schützen. Unsere Mahlzeiten nahmen
wir uns aus dem Speiseraum mit an
Bord; wir wären um nichts in der
Welt zu bewegen gewesen, hinabzu-
gehen. Der Dienstag ging zur Neige,
die Nacht brach an und keine Aussicht,
daß sich der Nebel zertheilen würde.
Die Lage wurde noch unheimlicher,
denn unser alter Schiffer ließ die un
heimliche Sirene ertönen. Wenn etwas
geeignet ist, keine Betorgniß aufkommen
zu laffen und die Angst von dem Ge
muthern zu nehmen, dann ist es dieses
Schiffssignal. Nach Secmannsbrauch
und Borschrift muß die Sirene, in
Zwischenräumen von 30 Sekunden ih
ren ncrvencrschüttcrnden Pfiff ertönen
lassen. Unser Kapitän behielt die
Schnur in der linken Hand und vor
schriftsmüßig ging der Ton hinaus in
das All. Nach und nach verlängerten
sich die Zwischenräume von einem zum
anderen Pfiff, aber die ganze Nacht hin
durch bis zum frühen Morgen heulte
und brüllte es.
Es war Morgens gegen 4 Uhr.
Meines Reisegefährten bemächtigte sich
plötzlich eine fieberhafte Erregung. Un
ruhig richtete er das Ohr nach einer
bestimmten Richtung, der auch dann
das Auge folgte, dann wieder sah er
zum Kapitän hinüber, der ihn ebenso
fragend anblickte.
Kapitän, haben Sie nichts gehört?"
Ja, haben Sie etwas gehört? Mir
war's auch so!"
Minutenlange Stille, die zur Ewig
kcit wurde.
Gewiß, Kapktän! Tort dort," und
damit wies er nach einer bestimmten
Richtung hin.
Unser Kapitän lugte aus, aber ehe er
noch sprach und sich äußerte, gab er das
Kommando: Anker hoch!"
Tie Schiffsmannschaft stürzte an den
Ankerkrahn und langsam stieg der Anker
hoch. Dann richteten sich Aller Blicke
auf den Kapitän, der ununterbrochen
die -ircne ertönen ließ.
Herr v. K. hatte inzwischen weiter
beobachtet, seine Unruhe wuchs, haniq
warf er die Decke von sieb , fetzte das
Fernglas an's Auge und rief dem Ka
pitan hastig zu:
.Achtung! Kapitän! Wir sind vor
loren! Schiff in der Nabe!"
Wo ? Wo ("
Tort! dort!" so riefen die Stimmen
durcheinander: dann schwiegen Beide,
die Besorgnis; ladmte ihre Zunge, aber
der alte Cskindienfakrer blieb beson
nen, für den Augenblick tonnte er wohl
zweifeln, dann kam die Kaltblütigkeit
wieder.
Tort! dort! Sehen Sie nicht den
schwarzen Punkt?"
Backbord lints!" und mit elenien
tarer Wucht. Ruder hart gelegt, flog
die Oiinrnia" herum.
Einige Minuten später und der fite
gende Holländer" hätte uns in der
Flanke gepackt und mitten durchgeschnit
ten.
Tie Wellen schäumten hoch auf: aus
dem dichten Nebel löste sich ein dnnkler
scharzer Punkt und steuerdordseits hart
an suhr, schwer schlagend, ein mächtiger
Tampfer. zweimal o gross wie die
Euronia". Schneller, als ich es zu
schildern vermag, rauschte er an uns
vorbei, aber wir hatten doch Zeit, feine
Nationalität zu ertennen, am Heck trug
er den niederländischen gehonten Löwen
der Dynastie Naffau im blauen, mit
goldenen Schindeln bestreuten Felde.
Tie Gefahr war vorüber, erleichtert
athmete Alles auf. Selbstverständlich
drehte sich unsere fernere Unterhaltung
um unsere wunderbare Rettung, für die
der Kapitän offenherzig seinem Passa
gier dankte. Hütte er ihn nicht darauf
aufmerksam gemacht, daß er neben der
Sirene der Euronia" eine andere höre
eine Beobachtung, die bei der von
einer halben zu einer Minute erfolgen
den Wiedergabe nur zu leicht eine Tüu
schung hervorrufen kann , so wären
wir unrettbar verloren gewesen. Man
würde von dem fremden Schiffe wohl
kaum je etwas gehört haben. Wenig
stens ist es unseren gemeinsamen Be
strebungen, als wir seinerzeit unsere
Fahrt beendet hatten, trotz inonate
langen Suchens in allen Zeitungen und
Schiffsnachrichten nicht möglich gewe
sen, den Namen des großen Unbetann
ten" zu erfahren. Er war gleich uns
im Nebel verschlagen worden.
Tie Euronia" freilich mit ihrem
lebenden iind todten Inventar hatte
man schon vermißt, und zwischen Stet-
tin und ihren Hafenplätzen hatte der
Telegraph eifrig gespielt. Statt ;
stündlger Fahrt liefen wir endlich am
Tonnerstag Morgen 0 Uhr nach 100
stündiger Fahrt im Hafen von Libau
an. Die uns zugedachten Ovationen
mußten wir als geschehen annehmen,
man hatte uns eine Musikflotille entge
gengesandt am Montag Abend, die aber
nebst den übrigen Lustbooten unverrich.
teter Sache wieder einfahren mußten.
Da man die Euronia" allen Ernstes
verloren glaubte, unterließ man diese
musikalische Reprise. Die Bürgerschaft
aber freute sich lebhast unserer Rettung
und feierte uns wie kleine Nansens",
die Rheder freuten sich noch lebhafter,
am meisten aber der Kapitän und die
Bersicherungsgesellschaften.
Eine Tragödie der wüste
Von Udo Brachvogel.
Die nachstehende Geschickte ist .,wabr".
Daß sie es ist, ist das Entsetzliche an
ihr. Das Bersöhnliche daran ist, daß
sie sich so nur vor 25 Jahren ereignen
konnte. .
Ein heißer, wolkenloser Sommertag.
Aus einem aann Abarund tief-
blauen Azures strömt die grimmige
Sonne ibre alles versengenden und
Bündeln uud Garben auf die Wüste
von Süd-Arizona aus. Kein Hauch,
kein leisestes Reaen in der Lust. Kein
Grün, kein ärmlichstes Lebeu aus der
Erde. In der pohe alles erstickend, in
der Tiefe alles erstickt.
Jetzt erscheint auf dem Kamm der
nach Westen zu den Horizont abschlie
ßenden, wie gelbliches Silber flimmern
den Sanddüne eine Gruppe. Sie
kommt näher. Männer auf.Pferden,
Männer, ihre Pferde hinter sich am
Zaum herziehend, voran eine Hand
voll Männer zu Fuß.
Indianer, etwa 20 bis 23 an der
Zahl.
In der Mitte der den Zug zu Fuß
eröffnenden Gruppe befindet sich ein
Weißer.
Die Rothhäute man möchte sie die
rothen Teufel nennen sehen fürchter.
lich in ihren rothen Farben aus. Ob
gleich ihre Gesichter unter den sie kreuz
und quer bedeckenden Streifen und
Klexen von Roth und Grün etwas
Starres. Uebewegliches haben, sind es
doch die Gesichter von menschlichen
Wolfe,:. Und wer hinter dieser Unbe
Möglichkeit lauert und sich zum Sprung
rüstet, ist die lechzende Erwartung der
schlimmsten, weil- wie bei einem Thier
zur inftinktiv-abgeklärten Methode ge
wordenen Grausamkeit.
Frische Skalpe hängen von dem
Gürtel zweier oder dreier von ihnen
herunter.
Der weiße Mann trägt die staub
bedeckte, zerriffene Uniform eines Ofsi
ziers' der Ber. Staaten-Armee, eines
Kapitäns.
Seine Arme sind weit hinter dem
Rücken zurückgezogen. Und dort wie
der an den Ellbogen mit Lederriemen
zusamniknaeschnürt. die scharf in Z
Fleisch schneiden.
Um den Hals liegt ihm eine ?ueea
Hansscklinge. wie einem Thier. Einer
der Indianer halt das Ende derselben
Tes weißen Mannes (esicht ist mit
Blut bedeckt. Es ist bereits ausgetrock
net. Nur in der Mitte der geronnenen
braunen Kruste befindet sich ein frisch
quellendes rothes Rinnsel. Es erhalt
seine rieselnde Nahrung aus einer drei
ten Kopswunde, deren dickste Tropfen
auf den gelben Boden niederfallen, wo
sie im ersten Augenblick wie rothe
Fläminchen aufleuchten, um schon im
nächsten zu erloschen.
Ein Ruck an der Schlinge, und der
weiße Mann hält in feinem erschöpften
Gange es war mehr ein Borantau
mein als ein Bornaachen iimc.
Wie erschöpft r auch ist. die Muskeln
seines Gesichts find straff angezogen,
die Zahne fest übereinander gebissen
Sie kalten auf dein ebenen Grunde
einer weiten, inuldenartigen Bertiefung
in der Pfad und spurenlosen Wüste.
Bier Holzpflöcke werden in den
Grund getrieben. Lange Pflöcke, die
oben schließlich nur zwei Fuß aus dem
Sande herausstchen, svdaß sie ein
Odlong bilden.
Ein Oblonq acht bei vier Fuß.
Jetzt werden des Gefangenen Arme
aufgebunden. -ie fallen, als gehörten
sie gar nicht zu seinem Körper, wie
todt an den beiden Seiten desselben
herunter. Im nächsten Augenblick ist
er gepackt und der Länge des Oblongs
nach zwischen die vier Holzpflöcke mit
dem Rücken auf den Boden gelegt
Arm und Bein erst so gestreckt, daß
iedes auf den nächsten Holzpflock weist
werden jetzt mit Riemen an dein nach-
sten Pflock be e stiqt.
Und nun wird jeder dieier Riemen
angezogen, o sest und so stramm an
gezogen, bis er nicht fester angezogen
werden kann, und bis der Mann, ein
schiefes menschliches Kreuz, so fest da-
liegt, daß er. mit Ausnahme des Kopfes,
auch nicht den geringsten Theil seines
Körpers rühren kann. Ein mensch-
liches Kreuz, aus dessen schutzlosem
Kopf zwei Augen in die Höhe empor
starren, von der nicht blos eine Sonne,
sondern ein ganzes Firmament von
Sonnen ganze Höllen von Gluthen
herniederregnen läßt!
Nun wird ein Stück Leinwand wie
eine Decke über vier Holzpflöcke ge-
spannt und sorglich an ihnen befestigt.
Um den Mann zu beschützen?
Geduld!
Tie Indianer beugten sich nieder und
schöpfen mit den hohlen Händen von
dem feinen trockenen Sande in die Decke,
welche sich unter dieser Last mehr und
mehr nach unten zu ausbaucht gerade
über dem Gesicht des Mannes am tiefsten
ausbaucht.
Und nun zieht einer sein Messer aus
dem Gürtel und kriecht mit demselben
in der Hand unter die 'hinunter
bauchende Decke zu dem Gefangenen.
Jetzt hat die Messerspitze ein kleines,
ganz kleines Loch in die Decke gemacht
gerade groß genug, um immer ein
paar Sandkörner auf einmal durchrin
nen zu laffen und gerade dort, wo
die Sandlast in der Decke am tiefsten
herunterhängt, gerade in des Mannes
Gesicht hineinhängt.
Um dem Manne Luft zu machen?
Geduld! Der Indianer, der es gethan,
ist jetzt unter der Decke wieder hervorge
krochen. Nun erhebt er sich ohne Eile,
ohne einen Blick auf sein Werk oder sein
Opfer zuwerfen, verschwindet er ge
rüuschlos über den Rücken der nächsten
Sanddüne. Tie Anderen folgen ihm
ebenso geräuschlos. Auch nicht der
leiseste Zweifel, nicht die leiseste Frage,
ob es gelungen, spricht aus ihren Mie
nen. Sie wissen, es ist gelungen und
entfernen sich lautlos dem Führer nach.
Nur die beiden Wüstengeier beginnen
mit weiteren Jlügelschlügen, um etwas
niedriger zu flügen.
Der Mann liegt unter der Decke mit
einem aufwärts gerichteten Gesicht, ge
rade unter dem zu rinnen beginnenden
Sande.
Er hat die ersten ihm auf das Gesicht
fallenden Körner mit einer Kopfbe
wegung abgeschüttelt.
Er denkt an seine Frau daheim.
Seine geliebte, junge Frau.
Sandkorn füllt um Sandkorn.
Wieder schüttelt er die Körner ab.
Nun denkt er an seine Kinder. Es
sind ihrer zwei. Das jüngste ist eben
drei Jahre geworden.
Mehr und mehr Sand fällt.
Er wirft den Kopf abwehrend und
abschüttelnd hin und her.
Und nun denkt er an den Ueberfall
von heute früh. Wie die rothen Teufel
auf einmal, und als es am wenigsten
zu vermuthen war, wie aus dem
Wüstensande emporwachsend, um sie
herum waren, und wie er, der Letzte
hinter seinen Leuten, eben gleich diesen
zur unvermeidlichen Flucht ausholend,
den Schlag auf den Kopf erhielt, der
ihn vom Pferde riß: und wie er mit
schwindendem Bewußtsein in einer blen
denden Bision von rothen und weißen
Streifen mit einem ganzen Himmel voll
Sterne darüber zurücksank.
Leise und langsam rinnt der Sand
und so gleichmäßig, als ob die Parzen
selber die einzelnen Körner abzählten.
Zwei seiner Leute, die gleich ihm in
einer Stunde das Fort erreicht zu haben
hofften, hat er während des Ueberfalls
todt von den Pferden fallen sehen oh,
wie er sie beneidet!
Tie Fliegen, das einzige, aber um
so intensivere Leben der Wüste, haben
den Weg unter die Decke, auf sein Ge
stcht gesunden. Sie gesellen sich mit
ihren seinen, kitzelnden Beinen zu dem
salleliden Sande und vermehren seine
Ovalen.
Schon werden die Bewegungen sei
nes Kopfe? schwächer. Schn bat der
von seinem Gesicht abgeschüttelte und
herunterrinnende. sich zi: beiden Seiten
desselben aushüusende Sand die Ohren
erreicht.
Mechanisch rollt, schiebt und zuckt er
mit dem Kopf. schnaubt, zittert und
zuckt er mit den Nüstern, den Lippen
den Augenlidern und den StirnmuS
kein. An feinen Hand und Fußban
den zu rucken und zu reißen, bat er
langst aufgegeben.
Jetzt geht der Sand über feine Ohre
hinweg.
Tie Sandanhäufung auf beiden
Seiten des Kopfe? ist so hoch, daß er
ihn kaum noch dazwischen bewegen
kann. Zwei Kiffen, weich wie Flaun,
und unerbittlich, nachgiebig zugleich
wie Granit.
Schon haben seine mechanisch iam
pfenden. auf und nieder zuckenden, hin
und herflatternden Lippen und Nüstern
die größte Schwierigkeit, das gelbe
Mord Gerinne von Mund und Nase
fortzuhalten.
Nun wird sein Kopf unbeweglich.
Ter Sand bedeckt den Hals.
Bald hat er die Seitenwinkel der
Augen erreicht.
Tie Fliegen mache sich die noch freien
-teilen der geronnenen Blulfläcke mit
dem noch halb feuchten Wundrinnsel
darin streitig.
Keine Kopfbewegung mehr. Kaum
noch ein verlorenes Flickern und Flackern
der Stirne und GesichtSmuskeln.
Jetzt verschwindet mit einem letzten
krampfhasten Jrruchtaufzucken der np
peil der Mund unter dem sich leise, mit
fast zärtlicher Weichheit über alles fort
schiebenden Sande.
Jetzt hat er die Nasenlöcher erreicht,
letzt füllt er sie aus, und letzt
jetzt ist das qanze edel geschnittene.
trotzige Gesicht wie in einen einzigen
gelben andabquß gehüllt.
Und immer noch tnckelt und dribbelt
der and. und schon ist' auch die letzt
erkennbare Kontur aus dem Sandhau
fen verschwunden, welcher rund und
weich, wie ein von liebender Mutter-
Hand glatt gestrichener Schlummerpfühl
nur noch ein paar Haarbreiten weiter
zu wachsen hat, bis er zu der Höhe der
Decke emporgewachsen sein und die kleine
mörderische Oeffnunq erreicht und ver
schloffen haben wird, welche das Meffer
des Apache-HäuptlingZ dort so kunst
voll und fein angebracht hat.
Die junge, schöne Kapltänsfrau da
heim im Osten erzählt ihren aushorchen
den Kindern von Pa's" Heldenthaten
als Jndianer-Fighter". Sie hat keine
bec, daß sie Wittwe ist, und daß ihr
stolzer Jndianerkärnpfer" für immer
ausgekämpft hat, und wie ausge
kämpft hat, da draußen im Wüsten
fand von Arizona!
?in ergötzlicher Vorfall am Bahn
Hofsschalter.
Folgender Vorfall ereignete sich vor
iirzern an dem Bahnhofsschalter in
Horde: Kommt da ein Mann vom
Lande zum Bahnhof und verlangt mit
olgenden Worten eme Fahrkarte:
Ä: He, ein Bullet!
B: Wohin?
A: Dat sind mine Saken.
B: Nun, Sie müffen mir doch sa
gen, wo te hinsayren wollen:
A: Ja, dat wör schön, leben ob die
Nase binnen, wo eck henföhren wull!
Vollst Tu mi kein Bullet gewen?
B: Nein, erst sagen Sie mir qesäl
ligst. wohin, sonst kann ich Ihnen kein
Billet geben.
A: Donnerloh, dann beholl Dien
Bullet, dann go eck to Faute.
Sprach s und ging zu Fun von des
Abends 10 bis des anderen Morgens
um 5 Uhr, ehe er in feinem HeimatS
örtchen ankam.
Ächt Wie ist'S möglich da:
Ter Fürstlich Leininqen'sche Biblio-
thetar Dr. Krebs hat den Urtert des
Thüringer Bolksliedes ..Ach! wie ist's
möglich dann" gefunden, und zwar in
einer Liederhaiidschrift der Straßburger
Universitätsbibliothek. Diese Hand-
christ tragt den Titel: Weltliche
Lieder, nach Belieben in dem Register
aufzusuchen, 1709". Abweichend von
dem jetzt gesungenen Text lautet die
erste Strophe in dem Urtert:
Wie ist's möglich dann,
daß ich dich laffen kann!
hab dich von herzen lieb,
das glaub du mir.
Du hast das herze mein,
so sehr genommen ein,
daß ich kein andern,
mehr lieben kann so sehr."
Annonce.
Drei flinke Schreiber werden zum
Abschreiben meiner Zcugniffe auf einige
Tage gesucht. Amalie Maicr, Köchin.
Selbsterkenntnis.
Ta ha! irgend ein SchafSkopf feinen
Hut dagelaffen statt meinem und merk
würdigerweise mir paßt er ganz
genau."
$jljrtt
Tame (bei Tisch): Aber ich weide
doch nickt den Ehrenplatz an der Tafel
einnehmen?"
Hausherr: Wo immer Sie sitzen,
meine Gnadigste, dort ist der Eliten v
platz!" r
!l,n (nie Antwort ich! perle!!.
Käuferin: Tie Fische sind, wie ich
sebe. todt!"
Berkauscrin: Naturlich! Die Gna
dige kaust doch das Rindfleisch auch
nich, lcdendig!"
Gut erklärt.
Söhnchen: Papa, was ist das, das
chwert des TamokleS?"
Papa: So ungefähr dasselbe, wie
das Ei des Eoluindus."
rchmeiiellurt.
Friseur iznm Lchrjungcn. der eine,
Kunden die Haare schneidet): Wie
hast Tu denn schon wieder die Haare
geschnitten. Tu Lümmel! Der Herr
schaut jetzt ans wie ein geschorenes
Schaaf!"
ssioichiiieichelt.
Dame (aus einem Farmbofe):
..Welch' herrliches Rindvieh!"
Farmer: ..Sehr schmcichelhast. Ma
dame, aber kein Wunder, denn ich bin
ja unter dem Rindvieh sozusagen auf
gewachsen!"
Aufklärliiig.
Gattin: Da liest man und Hort
man immer von moderner Frauen
bcwegung." Was mag denn eigentlich
darunter verstanden werden?"
Gälte: Nichts Anderes als Raofah.
ren."
Treffend.
Neffe (zu feinem Freunde): Tu hast
keinen Begriff, was für scharfe Bcmer
kungcn meine Tante stets auf meine
bittenden, höflichen Briefe hat!"
Freund: Ja, mein Lieber, eine
ausgequetschte Eitrone wird steis etwas,
scharf sein!"
Gultt tllittel.
EminilfniermiHi- Urr
' ' f ' 7
ncte Gesundheit hat meine Frau nur
meinem yausarzt zu verbanten!"
B: So ist der, o geschickt"
Kommcrzienratli: ..Nein, aber fn
grob, daß meine Frau sich nicht traut,
krank zu werden!"
lNisjtrauisch.
Hkirathsvermittlcr: .. . .50.000 Mark
ist eine schöne Mitgift! Hier ist die
Photographie der Tarne!"
eirathslustiger (erschrocken über die
große Häßlichkeit): Tas Bild ist doch
hoffentlich nicht auch v och geschmeichelt!'
Rinöliche Naivität.
Lehrerin (die den Kindern vom
Dornröschen" enüblt): ..Womit bat
also der Prinz das Tornröscben auf
geweckt? Was gab er dem Dornrös
chcn? (Mariechen schweigt.) Nun.
Mariechen, er gab ihm doch dasselbe,
womit Dich Morgens Deine Mutt
beim Erwachen begrüßt! .. Was gab
er ihm also?
Manechen: ..Einen Löffel Leber.
thrän!"
Line ungeratkene Tochter.
Barbier: ..... Was für ein Unglück
ich mit meiner Emma hab'! Verliebt
sich das Mädchen in einen Menschen der
9 r: i r . k" . ...
sieg selvsi raffn:
perhängniszvoll zitirt.
Sie: Erinnern Sie sich nicht der
schönen Stelle aus Scbiller's Gfnif? "
Herr Müller, wo das Walten der Haus
srau ,o unuoerireffiicy geschildert wird?"
..Natürlich. anädiae?kran. aamMri,
lich: Wehe, wenn sie losgelassen!"
Immer Lolöit.
Wissen Herr Lieutenant schon. Ge
Heimraths Jüngste hat sich verheira
thet'tt" -chneldlges Mädel sechs
Bordermüdchen übersprungen."
Der kauf der Welt.
Kolporteur: Ich hab' hier ein wun
derschönes Eonverfationslexikon."
Herr Schlaumeier: Ich brauch'
keins!"
Kolporteur: Aber, ich bitt' Sie.
jeder Mensch gebraucht ein Eonversa
tionsLerikon. Wie, in aller Welt,
wollen Sie z. B. ausfinden, wie viel
Einwohner Madagaskar bat, oder die
Entfernung des Mondes von der Erde,
oder das Datum der ersten Kabel-legung?"
Herr Schlaumeier: Da schreib' ich
an den Briefkasten" irqend einer Zei
tung. Denken Sie. ich bin ein Esel?"
Und er schmiß ihn hinaus.
Widerspruch.
Logiswirthin (Besitzerin eines Hau
scs. in dessen Erker ein armer Student
wohnt): Haben Sie schon den Kaffee
erkalten?"
Student: Ihr Fräulein Tochter bat
sich herabgelassen, zu mir hcraufzu
kommen."
Kühne Bebaiiptuiig.
(Kathcderblüthe.) ., . . So ist begrün
dete Aussicht vorhanden, daß uns wei
tcre Bcroollkommnungen der Teleskope
schließlich auch die ungezählte Millionen
von Meilen entfernten Himmelskörper
in greifbare Nahe rücken werden."
Zminer Zuritt.
Zldvokat: Tu scheinst gar nicht ,u
hören, was ich sage. Einilie?"
Braut: Berzeih. lieber Otto, ich
war eben in Gedanken ganz wo anders. "
Advokat: eo? Tann weise mir
Dein Alibi nach!"
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