Der ÄMliagSM Jahrgang 10. Beilage zum Nebraska 2taats-Anzeiger. Ro. 42. Per iyrr prcfen'cr. VuiHOfoSff von i'i ü u in i 1 : a u 4' b 1 1 i f t Uifin freund. Armand Fürstcnau. Professor der Archäologie an der hilft' gen Universität, ist ganz ctewife dkr zer strcutestk Mensch von der Welt. Obgleich tti kurze Zeit und hchr glücklich verheiratket, hatte er eine auf mehrere Jahre geplante Forschungsreise in das Innere Asiens unternommen. Eine Tages erhielt ich folgende Te pcsche: Bin zurück. Erwarte Tich so fort Hotel kontinental. Armand jiir stenau." Meine Freude, den an und für sich außerordentlich braven Menschen wieder in meiner Nahe zu wissen, war so groß, dak ich zunächst gar nicht dazu kam. mich darüber zu wundern, weshalb er eigentlich im Hotel und nicht in seiner gemüthlichen Privatwohnung. Biilo strafte, abgestiegen sei. Ich also mit 2i?indksschnclle hin ins Hotel kontinental. Als ich in das beim Portier erfragte Zimmer Armands hineinstürze, den so lange entbehrten Freund z umarmen, bietet sich mir ein nicht zu beschreibender Anblick. Um den hohen Llchkragcn seines schneeigen, steifgestarklcn Oberhemdes sucht der Professor ein Paar seidene UntcrbeinI leider in einen kunstvollen Knoten zu schlingen. Ich mußte trotz der auwallcndcn Wiedersehensrührung, laut loölachcn. Mensch, was giebst Tu denn an !" Ach ja weißt Tu ich werde mit meiner Cravatte nicht fertig sei doch so gut und hilf mir ein wenig, . . " Nur mit Mühe überzeugte ich ihn. daß eine Unterhose sonst zwar ein sehr nützliches Requisit, .als Cravatte aber dennoch wenig geeignet sei Armands Kopf' und Barthaar wachte in feiner geradezu einficdlcrhaften Länge ganz den' Eindruck, als hätte er es sich in den zwei Jahren seiner Abwesenheit niemals auf die übliche kulturelle Länge zurcchtstüdcn lassen. Ich fragte ihn. Stimmt, mein Junge," giebt er zurück, ich hatte nämlich gleich nach eU ner Ankunft in Hongkong das Pech, mein Portemonnaie, in dem die Abonnc mentskarte für Rasiren, Frisircn und Haarschneidcn steckte, auf einem Abend spaziergange zu verlieren." Geben denn in China, das doch sonst noch so weit zurück ist. die Barbiere auch schon Abonncmcntskarten aus?" fragte ich erstaunt. Siehst Tu. das hab' ich auf meiner Studienreise festzustellen vergessen!" Von welcher Abonnementskarte re best Du denn eigentlich ?" Von dcr meines Friseurs in der Vülowstrasze zu Berlin natürlich." Bald danach suchte ich zu erforschen, weshalb er im Hotel und nicht in seiner Wohnung abgestiegen sei. Seine Frau verzehre sich doch gewiß in Sehnsucht nach ihm. Aber Mensch," giebt er zurück, was redest Du denn zusammen? Meine Elfe und ich haben doch unser Domizil in Berlin!" Da befindest Du Dich doch auch ge genwärtiq!" Maas?" Die Stadtbahn rasselt an den Fen ftern des Hotels vorüber. Wahrhaftig Und ich dachte, ich wärein London Aber Tu hast ja recht In London führt ja die Stadt- bahn unterirdisch " Nach diesen Präliminarien hielt ich es für nothwendig, meinen Freund Ar mand, nachdem ich ihn dcr Schecre und dem Messer eines Barbiers anvertraut, selbst in seine Wohnung zu geleiten. . . Einige Zeit danach hat Frau Elfe Fürstcnau ihren Geburtstag. Da sie alle die Tage seit dcr Rückkehr ihres Gatten durch dcsicn Zerstreutheit sehr viel zu leiden gehabt, so will Armand, der seinen Fehler einsieht, ihr eine rei zende Uebcrraschung bereiten, für deren Ausführung er jegliche Konfusion ab legen muß. 'Am Abend vor dem Festtage beginnt Elfe: Wollen wir denn nicht zu mor gen ein paar Bekannte zu uns bitten ? Du weißt, ich pflege seit meiner Mäd chcnzcit meinen Gcburstag stets im trauten Kreise bei einer fröhlichen Feier zu begehen " Armand spielt den Verlegenen. Gott ja wenn Tu absolut willst, Schah- chcn aber ich muß Dir gestehen, ich kann nur gegenwärtig aus gcsellschaft lichcm Trubel absolut nichts machen. Du würdest mir wirklich einen Gefallen thun, wenn Tu Tich dazu entschließen möchtest, den morgigen Tag mit mir ganz entre nous zu verleben." Was soll Elfe erwidern? Heißen Groll im Herzen, äußerlich kaum merk lieh verstimmt, giebt sie ihre Einwil ligung. Der Morgen des Festtages bricht an. Des Geburtstagskindes Schmerz ist seit gestern schon wesentlich gemildert und verfliegt nun ganz vor dcr Pracht dcr Geschenke, die Armand im kleinen Salon unter einem reizenden Arrangc went von kostbaren Blumen und Blatt pflanzen aufgebaut hat. Auch sonst betragt er sich so lieb und vernünftig wie selten einmal .... Er ist vom Schei tel bis zur Sohle tadellos und ohne Fehler, wie der normalste Kavalier gc kleidet, er spricht eine ebenso fachliche wie zärtliche Gratulation und nimmt heute auch das Morgcnfrühstück wie jeder andcre Sterbliche ein. Weder gießt er die Milch in die silberne Zucker schale, noch den' Kaffee auf seinen schwarzen Anzug. Schwarz ist für Herrcnklcidung Elscs Lieblingsfarbe. Endlich nimmt Armand zärtlichen Abschied. Er hat in der Universität zwei Kollege zu lesen. Der Andrang zu diesen ist, seitdem er die asiatische Forschungsreise unternommen hat, ein ganz gewaltiger In der Freistunde, die zwischen dcr ersten und zweiten Vorlesung liegt, eilt der Professor in sein im Universitäts gedäude bclegencs Bureauzimmcr und entnimmt seinem Schreibtisch mehr als ein Tugend Einladungskarten, auf dc ren jede er gestern schon etwa Folgendes geschrieben hat: Lieber Freund! Liebe Freundin!) Ich würde glücklich sein. Sie Incbst Frau Gemahlin. . ..nebst Fräulein Tochter) heute Abend gegen sieben Uhr zu einem Löffel Suppe bei mir zu sehen. Tic späte Einladung hat ihren Grund in einer geplanten Uebcrraschung Bestimmt auf Ihr liebenswürdiges Erscheinen rechnend, begrüßt Sie herzlich Ihr Armand Fürsten." Jede dieser Karten prüft der Professor noch einmal sorfältigst ihrem ganzen Wortlaut nach. Dann steckt er die Billets in vornehme, mit seinem Mono gramin verzierte Eouverts, versieht diese unter Zuhilfenahme des neuesten Adrcß buchcs mit genauesten Adressen, beklebt jedes mit drci Zchnpfennigmarken und schreibt obenauf mit Blaustift (zweimal unterstrichen) gewissenhaft das Wort Rohrpost". " Nun läutet er seinem Famulus ihm die Billets zur Bcför deruiig zu übergeben. ' Nachdem er auch sein zweites Kolleg hinter sich hat, eilt er zu einem dcr er stcn Traitcurc und bestellt ein Abends acht Uhr abzulieferndes Diner zu sechs Gängen für etwa zwanzig Personen. Er beauftragte den Spcisewirth ferner, für vollständiges Tischzeug, Bestecke und Blumenarrangements Sorge zu tragen. Da ich meine Gäste gegen sieben er warte," setzte er hinzu, so haben Sie vielleicht die Güte, die Tafel im Speise zimmer meines Hauses um sechs Uhr decken und möglichst prächtig dekoriren zu lassen. Meine Gattin liebt das. Ich werde um diese Zeit mit ihr abwe send fein, aber zuvor meine beiden Dienstmädchen in den Plan einweihen . . . .Und die Speisen senden Sie dann um acht." Sehr wohl. HcrrProfcssor!" dienert der Traiteur schmunzelnd und Hände reibend. Vergessen Sie auch ja nicht, mir zwei Leute für die Bedienung während des Essens mitzuschicken." Armand bewundert sich selbst Wie großartig er heute seine sämmt lichcn Gedanken zusammen hat An alles denkt er, nichts vergißt er . . . Nun geht er zu einem Wcinhändler, bestellt zu dem auserlesenen Menu die nöthigen Mosel-, Rhein- und Roth weine den Sekt (Moet et Chan don, cremant rose) nicht zu ver gcsscn. Naclj dcm mit seiner Else ganz en deux eingenommenen Mittagessen sucht er die Köchin auf dem Korridor zu attrapiren und vertraut ihr sein Ge hcimniß an. Ach. wie reizend. Herr Professor wie werden gnädige Frau sich über diese herrliche Ucberraschung freuen aber Herr Professor müßten so gut sein, uns den Wäschcschrankschlüsscl der gnädigen Frau zu vcrschaffen, damit wir die Gedecke und Servietten " Ist nicht nöthig. Lucie der Traitnir schickt alles um sechs Uhr her" Wie umsichtig dcr Herr Professor auch in .... " Vergessen Sie ja nicht, etwa um halb sieben Uhr in allen Räumen das elektrische Licht aufzudrehen " un terbricht Armand die völlig gerührte Küchenfee. v Nein, ganz gewiß nicht, Herr Pro fessor!" Und wenn Briefe kommen, alle in m e i n Zimmer legen." Sehr wohl, Hcrr Professor!" Ich verlasse mich ganz auf Sie!" Das können dcr Herr Professor!" Eine Stunde darauf hält am Portal des Hauses eine clcgante Toppcl kalcschc ' Armand tritt in Eises Zimmer, überreicht ihr persönlich Hut und Um hang und ladet sie ritterlich ein, mit ihm eine Spazierfahrt in die Umgegend der Residenz zu machen. Tic kleine Frau ist glücklich, sie denkt schon gar nicht mehr an die fchlgcschla gene Gesellschaft, auf die sie sich doch ursprünglich so sehr gespitzt hatte In einem der lieblichen Ausflugsorte dcr Obersprce vergeht der sonnigcHcrbst- nachmittag wie im Fluge. Fast ungestüm muß Armand, da es schon spät geworden ist. zur Heimkehr mah ncn. Der Wagcn hält "wieder am Portal des Hauses in der Bülowstraße Tcr Professor wirft einen Blick nach oben alles ist in schönster Ordnung sämmtliche Fenster der von ihm be wohnten Belctage sind feenhaft erleuch tct. strahlen wieder in dem taghellen Zäubcr einer Unzahl elektrischer Glud- flammen Er lächelt Else hat das Lächeln ibrcs Watten gesehen, ihre Augen sind der Richtung seiner Blicke gefolgt ohne Worte versteht sie, was vorgeht, und noch im Wagen drückt sie ihrem liebenswürdigen und ausmerlsamen Armand einen Kuß auf die Lippen. Ter ist selig. Arm in Arm betritt das Ehepaar seine Gemächer . . .Im Spriscsaal ist die herrlich arran- girte Tafel bereits fir und fertig Tie hohe Säulenuhr schlägt cbcn halb sieben. Zu wann hast Tu denn eingeladen, Tu Lieber, Tu Süßer?" Zu sieben Uhr!" Aber da ist eS ja höchste Zeit, daß ich Toilette mache da werd' ich ja kaum noch fertig, Tu böser Schelm Tu!" Und weg ist Frau Else wie ein Strmwio. Arniand steht eine Weile und besinnt sich. Nach soviel regulürcm Denken will sich nun doch wieder die alte Kon fusion in seinem Hirne regen. Aber er kämpft die Anwandlung muthig nieder und geht in sein Schlafzimmer, um den Frack und eine weiße Kravatte anzu- legen Dann klingelt er der Köchin. Sind Briefe gekommen?" Nichts außer einigen Trucksachen, Hcrr Professor." Es ist gut!" Also sie werden alle kommen!" denkt Armand, schlingt noch das Or densband eines, ihm von irgend einem ostasiatischen Machthaber verliehenen, Elefaiitcnordcns in das Knopfloch seines Fracks und geht in den Empfangssalon hinüber. Tie Uhr schlägt sieben. Else, die heute einmal beweisen wollte, daß sich das Weibliche nicht immer ewig an zieht," tritt mit dem Glockenschlage ins Zimmer. Seltsam es ist schon längst sieben vorbei, und noch immer rollt kein Wa gen an dem Thorweg dcs Hauses vor nicht ein Wagen Frau Elfe hat lange Zeit schweigsam in einem Sessel geruht. Die Stille um sie her hat sich beklemmend auf ihre Brust, das helle Licht blendend auf ihre Augen gelegt. Eine Ahnung, daß mit den Einladungen irgend etwas nicht in Ordnung sei, hat sie beschlichcn und laßt sie nicht mehr los. Aber sie will nichts sagen, will Armand nicht der stimmen. Endlich, als der große Zeiger an der Uhr mit der Gemächlichkeit einer Schnecke schon über die IX hinausgckrochcn ist. kann sie nicht mehr an sich halten. Zu sieben hast Tu eingeladen?" wendet sie sich mit leise bebender Stimme an ihren Gatten, der, mit sei nen Gedanken schon wieder völlig in irgend ein wissenschaftliches Problem vertieft über den schweren Tcppich auf und nieder schreitet. Allerdings, mein Kind! Es ist wohl schon so weit?" Und er zieht seine Gol dcne". Gleich a ch t ist's!" stöhnt Else auf. Merkwürdig!" giebt dcr Profcssor auf's Höchste erstaunt zurück. Allerdings merkwürdig Wahr scheinlich hast Du doch wieder mit den Einladungskarten Dummheiten gc macht " Ich muß doch sehr bitten!" Wann hast Du sie abgeschickt?" Heute Vormittag, per Rohrpost!" Hin und Du hast geschrieben, zu heute ?" Selbstredend " Tie Köchin tritt ein. Verzeihen gnädige Frau .... abcr die Speisen sind gekommen, und dcr Koch, der mit da ist, sagt, die Mockturtlesuppe müßte jetzt scrvirt werden, wenn sie nicht an Aroma verlieren soll " Bestellen Sie dcm Koch, ich würde ihn schon wissen lasscn, wann es zum Auftragen Zeit ist!" fährt Else unwirsch ihre treue Dienerin an. Nachdem diese ganz verschüchtert auf den Zehenspitzen den Salon verlassen hat, kann die junge Frau sich nicht mehr beherrschen. Sie fängt bitterlich an zu schluchzen. Sage mir in aller Welt, was für einen Unsinn hast Tu nur wieder angc stellt. Armand?" Ich weiß es nicht. Elfe," giebt der ganz kleinlaut zurück. Hast Du die Billets denn selbst zur Rohrpost befördert?" Selbst? Nei.. ..ei.. ..ei. n " stottert dcr Profcssor. Wer denn?" In.... ich da fällt mir ein mein Famulus, weißt Tu ich läutete ihm und wartete abcr er kam nicht er war wohl gerade nicht da und da ging ich weg und habe die Einladungskarten wohl auf dem Schreibtisch in meinem Bureau lie gen lanen " Frau Else schluchzt herzbrechend auf, zum Gotterbarmen herzbrechend, und. ein heftiges Wort nur mit Mühe zurück drängend, eilt sie weinend aus dcm Salon, ihrem Schlafzimmer zu. Tcr Professor will ihr erst nach Abcr es fällt ihm plötzlich ein, daß Wunden in Fraucnhcrzcn crfahrungS mäßig am besten durch die Zeit geheilt werden. Und dann thut ihm mit einem Mal sein so famos zusammengestelltes Menu leid, und die herrlichen Wein marken vor allem dcr MoH et Chaiulon (cruinant rosfy . . . .er be giebt sich in' den Speisesaal. setzt sich als einziger Gast an die prachtvolle Tafel zu zwanzig Gedecken, läutet und befiehlt, daß aufgetragen werde Für den Herrn Professor allein ?" fragt der Servirkellner ganz bescheiden. Allerdings. Oder sehen Sie sonst noch wen hier?" giebt Armand mit dem stoischen Gleichmuth eines Gelehrten par excellence zurück.. Und er ißt in aller Gemächlichkeit das ganze Menu herunter, verkostet alle Weine ' Am folgenden Morgen ist Frau Else sehr, sehr verstimmt. Ich möchte heute Abend ins Opern Haus!" Das ist fast das Einzige, was sie während des Kaffees spricht. Ich werde mir ein Vergnügen dar aus machen, Tich zu begleiten!" ant wvrtete Armand höflich Abcr sei so gut und besorge Du keine Billets, Tu machst doch wieder Dummheiten Billets werde ich al- lein besorgen " Wie Tu willst, mein licbcs Kind!" Als Armand Fürstcnau eine halbe Stunde später sein Univcrsitätsbureau betritt, sieht er, daß auf der Platte sei nes Schreibtisches, wohl adressirt und frankirt. die ominösen Einladungs karten liegen. Er ist mit seinen Ge danken wieder ganz in ein Wissenschaft liches Problem vertieft. So läutet er seinem Famulus, deutet auf die Billets und befiehlt: Befördern Sie diese Briefe da sofort zur Post, Hellmann!" t Und das Unglück schreitet schnell." Während Herr und Frau Armand Fürstcnau, nun wieder völlig mitein ander versöhnt, in ihrer Loge im Opern hause sitzen, fährt ein Wagcn nach dem andern am Portal ihres Hauses in der Bülowstraße vor. Ein Gast nach dem andern steigt die teppichbclegten Stufen zur Wohnung des Professors empor, um auf sein Läuten von dcm herbeieilenden Hausmädchen die Meldung entgegcnzu nehmen: Hcrr und Frau Professor sind in die Oper gefahren " Die Mutter. ?me Scene aus dem alten ArkansaZ, Z?on Martin Fließ. Der goldene Sonnenschein über der kleinen Waldlichtung, welche an die umfangreiche Farm des Distriktssheriffs grenzte, stimmte nicht zu den im Kreise lagernden, ernst blickenden, wetterfesten Männern. Man erkannte sie auf den ersten Blick als Pioniere der in die Ur wäldcr vordringenden Civilisation. Der Acltcste im Kreise trat in die Mitte der Genossen, sich auf feine Büchse stützend. Tann rief er: Bringt den Gefangenen, Sheriff!" Hinter einem nahe gelegenen Gc büsch näherte sich dcr Inhaber dcs be zeichneten Amtes mit einem Farmer. Zwischen ihnen schritt ein junger, kaum zwanzigjähriger, bartloser, frischer Bursche in der Tracht dcr auf den Far mcn bcdicnstcten Arbeiter. Tie Drei traten in den Kreis. Bob Hall," sprach dcr Obmann jetzt weiter, warum hast Du Deinem Brodherrn, dcm Jenkins da neben Dir, das Pferd gestohlen?" Mr. Rolfson," hub der Bursche an, indem er die rechte Hand erhob, bei Gott, ich habe nicht stchlen wollcn. Drei Jahre habe ich bei Mr. Jenkins gearbeitet, ohne daß Klage über mich geführt wäre. Als am gestrigen Sonn tag mein Herr und die Scinigcn nicht zu Hause waren, sattelte ich gegen strenges Verbot den Ponn. um mich aus eine Stunde in der Freiheit zu tum mein. Aber Mr. Jenkins kam früher als festgesetzt zurück und traf mich auf dcm Ritt. Mr. Jenkins ist ein gcrcch tcr. aber strenger Herr, und ich fürchtete mich. Ich stand nicht auf mehrmaligen Anruf und wollte fliehen. Tabci dachte ich nicht an den Ponv, dcr inir nickt gc hörte,... Abcr bei Gott, Mr. Rolf son, ich wollte nicht stehlen." Nun, Jenkins, was sagt Ihr?" Der Farmer, dcr mit dcm Shcriff den Angeklagten herbeigeführt hatte, antwortete: Was der Bursche sagt, könnt Ihr glauben, er war stets ein ordentlicher Kerl er thut mir leid und wcnn'S möglich ist, Rolfson Dcr Obmann fiel ihm rauh in'S Wort. Schweigt. Jenkins, antwortct nur auf das Gefragte!" Rolfson wandte sich zu derBcrsamm lung. Ihr wißt, daß wir, hicr am Ende der civilifirten Welt, uuscre Gesetze un erbittlich strcng handhaben müsscn. sonst verfallen wir, unsere Wcibcr und Kinder dem Mord und Raub. Bob Hall ist auf den Anruf seines Herrn, dcs Farmcrs Jcnkins, mit dessen Pony einfach davongerittcn. Sechs von Euch haben ihn mit dcm Pferde wieder cinge fangen. Ich frage: Hat Bob Hall das Pferd gestohlen?" Bob Hall hat's gethan," lautete die Antwort der Männer. Ist einer unter Euch der Meinung, daß Bob Hall kein Pferdedieb ist?" Er ist'S," lautete die einstimmige Entgegnung. Hört, Rolfson. ich bin anderer Mci nung," ließ Jcnkins sich vcrnchmcn. Ihr scid dcr Klägcr," donnerte Rolfson ihn an, sowie es Eucre gesetz liche Pflicht war, dcn Pfcrdcdicb zur Anzeige zu bringen, wenn Ihr selbst nicht" hicr machte Rolfson die Ge- berde des Hängens so habt Ihr aus Achtung vor dcm Gcsctz hicr zu schweigen!" Shcriff." sprach dcr Obmann, ich frage Euch auf Pflicht und Gewissen, welche Strafe trifft nach dcn Gesetzen von Arkansas den Pferdedieb?" Tod durch den Strick !" So frage ich Euch, Männer vom Gerichtshof," sprach Rolfson weiter, welche Strafe soll und muß dcn Pferde dicb Bob Hall treffen?.... Antwortet mir einzeln nach dcr Rcihc!" Und jeder antwortete: Tod durch den Strick!" Tu Hast die einstimmige Antwort dcs Gerichtshofes gehört, Bob Hall. Mach Deine Rechnung auf Erden glatt und versöhne Dich mit Gott, vor dcn Du in einer Viertelstunde treten mußt. Shcriff. thut Eucre Pflicht '." Der Beamte trat aus dem Gesichts kreise der Anwesenden, um an einem nahen Baume die Procedur für dcn Vcrurtheilten vorzubereiten. Bob Hall," vcrsctzte Rolfson, hast Du noch etwas zu wünschen?" Ohne Zittern antwortete dcr junge Todeskandidat: Ich weiß, daß es nach dcn Gesetzen für mich keine Gnade geben kann. Abcr ich hätte noch einen Wunsch, Mr. Rolf son. Da fern im Osten hab' ich noch", der Delinquent schluchzte, eine alte Mutter. ... Ich hab' hicr fleißig arbci tcn wollen, damit ich was schaffe, wenn die alte Frau mal noch älter, ist. Dann braucht sie da in Boston nicht mehr so hart zu waschen. . . ich bin nämlich. . . ihr Einziger. . . . und jede freie Minute strickt und näht die alte Frau für mich Seht die Jacke hicr hat sie für mich gcnaht, dic alte, gute Frau." Bleibt an Euren Plützcn," sprach der Obmann zu einigen,, dic sich seit wärts geschlichen, während die Anderen und er selbst an ihren Augen und Nasen höchst verdächtig sich zu schaffen machten, als ob sie sich schämten, hcrvorgctretcne Spuren von Rührung erkennen zu lasscn. Rcde weiter. Bob Hall." ' Da möchte ich Euch nur bitten, Mr. Rolfson, schreibt dcr altcn Frau nicht, daß Ihr ihren Einzigen gehängt habt die alte Mutter weint sich die Au- gen aus und stirbt bald und" Bob Hall holte aus dcr Brusttaschc cin Lcdcrsäckchcn hicr sind drcihundcrt Dollars erspartes Geld. . . . schickt's dcr altcn Frau. Mr. Rolfson. und schreibt Ihr, daß dcr Bob als bravcr Mcnsch gestorben sei." Der geordnete Kreis hatte sich längst gelöst, die Männer hatten cs aufgc geben, ihre Rührung zu verheimlichen. Sie umstanden dcn Verurthciltcn. Wo wohnt Deine Mutter. Bob... aha . . . Jenkins. Ihr wißt's wohl, als sein Herr. . . da könnt Ihr ja der altcn Frau mittheilen, was nöthig ist," meinte Rolsson. Ich hab'. Gott sei Dank, selber noch 'ne Mutter," versetzte Jcnkins. und weiß wie der zu Muthe sein würde. Danke für dcn Auftrag. Rolfson,.. glaube auch schwerlich, daß Ihr Jemand von uns für das Geschäft finden wer dct... hat ja noch mancher hicr, Gott sei Tank, 'nc Mutter. . . Bcsorqt's also ruhig selbst, Rolfson." Wahrhaftig. Jcnkins... ich selbst hab', Gott sei Dank noch 'nc Mutter . . . möchte dcn sehen, wer dcr altcn Damc auch nur eine Schmcrzcnsthränc cnt lockcn wollte." Shcriff." rcdcte Rolfson dcn Bc amtcn an. dann werdet Jhr's schon auf Euer Beamtcnconto nehmen müs scn.", Davon steht nichts im Gcsctz. . . Ich werde d unter kein':: Umständen thun . . , meine Mutter lebt, Golt sei Tank, auch noch!" Da der Gerichtsbof beschlossen hat. die letzte Bitte des Vcrurlheiltc zu erfüllen, die Erfüllung aber unmöglich ist." redete der Obmann die Versamin lung an, so hebt der Gerichtshof das Urtheil auf. Seid Ihr einverstanden?" Wir sind'. .. Bravo. Nelson!" Ter Obmann sprach weiter: Bob Hall ist aber gemäß Gerichts bcschluß ein Pferdedieb, die in Arkan sas nicht gcduldct werden können... Also. Bob Hall. Du hast, wie Du gehst und stehst. ArkansaS zu verlassen, wenn Du versprichst, nie mehr hierher zurück zukehren und ein ordentlicher Kerl zu Deiner alten Mutter Freude und Stütze zu werden. .. Nicht Deinetwegen, der altcn Dame wegen, die um ihren Schlingel von Jungen sonst vor Gram in die Gruft fahren würde, sei Dir der Strick geschenkt. Aber verwahr Dir den Strick, und wenn die Versuchung wieder an Dich hcrantretcn sollte, dann sich ihn Dir genau an." Bob Hall hob die Hände zum Him mcl. Ich danke Euch!" tic schwarz Palastwache. Zu dcn Lieblingsbeschäftigungen des jugendlichen Königs von Spanien ge hört eö bekanntlich, vom Fenster aus das Aufziehen der Palastwachc zu bcob achten. Ticfe stcts viele Zuschauer her beilockcnde Eeremonie geht um Nj Uhr Vormittags vor sich, und nur selten läßt sich Alphonso XIII. daS interessante Schauspiel entgehen. Als er vor Kur zem auch wieder von einem Balcon aus das Aufmarschiren dcr Soldatcn mit ansah, bemerkte er zu feinem sich etwas unköniglich äußernden Vergnügen, daß sich vier Neger unter dcn Mannschaften befanden. Scin Erstaunen war so groß, daß er schleunigst seine Mutter herbeiholte, damit sie auch den seltenen Anblick genießen konnte. Wenige Minu ten später trat ein Palastbcamter zu dcm bcfchlshabcnden Offizier und be nachrichtigte ihn, daß die Königin' Regentin die vier Schwarzen zu sprechen wünsche. Zu ihrer nicht geringen Ver wirrung wurden die Negcrsoldaten vor Ihre Majestäten geführt und von dem wißbegierigen jungen Könige mit Fra gcn überschüttet. Zum Schluß bat Alfonso seine Mutter, jedem Schwarzen cin nagelneues Goldstück verabfolgen zu lasscn. Das plötzliche Auftauchen dieser dunkclhäutigcn Burschen in einem seiner Regimenter hat das Selbst bewußtscin des jugendlichen Monarchen, der bisher die Ueberzeugung hegte, daß er über alle Vorgänge in der spanischen Armee und Marine vollkommen unter- richtet sei. ein wenig erschüttert. mn allerliebstes Pröbchen chinesi. schen Humors findet sich in der Zeitung Yu Hsipao": In Sutschou giebt eS ein Sprichwort: Er fürchtet sich, in's Wasser zu fallen, vor einem Brande hat er aber keine Angst." Dazu bemerkt nun dcr Bericht erstatten Ich habe nie dcn Sinn die scr Worte verstanden, bis ich kürzlich einen Freund fragte, der mir folgende Geschichte erzählte: In Sutschoü sah ich einen jungen Menschen, der in kost- bare Gewänder gekleidet war und auf geblasen wie ein Pfau einher spazierte. Ich folgte ihm. weil ich mir dachte, er müsse reicher Leute Kind scin. Plötz lich sah ich ihn in einen Rcisladen tre tcn. wo er aus seinem Aermel ein Taschentuch aus feinster Seide hervor holte, in das zehn Kupfermünzen cin gewickelt waren. Er kaufte Liter Reis, steckte ihn in seinen Aermel und verließ wieder dcn Laden. Auf meine Frage, wer der Mann sei, antwortete man mir: Das ist einer von Denen, auf dic das Sprichwort zielt: Er fürchtet sich, in's Wasser zu fallen, hat aber keine Angst vor dem Brande." Denn so . ein Mensch besitzt weiter nichts, als die paar Kleider, die er auf dem Leibe trägt. Brennt es bei ihm. so hat er nichts zu verlieren und kann sich mit seinem einzigen Hab und Gut leicht retten. Fällt er aber in's Was scr. dann ist sein ganzer Staat dahin; er kann sich nicht mehr unter dcn Men schen sehen lassen, weil er kein Geld hat, sich einen anderen anzuschaffen"." iHn Schlaumeier. Ein Landbewohner ging nach Tres dcn. Da gesellte sich ein Soldat zu ihm und fragtc, was er in dcr Stadt wolle. Dcr Landbewohner sagt: Ich will mir dort ein Paar hirschlcderne Hosen kaufen." Tarauf versetzte der Soldat: Ich wüßte ein Paar reckt wohlfeile für Euch: sie werden Euch abcr wohl etwas zu weit scin." Der Mann denkt: Dem könnte schon adge halfen werden, ivcnn sie nur sonst gut sind." Sic kchrcn in einem Wirths Hause vor dcr Stadt cin. und der Land bcwokncr bewirthet, in dcr Hoffnung auf cincn gutcn Handel, dcn Soldatcn auf's Beste. Tann spricht er: Nun 'vollen wir abcr gehen und dic Hoscn bcschcn." Da antwortete dcr Soldat: Ich habe cs Euch ja glcich gesagt, daß sic Euch ctwas zu weit sein würden. Sie liegen etwa 13 Meilen von hicr. in Lcipzig bci mcincn Eltern in dcr großcn Windmühlstraßc." Erkannt. (Ans dcm Maskenball.) Er: Schöne Maske ich kenne Dich I" Sic : Ich Sie auch Sie sind ja nicincr Mutter mit der Miethe durchge