in Triumph der Medizin. Skrrrlmetfit Sie jemals eine falsche Medizin. lieber Docker?" fragte ich oni berühmten Londoner Arzt Dr. Mac phcrson. als ich mit ihm zusammen in einer Ecke meines Rauchzimmers saß, in der er mir früher schon manches merk würdige Erlebniß aus dem Beginne seiner Praris erjcchlt Hatte. Ich sollte nieinen, daß die meisten Mediziner einen derartigen Miwriis wenigstens rinmat in ihrem Leben begeben." MiUpherson schüttelte den Kops. Ich erinnere mich dessen nicht. Aber wohl verordnete ich einstmals einem Herrn eine zu grose TosiS eines Schlaf mittels, die ihn beinahe grtodtct hatte, (f war jedoch seine eigene Schuld, wie sie selbst sehen werden, wenn ich Ihnen den Fall erzähle." Ich freute mich, da Macphersvn wieder Etwas aus seiner Praxis erzah. len wollte, und setzte mich zurecht, um zuzuhören! denn seine Geschichten waren immer interessant. Ich war damals noch ziemlich jung," begann er. und hatte mich eben als praktischer Arzt in lhclsea nie dergclasscu. Ich hatte dort ein ziemlich großes Haus gemiethet und hielt auch mehrere Dienstboten, wie das auch ein Arzt, der vorwärts kommen will, bei uns in England thun muß. In jener Nacht jedoch, in der meine Geschichte spielt, waren meine beiden Dienstmädchen ausgegangen. Tie eine war so unwohl geworden, das; ich es für das Beste hielt, sie nach Haus zu ihren (ältern gehen zu lassen, wo sie doch bessere Pflege hatte, und ihre J?a mcradin, die sie auf der Reife begleiten sollte, wurde erst am nächsten Morgen zurückerwartet. Dies tvar die Ursache, daß, als gegen Mitternacht, als ich ge radc im Begriffe war, einzuschlafen, heftig an der Nachtglocke gerissen wurde, ich selbst aufstehen und öffnen mußte. , Ich that dies in ziemlich schlechter Laune, denn ich hatte des Tages über viel zu thun gehabt und sehnte mich nach meinem Bett. Die Heftigkeit des Klingctns ließ mich vermuthen, daß Jemand, der in großer Gefahr sei dringend meiner Hülfe bedürfe, und ich zitterte bei dem Gedanken, daß ich aller Wahrscheinlichkeit nach wieder hinau müßte. Als ich die Thür öffnete, sah ich, daß ich mich nicht getauscht hatte. Ein tlet ner Junge, in Folge seines schnellen Laufens ganz außer Athem, stand draußen und bestellte mir, ich solle nach einem Hause in einer Straße kommen die von meiner Wohnung mindestens eine halbe Stunde entfernt war. Und was soll ich dort?" fragte ich Der Junge konnte es mir jedoch nicht sagen. Er wäre am Hause vorüber gegangen, erzählte er, als ein alter Herr die Thür öffnete, ihm eine halbe Krone gab und ihn beauftragte, so rasch wie möglich nach dem nächsten Doctor zu laufen. Aber ich bin ja gar nicht der nächste Doctor," erwiderte ich, der ich es gar nicht ungern gesehen hätte, wenn ich diesen Patienten einem meiner Collegen hätte überlassen können. Der Junge war überrascht. Sie sind der Einzige, den ich kenne," war seine Antwort. Dies klang sehr schmeichelhaft, denn es bewies mir, daß ich nun endlich anfing, in der Stadt bekannt zu werden. Da es natürlich keinen Zweck hatte, den Burschen weiter zu fragen, konnte ich nur bedauern, daß er meine Woh nung besser als die meiner Collegcn kannte; ich zog meinen Ucbcrzicher an und machte mich auf dcn Weg. Zu mir steckte ich einige Medikamente, von denen ich vermuthete, daß ich sie würde gebrauchen könne, unter anderen ein starkes Schlafmittel, für den Fall, daß Her Patient an heftigen Schmerzen litt, die auf andere Weise nicht gelindert werden konnten. Ich hatte angenommen, daß irgend ein Unglück die Ursache gewesen sei, um meine Dienste m Anspruch zu nehmen, und ich beeilte mich so sehr wie möglich zu der Adresse zn gelangen, die der Junge mir genannt hatte und die ich mir noch aufgeschrieben hatte, bevor er wegging. Als ich mich dem Hause näherte, war ich wenig erstaunt, es in vollkommener Dunkelheit zu finden, und ich konnte nicht umbin, darüber nachzudenken, ob ich nicht vielleicht doch das Opfer eine' Scherzes geworden wäre, umsomchr. ols auf mein Läuten an der Thllrglocke nicht geöffnet wurde. Ich hatte er wartet, das Haus ganz erleuchtet und die . Bewohner in voller Aufregung ängstlich auf mein Erscheinen wartend zu 'finden; statt dessen mußte ich auf eine Entschuldigung für mein Eindringen sinnen, als ich endlich auf mein wieder holtes Klingeln jemand die Treppe hinunter und den Flur entlang kom men hörte. Die Thür wurde von einem geistreich aussehenden, alten Herrn geöffnet, der einen geblümten Schlafrock anhatte und eine Lampe in der Hand trug, und dessen erste Worte mich insofern be ruhigten, als ich immer noch an einen Scbcrz. den man sich mit mir erlaubt hatte, glaubte. Ah, Sie sind der Herr Tocior. wenn ich nicht irre," fragte er, wollen Sie, bitte, mit hinauskommen." Während er auf der breiten Treppe voran schritt, plauderte er fortwährend Zn einem Tone, der durchaus keine Spur von Angst verrieth. Ich glaubte schon, der Dcngel, den ich schickte, hätte mich hintergangen uud wäre mit feiner halben Krone fortge lausen, ohne dafür etwa? zu thun." woraus ich ihm erzählte, d$i der Junge mich zwei Meilen weit geholt hätte. ' ES thut mir sehr leid, daß Sie von so weit kommen," erwiderte er hoflich, ich glaubte, er würde einen Arzt in der Nahe finde; es wohnen doch auch Aerzte in der Nähe?" liewiß, aber Ihr Bote schien sie nicht zu kennen," enlgegnete ich. Der alte Herr murmelte etwas, daß jeder Doctor immer auf einen neuen Patien ten erpicht fei. während er mich in ein Zimmer des ersten Stockes führte und dort die Lampe auf einen Tisch setzte. .cki sah mich rasch im Zimmer um. da ich glaubte, hier etwas von der Person zu sehen, zu der ich gerufen war. Das Zimmer war behaglich, fast ele gant als Wohnzimmer cingerlchlct; im Kamin brannte ei helles Feuer, und davor standen zwei Lehnstiihlk, zwischen diesen ein kleiner Tisch mit zwei Wla sern, einer Flasche Eognac, einer Fla- fchc SeltcrSwas er und cincrKifle Eigar rcn. Aber immer noch keine Spur von einem Patienten. Legen Sie bitte Ihren Ucbcrziehcr ab und nehmen Sie Platz." sagte der alte Herr, Sie können ja Ihre Sachen auf den Tisch legen, 'ie haben Wohl nichts gegen einen alten Eognac und eine Eigarrc einzuwenden. Ich kann Jhiicn die Eigarren empfehlen." Wahrend er sprach, Däne er tu einem der Lehnsessel Platz genommen und bc gann, die Glaser zu füllen. Berzeihen Sie, mein Herr." unter- brach ich ihn mit nicht geringem Erstatt neu, aber wäre es nicht besser, daß ich erst den Patienten sehen möchte, bevor ich sonst etwas thue?" Er sah auf, als ob ihn meine Worte im höchsten Grade überrascht hätten. Ach so. ich bin der Patient," sagte er gelassen Ich war starr vor Ucbcrraschung; denn sein Aussehen gab ein Bild der Gesundheit, und dabei lächelte er gut müthiq. Wenn Sie die Güte haben wollen, Platz zu nehmen, will ich Ihnen erzäh- len, was mir fehlt," sagte rr so gelassen wie vorher. Ich kann es nicht leiden, wenn jemand steht, während ich sitze, und wenn Sie Ihren Ucberzieher nicht ablegen, werden Sie sich erkalten, wenn Sie das Zimmer verlassen. Ihr Aerzte wendet Eure Kunst niemals an, um auf Euch selbst zu achten. So ist es besser", als ich ihm verwundert gc horchte. Ich bin ein Opfer der Schlaflosigkeit," fuhr er fort, nachdem ich im anderen Sessel Platz genommen hatte. Ich leide schrecklich. Sie tön nen es sich nicht vorstellen, was es bei- Ich sehe im Arzt nicht den Menschen srcund, sondern den Geschäftsmann, dessen Hauptdeslreben es doch ist. Geld zu verdienen. Darf ich fragen, welches Honorar Sie beanspruchend" Mein gewohnliches Honorar beträgt 7 Schilling Penec," erwiderte ich ßcn will, die ganze Nacht wach zu lie- gen, während alle übrige Welt schlaft, keine Seele zu haben, mit der man ein Wort sprechen kann, das einzige lebende Wesen in der Welt des Todes zu sein. Ich fürchte, das wird mich noch einmal verrückt machen." Gewiß, Schlaflosigkeit ist ein großes Uebel," erwiderte ich kurz, nicht wenig darüber ärgerlich, daß ich mitten in der Nacht zu einer Konsultation gerufen worden war, die ebenso gut zu jeder anderen Zeit hätte stattfinden können. aber", fuhr ich fort, durch gesund- heitsgemäßes Leben kann sie im Laufe der Zeit geheilt werden Aber, das hilft mir heute nichts," entgegnete mein Patient, indem er den Rauch der 'Eigarre von sich weg blies. Fühlen Sie sich denn heute leidend?" ragte ich ihn in einem qeschäftsmöizv gen Tone. Jawohl, ich weiß genau, daß ich auch nicht eine Stunde werde schlafen können. Es ist vollkommen nudlos ür mich, zu Bett zu gehen und zu der uchen zu schlafen. Deswegen habe ich nach einem Arzt gefandt, es thut mir aber leid, daß Sie von so weit her ae- kommen sind." Nun, es ist wenigstens gut, daß ich einige Medicamente mitgebracht habe." sagte ich, indem ich meine vor mir lie gende Tasche öffnete, für heute will ich Ihnen einen Schlaftrunk geben, wenn Sie jedoch eine wirkliche Kur gcbrau chen wollen, dürfen Sie keine Medizin mehr einnehmen, sondern Sie müssen der Gesundheit gemäß leben, sich viel körperliche Uebung machen und eine sirenge Diät beobachten." Ich nahm das Schlafmittel heraus, das ich, wie erwähnt, zu mir gesteckt hatte, als ich meine Wohnung verließ, aber der alte Herr schüttelte hoffnungs los den Kopf. Es hat nicht den geringsten Zweck, mir Medizin zu geben, Herr Doctor," sagte er, ich habe meinen Körper so sehr daran gewöhnt, daß sie gar keine Wirkung mehr hervordringen." Dann darf ich wohl fragen, wes wegen Sie mich haben rufen lassen?" fuhr ich auf, indem ich fühlte, wie mich meine Ruhe verließ. Deswegen, Herr Doctor," sagte er gelassen, ich kann nicht die ganze Nacht allein aufsitzen; ich fühle es wohl, wenn ich es thäte, würde ich verrückt werden. Ich muß jemand haben, mit dem ich mich unterhalten kann." Und Sie meinen, um mir zu erzäh- len. daß ", fuhr ich heftig auf, mußte aber innehalten, da mir die Worte fehlten, um meine Entrüstung aus zudrücken. Mein Patient benutzte die Pause, um in seiner ruhigen, fast wie eine Entschuldigung klingenden Art fort- zufahren: Ich versichere Sie, Herr Doctor, daß ich die Sache vom rein geschäfts mäßigen Standpunkte aus betrachte. kurz. Ich war damals noch ein beschei dener Anfänger, aber, wenn ich mitten in der Nacht herausgerufen werde " Beanspruchen Sie natürlich ein höheres Honorar." warf mein Patient mit unverwüstlicher Ruhe ein. Sagen wir 10 Schilling?" Ich nickte. Und wollen Sie mir sagen, wie lange Ihre Besuche gewöhnlich dauern ? Das ist verschieden, hilft Minuten bis zu einer Ltundc." Der alte Herr machte mit seinen Fingern eine kurze Rechnung. Dann wollen wir die durchschnitt liche Lange Ihres Besuches auf 32 Minuten annehmen," sagte er ruhig. Gut, ich bin also entschlossen. Ihnen für jede 32 1 Minuten, die Sie bei mir bleiben, 10 Schilling zu zahlen. Es war 20 Minuten nach 12 genaue Zeit. als Sie kamen. Gestatten Sie. Herr Doctor. daß ich te bis 7 Minuten nach vier in Anspruch nehme." Er reichte mir mit ernster Miene einen halben Sovcreign, wahrend er sprach und iuhr fort: Wenn '-ic es für zweck' mäßig halten, habe ich nichts dagegen, wenn Sie während der Zeit, der Sie hier sind, mir Ihren ärztlichen Rath zu Theil werden lassen, obwohl das für mich ganz unwesentlich ist, wenn Sie nur über irgend etwas plaudern und mich vor der Einsamkeit schützen, die ich so sein fürchte. Bitte nehmen Sie sich eine Eigarre und bedienen Sie sich mit Eognac. Sein Ton war so geschäftsmäßig und bestimmt, daiz es ganz unmöglich war, dagegen Einwendungen zu machen. viiMroem erwectte aucy seine äugen schcinliche Furcht, allein zu sein, welche sehr viele an Schlaflosigkeit Leidende theilen, mein Mitleid. Ich hatte da- mals noch nicht genügend Erfolge auf- zuweilen, nm die Möglichkeit einen reichen und excentrischen Patienten zu gewinnen, gering anzuschlagen; vom geschäftsmäßigen Standpunkte aus find dies die einzigen, für die es lohnt, den Beruf auszuüben. Ich zauderte nicht mehr, sondern ich entschloß mich, wenigstens so lange zu bleibe, bis ich ihm Attweiiunq gegeben hätte, wie er seine Schlaflosigkeit durch fystcmatilchc Körpcrubung und einfache Lebensweise zu bekämpfen habe, und ich steckte mir eine von seinen Cigarren an, die in der That vorzüglich waren. Nach einer halben Stunde erhob ich mich, um zu gehen. Aber mein sonder- barer Patient bat mich so eindringlich. noch ein weiteres Honorar anzunehmen und noch eine halbe Stunde zu vcrwei- len, daß ich es nicht über mich bringen konnte, ihn zu verlassen. Ein neuer Gedanke durchzuckte mich. , Unter der einen Bedingung will ich noch bleiben," sagte ich, daß Sie sich hinlegen und ich es versuche, ic in chlaf zu bringen. Ich hatte das Ge- fühl, daß, wenn mir dies gluckte, ich doch etwas gethan hätte, was meinen Besuch gerechtfertigt haben würde, und daß ich dann selbst mein Bett aufsuchen konnte, ohne befürchten zu müssen, einen anscheinend gut zahlenden Patienten bc- leidiqt zu haben. Mein Patient war hiermit sofort ein verstanden und zog an - Stelle seines Lehnsessels ein gemüthlich aussehendes Schlaftopha vor das Kaminfcuer Nun," sagte er, ich will mein bestes thun, um zu schlafen, Sie müssen mir aber versprechen, nicht eher fortzugehen, als bis ich eingeschlafen bin." Im Vertrauen auf meine Kraft, war ich unklug genug einzuwilligen. Ich stnq damit an, ihm mit leiser, eintöniger Stimme vorzulesen, da ich dieses Vorlesen im Allgemeinen wirk sam gefunden hatte, und schon nach einer halben tunde glaubte ich, mich zu meinem Erfolge beglückwünschen zu können, als der alte Herr aufsprang, völlig wach, und nach einigem Suchen in seiner Tasche einen weiteren halben Sovcreian hervorbrachte. Sie dürfen Ihr Honorar nicht ver- gejfen, sagte er, als er sich wieder in seiner ganzen Länge auf das Sopha hinstreckte, bitte, fahren Sie fort, es beruhigt mich sehr." Ich war selbst todtmudc und brannte vor Bcrlangcn, ihn schlafen zu bckom- men, um weggehen zu können, ah mein Patient plötzlich wieder auf sprang.... Aber das geht doch nicht," sagte er ganz ängstlich, wenn ich jetzt nun ein schlafe, wie in aller Welt kann ich dann wissen, was ich Ihnen schuldig bin r ;ie können das mir vollkommen überlassen," erwiderte ich kurz und fuhr fort, ihm wieder vorzulesen. Ich schien hiermit einen vollständigen Erfolg zu erzielen, als gegen 2 Uhr mein Patient wieder so lebhaft wie vorher aufsprang. um mir zum vierten Male mein Hono- rar zu überreichen. Der Mangel an Erfolg ließ mich verzweifeln, und ich war schon im Be griff, das dem alten Herrn gegebene Versprechen zu bereuen, der mir nicht erlaubte, ihn seinem Schicksale zu über lassen und nach Hause zu gehen, als ein anderer Gedanke sich mir aufdrängte. Der Schlaftrunk, den er sich geweigert hatte zu nehmen, stand noch vor mir auf dem Tische. Er erzählte zwar, daß er bereits große Mengen aller bekannten schlafgebenden Medicamcntc eingcnom- men habe, aber dieses Mcdicament war von ungewöhnlicher Stärke und konnte ihn möglicherweise doch mehr angreifen, als er glaubte. 'Wenn ich ihn aber erst nur dabin brächte es zu nehmen! Er hatte es mir rundweg abgeschlagen, das; ich nicht mehr daran denken konnte, es ihm nochmals zu empsehlen und so goß ich es rasch, wahrend ich ihm vor las, in ein Glas. Vielleicht darf ich Ihnen noch ein Glas Eognac eingicßcn," äußerte ich, indem ich das Glas vollgoß, trinken Sie es, bitte, auf einen Zug aus." Ohne Argwohn zn schöpfen, gehorchte er mir und nahm die ganze Dosis, die ich natürlich nicht gewagt hatte. Je mand zu geben, der an Schlafmittel nicht gewöhnt war. Es schien mir, als ob die Wirkung sehr rasch eingetreten wäre, aber ich wollte nicht eher an einen Erfolg glau beu. als bis mein nächstes Honorar fällig wurde. Als ich dann aber merkte, daß mein Patient nicht aufsprang, er hob ich mich leise, setzte meinen Hut auf. zog meinen Ucbcrzicher an und drehte die Lampe nieder, ging im Dun kein die Treppe hinunter und suchte zum Haufe hinaus zu kommen. Auf dem Nachhausewege freute ich mich, dar; ich einen dcgehrcnswcrthcn Patienten bekommen und diesem ivohl auch schon Vertrauen zu meinen Kennt nissen eingeflößt Hütte. Die vier halben Sovercigns klimperten ganz angenehm in meiner Tasche, und es war mir auch noch Zeit genug geblieben, etwas zu Ichiaien, vcvor ich von Neuem an mein Tagewerk gehen mußte. Ruhe sollte mir jedoch noch nicht h schieden sein. Als ich meine Hausthür mit meinem chluncl qcöffnct hatte genügte ein einziger Blick auf den Flur, um meine Gesichtsfarbe zu verändern, und ich schritt rasch durch mein Haus welches vom Keller bis zum Dache durch Diebe ausgeräumt worden war. Mein alter Freund mit feiner Schlaf losigkeit war Mitglied einer Einbrecher- bände und hatte seine Schlaflosigkeit" als Mittel gebraucht, um mich von meinem Hause fern zu halten, während seine Freunde dcn größten Theil meiner tragbaren Habe fortschleppten. Mir wollte es scheinen, als ob sie hierzu einen Möbelwagen nothwendig gehabt hatten. Ich stürzte sofort nach dem beneid bartcn Polizciburcau, auf welchem der dienstthuende Wachtmeister, nachdem ich ihm dcn Fall vorgetragen, ein sehr ernstes Gesicht machte. Es sieht so aus," sagte er, als ob das die Arbeit einer Einbrccherbande sei, von dcr wir schon seit einiger Zeit viel gehört haben, die wir aber bisher noch nicht haben sauen können." Nun gut, ich glaube, ich kann Sie in ein Haus führen, wo Sie wenigstens einen von der Bande finden werden," erwiderte ich und erzählte ihm kurz die Geschichte von meinem Patienten. Der Wachtmeister lächelte überlegen Ohne Zweifel gehört er so gut zu der Bande wie der unge, der Sie zu ihm rief; aber jetzt werden Sie ihn in diesem Hause nicht mehr finden. Sie werden dort erfahren, daß er das Haus nur auf zwei bis drei Tage möblirt gc miethet hat und in dem Äugenblick ver schwand, als Sie das Haus verließen." Gewiß mag das sein Plan gewesen sein," entgegnete ich, ich habe dem Herrn jedoch eine Dosis gegeben, die, wenn er nicht in dem Maße an Schlaf Mittel gewöhnt ist, wie er sagte, ihn eine Woche lang im Schlafe halten wird." Und fanden Sie ihn?" fragte ich. als Macphersvn in feiner Erzählung so weit gekommen war; der berühmte Arzt nickte. ,,Ja, genau so, wie ich ihn verlassen hatte. Ich hatte Mühe, ihn wieder zu sich zu bringen. Wie wir es vermuthet hatten, hatten wir in ihm einen bcrüch- tigtcn Verbrecher gefaßt, und feine Verhaftung führte zu dcr ganzen Bande und was für mich wichtiger war auch zur Wiedererlangung mei nes Mobiliars. Ich habe oft 'lachen müssen, wenn ich daran dachte, daß mein kleiner Schlaftrunk einen Erfolg hatte, den die gcsammte Polizei der Hauptstadt seit Monaten umsonst er strebt hatte. Ich nenne das einen Triumph der Medizin." Kolli entgegen, woraus das Madc!,cn kirn entstieg und die beiden Zproß linge derer v. SAmelen. im Alter von zwei und drei Iahren. heraushob. Den -traus; Ncllen zwischen den Zahnen die Hände voll Gepäckstück, rille ich von allen gefolgt, nach dem Schnell znge. in den Frau Marie, die noch tei nen Ton von l'.ch gegeben halte, zuerst einstieg, um von oben die Verladung zu leiten. Erst das Gepäck." kvmman dirte sie, dann Luise Sie, dcr Herr Assessor reicht Ihnen dann die Beugels. ch gcborchte. ein tiepäckstück nach dem andcrcn flog auf die Polster, denn dcr Zugführer hatte bereits das Ab fabrtsiignal gegeben, und eben hatte au? einen energischen Wiin von nur Luise" sich aus daS Trittbrett ge schwungen, als dcr Zug sich anch schon in Bewegung setzte. Die Jungen die Jungens!" schrie ich und lief, diese hinter mir ver zerrend, dem Waggon nach, in welchem ich da Mädchen ver schwinden sah, während unmittelbar darauf Frau Marie unter der noch geöffneten Thüre erschien und vcrzwcis lungsvoll mich hcrbciwinlte. Vergeb lich. dcr Zug ging bcrcits in vollc Fahrgeschwindigkeit über, und ich konnte nur noch das Wort Noth Iignai" nrn '.'iinvictung all meiner Stimmmittel nachschreien, um dann zu felien. wie der chassurr die Waggon thurc fchlos; und. augenscheinlich über die Vorgänge ahnungslos, auf dem Trittbrett weiter eilte. Aus meinem Gesichte mag sich nicht gerade ein besonderer Oicdaukeureich tlmin ausgeprägt haben, als ich den Zug jetzt um eine Biegung vcrschwin dcn sah. Ich war verstimmt und auch mcinc Gchörncrvcn mußten wohl eine Zeit lang ausgesetzt haben, denn plötz- lich vernahm ich neben mir das Gc brülle meiner mutterlosen kleinen Rci- senden, dic- von mir wcing entzückt zu fein schienen. Ich flüchtete mit den beiden Schreihälsen in die Rcstaura- tion, wo ich ihnen ein Bcruhigungs miitci in Gestalt von Eyocolade ver- abfolgtc und ihnen vorlag, daß wir nachher zur Mama kamen. Bcidcs wirkte. Tann studirte ich dcn Fahr- Plan, tfrau Man? konnte im qün stigstcii tfalle am folgenden Morgen um siebeneinhalb Uhr wieder zu dem e ihrer Mutterfreuden aclan- Line Depesche. Humoreske von Dr. B. Bcim Mittagessen im Goldenen Karpfen" erhielt ich, der Assessor chmidt. das folgende Telegramm von meinem Freunde, dem Premierlieute nant von Schmelen: Heute Abend 9:40 Marie dort, erbitte Begleitung zum Schnellzuge Leipzig." Ich freute mich sehr auf das Wieder- sehen, denn ich hatte die liebenswürdige kleine Frau feit ihrer Hochzeit vor vier Jahren nicht mehr gesehen. Und sicher brachte sie auch die beiden Jungens, welche sie ihrem Gatten geschenkt hatte, mit. Pünktlich um 9:30 war ich auf dem Bahnhöfe. Dcr Schncllzug nach Lcip- zig sollte tn cincr icrtetsiunoe ao gehen. Es war neun Uhr zivriund vierzig Minuten, als der von mir mit endcr Unruhe erwartete Zug ein- lief. Frau Marie winkte mir eifrig zu, und ich eilte, die Waggonthüre zu öffnen und der Gnädigen herauszuhel fcn, die sich nicht ohne Grund im hell stcn Rciscficbcr befand. Schleunigst nahm ich von einem noch im Waggon befindlichen Dienstmädchen ungezählte i gen! Ich mußte also jetzt meine Tis- Positionen sur die Nacht trcsscn. selbstredend würden meine Gäste in meinem Bette liegen, wahrend mir das Sofa verblieb, dessen Bauart aller dings mehr fürs Auge oder für Leute berechnet war, die wegen ihrer Berufs- pslichicn Nachts nicht schienen durscn. Am andcrcn Morgen würde ich mit Hilfe meiner Wirthin die Toilette, dcr Hcrrschaftcn unicrstützcn und dcr als- dann hoffentlich erscheinenden besorgten Mutter ihre milchgcsättigtcn Kinder überreichen können. Ich nahm also den zwciiahrigen Hans auf den Arm. feinen Bruder Karl an die Hand und strebte so meiner nahegelegenen Woh nung zn. Unterwegs zog Hänschen sämmtliche Register und brüllte in allen Tonarten, was ich als Zeichen des Miß fallen über die mir gegen ihn ange maßte Gewalt auffaßte.' Dazwischen lallte er einige Worte, deren Bedeutung mir dunkel blieb und erst nachträglich klar wurde. In meinem Schlafzimmer angelangt. "teilte ich Hans auf dcn Boden und machte Licht, um mich dann mit einem chlage mitten in die Kinderstube ver- fetzt zu schcn. Hans stand da, die Aermchen vom Körper gestreckt, die Fin gcrchcn gespreizt und immer kläglicher chreiend. Karl hüpfte triumphirend um sein Brüderchen herum und deutete mit einer Art liebloser Schadenfreude aus die kleine Jammergestalt. Ueber die nächste halbe Stunde will ich den Schlei decken, denn die jungen Müttcr könntcn sonst Jöon mir lernen, und das möchte ich nicht. Genua. Hans lag endlich, in eine seidene Unter jackc von mir gehüllt, in dcr er aus sah. wie ein mit der Toga vorzeitig bc kleidcter kleiner Römer, in meinem Bette und schlief alsbald einen Schlaf, wie ihn eben nur ein ganz reines Gewissen ermöglichen kann. Nun kam Kurt an die Reihe, und bald daraus schlummerte auch er neben feinem Brüderchen. Eine Zeit lang stand ich vor dem Bett und betrachtete stolz das Ergebniß meiner ungewohnten Wirksamkeit. Als ich mich umdrehte, fielen meine Blicke auf Häuschens am Boden liegende Toilette. Ja, da war Hilfe auch noth- wendig. Ich begab mich rasch cnt schlössen in dic Küche und entfaltete dort eine Thätigkeit, die wohl selbst für Ben Akiba noch den Reiz dcr Ncu- hcit gehabt haben würde, der alte Herr hätte sein ewiges Es ist alles schon dagewesen!" diesmal sicherlich unter- drückt. o gegen Mitternacht durfte ich mein Werk als vollendet ansehen, worauf ich es vor dem Kuchcnfcnster dem Spiel der Winde anvertraute und mich dann auf meinem -osa so gut einrichtete, wie es eben ging. Zuvor jedoch rcvi dirte ich meine beiden Schutzbefohlenen, und obwohl ich sie in völlig einwands freier Verfassung fand, raubte mir den gold'ncn Schlaf des Zweifels gift'ger Zahn" bis gegen Morgen. Aber auch im Traume sollte sich mein Verhäng- niß fortsetzen. Ich träumte, ich sei Bursche bei einem vcrhcirathctcn Offi- zier und gerade in meinem Hcimaths dorfe auf Urlaub, als ich plötzlich in einer Depesche den Befehl zur schien nigcn Rückkehr erhielt, da das Kinder- madchci! erlrautt sei. woraus ich in meiner Verzipeitlung zn desertiren beschloß. Als ich eben über die Grenze wollte, erwachte ich. es war sechs Uhr. Um diele Zeit pflegte meine Wirthin ihrem Lager zu entsteigen, und ich freute mich wie ein Schusteriunge auf die verschiedenen Ueberraschiingen, die ihrer warteten. Kaum halte ich sie in ihrer Küche rumoren gehört, als sie auch schon bei mir erschien. Häuschens Hüllen als corinis .lelkii in der Hand. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich eine Art trauriger Enttäuschung aX wie etwa bei einem Klaneulchrer. der seine ganze pädagogische Erfahrung mit einem Schlage erschüttert sieht, weil er seinen bravsten Schüler, den Stolz seines Systems, auf verbotenen Wegen bctrof fcn hat. Ich hätte die Frau gerne noch etwas zappeln laifcn, aber ich wollte bis zur Ankunft dcr Mama keine Zeit verlieren und so legte ich unter Ucbcrrcichung von Erichs Depesche eine vollständiges Bekenntniß ad. Mit einem größeren Erfolge hätte ich einem Knaben Robinson Erusoeö Abenteuer nicht erzah fen können. Sie nahm mir die Worte vom Munde und spendete mir ein bewunderndes Lob, um welches aber mir weniger zu thun war. wie darum, daß sie sich von nun an dcr beiden Jungens mit sachverständigen Händen annehmen würde. Das geschah denn auch und in einer Weise, die mich mit dem Schicksal wieder aussöhnte; Frau Marie, die. !ott sei Dank, pünktlich, aber mit fliegenden Pulsen eintraf, konnte sich an dem Anblick ihrer von Sattheit und Reinlichkeit glänzenden Sprößlinge erholen. Ihrem geübten Auge entgii.g es jedoch nicht, daß bei Hans eine Veränderung vorgegangen war, woraus ich für mich folgerte, daß meine Lei hingen recht unvollkommen sein mußten. Trotzdem erschöpfte sich die zärtliche Mama in Danksagungen gegen meine Wirthin, die jedoch erst beim Empfang eines von dcr Mutter liebe bemessenen Trinkgeldes im letzten Augenblick begriff, daß sie mit meinen Zedern geschmückt dastand. Ich über- ieß ihr diesen Schmuck neidlos, denn keine Folter der Welt hätte mir Iran Marie gegenüber die Wahrheit entlockt. dafür war Erich da, den ich die Sache nicht schenken wollte. Zunächst war nie ine einzige Sorge, Mutter und Kinder rechtzeitig zur Bahn zu bringen, was bestens gelang, und als ich alle drei glücklich im Wagen hatte und der Zug ich in Bewegung setzte, dürfte ich Erichs Depesche als verbüßt ansehen, die ich übrigens noch an demselben Taae durch einen stimmungsvollen Bericht über den inhaltreichen Aufenthalt fei ner Descendenten bei mir beantwortete. Nach einigen Tagen lief die Erwide- rung ein, die von Vergnügen und boshaften Bemerkungen strotzte und das Versprechen enthielt, mich in Damen kreisen empfehlen zu wollen. Beigelegt war ein Gruppenbild meiner kleinen Gäste, dessen Rückseite die Worte trug: In der Erinnerung reinem Glanz Betrachte uns, besonders Hans." Poppäa." Tie erste Puppe, die erste wenigstens. die diesen Namen trug, ist 500 Jahre alt und stammt aus der Zeit Karl VI. von Frankreich. Sie wurde durch einen Italiener Namens Pusello Grivaldi nach Paris gebracht, der dort eine Aus- tellung von 0 Wachsstguren veran faltete, die die Züge und Kleidung rö- Mischer Kaiserinnen trugen. Daraus entstand das erste Marionettentheater. Ganz Paris drängte sich damals zu den Veranstaltungen des Italieners. Karl VI., dessen Tobsuchtsanfälle die Kö nigin Jsabella und der Hof durch Un- terhaltungen aller Art zu mildern und zu verhindern suchten, fand Gefallen an den 60 Marionetten, die Puscllo Gri valdi ihm vorführte, während ein Affe jede seiner Bewegungen wiederholte und die komische Wirkung d?r Komödie er höhte. Der König fand vor allem Spaß an einem Wachsfigürchen, das wie dcr Italiener, ihm versicherte Poppäa darstellte, die schöne Gemahlin Neros, um deretwillen er feine erste Ge mahlin ermorden ließ und. die er nach einiger Zeit, als sie ihm zu mißfallen begann, durch einen Fußtritt tödtete. Karl VI. war von dieser Erzählung sehr gerührt und wollte die schöne Pop päa behalten. Signor Grivaldi nützte dic Gelegenheit und forderte für Ueber lafsuug der kleinen, römischen Majestät nach langem Handel 400 Goldstücke. Da der wahnsinnige Monarch immer mehr Freude an diesem Spielzeug fand, bestellte die Königin nach und nach un zählige Wachssigürchen bei dem Jta liener, und ihrem Beispiel folgten der Hof und das Bürgerthum. Nach dein Tode Karls VI. verschwand diese Mode, man gab die Poppäa" den Kindern, die das Wort in das ihnen bequemere Puppe" nach und nach verwandelten. Auch gut. Maurergeselle (zum Lehrling) : Also, wenn der Keller fertig ist, was kommt dann?" Lehrling: Der Ground-Floor." Geselle: Esel! Tann kommt Hypothek von 100.000 Dollars." ne Kompliment. Baronin (zu ihrem Diener): . Wie lange soll ich denn rufen, bis Sie es der Mühe werth finden, zu kommen?" Diener: O. bitte. Frau Baronin, das hangt ganz von Ihrem Belieben ab!"