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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Feb. 23, 1899)
Spare! fr:: 1 ; Mb : '. Zahlen wir uuier Geld, iagte Liü. v : glaube Mama. da! t eire fj gute sehe ncch gar uiii h::e." ie setzten sub au den kleinen, run den Zisch, und Vilt cnlleerte Üircn 3ci beubeutrl sin lleberbkibü'l besserer Zeiten als sie och in jenem 2Mc)U n der Xoiuui wohnten. Da-5 in seiner Altert Inimlichleit noch immer hübscher war. IS a!l' die Prunkvollen Hau'er in bieser Riesenstadt. Aber was geschah an einem kumiiiervol'en Herbsttages EtiM-s. was sich diesseits und jenseits der Donau in aller Herren Lander, nicht nur an traurigen Herbsttagen. sondern auch im blühenden Frühling ost genug ereignet. Ter alte, ehrwur digk Wohnsiji gerieth mit Allem, was dazu gehörte, unter den Hammer Mutter und Tochter flüchteten in die ijrvs;stadt, in diesen Rettungshasen aller Viuinirlen. die hier vor den belet digenden und nutzlosen Beiletbbe Zeugungen der allen Bekannten sicherer find. alS im dichtesten Urwalde. ..Wohin ist die Lili verschwunden, die schöne, angebetete Lili?" Welcher der Kavaliere, von denen sie einst um schwärmt war, wird diese rage thun? Wird Einer unter ihnen sein, der gleich 'jenem Märchenprinzen sich aus den Weg macht, um unermüdlich nach ihr zu forschen, bis er die schöne, goldloekige Lili gefunden hat, und der, nachdem er sie gefunden, sagen wird: ,,-ieh , ich halte keine Ruhe, bis ich Dich wieder fand. Tu warst reich, jetzt bist Tu arm. frag ich danach? Ich liebe Tich, fei die Meine!" rill war nicht romantischer, als es ein Mädchen fein soll. Wenn ihr Herz auch manchmal unter dem Einflüsse solch süßer, der Märchenwelt entnoin- menen Gedanken leise erbebte, kehrte sie doch bald wieder in die Wirklichkeit zu rück. Sie hatte mit der Vergangenheit ab gerechnet, lind dir Zukunft ? In dem kleinen Zimmerchen des niederen Haus chens hätte sich wohl traulich schwär men lassen; aber sie fürchtete das Er wachen aus solchen Träumen. Tas Zimmerchen und die kleine finstere Küche gingen auf den Hof, den drei Akazien zierten. Nach dem Prachtvollen Parke mit seinen wohlgepflegten Palmen und 'Platanen drei Akazien in einem klei nen Hofe! Nach zehn vornehmen Zim niern eine kleine Stube und als ein zigen Rest von all' der früheren Pracht eine Nähmaschine ältesten Systems. Welch' schöne edle That des neuen Schloßhcrrn, als er mit den Worten: .Fräulein, bitte, wählen Sie aus Ihrem früheren Besißthum, woran Sie besonders hängen." Wie gerne hätte sie das Clavicr genommen; aber die Nähmaschine war wichtiger und Lili Aiähltc diese. Friedlich lag Lilis Wochenverdienst auf dem kleinen Tischchen, Kronen, Heller und dazwischen ein paar Silber gülden. Ihr Gesicht erglühte, ihre .Finger zitterten, als sie die Geldstücke 'aufeinanderlegte und wieder zählte: Eins, zwei, drei Fast unglaublich! Zwanzig Gulden fünfzig Kreuzer! Wie gut ist doch der liebe Gott ! ,Ja, ja," nieste iic alte Frau dazu, der dabei mußte sie die Thränen zu rückhalten. Ihr armes Kind, das Schloßfräulein von einst, erglühte vor Freude, weil es ein paar Gulden erar teilet hatte, wie eine Magd. Mi dachte weniger sentimental. Sie berechnete, daß sie nunmehr mit dem Sparen beginnen könne. Fünf Gut 'den wird sie von dem ungeheuren Ver 'bienst wegnehmen und in die Sparkasse legen. Die ganze Nacht konnte sie nicht - schlafen, vergebens drückte sie die Augen ' zu, sie träumte wach und versuchte, sich die Zukunft auszumalen. Wenn Got tcs Segen auch weiter auf ihrer Arbeit ruht, wird sie jeden Sonntag einen kleineren oder, größeren Betrag in die parcassa tragen. Manchmal vielleicht auch zehn Gulden, warum auch nicht? Sir kann ja auch das Essen noch ein ' wenig einschränken. In wenigen Iah ren hat sie ein Paar hundert Gulden beisammen, in zehn Jahren am Ende tausend, und dann Dreißig Jahre ; wird sie dann alt sein, noch immer kein ganz altes Mädchen, und eines schönen Tages, wenn sie am wenigsten daran bcnkt. kommt vielleicht doch Einer,' den sie lieb hat und der sie auch nicht zurück weifen mutz, weil er ein Mädchen, das so er, ist wie eine Kirchenmaus, nicht zum Wcibe nehmen kann. Irgend ein bescheidener Mann, ein Beamter, der es 'gewöhnt ist, sich einzuschränken, kein Salonmcnsch, aber ehrlich und lieb. Der sie und ihr Mütterchen schätzen und schützen wird. Sie wird schon wacker 'mithelfen und das schmale Einkommen 'ihres Gatten z erhöhen suchen. Etwas bleich und übernächtig er wachte Lili nach dieser durchdachten 3!ccht; doch als sie auf die Straße trat, bie-leinr Geldbörse fest in der Hand lzaltend, ' kam ihre gute Laune wieder, und fast stolz schritt sie in das Spar cassagebüude. Ter Beamte behandelte sie mit ausgesuchter Artigkeit, als wäre sie gekommen, eine Million einzulegen. Ter flaue hieß Mayer, Johann Mayer, war aber nichtsdestoweniger ein sehr netter Mensch, der trotz seiner Jugend bereits eine gutdotirte Stellung inne hatte. Lili trug ein noch aus der alten Herrlichkeit stammendes, seines, nach ''Neuester Faon umgearbeitetes Kleid, bas ihre schönö schlanke Gestalt Vortheil- hast hervorhob ;:i:d im Berein mit ihrem vornehmen Wesen diesem guten Herrn Mauer gar sehr imponirte. Also in,:? Wut den und auf den Namen Lili befehlen, gnadigstes Fräulein?" Ja." 2ie !:.:!::, da; Bni) in Empfing, nickte dankend mit dem Kopse, wobei ein sanftes Lachein über ihre rothen Lippen glitt, und er.t'ernte sich. Herr Malier blickte ihr lange nach und schalt nachträglich den Tiener. der vergessen hatte, der Tame die Zliiire ;u öffnen, als sie fortging. Seither erschien Lili jeden Sonntag, in der Zparcaiia. Ader Wochen und Monate vergingen, und Herr Johann Mayer wußte von Lili nichts An- dercs als: Lili. 12. Februar, sl. o. 12. März, fl. st. Und so weiter. Als Lili aber auch jene fünf Gulden brachte, die den ersten Hunderter voll machten, konnte Herr Johann Mayer sich nicht entHallen, begeistert auszurufen: .Hundert Gulden! Sehr hübsch, sehr lobenSwerth. Fräulein!" Ja. er ging sogar och weiter, dieier begeisterte Herr Mayer: Andere junge Tarnen kommen mit ihrem Taschengelde nicht aus. und Sie. mein Fräulein! Wie glücklich doch Ihr Papa ist." Lili lächelte traurig. Ruhig, fast gleichgiltig sagte sie: Sie täuschen sich mein Herr! Tas habe ich selbst erworben " Unwillkürlich trat Herr Maner einen Schritt zurück und schlug die Häride zu sammelt : ..Unmöglich " Mehr tonnte er nicht jagen, denn Lili grüßte und entfernte sich so rasch, daß der Tiener ihr gar nicht die Thüre öffnen konnte. Zu Ehren des Herrn Mayer sei es gesagt, daß er deswegen den Tiener den ganzen Vormittag schalt. Noch mehr gereichte es ihm aber zur Ehre, daß sein Interesse für Lili in un gewöhnlicher Weise zunahm. Er nahm sich vor, herauszubekommen, wer dieses Mädchen sei, eine Näherin oder ein gnädiges Fräulein. Und Herr Mayer ertappte sich selbst auf frische? Thal: ein Herz klopfte hörbar, und seufzend wünschte er, daß sie doch eine Näherin wäre. Nicht vergebens betete Herr Mayer mbrüstig. daß der Allgütige ihn auf des Mädchens Spur führen möge! Lili'' Wohnung konnte er zwar nicht eruircn vom in nun ei r oaio roieocr, ais wäre nichts vorgefallen, und mit fröh lich stolzer Miene zählte sie ihm zehn -ilberqnlden vor. Prächtig!" frohlockte Mayer, wirk- lich prächtig! Und all dieses Geld haben diese kleinen Hände verdient." Sogar noch mehr, das ist la blos der Ueberfluß." Mit Schreiben, Nähen, Unterrichten? . .Bitte, seien Sie nicht böse, daß ich so neugierig bin." Mit einen, von den Dreien !" er- widerte Lili lächelnd. Wie wohl that es ihr, daß in diesem Menschengetüm inel doch ein Wesen war, das sich für sie interessirte Also Schreiben?" Nein, ein!" Unterrichten?" Auch nicht !" Also, dann Nähen! Ach wie gut!" Lili blickte Herrn Mayer ein wenig verwundert an. Gut? Warum ist denn gerade das Nähen gut?" Das kann ich Ihnen letzt nicht er- klären, Fräulein: aber gestatten Sie, daß ich mich darüber freue." Wenn es Ihnen Spaß macht." Und dann sagte sie lachend: Ich gestatte es huldvollst." Und wenn ich nur wüßte, für wel- chen Zweck Sie das Geld sparen " Glauben Sie nicht, daß sie ein wenig zu neugierig find?" In gütige, Tone sagte der aqes- revisor zu Herrn Mayer: Bitte, Herr Eassier, dieser Herr wünscht eine Rückzahlung." Unwillig übernahm Herr Mayer das Blichet, aber Lili benutzte den Augen blick, und als Herr Mayer wieder zum Schalter kam, war sie verschwunden. Langsam vergingen die Tage. Will es denn nicht Sonntag werden?! Wie ungeduldig dieser Herr Mayer war! Wie ein neuer Abgeordneter, der es nicht erwarten kann, seine Jungfernrede loszulassen. Ja, auch Herr Mayer hatte für den Sonntag eine wohlgesetzte Rede einstudirt. Wenn er nur nicht wieder gestört wird, das war seine Hauptsorge. Welch' ein unerwartetes Glück ! Lili kam sehr zeitig, weder der Buchhalter noch der Revisor waren schon zugegen. Aber Herr Mayer war so er regt, daß er die Hälfte der schönen Rede, die er in schlaflosen Nächten mühsam zusammenbrachte, vergeffeu hatte. Aber etwas Aehnliches, dem Sinne Entspre chendes sagte er ihr doch: Fräulein, ich kenne nicht einmal Ihren Namen, Lili gefällt mir zwar furchtbar, allein wer weiß, ob dies nicht nur ein Deckname ist, Fräulein, ich weiß, daß ich ein ganz Vermester Mensch bin, bitte werden Sie nur nicht ungehalten, ich habe keine Uebung im Perkehr mit jungen Ta rnen, ich bin sehr ungeschickt; aber ich kann nicht zugeben, daß Sie die ganze Woche arbeiten und nur des Sonntags zu mir kommen. Fräulein, das geht nicht. Sparen Sie gar nicht, aber kommen Sie zu mir, Fräulein. Ich brauche das Geld nicht, ich gebe Ihnen das meine noch dazu. Alles und mich selbst obendrein aber haben Sie mich n::r ein wenig lieb, glauben Sie mir. ich bin ein ehrlicher Kerl " Möglich, daß Herr Maser noch viel mehr Worte hervorpreßte aus feinem liebeerfnllten brauen Herzen. So viel ist mir r.nx bekannt, daß Lili's Hanö in der innigen ruh:?, als der Rcri'or ein trat. Herr Aeviior, ich habe die Ehre, .inen mei.'e Braut vorstellen. rai lein Lili, Lili Herr Revisor Fräulein Lili, Folio W, am 12 Februar 5 sl., am 12. Marz ! fl. meine Braut. Herr Revisor, Lili ' Er rang nach Worten, der glückselige Herr Mayer, ihm war. als muffe ihm die Brust zerspringen, wenn noch länger der Schalter i!,n von dem Mädchen trennte, das hochgcrötbeten Angesichts da drangen stand. Xer Herr Revisor lächelte nrilau, er hatte langst gemerkt, daß die Sonntage einmal zu einer Katastrophe für Hern, Mauer führen würden. Er glaubte einem so glücklichen ?.'ic,ischei, an einen, solchen Sonntage die Geldgeschäfte sei- ner Mitbürger nicht weiter anvertrauen zu können. Es wäre auch zu gewagt gewesen. In den, kleinen Zimmer mit der Aussicht auf die drei Akazien, die gerade in voller Blüthe standen, beschloß Herr Mauer seinen glücklichsten Sonn- tag. Tas ist vor ein paar Jahren ge wesen. Heute darf ich's sagen: Einen braveren, liebevolleren Ehemann wie diesen Herrn Maver kann cS unter Allen, die Diesen Namen fuhren, nicht geben, aber auch keine glücklichere Frau. wie die fparireudige Lili. Sie hat es mir selbst gesagt. Du vielseitig Schwefle r. Vr.rnoresfe von M, o s s a k. Herr Zeise war ein netter Mann, wirklich ein sehr netter Mann. Ganz WendekSwalde sagte es, und Wendeks- walde mußte es wissen, denn es lag ziemlich nahe bei Berlin, und daher war es nur natürlich, wenn von der überlegenen Menschenkenntniß der Haupt- und Residenzstädtler etwas dar auf überkommen war. Herr Zeise war aber auch ein sehr ansprechend aussehen der Mann, die Natur hatte ihm zwar nur eine kleine und schmächtige Figu und eine in, vergleich dazu eine allzu große Nase verliehen, aber dafür besaß er einen wohlgepflegten blonden Backen bart und freundliche wasserblaue Au gen, so daß sich immerhin behaupten ließ, er hätte ein recht vortheilhaftcs Aeußeres. Nur eine Eigenthümlichkeit besaß Herr Zcise, über welche d,e Wen dckswalder bedenklich den Kopf schüt teilen er sprach nämlich fortwährend von seiner Schwester. Tkis zeugte aller dings von brüderlicher Liebe, aber was zu viel ist, ist zu viel. Mai, mochte reden wovon man wollte, immer brachte er seine Schwester auf's Tapet. Gleich an. Abend seiner Ankunft, als er zum ersten Mal am Honoratioren tisch in, blauen Lamm saß, fing es an. Man fragte ihn, wo er gewohnt hätte, bevor er als Rendant nach Wendeks walde gekommen war. Ja, feh'n Sie," entgegncte er, ich war Sie zuletzt Kassenführer in eine, kroßen Sanatorium in Zitschewitz bei Träfen. Eine tute Stelle eine sehr kule Stelle! Ich Hütte sie auch nicht be gommen, wenn meine Schwester nicht gewesen Ware, aber die ja un', die hatte da die Gour gebraucht und mich dem Direktor empfohlen. Es ist Sie nämlich ein schönes Mächen, meine Schwester ein sehr schönes Mächen, und den, einen Assistenzarzt gefiel sie auch, aber sie wollte bartumang nichts von ihm wissen." Warum denn nicht?" erkundigte tan sich. Sie wollte sich och weiter bilden in die Musik, denn sie befitzt Sie ein kroßes Schenie für das Glavier das wär' ihr kanzcs Leben, die Musik, sagt sie. Na und dadrüber, weil sie den Assistenzarzt nicht wollte, da wurde denn meine Stellung unhaltbar, und ich kam hier her." An diesen Auslassungen wäre nun am Ende nichts Besonderes gewesen, denn warum sollte Herrn Zeises Schwe ster nicht ein schönes Mächen" sein und Schenie für das Glavier" besitzen, und warum sollte sie nicht vermöge dieser schätzbaren Naturgabcn das Herz des Zitschewitzer Assistenzarztes gerührt ha den? Es sprach wahrhaftig nichts da gegen, und das dachten auch die Wen dekswaldcr. Aber schon an, nächsten Abend waren sie anderer Ansicht, denn da erzählte Herr Zeise, daß seine Schwe ster ein kanz pcdeitcndcs Schenie" für die Malerei hätte und im vergangenen Jahr die Düsseldorfer Akademie besucht und sich dort beinahe mit einem Kollc gen verlobt hätte. Er war ihr nicht solide genug tsewesen. Zwischendurch hatte Herr Zeise noch beim Frühschop pen dem Apotheker deS Ortes anver traut, daß seine Schwester gelegentlich einer italienischen Reise, die sie kürzlich unternommen, um ein Haar das Opfer eines räuberischen Ueberfalles geworden wäre. - Sie liatte sich aber zürn Glück noch durch Auslieferung ihres Schmuckes losgekauft, den ihr ein Jahr zuvor eine englische Lady geschenkt. In dieser Weise ging es fort. Es gab nichts, was diese vielseitige Schwester nicht ge sehen, keinen Ort, an dem sie nicht qc- wesen, keine Kunst, keine Fertigkeit, die sie nicht ausübte. Kurz, sie war ein Unikum, ein Phänomen. Die Geschichte mit dieser Schwester fängt an, mir unheimlich zu werden," äußerte der Arzt des Städtchens eines Abends, als die Herren bis au? Zeise. der noch nicht erschienen war. vollzählig um den Stammtisch versammelt saßen. Passen Sie an', da ist irgend etwas nicht richtig," Ach was! Zeiie rei'.oinmirt!" meinte der Amtsrichter, ein junger Mann mit weltmännischen Manieren, der sich nach letzter ijgerlmvde zu kleiden liebte. Dieser bescheidene Mann?" wandte der Obersteuertontrolleur ein. iinin.'g lich!" loch man pflichtete allgemein dem Amtsrichter bei. Zeiie hatte z. B. er zahlt, daß feine Zchwcster im vergan genen Januar in einer WohÜhätigkeils Vorstellung in einein schlestschen Nest mitgewirlt. nachdem er an. Abend zu vor damit geprahlt, daß sie den ganzen letzten Winter in Petersburg zugebracht und dort in der Gesellschaft eine hervor ragende Rolle gespielt. Nach einer an deren Version wieder sollte sie die Win tcrmonate in Köln verlebt und in dieser Stadt auch den Karneval mitgemacht haben. Ueberall zu gleicher Zeit aber konnte sie doch nicht fein, folglich mußte der biedere Rendant lügen. Nur in einer Beziehung blieben sich die drüder lichen Aussagen stets gleich, nämlich darin, daß sie schwer reich war. Bon den, großen, großen Bennögen der Heldin redete Zeise bei jeder Gelegen- heil. Aber wie tomint sie denn dazu ?" fragte der Toktor. Ter Rendant be- sitzt doch keinen Heller." Sie ist ja seine Stiefschwester," ließ sich hier der Apotheker vernehmen ihr Bennögen stammt von einer Großmutter mütterlicherseits." so schwatzte man durcheinander, als sich plötzlich die Thür öffnete und luirns in fabula der Rendant ein trat. Entschuldigen Sie, meine kutesten Herren, daß ich so spät qoinnie" sagte er t seiner gemüthlich jovialen Weise aber ich habe weben eine freudige Nachricht erhatten. Denken i,e nur, meine Schwester " bei diesem Wort wechselten die Anwesenden Verständniß volle Blicke untereinander will mich besuchen. Morgen mit dem Zweiuhr- zugc trifft sie ein." Es war merkwürdig, wie diese Mit- theminq ans die Gesellschaft wirkte. Roth und blas; werdend saßen die Her ren da, zerstreut vor sich hinstarrcnd, in ihrer Bersnnkenheit fast das Trinken vergessend. Es dauerte auch nicht lange, dann erhob sich Einer nach dein Andern, lim unter einen, Vorwand das Lokal zu verlassen. Was sie zu diesem frühen Aufbruch veranlaßte, das hätte allein der einzige Gärtner des Städtchens sa- gen können, der noch niemals so viel Aufträge für Bonquets erhalten, als an diesem denkwürdigen Abend. Am Nachmittag des folgenden Tages, fünfzehn Minuten vor zwei, erschien Herr Zeise auf dem Bahnhof, um die liebe Schwester abzuholen, aber wer be schreibt sein Erstaunen, als er die Her- ren vom Stammtisch das heißt, so weit sie unverheiratet waren hier versammelt fand. Alle waren s,e über aus fein gekleidet und trugen große Sträuße in den Händen. Eine unver kcnnbare Verlegenheit malte sich in ih ren Zügen, auch musterten sie sich ge- genseitig mit feindseligen Blicken. Na nu" äuszerte Herr Zeise ver- gnügt sein die Herren Alle gcgom men. un, meine Schwester zu empfan- Wird die sich aber freuen! Und alle die schönen Sträußer! So was is hr in ihrem Leben noch nicht passirt." Indeß man sich noch über diese Be- incrkunq verwunderte, die in auffülli- gern Widerspruch zu dem stand, was Herr Zeise sonst über die Huldigungen erzählte, deren Gegenstand seine Schwe ster sonst allenthalben gewesen, psiff es, und wenige Minuten später fuhr der Zug m die Halle. Herr Zeise stürmte voraus auf ein Eonpö zu, aus den, man ein weißes Taschentuch wehen sah, und die Herren stürmten ,hm nach, gespannte Erwar- hing in den Zügen. Und dann dann riß der Schaffner die Waggonthüren auf, und einem Wagen dritter Güte entstieg eine große magere spitznasigc Tarne von etwa sechsnnddreißig Som nicrn, die Herrn Zcise gerührt um armtc. Ja, was war das? Sollte die Schwe ster vielleicht eine ältliche Begleiterin bei sich haben wo aber blieb sie selbst? Und nu, liebe Bauline" sprach Herr Zcise mit freundlichen, Lächeln sieh' mal, was Tir hier für än Em pfang veranstaltet ist gerade wie äner Brinzessin. Hier, meine Herren" fuhr er fort, sich an diese wendend ist meine Schwester, meine kute Ban line, die sich sehr freut, Sie Alle kcnnci, zu lernen." Wenn ein Blitz unter die Gesellschaft gefahren wäre, so würde er kau, mehr Entsetzen und Verblüffung hervorgc rufen habcn, als dcr Anblick dcr myste riösen Zcise'schcn Schwester. Tas also war das schöne, junge und vieliimwor bcne Mächen! Als Angehörige einer hö hcren Gesellschaftsklasse, die gute Le bensart mit der Muttermilch eingcsogen habcn, faßten die Herren sich jedoch und überreichten. Einer nach den, Anderen, Fräulein Bauline mit süßsauren, Lächeln ihre Bonquets, welche die Holde mit Erröthcn entgegennahm. Zu Hause angelangt, hatten sie ihre Lebensgeister so weit gesammelt, um sich über die Situation klar zu werden. Wenn Herr Zcise auch über weibliche Schönheit und Jugend etwas unge wöhnliche Ansichten hegte, so konnte doch in Bezug auf Geld und Gut nicht das Gleiche der Fall fein. Er hatte in dieser Hinsicht recht bestimmte Angaben gemacht und die Hm! Ein hübsches baares Vermögen versöhnt mit Vielem! Am Adens des nämlichen Zages saßen die Herren wieder am Stamm tisch. Sogar Herr Zeiie hatte sich aus guter alter Gewohnheit für ein Weil chen dem Zanbeibann seiner Schwester entrinen. um im trauten Freundestreis ein paar Seidel zu genehmigen. Na nu sagen Sie mal, alter reund" begann der Apotheker, wel eher die gehabte derbe Enttäuschung von Allen am wenigsten verwunden hatte Ihre Fraulein Schwester nu ja. si, ist ja 'e recht stattliche Erscheinung, aber so auffallend schon finde ich sie doch nicht und auch nicht mehr ganz lUIIg " Sie Bauline?" unterbrach ihn Herr Zeise. Nee. rot nen vie, die is icie nie schön gewesen, das hat noch kein Mensch gesunden. Ae kntes Mächen is sie, aber schöne nee!" Und er lachte vergnügt bei dem Eiedanken, daß Jemand die Bauline" schon finden könnte. Aber, mein Colt, sagten uns doch" fiel man von allen Seiten über ihn her ..daß Ihre Schwester " Ja. meine kutesten Herren, von der Bauline habe ich ja noch nie zu Ihnen gesprochen." erklärte Herr Zeise. Was is denn über die zu sprechen? So a r mes. ältliches Machen, das sich als tiitze der Hausfrau fauer fein Brot verdienen muß " Ja, aber die Schwester, von der Sie uns so viel erzählten " Tie Schwester? Ja, meine kutesten Herren, ich hab' Sie fünf Schwestern ohne die Bauline, und das sein Sie allesainint schöne, talentvolle und reiche Machen, aber es sein Sie meine Slicf fchwestern. Die Bauline aber, das is Sie meine rechte Schwester, und die is weder schöne noch reich gerade so wie ich. Die andern, die das kroße Vcr mögen von ihrer Kroßmutter geerbt haben, die Pcrtha. die Kustave, die " und nun folgte die namentliche Aufzäh hing dcr Stiefschwestern. Die Herren aber hörten nicht mehr auf Herrn Zeise's Rede. Stumm, zornig auf Hern, Zeise und auf sich selbst, saßen sie da. Daß sie jener reiz- losen alten Jungfer Blumensträuße ge schenkt, verdroß sie in diesen, Augenblick an, meisten. Wie an, gestrigen Abend. so brachen sie auch heute wieder früh auf. Der eine halte ein Ständchen ab- zubcstellcn, das Fräulein Bauline ge bracht werden sollte, der. zweite einen neuen eleganten Anzug, in dem er ihr Herz zu rühren gedachte, der dritte eine Kiste mit Parfums u. s. w. Fräulein Baulme aber wunderte daß die Herken, nachdem sie ihr einen so festlichen Empfang bereitet, sich nicht mehr vor ihr blicken ließen. O, wie so trügerisch sind Männcrherzcn," sang sie an den folgenden Tagen mit Vor liebe zu Klavierbegleitung, die ihr der kute" Bruder anstatt eines Anbeter leistete. lv'chstcr Sui Lieutenant v. Aler: Die Rede bej Herrn Generals bei der .Vorführung soll ja sehr ergriffen haben." Lieutenant v. Baier: Gewiß, sogar die trommeln wurden gerührt." m t'c!d. Erster t'iast , seine Knegserleliffe er Zählend): Plötzlich sehe ick, aus einen, Busch die rothen Beinkleider eine? Tür ken hervorleuchten. Ich. in zwei Sätzen drauf los und haue ihm beide Beine ab." Zweiler 0iat: ..Aber warum hauten Sie denn da nicht erst den Kopf ad." Erster asl : Der der war schon ab." U,iler ac.indcrt,' II,släii!en, Junge Frau ai,s dem Ball): Du tanzest ja weit besser jetzt, lieber Mann! Erinnerst Du Dich ach. wie Tu mir früher stet- das leid herunter- getreten!" Er: Ja, damals habe ich es auch noch nicht bezahlen müssen!" Ai der schule. In der teographiestunde soll Karl' chc Müller die Ueberschriften eines Paragraphen aus dem Lehrbuch vor lesen und fördert unter großer Heiter keit das Folgende zu Tage: ..Hoche Beeue und Tiefe und Tiefebene.) Beene!" i Hochebene Dcr Lehrer giebt die Aufgabe, an einen Geschäftsfreund zu schreiben und von ihm ein Darlehn zurückzufordern. Hat Jemand von Euch noch wegen dieser Aufgabe irgend eine Frage zu stellen?" fragt der Lehrer. Da erhebt sich dcr kleine Bcnno, ein pfiffiger Knabe, und sagt: Sie entschuldigen, Herr Lehrer, darf ich auch mit dem GcrichtSvollzicher drohen?" (sin herzoglicher 5llenrkiter. In der Blülhczcit der Hansa sorgten strenge Verordnungen der Städte für das richtige Maß und Gewicht dcr zum Kauf ausqcbotencn Waaren. Kein Ballen Tuch durfte in einer Kaufhalle ausgestellt werden, bevor nicht durch be- sondere Aufsichtsbeainte die Länge und Breite des Stückes nachgemessen und durch aufgedruckte Siegel beglaubigt wordcn war. So bekleidete qcqcn Ende des 15. Jahrhunderts in London ein Herzog jeuu von Aiannono oas Äint eines königlichen Generalcllcnmcsscrs". Er handhabte die Elle in eigener Person und ließ es sich nicht nehmen, in den Kaufhäusern Londons zwischen den Tuchhallen zu erscheinen und die von seinen Unterbeamten beglaubigten Maße zu kontrollieren. Seine Ein fünfte von dieser Obliegenheit waren sehr bedeutend. ZZrischbackcn Temmeln. Unweit Schmalkalden in Thüringen ragt ans waldbcschatteter Höhe die Rume Wallcnburq cmpor, im Ist. Jahrhundert das feste Schloß des Rit lers Ehristoph.v. Arnschwanz. Als 17,22 ein Graf von Hcnncbcrg vicr Wochen hindurch die Feste bclagcrtc und vergeblich die mächtigen Ring mauern zu stürmen suchte, rief dcr Rit ter von dcr Mauer den Belagcrcrn die eltsamcn Worte zu: Und wenn ihr uns ein volles zayr einschließt, wir haben doch jeden Morgen unsere frisch backAiei, Semmeln zum Frühstück!" Wenn Ihr uns morgen früh drei frischbackene Semmeln hcrabwerfcn könnt," entgegncte der Hcniicbcrqcr, o will ich mit meinem Volk abziehen, könnt Ihr es aber nicht, so sollt Ihr uns die Thore öffnen!" In diesen, Sinne wurde zwischen bei den ein förmlicher Pakt geschlossen. (sin würdiges lkepaar. An, 8. Januar 1868 so meldeten zu dieser Zeit die französischen Zeitun- gen aus arnt liyainrnid starb ,n Jlicur Eiidfrankrcich) ein Bauer, Namens Pierre Sablicu, und dessen Frau. Sic waren bcidc an ein und dcinsclbcn Tage qcborcn, wurden an demselben Tage in derselben Kirche ge- tauft, wurden beide fast hundert Jahre alt, starben an demselben Tage und wurden gemeinsam in einem Grabe beerdigt. Nlaricchen hat Milch geholt. Mama: Ader Kind, hast Du auch den Topf nicht wieder so angefaßt, daß Du mit Deinen Fingern in die Milch gekommen bist ! Maricchen: Nein, Mama; ich habe ihn so getragen, wie ihn mir die Milch- frau unten im Keller gegeben hat. Mama: Recht so. Mit dcr Milch musz man .immcr sehr rcinlich um- gchcn. Aber Du hast ja doch über geschwappt! Maricchcn: Nein Mama; ich habe blos die Miefekatze von dem Schuh wacher unten mal trinken lassen. Variante. Einen Blick ach dem Grabe sei ner Habe Sendet noch dcr Mensch zurück. Greift fröhlich dann zum Wanderstabe; Was Feuersnoth ihm auch geraubt. Ein süßer Trost ist ihm geblieben: (Er hat die Versicherung sehr hoch verschrieben. Ter Mensch war klüger, als Ihr glaubt.) brüderliche Tbeilung. Triidchcn: Tu, die Mama sagt, wir können uns jetzt, da Weihnachten vorüber, den Wcihnachtsbaum theilen!" Max: Gut, ich werde theilen. Du bekommst natürlich das Meiste." Trudchcn: Tann bin ich's znfric den." Max: Ich nehme die Acpfcl. Nüsse und das Zuckerwerk und Du bekommst den ganzen Baum!" Aus der Ka ferne. Lieutenant (zu einem Soldaten der niest): Hat der Kerl nun einundzwan- zig Jahre zum Niesen Zeit gehabt, und gerade jetzt muß er mir den Parade marsch verderben!" Man muß sich zu helfen wissen, Scpp: Aber Toni, was ist denn das für a närrische neue Mob', Bier aus 'm Goldfischglas zu trinken?" Toni: Ja, weißt, Scpp, der Arzt hat mir ach mcincr Krankheit e i n Glas Bier erlaubt und da hab' i a möglichst großes Glas ausg'fucht." 's kcipz'ger Ganiäleomi, , Sachsilch Gamälconn jaa, das is Sie ä Tier, Das nu ccmal nich fortgoinmt ze Lande hier. Tie vielen, die m'r hat eingcfang'n, Tie fein Sie alle bald druff gegang'n. So is cs mit dän in Hamborg gewäsen Un lctzthin da Widder mit dän in Trä- sen. M'r hätten ooch unser's schon lange verlor'. Adder ärschtens is das in Lcipz'g ge- bor n Un zwcctcns un drittcns qonimt noch d'rzn: 's is gar gccns sondern ü Gänguru! G. Böttichcr. Lcim Morgenkaffee. Gelehrter (die Frühstückstasse in dcr Hand): Ein herrlicher Trank! Weißt Tu. Lenchcn. nun sind cs gcradc 23 Jahrc, daß dcr Kaffcc zu uns nach Deutschland gekommen !" rau (nachdenklich): Nein, wie doch die Zeit vergeht!" Fatale .beilung, Sie (erregt): Wie, Jritz. soll denn meine Meinung garnicht gelten?" Er (sie beruhigend): freilich, frei- lich, mein Kind. Wenn wir einer An ficht sind, so gilt Deine, sind wir aber verschiedener Ansicht, so gilt meine Meinung."