t pjj Freibillet. ,',k nach drm -pIlJti&'f ?o If. fürn lJ?Li. tvrlitren! UnnüDrrrufliA r?r lorcn uuu die unschuldige Fröhlichleit inrinrx tiriinuhit '.uiBre. meine bis lärm foiuenireitii Leben?! Verston den. für immer! Am laat feilte Ruhe nifbr. ftiii Avvetit. des Ncuht teil! Schlaf, dkiii, iäl war verliebt ! I hatte Sie" gesehen Ella"! fvrr bei Fimmels, wie tml Seite Wasser habe ich damals getrunken! Taz ging einfach literweise! zit war niw lich eine Kohlensaure Jungfrau" in einer der Zriuklialleii im Park: dort pflegte ich dann des Abends zu sieben, wahrend ich tbeils in Selterwasser, theils in Vicbc schwelgte. Und wenn es nur wenigstens leinen Himbeerfaft ge geben hatte! Ich kann nicht? Süßes vertragen und dennoch hatte ich um alles in der Welt nicht .Ja" gesagt, wenn die Angebetete meines Herzens mich frug: Sflter ohne?" Unser Eic sprüch pflegte meistens denselben Ver lauf zu nehmen: wenn ich kam. lachte kie stets. Und so konnte ich unsere litt- tcrhaltung jedesmal mit der mehr oder weniger geistreichen ,vrage einleiten: .Warum lachen Sie eigentlich, mein Fräuleins" .Weil ich mich freue, das; Sie körn tuen." .Ach was! das wird wohl einen an deren Grund haben!" ..Sie lassen das Wasser ganz warm werden," mit dieser Bemerkung pflegte siefich dann der Beantwortung dieser etwas mißlichen Frage zu entziehen. .Oh ja mein Selterwasser drrr!" TaS war nun aber einmal nicht zu Ändern. Und übrigens thaten die Hel den aus der Ritterzeit für die Dame ihres Herzens noch ganz was anderes als daß sie ein paar Glas Himbecr limonade mit Selterwasser tranken. Nach uns nach wurdr sie vertraulicher und ich kecker; manchmal wagte ich eö sogar, ihr einen schüchternen Beweis meiner Zärtlichkeit zu geben, eine vcr stcckt,e Anspielung auf meinem 0e lüthszustaiid vom Stapel zu lassen. Sie konnte bei derartigen Anlagen so recht seclenvcrgnügt schmunzeln; ich hielt das für ein gutes Zeichen und glaubte mich bereits für ihren bevor, zugtcn Liebhaber halten zu dürfen. Aber wie ganz anders wurde mir zu Muthe, als ich. eines Abends an dem Häuschen vorübergehend, einen Brief träger davor stehen sah. der äugen " schcinlich in ein sehr eifriges und sehr vertrauliches Gespräch mit seinem" Schatz vertieft war. Ich kam fast um vor Eifersucht; aber ich zwang mich zur Ruhe und behielt das Pärchen scharf im Auge. Wenigstens eine Stunde lief ich in der gegenüberliegenden Allee auf und ab. ' Wie die Beiden sich amüsir tcn! Um zehn Uhr schloß sie die Bude; beide traten hinaus, stiegen in die Pferdebahn und fuhren davon. Ich stand da, dem davonrollenden Wagen stumpfsinnig nachblickend. Die Erin nerung an das, was damals in meinem Gemüth kochte, wühlte und brauste, läßt mich noch heute ttschaucrn. , Endlich ging ich heim, und dort, in nerhalb meiner vier Wände, ließ ich meinen Wuthausbrüchcn frckcn Lauf! Der Schurke! Der Elende! Alles kochte in mir. Meine rollenden Augen er blickten einen alten Schläger, der an der Wand befestigt war. Ich riß ihn herunter; sausend fuhr die Klinge durch die Luft. Jeder Hieb zehn todte Brief träger. Zittrc, königliche Reichspost! Zwci Tage blieb ich der Treulosen fern. Am dritten kehrte ich zu ihr zu rück. Sie begrüßte mich, als sei nicht das Geringste vorgefallen, nur wun dcrte sie sich darüber, daß ich mich so lange schon nicht mehr hatte blicken lassen: wo ich doch nur gesteckt hätte? So 'ne Schlange, mochte da kommen, was wollte ich mußte Gewißheit haben: Wer war jener Briefträger?" Einn Augenblick schien sie verstört, gleich darauf aber begann ein viel sagendes Lächeln um ihre Lippen zu spielen. Das das war mein Bru der, der mich abholte. Er thut das sehr häufig!" Sie sagte es niit einer solchen Bestimmtheit und dabei so un schuldig, flott und arglos, daß ich an der. Wahrheit ihrer Worte unmöglich Hirne zweifeln können! Ach. wie innig bat sie, die Reine, die Anbctungswür dige, mir zu verzeihen, daß ich so miß träuisch hatte sein können. Ihr Bru der! Jauchze auf, befreite Seele, ihr Bruder!" An jenem Abend trank ich noch mal so viel als sonst. Die Folgen davon waren nicht gerade sehr angenehm, aber was hatte das zu sagen angesichts der Gewißheit, daß es nur" ihr Bruder war. Ain nächsten Tage, nachdem meine Ekstase nach und nach einer ruhigen Ucbcrlcgung Platz gemacht, hatte ich einen guten Einfall. Ich bc schloß nämlich beim ersten besten Wie dcrschen auf die Begleitung ihres Bru ders anzuspielen und ihr mit einer küh ncn Wendung meinen Schutz für den Heimweg anzubieten. Gedacht gethan. Aber es ging nicht so leicht, als ich gedacht hatte. Nein, nein! Das war unmöglich. Die Pferdebahn hielt fast direkt vor ihrem Hause und ihr Bater war so streng! Ach wirklich, ist der so streng?" Und wie! Er bekleidet nämlich eine öffentliche Stellung, wissen Sie." So?" sagte ich thcilnchmend. Und wo denn, wenn man fragen darf ?" .Er ist bei einem großen Unterneh- Der Soimlagsgli i. Jahrgang 11). Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. No. 40. ine angestellt. Aber Sie muncn nicht so furchtbar neugierig sein." fügte sie ziemlich kurz angebunden hinzu. Ich ließ mich indevcn nicht so leicht entmuthigcn. und beschloß, einem der- zweifelten Spieler gleich, alles au? eine Karte zu setze. Ich wagte den Schlag. .Können wir nicht mal zusammen einen Ausflug machen, nach Wannsee z. B. oder nach dem Gruncwald oder wohin Sie sonst gern möchten?" Das itt leider auch unmöglich; in der Woche bin ich immer hier beschäftigt und Sonntags. . . . muß ich immer mit meinen Eltern spazieren gehen." Schon war ich im Begriff, alle Hoff- nung aufzugeben, als meine Dulcinea selber Balsam auf die Wunde legte, indem sie fortsuhr: Aber Sie könnten mir doch gelcgent lich ein großes Bergnügen machen; neh- men Sie mich mal mit in's Theater. Ich will versuchen, mich für einen Abend frei zu machen; ich habe eine Freundin, die mich gewi gerne vertre- tcn wird. Ich meine, Sie hätten mir mal gesagt, daß Sie häufig Freibillets bekommen können. Also wäre Ihnen das recht?" Natürlich war es mir recht und die Sache mit den Freibillets stimmte auch, denn ich hatte einen Freund, der Thea tcrrezensent war und daher fast immer über Freibillets verfügen konnte. Ich ging al o zu ihm und er hatte gerade eine paar Billets da. die er mir mit Vergnügen überließ. Eines der- selbe gab ich früh Morgcus. mit ihrer Adresse versehen, auf die Post; sie mußte es dann noch im Laufe des Vormittags erhalten und konnte also in aller Gc- müthsruhe die nöthigen Maßregeln treffen. Mit zwei rothen Rolcn in der Hand erwartete ich sie Abends eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung ani Eingänge des Theaters; allmählich begann das Haus sich zu füllen, allein sie erschien nicht. Möglicherweise hatte sie, trotzdem ich wie ein Falke nach ihr ausgeschaut, doch übersehen; ich betrat deshalb den Theatcrraum sie war nicht da. Dann wieder hinaus vor die Thür sie kam nicht. Endlich setzte ich mich auf meinen Platz, denn die Vor stcllunq konnte jeden Augenblick ihren Anfang nehinen. Meine Rosen zogen die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Einzelne der Theaterbesucher lächelten vielsagend, andere wieder neidisch, manche sogar mitleidig. Es klingelt der Vorhang geht in die Höhe und in demselben Augen- blicke zwängt sich ein großer dicker Herr mit einem schwarzen Backenbart und barschem Gesicht durch unsere Reihe und läßt sich, behaglich knurrend, auf dem für meine Angebetete bestimmten Platz nieder. Anfangs ließen mich Erstaunen und Entrüstung verstummen. Anstatt einer bezaubernden jungen Dame ein häß- lichcr alter Brummbär! Allmählich aber faßte ich Muth. Es konnte sich hier entschieden nur um ein Mißvcrständniß handeln, daß ich um jeden Preis auf klären mußte, daß ich noch immer hoffte, daß Ella sich wohl nur ein klein wenig verspätet habe und noch kommen werde. Verzeihen Sie. Sie haben wohl irr- thümlich einen falschen Platz eingenom men?" begann ich höflich. . Der Ticke sah mich mißtrauilch an und schwieg. Darauf wandte er fich ruhig wieder der Bühne zu. Ich wiederholte also den Ansall, diesmal etwas kräftiger: Verzeihen Sie. Sie sitzen auf einem verkehrten Platze." Diesmal ignorirte er mich vollkom- men. Die neben und um uns herum Sitzenden begannen aufmerksam zu werden. Einer zischte. Der Ticke sah mich wüthend an, chüttcltc den Kopf, wühlte mit zwei Fingern in der Westentasche herum und örderte endlich einen zerknitterten $ct-- tcl zu Tage, den er mir dicht unter die Nase hielt. Das war mein Billet, mein Frcibil- lct! Ich erkannte es auf den ersten Blick. Das ging denn doch zu weit ! Wie kam jener Mensch dazu? Plöklich ging mir ein Licht aus: ge- miß hat sie es verloren und er hat's gc funden. Jawohl, so mußte es sein. Mein Herr!" raunte ich ihm so eise zu. als es mir bei der Wuth, die in mir kochte, nur möglich war, das ist mein Billet. Sie haScn es gcfun-den Sie fangen an, mich zu langweilen." brüllte plötzlich der Ticke mit Stcntor stimme. Die Wirkung dieses Anrufes war eine entsetzliche. Sssst! Ruhe! Raus! Mund hal- tcn!" so brach es von allen Selten wie ein Sturmwind los. Da erschien ein Schutzmann. Meine Herren, darf ich Sie bitten, mir zu folgen!" Das Herz klopft mir bis in den Hals hinein, piepruthenlausen kann nicht schlimmer sein, als an all biejen hob- nifchen neugierigen Gesichtern vorüber gehen zu müssen! Draußen stand der Direktor, der unsere Billets zu sehen wünschte und sie sofort als Freibillets erkannte. Nun. meine Herren. Sie hatten sich aus Dankbarkeit für die Freibillets wohl anständiger betragen können, sagte er wüthend. Auf den Dicken übte das Wort .Freibillets" eine Wirkung aus wie ein rothe? lafchcntuch auf einen wilden Stier. Wüthend fuhr er auf: Was, Freibillets? Ich habe kein Freibillet. Ich habe .mein Billet bezahlt!" Der Direktor lächelte ungläubig. So, so! An wen sind diese Billets gestern abgegeben worden!" frug er den Kassirer. An den Berichterstatter des Glüh- lichts". antwortete dieser, nachdem er in seinem Buch nachgeschlagen hatte. Ja, das stimmt, von dem habe ich sie auch bekommen," fuhr es mir her aus. So!" sagte der Direktor darauf wieder. -.Aber wie kommt dieser Herr denn zu dem scinlgcn?" Das das das hatte ich ver- lorcn," stotterte ich. Das ist wohl möglich, aber ich habe es von eincm Kellncr bei Bauer gekauft und noch Aufgeld obendrein bezahlt," warf der Ticke ein. Hm, ich werde die Sache unter suchen lassen," versprach der Direktor. Eine sehr trostvolle Aussicht für mich. Das fehlte mir noch. Wenn die Sache aufgeklärt wird und mein Freund dann erfahrt, welchen Gebrauch ich von seinen Freibillets gemacht habe .... Darf ich um Ihre Namen bitten?" Hatte er diese Frage wenigstens nur zuerst an mich gerichtet dann wäre ich dem entsetzlichen Menschen, der mich fortwährend mit wüst rollenden Augen anglotzte, höchst wahrscheinlich entkörn men. Nun war er vor mir draußen und erwartete mich natürlich auf der Straße. Kaum hatte ich meine Rosen wüthend auf den Boden geschleudert als er auch schon in großer Wuth auf niich los stürzte. Mein Herr! Was hat das alles zu bedeuten? Ich möchte nun endlich mal wissen " Lassen Sie mich zufrieden, " brummte ich ihn an. Nein, ich verlange eine Erklärung von Ihnen." Die möchte ich selber gerne haben." Nun machen Sie sich nur nicht obendrein noch lustig über mich; ich warne Sie, verstanden?" sagte der Dicke drohend mit unheilverkündendem Zorn. Plötzlich kam mir ein guter Gedanke. Ich sah auf meine Uhr. Um 10 Uhr war der Kiosk geschlossen. Also noch massenhaft Zeit. Gut, kommen Sie denn nur mit, rief ich," den Weg nach dem Park ein schlagend. Und der dicke Herr hinter mir her. Das erste, was ich sah. war der Briefträger, der im Kiosk saß und in ein sehr vertrauliches Gespräch mit Ella vertieft war. Aber darauf pfiff ich was! Noch ein paar majestätische Schritte und ich stand vor ihr. Was haben Sie mit dem Billet gemacht?" Sie erschrak nicht wenig, als ich so plötzlich vor ihr auftauchte, erholte sich indessen gleich wieder. Beruhigen Sie sich gefülligst! Was fällt Jhncn nur ein. Einem einen solchen Schrecken einzujagen ! Was ich init dem Frcibillct gemacht habe? darüber brauchen Sie nicht einen solchen Spck takcl zu machen! Ich konnte es lcidcr nicht benutzen, dä es meiner Freundin unmöglich war, mich heute Abend zu vertreten, und da habe ich es meinem Vater gegeben !" So! Und wie kommt es denn zu einem Kellner des Bauer?" Das das ist mein Vater?" ant- wortete sie. Dies? Erklärung übcrraschte mich allerdings nicht wenig. Und das nannte sie eine öffentliche Stellung! SagcnSie mal, wenn Sie vielleicht meine Braut noch mehr zu fragen haben, dann eilen Sie sich bitte, ein wenig!" sagte der Briefträger ironisch. Sprachlos starrte ich ihn an. Seine Braut! Das war also der Bruder! Hatte ich dafür so viel Selterwasser mit Himbeersaft Ha! ha! ha!" lachte ich höhnisch. Ihre Braut!" Ja; finden Sie das etwa so lüchcr lich? es ist Ihnen wohl nicht recht?" sagte der glückliche Liebhaber. Ach, mein liebes Fräulein, würden Sie wohl so freundlich sein, mir ein Glas Selterwasser zu geben? Ich ver schmachte vor Durst," ließ sich jetzt die zuckersüße Stimme des Dicken boren, der bis jetzt die Entwickelung des Dramas lchweigend und , mit größtem Jtercne verfolgt hatte. Gewiß, mein Herr! Ihnen vielleicht auch etwas gefällig V wandte sich die schone nun lebhaft zir mir: Zur Ab kühlung!" Tanke bestens. Adieu!" Mit diesen Worten machte ich mich auS dem Staube um eine Erfahrung reicher, wie ich mir zum Trost aller dings zu einem sehr zweifelhaften klar zu machen versuchte. Uud ein paar !age darauf erhielt ich einen Brief von meinem Freunde zweite Erfahrung der mir schrieb, daß er mich, nach dem eigenartigen Gebrauch, den ich von feiner Licbens- Würdigkeit gemacht, dringend eriuchen müsse, ihn in Zukunft mit Anfragen um Freibillets zu verschonen. Und noch eine dritte Erfahrung sollte ich machen. Als ich später wieder einmal in's Theater ging, allein und ohne Rosen wen sah ich da in einer Loge? Meine Dulcinea und neben ihr den dicken Bullenbeißer ! )l?re beste Kode. yiooellette von VajoS ("ottiet. 'Am Dem Ungarischen, Ein schmucker Salon mit zierlichen, vergoldeten Rokokomöbeln. TieLDände mit meergrüner Seide tapeziert, über und über mit Photographien bedeckt. Sie stellen die Gräsin in ihren Parade rollen dar. Eine kleine Gesellschaft, die sich hier jeden Tonnerstag zum Thee einzufin den pflegte, war vollständig versammelt. Man hörte einen Wagen in die Thor einfahrt rollen es war der der Gräfin, die aus dem Theater gekommen war. Eine Minute später erschien ihre Kam nierzofe: Die Herren mögen sich noch einige Augenblicke lang nach Belieben amüftren die Frau Gräsin wünsche von ihrer anstrengenden Rolle auszu ruhen." Die Diener boten auf silbernen Tas sen feine Weine und aromatische Eiga retten an. Schriftsteller, Künstler, Kunstfreunhe reihten sich zu ungezwun genen Gruppen, deren gemeinsamen Mittelpunkt eine in diesen Kreisen ganz ungewohnte Erscheinung bildete: Se. Excellenz der Minister. Er war auf recht einfache Weise hier her gerathen. Der Zufall war es ge wesen, daß er heute Abend im Magna-ten-Easino einen alten Freund getroffen hatte, der hierher kommen wollte. Zu fall, daß Se. Excellenz gut gelaunt war und mitfuhr. So war er da. Er sagte eben Dora, der reizenden Tochter des Hauses, einer liebreizenden Blondine mit stahlblauen Augen, Artig leiten. Heute hatte sie, allerdings in Begleitung einer englischen Gouver nante, ausnahmsweise im Salon er scheinen dürfen, um scheu dieHuldigun gen der Herren anzuhören, unter deren Kreuzfeuer sie erröthcte. wie ein er blühendes Moosröschen. Se. Excellenz ließ sich von dem schüch lernen Kinde neue Abenteuer von Papa erzählen, der zur Zeit in Kamerun Löwen jagte, als eine frische Stimme hinter dem Vorhang rief: Verderben Sie mir nur das Kind!" Allgemeines Lachen erscholl, in das seine Excellenz mit einstimmte. Der Vorhang theilte sich, die Künstlerin er schien in einem Negligee von weißem Ercpe de Chine, das von kostbaren, duftigen Spitzen überrieselt war. Sie stand, in jenem Alter, in dem man schöne Frauen noch immer' schön" nennt, einem Alter, das in dem Leben gefeierter Künstlerinnen die Glanzepoche heißt. Betroffen über die unerwartete An--Wesenheit des Ministers blieb sie einen Augenblick lang stehen. Verzeihen Sie, Gräsin, mein Ein- dringen in diesen vertrauten Kreis," sagte der Erccllenzherr, nachdem ihn sein Freund vorgestellt hatte, und ver beugte sich vor der Frau dcS Hauses. Sie erwiderte mit leichtem Kopfnicken und empfing freundlich die Glückwünsche zu ihrem heutigen großen Erfolge. Gestehen Sie, Gräfin, daß Sie keine Ihrer früheren Rollen so gern creirt haben," sagte ein Schriftsteller, dessen stücken sie manchen Erfolg verdankte. Ich will nicht unhöflich gegen Sie sein," entgcgncte die Künstlerin und noch weniger den Theilhaber mcincs heutigen Triumphes allzu stolz machen. Erlauben Sie mir also, die Antwort schuldig zu bleiben." Dcr junge Autor dcs neuen Stückes lächelte glückselig und küßte chrfurchts voll die Hand der Gräfin. Man setzte sich an die kleinen Tische, um den Thee einzunehmen. Dora zog sich mit ihrer Gouvernante in das Nach barzimmer zurück. Es Ware sehr interessant, zu ersah ren, welche Rolle Ihrer berühmten Laufbahn Ihnen die liebste war." Und dcr Minister beugte sich, die Theeschale in dcr Hand, in feinem Fauteuil vor. Die schöne Frau ihm gegenüber sah mit ihren sammtbrauncn Äugen eine Sekunde lang in sein Gesicht, dann in die grelle Flamme dcr Hängelampe, so. als blättere sie in ihren Memoiren. Die Gesellschaft lauschte gespannt. Se. Eriellen batte die Schale wca- gestellt und zwirbelte seinen Schnurr dart. Ich soll Ihnen von ineincr besten Rolle erzählcn?. . . Gut.. . Wenn Sie mir erlauben, ohne Jahreszahlen zu sprechen! Seit einiger Zeit liebe ich eS nämlich nicht mehr. Taten zu nennen. Wenn irau (5ns4. meine .ffolleni ,ih liebste Feindin, Hier wäre, würde sie vinzusugcn, das n schon lange der Fall. Sie dürfen ihr aber nicht Alles glauben." Genug davon es ist irgend ein mal geschehen. Ich war damals schon recht bekannt hier, man liebte mich so gar ein wenig. Meine Wohnung hatte ich in der Sandorgasse. Es war ein trüber Herbsttag und drauken reancte es in Strömen. Ich probirte noch ein- mal die neue Toilette, in der ich in irgend eincm französischen Stücke eine junge Büucrin geben sollte. Ein ein faches Battistllcidchcn hatte ich an. eine Schürze vorgebunden und eine niedliche Haube auf dem Kopfe. Eine Klcinig keit an dieser Toilette gefiel niir nicht, und ich schickte mein Stubenmädchen nach der Schneiderin. Das Mädchen blieb lange aus. Da ging ich in ihr Zimmer, nachzusehen, ob sie denn noch nicht da sei. Es flinnrltc Ah das ist sie!" dachte ich und öffnete. latt meiner l'me stand ein hübscher junger Mann vor mir mit blondem Bärtchcn und blauen Augen. Er war verlegen und fühlte sich offenbar sehr unbehaglich in seinem zwar feierlichen, aber auch etwas stark abgetragenen schwarzen Anzug. Wen suchen'Sie?" Entschuldigen Sie. ftriinlpin! Ist die Gnädige zu Hause?" sagte der Be- lucher, ein großes, gefaltetes Papier hervorziehend. Er hielt mich offenbar für die Kammerzofe. Die Situation gefiel mir. 'Die Gnädige ist nicht zu Hause," sprach ich, aber sie kommt bald. Tre ten Sie in mein Zimmer, dort können Sie sie erwarten." Ich führte ihn in das Zimmer des Stubenmädchens, hieß ihn niedersetzen und fragte nach seinem Begehr. Anfangs wollte er nicht recht mit der Sprache heraus, dann berich tete er mir, einer meiner alten Bckann ten, bei dessen Kindern er einige Jahre hindurch Erzieher gewesen, habe ihn an die Gnädige" empfohlen. Ich möge ihn beim Minister protcgiren, damit er irgend eine Stelle erhalte. Ich forschte ihn dann noch nach Dem und Jenem aus. Er erzählte mir, wie sehr er es bedauere, mich noch nicht spielen gesehen zu haben, aber er habe kein Geld, um in's Theater zu gehen." Die Sache fängt an, interessant zu werden." warf einer aus der Gesell schaft ein. Se. Exzellenz heftete seine stahlblauen Augen aufmerksam auf die Erzählerin. Die Gräsin fuhr fort: Das Mädchen kam noch immer nicht und ich spielte ihre Rolle weiter. Der Regen plätscherte lustig an die Fenstcrschcidcn. Ich bot meinem Gaste Thee, geradeso wie iekt Ihnen. Zum Beißen war auch etwas da, und wir tranken auch einige Gläser Wein darauf aus einer halbgefüllten Flasche. Der junge Mann wurde immer zutlmnlicher und monte sckl än lich sogar ein Geständniß. Die Situa tion wurde aukerordcntlick hübsch. Ofen brannte ein prasselndes Feuer, kurz, es war ganz so, wie man es in den Romanen liest. Da Luise auch jetzt noch nicht kam, übernahm ich das Bittgcsuch und versprach den, jungen Mann, in seinem Interesse zu wirken. Die Künstlerin unterbrach sich einen Moment. Im Ncbcnzimmer lachtc Dora und die Gouvernante sprach irgend etwas Englisches. Mein Schützling kam auch nachher öfter zu mir. Ich bestellte ihn immer für eine Stunde, da die Gnädige nicht zu Hause sein würde" und empfing ihn dann als Kammerzofe. Er wünschte nun gar nicht mehr, die Künstlerin selbst m svrecben und sienniintc firti mit der Protektion der Zofe. Mir schmeichelte es, daß der naive, blonde Junge allein für meine Person und nicht für meine Kunst schwärmte. Um keinen Preis dcr Welt hatte ich mich verrathen." Nun folate die alte Geschickte: er war verliebt in mich, die Kammerzofe! tr wollte mich ycirathcn! Und die Zofe war iust auch nickt von .ftnh. W?nn die Sache länger fortgedauert hätte, wer weiß, was geschehen wäre! Zum Glück erwirkte die Protektion dem jun- zen Manne n,:ch einem Monat eine Steuer im ,'ech'ten K.'mitar. ivcit weg von hier. Es gab n herzerschütterndes Scheiden, und er ginz. Er ging und vergaß mich ebenso raich, wie er sich sin mich er wärmt hatte! Nicht wahr, meine Herren. !as war nicht schon von ihm. da er mir doch seine ganze Laufbahn zu danken halte? Die anspruchslosen Leute in der Provinz wählten nämlich den anspruchS losen Jungen nach etlichen Jahren zum Abgeordneten. Weder vorher noch nach her kümmerte er sich um mich, freilich erfuhr er niemals, wer die kleine Zofe gewesen war, der er seine ersten Eide geschioorcn hatte. DaS ist die Ge schichte iciner besten Rolle." Die schone Frau schwieg. Ergriffen schwiegen auch die Zuhörer. Se. Ex zellcnz stand auf und ging zum Fenster. ?ort preßte er seine Stirn an die kalten Scheiben. Und die kleine Zofe krankte sich nicht um ihren Anbeter?" fragte der hoff' ungsvollk Autor von heute, der einen Stoff zu. einer neuen Novelle suchte. Sie hatte keine Zeit. Sie wurde bald Gräfin. Dann bekam sie wieder eine Rolle, die sie sehr freute: die Rolle der jungen Mama. Das war auch eine von denen, die sie am liebsten spielt. Nicht wahr. Dora" Das öchtcrchen war auf dcr Schwcllc des Salons er schienen, und die Diva schloß er in leidenschaftlicher Auswallung an ihre Brust, das lockige Blondhaar küsscud. Gerührt sah dic Gcscllschaft zu. AIs schon alle gegangen waren, stand unter einer Laterne auf der anderen Seite dcr Straße, der Wohnung der Gräfin gcgcnübcr, ein einsamer Mann und sah unverwandt hinauf zu den er leuchteten Fenstern. Ein altes, süßes, melancholisches Märchen flüsterte ihm die Erinnerung an seine erste Libe zu. Konige auf der Bühn,. Es ist bekanntlich eine noch nicht aus getragene Frage, was für den Schau fpiclcr schwerer darzustellen ist. dic Ma jcstät eines Königs oder die Urwüchsig keit cincs Bauern. Kostspieliger für den Theaterdirektor istjedcnfallS das Erstere, denn es verlangt, namentlich in historischen Stücken, einen großen Aufwand für die Kleidung. Ein voll ständige Königskostüm kostet heute in einem ersten Pariser Atelier zwischen ö0 und 1-2,000 Fr. Geborene Herr scher haben sich nicht selten in Königs- und anderen vornehmen Rollen ver' sucht, und es war nicht immer ohne Ge fahr für die Bcrufsschauspieler, neben ihnen aufzutreten. Kaiser Nero spielte einst den Priaiirus, ein berühmter Schauspieler neben ihm den Paris. Da diesem mehr applaudirt wurde als dem Kaiser, ließ Nero ihn am nächsten Tage hinrichten.' Es soll vorgekommen sein, daß Fürsten ihres Gleichen auf der Bühne viel schlechter darstellten als Schauspieler. Friedrich Haase erzählt in seinen Erinnerungen, daß er einst Scribes Glas Wasser" für eine Lieb habervorstcllung am Hofe in Koburg einstudirte. Der Herzog, der den Bo lingkroke spielte, benahm sich so unge schickt, daß Haase ihm zurief: Aber, bitte, so wie Sie benimmt sich doch kein Herzog!" Naive Zuschauer täuschen sich oft sehr über die Machtvollkommenheiten eines Brctterkönigs. Als Kean eines Tages mit dem Rufe: Mein König reich für ein Pferd!" als Richard III. geendet hatte, erhielt er am nächsten Morgen den Brief eines schlichten Far mers, der ihm mittheilte, er könne ihm zu den von ihm gestern Abend verkün beten Bedingungen ein sehr gutes, selbstgezogcnes Pferd zur Verfügung stellen. Bisweilen benehmen sich die Könige auf dcr Bühne recht unfürstlich, ohne daß das Publikum dies bemerkt. Garrick spielte einst den Hamlet, als im letzten Akt König Elandius an einem andern Platze der Bühne todt hinfiel, als auf dcr Probe verabredet war. Garrick-Hamlct flüstcrte ihm zu: Nicht da hinstürzen, dort sterbe ich." Aber der Darsteller des Elaudius erwiderte leise: Ich bin der König ich kann sterben, wo ich will." ja" und Ja". Vom Weltumsealcr Förster erzählten wir kürzlich anläßlich scincs 10' 'jährigen Todestages. Heute geben wir dazu einen kleinen Nachtrag'. Der alte For stcr. von dem man weacn seiner Derb- hcit sagte, er sei wohl um die Welt her- umgekommen, aber hineingekommen sei er nicht, war Professor in Halle. Eines Tages hörten einige Studenten eine Bauersfrau mit ihrer Tochter an einer' Straßenecke zanken und bemerkten, daß der hervorgckreifchtc Dialog nur aus: .,O ia" und ..O nein" bestand. Tie Studenten nahmen diese Worte auf und machten daraus einen sehr in Flor kommenden Gruß, der am Ende sehr lästig wurde. Dem alten Förster blieb das nicht lange fremd, und mit einem Schlage brachte er ihn aus dcr Wclt. Als er nämlich in seinen naturgcschicht lichen Vorträacn bet der Beschreib,, dcs Esels war, 'sagte er zum Schlüsse: und nun, meine Herren, muk ich Jhncn noch eine Merkwürdigkeit vom Esel erzählcn er schreit nämlich seit einiger Zeit nicht mehr I a", sondern I. Natürlich. Na, Herr Lieutenant, was sagten die Ehincsinnen in Kiaotschau zu Jhncn?" Alle bedauert, daß nich schon früher jekommen."